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Siderische Geburt - Peter Godzik

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wissen, auch der einzige Grund für alle Naturentfaltung ist, der Mensch ist die Erklärung der<br />

Natur, wie das Pleroma die Enträtselung des Menschen. Den Gedanken, die organische Natur<br />

nun physikalisch-chemisch zu deuten, stehen wir nicht an, als einen geradezu tollhäuslerischen<br />

zu erklären. Nicht darum handelt es sich, ob der rohe Stoff in den Organismen<br />

chemisch-physikalisch erfasst und etwa in der Retorte künstlich hergestellt werden kann.<br />

Das spezifisch Eigentümliche auch schon der einfachsten Organismen ist ihre organische Gestalt,<br />

ist ihre Struktur, ist das wunderbar lebendige Funktionieren der Organe, denn im Reich<br />

des Chemisch-Physikalischen gibt es keine Organe. An Stelle der mechanischen Einheit von<br />

äußeren Dingen tritt hier die teleologisch zweckmäßige Einheit einer selbständigen Innerlichkeit,<br />

und Ausdruck einer beseelten Innerlichkeit ist jeder Organismus. Darum mag dies<br />

Organisch-Biologische sich wohl der chemisch-physikalischen Kräfte bedienen, doch erschöpft<br />

es sich nimmermehr darin, es ist vielmehr eine ganz anders geartete Vereinung und<br />

Lenkung solcher Kräfte. Wieder sehen wir hier, wie primitiv das Denken noch ganz plump<br />

materialistisch nur an dem materiellen Untergrund haftet, der nur vorgetäuschter Schein der<br />

Todessetzung ist, ein Nichts, dagegen das Wesentliche, das Gestaltete, das eigentlich Urlebendige,<br />

allein Wirksame und Wertvolle völlig übersieht oder bestenfalls als bloße Ausstrahlung<br />

des roh Materiellen erfasst. Darum müssen wir auch den ebenfalls ganz grob materialistischen<br />

Gedanken der Urzeugung völlig verwerfen. Chemisch und physikalisch kann stets nur<br />

Anorganisches entstehen, das Organische, das biologisch lebendig Gestaltete stammt nicht<br />

aus der Naturbildung, sondern aus ihrer göttlichen Überwindung, aus Weltbildung im Wiederanstieg.<br />

Der Keim der Lebendigkeit ruht von Anbeginn in der Natur, die ohne ihn nicht<br />

einen Augenblick bestehen könnte. Aber mehr noch werden wir uns fragen, wie überhaupt<br />

ein lebendiger Leib entstehen kann, nicht nur in Urzeugung, sondern in jeglicher Zeugung.<br />

Nimmermehr können wir annehmen, dass irgendwelche lebendigen Einzelwesen oder auch<br />

selbst ein Menschenpaar ein neues Wesen erzeugen könne. Wo sich nichts einkörpern will,<br />

ist alles Zeugen ewig vergeblich. Nur die viehisch gemeinste Anschauung, die da sagt „Ich bin<br />

der Leib“, kann annehmen, dass Leiber-Leben entstehen lassen können in sinnlos willkürlichem<br />

Zufall. Wir aber wissen, dass der Leib nur die äußerste Grenze unseres hylischen Seyns<br />

ist, wo wir umkehren, nur ein Werkzeug der Tat im Endlichen und zugleich subjektiv gewordene<br />

Natur, beginnende Natur-Erlösung. Grenzenlos durch alle göttlichen Unendlichkeiten<br />

schwingt mein Selbst über dem Leib. Das, was als neues Leben leiblich entsteht, ist nur ein<br />

materieller Ansatzkern, nichts anderes können die Leiber tun, als den Strom der Materie, als<br />

den physikalischen Untergrund, den Rohstoff fortleiten, die Gestalt aber, die den Rohstoff<br />

organisiert, stammt aus göttlichen Unendlichkeiten und wirbelt den Materienstaub nur auf,<br />

zu den leiblichen Gestalten. Darum verwerfen wir auch die Abstammungslehre, weil wir<br />

überhaupt Abstammung nicht anerkennen wollen. Nicht nur, weil es unmöglich ist, den<br />

zweckmäßigen Charakter des Biologischen mechanisch zu erklären, weil Kampf ums Dasein,<br />

Anpassung, Vererbung nicht erklären können, wie so ganz verschiedene Wesen entstehen<br />

können, wie Rose und Nilpferd, Fisch und Adler und Palme und Mensch, sondern weil der<br />

noch so lückenlose Zusammenhang des chemisch-physikalisch-materiellen Untergrundes<br />

den Zusammenhang und die Geschichte der biologisch-morphologischen Gestaltung nicht im<br />

mindesten berührt. Die Erklärung für die lebendigen Gestalten liegt im Seelischen. Die Seele<br />

belebt den Leib, baut ihn zweckmäßig, jeder Organismus ist Physiognomie, und statt der mechanischen<br />

Erklärung muss die physiognomische begründet werden. Dass Natur uns oder<br />

andere Lebewesen erzeugt hat, dass die Lebewesen Eines aus dem Anderen hervorgehen ist<br />

ein Schluss, ganz so, als ob man sagen wollte, dort geht einer aus dem Haus heraus, also hat<br />

das Haus ihn erzeugt. Wohl sind wir in der Natur eingebettet gewesen, wohl setzt jedes neue<br />

Wesen physisch an ein schon vorhandenes an, doch nichts geht da auseinander hervor, we-

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