1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
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erinnert euch: Ihr wart auch anfänglich weit weg von den wichtigen Werten und es<br />
hat eine ganze Zeit gedauert, bis ihr begriffen habt, worauf es ankommt. So geht es<br />
ja doch auch den anderen: Sie sind zwar noch im Irrtum begriffen und scheinen unbelehrbar<br />
zu sein. Aber merkt ihr nicht: Gott arbeitet auch an ihnen. Auch durch euch<br />
und eure tiefen Überzeugungen lernen sie, anders zu werden. Denn Gott hat alle ins<br />
Lernfeld des Lebens geschickt, damit er sich aller erbarme und sie verwandle zum<br />
Guten.<br />
Gebe Gott, dass wir immer mehr lernen, so freundlich und so verständnisvoll mit allen<br />
Menschen umzugehen. Amen.<br />
15.09.2004: Pröpstekonvent (Text: 15. Sonntag nach Trinitatis)<br />
Thema: Aufrichtung und Stärkung (1. Petrus 5,1-11)<br />
Was für ein Predigttext für kirchenleitende Leute heutzutage! Wir dürfen teilhaben an<br />
den Sorgen und Nöten der Verantwortlichen in der Urgemeinde und erfahren etwas<br />
von ihrem Glauben, ihrer Zuversicht, ihren Bewältigungsstrategien in der Krise der<br />
Kirche.<br />
Freilich, es war damals viel schlimmer als bei uns heutzutage. Wir werden ja nicht<br />
verfolgt und bedrängt, wir haben nicht dieses Leiden zu ertragen, das damals auf die<br />
Christen in einer heidnischen und feindseligen Umgebung auf sie zukam. Jedenfalls<br />
hier nicht in Westeuropa. Es gibt allerdings Gegenden in der Welt, da haben Christen<br />
auch heute zu leiden unter Verfolgung und Schmähung, unter Gewalt und Ungerechtigkeit.<br />
Wie schlimm sind die Bilder des Terrors, die jetzt auch Frauen und Kinder in<br />
so schrecklicher Weise treffen? Was sind dagegen unsere Sorgen, mit denen wir uns<br />
auch heute wieder beschäftigen müssen!<br />
Und doch leidet derzeit in gewisser Weise auch unsere Nordelbische Kirche – unter<br />
Finanzknappheit und unter Reformdruck. Unsere Konvente und Tagungen sind davon<br />
bestimmt, es strengt uns durchaus auch an, wir geraten gelegentlich in Streit<br />
miteinander. Es ist gar nicht so leicht in diesen Tagen, kirchenleitende Verantwortung<br />
mit zu tragen.<br />
Da kommen die Hinweise und Ermahnungen des Apostels, ursprünglich für eine<br />
ganz andere und noch viel tiefer angespannte Situation gedacht, gerade recht. Es<br />
sind Ermahnungen an die Älteren, die Jüngeren und an alle zusammen. Wir sollen<br />
Acht geben aufeinander, uns unterordnen, vor allem aber: nicht überheblich werden,<br />
sondern bereit sein, einander zu dienen.<br />
Wir sind, wie der Apostel, im Hirtenamt der Kirche. Hirten sorgen für die Herde, die<br />
ihnen anvertraut ist, sie herrschen nicht, sie haben ein Dienstamt. Jedem und jeder<br />
von uns ist das ins Stammbuch geschrieben, ja verfassungsmäßige Grundlage unseres<br />
Tuns. Bischöfinnen und Bischöfe, Pröpstinnen und Pröpste dienen ihrer Kirche<br />
und ihren Gemeinden, sie achten auf Zusammenhalt und Einheit.<br />
Das, was wir tun, sollen wir gerne und nicht nur widerwillig tun. Auch unsere Beteiligung<br />
an den notwendigen Reformprozessen wird von dieser Haltung bestimmt sein<br />
müssen: gerne und freiwillig, nicht gezwungen und unwillig. Im Streit um die Sache<br />
darf auch Eifer eine Rolle spielen, aber nicht im Festhalten an Machtpositionen, an<br />
Geld und Privilegien. Im eifrigen Streit um den besten Weg für unsere Kirche in eine<br />
lebbare und gestaltbare Zukunft werden wir uns gegenseitig daran erinnern müssen,<br />
wo der Eifer vielleicht nicht der Sache, sondern dem persönlichen Vorteil gilt. Kompliziert<br />
wird es unter uns immer da, wo wir zurecht allen Eigennutz zurückweisen und<br />
auf die Vertretung berechtigter Interessen verweisen, diese aber eher partikular und<br />
abgetrennt, statt umfassend und verbindend sind. Wir gestehen uns das ja gegenseitig<br />
zu: dass es uns um die Kirche, um die Sache Gottes in der Welt geht, nicht um<br />
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