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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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und Gottes Liebe spürt. Und es bleibt uns zu beten, so wie Jesus es getan hat für<br />

uns, die Augen aufgehoben zum offenen Himmel. Amen.<br />

28.06.2007: Eröffnung Kirchenkreissynode (Text: 3. S. n. Tr.)<br />

Thema: Zachäus-Kultur (Lukas 19,1-10)<br />

Können Sie sich noch daran erinnern? „Umkehr zum Leben“ – so hieß einmal die<br />

Losung des Deutschen Evangelischen Kirchentages vor 24 Jahren in Hannover. An<br />

fünf aufeinanderfolgenden Tagen dachten wir damals anhand von biblischen Texten<br />

über den Ruf zur Umkehr nach. Angefangen beim Propheten Hesekiel über den Propheten<br />

Jona, die Geschichte vom verlorenen Sohn, das 8. Kapitel des Römerbriefes<br />

bis hin zum Petrus-Bekenntnis im Johannesevangelium: „Herr, wohin sollen wir gehen?<br />

Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, dass<br />

du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Ja, wohin sollen wir gehen angesichts<br />

einer immer wieder allzu sehr in den Tod verliebten Welt, die Feindschaft sät<br />

und setzt zwischen Mensch und Natur, zwischen Mensch und Tier, zwischen Mensch<br />

und Mit-Mensch?<br />

„Kehrt doch um und bleibt am Leben!“ so haben wir uns in jenen Tagen in Hannover<br />

gegenseitig ermutigt. Für meine Frau und mich hatte das übrigens ganz besondere<br />

Folgen: Wir wagten es, inspiriert von diesem eindrucksvollen Kirchentag, auch persönlich<br />

umzukehren zum Leben und nach der tiefen Trauer über zwei behinderte<br />

Kinder noch einmal empfänglich zu werden für neues Leben. Und wir wurden dann in<br />

der Folgezeit reich beschenkt mit gesunden Zwillingen.<br />

„Umkehr zum Leben“ – das ist seitdem so etwas wie unsere persönliche Losung geworden,<br />

nicht nur an Kirchentagen, sondern, wenn es geht und möglich ist, an jedem<br />

Tag unseres Lebens.<br />

Umkehr zum Leben – wie macht man das, wie geschieht das? So lautet unsere Frage<br />

seitdem. Die Geschichte vom Zöllner Zachäus, die uns in dieser Woche besonders<br />

beschäftigt, weil sie Predigttext des vergangenen Sonntags war, gibt uns eine<br />

erste Antwort darauf. Sie ist ja auch eine Umkehr-Geschichte, wie durch den Schluss<br />

deutlich wird, in dem Jesus sagt: „Heute ist diesem Haus Heil widerfahren.“<br />

Umkehr zum Leben – wie macht man das, wie geschieht das? Achten wir einmal genauer<br />

darauf, was Zachäus macht, was ihm geschieht.<br />

Der Ausgangspunkt ist deutlich: Zachäus ist ein ehrgeiziger Mann. Er hat es zum<br />

Obersten der Zöllner gebracht und ist reich. Das liest sich wie eine der üblichen Erfolgsgeschichten<br />

und könnte unsere ungeteilte Bewunderung finden, wenn die Sache<br />

nicht einen Haken hätte: Wir wissen heute, auf welch ungerechte und ausbeuterische<br />

Weise dieser Reichtum zustande gekommen ist. Zachäus mag ein erfolgreicher<br />

Mann gewesen sein, aber ehrenwert war er nicht: Er nutzte die Machtverhältnisse<br />

und die Angst der Leute aus, er war rücksichtslos auf seinen eigenen Vorteil bedacht.<br />

Aber halt! Wir sagen das heute so leicht und vergessen dabei, über die Ursachen<br />

unseres eigenen Erfolges und Reichtums als einzelne oder als ganze Gesellschaft<br />

nachzudenken. Also schon hier am Anfang der Geschichte heißt es, vorsichtig zu<br />

sein und nicht etwa den Splitter im Auge des anderen wahrzunehmen und dabei den<br />

Balken im eigenen zu vergessen. Wer sind wir denn, dass wir uns über Zachäus erheben?<br />

Es gibt durchaus Anzeichen dafür, dass wir mit unserem Reichtum in den westlichen<br />

Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften einer „Zachäus-Kultur“ angehören:<br />

mächtig und reich doch nur aufgrund von Machtstrukturen und ungerechten Verhältnissen,<br />

die wir zu unseren Gunsten zu nutzen wissen.<br />

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