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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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kann. Alles andere, diese selbstgerechte Besserwisserei der Kunstzerstörer, ist Barbarei,<br />

wie wir sie am schlimmsten unter den Nazis erlebt haben. Die Begegnung zwischen<br />

Christus und Thomas, das Wiedersehen, geschaffen von Ernst Barlach, als<br />

Musterbeispiel „entarteter Kunst“ zu betrachten, ist unentschuldbar und ein unverzeihlicher<br />

Akt menschlicher Dummheit.<br />

Künstler, Propheten wissen das, dass sie verkannt, verfemt, verlacht und verhöhnt<br />

werden können vom ahnungslosen und manchmal auch gewissenlosen Publikum.<br />

Deshalb brauchen sie solche biblischen Sätze als Schutzschild und Überlebenshilfe:<br />

„... wiewohl mein Recht bei dem Herrn und mein Lohn bei meinem Gott ist.“<br />

Aber aus der Tiefe der Selbstzweifel und der törichten Verachtung der Leute erhebt<br />

sich ein künstlerisch begabter Mensch und dringt durch zu Klarheit und Gewissheit<br />

der eigenen Berufung und des eigenen Auftrags. Wie es beim Propheten Jesaja,<br />

dem zweiten Jesaja, heißt: „Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an<br />

zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel<br />

zu ihm gesammelt werde, – darum bin ich vor dem HERRN wert geachtet, und mein<br />

Gott ist meine Stärke –, er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die<br />

Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern<br />

ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, dass du seist mein Heil bis an die<br />

Enden der Erde.“<br />

Mit Adlerflügeln schwingt sich der prophetische, prospektive, künstlerische Mensch<br />

auf und überschreitet vorgegebene Grenzen. Aus dem „vergeblich, umsonst und unnütz“<br />

wird ein selbstgewisses „zurückgebracht, gesammelt, wertgeachtet“, das sich<br />

nicht zufrieden gibt mit dem einmal Erreichten. „Es ist zu wenig“, es geht noch mehr,<br />

noch viel mehr: „Licht der Heiden“, „Heil bis an die Enden der Erde“. Ist das nun Größenwahn,<br />

wenn einer sich so in die Lüfte erhebt? Ich glaube nicht. Denn Künstlerinnen<br />

und Künstler sind Menschen, die es zulassen müssen und dürfen, dass der<br />

schöpferische Geist Gottes gewaltig durch sie hindurch weht. Das ist manchmal gar<br />

nicht zum Aushalten. Aber sich aufs Hühnergescharr zu beschränken gehört nicht zu<br />

den eigentlichen Künstleraufgaben. Etwas Adler, ja der ganze Adler muss es schon<br />

sein: hoch erhoben in den Lüften, stolz und selbstbewusst – und doch bescheiden<br />

und einfach, weil jeder weiß, woher die Luft unter den Schwingen kommt. Adler machen<br />

weder Lüfte noch Winde, aber sie fliegen mit ihnen. Das ist prophetische, prospektive<br />

und künstlerische Existenz. Gott sei Dank. Amen.<br />

06.11.2006: Hubertustag (3.11.) (Hubertus-Messe)<br />

Thema: Was ist der Mensch? (Psalm 8,2-10)<br />

Was ist eigentlich dran an diesem Heiligen Hubertus? Wir wissen nur wenig von ihm.<br />

Im Jahr 727 ist er verstorben. Wahrscheinlich ist, dass er 20 Jahre zuvor Bischof von<br />

Maastricht geworden und davor ein Edelmann gewesen ist, der sich unter anderem<br />

auch aufs Jagen verstand. Was ist dran an diesem Hubertus, dessen Gedenktag der<br />

dritte November ist?<br />

Uralte Legenden ranken sich um ihn herum. Das Thema der Jagd und der Jagdleidenschaft<br />

ist auf seine Person konzentriert. Das ist nichts ungewöhnliches. Auch<br />

Menschen in anderen Kulturen haben davon zu erzählen gewusst, dass die Jagd<br />

eine zweischneidige Sache ist: Hier tötet der Mensch, greift gewaltsam in den Zusammenhang<br />

des Lebendigen ein. Er tut das, um Leben zu erhalten. Das ist das<br />

Ziel: Leben erhalten. Der Konflikt: Leben erhalten – das geht nur, indem andere ihr<br />

Leben hergeben.<br />

Die Hubertus-Legende zeigt den Menschen in seiner Zerrissenheit angesichts der<br />

Anforderungen, denen er sich zu stellen hat. Sie zeigt den Menschen, der selber<br />

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