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Siderische Geburt - Peter Godzik

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Wert erschwingen. Jener hohe letzte Wert, den ihr sucht, haftet nicht an Ding oder All und<br />

Gott wie ein Farbanstrich, sondern erzeugt sich in seraphischer Setzung durch uns selbst,<br />

durch unser liebendes und hassendes Werten. An sich und bei sich selbst ist nichts wertevoll<br />

gesetzt. Es sind in der Tiefe unter dem Seyn, in der Sphäre der Erdrücktheit und des Todes<br />

nichts als räumlich-zeitliche mechanische Beziehungen, denn dort ist nichts als völlig unfreies<br />

Geführtsein und der Zwang dieser göttlichen Leitung stellt sich dort dar als das unerbittlichgesetzmäßige<br />

Mechanische. Doch uns ist gegeben, dies Mechanische ins Seraphische umzuwerten<br />

und zu erhöhen, die toten mechanischen Beziehungen in Werte zu wandeln. Es wird<br />

das rein räumlich-mechanische Nah und Fern zum Schmerz der Trennung und zum Zusammen<br />

der Liebenden, es wird Druck und Stoß und Stark und Schwach zu Kampf und Sieg und<br />

Mut, es wird die räumliche Umgrenzung zur Schönheit der Gestaltung und wir finden keine<br />

praktische Lebendigkeit, die nicht eine solche untere mechanische Parallele hätte, ja selbst<br />

in den letzten metaphysischen Vorstellungen stecken noch die Begriffe hoch und tief.<br />

Deuteten die Verstandesbegriffe in Kausalität und Zweck schon auf ein Wertsetzen über<br />

dem bloß logischen Verknüpfen, löste sich der Raum in der Zeit, so werden wir nun das Ganze<br />

der Kategorien aus dem Seynsuntergrunde losreißen wollen und die mechanisch logischen<br />

durch Wertkategorien ersetzen. Nehmen wir Begriffe wie Mut, Heiligkeit, Güte,<br />

Schönheit, Feier, so erscheint dem abwärts gerichteten Verstand all solches als etwas ungemein<br />

Zusammengesetztes, das sich aus zahllosen einfacheren Elementen und „Weltbestandteilen“<br />

aufbaut und zuletzt auf dem Grunde des Seyns als dem Allgemeinsten ruht. Uns aber,<br />

die wir mit dem Blick in die Höhen durchdringen wollen, scheinen solche Ideen vielmehr als<br />

das Ursprüngliche als die göttlichen Trieb- und Formkräfte, die allem vorhergehen, als das<br />

Einfache, das erst aufbaut und fügt. Und welches da das Einfache und Frühere ist, das hängt<br />

auch hier nur wieder davon ab, in welcher Richtung wir schreiten. Von der Höhe des Pleroma<br />

aus ruht die Feier nicht mehr im Seyn, sondern das Seyn auf der Feier, nicht Feier „ist“, sondern<br />

das Isten feiert. Und da das Seyn auf zahllosen anderen Wertungen zugleich ruht, so<br />

wird es so zum Zusammengesetzten. Die Wert-Setzungen sind keine Seyns-Setzungen und an<br />

Stelle des Systems der Kategorien tritt so ein System der Wert-Setzungen, das in der höchsten,<br />

der Gottsetzung gipfelt. So werden die Wertungen zum Letzten, Allgemeinen, aber die<br />

mechanischen, logischen Funktionen zu ihrem Werkzeug. So erfüllt sich des Menschen Mission<br />

und Sinn, in liebesglühenden Wertungen das Tote zu erwärmen.<br />

Es suchte bisher alle Philosophie und Wissenschaft nach einem letzten Grundprinzip, nach<br />

einer Art Materie als letzten Erklärungsgrund, sei es nun die körperliche Materie oder der<br />

dunstige Geist-Stoff oder allerhand subjektive und objektive metaphysische Substrate. Doch<br />

alle diese Materien waren aus dem Geiste des Seyns geboren, Abarten des Seyns. Wir meinen<br />

aber, es könne keinerlei Welterklärung aus irgendeiner Materie geben, sondern einzig<br />

aus der Gottsetzung und dem Lebendigen Über-sich-Hinausschaffen Gottes. Diese Materien<br />

wirken wie das indische Pfeilgift, das schon in den winzigsten Mengen den ganzen Leib<br />

lahmt; sie verwandeln das ewig schöpferische göttliche Schwingen in ein langweiliges, starres,<br />

unverständliches Skelett. Was nun also das volle Seyn erreicht hat und im Seyn bewusst<br />

geworden ist zum Bewusst-Seyn und sich auswirkte, das muss nun um des immer höheren<br />

Kreisens willen losgerissen sein von der Seynssetzung und statt in Seyn und Realität in seraphischen<br />

Überschwang gebettet werden, bis es übergestaltlich aus allem Kreisen hervortritt.<br />

Wir sahen das ewige Kreisen von Natur zu Welt zu Pleroma und deren seraphische In-eins-<br />

Setzung im göttlichen Überschwang über aller Gestaltung. Ganz so das Seyn, wie es abwärts<br />

immer mechanischer, schließlich im Tode und völlig erstarrter, unfreier Geführtheit endet,<br />

nach oben sich aber im wertenden Bewusstseyn steigert, um im liebesglühenden seraphi-

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