25.05.2014 Aufrufe

Siderische Geburt - Peter Godzik

Siderische Geburt - Peter Godzik

Siderische Geburt - Peter Godzik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

13<br />

Tieres, belächeln nur solches phantastische Tun. Sie sehen nur die Mosaikklötzchen, aber<br />

nicht das Bild, sie erklären die Pyramiden allein durch Bausteine und wissen nichts vom Königsgedanken,<br />

wahrhaftig sehen sie nicht den ganzen Wald vor lauter einzelnen Bäumen.<br />

Unumschränkt herrscht noch die Klötzchen-Weisheit anstatt der All-Eins-Erkenntnis. Sie deuten<br />

die Natur ohne Natur, die Rasse ohne Rasse, die Entwicklung ohne das Hinauf; wo sie nur<br />

stets forschen mögen, ob bei den Hergängen der Geschichte oder den chemischen Verbindungen<br />

der Stoffe, ob in der Biologie oder in den Tiefen der Seele, sie kennen nichts als die<br />

Taste-Klötzchen, aber das, wodurch einzig die Teilchen nur leben, ja entstehen – das soll<br />

werden durch das Gestöber der Teilchen, die durch wer weiß was für einen närrischen Zufall<br />

gelenkt werden. Drum wird es uns schwer werden, in unser heiliges Reich zu gelangen, denn<br />

die Gelehrten verwehren uns den Eintritt. Noch sind wir nicht siderisch geboren zur unmittelbaren<br />

Schau, und in der Welt enthüllt sich Über-Welt nur in kreißender Kraft und in knospensprengender,<br />

heiliger Unruhe, in ihrem inneren Entwicklungsgesetz, ihrer Entfaltung,<br />

Formung und Steige-Kraft offenbart sich das Pleroma, so ragt es in die „Welt“ hinein. Das<br />

aber ist dies Feine, das unter den Taste-Händen der Gelehrten zerrinnt. Abermals haben wir<br />

es nicht mit den „allein wirklichen Bestandteilen“ der Welt zu tun, sondern mit ihrem höheren<br />

Leben, das nach der gemeinen Meinung nichts ist als das schnell wieder vergehende<br />

Kaleidoskopbild aus diesen Fetzen. Wir schauen aber nicht mit dem blöden Auge des Materialisten<br />

und befreit von seiner erstickenden Lehre erleben wir in jedem Augenblick überwältigend,<br />

dass alles, was da „wirklich“ sein soll an der Welt, nur lebt durch dieses höhere Leben,<br />

durch das, was Entwicklung, was Aufstieg in ihr ist und als Über-Weltliches drinnen<br />

pulst, aber sofort ins Nichts sinken würde ohne dieses Pulsen, weniger als unser Schatten.<br />

Das, worin „Welt“ hinausleben will über sich selbst, das allein sind die festen Säulen, auf<br />

denen ihre Wirklichkeit ruht, und das ist ihres Wesens tiefster Kern, dass sie die große Mutter<br />

ist, die schwanger geht von der Gottheit.<br />

Nun gibt es zwischen <strong>Geburt</strong> und Tod kein grenzenloseres Erschauern, als wenn sich die<br />

Herrlichkeit offenbart, aber unser Heut ist Gottferne und flieht vor solchen Erschütterungen.<br />

Wer dringt hinaus über das ewig sichere Hin- und Her-Weben zwischen Einzel-Ich und Ding,<br />

wer sieht, wie die Schleier der Erfahrung zerreißen, wie der Boden der festen Sicherheit sich<br />

klaffend spaltet, wem dringt der geblendete Blick in die Höhen und Tiefen, wo ein Jedes und<br />

Alles zum Zeichen wird, das spricht: ich bin nur der Hinweis, der Leuchtturm, der den Hafen<br />

anzeigt in seiner ganzen Lebendigkeit. Wie da alles zum Punkt zusammenschrumpft, zum<br />

Atom in endlosen Kreisläufen, wie es zur Sonne wird in Sternenheeren. Und hinter den Larven:<br />

Kröten und Lilien, Lusthäuser und Tempel, Metzeleien und Pilgerzüge, und ein unermesslicher<br />

Glanz und ein überwältigender Sinn in allem. All Jedes, das noch eben Ding war in<br />

totem Für-Sich-Seyn, lebt nun ein glühendes, grenzenloses Leben, das uns mehr erschrecken<br />

macht, als wenn wir wachend den Tod erleben, so dass sich überweltliches Ahnen nur der<br />

Stunde vergleichen mag, wo wir von Wahnsinn geschlagen würden und dennoch in lichter<br />

Klarheit verblieben. Hier sind wir auch an den Grenzen, wo das Bereich der Sprache endet.<br />

Denn dies ist eine besonders beklemmende unter den Auflösungen unserer Zeit, dass uns<br />

die Sprache versagt. Wir können kein Wort mehr unbefangen gebrauchen, eine Ironie liegt<br />

über jedem Sprechen, so dass wir jedes Wort in „Anführungszeichen“ setzen möchten, und<br />

es wird auch jedes Wort von etwas geführt, das es zersprengen will und vor dem es zunichte<br />

wird. Wir kamen zur sprachkritischen Besinnung. Die Sprache endet, denn siderische <strong>Geburt</strong><br />

will heute anheben über den stammelnden Zeichen; Erden-Sprache kann uns nicht mehr<br />

genügen, wir wollen mehr als Sprache. Was ist das Wort „Deutschland“ und was das Land,<br />

das Volk und seine Geschichte. Und doch ist die Enge des Sprechens noch sein kleinster Fehler.<br />

Das Sprechen geht auf nichts. Das Formen, Begrenzen und Trennen und Verbinden der

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!