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Siderische Geburt - Peter Godzik

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3<br />

I. Du, Du Welt-Ende 1<br />

Künden wir heut die Weisheit der bekränzten Pforte und der Tat, die den Atem stocken<br />

macht, so ward nie eine frohere Botschaft verkündet, denn wir künden das Ende aller Endlichkeit<br />

und den Anbeginn grenzenloser Wanderung in selige Weiten. Wir werden zeigen,<br />

wie die Tat der kommenden Zeit nimmermehr darin bestehen kann, das Gehäuse der Welt<br />

für uns immer behaglicher zu machen. Nicht behagliches Wohnen, sondern Wanderung und<br />

göttliches, grenzenloses Schwingen ist nun unser Sinn. Die Lehre vom ewigen Fortschritt will<br />

uns nicht mehr genügen, denn wir werden erkennen, dass Welt nicht ewig fortschreiten<br />

kann, sondern ihrer Höhe zueilt, und wollen wir nicht ersticken an der Welthöhe, so muss ein<br />

Unerhört-Neues herbeigezwungen werden, das mehr ist als alles, was je war. Uns kann kein<br />

Weltbild mehr genügen, sondern einzig das Weltende, und das Ende kann uns nicht mehr<br />

schrecken, zum Ende sprechen wir das brünstige: Du, Du. Und diese Brunst nach dem Ende<br />

ist es, die gerade unsere Zeit, die wir als die Welthöhe erkennen werden, zu einem Ereignis<br />

macht, so wonnig und so gigantisch zugleich, dass nichts in der Vergangenheit sich der Weltwende<br />

unserer Zeit vergleicht. Unsere Zeit ist Ende und Anfang von allem, ist österliche Auferstehung<br />

der Gottheit aus winterlicher Verschlossenheit, sie ist der Umkehrpunkt, wo Göttlichkeit<br />

nicht nur ein Abbild in unserem Geist ist, sondern zur Tat wird. Vom Enden aller weltlichen<br />

Enge werden wir zur Tat schreiten, die Weltlichkeit durchbricht, und alle Fülle der<br />

Weltlichkeit werden wir einbetten in göttliches Schwingen. Alle Fülle und Uns-Selbst werden<br />

wir der Natur-Tiefe, dem Abgrund der Materie und dem Tode entreißen. Wir werden über<br />

Natur steigen und über Welt ins Reich der Fülle und Vollendung und alle Tiefen und alle<br />

Höhen noch über aller Vollendung seraphisch 2 in-eins-setzen. Doch um die unerhörte Tat zu<br />

wirken, werden wir uns selbst seraphisch weiten in liebesglühendem Umarmen. In heiliger<br />

Armut werden wir die Enge unserer kleinen Person fortwerfen, um unser höheres seraphisches<br />

Selbst zu gewinnen, über dem leiblichen, bloß mechanischen, noch unlebendigen Ich,<br />

das nicht dem Tode unterliegt, teilhat an aller Göttlichkeit und die stummen Tiefen erlösen<br />

wird. Und über all unserer Kultur, die sich erschöpfen muss und nicht sich ewig steigert, wie<br />

das Philisterium der Weltlichkeit glaubt, wird sich die neue Kultur der siderischen <strong>Geburt</strong><br />

erheben, die ewiger Steigerung fähig ist, die nicht die Höhen der Göttlichkeit in die endliche<br />

Enge der Person ziehen will in bloß innerlichem Abbild, sondern die Göttlichkeit tun wird in<br />

Durchbrechung und Vollendung des Weltlichen, die das enge Ich in glühendste Lebendigkeit<br />

ausgießt in die Höhen, in siderischer <strong>Geburt</strong>, sternenhaft über alle Sterne.<br />

1 Die Sperrungen im Text sind durch Kursivschreibung ersetzt. Die Rechtschreibung ist modernisiert, kleine<br />

Fehler wurden stillschweigend korrigiert.<br />

2 Seraphisch = engelhaft

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