25.05.2014 Aufrufe

Geschichte der Hospizarbeit - Peter Godzik

Geschichte der Hospizarbeit - Peter Godzik

Geschichte der Hospizarbeit - Peter Godzik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aber auch an<strong>der</strong>e Initiativen sind mit UnterstÄtzung <strong>der</strong> Kirchengemeinden, Kirchenkreise<br />

und kirchlichen WohlfahrtsverbÑnde entstanden, so z.B. in Burgdorf, Celle,<br />

GÖttingen, Hannoversch MÄnden, Schneverdingen und an<strong>der</strong>swo. Die Liste <strong>der</strong> nie<strong>der</strong>sÑchsischen<br />

Hospizinitiativen kann auch als ein who ist who engagierter Christen<br />

bei<strong>der</strong> Konfessionen gelesen werden, die nach einer gewissen Distanz zur verfassten<br />

Kirche Äber dieses wichtige Projekt christlicher NÑchstenliebe wie<strong>der</strong> zurÄckgefunden<br />

haben zum diakonischen Geist urchristlicher Gemeinden und Gemeinschaften.<br />

Freilich soll nicht verschwiegen werden, dass die Hospizbewegung nicht einfach den<br />

Christen gehÖrt, die hier ein StÄck ihrer ureigensten Aufgabe wie<strong>der</strong> entdecken, son<strong>der</strong>n<br />

dass auch an<strong>der</strong>e Motivationen religiÖser o<strong>der</strong> humanistischer Art eine grosse<br />

Rolle spielen. Gerade in <strong>der</strong> Hospizbewegung haben wir entdeckt, wie wichtig die<br />

ãberwindung <strong>der</strong> Konfessionsgrenzen und eine ákumene <strong>der</strong> Religionen im Dienste<br />

<strong>der</strong> Menschheit sein kann.<br />

Auch ist wichtig zu erkennen und zu achten, dass inzwischen so gut wie alle traditionellen<br />

Einrichtungen <strong>der</strong> Krankensorge und Altenpflege im Raum <strong>der</strong> Kirchen und<br />

kirchlichen WohlfahrtsverbÑnde den Hospizgedanken aufgenommen haben und sich<br />

nach KrÑften bemÄhen, zu einer aufmerksamen, liebevollen und fachlich qualifizierten<br />

Begleitung Schwerkranker und Sterben<strong>der</strong> beizutragen. Die Vorbehalte und<br />

ângste gegenÄber den „Neuerern“, die ihre Ideen so begeistert, kritisch, for<strong>der</strong>nd und<br />

alle bisherigen Rahmenvereinbarungen sprengend vorbringen, bauen sich allmÑhlich<br />

ab durch gegenseitiges Kennenlernen, GesprÑch, Mittun und Mittragen.<br />

Uns allen ist bewusst, dass wir nach <strong>der</strong> begeisterten Anfangszeit nun in eine Konsolidierungsphase<br />

gehen, die noch erweisen muss, dass langer Atem vorhanden ist<br />

und die Bereitschaft, die Verantwortung fÄr ein menschenwÄrdiges Sterben jeweils<br />

einer nÑchsten Generation von Helferinnen und Helfern zu vermitteln und vorzuleben.<br />

Im MatthÑus-Evangelium (Kapitel 25) werden sechs Werke <strong>der</strong> christlichen NÑchstenliebe<br />

genannt: Hungernde speisen, Durstige trÑnken, Fremde beherbergen,<br />

Nackte kleiden, Kranke und Gefangene besuchen. Schon frÄh kam in den urchristlichen<br />

Gemeinde ein siebentes Werk <strong>der</strong> Barmherzigkeit hinzu, nÑmlich die Toten zu<br />

begraben. Auäerhalb <strong>der</strong> ZÑhlung dieser klassische „sieben Werke <strong>der</strong> Barmherzigkeit“<br />

galt die TrÖstung <strong>der</strong> Trauernden als selbstverstÑndliche seelsorgerliche Aufgabe.<br />

Auch heute sind die Bestattung und alle damit verbundenen Riten fÄr den Menschen<br />

wichtig, um mit dem Tod und Angst umgehen zu kÖnnen. GrÑber sind in beson<strong>der</strong>er<br />

Weise Orte, an denen Menschen trauern kÖnnen. FÄr Christen ist das BegrÑbnis<br />

nicht nur PietÑt gegenÄber den Toten und den Hinterbliebenen, son<strong>der</strong>n auch Ausdruck<br />

<strong>der</strong> Hoffnung auf die Auferstehung <strong>der</strong> Toten.<br />

Immer wie<strong>der</strong> wurden Menschen mit Zeiten beson<strong>der</strong>s hoher Sterblichkeit konfrontiert.<br />

Naturkatastrophen, Massenerkrankungen, hohe SÑuglingssterblichkeit und<br />

Kriege rafften die Menschen zu Tausenden dahin. Beson<strong>der</strong>s in den Pestzeiten des<br />

Mittelalters waren die KrÑfte <strong>der</strong> Menschen angesichts dieses Elends bis aufs Ñuäerste<br />

angespannt. In dieser Zeit entstand eine breit gestreute Ars-moriendi-<br />

Literatur, die zum Begleiten <strong>der</strong> Schwerkranken und Sterbenden und zum TrÖsten<br />

<strong>der</strong> Trauernden ermutigen wollte. In einem <strong>der</strong> bekanntesten mittelalterlichen SterbebÄchlein<br />

heiät es: „Es ist kein Werk <strong>der</strong> Barmherzigkeit grÖäer, als dass dem kranken<br />

Menschen in seinen letzten NÖten geistlich und sein Heil betreffend geholfen<br />

wird.“<br />

Die Grundhaltung, aus <strong>der</strong> Sterbe- und Trauerbegleitung geschieht, wird heute auch<br />

„Freundschaftsdienst“ genannt: Menschen in existentiellen Herausfor<strong>der</strong>ungen durch<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!