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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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sein Beten bringt er Vergangenheit und Zukunft, Himmel und Erde zusammen. So<br />

bleibt er nahe, auch wenn er fern ist. Sein Abschied ist keine Trennung, kein „Auf<br />

und davon“, sondern er bleibt im Gespräch, in lebendiger Beziehung zu uns und der<br />

Welt.<br />

Die, die das begriffen, ergriffen haben und ihn nahe und lebendig wissen, die tragen<br />

es weiter. Gerade ihnen allen, auch uns heute, gilt das fast beschwörende Bitten um<br />

das „Eins-Sein“. Denn so wird die Welt glauben und erkennen, dass sie geliebt ist<br />

von Gott – so sehr, dass er seinen Sohn schickte.<br />

Es erleichtert und ermutigt mich, dass gerade auch das Einssein nicht gefordert ist,<br />

sondern erbeten. Die Geschichte des Scheiterns der Einheit der Christen ist so lang<br />

wie die Geschichte der Christen selbst und ein Grund, an der Kirche zu leiden. Aber<br />

hier ist ja dieses Einssein weder gefordert noch ein Zustand, sondern ist im Bitten<br />

zugleich in eine Bewegung gebracht. Auch beim Einssein geht es um Beziehung, die<br />

gesucht und immer wieder neu lebendig werden muss. Wo das gelingt im ökumenischen<br />

Miteinander, gibt es spürbar neue Impulse und Kraft, weiter um Einheit zu ringen<br />

und damit um Glaubwürdigkeit für die Welt.<br />

Das Beten dafür ist nötig, besonders heute, am Sonntag „Exaudi“: „Herr, erhöre uns“.<br />

Dies Einssein, um das Jesus hier bittet für uns, das bedeutet aber noch mehr als<br />

ökumenischen Dialog. Es geht um das Einssein, das von Gott ist, aus dem aller<br />

Glaube, alle Erkenntnis, alle Liebe kommt, es geht um Versöhnung und Frieden.<br />

Auch das ist kein Zustand, der ein für allemal erreicht werden kann, sondern bewegende<br />

Erfahrung unser Leben lang. Und es gehört zu den „himmlischen“ Erfahrungen,<br />

wenn es gelingt, Zerrissenheit zu heilen, Frieden zu schließen und versöhnt zu<br />

leben, im ganz kleinen alltäglichen und im ganz großen Leben in der Welt draußen.<br />

Das Beten dafür ist nötig, überall, wo Menschen miteinander leben – nicht nur heute<br />

am Sonntag „Exaudi“, sondern immer und überall, wo wir Menschen leben.<br />

Himmelfahrt, so habe ich vorhin gesagt, ist kein „Auf und davon“. Mit Himmelfahrt ist<br />

endgültig der Bogen zwischen Himmel und Erde gespannt und bleibt es. Jesus bittet<br />

darum, dass alle die, die auf ihn hören und in ihm leben, bei ihm sind, im Himmel und<br />

auf der Erde. Und das heißt, dass Himmelfahrt, dieses seltsame Fest zwischen Ostern<br />

und Pfingsten, ein bewegendes, sogar beunruhigendes Fest ist.<br />

Denn es bestätigt, dass wir uns nicht davonmachen können. Nicht dadurch, dass wir<br />

uns arrangieren mit den Verhältnissen, durch dieses schiedlich-friedliche Nebeneinander<br />

von Glauben und Leben, von Kirche und Gesellschaft, von Gottes Macht und<br />

weltlicher Macht. Und wir können uns auch nicht davonmachen, wenn wir nur nach<br />

oben gucken und auf den Himmel warten, der kommt und Seligkeit bringt, wenn wir<br />

uns nur vertrösten auf bessere Zeiten, weil hier ja eh nichts mehr zu retten und zu<br />

hoffen und zu tun ist, nein:<br />

Die Himmelfahrt des Gekreuzigten und Auferstandenen ist ein Ereignis, das unruhig<br />

machen kann. Denn es bringt uns dazu, diese Spannung zwischen Himmel und Erde<br />

auszuhalten. Es stellt die Frage, wie wir es halten mit der Macht, wem wir folgen:<br />

dem Zeitgeist, der herrscht, wie er will, oder dem Geist Gottes, der oft so unmerklich<br />

weht? Wer hat uns mehr im Griff? Die Macht von Menschen, viel zu oft missbraucht<br />

und tiefe Risse in der Welt hinterlassend? Oder Gott, dessen Macht so sanft daherkommt,<br />

der den Willen hat, zu heilen, und der sich oft gerade in der Ohnmacht so<br />

groß und unüberwindbar zeigt?<br />

Es ist nicht zu Ende, es geht weiter, die Geschichte von Gott und der Welt. Immer<br />

noch sprengt die Herrlichkeit Gottes unsere Vorstellungskraft, immer noch sein Himmel<br />

unser kleines Menschenleben auf der Erde. Seine Zukunft bestimmt unsere Gegenwart.<br />

Und uns bleibt es, das weiterzusagen, damit die Welt erkennt und glaubt<br />

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