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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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2007 (Reihe V)<br />

07.03.2007: Konvent der Pastorinnen und Pastoren (Text: Okuli)<br />

Jeremia 20,7-13<br />

Ein ganz ungewöhnlicher Predigttext ist für den kommenden Sonntag Okuli vorgeschlagen.<br />

Ein Text wie aus einer fernen Welt, ganz weit weg von uns und doch – vielleicht!<br />

– uns so nah, dass er uns direkt anspringt, uns packt und hin und her schüttelt.<br />

Das klingt widersinnig, aber Sie werden es gleich merken, wenn ich Ihnen den<br />

2700 Jahre alten Text vorlese. Der Prophet Jeremia spricht dabei ganz persönlich<br />

von sich, seinem Auftrag als Prophet, als Sprachrohr Gottes, von seiner Freude daran,<br />

vor allem aber von seinem Leiden unter diesem verhängnisvollen Auftrag. Sehr,<br />

sehr persönliche Probleme eines Mannes, der vor fast drei Jahrtausenden lebte.<br />

Urlange ist das her, was kann es uns noch angehen? Doch vielleicht sind wir doch<br />

mitten dabei und werden mit hineingenommen in diesen Kampf des Propheten mit<br />

sich und seinem Gott. Hören wir also nach dieser Vorankündigung zunächst einmal<br />

den Text und hören wir ihn so, dass wir uns fragen: Könnte auch ich so reden? Gar<br />

mit Gott so reden?<br />

HERR, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu<br />

stark gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich,<br />

und jedermann verlacht mich. Denn sooft ich rede, muss ich schreien; „Frevel<br />

und Gewalt!“ muss ich rufen. Denn des HERRN Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden<br />

täglich. Da dachte ich: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in<br />

seinem Namen predigen. Aber es ward in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer,<br />

in meinen Gebeinen verschlossen, dass ich’s nicht ertragen konnte; ich wäre<br />

schier vergangen. Denn ich höre, wie viele heimlich reden: „Schrecken ist um und<br />

um!“ „Verklagt ihn!“ „Wir wollen ihn verklagen!“ Alle meine Freunde und Gesellen<br />

lauern, ob ich nicht falle: „Vielleicht lässt er sich überlisten, dass wir ihm beikommen<br />

können und uns an ihm rächen.“ Aber der HERR ist bei mir wie ein starker Held, darum<br />

werden meine Verfolger fallen und nicht gewinnen. Sie müssen ganz zuschanden<br />

werden, weil es ihnen nicht gelingt. Ewig wird ihre Schande sein und nie vergessen<br />

werden. Und nun, HERR Zebaoth, der du die Gerechten prüfst, Nieren und Herz<br />

durchschaust: Lass mich deine Vergeltung an ihnen sehen; denn ich habe dir meine<br />

Sache befohlen. Singt dem HERRN, rühmt den HERRN, der des Armen Leben aus<br />

den Händen der Boshaften errettet!<br />

Liebe Schwestern und Brüder! Was für eine Rede!<br />

Ein einziger Aufschrei des Jeremia, des Propheten. Des Streiters für Gott. Hin und<br />

her geworfen ist er. Er will und muss reden. Gott hat ihn gegen seinen Willen – „ich<br />

kann nicht reden, ich bin noch viel zu jung dazu ...“, hatte er vorher gesagt – dazu<br />

gezwungen. Er ist dazu bestimmt, dem Volk und dem König und allen Priestern die<br />

Wahrheit zu sagen, ungeschminkt. Die ganz unangenehme Wahrheit: Gericht, Strafe,<br />

Tod! Wer tut das schon aus freien Stücken. Jeremia hatte sich nicht dazu gedrängt,<br />

es war über ihn gekommen – fast so, als habe ihn Gott damit vergewaltigt. Ungeheuerlich.<br />

Und das hat er nun davon. Hohn und Spott und Verachtung erntet er, weil er<br />

ungeschminkt auf alle Übel in der Gesellschaft hinweist. Von allen wird er abgelehnt,<br />

Feindschaft erntet er, keiner will es hören, einsam und allein steht er da. „Ach –<br />

schon wieder dieser Jeremia. Der so genau weiß, was Gott will. Dieser Miesmacher,<br />

dieser Schwarzseher, der ständig mit dem erhobenen Zeigefinger herumläuft, der<br />

ständig alles nur madig machen kann – und das auch noch im Namen Gottes. Weg<br />

mit ihm.“<br />

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