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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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Paulus weiß, dass das nicht einfach ist. Wie einem Sportler im Training und Wettkampf,<br />

so begegnen auch uns Christen in unserem „Lebenslauf“ verschiedene Hindernisse:<br />

- Man kann schlapp machen und aufgeben.<br />

- Man kann resignieren und sagen: Ich schaffe das nicht.<br />

- Man kann halbherzig laufen und nicht die ganze Kraft einsetzen und sich nur<br />

eben so über die Runden schleppen.<br />

All diese Hindernisse und Hemmnisse kennt Paulus. Er weiß, dass das Bestehen des<br />

Lebenslaufes verbunden ist mit praktischen Konsequenzen. Das verdeutlicht er mit<br />

dem Bild eines Sportlers im Training: Dieser nimmt Verzicht und Entbehrungen verschiedenster<br />

Art auf sich, um im Wettkampf bestehen zu können. Und das alles tut er<br />

nur deshalb, um einmal ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen zu können. Er<br />

tut das, wie Paulus sagt, für einen vergänglichen Siegespreis. Dieser Sportler, so<br />

Paulus, kann mit seinem Einsatz und Engagement ein Vorbild für uns Christen sein,<br />

obwohl unser Siegespreis ein ganz anderer ist: Der Preis des Sportlers ist eine Medaille,<br />

ein Pokal oder ein Geldpreis – zu Paulus’ Zeiten war es ein Eichen- oder Lorbeerkranz.<br />

Unser Preis aber ist das ewige Leben im Reich Gottes, das uns zugesagt<br />

ist.<br />

Was bedeutet das? Wenn man Gott und sein Reich als Ziel und Sinn des Lebenslaufes<br />

erkennt, verändert sich die eigene Haltung zu Besitz und Leistung. Sie bringen<br />

nicht die Erfüllung des Lebens, sie sind vergänglich und verlieren schnell ihren<br />

Glanz. Wenn man Gott als Ziel seines Lebens erkennt, gewinnt man Freiheit gegenüber<br />

allen anderen Besitztümern und Abhängigkeiten.<br />

Gott über alles im Leben zu stellen heißt auch: Ich brauche nicht mehr krampfhaft<br />

nach dem Sinn des Lebens zu suchen, ich weiß, er ist da – ganz selbstverständlich,<br />

liebevoll und gütig für mich. Ich werde dieser ständigen Sorge um das Gelingen meines<br />

Lebens enthoben. Ich kann das tun, was mir jeden Tag aufgetragen wird, was<br />

mir vor die Augen, Hände und Füße kommt. Das ist wichtig und das muss getan<br />

werden. Ich gebe mich hin an die mir im Leben aufgetragenen Aufgaben. Weil ich<br />

mich nicht verliere im Labyrinth eigener Nabelschau, in krampfhafter Selbstbemühung,<br />

laufe ich frei und unbekümmert auf das Ziel, auf Gott, zu.<br />

Dass Menschen von sich selbst und ihren quälenden Sorgensteinen wegschauen<br />

lernen auf Aufgaben, andere Menschen oder Sachen, ist eine Form der Heilmethode<br />

der Psychotherapie für solche Menschen, die sonst an ihren eigenen Problemen zu<br />

ersticken drohen. Kinder leben so. Sie vergessen beim intensiven Spiel, das für sie<br />

Erfahrung der Welt und Einübung in das Leben zugleich ist, sich selbst und alles um<br />

sich herum. Sich in dieser Weise selbst zu vergessen, bedeutet erfülltes Leben gefunden<br />

zu haben. Manchmal vergessen wir Erwachsenen auch alles, weil z.B. ein<br />

Gespräch so interessant war. Wie ist die Zeit vergangen, ich habe es gar nicht gemerkt,<br />

sagen wir dann. Vertieft, versunken und an einen anderen, ein Gespräch hingegeben<br />

haben wir dann gelebt.<br />

Im Sich-selbst-Vergessen, in der Selbsthingabe liegt der Schlüssel zur Erfüllung unseres<br />

Lebens. Indem das krampfhafte Suchen nach gelingendem Leben aufgegeben<br />

wird und das Leben in der Selbsthingabe gelebt wird, geschieht Verkündigung, Verweis<br />

auf den größeren Zusammenhang. Nämlich, dass Gott das Ziel gelingenden<br />

Lebens ist und nicht Leistung, Besitz, Macht oder Selbstbehauptung.<br />

Das meint Paulus, wenn er von dem „unvergänglichen Siegeskranz“ spricht. Dieses<br />

ewige, seinen Sinn in Gott findende Leben ist ein Geschenk, eine Gnadengabe, nicht<br />

ein Lohn, den wir uns durch unseren Lebenslauf erwerben oder verdienen könnten.<br />

Es wächst hinter uns auf wie ein schützender Baum. Später einmal im Leben, wenn<br />

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