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Siderische Geburt - Peter Godzik

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die überreiche neue Sphäre des Überpersönlichen; Individuum und Masse fallen nicht mehr<br />

zusammen, wie bei den Einzelligen, sie fallen zusammen, indem die vielen Personen, wie<br />

eine einzige verschmolzen, alle Fülle der Masse und der Vielheit in sich einbeziehen.<br />

Diese Änderung der Verhältnisse von Masse und Einzelwesen, diese ganz verschiedene Art,<br />

in der Massenkraft und Einzelwesenheit schon innerhalb des einzelnen Ichs wie in der Masse<br />

sich mischen, besonders aber die Auflösung der Masse in Individuen, im Weltaufstieg, erklären<br />

uns deutlich eine der beängstigendsten Erscheinungen unserer Zeit, den Verfall der Rasse.<br />

Alle allverwobene Fülle, die von der Gottheit hinabstieg und sich in Masse, Gattung und<br />

Rasse offenbarte, endet heut im Nullpunkt des begrenzten kleinen Ichs, alle Kräfte, die uns<br />

in den Tiefen trieben, sind erschöpft, und damit sinkt auch alle Ursprünglichkeit des Volkstums<br />

und alle erfrischende Erneuerung, die aus der Rasse stammt, auf ewig dahin. Vergebens<br />

ist da jede Wiederbelebung. Und es ist gut so, denn wie könnte sonst die neue Ursprünglichkeit<br />

kommen, die beim Einzel-Ich in siderischer <strong>Geburt</strong> anhebt, um uns sternenhaft<br />

über alle Sterne zu heben. Die Weltumkehr unserer Gegenwart muss darum eine so<br />

rationalistische Zeit sein, weil alles Intuitive, Instinktive um uns entschwunden ist und die<br />

neue Intuition noch nicht geboren wurde. Wann handelt ein Wesen instinktiv? Wenn es<br />

zweckmäßig handelt, ohne sich dieses Zweckes bewusst zu sein. Das Einzelwesen wird hier<br />

durch etwas getrieben, es führt mechanisch eine nützliche Handlung aus, durch eine Kraft,<br />

die mächtiger ist als es selbst, und wir verstehen, dass es der Geist der Gattung ist, der für es<br />

handelt; überindividuelle Verbände, die in immer höheren Verschmolzenheiten endlich in<br />

Gottheit münden, führen das noch unselbständige Einzelwesen, das ohne diese Führung<br />

nicht bestehen könnte. So erklären sich einzig die beispiellosen Wunder des Instinkts, die<br />

Tiere und selbst Pflanzen zu Handlungen befähigen, die oft erstaunlicher sind als menschliche<br />

Leistungen, und niemand würde wagen, sie aus dem Individuum zu erklären. Wie eine<br />

unteilbare Person handelt die Gattung hier in jedem einzelnen Wesen. Allerhand neuere<br />

Tierversuche haben gezeigt, dass der Instinkt dagegen völlig versagt, wenn die erstrebten<br />

Ziele keine typisch gattungsmäßigen sind; ändert man die typischen Verhältnisse auch nur in<br />

irgend einem Punkt, so ist ein reines Instinktwesen völlig hilflos. So fand ein Insekt unter den<br />

schwierigsten Umständen den Eingang zu seiner unterirdischen Brutstätte. Legte man diese<br />

aber frei, so flog es suchend unmittelbar über den jungen Larven hin und her, da die allerdings<br />

erstaunliche instinktive Führung einzig auf das Aufsuchen des Einganges eingerichtet<br />

war. Die Gattung, die Rasse, die Zeitalter, die überpersönlichen Verbände irren eben unendlich<br />

viel weniger als das Einzelwesen; erst wenn das Einzelwesen immer mehr zur großen<br />

Persönlichkeit wird, enthebt es sich langsam dem Irrtum.<br />

Eine große Persönlichkeit, das ist nicht, wie man heut oft meint, eine Anhäufung möglichst<br />

vieler oder recht seltsamer Schrullen, Persönlichkeit ist nicht das, „wie er sich räuspert und<br />

spuckt“, sie ist vielmehr das Samenkorn, aus dem sich das Überpersönliche entfaltet, sie ist<br />

ein Anfang zum allverwobenen, überpersönlichen Tun, das einzig den Sinn der Person ausmacht.<br />

Daher hat der große Mensch stets eine universal typische Bedeutung, er ist eine Gattung<br />

für sich und ist typischer, ja man kann sagen, unpersönlicher als ein unbedeutender<br />

Mensch, der sich mit tausend kleinen Narrheiten spreizt, wie ja unsere ungeniale persönliche<br />

Kultur dazu geführt hat, Legionen von Nichtigkeiten mit verweichlichter Sentimentalität<br />

schonend zu pflegen, als wären es die größten Heilsgüter. Der große Mensch entreißt sich<br />

aber dem Geckentum des Persönlichen, seine Genialität ist die neue Intuition, die neue Ursprünglichkeit,<br />

die alle Schranken seiner Ich-Enge durchbrechende Verwobenheit, die immer<br />

rauschender alles umfängt, bis sie der vollen Göttlichkeit teilhaftig wird, ja Genialität ist<br />

nichts als beginnende Gemeinschaft mit Gott. Nicht die Nullpunkt-Ruhe der Person, sondern

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