1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
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wir uns umschauen, können wir vielleicht begreifen, was da an Lebensfrucht gewachsen<br />
ist.<br />
Der Sportler hat einen Anspruch auf seinen Siegespreis. Den haben wir nicht so ohne<br />
weiteres, trotz all unserer Bemühungen und Anstrengungen. Und dennoch bleibt<br />
der „unvergängliche Siegeskranz“, die hinter uns aufwachsende Frucht ewigen Lebens,<br />
der uns verheißene Siegespreis für unseren Lebenslauf, gibt diesem aber zugleich<br />
Sinn und Inhalt: Nur dieser unverdiente und unverdienbare, aber Zug um Zug<br />
heranwachsende und Gestalt gewinnende Preis erlebten Sinnes im freien Blick auf<br />
Gott ist es, der uns überhaupt einen sinnvollen und inhaltsreichen Lebenslauf ermöglicht.<br />
Die Gewissheit, dass uns dieser Preis winkt, befreit uns zum Handeln, zu Liebe, Fürsorge,<br />
Einsatz und Engagement. Aus dieser Gewissheit, geliebte und angenommene<br />
Menschen vor Gott zu sein, aus dieser Gewissheit heraus können wir uns einsetzen<br />
für unsere Mitmenschen und für unsere Welt. Wir können uns stark machen für Frieden<br />
und Gerechtigkeit, für Freiheit und Liebe. Es gibt unzählige verschiedene Möglichkeiten,<br />
unseren Lebenslauf im Blick auf Gottes Verheißung zu gestalten. Ich denke,<br />
jeder und jede von uns wird seine, wird ihre Möglichkeit finden. Wir müssen nur<br />
die Augen und die Herzen öffnen und dann auch unsere Hände und unseren Mund.<br />
Das Ziel aber heißt: eine veränderte, eine gerechtere und friedlichere Welt.<br />
Um dieses Ziel erreichen zu können, müssen wir immer darauf achten, dass wir in<br />
Bewegung bleiben und nicht zum Stillstand kommen: Christsein heißt nicht „Stillstehen<br />
und „Sich-auf-feste-Standpunkte-Stellen“, sondern Lauf und Bewegung, ja<br />
manchmal auch Gegenlauf und Gegenbewegung. Wie für einen Sportler ist deshalb<br />
auch für uns Christen das tägliche Training, die tägliche Einübung unbedingt notwendig,<br />
wenn wir das verheißene Ziel erreichen wollen:<br />
- Wir müssen immer wieder üben, zu verzichten und auch mal zu entbehren,<br />
um zu einem einfacheren, dafür aber menschlicheren und für alle verträglicheren<br />
Lebensstil zu gelangen.<br />
- Und wir müssen üben, uns selbst, unseren Wohlstand und unser Wohlergehen<br />
zugunsten anderer auch einmal zurückzustellen oder doch wenigstens die<br />
anvertrauten Güter in den Dienst von mehr Gerechtigkeit und Frieden, von<br />
Ausgleich und Schutz der Schwachen zu stellen.<br />
Ich denke, dass uns vielleicht gerade die in wenigen Wochen beginnende Fastenzeit,<br />
in der wir der Lebenshingabe Jesu und seines Liebes- und Leidensweges gedenken,<br />
dafür Anstoß und Hilfe sein kann.<br />
Wie für einen richtigen Sportler werden aber auch für uns das tägliche Training und<br />
die Wettkämpfe nicht immer einfach und erfolgreich sein: Wir werden Niederlagen<br />
einstecken und Rückschläge erleiden müssen. Wir werden manchmal das Gefühl<br />
haben, alleine zu laufen – so wie der Langstreckenläufer im Stadion, der einsam seine<br />
Runden dreht, immer auf das Ziel zu.<br />
Aber wir sind nicht wirklich allein: Gott selbst sagt uns zu, dass er uns Orientierungshilfe<br />
und Wegbegleiter sein will. Auf ihn können wir uns verlassen! Auch das sagt uns<br />
das Bild vom „unvergänglichen Siegeskranz“: Gott hat in Jesus Christus sein Ja zu<br />
uns Menschen ein für allemal gesprochen – dieses Ja ist unvergänglich! Deshalb ist<br />
Jesus auferstanden von den Toten, hat Gott ihn nicht im Tode gelassen. So hat Gott<br />
gezeigt: Meine Sache mit euch Menschen und mit der Welt geht weiter – bis endlich<br />
das Ziel erreicht ist. Und er hat auch gezeigt: Ich werde mein Reich vollenden, und<br />
ihr Menschen werdet daran teilhaben. In dieser Gewissheit können wir, liebe Gemeinde,<br />
unseren je eigenen Lebenslauf gestalten.<br />
Paulus lebte in dieser Gewissheit und gestaltete aus ihr heraus sein Leben. Er war<br />
zu Einschränkungen und eigener Enthaltsamkeit bereit, um sein Ziel nicht zu verfeh-<br />
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