Siderische Geburt - Peter Godzik
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VI. Von den sieben Säulen der Welt<br />
Der sternenhafte Drang in mir treibt mich zuletzt zu Taten. Die Tat ist das A und O aller Allheit<br />
und Göttlichkeit, sie ist auch das Ziel der siderischen <strong>Geburt</strong>, um der Tat willen schrieben<br />
wir einzig dies Buch. Denn wir erlebten erdrückend, dass nichts Neues mehr sein kann<br />
aus Erkenntnissen, nichts mehr aus Natur, aus Rasse und Volk und nichts mehr aus aller<br />
Welt, denn auch Welt will sich erschöpfen. Also drängt es uns zu Taten über aller Welt, zu<br />
Taten, unerhört durch alle Äonen, und wir staunen nicht mehr über die neurasthenische<br />
Willensschwäche unserer Zeit, denn wessen Herz zerspringt vor Überfülle und siderischem<br />
Drang zu göttlicher Tat, wie kann der noch willens sein, alltägliche Taten zu wirken. Der ist<br />
aller menschlichen Tat ewig verloren. An der Enge aber haftet heut alle Tat. Tat ist nichts für<br />
sich selbst, Tat ist ein Außer-sich-Sein, Taten kann nur Eines für das Andere, in Taten drückt<br />
sich die innere Allverwobenheit der Allheit aus, ohne Tat wäre nichts als Todesstillstand. Tat<br />
ist das Innerste des Lebens selbst, in der Tat ist einzig Eines im Anderen als Wirklichkeit gesetzt,<br />
in Taten ruht Natur und Welt und Pleroma ineinander, in Taten lebt der übergestaltliche<br />
göttliche Schwinge-Schwang, in der Tat der siderischen <strong>Geburt</strong> ist Eines in das Andere<br />
gesetzt. Und im Sich-Verschließen in siderischem Tod und weltlicher <strong>Geburt</strong> und Sich-Öffnen<br />
und Entsteigen in siderischer <strong>Geburt</strong> wirkt sich alles aus. Doch wie alle Wirklichkeit nicht<br />
ewig haftete in lichten Höhen göttlich schwingender Lebendigkeit, sondern in überströmender<br />
Liebe und Drang nach Gestaltung hinabstieg in die Todes-Tiefen, ins hylische Materienreich,<br />
in Enge, Fraß und Tast, so ist auch das göttliche Taten von den Höhen gestiegen. Kein<br />
unbegreiflich-titanisches Taten verdichtet jetzt noch Natur, kein Wirken der ganzen Menschheit<br />
in Rassen und Völkern bildet noch das Menschenwerk der Welt, am Einzel-Ich, an der<br />
Person haftet heut alles Taten. Das überpersönlich-schaffende Taten ist von allen Gottesweiten<br />
bis an den Todesnullpunkt gelangt. Vergebens drum mühen wir uns um die Frage: „Was<br />
sollen wir tun?“ Da scheitert stets alle Weisheit. Da endet das Gescheiteste in ewiger Ohnmacht.<br />
Und muss so enden, denn was vermag wohl das einzelpersönliche Taten! Selbst in<br />
den Größten ist es nur der Geist der ganzen Menschheit, nicht aber ihre eigene kleine Enge,<br />
die wirkt. Alle einzelmenschliche Tat sorgt sich um den Leib, um Nahrung, deren Segen in<br />
wenigen Stunden schon verweht ist, um Kleidung, die zerfallen muss, um den stickigschmutzigen<br />
Winkel der Wohnung, und selbst der herrlichste Palast ist ein stickiger Winkel<br />
gegen die seligen Gottesweiten dort draußen. Gegen unaufhörliche Verwesung, ewigen Verfall<br />
kämpft alle menschliche Enge-Tat, in ewiger Ohnmacht, rastlos, wirkt nur durch den Leib,<br />
mechanisch, und sehnt sich nach der sternenhaften Nahrung, die sättigt, nach den sternenhaften<br />
Kleidern und dem sternenhaften Haus, doch mehr noch will Tat wirken über der Person<br />
in sternenhafte Weiten, in seraphischem Allumfassen und der herrlichen Fülle göttlicher<br />
Schöpferkraft. Doch erwarten wir etwa, dass Menschen-Person je wird Göttertaten wirken?<br />
Nimmermehr kann der Mensch göttlich schaffen, nimmermehr steigt göttliches Taten in unsere<br />
ärmliche Enge, wohl aber reißt uns Göttertat in ihren seligen Strom hinein, wohl steigen<br />
wir in das Taten schwingender Göttlichkeit. Die höchste Schöpferkraft kreist nicht ewig sinnlos,<br />
um sich bald an uns, bald an Gott zu heften. Und wenn wir uns nun überpersönlich in<br />
seraphischer Glut zu Schöpfern weiten sollen, um göttlich grenzenlos zu taten, um zu taten<br />
wie Gott, da er Natur verdichtete und sich selbst als Menschenkeim hineinsenkte und Welt<br />
entstehen ließ, so ist dies alles nicht, damit Tat sich mechanisch umstelle und bald von hier,<br />
bald von dort wirke. Nein, solche mechanische Betrachtungsweise ist eine rein materialistisch<br />
wertelose, eine unseraphische. In lösender Freiheit und erlösender Liebesglut sollen wir nun<br />
die ganze Fülle jeglichen Seyns von Natur und Welt taten; taten, was bisher nur Seyn war,<br />
denn das göttlich über sich schaffende Schwingen, in das alles eingehen will, ist Tat. Doch