25.05.2014 Aufrufe

Siderische Geburt - Peter Godzik

Siderische Geburt - Peter Godzik

Siderische Geburt - Peter Godzik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

94<br />

wieder hinansteigt. Auf und Ab, von der Ewigkeit der Ruhe göttlichen Schauens zur vergänglichen<br />

Ruhe des Todesnullpunktes, dem ewigen Quell schöpferischer Unruhe.<br />

Diesen urbewegenden, göttlichen Zwiespalt, der Ruhe und Wandern umfasst, spüren wir<br />

unvergleichlich gewaltig in uns selbst. Zwei große polare Grunderlebnisse bestimmen das<br />

Menschenseyn. Die trotzige selbstbewusste prometheische Losreißung, die in gefährlichen<br />

Fernen allen Reichtum der Tiefen erobern will, die in Leiden und Streiten und abenteuerlichen<br />

Wanderungen in Freiheit jene Eigenständigkeit erringt, die einzig die Grundlage bildet<br />

zu freien Göttertaten. Nur in prometheischer Losreißung reifen uns die herben Weltlehren<br />

zu Schöpfern, zu Freien, zur Mannbarkeit über der Naturkindheit, zu Bewussten und zu Personen,<br />

die erst fähig sind, Gott zu tun. Das Gott-Lernen war der Zweck der Welt. Jene andere<br />

Grunderfahrung aber ist die seraphische, die in Kreuzigung und liebesglühendem Verströmen<br />

die Fülle der Abgründe erst belebt, die in seligem Sich-Weiten der Person uns in siderischer<br />

<strong>Geburt</strong> über Tod und Seyn hebt, in wonnig trunkenes befreites Schweben. Prometheus, der<br />

das göttliche Feuer in die Fernen trägt, ein Luzifer, der den inneren Zwiespalt Gottes erzeugt<br />

und den Wechsel, der ewige Revolutionär, und Christus, der zu Gott zurückführt, das sind die<br />

beiden Pole einer Weltbewegung und alles Kreisens. Der Heilige Geist der schwingenden<br />

Göttlichkeit ist wohl unteilbar Einer und doch ewig zerspalten in Vater und Sohn. Der Vater<br />

ist der Schöpfer, der ewig vor jede Sphäre die höhere Sphäre stellt, so das Kreisen schwingen<br />

macht und das Niedere vor dem Höheren verwehen lässt, dass alles Niedere im Höheren<br />

erblühe. So wird vor dem Vater Jedes zum Schein. Alles Wirkliche ist unmöglich, das ist der<br />

Vater; es kann nichts Wirkliches bestehen, alles drängt sich zum Tode, um im Vater aufzugehen,<br />

alles will sterben, um Gott zu werden. Der Vater setzt also die Realität, denn wir sahen<br />

ja, dass Realität nichts ist als das Keimen des Höheren im Niederen. Natur war nichts<br />

ohne Welt, und Welt zerginge also gleich zu Dunst und Nichts ohne den Himmel, ist nichts<br />

als Himmelswerdung. Der Sohn aber ist das Gekreuzigte im Heiligen Geist, das, was entsendet<br />

ist, das, was leidet, das, was löst und erlöst und belebt. Das ist das Urgeheimnis, wie der<br />

Heilige Geist zum Vater wird und zum Sohn. Der Vater stieg hinab, damit wir hinauf können.<br />

Und nimmermehr will der Vater nur das Ziel der Vollendung, sondern durch den Sohn erlöst<br />

er den ganzen langen Weg, dass nichts verloren sei und im Ewigen sich alles bewahre. Das ist<br />

der Kern aller Transzendenz, dass der Heilige Geist zum Vater wird und nicht nur bei sich<br />

selbst ruht. Die transzendente, weltauflösende Kraft, die unablässig alles Weltliche zerstört<br />

und vergehen macht, ist, weil der Heilige Geist Vater wurde, und wir sehen dieses Wirken<br />

stündlich empirisch vor unseren Augen. Wir sehen und erleben, wie das Empirisch-Reale<br />

vergeht und nur das Gott-Reale besteht.<br />

So also verstehen wir, wie Höhe und Tiefe im Göttlichen in Eins gesetzt sind. Es geht nicht<br />

an, dass wir Höhe aus Tiefe oder Tiefe aus Höhe erklären und stets Eines als unerklärlich beibehalten.<br />

Beides sind Organe der Unendlichkeit, wie etwa unser Leib aufnimmt und ausscheidet,<br />

und ist doch Eines. Es höht und tieft in Eins. Das, was tieft, nennen wir Materie,<br />

doch nimmermehr ist Materie stets ein Gleiches, sondern es wechselt, was zur Materie wird.<br />

Der Vater macht zu Materie, was noch erhöht war und erhöht, was noch Materie ist. Es ist<br />

ganz, wie das gleiche Blut bald durch die Arterien, bald durch die Venen rollt. Die Höhe<br />

leichtet, die Tiefe schwert, doch darf auch das Schwere der Ganzheit nicht fehlen, die Tiefe<br />

ist wie ein liebendes Weib, das erlöst sein will. Die Höhe leitet, schafft und lebt, die Tiefe<br />

umhüllt, gestaltet mechanisch, düngt. Aber im seligen Schwingen der Gottheit ist alles zugleich.<br />

Da ist Vater und Sohn in höchster gegenseitiger Durchdringung und Verwobenheit.<br />

Der selige Schwinge-Schwang ist ewig gleiche schauende Ruhe und doch ebenso ewige Bewegung.<br />

Und Eines lebt dort nur durch das Andere, Eines dient dem Anderen, Natur und<br />

Welt und Himmel, Mensch und Gott, Seyn und Schwingen, Tod und Lebendigkeit sind in

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!