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Siderische Geburt - Peter Godzik

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chen. Nicht irgendein dinglich paradiesischer Inhalt kann meine Seligkeit sein, sondern einzig<br />

die siderische <strong>Geburt</strong>, die ewige Wanderung in mir, die in ekstatischer Setzung alle Fülle hat.<br />

Das ist das Göttlichste, dass solche Wanderung grenzenlos möglich ist, immer reicher, immer<br />

überschwänglicher. Nur eines wäre furchtbar: ewiges Beharren und zweckloses Vergehen.<br />

Doch göttliche Wanderung ist nie endendes schöpferisches Leben und ewige Jugend und<br />

Erneuerung, ist Heldentum und Liebe, ist tosender Wirbel und tiefste heimliche Ruhe. Und<br />

Nichts kann da verloren sein, sondern in seraphischer In-eins-Setzung Gottes ist ewig alles<br />

bewahrt. Nicht ist meine göttliche Wanderung ein unablässiges Verlassen und Verlieren, ein<br />

Ersetzen des Einen durch das Andere, sie ist ein seraphisches Verweben alles dessen, das<br />

einen Moment in Todesstarre ruhte, und lässt Jeglichem seine Selbständigkeit, die nur in<br />

todesstarrer Trennung bestand, auch wenn es in die Allverwobenheit göttlicher Harmonie<br />

eingeht. Ruht das Ich in träger Furcht, so steigert alsbald die Not durch alle Allheit sich ins<br />

Unermessliche, wandere ich, so schwindet alle Not und wird zum vergänglichen Moment.<br />

Nicht nur meiner Ewigkeit dient meine göttliche Wanderung, sondern ich erfülle in ihr meine<br />

Gottheits-Sendung. Jeder Schritt, den ich in dieser seligen Wanderung tue, durchhallt alle<br />

Allheit, und je gewaltiger einer da schreitet, umso nachhaltiger macht er das ganze göttliche<br />

Kreisen erzittern. Und ganz so, wie eine mechanische Arbeitsleistung nicht verloren gehen<br />

kann, doch nur noch viel wirksamer und lebendiger, durchhallt und verändert auch der geheimste<br />

Gedanke die ganze Allheit, haftet ewig jeder Schritt, den ich wandere, im göttlichen<br />

Kreisen, bewahrt sich auf in ekstatischer Setzung. Der göttlich noch unerweckte Mensch, der<br />

nicht nur an der Körperlichkeit haftet, sondern sich sogar ihrer freut, der die Tragik dieser<br />

Haft noch nicht erlebte und die Seligkeit der Lösung, er kennt Unzerstörbarkeit und gesetzmäßigen<br />

Sinn nur im Materiellen. Er empfindet gar nicht die Ungeheuerlichkeit, dass unser<br />

viel höheres Leben und alle Geistigkeit über dem Stoff, dass der Allheit seraphisches Schwingen<br />

nur ein Spiel vergänglich verrauschender Zufälligkeiten sein soll, ohne allen Sinn, er sieht<br />

nicht, dass die Tiefen aus diesen Höhen einzig allen Sinn empfangen und dass unser höheres<br />

Leben gerade das gar nicht Zufällige, das absolut Sinnvolle ist. So mathematisch genau, wie<br />

der Gang der Planeten oder der Fall eines Körpers, wird jeder Moment meines Erlebens, jede<br />

Handlung und jede noch so heimliche Regung, die grundstürzendsten Ereignisse in mir, und<br />

der flüchtigste Blick, der Allheit sich einprägen, und sie ganz und tief umwälzen, umso tiefer,<br />

je größer meine Macht ist; und ob ich Göttliches täte oder Dämonisches oder in Trägheit<br />

dämmere, ganz so wird sich das Ganze Göttliche Kreisen hinneigen zur Himmelslust oder zur<br />

Hölle, ich selbst schaffe Hölle und Himmel in die Allheit hinein, dass sie mich nun verschlingen.<br />

Jeder göttliche Gedanke erwärmt alles, wie ein himmlischer Hauch, jede niedrigere Regung<br />

macht alles erfrieren, wie ein höllischer Odem. Ruhelos krampft sich alles zusammen<br />

durch Wut, wendet sich rückwärts zur Naturtiefe. So sprechen wir von der Wildheit der Natur,<br />

sie wüte, und menschliche Wut scheint uns wie ein Sturm oder Erdbeben, aber bei Gott<br />

ist nur seraphische Wut, eine Wut der Liebe, die erlösend erweitert. Da meine Macht alle<br />

Allheit in Himmel und Hölle wandelt, so wächst meine Verantwortung für jedwedes Geschehen<br />

im All, und an allem, das ist, muss ich in Mitverantwortung leiden. Jede schwarze Abgründigkeit<br />

in mir lässt die Ganzheit sinken, jede liebensglühende Fürsprache steigert das All.<br />

Und wenn das Ganze steigt oder sinkt, sinkt und steigt auch jedes Einzelne, ganz ohne sein<br />

Zutun, darum jedes geheimste Zucken in mir jedem Mitmenschen Übles oder Liebes tut. Und<br />

Himmel und Hölle, die ich selbst und Andere für mich geschaffen haben, umarmen mich,<br />

oder speien mich aus, aus der Gottheit; was Niedriges der Gottheit angetan ist, schleudert<br />

sie fort durch das Tor des Todes in den Ort des Nichts und der äußersten Finsternis, dass es<br />

dort erlöst werde. Ich wirke für Jeden, nicht nur der mit mir gleichzeitig lebt, sondern für

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