Siderische Geburt - Peter Godzik
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höchster sozialistischer Verwobenheit durchdrungen, ja es ist gar nichts als diese Durchdrungenheit,<br />
nimmermehr sind Tod und Leben und Gott und Mensch Teile, die aufeinander<br />
wirken, sie sind nichts als Abstrakta des niederen Greif-Denkens, und nichts bleibt als seraphisches<br />
göttliches Taten in liebesglühendem Zueinander. Nimmermehr wollten wir alle diese<br />
Pole des göttlichen Kreisens hervorziehen und vom Auf und Ab der Göttlichkeit erzählen,<br />
um es etwa wie das Zersetzen und Bilden im Stoffwechsel unseres Leibes zu schildern. All<br />
das, was wir da von dem Weben der Göttlichkeit darstellten, ist nichts als Richtungslinien<br />
von Taten, die sich auch schon in uns selbst vorfinden und sich kreuzen und deren Vereinen<br />
und Trennen in uns unser ganzes Leben ausmacht. Wir selbst sind der tief-innerste Knotenpunkt<br />
des ungeheuren überweltlich göttlichen Tatens, und nach all den Richtungen, die wir<br />
erforschten, stehen uns die Wege offen. Woher wir kamen und wohin wir gehen werden, das<br />
allein bedeutet unsere Darstellung des göttlichen Wirkens.<br />
Auf sieben Säulen ruht die Welt, auf sieben Tatrichtungen des göttlichen Schwingens. Der<br />
Tod ist der eine Pol, und was in sein Reich gehört, die Taste-Enge und die Fraßsetzung, das<br />
Wertelose, Mechanische und das Reich des Leibes. Der Gegenpol ist Gott, der Herr der Fülle<br />
und Vollendung und Seligkeit. Über den Tod hebt sich lösend das Bewusstsein und höher<br />
noch das Ich; zu Gott führen aber die lebendige, erwachte Freiheit und die Harmonie, die<br />
vereint und doch das Besondere erhält. Zwischen Tod, Bewusstsein, Ich und Harmonie, Freiheit,<br />
Gott, liegt das Reich der Wertung und Umwertung, da alles ins Seraphische einbezogen<br />
wird, da ist der Ort, wo die stützenden Säulen der Welt zu Flügeln der Welt werden, da tun<br />
wir das, was jetzt noch zwingendes Gesetz ist, und beflügeln so die lastende Welt. Doch ehe<br />
wir sehen, wie Tod und Wissen und Ich und Harmonie und Freiheit und Gott in ewiger Umwertung<br />
sich finden, trennen und ihre Sendung wechselseitig vertauschen, müssen wir das<br />
Innerste des Todes erschauen, das Leid.<br />
Das Leid ist die große Klippe aller Weltanschauungen und Religionen, denn keine entrinnt<br />
der ewig bleibenden Frage, warum so viel Leid? Das Leid scheint das völlig Sinnlose, und es<br />
will nicht glücken zu erklären, wie solches Sinnlose, dem zu entgehen das höchste Ziel ist, in<br />
dem unendlich Sinnvollen, Herrlichen der Gottheit Platz finden kann. Doch ist diese Grübelei,<br />
die trotz der geistreichsten Deuteleien niemals zu einer Lösung führen kann, nur der Ausfluss<br />
einer noch ganz persönlichen Betrachtungsweise. Erst dem überpersönlichen Blick entschleiert<br />
sich der Widerspruch. Was die Enge der Person schreckt, schreckt nicht das überpersönliche<br />
Leben oder Gott. Dreifach müssen wir das Leid erkennen, das Leid als brausende Schöpferlust,<br />
das Leid als bloßer Schein, das Leid als Stachel. Nimmermehr ist das Leid sinnlos vor<br />
der Gottheit; es ist nicht sinnlos sondern macht nur sinnlos, und dass es sinnlos machen soll,<br />
ist eben sein einziger Zweck, denn Leiden ist das, was ewig das Niedere zum Tode führt, dass<br />
es nicht bei sich beharren kann; so ist das Leid der tiefste Grund für alle Wirklichkeiten, rastlos<br />
in höherer Transzendenz zu vergehen. Nimmermehr flieht Gott das Leiden wie der<br />
Mensch, es ist sein höchstes Ziel und einzige Sehnsucht. Was wäre ein Gott, der nicht allen<br />
Höllengraus in sich hätte. Gottheit ist nicht süßliche Trägheit. Doch unterliegt Gottheit nicht<br />
dem Leiden, auch wenn es Leid als ein Organ in sich hat, und das wilde Organ der Höllentiefe<br />
vermag die Göttlichkeit nicht zu mindern. Selbst alle furchtbaren Dämonien des Weltlichen<br />
sind nur schaffend gestaltend reinigendes Organ der Gottheit. Leid und Übel und Unvollkommenheit<br />
sind das Göttlichste an Gott, sind sein klirrendes Waffenarsenal und urbewegender<br />
Zwiespalt. Leid ist für Gott nicht schmerzlicher Abscheu und Ekel, sondern überseligste<br />
Schöpferlust. Leid ist eine abgründige Leere im göttlichen Schaffen, die anreizt, dass zeugende<br />
Fülle sich in sie ergieße. So ist das Leiden der Zweck der Welt, ohne den sie gar nicht<br />
bestehen könnte. Das Sinnlose, Böse und alle Qual verliert in Gottes Händen alle Schrecknis,<br />
selbst der Tod ist ihm nur höchste lebendige Erneuerung und <strong>Geburt</strong> und gestaltender Mei-