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KS Kondensator und Spule

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<strong>KS</strong><br />

<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

Hinweis: Bitte bringen Sie zum Versuchstermin einen USB-Stick mit!<br />

1. Stichworte<br />

Strom, Spannung, Ohmsches Gesetz, elektrisches Feld, Kapazität eines <strong>Kondensator</strong>s, Induktionsgesetz,<br />

Induktivität einer <strong>Spule</strong><br />

2. Literatur<br />

W. Demtröder, Elektrizität <strong>und</strong> Optik (Experimentalphysik, Bd.2), Springer-Verlag<br />

G. Staudt, Experimentalphysik Bd. 2, Wiley-VCH, Berlin 2002.<br />

Bergmann/Schaefer, Elektromagnetismus (Lehrbuch der Experimentalphysik, Bd. 2), de Gruyter<br />

2006<br />

3. Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Sie sollten mit den gr<strong>und</strong>legenden Begriffen <strong>und</strong> Definitionen der Elektrizitätslehre bereits<br />

durch den Versuch Ohmsches Gesetz vertraut sein.<br />

3.1. <strong>Kondensator</strong><br />

Ein Plattenkondensator ist das einfachste Beispiel eines <strong>Kondensator</strong>s. Er besteht aus zwei<br />

parallelen Metallplatten der Fläche A, die im Abstand d voneinander angeordnet sind (Abbildung<br />

<strong>KS</strong>.1). <strong>Kondensator</strong>en sind in der Lage elektrische Ladungen zu speichern.<br />

+<br />

−<br />

U 0<br />

+ + + + + + + +<br />

✻<br />

d<br />

⃗E<br />

❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄ ❄<br />

− − − − − − − −<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.1: Elektrisches Feld im Plattenkondensator<br />

Wir werden im folgenden bei diesem einfachen Beispiel des Plattenkondensators bleiben.<br />

Zu Beginn sind die Platten nicht elektrisch geladen. Legen wir nun durch eine Spannungsquelle<br />

eine Spannung U 0 an, so fließen entgegengesetzte Ladungen auf die <strong>Kondensator</strong>platten.<br />

Dies hat zur Folge, dass sich zwischen den Platten ein elektrisches Feld bildet. Die<br />

Linien des elektrischen Feldes verlaufen dabei von den positiven Ladungen zu den negativen<br />

1


<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

Ladungen. Ist der <strong>Kondensator</strong> aufgeladen, so herrscht zwischen den Platten ein homogenes<br />

elektrisches Feld. Die Feldlinien stehen senkrecht auf den Platten. Das elektrische Feld ist<br />

definiert über die Kraft, die auf eine Probeladung q wirkt, wenn sie in das Feld gesetzt wird.<br />

⃗E = ⃗ F<br />

q<br />

(<strong>KS</strong>.1)<br />

Im Fall des Plattenkondensators ist der Betrag der Feldstärke proportional zur Gesamtladung<br />

Q auf den Platten <strong>und</strong> umgekehrt proportional zur Fläche auf der sich die Ladungen verteilen,<br />

also der Fläche der <strong>Kondensator</strong>platten A C .<br />

E =<br />

Q<br />

ɛ 0 ɛ r A C<br />

ɛ 0 ist die elektrische Feldkonstante im Vakuum.<br />

(<strong>KS</strong>.2)<br />

ɛ 0 = 8.854 · 10 −12 A2 s 4<br />

kgm 3<br />

ɛ r ist die relative Dielektrizitätskonstante des Dielektrikums. Das Dielektrikum ist das Material<br />

zwischen den Platten. Es kann das Verhalten des <strong>Kondensator</strong>s deutlich beeinflussen,<br />

da es das elektrische Feld verstärken oder abschwächen kann. Die Spannung ist die elektrische<br />

Potentialdifferenz zwischen zwei Punkten 1 <strong>und</strong> 2. Oder etwas anders ausgedrückt<br />

die Arbeit, die verrichtet werden muss, um eine Probeladung vom Punkt 1 zu Punkt 2 zu<br />

bewegen:<br />

U = Φ 1 − Φ 2 = W q<br />

(<strong>KS</strong>.3)<br />

Sie können sich diesen Sachverhalt ähnlich zur Mechanik vorstellen, wenn Sie eine schwere<br />

Masse von Punkt 1 im Tal zu Punkt 2 auf dem Berg (reibungsfrei) schieben müssen. Die<br />

dazu nötige Arbeit W = mgh hängt offensichtlich nur von der Höhendifferenz h ab, die im<br />

elektrischen Fall der Spannung entspricht.<br />

Über diesen Sachverhalt kann man nun die Spannung zwischen den <strong>Kondensator</strong>platten mit<br />

dem elektrischen Feld zwischen den Platten in Verbindung bringen. Wir nutzen dazu die<br />

allgemein gültige Definition der Arbeit, als Kraft multipliziert mit dem zurückgelegten Weg.<br />

W = ⃗ F · ⃗d<br />

(<strong>KS</strong>.4)<br />

Der Weg ist im vorliegenden Fall der Abstand d der beiden Platten.<br />

Nutzen wir nun diese Zusammenhänge aus <strong>und</strong> setzten ein, erhalten wird den Ausdruck für<br />

die Spannung zwischen den <strong>Kondensator</strong>platten.<br />

U C = W q = F d<br />

q = E · d = d<br />

ɛ 0 ɛ r A Q<br />

(<strong>KS</strong>.5)<br />

Wir haben nun einen direkten, proportionalen Zusammenhang zwischen der Ladung auf dem<br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> der Spannung. Die Größe nennt man die Kapazität des <strong>Kondensator</strong>s.<br />

C := ɛ 0ɛ r A<br />

d<br />

(<strong>KS</strong>.6)<br />

2


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>KS</strong><br />

Durch die Kapazität C lässt sich der Zusammenhang zwischen Ladung Q <strong>und</strong> Spannung U<br />

des <strong>Kondensator</strong>s in der Form<br />

Q = C · U C<br />

(<strong>KS</strong>.7)<br />

schreiben. Die Gleichung <strong>KS</strong>.7 gilt auch für <strong>Kondensator</strong>en anderer Bauformen. An die Stelle<br />

der Gleichung <strong>KS</strong>.6 treten allerdings andere Beziehungen. Die Einheit der Kapazität ist<br />

[ ] Q<br />

[C] = = As<br />

U V = A2 s 4<br />

kgm 2 = 1 F(Farad) .<br />

Die Energie, die in einem <strong>Kondensator</strong> gespeichert ist, erhält man aus der Energie ∆W<br />

∆W = U C ∆Q ,<br />

die man benötigt, um eine weitere Ladung ∆Q auf den <strong>Kondensator</strong> zu bringen. Graphisch<br />

ist dieser Zusammenhang in Abbildung <strong>KS</strong>.2 zu sehen.<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.2: Spannung aufgetragen über der Ladung<br />

Die gesamte gespeicherte Energie entspricht also der Fläche unter der Kurve <strong>und</strong> ist somit<br />

W = 1 2 CU 2 C<br />

Hier wurde bereits Gleichung <strong>KS</strong>.7 ausgenutzt. Die Aufladung eines <strong>Kondensator</strong>s kann man<br />

mit der Schaltung Abbildung <strong>KS</strong>.3 studieren. Der <strong>Kondensator</strong> soll die direkte Proportionalität<br />

zwischen Ladung <strong>und</strong> Spannung zeigen. Der Widerstand R soll dem Ohmschen Gesetz<br />

genügen, d. h., der Spannungsabfall an diesem Widerstand soll dem Strom durch den Widerstand<br />

direkt proportional sein.<br />

Die bisherigen Zusammenhänge sind statisch, also zeitunabhängig. Im Folgen werden wir<br />

untersuchen, wie sich der <strong>Kondensator</strong> beim Ein/Ausschalten verhält, was ein dynamischer<br />

Prozess ist. Zunächst soll der Umschalter lange genug in der gezeichneten Stellung stehen,<br />

so dass sich der <strong>Kondensator</strong> vor der Aufladung vollständig entladen hat. Zur Zeit t = 0 wird<br />

der Umschalter umgeschaltet. Nun fließt aus der Spannungsquelle mit der Spannung U 0 ein<br />

Strom I auf den <strong>Kondensator</strong>, der somit aufgeladen wird. Dieser Strom ist gegeben durch<br />

I(t) = U 0 − U C<br />

R<br />

(<strong>KS</strong>.8)<br />

3


<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

+<br />

−<br />

U 0<br />

✉<br />

✏<br />

✉✏✏<br />

✉<br />

R<br />

C<br />

❡<br />

U C<br />

✻<br />

❡❄<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.3: Schaltung zur Aufladung <strong>und</strong> Entladung eines <strong>Kondensator</strong>s<br />

Hier geht nur die Differenz der Spannungen von Spannungsquelle U 0 <strong>und</strong> der des <strong>Kondensator</strong>s<br />

U C ein, da die Spannungen entgegengesetzt wirken.<br />

Den Zusammenhang der <strong>Kondensator</strong>spannung U C mit dem Ladestrom I(t) bekommt man<br />

durch Differentiation der Gleichung <strong>KS</strong>.7:<br />

I(t) = dQ<br />

dt = C dU C<br />

dt .<br />

(<strong>KS</strong>.9)<br />

Diese Gleichung beschreibt, wieviele Ladungen auf die Platten fließen können. Dieser Strom<br />

auf die Platten hängt davon ab, welche Spannung U C bereits zwischen den Platten anliegt.<br />

Aus den Gleichungen <strong>KS</strong>.8 <strong>und</strong> <strong>KS</strong>.9 erhalten wir die Differentialgleichung der <strong>Kondensator</strong>aufladung<br />

dU C<br />

= U 0 − U C<br />

dt RC . (<strong>KS</strong>.10)<br />

Durch Trennung der Veränderlichen <strong>und</strong> anschließender Integration erhält man als Lösung<br />

die Funktion<br />

U C (t) = U 0 (1 − e − t<br />

RC )<br />

Den zeitlichen Verlauf des Ladestroms I(t) bekommt man nach Gleichung <strong>KS</strong>.8 zu<br />

I(t) = U 0<br />

R e− t<br />

RC<br />

(<strong>KS</strong>.11)<br />

Der zeitliche Verlauf von Ladestrom <strong>und</strong> <strong>Kondensator</strong>spannung ist in Abbildung <strong>KS</strong>.4 für<br />

eine Zeitkonstante R · C = 1 ms dargestellt. Beide Größen wurden auf ihren Maximalwert<br />

normiert.<br />

Unmittelbar nach dem Umschalten ist die <strong>Kondensator</strong>spannung U C noch 0, <strong>und</strong> die Spannung<br />

U 0 fällt ganz am Widerstand R ab. Der Ladestrom hat deshalb den Wert U 0 /R <strong>und</strong> ist<br />

maximal. Die Ladungen können ungehindert auf die <strong>Kondensator</strong>platten fließen. Die Spannung<br />

U C steigt zunächst linear an mit der Steigung U 0 /RC. Mit zunehmender <strong>Kondensator</strong>spannung<br />

U C nimmt der Ladestrom <strong>und</strong> deshalb auch die Anstiegsgeschwindigkeit der <strong>Kondensator</strong>spannung<br />

ab, da es immer mehr Arbeit von der Spannungsquelle erfordert weitere<br />

Ladungen auf die Platte zu bekommen. Dies liegt an den Ladungen, die sich bereits auf den<br />

<strong>Kondensator</strong>platten befinden <strong>und</strong> die hinzukommenden Ladungen abstoßen, da sie gleich<br />

geladen sind. Am Ende kommt die <strong>Kondensator</strong>spannung schließlich der Quellenspannung<br />

4


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>KS</strong><br />

aufladen<br />

entladen<br />

Uc / Uo<br />

Zeit [ms]<br />

I / Io<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.4: Zeitlicher Verlauf von Ladestrom <strong>und</strong> <strong>Kondensator</strong>spannung (RC = 1 ms)<br />

U 0 beliebig nahe <strong>und</strong> auch der Ladestrom wird schließlich beliebig klein. Die Abstoßung der<br />

Ladungen auf der Platte ist nun so groß, dass es nicht mehr möglich ist weitere Ladungen<br />

auf die Platte zu drücken.<br />

Bisher wurde der Aufladevorgang eines <strong>Kondensator</strong>s beschrieben, jetzt betrachten wir den<br />

Entladevorgang. Dazu müssen wir in Abbildung <strong>KS</strong>.3 den Schalter wieder schließen. Die<br />

Ladungen werden beginnen, von den <strong>Kondensator</strong>platten wieder über den Widerstand abzufließen.<br />

Der Anfangsstrom ist gleich wie beim Einschaltvorgang, da er von der jetzt gleich<br />

großen <strong>Kondensator</strong>spannung getrieben wird. Es gelten weiterhin die Formel <strong>KS</strong>.7 , <strong>KS</strong>.8,<br />

<strong>KS</strong>.9 mit dem Unterschied, dass nun U 0 = 0 ist in Gleichung <strong>KS</strong>.8. Dies hat eine andere<br />

Lösung der Differentialgleichung <strong>KS</strong>.10 zur Folge. Eine Lösung dieser Gleichung für den<br />

Entladevorgang ist<br />

U(t) = U 0 e − t<br />

RC<br />

(<strong>KS</strong>.12)<br />

Den Verlauf des Stroms erhält man wieder über Einsetzen der Spannung in Gleichung <strong>KS</strong>.9,<br />

wobei sich außer der Richtung nichts ändert.<br />

I(t) = − U 0<br />

R e− t<br />

RC<br />

(<strong>KS</strong>.13)<br />

Wenn wir uns Abbildung <strong>KS</strong>.4 für den Entladevorgang anschauen sehen wir, dass der Stromfluss<br />

nun entgegegen gesetzt ist, was durch das negative Vorzeichen berücksichtigt ist. Außerdem<br />

ist zu sehen, dass der Stromfluss am Anfang stark abnimmt <strong>und</strong> dann langsam immer<br />

schwächer wird. Die Spannungsänderung verhält sich analog. Dies liegt daran, dass sich zu<br />

Beginn viele Ladungen auf der Platte befinden, die sich stark abstoßen. Wenn hingegen schon<br />

Ladungen abgeflossen sind, ist die Abstoßung geringer <strong>und</strong> es fließen weniger Ladungen pro<br />

Zeit ab, der Strom ist also kleiner.<br />

Als Zeitkonstante der Be- bzw. Entladung eines <strong>Kondensator</strong>s ergibt sich also<br />

τ C = R · C<br />

5<br />

(<strong>KS</strong>.14)


<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

Das ist die Zeit, nach der der <strong>Kondensator</strong> entweder auf den Anteil 1/e entladen (das entspricht<br />

ca. 36.6%) bzw. zu 63,2% aufgeladen ist.<br />

Benutzt man mehrere <strong>Kondensator</strong>en in einer Schaltung, so verhalten sie sich wie<br />

• Parallelschaltung: Die Kapazitäten addieren sich<br />

• Reihenschaltung: der Kehrwert der Kapazitäten addiert sich<br />

Begründen Sie dies!<br />

3.2. <strong>Spule</strong><br />

Beginnen wir mit einem geraden, langen Draht, durch den der Strom I fließt. Auf Gr<strong>und</strong><br />

des Stromflusses durch den Draht entsteht um den Draht ein ringförmiges Magnetfeld. Die<br />

Richtung des Magnetfeldes zur Stromrichtung ergibt sich aus der Rechten-Faust-Regel, dabei<br />

zeigt der Daumen in Richtung des Stromes <strong>und</strong> die restlichen Finger der rechten Hand<br />

bilden die Magnetfeldlinien. Um nun zu einer einfachen <strong>Spule</strong> zu gelangen, wickeln wir den<br />

Draht spiralförmig auf. Die <strong>Spule</strong> besteht nun aus einer Drahtwendel eines guten Leiters,<br />

meistens Kupfer, mit einem Radius r, einer Länge l <strong>und</strong> n Windungen. Wenn nun ein Strom<br />

durch die <strong>Spule</strong> fließt, entsteht in ihrem Inneren ein nahezu homogenes magnetisches Feld,<br />

das sich über den Außenbereich der <strong>Spule</strong> schließt, wie in Abbildung <strong>KS</strong>.5 zu sehen.<br />

l<br />

2<br />

1<br />

3 4<br />

I<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.5: Magnetfeld einer ”<br />

langen“ <strong>Spule</strong><br />

Der Zusammenhang zwischen der Stromstärke <strong>und</strong> dem Magnetfeld ist durch das Ampéresche<br />

Durchflutungsgesetz gegeben.<br />

∮<br />

⃗Bd⃗s = µ 0 µ r I<br />

Die Konstante<br />

−7 Vs<br />

µ 0 = 4π · 10<br />

Am<br />

ist die magnetische Feldkonstante/die Permeabilitätskonstante des Vakuums. µ r ist die Permeabilitätskonstante<br />

eines Mediums im Magnetfeld. Oft verwendet man <strong>Spule</strong>n mit einem<br />

6


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>KS</strong><br />

Kern aus ferromagnetischem Material. Diese Materialien haben sehr große relative Permeabilitäten<br />

<strong>und</strong> verstärken das resultierende Magnetfeld auf Gr<strong>und</strong> des Stromflusses.<br />

Wir wollen nun das Wegintegral aus dem Ampéreschen Durchflutungsgesetz lösen, für den<br />

Fall unserer einfachen, langen <strong>Spule</strong>. Wählt man den in Abb. <strong>KS</strong>.5 skizzierten Integrationsweg,<br />

so liefert das Integral<br />

n<br />

B = µ 0 µ r<br />

l I.<br />

(<strong>KS</strong>.15)<br />

In der Lösung sehen wir, dass in die Magnetfeldstärke eingeht wie viele Windungen n der<br />

<strong>Spule</strong> auf welcher Länge l verteilt vom Strom I durchflossen werden.<br />

Als nächstes muss noch bedacht werden, dass sich das Magentfeld im Inneren der <strong>Spule</strong><br />

auf eine gewisse Querschnittsfläche verteilt. Die <strong>Spule</strong> verhält sich natürlich unterschiedlich,<br />

ob sie mit einem kleinen oder großen Radius r gewickelt wurde. Eine Größe die dies<br />

mitberücksichtigt ist der Induktionsfluss Φ durch die <strong>Spule</strong>. Er ist das Flächenintegral der<br />

magnetischen Induktion B ⃗ über die Querschnittfläche A:<br />

∫<br />

Φ = ⃗Bd A ⃗<br />

in unserem Fall eines Kreis also<br />

A<br />

Φ = µ 0 µ r πr 2 n l I = µ 0µ r A n l I<br />

Wir sehen, dass magnetischer Fluss <strong>und</strong> Strom proportional zueinander sind. Der Prtoportionalitätsfaktor<br />

hängt nur von geometrischen Größen <strong>und</strong> den Materialeigenschaften des Kerns<br />

ab. Er wird als Induktivität L bezeichnet:<br />

Die Einheit der Induktivität ist<br />

Φ = L · I<br />

[L] = Vs<br />

A = m2 kg<br />

A 2 s 2 = 1 H(Henry) .<br />

Die Induktivität einer langen <strong>Spule</strong> beträgt also<br />

L = µ 0 µ r A n2<br />

l<br />

(<strong>KS</strong>.16)<br />

Ändern wir den Strom, so hat dies eine proportionale Änderung des Induktionsflusses zur<br />

Folge. Dieser induziert nach dem Induktionsgesetz in der <strong>Spule</strong> eine Gegenspannung U ind<br />

U ind = n dΦ<br />

dt = µ 0µ r A n2 dI<br />

l dt<br />

(<strong>KS</strong>.17)<br />

Die induzierte Spannung muss nach der Lenzschen Regel ihrer Ursache entgegengerichtet<br />

sein. Ansonsten würde es zu einem selbstverstärkenden Effekt kommen, der der Energieerhaltung<br />

widerspricht. Durch die Induktivität lässt sich der Zusammenhang zwischen Induktionsspannung<br />

<strong>und</strong> <strong>Spule</strong>nstromänderung in der Form<br />

U ind = −L dI<br />

dt<br />

7<br />

(<strong>KS</strong>.18)


<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

schreiben. Die Gleichung <strong>KS</strong>.18 gilt auch für <strong>Spule</strong>n anderer Bauformen. An die Stelle der<br />

Gleichung <strong>KS</strong>.16 treten allerdings andere Beziehungen.<br />

Den Anstieg des <strong>Spule</strong>nstroms kann man mit der Schaltung in Abbildung <strong>KS</strong>.6 studieren.<br />

Der Widerstand R soll dem Ohmschen Gesetz genügen.<br />

+<br />

−<br />

U 0<br />

✉<br />

✏<br />

✉✏✏<br />

✉<br />

L<br />

R<br />

❡<br />

✻<br />

R · I<br />

❡❄<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.6: Schaltung zur Messung des Anstiegs des <strong>Spule</strong>nstroms<br />

Zunächst soll der Umschalter lange genug in der gezeichneten Stellung stehen, so dass der<br />

<strong>Spule</strong>nstrom abgeklungen ist. Zur Zeit t = 0 wird der Umschalter umgeschaltet. Nun liegt<br />

an der Reihenschaltung von <strong>Spule</strong> <strong>und</strong> Widerstand die Spannung U 0 , <strong>und</strong> der <strong>Spule</strong>nstrom<br />

I(t) beginnt zu fließen. Die an der <strong>Spule</strong> liegende Spannung U ind (t) ist einerseits gegeben<br />

durch<br />

U ind (t) = U 0 − RI(t),<br />

(<strong>KS</strong>.19)<br />

andererseits durch<br />

U ind (t) = L dI(t) .<br />

dt<br />

Gleichsetzung der rechten Seiten führt zu der folgenden Differentialgleichung für I(t):<br />

dI(t)<br />

dt<br />

= U 0<br />

L − R L I(t).<br />

Durch Trennung der Veränderlichen <strong>und</strong> Integration erhält man die Lösung:<br />

I(t) = U 0<br />

R (1 − e− R L t )<br />

(<strong>KS</strong>.20)<br />

(<strong>KS</strong>.21)<br />

Den zeitlichen Verlauf der <strong>Spule</strong>nspannung bekommt man nach Gleichung <strong>KS</strong>.19 zu<br />

U ind (t) = U 0 e − R L t .<br />

(<strong>KS</strong>.22)<br />

Der zeitliche Verlauf des <strong>Spule</strong>nstroms I(t) gleicht dem der <strong>Kondensator</strong>spannung U C (t)<br />

<strong>und</strong> ist in Abbildung <strong>KS</strong>.7 dargestellt. Der zeitliche Verlauf der <strong>Spule</strong>nspannung U ind (t)<br />

gleicht dem des <strong>Kondensator</strong>stroms. An die Stelle der Zeitkonstante R · C tritt jedoch die<br />

Zeitkonstante L/R. Wir diskutieren Abbildung <strong>KS</strong>.7 noch ein wenig. Beim Einschalten des<br />

Stroms ist die Änderung mit Sicherheit am Größten. Folglich ist die Reaktion der <strong>Spule</strong><br />

auch am Größten. Das wird durch den großen Anfangswert von U ind deutlich. Durch die<br />

8


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>KS</strong><br />

starke Gegenreaktion der <strong>Spule</strong> auf den Stromfluss wird dieser zu Beginn völlig unterdrückt<br />

<strong>und</strong> startet bei Null. Erst mit der Zeit kommt ein Stromfluss zustande, da die Gegenreaktion<br />

(induzierte Spannung) immer schwächer wird. Eine <strong>Spule</strong> reagiert auf Gr<strong>und</strong> der Induktion<br />

erst verzögert auf Änderungen, das Gegenfeld muss sich immer erst abbauen.<br />

Beim Ausschalten der <strong>Spule</strong> geschieht nun dasselbe wie beim Einschalten, da die <strong>Spule</strong><br />

auf Änderungen reagiert <strong>und</strong> diese beim Ein- <strong>und</strong> Ausschalten gleich groß sind, jedoch mit<br />

umgekehrten Vorzeichen. Der Strom nimmt nach dem Ausschalten am schnellsten ab <strong>und</strong><br />

nähert sich später langsam der Null.<br />

I(t) = U 0<br />

R e− R L t<br />

(<strong>KS</strong>.23)<br />

U i nd(t) = −U 0 e − R L t .<br />

(<strong>KS</strong>.24)<br />

Das Ein- <strong>und</strong> Ausschaltverhalten der <strong>Spule</strong> ist in Abbildung <strong>KS</strong>.7 dargestellt.<br />

einschalten<br />

ausschalten<br />

I U ind<br />

Zeit [ms]<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.7: Zeitlicher Verlauf der Induktionsspannung <strong>und</strong> des Stroms<br />

Auch die <strong>Spule</strong> speichert Energie, sie speichert sie im Magnetfeld. Beim Ausschalten geht<br />

die Energie des Magnetfeldes wieder in einen Stromfluss über.<br />

W = 1 2 LI2<br />

(<strong>KS</strong>.25)<br />

Benutzt man mehrere <strong>Spule</strong>n in einer Schaltung, so verhalten sie sich wie<br />

• Reihenschaltung: Die Induktivitäten addieren sich<br />

• Parallelschaltung: der Kehrwert der Induktivitäten addiert sich<br />

9


<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

4. Versuchsdurchführung<br />

Zur Signalerzeugung wird ein Rechteckgenerator mit zwei Ausgängen verwendet. Dieser<br />

liefert zwei Rechtecksignale gleicher Periodendauer, gleicher Impulsdauer <strong>und</strong> gleicher Amplitude.<br />

Die Periode lässt sich im Bereich von 2 µs bis 50 ms in Schritten von 1 µs einstellen.<br />

Die Impulsdauer im gleichen Bereich mit gleicher Auflösung, <strong>und</strong> schließlich kann das zweite<br />

Ausgangssignal bezüglich des ersten verzögert werden. Diese Verzögerung kann ebenfalls<br />

mit einer Auflösung von 1 µs eingestellt werden; der kleinste Wert ist aber 0.<br />

Das zu untersuchende Bauteil (<strong>Kondensator</strong>/<strong>Spule</strong>), wird auf einem Steckbrett aufgebaut,<br />

welches in Abbildung <strong>KS</strong>.7 zu sehen ist. Der erste Ausgang des Generators wird über ein<br />

BNC-Kabel mit dem Eingang des Steckbretts verb<strong>und</strong>en, der zweite Ausgang ebenfalls über<br />

ein BNC-Kabel mit dem Triggereingang TRIG INP. des Oszilloskops. Der Ausgang des<br />

Steckbretts wird über ein drittes BNC-Kabel mit dem Y-Eingang CH I des Oszillokops verb<strong>und</strong>en.<br />

Für die Messungen des Spannungsverlaufs bringen Sie die Komponenten folgendermaßen<br />

an<br />

• <strong>Kondensator</strong>/<strong>Spule</strong> Punkt 5 <strong>und</strong> 7<br />

• Widerstand 1000 Ω Punkt 2 <strong>und</strong> 9<br />

• Widerstand 1000 Ω Punkt 4 <strong>und</strong> 10<br />

Für die Messungen des Stromverlauf bringen Sie die Komponenten folgendermaßen an:<br />

• <strong>Kondensator</strong>/<strong>Spule</strong> Punkt 1 <strong>und</strong> 3<br />

• Widerstand 1000 Ω Punkt 6 <strong>und</strong> 11<br />

• Widerstand 1000 Ω Punkt 8 <strong>und</strong> 12<br />

Der Stromverlauf kann nur Indirekt gemessen werden, da dass Oszilloskop nur in der Lage<br />

ist Spannungskurven aufzunehmen. Es wird der Spannungsabfall an den beiden Ohmschen<br />

Widerständen gemessen <strong>und</strong> über das Ohm´sche Gesetz können Sie auf den Strom rückrechnen.<br />

Die Impulsdauer sollte an die Zeitkonstante der zu untersuchenden Schaltung angepasst<br />

sein: Für eine Zeitkonstante von beispielsweise 0,2 ms sollte die Impulsdauer mindestens<br />

1 ms betragen (Warum?), die Impulsperiode sollte ungefähr doppelt so groß gewählt werden<br />

(Warum?). Die Amplitude sollte 10 V betragen. Für die <strong>Kondensator</strong>en sollte eine Impulsdauer<br />

von ca. 1 ms gewählt werden.<br />

Für die <strong>Spule</strong>n eine kürzere Impulsdauer von ca. 0,3 ms. Dies sind nur Richtwerte, entscheident<br />

ist das Sie den gesamten Ein <strong>und</strong> Ausschaltvorgang beobachten können.<br />

Wählen Sie zunächst eine Impulsverzögerung von 0 <strong>und</strong> stellen Sie am Oszilloskop einen<br />

Vertikalablenkfaktor von 2 V ein. Verschieben Sie die Nulllinie mittels des Drehknopfes<br />

cm<br />

Y-POS I an den unteren Rand des Rasterfeldes über dem Bildschirm des Oszilloskops. Bei<br />

kleinen Spannungen empfiehlt es sich, einen kleineren Vertikalablenkfaktor zu wählen.<br />

10


Auswertung<br />

<strong>KS</strong><br />

Abbildung <strong>KS</strong>.8: Steckbrett<br />

1. Sehen Sie sich den zeitlichen Verlauf der Spannung an einem <strong>Kondensator</strong> bei Aufladung<br />

<strong>und</strong> Entladung über einen 2000-Ω-Widerstand an. Nehmen Sie je 10 Spannungs-<br />

Zeit-Wertepaare der Auf- bzw. Entladekurve auf, so dass Sie diese Rekonstruieren<br />

können. Sie können dazu das Digitaloszilloskop TDS 2012B verwenden. Für die Wertepaare<br />

schalten Sie am Osziloskop die Cursorfunktion ein. Diese stellen Sie auf den<br />

Typ Zeit. Das ermöglicht Ihnen die Kurve mit dem Cursor abzufahren <strong>und</strong> zu jedem<br />

Punkt die Spannung <strong>und</strong> die Zeit im rechten Bildschirmrand angezeigt zu bekommen.<br />

2. Messen Sie den zeitlichen Verlauf des Ladestromes bei der Aufladung <strong>und</strong> Entladung<br />

des in der ersten Aufgabe untersuchten <strong>Kondensator</strong>s über einen 2000-Ω-Widerstand<br />

an. Nehmen Sie auch hier wie oben je 10 Wertepaare auf.<br />

3. Sehen Sie sich den Anstieg <strong>und</strong> das Abklingen des <strong>Spule</strong>nstroms an <strong>und</strong> führen Sie<br />

die gleiche Messung wie beim <strong>Kondensator</strong> durch.<br />

4. Sehen Sie sich den Verlauf der Induktionsspannung an der in der dritten Aufgabe untersuchten<br />

<strong>Spule</strong> an <strong>und</strong> notieren ebenfalls je 10 Messwerte.<br />

5. Auswertung<br />

Tragen Sie in zwei Diagrammen ln(I(t)/I(0)) bzw. ln(U(t)/U(0)) gegen die Zeit t auf.<br />

Welcher Verlauf ergibt sich? Wie verhalten sich dann I(t) bzw. U(t)? Bestimmen Sie jeweils<br />

die Zeitkonstante aus den Kurven.<br />

Tragen Sie in zwei Diagrammen ln(U ind (t)/U ind (0)) bzw. ln(I L (t)/I L (0)) gegen die Zeit t<br />

auf. Bestimmen Sie auch hier jeweils die Zeitkonstante.<br />

11


<strong>KS</strong><br />

<strong>Kondensator</strong> <strong>und</strong> <strong>Spule</strong><br />

Zeigen Sie, dass sowohl RC als auch L/R die Dimension [Zeit] haben. Bestimmen Sie die<br />

Kapazitäten <strong>und</strong> Induktivitäten der verwendeten Bauelemente.<br />

6. Bedienungsanleitung für das Oszilloskop<br />

6.1. Prinzip<br />

Moderne Oszilloskope wandeln die Spannung am Eingang mit vorgebbarer Rate in digitale<br />

Werte um (sampling), die nahezu synchron am Display dargestellt werden. Das Oszilloskop<br />

Tektronix TDS 2002B besitzt eine maximale Abtastrate von 1 Gigasample pro Sek<strong>und</strong>e mit<br />

einer Spannungsauflösung von 8 bit (d.h. 256 Stufen).<br />

Abbildung <strong>KS</strong>.9: Frontansicht des Oszilloskops<br />

6.2. Verstärkung <strong>und</strong> Vertikalablenkung<br />

Das Oszilloskop kann zwei Signale gleichzeitig darstellen. Für jedes Signal gibt es eine Eingangsbuchse,<br />

einen Eingangsabschwächer <strong>und</strong> einen Verstärker. Die Bedienungselemente<br />

für die beiden Vertikalablenkungskanäle sind im unteren linken Segment der Frontplatte zusammengefasst.<br />

Die für den Kanal I (gelb) befinden sich in der linken Hälfte des Segments,<br />

die für den Kanal II (blau) in der rechten. Wir besprechen exemplarisch die Bedienungselemente<br />

für den Kanal I.<br />

Das darzustellende Signal wird dem Oszilloskop über die BNC-Buchse Ch 1 zugeführt. Sie<br />

befindet sich in der linken unteren Ecke der Frontplatte neben dem Bildschirm. Verändern<br />

kann man die vertikale Nullposition mit dem Drehknopf der unter Vertical Position zu finden<br />

ist. Unterhalb der Drehknöpfe für die Vertikalposition für Kanal 1 <strong>und</strong> Kanal 2 gibt es Druckknöpfe<br />

um die Kanäle zu konfigurieren (CH1 Menu bzw. Ch2 Menu) <strong>und</strong> einen Druckknopf<br />

zwischen den beiden, um beide mathemathisch miteinander zu verknüpfen (z.B. addieren).<br />

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Bedienungsanleitung für das Oszilloskop<br />

<strong>KS</strong><br />

Der vertikale Ablenkfaktor wird in VOLTS/DIV angezeigt. Dabei entspricht 1 DIV (division)<br />

einem Zentimeter auf dem Display, dargestellt durch große Kästchen.<br />

6.3. Zeitablenkung <strong>und</strong> Triggerung<br />

Oszilloskope werden dazu benutzt, den zeitlichen Verlauf eines oder zweier Signale darzustellen.<br />

Die Bedienungselemente für die Zeitablenkung sind auf der Frontplatte mit ”<br />

HORI-<br />

ZONTAL POSITION“ bezeichnet.<br />

Die Zeitbasis kann man mit dem Doppeldrehknopf SEC/DIV. verändern. Ähnlich wie die<br />

Vertikalablenkfaktoren kann auch die Zeitbasis mit diesem Stufenschalter in Schritten verändert<br />

werden. Den eingestellten Wert kann man im Display ablesen.<br />

Um ein stehendes Bild eines periodischen Signals zu bekommen, muss man die Darstellung<br />

in konstanter Phase an das Signal binden. Bei der internen Triggerung wird die Darstellung<br />

ausgelöst, wenn das darzustellende Signal eine bestimmte Spannungsschwelle über- oder<br />

unterschreitet. Die Triggerschwelle kann mit dem Drehknopf LEVEL eingestellt werden.<br />

Die externe Triggerung funktioniert ähnlich, nur muss das triggernde (die Zeitablenkung<br />

auslösende) Signal an der Buchse EXT TRIG angelegt werden.<br />

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