25.05.2014 Aufrufe

Siderische Geburt - Peter Godzik

Siderische Geburt - Peter Godzik

Siderische Geburt - Peter Godzik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

21<br />

formlose Brei, jene armselige monistische Legierung, in der aller Reichtum und alle Farbigkeit<br />

in einem grauen Einerlei verstrichen ist? Niemals! Weil über den Gestalten stehen nicht<br />

heißt, keine Fülle und keine Gestalten, sondern höchste Fülle und alle Gestalten haben in<br />

seraphischer In-eins-Setzung, in sozialistischer Alldurchdrungenheit. Gerade hier müssen wir<br />

schon wieder aufzeigen, wie sehr unsere Zeit allen absoluten Starrheitsprinzipien und monistischem<br />

Einerlei tief innerlich entfremdet ist. Solches grau farblose Eins ist nur die traumhafte<br />

Vorahnung und das zarte Beginnen von dem, was wir in aller Farbigkeit nun wahrhaft erleben<br />

wollen, denn das ist ja das letzte Motiv unseres ganzen Mühens, dass wir Gott nicht<br />

bloß denken, sondern ihn tun wollen, dass wir über die Welt steigen und sie doch nicht verwerfen,<br />

sondern sie aussäen im himmlischen Acker. So erkennen wir, dass dem Übergestaltlichen<br />

das Kreisen der Gestalten nicht mangeln darf, wie Mensch nicht sein kann ohne seinen<br />

inneren Kreislauf der Stoffe. Es haftet Gott der Kreislauf an als sein Reich, das ihn ernährt,<br />

als sein Werkzeug, mit dem er seine ureigenste Tätigkeit ausübt, ewig über sich selbst<br />

hinaus zu schaffen. Denn dies Steigen über sich selbst, dies ewige Außer-Sich-Seyn, dieses<br />

Allerrevolutionärste, der Inbegriff aller Transzendenz, das wird sich uns als das eigentlich<br />

Göttliche enthüllen, das ewige Hinüber, nicht als ein Daneben, Dahinter oder Anordnung<br />

einer Zweiheit und Lagebestimmung, sondern als polarer Wesenskern des Einen, als die<br />

Gottsetzung, in der Natur, Welt und Pleroma überseyend miteinander stehen. Das Transzendente<br />

erfordert Furchtlosigkeit, denn der Weg geht ins Freie, aus der Sicherheit der Stube<br />

ins Schwinge- und Schwebe-Land. Wären dort außen noch Gestalten, so müssten wir sie<br />

noch durchleben und wären wieder mitten im Kreisen. Drum kann da außen nichts sein, das<br />

wir unfrei durchleben müssten, weil wir selbst außer uns sein und alles Leben in uns haben<br />

müssen! Und alle Gestalten, die wir je und je durchlebten in Weltumwölbtheit und Weltüberwindung,<br />

sind keine regellose Vielheit mehr, sondern ein harmonisch unteilbares System,<br />

in dem ein jedes ein Glied, genau an seinem Platze. Es nützt uns keine Flucht und kein<br />

Ausweichen. Wir sollen voll und stark alles bis aufs Letzte durchleben. Doch ganz und gar<br />

nicht meinen wir das, was als „Sich ausleben“ die neueste Weisheit sein möchte, aber nichts<br />

ist als dekadente und materialistische Überheblichkeit der niederen Viehperson. Durchleben<br />

heißt Aufgabe über Aufgabe übernehmen, heißt, dass wir nicht eher ins Freie, ins selige<br />

Schwinge-Reich gelangen, ehe wir nicht auch das letzte Mögliche seraphisch liebesglühend<br />

in uns einbezogen haben. So gebietet es das Gesetz vom tiefsten Weg, dass wir alle den umständlichsten,<br />

den schwersten, den längsten Weg gehen müssen und nichts überspringen,<br />

beschleunigen oder abkürzen können, damit uns keines entgehe und überreich uns die Fülle<br />

werde.<br />

Was innen im Kreislauf steht, ist gestaltet, ist gestaltet als Raum-Gestalt in der Tiefe oder<br />

Zeit-Gestalt in der Höhe, Körper-Ding und Seelen-Ding sind die Grenzen. Das ist der hohe<br />

Sinn alles Einzelnen und aller Gestaltung, dass sie spricht: Nur einmal, nur dieses allein, ein<br />

einziges Ohnegleichen, und so gibt sie Inhalt und Fülle und Farbigkeit. Aber Gottheit ist nicht<br />

Dieses oder Jenes, sondern Alles, doch keine Gestalt, etwa als Summe, weil sie Grund aller<br />

Gewalt ist, das Ungegründete, kausallos, nicht beschränkt durch ein Um-Sich, sondern überselig<br />

grenzenloses Schwingen.<br />

Natur und Welt und Pleroma schließen sich zum Ring, zum Ring an der Hand Gottes. Das<br />

völlige Erdrücktsein der Gestalt in der Naturphase wie die überseyende Freiheit im Pleroma<br />

weisen beide auf diese Hand, beide hinaus; wie im Welt-Seyn inmitten Erdrücktseyn und<br />

Überseyn zusammenstoßen und so den seyenden Gegenwartspunkt ungreifbar in Vergangenheit<br />

und Zukunft zerfließen lassen. Doch da das Ende jedes Kreislaufes nur die Vollendung<br />

sein kann von allem, was da durchlaufen wurde, so taucht Gott der unendlichen Fülle

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!