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Siderische Geburt - Peter Godzik

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keimt, und kein überpersönliches Leben lebt, ein Nullpunkt ist und etwas unsagbar Läppisches,<br />

wie die alltäglichste Beobachtung zeigt, wenn wir einen Menschen nicht nach seinen<br />

überpersönlichen Pflichten und Aufgaben, sondern nur nach seiner Einzelheit betrachten.<br />

Das gestaltende Über-Sich-Schaffen der Gottheit, ihr formender Aufstieg in schaffender Lebenskraft<br />

ist das Männliche; der Überschwang der Gottheit aber, mit dem sie sich selbst der<br />

ewigen Steigerung halber in grenzenloser Liebe in die Tiefen stürzt, das ist das Weibliche.<br />

Das macht uns auch das grundverschiedene Seelenleben der beiden Geschlechter deutlich.<br />

Der Mann muss der Handelnde sein, der Stärkere, der Eindringende, der Logische; das Weib<br />

das passiv Abwartende, Hingebende, und ihr Bewusstsein unlogisch oder richtiger alogisch,<br />

gestaltlos, denn sie ist die Verkörperung der übergestaltlichen Liebe Gottes, ja, sie ist nichts<br />

als Liebe, wie der Mann Logos ist. So ist auch die Schönheit des Weibes stets ruhende<br />

Schönheit, während uns solche weibliche Schönheit beim Mann anwidert und wir dort die<br />

Schönheit der Bewegung, der Tat und des Logos suchen. Es ist darum kein größerer Wahnwitz<br />

als die von weibischen Männern oder ganz Verblendeten geschaffenen Lehren von der<br />

Minderwertigkeit des Weiblichen. Es heißt das, die Hälfte des Weltgeschehens streichen und<br />

damit alles unmöglich und sinnlos machen. Diese unsinnigen Ideen sind entstanden, indem<br />

man, echt rationalistisch, den Mann zum absoluten Maßstab machte und nun das gänzliche<br />

Fehlen männlicher Eigenschaften bei der Frau demonstrierte, bis endlich die völlig verrenkte<br />

Anschauung der Frauenemanzipation wieder bewies, die Frau habe doch solche Fähigkeiten,<br />

aber als Beweismaterial, von einigen scheinbaren Ausnahmen abgesehen, nichts beibrachte<br />

als alte Jungfern oder mitleiderregende Zwischenstufen. Nicht darum kann es sich handeln,<br />

Mängel des Weiblichen festzustellen; es wäre ein Leichtes, nicht minder reichhaltig die Unzulänglichkeiten<br />

des Männlichen zu beschreiben; und wenn dies bisher nicht recht geschah, so<br />

ist das einzig ein Ausdruck der wahnsinnigen Überschätzung der männlich persönlichen Kultur.<br />

Die Grenzen, die Männlichkeit hat, nicht weniger als Weiblichkeit, bedeuten nur, dass<br />

eben eines ohne das andere nicht sein kann, und dass eine Emanzipation, die das Weib auch<br />

nur im Geringsten vermännlichen will, genau so unmöglich und sinnlos ist, als wenn man den<br />

Mann zum Weib machen wollte. Nicht ein schaler Ausgleich und verflachende Vermengung<br />

der Kräfte, die in Reinheit erhalten werden müssen, sondern die höhere Synthese tut uns<br />

not. Also stellen wir gegen die Herabsetzung des Weiblichen das Lob der Frau.<br />

Das Weib als Geschlechtswesen ist etwas viel Natürlicheres als der Mann, ja selbst das sinnlich<br />

erregte Weib kann noch schön sein, während der Mann in Sinnlichkeit, ja überhaupt jeder<br />

stark geschlechtliche faunische Mann die widerwärtigste, abstoßendste aller Hässlichkeiten<br />

ist. Die Frau ist Pflegerin und Heilerin, ist Dulderin und die Sehnsüchtige, sie ist ein<br />

allumfassendes Meer aller Lebendigkeit, und, allem Streit zum Trotz, dennoch eine abgründige<br />

Tiefe. Das Weib ist die Heiterkeit, das Lachen, der Frohsinn der Welt, der gute Engel des<br />

Mannes, und der Ursprung der Weiblichkeit und ihr Sinn macht, dass ein Weib stets sensibler<br />

ist als der Mann und intuitiver empfindet. Das unpersönliche Weib kann zwar nie Genie<br />

sein, aber es kann auch nie so ungenial sein, wie ein Mann, es hat eine hervorragende Befähigung<br />

zur Religiosität und zum mystischen Schauen. Und was von Frauen an drängender<br />

Kraft zum Transzendenten, an Heilung und Erlösung geleistet ist, das ist nicht ein Deut weniger<br />

als alle Erfindungen und Entdeckungen zusammengenommen.<br />

Also ist ein ewiges Gesetz der Weltbewegung, dass die Polarität von Mann und Weib aus<br />

Zweien Eines machen muss, sowie Gott sich liebend hinabstürzt bis an die Todesgrenze der<br />

Materie und in siderischer <strong>Geburt</strong> daraus wieder hervorblüht, und darum ist auf diese schöpferische<br />

Zweiheit auch die schöpferische Kraft der Zeugung und Fortpflanzung gestellt. So<br />

wird das Weib durch Hingabe vom wogenden gestaltlosen Meer zur Person; der Mann aber

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