1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
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Edelsteine heißen: Personalität, Solidarität, Subsidiarität und, wie wir heute hinzufügen:<br />
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Dem zu dienen ist unsere<br />
Aufgabe im weltlichen wie im geistlichen Regiment. Sie dürfen dafür die Mittel der<br />
politischen Gewalt einsetzen als Weidende und Achtende, ich nur die Kraft des Wortes.<br />
Aber miteinander, als Älteste und Mitälteste der beiden Regierweisen Gottes,<br />
werden wir einer Vollendung entgegengehen, die einen bestimmten Namen trägt<br />
(wie der Sonntag, von dem wir herkommen): Misericordias Domini plena est terra –<br />
die Erde ist voll der Güte des Herrn (Psalm 33,5). Mögen wir befunden werden als<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Güte Gottes – jede und jeder an seinem<br />
Platz, ob in geistlicher oder weltlicher Verantwortung. Amen.<br />
03.05.1998: Jubilate (Text: Reihe VI) (Lbg. Missionskonferenz)<br />
Apostelgeschichte 17,16-34<br />
Jubilate – Jauchzet Gott, alle Lande! – so heißt der heutige Sonntag. Der 66. Psalm,<br />
den wir zu Beginn dieses Gottesdienstes gehört haben, erinnert uns an eine wichtige<br />
Aufgabe, die wir als Christen in dieser Welt haben: nämlich Lob zu singen zur Ehre<br />
Gottes und seinen Namen zu rühmen und zu bekennen vor den Menschen. Aber das<br />
ist keine leichte Aufgabe in dieser Welt, die von Gott nicht viel wissen will, die stolz ist<br />
auf ihre eigene Klugheit und ihre eigenen Leistungen.<br />
Wie macht man das: Gott zu loben, seinem Namen die Ehre zu geben, ihn zu bekennen<br />
vor aller Welt? Ein Beispiel für die Erfüllung dieser Aufgabe haben wir eben gehört:<br />
die Rede des Apostels Paulus auf dem Areopag in Athen. Wir können auch<br />
heute noch viel aus ihr lernen, auch wenn nicht ganz sicher ist, ob Paulus sie wirklich<br />
so gehalten hat oder ob sie ein Entwurf des Lukas ist, der damit seine eigene Theologie<br />
deutlich machen möchte. Aber wie dem auch sei: Aufbau und Inhalt der Areopag-Rede<br />
können uns helfen, unsere Aufgabe als Zeugen Gottes in dieser Welt besser<br />
anzupacken.<br />
Die erste Beobachtung:<br />
Paulus überwindet seinen Zorn angesichts des heidnischen Treibens in der Stadt<br />
und fängt an, mit den Menschen zu reden. Dieser Schritt ist von großer Bedeutung,<br />
denn wir erleben das heute auch immer wieder, dass Zorn über die Verhältnisse unserer<br />
Zeit unser Bekenntnis vor der Welt behindert.<br />
So mancher ärgert sich über die offensichtliche Gottlosigkeit unserer Zeit, über das<br />
Sich-Verlassen auf die Götzen unserer Kultur: Macht, Geld, Sicherheit, Drohgebärden<br />
auf der einen Seite – Neugier, Forscherdrang, Machbarkeitswahn, Grenzenlosigkeit<br />
auf der anderen Seite bestimmen heute das Verhalten der Menschen. Da kann<br />
dann leicht der Ärger über so viel Gottvergessenheit und Respektlosigkeit des Menschen<br />
umschlagen in Resignation und Rückzug auf das Private: es hat ja doch keinen<br />
Zweck, die Menschen wollen nichts hören von ihren Grenzen als Geschöpfe, von<br />
ihrer Verantwortung für Frieden und Gerechtigkeit, von dem Bild wahrhaft menschlichen<br />
Lebens, das Gott uns in Jesus Christus gezeigt hat.<br />
Das ist eine große Gefahr, dass uns der Zorn, der berechtigte Ärger über eine verkehrte<br />
Welt übermächtigt und zum Schweigen bringt, zum Rückzug, zur Abkehr von<br />
den Menschen und ihren verkehrten Wegen. Paulus hätte auch umkehren und das<br />
heidnische Athen hinter sich lassen können – aber er hat seinen Ärger überwunden<br />
und ist auf die Menschen zugegangen und hat mit ihnen gesprochen.<br />
Eine zweite Beobachtung:<br />
Paulus findet einen Anknüpfungspunkt, der ihm zunächst einmal die Aufmerksamkeit<br />
seiner Zuhörer sichert. Er schimpft nicht mit ihnen, er greift sie nicht an. Er holt sie da<br />
ab, wo sie innerlich stehen. Und er erkennt den tieferen Sinn ihrer Suche nach dem<br />
unbekannten Gott hinter all den äußeren Fassaden ihres religiösen und geistigen<br />
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