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Siderische Geburt - Peter Godzik

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wegen ewig neu in das Kreisen, um Unendlichkeiten über Unendlichkeiten zu türmen. Und<br />

ewig soll alles, was je zum Leben der Gestalt kam, nun nicht mehr am Staube der endlichen<br />

Materie haften, sondern die Gestalten sollen losgelöst von der Endlichkeit, grenzenlos geworden,<br />

befreit, eingebettet in die Unendlichkeit, als neuen Träger in sich den überseyenden<br />

Urschwang gewinnen.<br />

Die höchste aller Gestalten ist die Ich-Gestalt und die Vollendung aller Gestaltung überhaupt,<br />

wo sich Gestaltung bereits aufhebt, der Ort der Erlösung aller Gestalten. Was unten noch<br />

kaum zeitlich geformt war und in mechanischem Verhältnis stand, wird zur begrifflichen und<br />

endlich zur Wert-Gestalt und Seelenzustände treten an Stelle der Dinge, symbolisch und gesteigert<br />

sind die Dinge in Seele übersetzt, so dass die festeste aller Formen, die ganz abhängige,<br />

erdrückte, dingliche Form hier schon wieder grenzenlos frei zerrinnen will. Ist also das<br />

Ich einmal die höchste sinnvolle Entfaltung und Krönung aller Gestaltung, so ist es zugleich<br />

auch der trächtige Schoß, dem in siderischer <strong>Geburt</strong> das Übergestaltliche entsteigt. Das Ich<br />

steht im tief Innersten des Kreisens in der Gottferne des Heut, das uns entsetzen macht, und<br />

ist höchste Verdichtung der Gestaltung, verschlossene Unendlichkeit wie ein Samenkorn<br />

Blume in höchster Einengung. Und wieder ist das Ich der geheiligte Ort, in dem einzig siderische<br />

<strong>Geburt</strong> anheben kann, in dem der wahnsinnige Wirbel der Gestalten hinauswachsen<br />

kann über das Kreisen, um in der göttlichen Sonne des überseienden Schwingens selig zu<br />

schweben. So wiederum sind Ich und Bild Gegensätze. Diese Doppelnatur und die tiefere<br />

und höhere Sphäre des Ich werden wir noch eingehend begründen.<br />

Wie nun Anfang und Ende des überweltlichen Kreislaufes nicht im Seyn ruhen, sondern im<br />

überseligen Urschwang, so tritt das Ich, wenn es durch Natur und Welt und Vollendung hindurchgegangen<br />

ist, aus dem Kreisen hervor, steht über dem Kreislauf, tritt mit der Fülle alles<br />

seines seraphischen Inhaltes vor Gott, in das Reich, wo anstatt der Seyns-Funktion, das Überschwängliche<br />

Außer-Sich-Seyn das Letzte, Allgemeinste ist. Weil also Gott über aller Gestaltung<br />

ist, darum ist er nicht das starre Vollkommenheitsding, das auch nur etwas ganz<br />

Menschliches wäre, nicht das dinghafte, jenseitige Kinderparadies, dem wir für immer entwuchsen,<br />

auch nicht der allmächtige Greis, Gott ist die liebesglühend-seraphische In-eins-<br />

Setzung von Allem in höchster Fülle, das überschwängliche Leben über allen Gestalten, der<br />

überselige Überschwang am Anfang und Ende, der das Kreisen treibt und die Gestalten treibt<br />

vom mechanischen Erdrücktsein zum freien absoluten Schaffen. Da ist kein Äußeres mehr,<br />

weil nur noch Inneres ist, denn das Außer-Sich-Seyn und Über-Sich-Schaffen ist zum Innerlichsten<br />

geworden, zur höchsten „Kategorie“ und letzten Grundeigenschaft, von der „Seyn“<br />

nur schwacher Abglanz in der Tiefe ist. Wenn wir die Ansprüche der philosophischen Forschung<br />

prüfen werden, wird uns bald deutlich, wie das Höhere nimmermehr „existiert“, sondern<br />

ihm die höhere sozialistische Form der seraphischen In-eins-Setzung eignet, in siderischer<br />

<strong>Geburt</strong> und ekstatischer Setzung. So wie im Leib die Säfte strömen von einem Organ<br />

zum andern, doch alles sinnlos bliebe, bedeutete dies Strömen nicht überall und einzig<br />

„Mensch“, so liegt um das Geformte das unendliche Liebesreich des Ungeformten, wo sich<br />

das Geformte verwertet, wo der hochheilige Sinn des Nur-Einmal jeder Einzelgestalt erwacht<br />

zu einem grenzenlosen Leben. Doch kann der ans dinghaft Bildliche gefesselte Tierverstand<br />

solches nicht schauen. Da ist erst ein Sehen, wenn das Ich in seinem seraphischen Allumfassen<br />

und gespeist und getränkt mit aller Fülle seine Wanderung endet, sein höheres, sein<br />

höchstes Ich gewinnt, und in vollendeter siderischer <strong>Geburt</strong> dem Kreislauf entsteigt, um im<br />

überseligen Schwebe- und Schwinge-Seyn unbegrenzt zu leben. Und dies sind keine Phantasiegemälde<br />

– haarscharf werden wir diese höheren Setzungscharaktere, diese einzigsten Set-

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