1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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25.05.2014 Aufrufe

Maria weiß, dass Gott anders gewählt hat, weil er anders liebt. Sie sieht eine neue Zeit heraufziehen, in der all das Machtgehabe und all die Ungerechtigkeit von Gott abgetan und gerechte und barmherzig-liebevolle Lebensbeziehungen eingekehrt sein werden. Ihr Lied ist ein einziges jubelndes Ja zu dem Leben, das Gott in ihr, in allen Menschen, hervorbringen will. Amen. 01.12.2005: Kirchenkreissynode (Text: Monatsspruch Dezember) Thema: Sonne der Gerechtigkeit (Maleachi 3,20) Die Würfel sind gefallen! Der Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg soll mit dem Kirchenkreis Lübeck dauerhaft verschmolzen werden. Fühlen wir eine Gerechtigkeitslücke oder fühlen wir uns gar verletzt, so dass wir Zuflucht nehmen müssten bei dem Monatsspruch für den Dezember aus dem Buch des Propheten Maleachi? Muss Gott jetzt für uns eintreten, dass die Sonne der Gerechtigkeit über uns aufgeht und ihre Flügel Heilung bringen? Beziehen wir den Monatsspruch nicht zu schnell nur auf uns allein. Betrachten wir ihn zunächst einmal im Zusammenhang der Adventszeit, die eben begonnen hat. Advent heißt: Ankunft. Gott kommt. Christus kommt auf die Welt als ein Kind und wir warten auf ihn. Wir erwarten ihn zunehmend von Adventssonntag zu Adventssonntag. Am Ende werden wir vorbereitet sein: Das Haus wird geputzt sein, die Plätzchen werden gebacken, die Geschenke gekauft sein. Dann kann es endlich kommen: Das Kind in der Krippe. Immer wieder rührt uns dieses Jesuskind an. Es rührt uns, wie Maria es im armen Stall in ihren Armen wiegt. Es rührt uns, wie die einfachen Hirten zum Stall kommen. Und es rührt uns an, dass Gott in einem so kleinen Kind zu uns auf die Welt kommt. Doch Advent und Weihnachten haben nach den Aussagen der Propheten noch eine ganz andere Seite. Das Kommen Gottes in diese Welt ist nicht nur klein. Es hat große Kraft. Eine Kraft, die unser Leben verändert – hier bei uns in Lauenburg und in Lübeck, in Nordelbien, in Deutschland, in Europa, ja in der ganzen Welt in allen Ländern und Kontinenten – besonders da, wo noch Streit und Ungerechtigkeit und Krieg ist. Dass Gott die Welt in Richtung Frieden und Gerechtigkeit verändern will, davon reden die Propheten. Immer wieder werden darum ihre Worte auch in der Weihnachtsgeschichte aufgegriffen: In Jesus kommt der Gott zu uns, der unsere unheile Welt heil machen will. Bei diesem Kommen, bei diesem Advent steht nicht die rührende Stimmung im Vordergrund. Da geht es vielmehr um Gericht und Strafe, um Gerechtigkeit für die ganze Welt. Die Heuchler, Lügner und Betrüger, die Treu- und Gottlosen kommen nicht ungeschoren davon. Nichts wird schöngeredet. Schuld und Vergehen werden beim Namen genannt. Denn Gott ist einer, der für die Gerechtigkeit einsteht. Dazu gibt er Gebote und Hinweise, dazu setzt er Grenzen, die wir nicht einfach überschreiten sollen. Die Zehn Gebote sind solche Grenzen. Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben. Du sollst nicht stehlen, du sollst nicht töten. Oder von Jesus zusammengefasst: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Wo uns das gelingt, ist das Leben gut. Nicht immer gelingt es – den anderen nicht und uns nicht. Das sollten wir wissen und zugeben können. Darum kommt Gott. In diese zwiespältige, unheile Welt schickt er seinen Sohn. Hier soll Advent werden und Weihnachten: Gegenwart der schönen Gerechtigkeit Gottes. Gott will eine Welt, in der alle leben können, in der alle genug zu essen, genug Möglichkeiten der Schulbildung und der ärztlichen Versorgung haben. Gott will, dass alle Menschen leben und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 128

„Sonne der Gerechtigkeit / gehe auf zu unsrer Zeit, / brich in deiner Kirche an, / dass die Welt es sehen kann. / Erbarm dich Herr.“ Dieses alte Lied der Herrnhuter Brüdergemeinde greift die Sehnsucht des Propheten Maleachi auf: Gott soll kommen und Gerechtigkeit bringen, nicht nur an Weihnachten, nicht nur jetzt im Dezember, sondern endgültig und immer: „Gott, komm in diese Welt und mache sie heil.“ Uns, die wir Gottes Namen anrufen, ist diese Sonne der Gerechtigkeit versprochen. Gott kommt zu uns und macht uns heil. Er verändert uns und ruft uns auf, die Welt zu verändern. In der Kraft, die er uns gibt. An uns soll die Welt sehen, wie Gott das menschliche Miteinander gedacht hat: Wir sollen liebevoll zueinander sein, einander achten und hilfsbereit sein. Wir sollen Versöhnung stiften, friedfertig sein, die Sonne der Gerechtigkeit Gottes in dieser Welt widerspiegeln. Eine schwere Aufgabe, denken Sie jetzt vielleicht. Ja, eine schwere Aufgabe, aber eine adventliche. Gott lässt uns nicht allein. Er kommt zu uns mit seinem Licht, das wir weitergeben: „Lass uns deine Herrlichkeit / sehen auch in dieser Zeit / und mit unsrer kleinen Kraft / suchen, was den Frieden schafft. / Erbarm dich Herr.“ Die Sehnsucht nach der Sonne der Gerechtigkeit gibt uns und unserer Gemeinschaft im Kirchenkreis Richtung und Ziel. Die Strahlen dieser Sonne erreichen uns schon. Wir spüren die Wärme im Gesicht. Wir machen uns auf den Weg der Gerechtigkeit. Gott sendet uns und geht mit uns: Die Sonne der Gerechtigkeit wird über allen aufgehen – und ihre Flügel bringen Heilung. Noch einmal die Frage vom Anfang: Fühlen wir angesichts der kirchenpolitischen Entscheidungen eine Gerechtigkeitslücke oder fühlen wir uns gar verletzt, so dass wir Zuflucht nehmen müssten bei diesem Wort des Propheten Maleachi? Muss Gott jetzt für uns eintreten, dass die Sonne der Gerechtigkeit über uns aufgeht und ihre Flügel Heilung bringen? Denken wir nicht zu klein von den Verheißungen Gottes! Wir wollen sie nicht aufbrauchen in der kleinen Münze unserer nächsten Sorgen und Schritte. Wir wollen sie beziehen auf das Große und Ganze unseres Lebens, in dem wir uns einsetzen und engagieren. Wenn wir darauf Acht geben, dass wir missionarische Kirche bleiben, der es um Frieden und Gerechtigkeit in der Welt geht, also um Gottes Reich, dann wird uns alles andere auch zufallen! Amen. 24.12.2005: Christvesper (Reihe IV) Jesaja 9,1-6 Geburtsanzeigen sind etwas Schönes. Sie gehören häufig zu den wenigen erfreulichen Mitteilungen, die sich in einer Tageszeitung finden. Eine Familie teilt die Freude über die Geburt ihres Kindes mit. Sie will alle, die die Anzeige lesen, wissen lassen, welche Freude ihnen zuteil wurde. Der Stolz über das neugeborene Kind ist unverkennbar – die Eltern, die Geschwister oder die Großeltern lassen uns an ihrer persönlichen Freude teilhaben. Auch wir sind heute beieinander um ein freudiges Ereignis zu feiern. Ein Kind ist geboren, wenn auch vor langer Zeit. Die Geburtsanzeige ist ebenfalls nicht mehr ganz taufrisch – vor langer Zeit ist sie erschienen, im Buch eines Propheten. Die Freude derjenigen, die diese Anzeige aufgegeben haben, ist gut zu erkennen, und dennoch unterscheidet sie sich von den Geburtsanzeigen unserer Tage. Wir hören aus dem Buch des Propheten Jesaja 9,1-6: 1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. 2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt. 129

Maria weiß, dass Gott anders gewählt hat, weil er anders liebt. Sie sieht eine neue<br />

Zeit heraufziehen, in der all das Machtgehabe und all die Ungerechtigkeit von Gott<br />

abgetan und gerechte und barmherzig-liebevolle Lebensbeziehungen eingekehrt<br />

sein werden. Ihr Lied ist ein einziges jubelndes Ja zu dem Leben, das Gott in ihr, in<br />

allen Menschen, hervorbringen will. Amen.<br />

01.12.2005: Kirchenkreissynode (Text: Monatsspruch Dezember)<br />

Thema: Sonne der Gerechtigkeit (Maleachi 3,20)<br />

Die Würfel sind gefallen! Der Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg soll mit dem Kirchenkreis<br />

Lübeck dauerhaft verschmolzen werden.<br />

Fühlen wir eine Gerechtigkeitslücke oder fühlen wir uns gar verletzt, so dass wir Zuflucht<br />

nehmen müssten bei dem Monatsspruch für den Dezember aus dem Buch des<br />

Propheten Maleachi? Muss Gott jetzt für uns eintreten, dass die Sonne der Gerechtigkeit<br />

über uns aufgeht und ihre Flügel Heilung bringen?<br />

Beziehen wir den Monatsspruch nicht zu schnell nur auf uns allein. Betrachten wir ihn<br />

zunächst einmal im Zusammenhang der Adventszeit, die eben begonnen hat. Advent<br />

heißt: Ankunft. Gott kommt. Christus kommt auf die Welt als ein Kind und wir warten<br />

auf ihn. Wir erwarten ihn zunehmend von Adventssonntag zu Adventssonntag. Am<br />

Ende werden wir vorbereitet sein: Das Haus wird geputzt sein, die Plätzchen werden<br />

gebacken, die Geschenke gekauft sein. Dann kann es endlich kommen: Das Kind in<br />

der Krippe.<br />

Immer wieder rührt uns dieses Jesuskind an. Es rührt uns, wie Maria es im armen<br />

Stall in ihren Armen wiegt. Es rührt uns, wie die einfachen Hirten zum Stall kommen.<br />

Und es rührt uns an, dass Gott in einem so kleinen Kind zu uns auf die Welt kommt.<br />

Doch Advent und Weihnachten haben nach den Aussagen der Propheten noch eine<br />

ganz andere Seite. Das Kommen Gottes in diese Welt ist nicht nur klein. Es hat große<br />

Kraft. Eine Kraft, die unser Leben verändert – hier bei uns in Lauenburg und in<br />

Lübeck, in Nordelbien, in Deutschland, in Europa, ja in der ganzen Welt in allen Ländern<br />

und Kontinenten – besonders da, wo noch Streit und Ungerechtigkeit und Krieg<br />

ist.<br />

Dass Gott die Welt in Richtung Frieden und Gerechtigkeit verändern will, davon reden<br />

die Propheten. Immer wieder werden darum ihre Worte auch in der Weihnachtsgeschichte<br />

aufgegriffen: In Jesus kommt der Gott zu uns, der unsere unheile Welt<br />

heil machen will.<br />

Bei diesem Kommen, bei diesem Advent steht nicht die rührende Stimmung im Vordergrund.<br />

Da geht es vielmehr um Gericht und Strafe, um Gerechtigkeit für die ganze<br />

Welt. Die Heuchler, Lügner und Betrüger, die Treu- und Gottlosen kommen nicht ungeschoren<br />

davon. Nichts wird schöngeredet. Schuld und Vergehen werden beim<br />

Namen genannt.<br />

Denn Gott ist einer, der für die Gerechtigkeit einsteht. Dazu gibt er Gebote und Hinweise,<br />

dazu setzt er Grenzen, die wir nicht einfach überschreiten sollen. Die Zehn<br />

Gebote sind solche Grenzen. Du sollst Gott von ganzem Herzen lieben. Du sollst<br />

nicht stehlen, du sollst nicht töten. Oder von Jesus zusammengefasst: Du sollst deinen<br />

Nächsten lieben wie dich selbst.<br />

Wo uns das gelingt, ist das Leben gut. Nicht immer gelingt es – den anderen nicht<br />

und uns nicht. Das sollten wir wissen und zugeben können. Darum kommt Gott. In<br />

diese zwiespältige, unheile Welt schickt er seinen Sohn. Hier soll Advent werden und<br />

Weihnachten: Gegenwart der schönen Gerechtigkeit Gottes. Gott will eine Welt, in<br />

der alle leben können, in der alle genug zu essen, genug Möglichkeiten der Schulbildung<br />

und der ärztlichen Versorgung haben. Gott will, dass alle Menschen leben und<br />

sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.<br />

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