1 Peter Godzik, Ratzeburger Predigten Inhaltsverzeichnis 1997 ...
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Tagesgeschäft? Dass wir zu den Langsamen im Lande gehören, die zunächst einmal<br />
prüfen, worauf es ankommt, ehe sie ein auch dann noch vorläufiges Urteil fällen?<br />
Paulus nennt das Dienen im Amt, das Hinweisen im Lehren, das Zurechtbringen im<br />
Ermahnen, das Lautersein im Geben, das Sorgfältigsein im Leiten und das<br />
Fröhlichsein im Spenden einen vernünftigen Gottesdienst. Denn wo anders als im<br />
Alltag der Welt, in unseren täglichen Aufgaben in der Gemeinde und im Kirchenkreis,<br />
in Schule, Familie und Beruf, sollen wir unsere Lebenshingabe bewähren? Paulus<br />
möchte eine lebendige Art zu leben, sich zu verausgaben und hinzugeben mit Ideen,<br />
Engagement und Liebe – eine heilige und Gott wohlgefällige.<br />
Ach, was sind wir manchmal für komische Heilige, wenn wir zu hoch oder zu niedrig<br />
von uns denken. Wir müssen ja nicht unentwegt falsche Konzepte mit dem Heiligsein<br />
verbinden. Etwas Glanz und Freude im Leben – und im Gesicht! – angesichts der<br />
großen Gaben, die Gott uns geschenkt hat, jedem und jeder einzelnen von uns.<br />
Nicht zu viel Neid und Eifersucht aufeinander, sondern ehrliche Mitfreude über Gaben<br />
und Aufgaben der anderen. Und dann Wohlwollen und Wohlgefallen an den anderen,<br />
denn wohlgefällig vor Gott werde ich doch nur, wenn auch mir etwas wohl gefällt.<br />
Erinnern Sie sich an den Schalksknecht? Wie kann ich Gottes Wohlgefallen an<br />
mir annehmen, der ich so eine brisante Mischung aus Sünder und Gerechtem bin,<br />
wenn mir sonst nichts und niemand wohlgefallen will? Lebendig werde ich, wenn ich<br />
andere lebendig mache; heilig werde ich, wenn ich andere und anderes heilig halte;<br />
und Gott wohlgefällig werde ich – von seiner zuvorkommenden, unverdienten Gnade<br />
einmal abgesehen, die ja auch noch den größten Sünder zur Umkehr bringt und ins<br />
Leben zieht –, wenn auch mir etwas wohlgefällt: Menschen zum Beispiel und Liebe<br />
und Gnade vor Recht und Vergebung und ein Neuanfang, den ich anderen gönne;<br />
und vollkommen werde ich nur, wenn ich auf das Vollkommene höre und schaue.<br />
Deshalb feiern wir Gottesdienst und brauchen Wort und Sakrament: Weil wir Gott<br />
brauchen für uns und für die ganze Welt. Und wenn wir dabei einander beistehen<br />
und achten, dann werden wir noch die ganze Welt verändern – zu ihrem und unserem<br />
Heil. Amen.<br />
08.02.1998: Septuagesimae<br />
1. Korinther 9,24-27<br />
Wir alle kennen die Bilder, die Paulus in diesem Text verwendet, aus Sportberichten<br />
im Fernsehen oder in Zeitungen: Bilder von Wettkämpfen, von harter, oft unerbittlicher<br />
Konkurrenz, von Siegen und Niederlagen. Bilder vom Training, von Entbehrungen<br />
und Verzicht. Gerade in diesen Tagen haben die Olympischen Winterspiele von<br />
Nagano begonnen, die uns von der großen Freude an internationalen Wettkämpfen<br />
berichten, aber auch von den Anstrengungen und Entbehrungen.<br />
Paulus will mit Hilfe dieser Bilder aus der Welt des Sports deutlich machen: Das ganze<br />
Leben eines Christen ist so ein Lauf, ein fröhlicher und manchmal auch anstrengender<br />
Wettstreit. Freilich, diese Bilder können auch leicht missverstanden werden:<br />
Sie erwecken den Eindruck, als sei das Christentum ein sportlicher Wettkampf, bei<br />
dem es Sieger und Verlierer gibt. Doch darum geht es Paulus nicht.<br />
Ja, sagt er, das Leben des Christen ist so ein anstrengender Lauf, der alle Kräfte erfordert<br />
und anspannt, aber es ist kein Wettbewerb, kein Konkurrenzkampf mit nur<br />
einem Sieger. In diesem „Lebens-Lauf“ kommt es eher darauf an, dass möglichst<br />
viele beteiligt sind und das gesteckte Ziel erreichen: „Dabeisein ist alles“. Dazu ist es<br />
aber notwendig, dass die Kräfte gesammelt und konzentriert eingesetzt werden und<br />
dass jeder Christ in seinem Lebenslauf das Beste gibt.<br />
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