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Siderische Geburt - Peter Godzik

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noch recht wenig, wenn wir finden, ein Mensch sei „intelligent“. Noch braucht da der endgültige<br />

Schritt über die Tierheit nicht getan zu sein, auch der Intelligenteste kann ungöttlich<br />

sein. Das niedere Bewusstsein ist so wenig schöpferisch, dass es vielmehr die Auflösung der<br />

Schöpfung ist, es ist das, was von Gottes Schöpfung zu Gott zurückführt. Das Bewusstsein ist<br />

einwärts gekehrter, ist verengter Geist; in seiner weltlichen <strong>Geburt</strong> ist es siderischerTod.<br />

Das tote Ding, das die weltliche Bewusstheit bestimmt, ist vom Hass geformt als seinem gestaltenden<br />

Meißel, es ist Hass-umgrenzt und befehdet seinesgleichen. Das kriegerische Gesetz<br />

des Hasses beherrscht diese Sphäre. Und dieses Kriegsgesetz ist kein anderes als das<br />

Beute-Gesetz des Besitzes, wir fanden die Seynssetzung dieser Regionen als ein Haben, als<br />

feindlich in sich verschlossenen Besitz, und es ist kein Zufall, dass der begreifende Verstand<br />

in der kapitalistischen Epoche gipfeln musste. Doch die letzte Lösung des Seyns finden wir<br />

nicht eher als über dem durchlebten Bewusstsein; das Über-Bewusstsein erschwingen wir<br />

nur in der Kreuzigung des Verstandes.<br />

Aller Reichtum und alle Farbigkeit, die in der weltlichen Werkstätte des Bewusstseins entstanden,<br />

werden im Über-Bewusstsein losgelöst von Dingheit und Seyn zu Gott-Symbolen,<br />

die Seyns-Gestalten zu Schwinge- und Fliege-Gestalten in dem einsverschmolzenen All-<br />

Wogen. Nichts mehr ist bei sich selbst, sondern alles Gott-Flamme, Jedes ist Alles und Alles<br />

in Alles seraphisch einbezogen. Da ist kein Enge-Besitz mehr, nicht armselige Beschränkung<br />

einzig auf das, was mir nützt, sondern in höchster Fülle Jedes mit Allem vermählt, es schwebt<br />

das Überbewusstsein über allem Haben, unbegreifbar, unberührbar, tastlos in heiliger Armut.<br />

Das ist nicht die riechende, proletarische Dürftigkeit, sondern die heilige Armut, mit der<br />

Franziskus die mystische Ehe einging, es ist das aus der Haft der Kleinheit und Enge befreite<br />

Leben, nicht mehr Da-Seyn, sondern Überall- und Alldurchdrungen-Seyn. Was mich bedrückte,<br />

ist zu meinem Werkzeug geworden; das splitternde Hass-Gesetz ist vom Throne gestoßen<br />

und cherubinisches Schwert in überweltlichen Händen, gelöst ist alles in höchster Fülle in<br />

einem Flammenmeer des Seraphischen, nun beherrscht durch das Liebesgesetz, das alles<br />

Kreisen jubelnd über sich schwingen macht. Und wo die Vollendung über sich hinausschwingen<br />

muss, schließt sich der Kreis von Natur-Tiefe, Welten-Mitte und Höhe des<br />

Pleroma. Mit einem Schlag treten wir aus dem Kreisen hervor, wo in ekstatischer Setzung<br />

das ganze Kreisen über aller Gestaltung seraphisch in-eins-gesetzt ist, in das ewig grenzenlose<br />

Schaffen über sich selbst. Es ist diese unbegrenzte immer höhere Steigerung, dieser ungehemmt<br />

schöpferische, jubelnde Schwinge-Schwang das Einzige, das völlig frei von aller Starre<br />

ist, und keinerlei „Weltbilder“, „Weltgebäude“ und hemmende, Grenzen setzende Starrheiten<br />

lassen sich darauf bauen. Es ragt das göttliche Außer-sich-Seyn nicht zu uns hinein im<br />

starren Seyn, auch kann das Hoch-Heilige nicht „gegeben“ sein, da Gegebenseyn bedeutet:<br />

Unvollkommenheit und Aufgabe; es ragt hinein in cherubinischem Hass und Vernichtung.<br />

Das ewige Über-Sich-Hinausschaffen enthält ein Verneinendes, eine Verneinung seiner<br />

selbst, die nichts anderes ist als der Urgrund der Welttragödie. Es enthält die überschwängliche<br />

Gottheit einen Abgrund; die höchste letzte Vollendung will sich in ihrer überströmenden<br />

Liebe allbefruchtend in diesen Abgrund stürzen, der Überschwang in die Höhe wendet<br />

sich in cherubinischem Hass gegen sich selbst und zeugt Tod und Hass als seine formenden<br />

Meißel. Es ist die höchste Heiligkeit ein zermalmender Mechanismus, der das Niedere zermahlt,<br />

es fährt das Transzendente wie ein Sturmwind in das Leben und lässt es im Tode verwehen,<br />

dass es ewig sich neu erzeuge und steigere. Das „Nicht-existieren“ des Transzendenten<br />

ist, positiv gesprochen, der Tod, der alle Gegebenheit ewig gegen ihre obere Pforte<br />

drängt, es öffnet sich der Abgrund der Vernichtung des Schwingens halber. Es vergeht die<br />

Eichel, die Eiche werden will. Das ist die gnostische Vorstellung von der Gottheit als dem

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