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1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...

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2004 (Reihe II)<br />

04.06.2004: Gebet für den Frieden im Sudan (Text: Wochenspruch Pfingsten)<br />

Thema: Nicht durch Heer oder Kraft (Sacharja 4,6)<br />

Es ist mir eine große Freude, diesen Gottesdienst aus Anlass des Friedensabkommens<br />

im Sudan vom 26. Mai 2004 leiten zu dürfen. Wir sind dankbar, dass 21 Jahre<br />

Bürgerkrieg nun ein Ende gefunden haben und die Möglichkeit besteht, den Sudan<br />

mit all seinen Bevölkerungsgruppen friedlich zu entwickeln zum Wohl der Menschen.<br />

Ein erster Schritt ist getan, weitere Schritte müssen folgen. Die immer wieder aufflammenden<br />

Kämpfe in der Region Darfur im Westen des Landes müssen ebenso<br />

überwunden werden wie der langjährige Bürgerkrieg zwischen dem Süden und dem<br />

Norden des Landes.<br />

Menschliche Gemeinschaften brauchen Frieden, um sich entwickeln zu können. Nur<br />

so werden sie vor dem Schicksal von Flucht, Hunger und Vertreibung geschützt. Wir<br />

Deutsche wissen das aus eigener leidvoller Erfahrung. Deshalb beten wir um den<br />

Frieden, deshalb arbeiten wir für den Frieden, deshalb versuchen wir, das jetzt Notwendige<br />

und Gerechte zu tun.<br />

Wir fühlen uns bestärkt in unserem Vorhaben durch den Wochenspruch dieser Woche<br />

nach Pfingsten: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist<br />

geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ (Sacharja 4,6)<br />

Gott kennt unsere menschlichen Schwächen, unsere schrecklichen Versuchungen,<br />

unsere Konflikte mit Macht oder Gewalt zu lösen. Aber so soll es unter uns nicht sein.<br />

Er möchte, dass wir uns anstecken lassen von seinem Geist. Das ist nicht der Geist<br />

der Gewalt oder Brutalität. Das ist der Geist der Verständigung, des Friedens und der<br />

Auferbauung, der Geist des Aufbruchs und der Begeisterung für eine friedliche und<br />

gerechte Entwicklung.<br />

Immer wieder müssen wir uns mit der leidvollen Erfahrung auseinandersetzen, dass<br />

Konflikte mit Waffengewalt gelöst werden sollen. Das ist eine Option, die nur im äußersten<br />

Notfall und zum Schutz von Menschenrechten ausgeübt werden darf. Aber<br />

auch dann löst sie die tiefer liegenden Probleme nicht. Wir brauchen den Schutzraum<br />

des Waffenstillstandes und des Friedens, um von neuem aufzubauen, was durch<br />

unser eigenes Versagen und durch unsere eigene Schuld zerstört und verletzt ist.<br />

Im Sudan ist nun ein solcher Schritt in einen Raum des Friedens und der gerechten<br />

Entwicklung getan worden. Menschen aus aller Welt nehmen Anteil an diesem Geschehen.<br />

Sie unterstützen das bisher Erreichte und wollen es weiter entwickeln. Aus<br />

einem guten Geist der internationalen Zusammenarbeit über Grenzen und Kontinente<br />

hinweg soll die zukünftige Gestalt des Sudan entwickelt werden.<br />

Das setzt ein Ende der Übergriffe und Gewalttätigkeiten auch in der Westprovinz voraus,<br />

das erfordert internationale Hilfe zur Überwindung der Massenflucht und drohenden<br />

Hungerkatastrophe entwurzelter Menschen. Das erfordert den friedlichen<br />

Ausgleich der Interessen und das versöhnte Zusammenleben der Religionen.<br />

Nur in einem Raum des Friedens kann gute Entwicklung gedeihen. Der Friede ist ein<br />

Geschenk Gottes, um das wir bitten können. Denn „der Frieden, den wir nicht machen<br />

können, ist die Bedingung für den Frieden, den wir machen müssen“, so hat<br />

Carl Friedrich von Weizsäcker einmal gesagt. Frieden ist die Voraussetzung für die<br />

Gestaltung von Gerechtigkeit, wie umgekehrt gilt: Nur Gerechtigkeit schafft auf Dauer<br />

Frieden.<br />

So wünschen wir den Menschen im Sudan Gottes Heiligen Geist. Er möge sie erfüllen<br />

mit Freude und Hingabe für den friedlichen Aufbau ihres Landes. Er möge sie<br />

begeistern für eine friedliche Gesellschaft, in der die Güter des Landes gerecht geteilt<br />

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