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Siderische Geburt - Peter Godzik

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te, schwindet zur Illusion, und immer werden wir auf uns selbst zurückgeworfen. Sehen wir<br />

zu. Da fällt uns zunächst auf, je tiefer wir auf der Stufenleiter der Lebewesen hinabsteigen,<br />

dass die Starre des Weltbildes zunimmt zu einem mehr regungsloseren Starren und Staunen,<br />

bis sie beim Tier übergeht zu völliger Welterdrücktheit. Da schwindet das Weltbewusstsein<br />

und weicht dem bloßen Umkreiserleben, bis es endlich bei der Pflanze und den tiefsten Lebewesen<br />

zur gänzlichen Augenblicksversunkenheit wird. Das bloße Umkreiserleben vermag<br />

nicht zum All vorzudringen und je weltumwölbter ein Wesen, desto weniger hat es Welt-<br />

“Begriff“. Wir kommen auf dies noch bei unserer Naturbetrachtung. Sehen wir nun aber<br />

nach oben. Warum ist es schwerer nach oben zu sehen als nach unten? Weil das Untere nur<br />

unser eignes Durchlebtes ist, das wir erblicken, aber das Über-Uns will in seiner göttlichen<br />

Fülle erlebt werden, in siderischer <strong>Geburt</strong>, sternenhaft über den Sternen. Wir werden noch<br />

durchdringend erkennen, wie da die Welt, die uns umwölbte, unter uns liegen wird. Alle<br />

Starre schwindet, die Erscheinungen erhalten immer mehr einen fluchtartigen Charakter,<br />

alles Feste wird zum „Schleier der Maya“, zum Schein, Phänomenon, und immer mächtiger<br />

erhebt sich die erschütternde Lehre von der Welt als Scheinwelt. Aber ist diese Lehre von<br />

der „Weltillusion“ denn auch zwingend und notwendig? Nein – das ist sie nicht. Sie ruht genau<br />

auf der Voraussetzung von der Welthöhe oder der Gegenwart, anders ist sie nicht bindend.<br />

Wo nur Umkreis erlebt wird, im Zustand der Welterdrücktheit, kann niemals „Welt“<br />

zur Illusion werden, weil sie es eben nicht ist. Aber nun wir Welt durchlebten, beginnt sie<br />

unter uns zu sinken. Es ist nicht eine Welt und eine Lehre davon, die „die Richtige“ ist, ein<br />

genaues Spiegelbild der „einen Welt“ und die aus allem Wirrwarr der Meinungen eines Tages<br />

herausstiege – vielleicht auch niemals. Denn „Welt“ vergeht, wie sie ward, und welches<br />

Weltbild das „Richtige“ ist, hängt davon ab, wo wir im Weltablauf stehen und wie „Welt“ zu<br />

uns. Das aber sind Machtverhältnisse, die sich verschieben in einem höheren Kreislauf. Wir<br />

werden uns noch mit der Erkenntnistheorie auseinander zu setzen haben und ähnlich zu<br />

einer dynamischen Theorie des a priori gelangen, die uns sagt, dass nie ein für allemal entschieden<br />

werden kann: dies ist a priori, jenes a posteriori, sondern dass auch hier verschiebbare<br />

Machtverhältnisse vorliegen, die je nach dem Weltstand, bald dies bald jenes Grundelement<br />

zum von vornherein stoßenden oder zum nachträglichen machen. Die kritische Betrachtung<br />

unserer Umwelt als Erscheinungswelt, der große Zwiespalt zwischen Erscheinung<br />

und Wirklichkeit und der Lehre davon, die Erkenntnistheorie, – ja schließlich das Bewusstsein<br />

von „Welt“ überhaupt, das alles konnte erst im Weltverlauf entstehen. Wir werden noch<br />

deutlich machen, wie unter uns und der Welt das Naturreich des bloßen Umkreiserlebens<br />

liegt, das in der Tiefe in völlig abhängiger Todesstarre endet, über uns und der Welt aber der<br />

Gottheit überschwänglich grenzenlose Reiche der Fülle. Ist nun unter uns alles erdrückt von<br />

„Welt“, die darüber thront und leitet, wie kann da Welt-Wissen sein, und sind wir selbst<br />

noch ganz umwölbt von „Welt“, wie kann da Welt-Wissen sein, ehe „Welt“ bis zur Höhe<br />

durchlebt wurde. Aber haben wir da nicht nur den reinen Welt-“Begriff“, ein bloßes gedankliches<br />

Anhängsel an die Wirklichkeit? Nimmermehr! Dieser Welt-Begriff ist die Krönung, das<br />

All-Wissen, das uns nun wahrhaft zu Welt-Bürgern machen soll, die Frucht, die nun im Weltherbst<br />

reift, und die wir erst im Welten-Abstieg ernten dürfen, die uns heut schon mahnt an<br />

den Samen zu zahllosen immer neuen Welten. Aus Welterdrücktheit stiegen wir auf, bis zum<br />

Erleben des bloßen Umkreises das Weltbewusstsein trat wie die Sonne. Nun wir die Welt<br />

durchlebten bis zu ihrer Höhe und aus ihr traten wie die Pflanze aus dem finsteren Erdschoß,<br />

da ist nicht mehr nur Wissen von Welt, während das Erleben im Umkreis haftet, da erleben<br />

wir Welt in aller Fülle, uns Weltbürgerschaft erwerbend.<br />

Die philosophische Erkenntnis der Menschheit hielt stets gleichen Schritt mit diesem Wachstum.<br />

Sie ist durchaus nicht das Tohuwabohu von Meinungen, wie die Dogmatik der soge-

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