Siderische Geburt - Peter Godzik
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verdrängt. Licht und Ton sind zwar im Raum, aber haben Raum unendlich viel weniger in sich<br />
als die Masse. Freilich ist auch in der ruhendsten Masse noch immer Schwingung vorhanden<br />
und nie besteht absolute Ruhe, während auch die schnellste Schwingung nie völlig frei ist<br />
von Masse. Es sind also zwei Richtungen der Kräfte. Die eine massenauflösende führt zur<br />
Schwingung, die andere massenbildende, kondensierende geht fort vom Schwingen und<br />
strebt gegen die völlige Trägheit, gegen den Tod. Der Körper ist also das Grab der Kräfte, und<br />
die Kräfte bedeuten ein Schwingen, ein Auflösen der ruhenden Masse, der Körperlichkeit<br />
überhaupt und der Taste-Enge. Darum fällt die Schwerkraft nun nicht mehr aus der Reihe<br />
der Kräfte heraus, sondern wird zu einem äußersten Grenzfall des physischen Geschehens<br />
nach der Seite der Masse hin. Darum brauchen wir nicht mehr die unsinnige Trennung von<br />
Körperwelt und imponderablem Äther mit allen ihren Komplikationen und Legionen von<br />
Widersprüchen. Masse und Schwingung, deren äußerste Grenze wir auch sofort betrachten<br />
werden, sind die beiden Pole und was zwischen ihnen webt, ist rein mathematisch ausdrückbar<br />
durch bloße Relationen von Raum und Zeit, orientiert gegen diese beiden Grenzbegriffe,<br />
ohne dass wir die materialistischen Zusätze von Stoff und Kraft brauchen. Wir können<br />
nicht nur den Materienbegriff fallen lassen, sondern auch den Kraftbegriff. Wir bemerken<br />
nichts als die Folgen von Kräften, niemand hat die physikalischen Kräfte selbst je beobachtet<br />
und kann es auch nicht, weil es realitätslose Fraßsetzungen sind. Der Begriff der Kraft ist unserem<br />
eigenen Inneren entnommen, und insofern ist Energetik in berechtigt anthropomorpher<br />
Weise eine beginnende Auflösung jenes ganz plumpen Materialismus, der Kraft noch<br />
einzig als bewegte Materie auffasst. Dennoch ist auch die Erklärung aus Nur-Kräften ohne<br />
stoffliches Substrat Materialismus, Verstofflichung der beseelten Lebendigkeit der Kraft und<br />
das Ideal einer rein raumzeitlichen mathematischen Ausdrückbarkeit des physikalischen Geschehens<br />
unabwendbar. In dieser mathematischen Deutung fassen wir das Gesamte des<br />
Physikalischen zu einem einheitlichen Bilde zusammen, was unmöglich war, solange das Natürlich-Physikalische<br />
als eine Selbständigkeit, noch dazu stofflicher Art, betrachtet wurde.<br />
Die ersehnte Einheit finden wir nicht im Todes-Nullpunkt der Stofflichkeit, sondern höherwärts.<br />
Wir haben also als das am meisten Ruhende, massenhaft Plumpe, die Gravitation, die<br />
schnell verhallt, während die schwingenden Kräfte fast ungeschwächt durch alle Unendlichkeiten<br />
eilen. Der Ton, das Höchste des Taste-Reiches, wo es sich löst, ist bereits Schwingung,<br />
doch an der Luft oder wägbaren Körpern haftend, noch der Masse verwoben. Dann folgen<br />
die schon fast ganz massenbefreiten Kräfte der Wärme, des Lichtes, der Elektrizität. Und in<br />
der Radioaktivität und der strahlenden Materie sind wir an der Grenze der völligen Auflösung<br />
des Materiellen, diese Kraft entspringt einzig aus dem Zerfall des Stoffes; vor unseren<br />
Augen sehen wir hier den Stoff in Kraft zerfallen und erkennen deutlich, dass Materie nichts<br />
als eine Aufspeicherung erstarrter Kräfte ist, Kraft als Lösung und Wiederbelebung, eine Art<br />
Bindeglied zwischen dem völlig Anorganischen und der einzig wirklichen Kraft, der lebendigen<br />
Kraft in uns.<br />
Es ist kein Zufall, dass wir die Erscheinungen der Radioaktivität, diesen Schlussstein unseres<br />
physikalischen Wissens, erst heut fanden, da wir der Natürlichkeit und der Materie entsteigen<br />
wollen, es ist der Preis, den wir für die metaphysische Überwindung des Physischen gewinnen,<br />
es ist die beginnende Möglichkeit, physisch zu vollziehen, was metaphysisch vorbereitet<br />
ist. Die Möglichkeit, die Materie in Kräften zu lösen, die Materie zu Kraft zu verbrennen,<br />
gibt uns zugleich gar nicht mehr zu ermessende Aussichten der äußeren Weltbeherrschung,<br />
vor der alle bisherige Technik und Kraftgewinnung schlechthin verschwindet. Von<br />
dem Grenzfall der Gravitation der fertig festgefügten Masse sind wir über die oszillierenden<br />
Kräfte zur Radioaktivität und damit zu einem völlig anders Gearteten gelangt, zum Innermateriellen,<br />
gegen das Außenmaterielle, zu dem Ort, wo wir die Entstehung der Materie und