Siderische Geburt - Peter Godzik
Siderische Geburt - Peter Godzik
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allein und gesondert, er verstünde ihn niemals, wenn er ihn nicht als Menschenmagen betrachtet,<br />
der durch menschliche Ernährung, Lebensart und selbst die zartesten psychischen<br />
Regungen bedingt ist. Sehen wir das Kreisen von Herz zu Lunge, von Magen zu Niere, von<br />
Atem zu Blut, so können wir bei solcher losgelösten Einzelheit nicht stehen bleiben, denn<br />
indem wir zum Ganzen des Kreislaufes vordringen, finden wir in allen seinen Phasen ein<br />
Gleiches, das zugleich ein Höheres ist, von gänzlich anderer Art. Es ist das Kreisen von Herz<br />
zu Lunge Mensch, und von Magen zu Niere Mensch, und von Atem zu Blut wieder Mensch;<br />
und dass alles in der höheren Mensch-Setzung in einander verschmolzen ist, macht erst das<br />
wahre Seyn dieser Organe und Prozesse. Doch gilt das sinnlose Starren auf die losgelöste<br />
Einzelheit der materialistischen Befangenheit von heut als der Inbegriff alles exakten Forschens.<br />
Ganz so, wie nun die Organe in der höheren Einheit Mensch versunken sind, so lösen<br />
sich Natur und Welt und Himmelreich in der höheren Ganzheit, in der sie seraphisch in eins<br />
gesetzt sind, und leben dort nicht in der Seyns-Setzung, sondern in der übergestalteten Gottes-Setzung,<br />
und diese Ganzheit ist nicht die Summe der Drei, sondern die übergestaltlich<br />
höhere göttliche Dreieinigkeit, die allein erst das gibt, was in jedem von ihnen „Realität“ ist.<br />
Das Ganze ist niemals bloße Summe, wie der niedere Tierverstand meinen mag, sondern ein<br />
Höheres, das in seinen Teilorganen siderisch kreißend gesetzt ist, und hinter der Welthöhe,<br />
beim Weltabstieg, Ganzheit zu erleben nicht nur im Begriff, sondern in seraphischem Umarmen,<br />
das ist der Beginn der siderischen <strong>Geburt</strong>, wie sie anhebt im finsteren Welt-Schoß und<br />
mitten im Gottestage endet, denn über allem gestaltet Seyn, in göttlichem Überschwang<br />
ruht der Ganzheit Reich. Und wie nun alles Weben zwischen unseren Organen erst begreifbar<br />
wird, von der Warte „Mensch“ aus, so können wir alles innere Weben von Natur zur<br />
Welt und Welt zum Pleroma erst verstehen, von der Grundlage der siderischen <strong>Geburt</strong> aus,<br />
die wir uns hier deutlich machen. Dann werden wir Wunder schauen, wie wir die Natur zum<br />
Pleroma wandeln und erlösen sollen, wie das Ich sich prometheisch löste und mystisch wieder<br />
heimkehrt, wie seraphische Kräfte engelgleich hinaufziehen und cherubinische 5 formgestaltend,<br />
reinigend, zermalmend hinabfahren, wie Chaos schleudert und Pleroma zieht. Wie<br />
das Naturgesetz Gestaltung heißt, das Weltgesetz Gemeinschaft und das Himmelsgesetz<br />
Freiheit, wie die Säulen der Welt zu Flügeln werden und wie Stoff und Ich und Gott ewig einander<br />
dienen, tausendfach verwoben. Doch schauten wir alles dies und wären siderisch noch<br />
ungeboren, so blieben wir innen im Kreislauf, erlebten das furchtbare Leid der Sinnlosigkeit,<br />
das Leid des ewigen Kreisens, wo erbarmungslos alles ewig umhergetrieben wird und ewig<br />
wiederkehren muss wie die toten Säfte im Leib, die nicht wissen, warum sie täglich aufgebaut<br />
und täglich zersetzt werden, immer von neuem, und das Rätsel sich erst lösen kann,<br />
wenn ihr Werden und Zerfallen sich als Mensch-Leben zeigt. Nur innen bleibend, fielen wir<br />
unrettbar in Wahnsinn, wo – siderisch geboren – ewige Pracht sich enthüllt, denn der Sinn<br />
des Kreisens ist nicht nur Wiederkehr, auch nicht allein Heimkehr, sondern Verherrlichung.<br />
Nun taten wir einen neuen Schritt aufwärts, noch weiter, als da wir ins Pleroma schritten,<br />
denn das Pleroma ist ein gestaltet Reich. Ein Höheres zwar nach Form und Höheres nach<br />
Inhalt, Form und Inhalt gesehen mit dem tausendjährigen Blick, in endloser Verschränktheit,<br />
auch überseyend, weil es nicht „ist“, sondern in siderischer <strong>Geburt</strong> gesetzt ist, doch aber<br />
nicht über aller Gestaltung, weil es nur die Vollendung ist von dem, was in der Natur angelegt<br />
und in der Welt entfaltet ist. Seine transzendente Tragfähigkeit kann nicht mehr halten,<br />
als was unter ihm durchlaufen ist; doch in dem ewigen Kreislauf von Natur und Welt und<br />
Pleroma, wo alles seraphisch in-eins-gesetzt ist, gewinnen wir den Ort, wo sich siderische<br />
<strong>Geburt</strong> vollendet, wir gelangten mitten in Gott. Ist das übergestaltliche Reich nun etwa jener<br />
5 Cherubinisch = wie der Engel mit dem Flammenschwert