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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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Erleben im Mittelpunkt stehen, Ablenkung und rauschhafte Momente, die uns die Zeit<br />

und die Aufmerksamkeit stehlen, zu uns selbst, zu Gott und zu unserem Nächsten zu<br />

kommen.<br />

Paulus schreibt: sauft euch nicht voll Wein, sondern lasst euch vom Geist erfüllen. Es<br />

ist nicht gleichgültig, was wir alles zu uns nehmen, konsumieren, uns auferlegen und<br />

verdauen müssen.<br />

Es gibt allerlei Süchte, die uns Menschen gefangen nehmen können – nicht nur der<br />

Missbrauch von Alkohol. Das kann auch die übertriebene Arbeit sein, die gesundheitsgefährdende<br />

Freizeitgestaltung oder manches Genussverhalten, das uns statt<br />

uns zu bereichern und zu beschenken, fest im Griff hält und nicht wieder loslässt.<br />

Hinter all dem mag ja ein wichtiger Impuls stecken: die Suche und Sehnsucht nach<br />

Freiheit, Selbstverwirklichung, glückhafter Gemeinschaft oder das Ausprobieren unserer<br />

Kräfte.<br />

Aber stillt das unseren Lebensdurst? Wird nicht der verständliche Hunger nach Leben<br />

auf einer ganz falschen Ebene befriedigt und festgehalten? Viel zu vordergründig<br />

und materialistisch, nicht tief genug und nicht wirklich geistlich gegründet. (In<br />

Alexishafen habe ich gelesen: Gott ist das einzige Ziel, das die Sehnsucht der Menschen<br />

erfüllen kann.)<br />

Sich vom Geist erfüllen lassen, heißt zunächst einmal innehalten, still werden, hinhorchen,<br />

einfach werden, leer und bereit zu empfangen.<br />

Denn Gott kommt nicht mit Donner und Brausen, nicht mit bezwingenden Eindrücken<br />

wie all die anderen, die uns erreichen und beeindrucken wollen. Gott kommt leise<br />

und leicht – mit einem stillen sanften Sausen, in einer Stimme verschwebenden<br />

Schweigens. Gott füllt uns nicht ab, so dass wir Verdauungsschwierigkeiten bekommen,<br />

Gott nähert sich behutsam und erfüllt mit seinem Geist – ganz leicht, ganz einfach.<br />

Geistliche Fülle hat etwas mit Gespräch zu tun, mit Gesang und Gebet.<br />

„Ermuntert einander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und<br />

spielt dem Herrn in eurem Herzen und sagt Dank...“ schreibt Paulus.<br />

Es geht um den Spielraum im Herzen. Gibt es den noch oder sind wir längst voll gestellt<br />

mit Ängsten und Sorgen, mit Streitfragen und Tagesordnungspunkten? Achten<br />

wir auf unsere Herzen noch so, dass Gott darin Platz hat?<br />

Bei der Tagung der Luther-Akademie, die uns hier im Dom zusammengeführt hat,<br />

geht es um die Wichtigkeit der Gottesbeziehung als dem eigentlich tiefen Inhalt aller<br />

Religion und aller Religionen. Wir sollten einander dazu ermuntern, Zeit zu haben für<br />

Gott. Und wenn wir es bei einem anderen Menschen entdecken, dass er diese Zeit<br />

für Gott hat, dass er betet und singt, ehren und achten, auch wenn das nicht oder<br />

noch nicht mit Christus verbindet. Religion haben heißt auch dankbar sein und leben<br />

aus dem, was uns gegeben ist. Wer das kann, danken für empfangene Gabe, und<br />

Zeit hat für Gott und das Göttliche, der ist nicht weit entfernt von der Haltung Jesu. Er<br />

hat uns doch gezeigt und vorgelebt, was das heißt, Vertrauen zu haben, sich die<br />

Kraft zum Leben aus der Gottesbeziehung zu holen und ganz und gar hingegeben zu<br />

sein an den, der allein weiß, was gut für uns ist.<br />

„Herr schicke was du willst, ein Liebes oder Leides, ich bin vergnügt, dass Beides<br />

aus deinen Händen quillt. Wollest mit Freuden und wollest mit Leiden mich nicht<br />

überschütten. Doch in der Mitten liegt holdes Bescheiden.“ (Eduard Mörike)<br />

So beten wir manchmal und zeigen darin, welch Geistes Kinder wir sind. Es gibt eine<br />

Freude und einen Reichtum aus innerem Glanz und Erleben. Alle wahrhaft religiösen<br />

Menschen teilen diese Haltung und verwandeln darin das Antlitz der Erde. Sie können<br />

auch wahrhaft dienen und sich unterordnen, weil sie sich nicht zu behaupten<br />

brauchen und auch nichts behaupten müssen gegenüber anderen.<br />

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