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Siderische Geburt - Peter Godzik

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<strong>Geburt</strong> das neue Überpersönliche in göttlicher Verwobenheit in hyazinthnem Frühling aufkeime.<br />

Eine letzte Hoffnung lag noch in dem polaren Gegensatz zwischen Aristokratie und<br />

Demokratie, der alle Zeiten und alle Völker überdauert. Der heilige Gehorsam will, dass das<br />

Niedere sich unter das Höhere beuge und das Höhere in höchster Reinheit bleibe, denn wie<br />

könnte sonst Aufschwung und Steigerung und Bewegung sein. Die Scheidung in Aristokratie<br />

und Masse ist schlechterdings die größte aller Selbstverständlichkeiten, die nichts anderes<br />

besagt, als dass Aufstieg ist; und Streit kann nur sein, ob dieses Verhältnis in der Reinheit<br />

besteht, wie es der ursprüngliche Zweck war. Das allerdings ist keineswegs der Fall. Denn je<br />

mehr die Geschichte sich dem winterlichen Nullpunkt nähert, wo die persönliche Kultur gipfelt,<br />

umso mehr wird die aristokratisch demokratische Zweiteilung zu einem immer roheren<br />

Kampf um Besitz und Macht. Doch welches war der ursprüngliche Sinn? Liebevolle Belehrung,<br />

hilfesuchendes Vertrauen, Gemeinsamkeit um des höheren Zieles willen; das ist der<br />

Sinn des Aristokratischen, dass es hinaufziehen will in seraphischer Aufopferung und tollkühnem<br />

Vorposten-Mut, dass es voll von Entdeckerlust sei, Gestaltungskraft, und Führer und<br />

Vater und Lehrer. Und das ist der Sinn der Masse, dass sie darstellt, dass sie ausführt. Sie ist<br />

es, die Pyramiden und Maschinen gebaut hat, sie hat Schlachten geschlagen und Dichtungen<br />

gelebt, kein Heroismus ist ihr fremd, und was an ihr Niedrigkeit ist, stammt aus mangelnder<br />

Führung, denn Masse will geführt sein, sie ist das Geführte, sei es nun durch die abgründigen<br />

Triebkräfte, die aus Gott entspringen, oder durch den Vormarsch der Aristokratie, die Lösung<br />

der Masse ist. Die Masse ist stets hypnotisierbar, denn sie ist eben das, was unfrei geführt<br />

wird. Nur das Einzelpersönliche in seinem Rationalismus unterliegt nicht den Suggestionen<br />

wie die unrationalistisch bildmäßig denkende Masse. Und Masse muss hypnotisierbar sein,<br />

das ist eine der eminentesten Zweckmäßigkeiten der Welt, dass hier das fehlende Denk- und<br />

Führerorgan durch Andere ersetzt wird. Doch wie alle Ursprünglichkeit des Einzelnen, wie<br />

Familie und Volk und Rasse und Zeitgeist dahinsanken am Umkehrpunkt alles Weltseyns, so<br />

ist auch der Gegensatz des Aristokratischen und Demokratischen null und nichtig geworden<br />

und ein brutaler Streit um Besitz. Die Wenigen mögen nicht mehr hinanziehen und die Vielen<br />

nicht mehr darstellen, denn was oben ist, will heut nur knechtisch herabdrücken, und was<br />

unten ist, will den Massengeist zum Herrscher machen, beides also will raffen und fressen,<br />

und darum schwand aller Unterschied und die Spannung der Polarität, bis sie sich nun neu<br />

wieder erzeuge.<br />

Wir wissen, wie im Anbeginn in den Naturtiefen unter uns das Selbst wie ein hinaufziehendes<br />

Ziel, wie ein Keim des Aristokratischen noch ganz eingebettet war in den all-verwobenen<br />

Gattungsmäßigkeiten des Natürlichen. Der Gegensatz des Massengeistes und des Führergeistes<br />

drückt sich in einer Verteilung der Individuen aus, die wir schon am Eingang der Geschichte<br />

in großer Schroffheit vorfinden und die sich erst ausgleicht, als mit dem Verfall alles<br />

Volklichen der ganz einzelpersönliche Kampf um den Besitz zum ausschließlich Treibenden<br />

wird. Fortan kann die Polarität von Demokratischem und Aristokratischem kaum mehr durch<br />

eine Verteilung von Individuen verursacht werden, sondern kann sie nur zur Folge haben;<br />

das Demokratische ist nicht mehr Pöbelherrschaft, sondern bedeutet Teilnahme aller, das<br />

Aristokratische bedeutet nicht mehr Herabdrückung, sondern seraphisches Hinanziehen, und<br />

auf der Basis der inneren Freiheit erblüht erst staatsbürgerliche Freiheit, bis am Ende der<br />

Zeiten, wie wir ahnen, alle Volkstiefe von der Gotthöhe verschlungen sein mag.<br />

Immer mehr ist die persönliche Wohlfahrt nun zum einzigen geworden, das noch als erstrebenswert<br />

gilt, und die demokratische Aufklärung unserer Tage glaubt dies Ziel zu erreichen,<br />

indem sie in blindem Hass gegen des Menschen besten Teil wütet, gegen seinen siderischen<br />

Drang, überweltlich in grenzenlose Gottesweiten zu dringen. Aber solches Mühen schlägt

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