25.05.2014 Aufrufe

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

des Evangeliums, d.h. unser lebendiger Herr Jesus Christus, der gegenwärtig in seiner<br />

Gemeinde ist, verheißt die Vergebung der Sünden, d.h. Leben und Seligkeit. So<br />

ist Christus heute in der Gemeinde gegenwärtig, sie: „Christus als Gemeinde existierend”,<br />

er: „das Haupt der Gemeinde“, so dass die Gemeinde im Miteinander und Füreinander<br />

in der Nachfolge Christi lebt: im Fürsein für den anderen, in der Fürbitte für<br />

die anderen und im gegenseitigen Zuspruch des Vergebungswortes, wie Dietrich<br />

Bonhoeffer es uns erklärt hat.<br />

Darum beten wir im Vaterunser „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben<br />

unseren Schuldigern”. Vergebung schafft Zukunft: Christi Wort der Vergebung und<br />

unser Vergebungswort. „Ich vergebe dir” – dieses Wort verändert alles in einer zerrütteten<br />

Ehe, in einer angespannten Beziehung mit Kindern und auch mit Kollegen:<br />

„Ich vergebe dir” auf die Bitte „Vergib”, weil auch du in Jesus Christus Vergebung<br />

erfahren hast. Schulderkenntnis, Schuldanerkenntnis, Schuldbekenntnis und das<br />

Wort der Vergebung schafft Neues und erschließt Zukunftsfähiges und Lebensdienliches<br />

auch zwischen Verfeindeten, zwischen Kirchen, Völkern und Rassen.<br />

Das „Stuttgarter Schuldbekenntnis” brachte der evangelischen Kirche in Deutschland<br />

die Gemeinschaft mit den anderen Kirchen in der weiten Welt wieder. Die Wahrheitskommissionen<br />

nach den Schrecken der Apartheid in Südafrika ermöglichten Versöhnung.<br />

Denn das Geheimnis der Versöhnung ist Erinnerung und Vergebung. Das ist<br />

der Schatz der Gemeinde, das besondere des Zusammenlebens der Christen heute.<br />

In der Predigt des Evangeliums vernehmen wir es, im Abendmahl wird es uns frei<br />

und bedingungslos geschenkt, im persönlichen Zuspruch der Vergebung macht es<br />

alles neu, im geschwisterlichen Gespräch eröffnet es Zukunft. „Denn bei dir ist die<br />

Vergebung” (Ps. 130, 4).<br />

Liebe Gemeinde, wir antworten auf dieses Wort der Vergebung mit dem Gebet. Eine<br />

mit Staunen erfüllende Gabe! Beten meint das persönliche Reden mit und zu Gott als<br />

Antwort auf die Anrede Gottes. Das Gebet im Namen Jesu ist der „Abba”-Ruf der<br />

Kinder und Erben Gottes mit Jesus, Gottes eingeborenem Sohn, unserem erstgeborenen<br />

Bruder, durch den heiligen Geist. Wenn wir als einzelne oder in der Gemeinde<br />

Gott bitten, klagen, danken und preisen, so tun wir es in der Gemeinschaft mit Jesus<br />

Christus; wir sind ihm gleichgestaltet durch den heiligen Geist. Und dieses Beten<br />

steht unter der Verheißung, dass Gott es hört und erhört.<br />

„Ein zu hoher Anspruch“, könnte mancher einwenden. Und die empirische Gebetserfahrung<br />

von nicht wenigen könnte beipflichten. Aber wie Verheißung und Glaube zusammengehören,<br />

so auch Glaubensgewissheit und Anfechtung, die ja immer noch<br />

getragen wird vom Glauben, und so auch Verheißung und Anfechtung. Die Glaubensgewissheit<br />

in der Gemeinschaft mit Jesus Christus aber weiß um das „Doch<br />

nicht mein, sondern dein Wille geschehe” und um die Zukunft eröffnende Freiheit und<br />

die lebensdienliche Treue Gottes: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden”.<br />

Liebe Gemeinde! Das Leben der Gemeinde aus dem Wort der Vergebung im Gebet<br />

hat entscheidende Bedeutung für das Zusammenleben der Gemeindeglieder auch in<br />

Konfliktsituationen. Und dafür gibt unser Predigttext eine Grundregel. Schieben wir<br />

sie nicht gleich ab als veraltet, unbrauchbar in unserer von sozialpsychologischen<br />

Erkenntnissen geleiteten Gesellschaft! Es gibt keine Zukunft ohne Herkunft. Und Erinnern<br />

grundlegender, von reicher Erfahrung getragener Regeln bedeutet Erinnern in<br />

eine gemeinsame Zukunft hinein.<br />

Die biblische Grundregel lautet: Konflikte in der christlichen Gemeinde sind im seelsorgerlichen<br />

Gespräch zu regeln. Solche Konflikte in der Gemeinde und Kirche haben<br />

– wie wir alle wissen – verschiedene Ursachen; jeder könnte von den eskalierenden<br />

Erregungszyklen durch Unkenntnis, Missverständnis, Unachtsamkeit, Miss-<br />

123

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!