Siderische Geburt - Peter Godzik
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dar und ohne ein Energiegefälle würde nichts geschehen. Wie ein Sturzbach entwertet sich<br />
alle Energie, stürzt die mechanische und jegliche Energie zur Tiefe der Wärme, wo nichts<br />
mehr geschieht. Und wenn alle Energie Wärme geworden ist, nichts mehr sich verändert,<br />
kein physisches Geschehen mehr stattfinden kann, dann stimmt das Gesetz der Erhaltung<br />
der Energie zwar noch immer als mathematische Gleichung, die Kraftsumme mag noch unverändert<br />
sein, doch dieses mathematische Schemen hat nicht die mindeste reale Bedeutung,<br />
ändert nicht, dass das physische Geschehen abgerollt ist, wie das heruntergesunkene<br />
Gewicht einer Uhr. Dieser Aufweis der Richtung des physischen Geschehens, dieses Hineinziehen<br />
der Dauer und der Wertung in die Physik, ist schlechthin die größte physikalische Entdeckung<br />
aller Zeiten und das Entropie-Gesetz das erhabenste Naturgesetz, das aufzufinden<br />
war. Wenn wir sagten, dass es keine Erkenntnis der Natur geben kann, die sich nur auf Natur<br />
aufbaut, sondern dass solche Theorien stets Materialismus sein müssen, und dass wir die<br />
Naturerforschung auf theorielose exakte Beobachtung und Mathematisierung zurückdrängen<br />
müssen, die Deutung des Naturseyns aber nur eine übernatürliche sein kann, so müssen<br />
wir dies in einem Punkt einschränken. Das Entropiegesetz ist die einzige Erkenntnis, die aus<br />
der Natur selbst gewonnen werden muss, es ist die Erkenntnis ihrer Endlichkeit. Die physikalische<br />
Forschung endet mit der Aufhebung des Physikalischen, und es ist von gar nicht zu<br />
ermessender Tragweite, dass aus der exakten Forschung heraus die metaphysische Lehre<br />
von der Natur als einer Endlichkeit exakt bestätigt ist. Wohl wissen wir, dass dieses<br />
Entropiegesetz, das man mit Recht das Gesetz des Geschehens genannt hat, ein Schrecken<br />
für den Naturalismus ist, der an der Auffassung der Natur als Letztes, Unendliches interessiert<br />
ist. Doch uns, die Natur als eine kurze Wegstrecke grenzenloser hyazinthner Wanderung<br />
erkannten, kann es nicht schrecken, dass enden muss, was uns durch sein Ende in neue<br />
Gefilde ruft. Wir wissen, dass wir alle Naturgestaltung in seraphischen Armen halten werden,<br />
und dass diese Liebesglut eins ist mit der physischen Wärme, aus der die Stoffe sich erhoben<br />
haben und als gelöste Kräfte wieder zurücksanken. Tönend und leuchtend werden alle physischen<br />
Gestalten sich über dem Stoff in das göttliche Schwingen einbetten. Und darum fürchten<br />
wir die Naturdämmerung nicht, da wir mehr sind als Natur und Natur zur Null muss<br />
herabschwanken können, wenn nicht ewig alles in Natur gefesselt sein soll. Mit freudigem<br />
Entzücken sehen wir die Möglichkeit, den Weltenbrand im wahrsten physikalischen Sinne<br />
des Wortes zu entzünden, den Untergrund von Tast und Fraß, der alle Fülle verendlicht, in<br />
seraphischen Flammen aufgehen zu lassen. Es entsteht für uns die Notwendigkeit, im Stadium<br />
des Weltabstiegs die ganze Technik auf neue Grundlagen zu stellen. Unsere Technik ist<br />
bisher eine Technik des Energiegewinnes; wir werden nun eine neue Technik ergänzend hinzugewinnen,<br />
die Technik der Energielenkung, die nicht inmitten der Kräfte steht, sondern sie<br />
höherwärts leitet; zu der Technik, die auf Arbeitsleistung hinausläuft, wird sich die Technik<br />
gesellen, die den geringeren Widerstand ausnützt, der in der Richtung des Energiegefälles<br />
liegt. Der Zusammenbruch der Natur wird für uns arbeiten, das ist neben der bisherigen<br />
Energie-Technik der Sinn der Entropie-Technik.<br />
Während das Chemische also der Natur den Grund legt, das Physikalische in der Natur nichts<br />
kann als ablaufen, zerfallen, dem Ende zueilen, so ist das Biologische das, was die Natur steigert,<br />
ja nichts in der Natur ist Steigerung, was nicht lebendig, biologisch wäre. Ohne das Biologische,<br />
Lebendig-Organische wäre die Natur keiner Steigerung fähig und müsste ewig auf<br />
dem gleichen Niveau verharren, ja mehr noch, sie könnte nichts als verlöschen, wenn nicht,<br />
was in ihr schlummert, in Erlösung in das Höhere eingebettet wäre. Und das Organische<br />
kann nicht nur steigern, es muss es, denn Leben und Steigerung ist das Gleiche. Die organische<br />
Natur ist nicht mehr bloß Natur, sondern bereits Überwindung der Natur, ist Entwicklung<br />
des göttlichen Keimes, der im Natürlichen schlummert und dessen Entfaltung, wie wir