Siderische Geburt - Peter Godzik
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formlose Brei, jene armselige monistische Legierung, in der aller Reichtum und alle Farbigkeit<br />
in einem grauen Einerlei verstrichen ist? Niemals! Weil über den Gestalten stehen nicht<br />
heißt, keine Fülle und keine Gestalten, sondern höchste Fülle und alle Gestalten haben in<br />
seraphischer In-eins-Setzung, in sozialistischer Alldurchdrungenheit. Gerade hier müssen wir<br />
schon wieder aufzeigen, wie sehr unsere Zeit allen absoluten Starrheitsprinzipien und monistischem<br />
Einerlei tief innerlich entfremdet ist. Solches grau farblose Eins ist nur die traumhafte<br />
Vorahnung und das zarte Beginnen von dem, was wir in aller Farbigkeit nun wahrhaft erleben<br />
wollen, denn das ist ja das letzte Motiv unseres ganzen Mühens, dass wir Gott nicht<br />
bloß denken, sondern ihn tun wollen, dass wir über die Welt steigen und sie doch nicht verwerfen,<br />
sondern sie aussäen im himmlischen Acker. So erkennen wir, dass dem Übergestaltlichen<br />
das Kreisen der Gestalten nicht mangeln darf, wie Mensch nicht sein kann ohne seinen<br />
inneren Kreislauf der Stoffe. Es haftet Gott der Kreislauf an als sein Reich, das ihn ernährt,<br />
als sein Werkzeug, mit dem er seine ureigenste Tätigkeit ausübt, ewig über sich selbst<br />
hinaus zu schaffen. Denn dies Steigen über sich selbst, dies ewige Außer-Sich-Seyn, dieses<br />
Allerrevolutionärste, der Inbegriff aller Transzendenz, das wird sich uns als das eigentlich<br />
Göttliche enthüllen, das ewige Hinüber, nicht als ein Daneben, Dahinter oder Anordnung<br />
einer Zweiheit und Lagebestimmung, sondern als polarer Wesenskern des Einen, als die<br />
Gottsetzung, in der Natur, Welt und Pleroma überseyend miteinander stehen. Das Transzendente<br />
erfordert Furchtlosigkeit, denn der Weg geht ins Freie, aus der Sicherheit der Stube<br />
ins Schwinge- und Schwebe-Land. Wären dort außen noch Gestalten, so müssten wir sie<br />
noch durchleben und wären wieder mitten im Kreisen. Drum kann da außen nichts sein, das<br />
wir unfrei durchleben müssten, weil wir selbst außer uns sein und alles Leben in uns haben<br />
müssen! Und alle Gestalten, die wir je und je durchlebten in Weltumwölbtheit und Weltüberwindung,<br />
sind keine regellose Vielheit mehr, sondern ein harmonisch unteilbares System,<br />
in dem ein jedes ein Glied, genau an seinem Platze. Es nützt uns keine Flucht und kein<br />
Ausweichen. Wir sollen voll und stark alles bis aufs Letzte durchleben. Doch ganz und gar<br />
nicht meinen wir das, was als „Sich ausleben“ die neueste Weisheit sein möchte, aber nichts<br />
ist als dekadente und materialistische Überheblichkeit der niederen Viehperson. Durchleben<br />
heißt Aufgabe über Aufgabe übernehmen, heißt, dass wir nicht eher ins Freie, ins selige<br />
Schwinge-Reich gelangen, ehe wir nicht auch das letzte Mögliche seraphisch liebesglühend<br />
in uns einbezogen haben. So gebietet es das Gesetz vom tiefsten Weg, dass wir alle den umständlichsten,<br />
den schwersten, den längsten Weg gehen müssen und nichts überspringen,<br />
beschleunigen oder abkürzen können, damit uns keines entgehe und überreich uns die Fülle<br />
werde.<br />
Was innen im Kreislauf steht, ist gestaltet, ist gestaltet als Raum-Gestalt in der Tiefe oder<br />
Zeit-Gestalt in der Höhe, Körper-Ding und Seelen-Ding sind die Grenzen. Das ist der hohe<br />
Sinn alles Einzelnen und aller Gestaltung, dass sie spricht: Nur einmal, nur dieses allein, ein<br />
einziges Ohnegleichen, und so gibt sie Inhalt und Fülle und Farbigkeit. Aber Gottheit ist nicht<br />
Dieses oder Jenes, sondern Alles, doch keine Gestalt, etwa als Summe, weil sie Grund aller<br />
Gewalt ist, das Ungegründete, kausallos, nicht beschränkt durch ein Um-Sich, sondern überselig<br />
grenzenloses Schwingen.<br />
Natur und Welt und Pleroma schließen sich zum Ring, zum Ring an der Hand Gottes. Das<br />
völlige Erdrücktsein der Gestalt in der Naturphase wie die überseyende Freiheit im Pleroma<br />
weisen beide auf diese Hand, beide hinaus; wie im Welt-Seyn inmitten Erdrücktseyn und<br />
Überseyn zusammenstoßen und so den seyenden Gegenwartspunkt ungreifbar in Vergangenheit<br />
und Zukunft zerfließen lassen. Doch da das Ende jedes Kreislaufes nur die Vollendung<br />
sein kann von allem, was da durchlaufen wurde, so taucht Gott der unendlichen Fülle