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Siderische Geburt - Peter Godzik

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durchsetzt ist mit Mensch bis in ihre tiefsten Niederungen und bis in das völlig tote Anorganische.<br />

Das Übernatürliche steckt schon in der Natur als ihr höherer Sinn, der reine Naturzustand<br />

ist nur die Abstraktion einer untersten Grenze, ist totes Chaos und bloßer Schein. Du-<br />

Natur, das heißt, Natur ist mein Selbst, doch in erdrückter Haft der Materie, in Todessetzung,<br />

im Bann des sinnlosen Chaos. Doch nimmermehr bin ich so eins mit Natur, dass ich nichts als<br />

Natur wäre, vielmehr ist Natur nur ein Moment von mir wie die Linie an der Fläche oder die<br />

Fläche am Körper. Ich bin so viel mehr als Natur, wie der blühende und fruchtbeladene Baum<br />

mehr ist als ein Fruchtkern, ich bin werdende Unendlichkeit, Natur ist Endlichkeit durch und<br />

durch, Endlichkeit ist ihre göttliche Sendung, denn in Endlichkeit nur lässt sich gestalten, erneuern<br />

und aller Reichtum erschaffen.<br />

Doch dieses auch heißt Du-Natur, dass wir alle Naturgestaltung erlösen, sie herausheben aus<br />

der endlichen zerstörbaren Materie, dass, wenn die Materie verrauscht, das Lied des Vogels<br />

noch tönt, die Rose duftet, der Wald rauscht und die Sterne funkeln. Durch unseren Geist<br />

nehmen die Gestalten ihren weltlichen Weg, bis auch unser Geist sich bettet in ewig himmlische<br />

Unzerstörbarkeit. Heraus aus der zerstörbaren Materie! Der noch ganz in der Natur<br />

versunkenen Seele oder der Sumpfweisheit des Materialisten haftet alle Ewigkeit noch an<br />

der Materie, ist die Materie das einzig Ewige; uns ist sie, wie wir zeigen werden, der Inbegriff<br />

dessen, was nicht nur zerstörbar ist, sondern Zerstörbarkeit ist ihr Sinn und ihr ganzes Geheimnis.<br />

Jede Materie, nicht nur die physische, auch jede psychische und jedes metaphysische<br />

Substrat muss zerstörbar sein, weil sie nur Träger sind, die in täuschendem Schein dem<br />

lebendigen Leben aller Gestaltung untergelegt sind. Nur die Gestaltung, die noch nicht im<br />

seligen, ganz unmateriellen und substratlosen göttlichen Schwingen ruht, haftet einen Augenblick<br />

der Erlösung harrend an Materien, deren Sinn Tod und Endlichkeit und stillstehende<br />

Ruhe ist.<br />

Also ist auch die physische Materie ein Nichts, das, woran alle Natur haftet, ist ein Abgrund,<br />

die scheinbar grenzenlose Gewalt des Physischen schreckt nur den in der Tierheit steckenden<br />

Menschen, dem siderisch Geborenen aber zerrinnt dieses Festeste zu einem Dunst, und<br />

wir werden sehen, dass es gerade die exakteste Physik ist, die uns die völlige Nichtigkeit des<br />

Materiellen erwiesen hat. Doch warum ist Natur der Nichtigkeit und Endlichkeit angetraut?<br />

Die Natur ist das Grab Gottes, die Welt seine Auferstehung und Pleroma seine Himmelfahrt.<br />

Wir wissen, dass die höchste Vollendung nicht in sich ruhen kann, dass sie liebesglühend<br />

über sich hinaus drängt, dass die Gottheit ewig in brausendem Außer-sich-Seyn sich in die<br />

Tiefen ergießt, cherubinischen Hass gegen sich selbst kehrt, sich selbst zu Tiefe und Chaos<br />

wandelt, ewiger Steigerung willen und in urgeheimnisvoller abgründiger Schöpferlust. Ewiges<br />

Über-sich-Hinaus, ewige siderische <strong>Geburt</strong>, das ist die letzte „Materie“, das „Absolute“,<br />

das „An-Sich“. Darum stieg Gott hinab, damit wir hinauf können. Natur ist der Abgrund, über<br />

den die Gottheit nun schwingt, wie könnte sie selig schwingen ohne Abgründe. Der Sturz der<br />

Gottheit lastet aber über den Tiefen; das göttliche Lasten, das über die Trägheit der Vollendung<br />

sich neu steigern will, das ist die Materie, die als Schein sich enthüllen will, wenn Göttlichkeit<br />

nun den Tiefen entsteigt. Alle Steigerung, alle Göttlichkeit, alle Überwindung der<br />

Trägheit muss sich zeigen in einem Zerrinnen der Materie. Nimmermehr dürfen wir aber dies<br />

ewig sich steigernde Kreisen der Gottheit, das Unendlichkeiten über Unendlichkeiten türmt,<br />

uns mechanisch vorstellen. Wir dürfen es nicht vorstellen, weil wir ja, um nicht in den Tod zu<br />

sinken, das Höhere nicht in das Gefäß der Enge, in unseren menschlichen Verstand verschließen<br />

dürfen, und mechanisch kann es nicht sein, weil Mechanik nur die Form der Natur<br />

ist, das ihr höherwärts aufgezwungene Gesetz, dem sie folgt, doch vor der Gottheit ist das<br />

Mechanische nur eine Handhabe, nur ein Werkzeug göttlicher Führung. Für den im Mechani-

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