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Siderische Geburt - Peter Godzik

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scher Gewalt ist der Grund-Anlass all unseres Trachtens, und nimmermehr haben wir nötig,<br />

den seraphischen Tod in überpersönlicher göttlicher Hingegossenheit zu fürchten. Ich entrinne<br />

dem Tod, wenn ich mich zum All weite. Der Tod ist nicht am Ende des Lebens, er ist<br />

schon mitten im Leben, in meiner Endlichkeit lebe ich den Vernichtungstod, und nur durch<br />

die göttlich seraphische Tat muss ich Ewigkeit erobern, schon mitten im Leben. Alles, was im<br />

Kreisen noch nicht Person ward, wird von Gott durch das Persönliche hindurchgeführt, was<br />

aber Ich geworden ist, hat teil an aller Allheit. Ich durchströme das ganze göttliche Schwingen,<br />

wie im weltlichen Leben das All durch mich hindurchströmt. Mein Tod ist nichts als<br />

mein Leben in göttlicher Hingegossenheit, ich finde da meine Einheit nicht mehr im Taste-<br />

Reich, sondern in der Unendlichkeit. Nach dem Tode weiß ich nicht mehr, habe kein Wissen,<br />

sondern das göttliche Wissen hat mich, nicht ich weiß, sondern alles Wissen icht, ich habe<br />

mich nicht mehr, ich gebe mich, denn seraphische Liebe ist übervolles Schenken. So ist alle<br />

Allheit und Göttlichkeit von mir durchzittert, ich bin über die Unendlichkeiten der Gottheit<br />

ausgebreitet, allmächtig, allgegenwärtig, allschauend, und habe ich im weltlichen Leben in<br />

Vollendung den seraphischen Tod getan, so kann mich die Unendlichkeit nimmermehr ausspeien<br />

durch das Tor des siderischen Todes zurück ins weltliche Leben. Tod ist nichts als Körper-Tod,<br />

als Tod der Enge. Der Tote schmiegt sich an Gott, der ihn in zärtlicher Umarmung<br />

aufnimmt, und in Gott, im Gottströmen in mir, in meiner seraphischen Alldurchflossenheit,<br />

nicht in der lächerlichen Enge meiner Person, liegt die absolute Gewähr meiner Unsterblichkeit.<br />

Dieser göttliche Tod vergleicht sich ganz und gar nicht dem Schlafe, wie wohl oft gesagt<br />

wird. Der Schlaf ist ein Ausdruck der Endlichkeit unseres hylisch alltäglichen Bewusstseins, ist<br />

ein relativer, vorübergehender Tod, vorübergehender Erneuerung willen, und um das vom<br />

Alltagsverstand überstrahlte Unterbewusstsein mahnend aufleuchten und im Traum wirksam<br />

leben zu lassen, denn Traum ist nicht wirrer Unsinn, und Schlaf nicht verlorene Zeit,<br />

sondern sie sind der Werktag jenes Seelischen, das wir in Äonen schon durchlaufen haben,<br />

das aber unserem eingeengten Blickpunkt entschwunden ist. Im Tod erweitert sich dieser<br />

Blick von neuem; stellt der Blickpunkt sich um, von Todes-Enge in All-Weite. Nicht Schlaf,<br />

sondern die höchste Seelensteigerung, Seligkeit ist da die neue Lebensform. Mit all seinen<br />

Herrlichkeiten und all seinen Begrenztheiten und Verfehlen findet sich die Seele da in einer<br />

unerhörten Steigerung und blendenden Beleuchtung. Was in trüber Dumpfheit unsichtbar<br />

und belanglos war in meiner weltlichen Lebendigkeit, gebunden an die Enge meiner Person,<br />

an wertelose mechanische Leiblichkeit, das ist nun zu einem Organ Gottes geworden, der<br />

Tote ruht in Gott, das Unbedeutendste, was ich je lebte, ist zu unerhörter äonenhaft<br />

unerfasslicher Bedeutung gesteigert, mein ganzes Selbst, bis in seine geheimsten Tiefen, erstrahlt<br />

in wahnsinniger Unendlichkeit, in betäubendem Gottes-Licht. Da dränge ich mich in<br />

meiner Vollendung an die Gottheit, mein Seyn in ihrer Grenzenlosigkeit zu finden, im ewigen<br />

Schwingen und Schweben, das keinerlei Setzung mehr ist, sondern ganz und gar ein ewiges<br />

Über-sich- Schaffen des seraphischen Tatens. Da dränge ich mich in meiner Unvollkommenheit,<br />

von neuem in die Welt unterzutauchen, ewiger Erneuerung willen und um auch die<br />

letzte Endlichkeit dort auszureifen in Vollendung und Fülle und Erlöstheit. Die Toten treibt es<br />

wieder zurück in die Gegenwart, die Toten schreien nach uns.<br />

In der Gottheit lebt alles in Allgegenwart. Auch hier lebe ich in Gegenwart, doch in einer Gegenwart,<br />

die wie ein Punkt ist und mir unablässig zerrinnt. Und ich lebe in der Zeit, die aus<br />

Vergangenheit besteht, die nicht mehr ist, und Zukunft, die noch nicht ist, beide getrennt<br />

durch diesen zerrinnenden Punkt. Das Tier gar weiß noch nicht einmal von dieser ungreifbaren<br />

Zeit, sondern einzig von diesem zerfließenden Punkt. In Gottes allumfassender Liebe und<br />

Weisheit aber ist Vergangenheit und Zukunft in Eins gesetzt in unerhörter lebendiger Allgegenwart,<br />

die einzig wahres Leben, darum auch in Gottferne, Gegenwart nur ein verrau-

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