Siderische Geburt - Peter Godzik
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endete der Geschlechtsliebe weite Wanderung von der Vielheit zur Einheit, jetzt erst dürfen<br />
sie in lauterster Wahrheit sprechen: ich liebe nur Dich. Ich liebe nur Dich, denn ich fand Dich,<br />
nein, ich fand Dich wieder. Ohne Dich wäre ich nicht, Du bist der Schlüssel zu allen meinen<br />
Rätseln, der verloren ging. Was wäre ich ohne Dich! Blütenstaub, der verweht ohne Blume,<br />
ein Ton, den kein Ohr hört. Du hast die verrammelten Pforten in mir gesprengt, Du löstest<br />
meine winterliche Erfrorenheit, Du hast mich geboren in einer anderen <strong>Geburt</strong>. Du bist der<br />
Gottheit näher, hast schauendes Wissen, bist ein Meer, in dem alles Unreine ewig ertrinken<br />
mag; Du die Heilerin, Du die Pflegerin, die Holdselige, die Heitere, die Schönste von allen,<br />
zart und derb, fein und stark. In Wahrheit werde ich Dich über aller Vergänglichkeit nicht<br />
lassen, da hast Du mit mir den Tod abgestreift. Und kann kein Ende finden, und kann kein<br />
Ende finden, das gelobe ich Dir!<br />
War in der Ehe das Ich vom Du ganz verschlungen, so finden wir solche Glut des überpersönlichen<br />
Sich-Weitens und Belebens kaum in anderen Verbänden zwischen Menschen. Zum<br />
Teil aus der Geschlechtsliebe erwachsen, ist die Familie der ursprünglichste aller Verbände.<br />
Ihr Herz ist die Liebe zwischen Mutter und Kind, und Mutterliebe ist eines der weihevollsten<br />
Heilsgüter der Menschheit. Die Familie ist eine physiologische Einheit, sie ist der Zusammenschluss<br />
sehr gleicher und nahestehender Einzelwesen, und die mangelnde Differenzierung,<br />
die große Gleichheit pflanzlicher und tierischer Individuen erlaubt, dass man die Begriffe<br />
„Art“ und „Familie“ für einander gebrauchen kann, ja selbst bei Naturvölkern oder Völkern,<br />
bei denen die Einzelperson in der Masse untergeht, wie bei den Mongolen, spielt die Familie<br />
eine weit größere Rolle als bei uns. Bei Pflanzen und Tieren, ja selbst noch bei primitiven<br />
Menschen, ist der Geschlechtsverkehr innerhalb einer Familie noch etwas Selbstverständliches,<br />
während er in höherem Aufstieg zur Blutschande wird, die furchtbarsten Verfall nach<br />
sich zieht. Dies zeigt, dass Familie zwar als Einheit gefügt ist, aber nicht bestimmt ist, Einheit<br />
zu bleiben. Hier ist ein Streben von der Einheit zur Trennung und Vielheit; und da Familie<br />
eine nur physiologische Einheit ist, so ist sie mit dem Verfall der Naturtriebkräfte hinter der<br />
Welthöhe unwiederbringlich dem Untergange geweiht. Nach Erfüllung ihrer Mission ist sie<br />
nichts mehr als der Schlupfwinkel eines trägen Philistertums, und wir sehen in der Tat Verfall<br />
und Zwiespalt gerade die fortgeschrittensten Familien zerstören.<br />
Noch umfassendere Verbände, die aus dem Physiologischen stammen und damit dem<br />
Untergange verfallen sind, da siderische <strong>Geburt</strong> uns der Naturtiefe entheben will, sind die<br />
Rassen und Völker, und schon heut ist alle Wiederbelebung echten Volkstums ewig vergeblich,<br />
bloße Liebhaberei oder nur von historischem Wert; nirgends aber sehen wir ein neues<br />
Volkstum entstehen. Wie keine Person und keine Familie, so kann es auch kein Volk geben,<br />
dessen Sendung eine allumfassende wäre, sie alle sind begrenzt und müssen sterben. Noch<br />
ist es zu zeitig, um die Geschichte des Rassen- und Volkstums zu schreiben, die in Erkenntnis<br />
der Mission, die jedem eigentümlich ist, alle Völker als einen einheitlichen Organismus erschaute.<br />
Wir wollen wagen, einige skizzenhafte Andeutungen zu geben. Deutlich zerfallen<br />
uns die Völker der Erde in zwei polare Teile, in die individualistischen Völker Europas und die<br />
ganz unpersönlichen Asiens, zwischen denen die islamitischen Orientalen und die Russen ein<br />
Bindeglied sind. Für den Europäer ist die Seele ein Einfaches, Letztes, wie sie für den Asiaten<br />
durch seine Vorstellung der Seelenwanderung und des Karma zusammengesetzt ist. Die Kultur<br />
des Abendlandes ist persönlich, kritisch, und daher Werkzeug, Wissenschaft-Kultur und<br />
Technik, die asiatische Kultur ist eine Kultur der Masse, ist unpersönlich, mehr metaphysisch<br />
als kritisch, und Religion und Leben sind verquickt, wie sie bei uns im Gegensatz stehen. Das<br />
Abendland erwies den Wahn des Objekts, wie Indien den Wahn des Subjekts; und so sehr<br />
geht die Person des Asiaten in höheren Verbänden auf, dass ihm der Tod bedeutungsloser ist