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Siderische Geburt - Peter Godzik

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staltung, sondern in völlig anderen, in übernatürlichen, ja überweltlichen Sphären schreitet<br />

die Entwicklung weiter, die neuen Reiche sind die Reiche der Fülle und Vollendung, der Freiheit,<br />

Harmonie und Göttlichkeit, und die Reihe der Wesen setzt sich nicht endlos in immer<br />

neuen tierischen Gestalten fort, sondern in Wesen, die die Scheidewand durchbrechen zwischen<br />

Welt und Himmelreich. Der Nachkomme des Menschen ist nicht ein höherer Mensch,<br />

sondern der Gottmensch, der göttliche Magier, der die ganze Natur aus ihrer Starre erlöst<br />

und Welt der Gottheit zurückführt. So nimmt die Entwicklung einen grundsätzlich anderen<br />

Charakter an. Freilich bleibt diese höhere Entwicklung nicht ohne Einfluss auf den Leib, und<br />

muss, wenn auch nicht seine sichtbare göttliche Gestalt, so doch seine feine Struktur ändern.<br />

Die Physiologie unseres Leibes passt sich den höheren Zielen an, der Leib verliert an Tierheit,<br />

er zwingt uns immer weniger in das Hylisch-Materielle, unsere Macht über den Leib wächst<br />

so weit, dass wir die Bedürfnisse unseres leiblichen Lebens magisch nach unserem Willen<br />

meistern und nicht nach den tierischen Befehlen des Leibes. Hier liegen die Wurzeln für die<br />

einzig wirksame Überwindung der Krankheit, für jene endgültige metaphysische Therapie<br />

und Heilung, die wir noch kennen lernen werden, wenn wir uns über die Bedeutung des Leidens<br />

und der Krankheit klar werden. Hier liegt auch die Antwort auf die Vorwürfe, die medizinischer<br />

Materialismus der vegetarischen Ernährungsweise macht. So selbstverständlich wie<br />

es ist, dass nicht die tierische, sondern die reine Pflanzenkost die einzig würdige Ernährung<br />

des höheren Menschen sein kann, so selbstverständlich ist es auch, dass ein im Hylisch-<br />

Tierischen steckender Mensch einer bloß pflanzlichen Ernährung weder physiologisch noch<br />

psychologisch gewachsen ist. Die höhere Ernährungsform setzt auch eine höhere Organisation<br />

der Physiologie des Leibes, eine geringere Tierheit voraus. Die vegetarische Frage ist also<br />

keine medizinische, sie ist aber auch keine ethische im Sinne des „Du sollst nicht töten“. Der<br />

Vegetarier täuscht sich, wenn er glaubt, nicht zu töten. So kann nur einer empfinden, der<br />

noch ganz persönlich, aber nicht überpersönlich fühlt und denkt, der sich nicht mitverantwortlich<br />

fühlt für das ganze Menschengeschlecht. Der Mensch konnte auf ein höheres Niveau<br />

nicht steigen, ohne zu töten, das Leben des Menschen ist der Tod der Natur, ist Verdrängung<br />

der Tierheit und der übrigens ja auch keineswegs unlebendigen Pflanzenwelt. Der<br />

Tod heftet sich an die Schritte des Menschen, ist sein Fluch, seine Tragik und seine Sendung.<br />

Die übermenschlich, überweltlich titanische Aufgabe welterlösender Überwindung des Todes<br />

verlangt wahrhaftig ganz anderes als seichte, kleinliche „Reformen der Lebensführung“,<br />

wie sie heut so gern geübt werden, um wirklichem Ernst zu entfliehen. Mit Jesus, der kein<br />

Vegetarier war, müssen wir sprechen, dass nicht das verunreinigt, was zum Munde eingeht.<br />

Auch nicht so sehr als auf den Stoff kommt es auf die Form der Ernährung an. Ein Vegetarier<br />

kann gieriger sein als mancher Fleischesser. Nirgends offenbart sich die ganze Tragik der Todesfesselung<br />

so wie in der an den Stoff gebundenen Ernährung des Menschen. Der Mensch<br />

lebt vom Stoff, vom Tode. Im Fraß fanden wir letzte Enträtselungen. Nicht nur ein milderer<br />

Stoff, sondern gar kein Stoff, Kraft, siderische Kraft, göttlicher Schwinge-Schwang muss die<br />

göttliche Speise zukünftiger Göttlichkeit sein, auch physisch soll der Mensch dem Fraß und<br />

dem Tode entrissen werden.<br />

Erst wenn so das Letzte der Natur von uns abgefallen ist, kann Natur sich uns ganz entschleiern.<br />

Wir wollten die Erkenntnis der Natur durch die ganz tatsächliche Enthüllung der Natur<br />

ersetzen, dadurch, dass Natur restlos in uns eingeht. Im Inneren der Natur, auf dem Boden<br />

der Natürlichkeit konnten wir das Schauen der Natur nicht gewinnen. Naturgefesselt verhüllt<br />

uns die Materie nicht nur den Blick nach oben, sondern auch nach unten. Natur zeigt sich da<br />

noch nicht in ihrem göttlichen Ursprung und unendlichem Sinn, der in ihr verschlossen wurde.<br />

Auch gibt die tödliche Enge unseres Wahrnehmungskreises, solange wir leibgefesselt<br />

sind, uns selbst von den Niederungen nur einen winzigen Ausschnitt. Die Naturwissenschaft,

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