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Vortrag an der APS-Jahrestagung 08.11.2003 Peter ... - Peter Godzik

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1<br />

<strong>Vortrag</strong> <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>APS</strong>-<strong>Jahrestagung</strong> <strong>08.11.2003</strong><br />

<strong>Peter</strong> Zimmerling<br />

„Gott ist einsam geworden. Es gibt keine SÅn<strong>der</strong> mehr.“ Ist die theologische<br />

Rede von Schuld noch zeitgemÉÑ?<br />

I. Biblisch-theologische Grundlagen<br />

1. Grundlinien <strong>der</strong> biblischen Rede von SÄnde und Schuld<br />

2. Das reformatorische VerstÅndnis von SÄnde und Schuld<br />

II. SÉkulare Deutungen von SÅnde und Schuld<br />

1. Die Begriffe „SÄnde“ und „Schuld“ werden durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Begriffe ersetzt<br />

2. Entschuldigung auf dem Weg <strong>der</strong> Beschuldigung<br />

3. Deutung von Schuld als bloÑes SchuldgefÄhl<br />

4. Aufhebung bzw. ErmÅÑigung von Normen und sittlichen GrundÄberzeugungen<br />

III. Neuere theologische Versuche einer Öberwindung <strong>der</strong> Krise des SÅndenverstÉndnisses<br />

1. Domin<strong>an</strong>z des Bewusstseins fÄr Äberpersonale SchuldzusammenhÅnge<br />

2. These von <strong>der</strong> VerdrÅngung des SÄn<strong>der</strong>seins als <strong>an</strong>thropologisches Grundproblem<br />

3. Deutung <strong>der</strong> Krise des SÄndenverstÅndnisses als Krise <strong>der</strong> Vergebungserfahrung<br />

IV. Eine verÉn<strong>der</strong>te gesellschaftliche GemÅtslage. Schuldbekenntnis und Vergebung als<br />

Zeichen menschlicher WÅrde<br />

1. Befreiung des SÄndenverstÅndnisses aus moralistischer Verflachung und Erfahrungsferne<br />

2. Schuldbekenntnis als heilsam rettende Erfahrung – Schuldigwerden als Teil des<br />

Hum<strong>an</strong>um<br />

3. Schuldbekenntnis als RÄckgewinnung von Ver<strong>an</strong>twortlichkeit<br />

4. Pflege alter und neuer Formen des Umg<strong>an</strong>gs mit Schuld und Vergebung


3<br />

Die Überschrift meines <strong>Vortrag</strong>s stammt von Paul SchÄtz, einem <strong>der</strong> vergessenen ev<strong>an</strong>gelischen<br />

Theologen des verg<strong>an</strong>genen Jahrhun<strong>der</strong>ts. Obwohl er den Satz „Gott ist einsam geworden.<br />

Es gibt keine SÄn<strong>der</strong> mehr“ bereits vor mehr als 60 Jahren nie<strong>der</strong>schrieb, hat er nichts<br />

von seiner AktualitÅt verloren - wie die Reson<strong>an</strong>z zeigt, die das Thema Ihrer <strong>Jahrestagung</strong><br />

gefunden hat.<br />

Im ersten Teil meiner Überlegungen máchte ich dar<strong>an</strong> erinnern, was SÄnde und Schuld biblisch-theologisch<br />

bedeuten. Im zweiten Teil des <strong>Vortrag</strong>s sind exemplarisch heutige sÅkulare<br />

Deutungen zu skizzieren. Im dritten Teil werden neuere theologische Versuche zur Überwindung<br />

<strong>der</strong> Krise des christlichen SÄndenverstÅndnisses referiert. SchlieÑlich soll im vierten<br />

Teil des <strong>Vortrag</strong>s <strong>an</strong>gesichts einer verÅn<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen GemÄtslage nach Máglichkeiten<br />

gefragt werden, wie die theologische Rede von SÄnde und Schuld praktischtheologisch<br />

erneuert werden k<strong>an</strong>n.<br />

I. Biblisch-theologische Grundlagen<br />

1. Grundlinien <strong>der</strong> biblischen Rede von SÄnde und Schuld<br />

ZunÅchst einige kurze Hinweise zu den beiden Begriffen: Die Bibel unterscheidet nicht zwischen<br />

SÄnde und Schuld. Die SÄnde umfasst automatisch auch die Dimension <strong>der</strong> Schuld.<br />

Weil <strong>der</strong> Mensch nichts besitzt, was er nicht allein aus Gottes GÄte empf<strong>an</strong>gen hat, ist jede<br />

Form von SÄnde Missachtung seiner Geschápflichkeit und damit Schuld gegenÄber dem<br />

Schápfer. 1 Das gleiche gilt fÄr unsere deutsche Alltagssprache, auch darin werden SÄnde und<br />

Schuld synonym gebraucht. 2 Begrifflich exakt bezeichnet „SÄnde“ allerdings zunÅchst nur das<br />

dem Willen Gottes wi<strong>der</strong>sprechende Verhalten als solches. „Schuld“ bedeutet, dass dieses<br />

Verhalten dem Menschen <strong>an</strong>zulasten ist. 3<br />

FÄr die Bibel ist die SÄnde primÅr eine Beziehungsstárung. Entsprechend wird das Umsichgreifen<br />

<strong>der</strong> SÄnde in <strong>der</strong> Urgeschichte Gen 3ff. als ein dramatischer Beziehungszerfall beschrieben.<br />

Als Folge des SÄndenfalls wird die Beziehung des Menschen zu Gott, zum Mitmenschen,<br />

zur Mitwelt und zu sich selbst lawinenartig zerstárt. Der Zerfall <strong>der</strong> Beziehung zu<br />

1 „Darum entzieht er [<strong>der</strong> Mensch] Gott mit je<strong>der</strong> einzelnen Entscheidung gegen ihn das G<strong>an</strong>ze <strong>der</strong> Hingabe, die<br />

<strong>der</strong> Liebe des Schápfers zum Menschen entsprechen wÄrde“ (Edmund Schlink, àkumenische Dogmatik. GrundzÄge,<br />

Gáttingen 1983, 124).<br />

2 Vgl. in den einschlÅgigen Lexika dazu die Stichworte „Schuld“ und „SÄnde“.<br />

3 Vgl. dazu ausfÄhrlich Wilfried Joest, Dogmatik, Bd. 2 Der Weg Gottes mit dem Menschen, 4. Auflage, Gáttingen<br />

1996, 415ff.


4<br />

Gott zeigt sich primÅr in <strong>der</strong> Verweigerung von D<strong>an</strong>k und Anbetung. 4 GegenÄber seinem<br />

Mitmenschen wird <strong>der</strong> Beziehungszerfall am Erkalten <strong>der</strong> Liebe und FÄrsorge fÄr ein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />

erkennbar. Konsequenz des Zerfalls <strong>der</strong> Beziehung zur auÑermenschlichen Mitwelt sind<br />

Raubbau und Ausnutzung zugunsten <strong>der</strong> eigenen Lebenssteigerung. Der Zerfall <strong>der</strong> Beziehung<br />

des Menschen zu sich selbst schlieÑlich zeigt sich zuerst in <strong>der</strong> Scham, d. h. in <strong>der</strong> Entfremdung<br />

des Bewusstseins gegenÄber <strong>der</strong> eigenen Leiblichkeit (Gen 3, 1ff.). DarÄber hinaus<br />

verlieren Bewusstsein und Unterbewusstsein ihre Einheit.<br />

Schonungslos realistisch ist das biblische ResÄmee dieses vierfachen Beziehungszerfalls:<br />

„Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist báse von Jugend auf“ (Gen 8, 21);<br />

„Sie sind allesamt SÄn<strong>der</strong> und erm<strong>an</strong>geln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Rám<br />

3, 23). Umso erstaunlicher, wie hoffnungsvoll optimistisch die Bibel ist, was die Aussicht auf<br />

Überwindung dieser Situation betrifft: Sowohl das Alte als auch das Neue Testament zielen<br />

auf die Wie<strong>der</strong>herstellung des Menschen in seiner ursprÄnglichen Geschápflichkeit. Dabei<br />

gehen die biblischen Texte allerdings davon aus, dass <strong>der</strong> Mensch sich nicht aus eigener Kraft<br />

von seiner SÄnde befreien k<strong>an</strong>n: we<strong>der</strong> durch VerdrÅngung, noch durch Bagatellisierung, eigene<br />

Anstrengung o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gutmachung. „Was kánnten wir Gott <strong>an</strong>bieten, was wir ihm<br />

nicht sowieso schon schulden?“ 5 Viele Geschichten <strong>der</strong> Bibel lassen in erschÄttern<strong>der</strong> Weise<br />

die Verfallenheit des Menschen <strong>an</strong> die SÄnde, seinen Dr<strong>an</strong>g zu sÄndigen erkennen. Trotzdem<br />

hÅlt die Bibel dar<strong>an</strong> fest, dass <strong>der</strong> Mensch fÄr seine SÄnde ver<strong>an</strong>twortlich ist. Letztlich kommt<br />

es zu keinem rationalen Ausgleich bei<strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ken: Die SÄnde gilt zugleich als Schuld und<br />

VerhÅngnis, als ver<strong>an</strong>twortliches Tun des Menschen und als schicksalhaftes Sein.<br />

Überwindung <strong>der</strong> SÄnde geschieht in <strong>der</strong> Bibel durch das Bekenntnis <strong>der</strong> SÄnde vor Gott und<br />

durch den Empf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Vergebung, durch confessio und absolutio. Der g<strong>an</strong>ze Opferkult des<br />

Alten Testaments, wie er vor allem im 3. Buch Mose entfaltet ist, stellt ein einziges, tÅglich<br />

wie<strong>der</strong>holtes áffentliches Bekenntnis des Volkes Israel zu seiner SÄnde und von Gottes áffentlichem<br />

Zuspruch <strong>der</strong> Vergebung dar. DarÄber hinaus kennt das Alte Testament das persánliche<br />

SÄndenbekenntnis des Einzelnen mit dem darauf folgenden direkten Zuspruch <strong>der</strong><br />

Vergebung durch einen Priester o<strong>der</strong> Propheten. Denken Sie etwa <strong>an</strong> Davids Bekenntnis seines<br />

Ehebruchs mit Batseba gegenÄber dem Propheten Nath<strong>an</strong> (2. Sam 12, 13; vgl. zum<br />

Schuldbekenntnis Davids auch Ps 51). Ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es eindrÄckliches Beispiel stellt Psalm 32<br />

dar, in dem die psychosomatischen Konsequenzen unausgesprochener Schuld zum Ausdruck<br />

4 Im Kleinen Katechismus kontrastiert Martin Luther in seiner Auslegung zum Ersten Artikel des Glaubensbekenntnisses<br />

diese Haltung wie folgt: „Ich glaube <strong>an</strong> Gott, den Vater, den AllmÅchtigen, den Schápfer des Himmels<br />

und <strong>der</strong> Erde. Was ist das? Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen … fÄr all das ich<br />

ihm zu d<strong>an</strong>ken und zu loben und dafÄr zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin.“<br />

5 Schlink, àkumenische Dogmatik, 125.


5<br />

gebracht werden: „Denn als ich es wollte verschweigen, verschmachteten meine Gebeine<br />

durch mein tÅgliches Klagen. Denn deine H<strong>an</strong>d lag Tag und Nacht schwer auf mir; dass mein<br />

Saft vertrocknete, wie es im Sommer dÄrre wird. Darum bek<strong>an</strong>nte ich dir meine SÄnde, und<br />

meine Schuld verhehlte ich dir nicht. Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen<br />

bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner SÄnde.“<br />

Im Neuen Testament Ån<strong>der</strong>t sich gegenÄber dem Alten Testament nichts <strong>an</strong> <strong>der</strong> Einsicht in die<br />

Notwendigkeit von Bekenntnis <strong>der</strong> Schuld vor Gott und Empf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Vergebung. Entsprechend<br />

k<strong>an</strong>n auch die Botschaft Joh<strong>an</strong>nes des TÅufers und die Jesu Christi in den gleichen<br />

Worten zusammengefasst werden: „Tut BuÑe, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“<br />

(Mt 3, 2; 4, 17). Allerdings w<strong>an</strong>delt sich die Art und Weise, wie Gott SÄnden vergibt,<br />

<strong>an</strong> einem entscheidenden Punkt: Vergebung <strong>der</strong> SÄnden gibt es nicht mehr aufgrund von Opfern,<br />

son<strong>der</strong>n allein durch den Glauben <strong>an</strong> Jesus Christus. Hebr 9f. entfaltet, wie mit dem<br />

Kreuzestod Jesu Christi <strong>der</strong> alttestamentliche Opferkult ÄberflÄssig wurde: „Nun aber, am<br />

Ende <strong>der</strong> Welt, ist er ein fÄr allemal erschienen, durch sein eigenes Opfer die SÄnde aufzuheben.<br />

Wo aber Vergebung <strong>der</strong> SÄnden ist, da geschieht kein Opfer mehr fÄr die SÄnde“ (Hebr<br />

9, 26b; 10,18).<br />

2. Das reformatorische VerstÅndnis von SÄnde und Schuld<br />

Luthers reformatorische Theologie entzÄndete sich <strong>an</strong> <strong>der</strong> Frage: „Wie bekomme ich einen<br />

gnÅdigen Gott?“ Als Mánch im Kloster bedrÅngte ihn diese Frage mit schrecklicher Gewalt.<br />

Er vermochte in Gott nur einen tyr<strong>an</strong>nischen Herrn zu sehen, <strong>der</strong> auch im Ev<strong>an</strong>gelium – zusammengefasst<br />

in <strong>der</strong> Bergpredigt Mt 5-7 - dem Menschen ein Gesetz auferlegt, das er unmáglich<br />

erfÄllen k<strong>an</strong>n. Wie sollte ein Mensch einen solchen tyr<strong>an</strong>nischen Gott lieben kánnen?<br />

Durch das Studium des Rám begriff Luther, dass Gottes Gerechtigkeit nicht als dessen - unerfÄllbare<br />

- For<strong>der</strong>ung <strong>an</strong> den Menschen zu verstehen ist, son<strong>der</strong>n sein aus freier Gnade gewÅhrtes<br />

Geschenk ist. In Christus wendet Gott dem sÄndigen Menschen sein barmherziges<br />

Antlitz zu. Nicht eine durch Werke erworbene Gerechtigkeit macht ihn in Gottes Augen gerecht,<br />

son<strong>der</strong>n Gottes eigene Gerechtigkeit, die dieser jedem Menschen aus Gnade in Christus<br />

schenkt. Niem<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n und braucht sich darum den Himmel zu verdienen. Daraus ergeben<br />

sich eine Reihe von Konsequenzen fÄr das reformatorische VerstÅndnis von SÄnde und<br />

Schuld.<br />

a) Das Wissen um die GráÑe <strong>der</strong> gáttlichen Gnade in Jesus Christus gibt Luther die Freiheit,<br />

die GráÑe <strong>der</strong> menschlichen Schuld nicht beschánigen zu mÄssen. Das bringt z. B. folgen<strong>der</strong>


6<br />

Abschnitt eines Seelsorgebriefes Luthers <strong>an</strong> Georg Spenlein zum Ausdruck: „HÄte dich darum,<br />

je solche Reinheit <strong>an</strong>zustreben, daÑ du vor dir nicht mehr als SÄn<strong>der</strong> erscheinen willst, ja<br />

gar keiner mehr sein willst. Denn Christus wohnt nur unter SÄn<strong>der</strong>n. Dazu kam er ja vom<br />

Himmel, wo er unter Gerechten wohnte, damit er auch unter SÄn<strong>der</strong>n Wohnung nehme. Solcher<br />

seiner Liebe sinne immer wie<strong>der</strong> nach. Und du wirst seinen gar sÄÑen Trost erfahren“<br />

(Brief <strong>an</strong> Georg Spenlein vom 8. April 1516). 6<br />

b) Zum reformatorischen SÄndenverstÅndnis gehárt das magnificare peccatum, das GroÑmachen<br />

<strong>der</strong> SÄnde. In <strong>der</strong> Einleitung zu Luthers Rámerbriefvorlesung von 1515/16 heiÑt es: „Die<br />

Summe dieses Briefes ist: zu zerstáren, auszurotten und zu vernichten alle Weisheit und Gerechtigkeit<br />

des Fleisches, - mag sie in den Augen <strong>der</strong> Menschen auch bei uns selbst noch so<br />

<strong>an</strong>sehnlich erscheinen und noch so aufrichtig und von Herzen geÄbt werden - dafÄr aber einzupfl<strong>an</strong>zen,<br />

festzustellen und groÑzumachen die SÄnde - mag sie auch gar nicht da sein, o<strong>der</strong><br />

mag m<strong>an</strong> nur vermuten, daÑ sie da ist.“ 7 Die Erfahrung <strong>der</strong> Gnade ist untrennbar mit <strong>der</strong> Erkenntnis<br />

und dem Bekenntnis <strong>der</strong> GráÑe <strong>der</strong> Schuld verknÄpft. Überspitzt formuliert: Das<br />

MaÑ <strong>der</strong> NÅhe Jesu Christi im Leben eines Menschen korrespondiert mit dessen Erkenntnis<br />

<strong>der</strong> GráÑe <strong>der</strong> eigenen Schuld. Entsprechend schreibt Luther im Galaterbrief-Kommentar:<br />

„Du darfst dir nicht trÅumen lassen, als wÅren deine SÄnden so klein, daÑ sie mit deinen Werken<br />

getilgt werden kánnten. Du darfst aber auch nicht verzweifeln wegen ihrer GráÑe, als<br />

mÄÑtest du sie einmal im Leben o<strong>der</strong> im Tod noch ernstlich fÄhlen. Son<strong>der</strong>n lerne hier aus<br />

Paulus das glauben, daÑ Christus nicht fÄr erdichtete o<strong>der</strong> gemalte SÄnden, son<strong>der</strong>n fÄr wirkliche<br />

SÄnden, nicht fÄr kleine, son<strong>der</strong>n sehr groÑe, nicht fÄr die eine und <strong>an</strong><strong>der</strong>e, son<strong>der</strong>n fÄr<br />

alle, nicht fÄr Äberwundene ... son<strong>der</strong>n fÄr unÄberwundene SÄnden sich dahin gegeben hat“<br />

(Galater-Kommentar von 1535).<br />

c) Allerdings ist es notwendig, diese Aussagen Luthers vor einem schwerwiegenden MiÑverstÅndnis<br />

zu schÄtzen. SÄn<strong>der</strong> sein war fÄr Luther nach seiner reformatorischen Neuentdeckung<br />

des Ev<strong>an</strong>geliums nicht lÅnger Ausdruck einer zerknirschenden, entmÄndigenden und<br />

kleinmachenden, son<strong>der</strong>n einer heilsam rettenden Erfahrung. 8 Indem ich im Glauben Gottes<br />

Urteil Äber mich bejahe, trete ich auf Christi Seite, auf die Seite <strong>der</strong> Wahrheit. Dadurch<br />

kommt es zu einem seligen Tausch zwischen Christus und dem Christen, den Luther in seinen<br />

Werken <strong>an</strong> vielen Stellen beschrieben hat: „Darum, mein lieber Bru<strong>der</strong>, lerne Christum und<br />

6 Vom wahren Herzenstrost. Martin Luthers Trostbriefe, ausgewÅhlt und eingefÄhrt von Paul Scheurlen, Stuttgart<br />

1930, 38.<br />

7 Martin Luther, Vorlesung Äber den Rámerbrief 1515/1516, Äbertragen von Eduard Ellwein, 2. Auflage, MÄnchen<br />

1928, 1.<br />

8 So Christi<strong>an</strong> Máller, Wie geht es in <strong>der</strong> Seelsorge weiter? ErwÅgungen zum gegenwÅrtigen und zukÄnftigen<br />

Weg <strong>der</strong> Seelsorge, in: Theologische Literaturzeitung 113 (1988), 416f.


7<br />

zwar den Gekreuzigten. Ihm lerne lobsingen und <strong>an</strong> dir selbst verzweifeln. D<strong>an</strong>n sprich zu<br />

ihm: Du, o Herr Jesu, bist meine Gerechtigkeit, ich aber bin deine SÄnde; du hast, was mein<br />

ist, <strong>an</strong>genommen, und mir gegeben, was dein ist. Was du nicht warst, nahmst du <strong>an</strong> und gabst<br />

mir, was ich nicht war“ (WA, Br 1, 35f).<br />

d) Indem das EingestÅndnis <strong>der</strong> GráÑe <strong>der</strong> eigenen Schuld und das Wissen um Gottes noch<br />

gráÑere Barmherzigkeit in das Zentrum des Glaubens rÄcken, ist <strong>der</strong> Glaube nicht lÅnger<br />

identisch mit dem Streben nach sittlicher Besserung. Das Streben nach Heiligung hat in sich<br />

keinen Wert. Im Gegenteil bedroht es sogar das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit, wenn<br />

es als die primÅre Aufgabe des Christseins verst<strong>an</strong>den wird. Welche Entlastung fÄr skrupulás<br />

ver<strong>an</strong>lagte Menschen!<br />

II. SÅkulare Deutungen von SÄnde und Schuld 9<br />

Die meisten Menschen – auch <strong>der</strong> sÅkulare Zeitgenosse des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts – spÄren, dass<br />

die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte. Ein unheilvoller Riss geht durch die Welt! Bei ehrlichem<br />

Hinschauen werden die meisten Menschen sogar zugeben, dass das gleiche fÄr ihr persánliches<br />

Leben zutrifft. Gleichzeitig ist im Hinblick auf die Geschichte <strong>der</strong> verg<strong>an</strong>genen 300<br />

Jahre in Europa folgende Beobachtung charakteristisch: Mehr und mehr ist das Angebot Gottes,<br />

um Jesu Christi willen Menschen die SÄnden zu vergeben, in Vergessenheit geraten o<strong>der</strong><br />

fÄr unzeitgemÅÑ erklÅrt worden. Beides – die Erkenntnis des persánlichen und des gesellschaftlichen<br />

Fehlverhaltens bei gleichzeitiger ZurÄckdrÅngung des vergebungsbereiten Gottes<br />

- hat nach Überzeugung des bek<strong>an</strong>nten Philosophen Odo Marquard den neuzeitlichen Menschen<br />

in eine prekÅre Lage gebracht. Er muss mit seiner Schuld und Schuldverflochtenheit<br />

selber fertig werden und findet sich als Konsequenz in einer „Übertribunalisierung“ seiner<br />

Lebenswirklichkeit vor. 10 Der Mensch gerÅt „als wegen <strong>der</strong> Übel <strong>der</strong> Welt absolut Angeklagter<br />

– vor einem Dauertribunal, dessen AnklÅger und Richter <strong>der</strong> Mensch selber ist – unter<br />

absoluten Rechtfertigungsdruck, unter absoluten Legitimationsdruck, unter absoluten Legitimationszw<strong>an</strong>g.“<br />

11 Weil er die Entlastung durch die gáttliche Vergebung nicht mehr kennt, ist<br />

<strong>der</strong> Mensch selbst ver<strong>an</strong>twortlich fÄr alles, was im persánlichen und gesellschaftlichen Leben<br />

schief lÅuft. Nur wenige scheinen jedoch eine direkte Konfrontation mit individueller bzw.<br />

kollektiver Schuld und Schuldverflochtenheit aushalten zu kánnen, ohne Entschuldungsme-<br />

9 Vgl. zum Folgenden ausfÄhrlich Eberhard Hahn, „Ich glaube … die Vergebung <strong>der</strong> SÄnden“ Studien zur<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> voll macht zur SÄndenvergebung durch die Kirche Jesu Christi (Forschungen zur systematischen<br />

und ákumenischen Theologie, Bd. 92), Gáttingen 1999, 181-195.<br />

10 Odo Marquard, Abschied vom Prinzipiellen. Philosophische Studien, Stuttgart 1981, 49.<br />

11 A. a. O.


8<br />

ch<strong>an</strong>ismen zu entwickeln. In <strong>der</strong> Konsequenz kommt eine Reihe von Strategien zum Einsatz,<br />

um unabhÅngig von Gott mit SÄnde und Schuld fertig zu werden. Vier davon máchte ich im<br />

Folgenden <strong>an</strong>deuten.<br />

1. Die Begriffe „SÄnde“ und „Schuld“ werden durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Begriffe ersetzt<br />

Ein klassisches Beispiel fÄr diese mo<strong>der</strong>ne Form des Umg<strong>an</strong>gs mit SÄnde und Schuld stellt<br />

<strong>der</strong> Begriff „Entfremdung“ bei Karl Marx dar. Auch Marx geht in seinem Denken von <strong>der</strong><br />

Misere des Menschen und <strong>der</strong> ihn umgebenden Gesellschaft aus. Ursache dafÄr ist fÄr ihn<br />

jedoch nicht die SÄnde, son<strong>der</strong>n die „Entfremdung“ des Menschen. Ver<strong>an</strong>twortlich dafÄr sei<br />

das Privateigentum <strong>der</strong> Produktionsmittel. Dadurch werde <strong>der</strong> lohnabhÅngige Mensch gezwungen,<br />

seine Arbeitskraft zu verkaufen. Ergebnis ist ein von <strong>der</strong> ErfÄllung seiner eigentlichen<br />

BedÄrfnisse entfremdetes Leben. Religion ist <strong>an</strong>gesichts dieser Situation fÄr Marx bloÑ<br />

„Opium fÄr das Volk“. Gerade <strong>der</strong> christliche Glaube sei dafÄr ver<strong>an</strong>twortlich, dass <strong>der</strong><br />

Mensch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ursachen fÄr seine „Entfremdung“ nicht<br />

erkennt.<br />

2. Entschuldigung auf dem Weg <strong>der</strong> Beschuldigung<br />

Der SÄndenfall stellt fÄr diese mo<strong>der</strong>ne Form des Umg<strong>an</strong>gs mit Schuld eine klassische Beispielgeschichte<br />

dar. Adam entschuldigt sich fÄr seine Übertretung des gáttlichen Gebots mit<br />

dem Hinweis auf seine Frau Eva, wÅhrend Eva sich mit <strong>der</strong> VerfÄhrung durch die Schlage<br />

von ihrer Schuld freizusprechen versucht (Gen 3, 12f.). Das gleiche PhÅnomen lÅsst sich in<br />

unserer Gesellschaft <strong>an</strong> vielen Stellen beobachten. 12 Z. B. lassen Verlautbarungen von Parteien,<br />

VerbÅnden und Regierungen erkennen, dass sie Schuld und Versagen immer nur bei „den<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en“ suchen: bei Feinden und Gegnern, bei <strong>an</strong><strong>der</strong>en politischen und gesellschaftlichen<br />

Interessengruppen, bei <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Natur. Aber auch Individuen verorten<br />

die Schuld nicht bei sich selbst, son<strong>der</strong>n in ihrer Ver<strong>an</strong>lagung und ihrem Milieu, d. h. bei den<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en. Dahinter steckt <strong>der</strong> Versuch, in einen „Unschuldswahn“ zu flÄchten. Die Kehrseite<br />

<strong>der</strong> Medaille bleibt meist unerk<strong>an</strong>nt: das Abh<strong>an</strong>denkommen von Freiheit und Ver<strong>an</strong>twortung.<br />

3. Deutung von Schuld als bloÑes SchuldgefÄhl<br />

12 Vgl. z. B. Joh<strong>an</strong>n Baptist Metz, Glaube in Geschichte und Gesellschaft. Studien zu einer praktischen Fundamentaltheologie,<br />

5. Auflage, Mainz 1992, 124ff.


9<br />

Aufgrund einer Popularisierung <strong>der</strong> tiefenpsychologischen Theorien von Sigmund Freud und<br />

Carl Gustav Jung erfolgt heute im Bewusstsein vieler Menschen eine Tr<strong>an</strong>sformation von<br />

Schuld und Versagen in SchuldgefÄhle. Ansatzpunkt dieser Entwicklung bildete Freuds Überzeugung,<br />

dass Schuld keinen ontischen Charakter besitzt. „SchuldgefÄhle entstehen aus Angst<br />

vor Strafe durch Eltern o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Inst<strong>an</strong>zen, aus Furcht vor Liebesentzug o<strong>der</strong> aufgrund<br />

eines ‚moralischen Masochismus’.“ 13 Ziel therapeutischen BemÄhens war es fÄr Freud deshalb,<br />

entsprechende unterbewusste ZusammenhÅnge bewusst zu machen und dadurch zu heilen.<br />

Es soll hier nichts gegen die Therapie fehlgeleiteter bzw. Äbertriebener SchuldgefÄhle<br />

gesagt werden. Problematisch wird therapeutische Arbeit allerdings dort, wo sie den Unterschied<br />

zwischen falschen SchuldgefÄhlen und echter Schuld vor Gott und Menschen nicht<br />

<strong>an</strong>gemessen berÄcksichtigt.<br />

4. Aufhebung bzw. ErmÅÑigung von Normen und sittlichen GrundÄberzeugungen<br />

Ein letztes Beispiel fÄr den Umg<strong>an</strong>g mit SÄnde und Schuld, das ich hier nennen máchte, besteht<br />

in <strong>der</strong> Aufhebung von Normen. Normen und Werte stellen den MaÑstab dar, durch den<br />

eine Schuld Äberhaupt erst wahrgenommen werden k<strong>an</strong>n. Verschwindet er, verschwindet mit<br />

<strong>der</strong> Zeit auch das Schuldbewusstsein. Im alltÅglichen Verhalten lÅsst sich eine kontinuierliche<br />

ErmÅÑigung allgemein gÄltiger Normen und Werte beobachten. Hieraus resultiert die Rede<br />

von „Kavaliersdelikten“ im Hinblick auf den Betrug bei <strong>der</strong> SteuererklÅrung und den Missbrauch<br />

des Eigentums des Arbeitsgebers fÄr persánliche Zwecke. Eine <strong>an</strong>tinomistische Tendenz<br />

lÅsst sich auch in <strong>der</strong> bundesrepublik<strong>an</strong>ischen Gesetzgebung beobachten: das gilt <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen<br />

von <strong>der</strong> Abschaffung des GotteslÅsterungsparagraphen bis hin zur H<strong>an</strong>dhabung des<br />

neuen Abtreibungsgesetzes. Konsequenz ist ein schwindendes gesamtgesellschaftliches<br />

Schuldbewusstsein.<br />

III. Neuere theologische Versuche einer Überwindung <strong>der</strong> Krise des SÄndenverstÅndnisses 14<br />

In <strong>der</strong> jÄngeren Verg<strong>an</strong>genheit wurde eine FÄlle von BeitrÅgen zum SÄndenverstÅndnis veráffentlicht.<br />

Dahinter steht <strong>der</strong> Versuch, die „Krise des SÄndenverstÅndnisses“ im Raum von<br />

Theologie und Kirche zu Äberwinden. Dabei lassen sich drei Grundtypen unterscheiden. 15<br />

13 Hahn, SÄndenvergebung, 191.<br />

14 Vgl. hier und im Folgenden ausfÄhrlich Hahn, SÄndenvergebung, 101ff.<br />

15 So H.-M. Haas, „Bek<strong>an</strong>nte SÄnde“. Eine systematische Untersuchung zum theologischen Reden von <strong>der</strong> SÄnde<br />

in <strong>der</strong> Gegenwart (Neuere BeitrÅge zur Systematischen Theologie 10), Neukirchen-Vluyn 1992, 5; vgl. im<br />

Folgenden auch Hahn, SÄndenvergebung, 101ff.


10<br />

1. Der erste Grundtyp geht davon aus, dass die verÅn<strong>der</strong>ten geistesgeschichtlichen Rahmenbedingungen<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne zum UnverstÅndnis gegenÄber <strong>der</strong> traditionellen christlichen Rede<br />

von SÄnde und Schuld gefÄhrt haben. Wurde <strong>der</strong> abendlÅndische Mensch im Mittelalter noch<br />

elementar von <strong>der</strong> Frage nach dem gnÅdigen Gott bedrÅngt, habe diese Problemstellung inzwischen<br />

ihre Mittelpunktstellung verloren. Heute beschÅftige Menschen die Frage nach dem<br />

Sinn ihres Lebens bzw. nach dem gnÅdigen NÅchsten o<strong>der</strong> d<strong>an</strong>ach, wie sie sich selbst gnÅdig<br />

sein kánnen. Als Ursache fÄr diese verÅn<strong>der</strong>te GemÄtslage werden unterschiedliche Ursachen<br />

<strong>an</strong>gefÄhrt: zum einen ein deformiertes kirchliches SÄndenverstÅndnis, das die Schuld des<br />

Menschen auf sein zweifelhaftes Sexualverhalten reduzierte und die strukturelle SÄnde im<br />

Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>der</strong> sog. Sozialen Frage Äbersah; zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en die dieses SÄndenverstÅndnis<br />

desavouierende Kritik von Seiten Friedrich Nietzsches bzw. von Karl Marx; schlieÑlich<br />

das – bereits thematisierte - verÅn<strong>der</strong>te menschliche Selbstbewusstsein, das aufgrund psychologische<br />

Erkenntnisse Schuld nur noch als SchuldgefÄhl zu verstehen vermochte. Als<br />

Antwort auf die beschriebene Deformation des kirchlichen SÄndenverstÅndnisses lieÑ sich in<br />

den verg<strong>an</strong>genen Jahrzehnten die Domin<strong>an</strong>z des Bewusstseins fÄr Äberpersonale SchuldzusammenhÅnge<br />

bei gleichzeitigem Nachlassen des Empfindens fÄr persánliche Schuld beobachten.<br />

Die Theologie w<strong>an</strong>dte sich <strong>der</strong> Aufdeckung von SÄnde und Schuld im Bereich von<br />

sozio-politischen Strukturen zu. Entsprechend trat <strong>der</strong> Einsatz fÄr sozial-ethische VerÅn<strong>der</strong>ungen<br />

in das Zentrum kirchlicher BemÄhungen.<br />

2. Der zweite Grundtyp unterscheidet sich diametral vom gerade beschriebenen. Dieser Lásungs<strong>an</strong>satz<br />

geht davon aus, dass zum Wesen <strong>der</strong> SÄnde ihre Verschleierung geháre. Die Gegenwart<br />

sei davon geprÅgt, dass die VerdrÅngung des SÄn<strong>der</strong>seins als „<strong>an</strong>thropologisches<br />

Grundproblem“ im Vergleich zu frÄheren Zeiten beson<strong>der</strong>s massiv auftrete. 16 Fehlende Einsicht<br />

in SÄnde und Schuld und die hermeneutische UnfÅhigkeit, SÄnde theologisch <strong>an</strong>gemessen<br />

zu deuten, wird hier gerade als Indiz fÄr die RealitÅt <strong>der</strong> SÄnde verst<strong>an</strong>den. Die Verlagerung<br />

<strong>der</strong> Rede von <strong>der</strong> SÄnde in politische und ákonomische ZusammenhÅnge dient nach diesem<br />

Ansatz einzig und allein dazu, das EingestÅndnis <strong>der</strong> eigenen Schuld zu umgehen. Worum<br />

es christlicher VerkÄndigung in Zukunft gehen muss, ist Menschen wie<strong>der</strong> zum EingestÅndnis<br />

ihrer persánlichen Schuldverfallenheit zu fÄhren.<br />

16 Beson<strong>der</strong>s Walter Mostert vertritt diese Überzeugung: <strong>der</strong>s., SÄnde als Unterlassung. Bemerkungen zur Hermeneutik<br />

des VerhÅltnisses von SÄnde, Gesetz und Wirklichkeit, in: Eberhard JÄngel u. a. (Hg.), Verifikationen.<br />

FS Gerhard Ebeling, TÄbingen 1982, 295-315; <strong>der</strong>s., Gott und das Báse. Bemerkungen zu einer vielschichtigen<br />

Frage, ZThK 77 (1980), 453-478.


11<br />

3. Der dritte Grundtyp schlieÑlich leitet die Krise des SÄndenverstÅndnisses aus einer Krise<br />

<strong>der</strong> Vergebungserfahrung ab. Wirkliches VerstÅndnis <strong>der</strong> SÄnde sei nur auf dem Hintergrund<br />

<strong>der</strong> Erfahrung von Vergebung máglich. 17 Ausg<strong>an</strong>gspunkt dieses Ansatzes ist die Überzeugung,<br />

dass <strong>der</strong> christliche Glaube im Zuspruch <strong>der</strong> SÄndenvergebung sein unaufgebbares<br />

Zentrum besitze. Allerdings werde diese Erkenntnis heute selbst fÄr die meisten Christen we<strong>der</strong><br />

<strong>an</strong>schaulich noch erfahrbar. Dazu habe nicht zuletzt die Entartung <strong>der</strong> reformatorischen<br />

Rechtfertigungsbotschaft zur „billigen Gnade“ (Dietrich Bonhoeffer) beigetragen. Es genÄgt<br />

nicht, von <strong>der</strong> Liebe Gottes bloÑ zu reden. Damit die Rede von SÄnde und Schuld wie<strong>der</strong> verst<strong>an</strong>den<br />

werden k<strong>an</strong>n, ist es nach diesem Ansatz unerlÅsslich, dass Menschen die Vergebung<br />

mit ihren konkreten Auswirkungen im Alltag erfahren.<br />

Inzwischen ist die Entwicklung weiter geg<strong>an</strong>gen.<br />

IV. Eine verÅn<strong>der</strong>te gesellschaftliche GemÄtslage. Schuldbekenntnis und Vergebung als Zeichen<br />

menschlicher WÄrde<br />

Dass Menschen ein Bewusstsein wirklicher Schuld und echten Versagens haben, zeigt schon<br />

l<strong>an</strong>ge die mo<strong>der</strong>ne Literatur. 18 Die Versuche, menschliche Schuld rein soziologisch, psychologisch<br />

o<strong>der</strong> biologisch zu erklÅren, haben inzwischen einen GroÑteil ihrer áffentlichen PlausibilitÅt<br />

eingebÄÑt. Nach Jahrzehnten <strong>der</strong> VerdrÅngung <strong>der</strong> Schuld aus dem áffentlichen Bewusstsein,<br />

zeichnet sich in den letzten Jahren eine VerÅn<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> gesellschaftlichen GemÄtslage<br />

ab. Im Gefolge des Scheiterns <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Utopien von <strong>der</strong> neuen Gesellschaft<br />

und dem neuen Menschen ist es geradezu mo<strong>der</strong>n geworden, in <strong>der</strong> àffentlichkeit Schuld zu<br />

bekennen: 19 und zwar individuelle und kollektive gleichermaÑen. Das gilt fÄr den Raum <strong>der</strong><br />

Medien und <strong>der</strong> Unterhaltungsindustrie ebenso wie fÄr die Politik. Talkshows sind immer<br />

wie<strong>der</strong> als sÅkulares Beicht- und BuÑinstitut bezeichnet worden. Unter <strong>der</strong> Überschrift „Ja,<br />

ich bin fremdgeg<strong>an</strong>gen“ legen z. B. TÅter vor ihren Opfern GestÅndnisse ab. In vielen Filmen<br />

geht es darum, wie Menschen mit ihrer Schuld fertig werden kánnen. Prominente Beispiele<br />

17 Vertreten wird dieser Ansatz vor allem von C. Gestrich, Die Wie<strong>der</strong>kehr des Gl<strong>an</strong>zes in <strong>der</strong> Welt. Die christliche<br />

Lehre von <strong>der</strong> SÄnde und ihrer Vergebung in gegenwÅrtiger Ver<strong>an</strong>twortung, 2. Auflage, TÄbingen 1995.<br />

18 Dazu gehárt z. B. A. Camus, La Chute, worin Schuld in Form von nicht wahrgenommener GleichgÄltigkeit<br />

gegenÄber frem<strong>der</strong> Not thematisiert wird, H. Broch, Die Schlafw<strong>an</strong>dler, worin es um Orientierungslosigkeit und<br />

UnfÅhigkeit zu kritischem Verhalten geht, R. Hochhuth, Der Stellvertreter, das den Selbstfreispruch und die<br />

Leugnung von Mitschuld thematisiert, M. Frisch, Andorra, worin es um Nicht-wahrhaben-Wollen vorh<strong>an</strong>dener<br />

Schuld und um SÄndenbockdenken geht, S. Lenz, Zeit <strong>der</strong> Schuldlosen, das das SchuldigwerdenmÄssen in einem<br />

totalitÅren StaatsgefÄge zum Inhalt hat (GrÄndel, Art. SÄnde V. Theologisch-ethisch, in: Lexikon fÄr Theologie<br />

und Kirche, hg. von Walter Kasper, 3. Auflage, Freiburg u. a. 2000, Bd. 9, 1129f.).<br />

19 Vgl. dazu im Folgenden Corinna DahlgrÄn, „Sorry, du, dumm gelaufen!“ Beobachtungen zur Kultur des<br />

Beichtrituals, in: Pastoraltheologie 91 (2002), 308ff.


12<br />

fÄr Schuldbekenntnisse im politischen Raum sind die von Bill Clinton vor dem amerik<strong>an</strong>ischen<br />

Senat und vom jap<strong>an</strong>ischen MinisterprÅsidenten Obuchi in dessen Rede 1998 in Korea.<br />

Auf diesem verÅn<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen Hintergrund sehe ich in Zukunft eine Ch<strong>an</strong>ce fÄr<br />

die Wie<strong>der</strong>gewinnung einer biblisch-reformatorisch ver<strong>an</strong>tworteten Rede von Schuld und<br />

Vergebung in vierfacher Hinsicht.<br />

1. ZunÅchst geht es darum, das SÄndenverstÅndnis aus moralistischer Verflachung und Erfahrungsferne<br />

zu befreien. Einerseits greift das biblische SchuldverstÅndnis tiefer als die l<strong>an</strong>dlÅufige<br />

Br<strong>an</strong>dmarkung von menschlichem Fehlverhalten etwa in ákologischer o<strong>der</strong> ákonomischer<br />

Hinsicht. Dieses stellt den Menschen in die Ver<strong>an</strong>twortung vor Gott. An<strong>der</strong>erseits werden<br />

SÄnde und Schuld nur d<strong>an</strong>n fÄr den einzelnen Menschen wie<strong>der</strong> konkrete Erfahrung und<br />

lebendige Anschauung erhalten, wenn auch alltÅgliche Verfehlungen als persánliche SÄnde<br />

erk<strong>an</strong>nt und bezeichnet werden. Die SÄnde umfasst die g<strong>an</strong>ze Breite <strong>der</strong> Entfremdung des<br />

Menschen von Gott, vom Mitmenschen, seiner Mitwelt und von sich selbst.<br />

Gleichzeitig ist nach den tiefer liegenden Ursachen <strong>der</strong> AlltagssÄnden zu fragen, wodurch<br />

wesentliche Anliegen <strong>der</strong> Psychotherapie BerÄcksichtigung finden wÄrden. Zur Illustration<br />

ein Beispiel: Jem<strong>an</strong>d wird immer wie<strong>der</strong> am 8. Gebot schuldig, weil er seinen Mitmenschen<br />

nicht die Wahrheit sagt, um vor ihnen besser dazustehen als er ist. Wird ihm diese SÄnde bewusst<br />

und auch vergeben, k<strong>an</strong>n er einen Freiraum gewinnen und erkennen, dass dieses Verhalten<br />

z. B. mit einem schwachen SelbstwertgefÄhl zu tun hat. Egal woher dieses im Einzelnen<br />

rÄhren mag (hier mÄsste in schweren FÅllen die Therapie <strong>an</strong>setzen), hat er als Christ die<br />

Ch<strong>an</strong>ce, durch die Erfahrung <strong>der</strong> Vergebung als von Gott gewollter, geliebter und gebrauchter<br />

Mensch <strong>an</strong> Selbstwert zu gewinnen. Im Gefolge davon wird ihm die Kraft zuteil, sich den<br />

Mitmenschen auch mit seinen SchwÅchen zuzumuten und ihnen wahrhaftiger zu begegnen.<br />

So vermag gerade die Erkenntnis eigener Schuld und die Erfahrung <strong>der</strong> Vergebung dazu beizutragen,<br />

sowohl in <strong>der</strong> Beziehung zu Gott, zu den Mitmenschen und zu sich selbst authentischer<br />

zu werden.<br />

2. Es ist fÄr Theologie und Kirche háchste Zeit, Schul<strong>der</strong>kenntnis und Schuldbekenntnis als<br />

Zeichen <strong>der</strong> WÄrde des Menschen zu entdecken. SÄn<strong>der</strong> sein darf nicht lÅnger als Ausdruck<br />

einer zerknirschenden, entmÄndigenden, klein machenden Erfahrung missverst<strong>an</strong>den werden,<br />

son<strong>der</strong>n muss als heilsam rettende Erfahrung begriffen werden. 20 Das Stehen zu seinem SÄn<strong>der</strong>sein<br />

ermáglicht dem Menschen nÅmlich die Einkehr in eine Selbstbegrenzung, die ihm<br />

letztlich zugute kommt. Er muss nicht lÅnger mehr sein „als ein heilsam vor Gott und von<br />

20 So Máller, Wie geht es in <strong>der</strong> Seelsorge weiter?, 416f.


13<br />

Gott begrenzter Mensch“. 21 Ein weiteres kommt hinzu: Schuldigwerden gehárt zum<br />

Hum<strong>an</strong>um, auch zum Leben in <strong>der</strong> Nachfolge, wesentlich dazu. Ich nehme mein Menschsein<br />

dadurch ernst, dass ich meine Schuld eingestehe. Eine Leugnung, Bagatellisierung o<strong>der</strong> VerdrÅngung<br />

meiner Schuld wÄrde demgegenÄber eine Missachtung meines Menschseins bedeuten.<br />

Das EingestÅndnis des SÄn<strong>der</strong>seins wahrt den Unterschied zwischen Schápfer und Geschápf.<br />

Auch diese Erkenntnisse kánnten eine BrÄcke zur Psychologie bilden. In <strong>der</strong> Selbsterkenntnis<br />

bzw. Bewusstwerdung liegt fÄr nicht wenige Therapieformen ein wichtiges Moment <strong>der</strong><br />

Personwerdung. Die Anerkennung eigenen schuldhaften Verhaltens bedeutet psychologisch<br />

gesprochen einen Akt <strong>der</strong> Reife. Sie trÅgt zur Integration verdrÅngter Persánlichkeits<strong>an</strong>teile<br />

bei.<br />

3. Dass die christliche Rede von SÄnde und Schuld dem Menschen seine Ver<strong>an</strong>twortlichkeit<br />

zurÄckgibt und damit zur StÅrkung seines SelbstwertgefÄhls beitrÅgt, wird nicht von heute auf<br />

morgen im áffentlichen Bewusstsein Eing<strong>an</strong>g finden. Hier ist auf Seiten von Theologie und<br />

Kirche F<strong>an</strong>tasie und Beharrlichkeit erfor<strong>der</strong>lich. Viel zu l<strong>an</strong>ge hat die Kirche die Rede von<br />

SÄnde und Schuld dazu missbraucht, Menschen in Angst und AbhÅngigkeit zu halten. Darum<br />

ist die Abwehr gerade gegenÄber dieser Dimension kirchlicher VerkÄndigung nur zu verstÅndlich.<br />

Dazu kommt, dass sich <strong>an</strong>gesichts des Lebens in einer Risikogesellschaft (Ulrich<br />

Beck) viele Menschen stÅrker als frÄher auf <strong>der</strong> Suche nach Selbstvergewisserung befinden.<br />

Die Sehnsucht nach IdentitÅtsfindung und Selbstverwirklichung leuchtet auf dem gegenwÅrtigen<br />

gesellschaftlichen Hintergrund unmittelbar ein. Menschen sind heute nicht gottferner als<br />

frÄhere Generationen. Vielmehr wird von daher verstÅndlich, wieso <strong>an</strong>gesichts eines labilen<br />

seelischen Gleichgewichts viele die Rede von persánlicher SÄnde und Schuld kaum ertragen<br />

kánnen.<br />

4. Dass sich in jÄngster Zeit in unterschiedlichen ZusammenhÅngen – im privaten nicht <strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />

als im áffentlichen Bereich - eine regelrechte „Entschuldigungsseuche“ beobachten lÅsst, legt<br />

die Vermutung nahe, dass damit ursprÄnglich christliche Themen im sÅkularen Raum auf ver-<br />

Ån<strong>der</strong>te Weise wie<strong>der</strong> auftauchen. Ursache dafÄr scheint die l<strong>an</strong>gjÅhrige UnfÅhigkeit von<br />

Theologie und Kirche gewesen zu sein, von Schuld und Vergebung so zu sprechen, dass<br />

Menschen sich darin mit ihrer Lebenswirklichkeit wie<strong>der</strong> finden. Angesichts dieser Situation<br />

sollte die Christenheit von diesen sÅkularen Formen von Schuldbekenntnis und Vergebung<br />

lernen. Als Beispiel máchte ich nochmals auf Talkradio und Talkshow hinweisen. Daily Talkshows<br />

scheinen Menschen die Máglichkeit zu eráffnen, in <strong>der</strong> àffentlichkeit Schuld und Ver-<br />

21 Hier und im Folgenden a. a. O., 417.


14<br />

sagen zur Sprache zu bringen. Das gleiche gilt fÄr psychologisch ausgerichtete Beratungssendungen<br />

mit Hárerbeteiligung im Rundfunk wie z. B. „Domi<strong>an</strong>“ (im WDR). Viele Menschen,<br />

<strong>der</strong>en GefÄhlswelt und WertmaÑstÅbe von <strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>nen Mediengesellschaft geprÅgt sind,<br />

finden hier <strong>an</strong>scheinend einen Artikulationsraum und damit Beachtung und WertschÅtzung,<br />

die sie sonst vermissen. 22 Das gilt nicht nur fÄr die TalkgÅste, son<strong>der</strong>n auch fÄr die Zuschauerinnen<br />

und Zuschauer von Talkshows, die sich mit ihren alltÅglichen Lebensproblemen in den<br />

Talkshow-Themen wie<strong>der</strong> finden. Noch mehr: Sie scheinen von den Lebensgeschichten <strong>der</strong><br />

TalkgÅste und den BeitrÅgen <strong>der</strong> Talkmaster Orientierung fÄr ihr eigenes Leben zu erwarten.<br />

M<strong>an</strong> sollte diese Sendungen deshalb we<strong>der</strong> vorschnell als „Seelen-Striptease“ verurteilen,<br />

noch als bloÑe Unterhaltung abtun. Sie sind stattdessen ein Hinweis darauf, wie groÑ in unserer<br />

Mediengesellschaft das Verl<strong>an</strong>gen nach Vergebung, Erneuerung und Lebenshilfe ist. Untersuchungen<br />

lassen allerdings erkennen, dass vor allem fÄr die unmittelbaren Teilnehmer und<br />

Teilnehmerinnen <strong>der</strong> Talkshows <strong>der</strong> dort <strong>an</strong>gebotene Weg keine echte Lásung darstellt. Im<br />

Gegenteil ist er bei vielen mit schweren psychischen FolgeschÅden verbunden, hervorgerufen<br />

durch die auf suggestivem Wege bewirkte Preisgabe intimster Sachverhalte. 23<br />

Angesichts dieser Beobachtungen ist es <strong>an</strong> <strong>der</strong> Zeit, unterschiedliche alte und neue Formen<br />

des Umg<strong>an</strong>gs mit Schuld und Vergebung im Raum <strong>der</strong> christlichen Gemeinde zu fár<strong>der</strong>n und<br />

in das áffentliche GesprÅch einzubringen. Es wird eine Vielfalt <strong>an</strong> Formen gebraucht, damit<br />

von <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne geprÅgte Menschen die christliche Botschaft von Schuld und Vergebung<br />

erfahren. Dazu geháren Formen <strong>der</strong> gottesdienstlichen Beichte. Die Thomasmesse z. B. hat<br />

hier vielversprechende Riten entwickelt. Dazu gehárt auch das Angebot von gemeindlichen<br />

Selbsthilfegruppen zu spezifischen Problemstellungen. Dazu gehárt die persánliche Beichte,<br />

die durch das mit ihr verbundene Beichtgeheimnis die IntimitÅt des Einzelnen <strong>an</strong><strong>der</strong>s als<br />

Talkshows zu schÄtzen vermag. Untersuchungen Äber die HÅufigkeit psychosomatischer Erkr<strong>an</strong>kungen<br />

haben gezeigt, dass Christen, die regelmÅÑig die persánliche Beichte in Anspruch<br />

nehmen und aktiv am Gemeindeleben teilnehmen, weniger seelisch erkr<strong>an</strong>ken als <strong>an</strong><strong>der</strong>e. Der<br />

Schweizer Arzt und Psychotherapeut Paul Tournier glaubte sogar, dass Beichte und BuÑe auf<br />

dem Weg zu seelischer Gesundheit die wichtigsten Schritte seien. 24<br />

Adresse: PD Dr. <strong>Peter</strong> Zimmerling, Stresem<strong>an</strong>nstr. 17, 68165 M<strong>an</strong>nheim,<br />

zimm@uni-m<strong>an</strong>nheim.de<br />

22 Vgl. dazu A. Schilson, Medienreligion. Zur religiásen Signatur <strong>der</strong> Gegenwart, TÄbingen/Basel 1997; K. Wilkens,<br />

Komm nÅher und vertrau mir, in: Die Zeit, 28.1.1999.<br />

23 Colin Goldner, Meiser, Fliege & Co.: Ersatztherapeuten ohne Ethik, in: Psychologie heute, 23/6 (1996), 20-27.<br />

24 Paul Tournier, Vom Sinn unserer Kr<strong>an</strong>kheit, Bern/Freiburg 1979, 201f.206.

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