Siderische Geburt - Peter Godzik
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schen gefesselten Verstand ist das göttliche Kreisen nur sinnlose Wiederholung. Er abstrahiert<br />
ganz weltlich Gruppen, die er Gott oder Welt oder Ding ruft und deren Lage zueinander<br />
er zwecklos ewig ändert. Allein vor dem bewertenden liebesglühenden überschwänglichen<br />
Schauen enthüllt sich der ganz eigene Sinn, den jeder Schritt im Kreisen hat, so verschieden<br />
wie ein Steinkohlenwald, eine brausende Stadt, und selige, entrückte Gefilde. Das Mechanische<br />
ist das Sinnlose und Zwecklose, und muss es sein; der Sinn des Kreisens nicht als bloße<br />
Drehung enthüllt sich nur in göttlicher Setzung.<br />
Das Mechanische ist die Form der Natur, die Natur ist das Mechanische, das Geführte, und<br />
das Mechanische ist das für die Natur Spezifische, das sie von der Übernatur scheidet. Die<br />
materialistische Naturwissenschaft hat aus dieser mechanischen Seite der Natur einen Götzendienst<br />
gemacht, der jede unbefangene Naturbetrachtung nicht nur völlig ausschließt,<br />
solidem die Erforschung großer Naturgebiete von vornherein ganz ausschaltet. Es soll alles<br />
bis auf den letzten Rest mechanisch gedeutet werden, das heißt, es soll erklärt werden ohne<br />
feinen Sinn. Der Materialist setzt sich das geradezu irrsinnige Ideal, die Sinnlosigkeit zum<br />
höchsten Prinzip zu erheben und Sinn und Zweck aus allem herauszutreiben. Geboren aus<br />
dem Zeitgeist des trägen In-sich-Beharrens ist diese Art der Betrachtung, die noch dazu in<br />
dem Wahn lebt, eine „exakte“ zu sein, zu dem furchtbarsten Fluch unserer Tage geworden,<br />
und die völlig debattenlose Abwendung von einer solchen Afterweisheit scheint uns dringendes<br />
Gebot.<br />
Gewiss wird man der Natur nicht Absichten und Zwecke unterschieben. Die Natur ist blinde<br />
Geführtheit, und gerade wir möchten gegen naturalistische Schwärmerei betonen, dass Natur<br />
nicht die allgütige Mutter ist, sondern chaotisches Grauen, brüllender Abgrund, sie ist die<br />
Bestie, die gebändigt zu Füßen des Heiligen liegt. Doch wie deuten wir den Mechanismus,<br />
der die Natur leitet. Wenn alle Zweckmäßigkeit, aller Natursinn, alle aufsteigende Naturgestaltung<br />
mechanisch ist, was ist dann das Mechanische, das solche Herrlichkeit herbeizwingt?<br />
Bodenlose Gedankenlosigkeit hat gewagt, alles solches als Zufall zu erklären. Zufall<br />
also, ein Mechanismus, der alles in Harmonie zusammenpasst, dass unsere höchsten Mathematiken<br />
dumpfe Stümperei dagegen sind. Ein Mechanismus, der Sterne und Planeten schuf<br />
und lenkte, Berge und Wälder, Witterung und Organismen und die ganze Harmonie der physikalischen<br />
Erscheinungen und des Chemismus. Zufall und Sinnlosigkeit war es wohl auch, die<br />
göttliche Dome und Symphonien, Dichtung und Religion und alle Herrlichkeit entstehen ließen,<br />
aus dem Unsinn entstand also wohl aller Sinn. Wir erinnern auch an jenen Professor,<br />
der alles daran setzte, seinen Schülern solchen ideologischen Irrwahn auszutreiben, wie etwa<br />
den, dass wir die Augen zum Sehen bekommen haben. Das sei nur eine ganz zufällige<br />
Nebenerscheinung des rein mechanischen Vorganges. Mag also auch im Innern des Naturreiches<br />
nichts sein als mechanische Geführtheit, mag in der Natur, aber auch nur in der Natur,<br />
alles mechanisch hergehen, die Natur als Ganzes, der Mechanismus als Ganzes kann<br />
nimmermehr sinnloser Zufall oder Blindheit sein. Das Ganze entspringt einer über alles Fassungsvermögen<br />
hinausgehenden Göttlichkeit, der Mechanismus ist nichts als ein System<br />
göttlicher Ideen, die zur Tat geworden sind. Es ist Tollheit zu glauben, dass wir im Naturwissen<br />
erstaunlichste Weisheit herausschöpfen könnten, wenn in der Natur gar keine darin ist.<br />
Ist es also auch ein Fortschritt, dass wir nicht mehr jede Einzelheit des Naturgeschehens,<br />
jeden Moment darin als einen göttlichen Willkürakt oder Eingriff ansehen, so ist doch das<br />
Ganze des mechanischen Naturablaufs das Göttlichste vom Göttlichen. Doch solches kann<br />
die Naturwissenschaft nicht erschauen, da sie einzig Teile der Natur, aber niemals Natur erlebt,<br />
das Naturerlebnis ist in den Naturwissenschaften nicht einmal als Andeutung vorhanden,<br />
alles bleibt nur ein Plunderhaufen zusammenhangloser Einzelheiten.