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Linsengesetze

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OA<br />

OA<br />

Optische Abbildung mit Linsen<br />

1. Stichworte<br />

Brechungsgesetz, geometrische Optik, dünne Linsen, Sammellinsen, Zerstreuungslinsen, <strong>Linsengesetze</strong>,<br />

Linsensysteme, Abbildungsfehler, Auge, Besselverfahren, Autokollimation<br />

Bei nahezu allen optischen Anwendungen werden Linsen und Spiegel eingesetzt, es ist daher<br />

Ziel des Versuchs, einige grundlegende Eigenschaften von Linsen, insbesondere ihre Abbildungseigenschaften<br />

zu vermitteln. Dabei sollen neben experimentellen Techniken, wie der<br />

Bestimmung von Brennweiten, auch die einfachsten Abbildungsfehler gezeigt werden.<br />

2. Literatur<br />

Demtröder, Experimentalphysik 2, Kap. 9<br />

Hecht, Optik<br />

Harten, Physik, Kap. 7.2<br />

3. Grundlagen der geometrischen Optik<br />

Die Optik umfasst drei Theorien, namentlich Geometrische Optik, Wellenoptik und Quantenoptik.<br />

Die Annahmen der geometrischen Optik sind dann gut erfüllt, wenn die Wellenlänge<br />

des Lichts klein gegen die Durchmesser und Abstände der betrachteten Blenden,<br />

Spiegel und Linsen ist.<br />

Hier wird angenommen, dass sich in einem homogenen Medium<br />

Lichtstrahlen geradlinig und unabhängig voneinander ausbreiten.<br />

Der Weg des Lichtes ist umkehrbar. An Grenzflächen zwischen<br />

unterschiedlichen Medien gelten das Reflexions- und das<br />

Brechungsgesetz.<br />

ϕ ϕ<br />

1 1’<br />

n 1<br />

Reflexion<br />

Brechung<br />

ϕ 1 = ϕ ′ (OA.1)<br />

1 n 1 · sin ϕ 1 = n 2 · sin ϕ 2<br />

Dabei ist n der Brechungsindex eines Materials. Meist werden<br />

Übergänge Luft/Glas betrachtet, d.h. n 1 ≈ 1 und n 2 >1. Der Brechungsindex<br />

ändert sich mit der Wellenlänge des Lichts, was als<br />

Dispersion bezeichnet wird.<br />

Im Folgenden werden Lichtstrahlen immer als von links kommend<br />

angenommen. Abstände sind gerichtete Größen, wobei<br />

Abstände in Lichtrichtung positiv (entgegengesetze negativ) bzw.<br />

nach oben positiv (nach unten negativ) gerechnet werden.<br />

2<br />

n 2<br />

Abbildung OA.1:<br />

Brechungs- und Reflexionsgesetz<br />

1


OA<br />

Optische Abbildung mit Linsen<br />

3.1. Dünne Sammellinsen<br />

Ein Bündel paralleler Lichtstrahlen kann nun durch eine geeignet geformte Linse so abgelenkt<br />

werden, dass sie hinter der Linse alle durch den Brennpunkt laufen. Gerne idealisiert<br />

man die Linse so, dass die Brechung statt an den beiden Oberflächen in einer Ebene, der sogenannten<br />

Hauptebene stattfindet. Linsen sind rotationssymmetrisch, die Symmetrieachse<br />

heisst optische Achse. Der Abstand des Brennpunkts von der Hauptebene ist die Brennweite.<br />

Man kann nun untersuchen, wie sich Lichtstrahlen, die alle von einem beliebigen Punkt<br />

kommen, nach Durchlaufen der Linse, verhalten. Sie vereinigen sich in einem Bildpunkt.<br />

g<br />

b<br />

G<br />

F<br />

F’<br />

B<br />

f f’<br />

Abbildung OA.2: Konstruktion eines Bildes bei einer dünnen Linse, von oben nach unten<br />

sind hier Parallelstrahl, Zentralstrahl und Brennstrahl eingezeichnet. Die mit x und o markierten<br />

Ecken werden später für die Linsengleichungen OA.2 und OA.3 gebraucht.<br />

Bildet man die Spitze eines Gegenstands G ab, so erhält man die Spitze des Bildes B Zur<br />

Konstruktion des Bildpunktes sind drei spezielle Strahlen hilfreich, im Bild OA.2 von oben<br />

nach unten: Der Parallelstrahl wird von der Linse in den Brennpunkt abgelenkt. Der Zentralstrahl<br />

verlässt die Linse aus Symmetriegründen geradlinig. Der Brennstrahl verlässt die<br />

Linse parallel zur optischen Achse. Er ist die Umkehrung des Parallelstrahls. Alle anderen<br />

Strahlen von G, die die Linse treffen vereinigen sich auch in B.<br />

Bei obigem (Abb.OA.2) Aufbau konvergieren die Lichtstrahlen nach der Linse und schneiden<br />

sich tatsächlich, man spricht von einem reellen Bild. Es ist durch eine Mattscheibe oder<br />

einen fotografischen Film nachweisbar. Bei anderen Ausgangspunkten (z.B.Abb. OA.3 divergieren<br />

die Strahlenbündel hinter der Linse, dadurch schneiden sich aber ihre rückwärtigen<br />

Verlängerungen. Sie scheinen also alle von einem Punkt zu kommen, das Auge nimmt<br />

ein virtuelles Bild wahr. Das bekannteste virtuelle Bild wird von einem ebenen Spiegel erzeugt.<br />

Es erscheint hinter dem Spiegel, ist dort aber nicht nachweisbar, sondern nur durch<br />

einen Blick in den Spiegel.<br />

Sammellinsen erzeugen virtuelle Bilder, wenn der Gegenstand innerhalb der einfachen Brennweite<br />

steht siehe Abb.OA.3. Hier sind die Konstruktionsstrahlen von oben nach unten: Brennstrahl,<br />

Parallelstrahl, Zentralstrahl. Bei dieser Verwendung wird die Sammellinse auch als<br />

Lupe bezeichnet. Das Bild ist virtuell, aufrecht und vergrößert.<br />

2


Grundlagen der geometrischen Optik<br />

OA<br />

F<br />

B<br />

G<br />

g<br />

b<br />

f f’<br />

F’<br />

Abbildung OA.3: Bildkonstruktion der Lupe, von oben nach unten sind Brennstrahl, Parallelstrahl<br />

und Zentralstrahl zu sehen.<br />

3.2. Dünne Streulinsen<br />

Streulinsen sind so gebaut, dass ein parallel einfallendes Lichtbündel sie divergent verlässt<br />

siehe Abb.OA.4. Dabei scheinen alle Strahlen aus einem Punkt, dem Brennpunkt zu kommen.<br />

Da er links von der Linse liegt, hat die Brennweite f einen negativen Wert. Die Form<br />

einer Streulinse wird als konkav bezeichnet, im Gegensatz zur konvexen Sammellinse.<br />

F’<br />

G<br />

g<br />

B<br />

f<br />

’<br />

b<br />

Abbildung OA.4: Bildkonstruktion der Streulinse, von oben nach unten sind Parallelstrahl,<br />

Brennstrahl und Zentralstrahl zu sehen.<br />

Bemerkenswert ist die Ähnlichkeit zu Abb.OA.3. Gegenstands- und Bildgrößen sind vertauscht.<br />

Das Bild der Streulinse ist immer virtuell, verkleinert und aufrecht.<br />

f<br />

F<br />

3


OA<br />

Optische Abbildung mit Linsen<br />

3.3. Die Linsengleichung<br />

Der Abbildungsmaßstab β gibt das Verhältnis von Bildgröße B zu Gegenstandsgröße G<br />

wieder. Man findet mit Hilfe des Strahlensatzes an Zentralstrahl und optischer Achse:<br />

β = B G = b g .<br />

(OA.2)<br />

Dabei kann nach Belieben Abb.OA.2, Abb.OA.3 oder sogar Abb.OA.4 herangezogen werden.<br />

Strenggenommen ist β immer negativ, das Vorzeichen wird aber häufig unterschlagen.<br />

Die sogenannte Linsengleichung findet man durch den Strahlensatz an Brennstrahl und optischer<br />

Achse. Hierbei wird Gleichung OA.2 angewendet und durch f dividiert.<br />

g − f<br />

G<br />

g − f<br />

g<br />

1<br />

g + 1 b<br />

= f B<br />

= f b<br />

= 1 f<br />

(OA.3)<br />

Der Ausdruck D := 1/f wir als Brechkraft bezeichnet. Ihre Einheit ist die Dioptrie [D] =<br />

dpt = m −1 . Aus der Abbildungsgleichung OA.3 folgt für die Bildweite:<br />

b = g · f<br />

g − f .<br />

(OA.4)<br />

Das bedeutet für Sammellinsen, dass der Abbildungsmaßstab gerade -1 ist, wenn sich der<br />

Gegenstand im Abstand g = 2 · f befindet. Für g = f ist b nicht definiert.<br />

Zusammenfassend gilt also für das Bild einer Linse:<br />

f > 0 g < f virtuell vergrößert aufrecht<br />

g = f keins alle Strahlen sind parallel zum Zentralstrahl<br />

f < g < 2 · f reell vergrößert umgedreht<br />

g > 2f reell verkleinert umgedreht<br />

f < 0 virtuell verkleinert aufrecht<br />

Das Bild wird von der Gegenstandsweite bestimmt, sowie vom Vorzeichen der Brennweite<br />

4


Grundlagen der geometrischen Optik<br />

OA<br />

3.4. Linsensysteme und dicke Linsen<br />

Für das einfachste zusammengesetzte Linsensystem, zwei dünne Linsen, deren Hauptebenen<br />

in einem kleinen Abstand d voneinander angeordnet sind, ergibt sich für die Gesamtbrennweite<br />

f ges :<br />

1<br />

f ges<br />

= 1 f 1<br />

+ 1 f 2<br />

−<br />

d<br />

f 1 · f 2<br />

,<br />

(OA.5)<br />

Aufgrund ihrer Form kann man sie nicht beliebig nahe aneinanderbringen. Für d = 0 würden<br />

sich die Brechkräfte addieren.<br />

Ab einer gewissen Dicke einer einzelnen Linse ist es nicht mehr opportun, die Brechung an<br />

den beiden Oberflächen der Linse mit einer Hauptebene zu beschreiben. Man definiert zwei<br />

Hauptebenen. Die Bildkonstruktion lässt alle Strahlen zwischen den Hauptebenen parallel<br />

zur optischen Achse verlaufen - in etwa so als ob man den Bereich zwischen den Ebenen<br />

herausschneidet.<br />

3.5. Bildfehler<br />

Nach (Gl. OA.1) hängt die Brechkraft einer Linse vom Brechungsindex des Glases ab. Der<br />

Brechungsindex ist jedoch von der Wellenlänge des Lichtes abhängig. Bei der normalen Dispersion<br />

wird rotes Licht schwächer gebrochen als blaues Licht, weshalb die Brennweite für<br />

rotes Licht grösser ist als die für blaues Licht 1 . Dieser Linsenfehler wird als chromatische<br />

Aberration bezeichnet. Man kann ihn durch Kombination mehrerer Linsen unterdrücken.<br />

Häufig werden als Linsenoberflächen zwei Kugelausschnitte gewählt. Die Aussage, dass sich<br />

parallele Strahlen im Brennpunkt kreuzen, gilt dann nur für Strahlen nahe der optischen Achse.<br />

Je weiter ein Strahl von der optischen Achse entfernt ist, desto näher rückt sein Schnittpunkt<br />

mit der optischen Achse an die Hauptebene, d.h. achsenferne Strahlen haben eine<br />

kleinere Brennweite als achsennahe Strahlen. Man spricht von sphärischer Aberration für<br />

diesen Abbildungsfehler, den man durch asphärische Linsenoberflächen eliminieren kann.<br />

Trifft ein paralleles Lichtbündel unter einem größeren Winkel auf die Linse, oder ist die<br />

Rotationssymmetrie der Linse gestört, so schneiden sich die Strahlen hinter der Linse nicht<br />

in einem Punkt, sondern in einem Bereich um den Brennpunkt. Dies wird als Astigmatismus<br />

bezeichnet.<br />

1 Eine einfache Merkregel hierzu bietet der Alkoholkonsum: ”<br />

Blau bricht stärker“.<br />

5


OA<br />

Optische Abbildung mit Linsen<br />

3.6. Das menschliche Auge<br />

Abbildung OA.5: Zwei ins Auge fallende Strahlenbündel, die unter einem Winkel von kleiner<br />

als einer Bogenminute gegeneinander geneigt sind, werden auf zwei Punkte auf der<br />

Netzhaut abgebildet, die weniger als 4 µm, der durchschnittliche Abstand der lichtempfindlichen<br />

Zellen, voneinander entfernt sind. Sie erregen deshalb die gleichen Sinneszellen und<br />

so können die Punkte, von denen sie ausgehen, nicht voneinander unterschieden werden.<br />

Abbildung OA.6: Sollen nähere Gegenstände fokussiert werden, so passt das Auge die Linsenbrennweite<br />

an. Das ist anders als bei einer Kamera, in der der Abstand der Linse zum<br />

Film verändert wird. Je mehr man einen Gegenstand dem Auge nähert, desto größer wird<br />

das Netzhautbild, und desto feinere Details können deshalb aufgelöst werden.<br />

Wesentliche Bestandteile des menschlichen Auges sind eine Linse variabler Brennweite und<br />

die Netzhaut. Die Linse projiziert ein reelles Bild auf die Netzhaut. In der Netzhaut sitzen<br />

lichtempfindliche Zellen, die Zapfen und die Stäbchen, deren Signale zuerst von den Nervenzellen<br />

der Netzhaut verarbeitet werden und dann über den Sehnerv ans Sehzentrum im<br />

Gehirn weitergeleitet werden.<br />

Das Auflösungsvermögen des menschlichen Auges ist begrenzt. Zwei Details, die dem Auge<br />

unter einem Winkel von kleiner als 1’ (einer Bogenminute, das ist der sechzigste Teil eines<br />

Grades) erscheinen, können nicht mehr als getrennte Punkte wahrgenommen werden. Die<br />

6


Grundlagen der geometrischen Optik<br />

OA<br />

Erklärung dafür ist einfach. Am dichtesten stehen die Zapfen, die für das Scharfsehen verantwortlichen<br />

lichtempfindlichen Zellen, in der Netzhautgrube, der Stelle größter Bildschärfe.<br />

Dort beträgt ihr wechselseitiger Abstand etwa 4 µm. Werden zwei Strahlenbündel von der<br />

Augenlinse auf Punkte der Netzhaut fokussiert, deren Abstand weniger als diese 4 µm beträgt,<br />

so treffen beide Strahlenbündel dieselben Sinneszellen auf der Netzhaut und können<br />

also vom Auge nicht mehr unterschieden werden. Das ist der Grund, weshalb wir in einem<br />

gewissen Bereich um die Bildweite herum den Eindruck eines scharfen Bildes haben. Wir<br />

sehen es nicht besser.<br />

Wie kleine Details wir noch an einem Gegenstand erkennen können, hängt also von der<br />

Größe des auf der Netzhaut entworfenen Bildes ab, bzw. davon welche Details uns gerade<br />

noch unter einem Winkel von etwa einer Bogenminute erscheinen. Wird der Gegenstand<br />

näher ans Auge gerückt, erscheinen kleinere Details als zuvor unter diesem Winkel und wir<br />

erkennen die Struktur des Gegenstandes deutlicher.<br />

Bis herunter zu einer Gegenstandsentfernung von etwa 25 cm, der Bezugssehweite, vermag<br />

das Auge noch ohne Akkommodation, d.h. ohne die Anpassung der Linsenbrennweite, scharf<br />

zu sehen. Zwischen 25 cm und 10 cm, dem Nahpunkt muss zur Scharfstellung des Bildes die<br />

Brennweite der Linse angepasst werden (Abb. OA.6). Die Ziliarmuskeln, die die Linse umgeben<br />

werden angspannt, wodurch die Wölbung vergrößert wird und die Brechkraft steigt.<br />

Auf Gegenstände, die sich näher als 10 cm am Auge befinden, kann nicht fokussiert werden.<br />

Die feinsten Details erkennen wir also, wenn wir einen Gegenstand in einem Abstand von<br />

höchstens 10 cm vor das Auge halten. Alle Abstandsangaben sind Mittelwerte.<br />

7


OA<br />

Optische Abbildung mit Linsen<br />

3.7. Bestimmung der Brennweite einer Sammellinse<br />

Die einfachste Methode, eine grobe Bestimmung der Brennweite einer Sammellinse zu erhalten,<br />

ist die Abbildung eines weit entfernten Gegenstand auf einen Schirm. Da in diesem<br />

Fall die Strahlen, die vom Gegenstand auf die Linse fallen, nahezu parallel sind, muss das<br />

Bild in der Nähe der Brennebene der Linse liegen, d.h. die Brennweite entspricht in etwa<br />

dem Abstand zwischen Schirm und Linse.<br />

Die Autokollimation (siehe Abb. OA.7) entspricht im Prinzip der oben erwähnten Methode,<br />

liefert aber wesentlich genauere Ergebnisse. Dabei wird eine Lochblende in den Brennpunkt<br />

der Linse gebracht. Hinter der Linse wird ein Spiegel aufgestellt, der das Bild der<br />

Lochblende auf eine Mattscheibe in der Brennebene zurückwirft. Damit das Bild nicht genau<br />

in die Lochblende fällt, muss der Spiegel etwas gedreht werden. Befindet sich die Lochblende<br />

genau in der Brennebene, so sind die Strahlen hinter der Linse parallel und eine<br />

Verschiebung des Spiegels kann das Bild nicht ändern.<br />

f<br />

h<br />

f<br />

Spiegel<br />

f<br />

h<br />

f<br />

Spiegel<br />

Blende<br />

Blende<br />

F F’<br />

F’ F<br />

s 1<br />

s 2<br />

Abbildung OA.7: Brennweitebestimmung durch Autokollimation, hier ist eine dicke Linse<br />

gezeichnet.<br />

Gemessen wird bei dieser Methode der Abstand s 1 der Reitermarke von der Lochblende.<br />

Dreht man Reiter und Linse um 180 ◦ , so erhält man als Messergebnis einen Wert s 2 . Der<br />

Abb. OA.7 entnimmt man, dass die Summe der beiden Messungen<br />

s = s 1 + s 2 = 2f + h<br />

(OA.6)<br />

im Falle einer dünnen Linse (h = 0) eine direkte Bestimmung der Brennweite erlaubt.<br />

Das Besselverfahren ist eine weitere Möglichkeit der Brennweitenbestimmung (Abb. OA.8).<br />

Bei diesem Verfahren wählt man einen festen Abstand d zwischen Gegenstands- und Bildebene.<br />

Wird dieser Abstand grösser als 4f gewählt, so sind zwei Linsenstellungen möglich,<br />

die beide zu einem scharfen Bild führen. Die Differenz der beiden Linsenpositionen soll<br />

e genannt werden. Der Aufbau ist symmetrisch, die Bildweite der einen Linsenstellung ist<br />

8


Grundlagen der geometrischen Optik<br />

OA<br />

g 1 b 1<br />

G<br />

g 2 b 2<br />

B 2<br />

d<br />

B 1<br />

Abbildung OA.8: Brennweitebestimmung durch Besselverfahren (durchgezogene Linien:<br />

Stellung 1, strichliert: Stellung 2)<br />

gleich der Gegenstandsweite der anderen, und umgekehrt. Ursache ist die Vertauschbarkeit<br />

von b und g in Gleichung OA.3. Für beide Linsenstellungen gilt:<br />

d = b + g<br />

e = |g − b|<br />

d 2 − e 2 = 4 · b · g (OA.7)<br />

Weiterhin muss die Abbildungsgleichung OA.3 gelten. Löst man sie nach f auf, so erhält<br />

man mithilfe von Gl. OA.7 die Brennweite der Linse:<br />

f = b · g<br />

b + g<br />

f = d2 − e 2<br />

4 · d<br />

(OA.8)<br />

Da e als Differenz gemessen wird, benötigt man wie beim Autokollimationsverfahren nicht<br />

die Kenntnis über den Abstand der Reitermarke von der Hauptebene der Linse.<br />

Zunächst könnte man annehmen, dass es für Zerstreuungslinsen unmöglich ist, mit den beiden<br />

Verfahren die Brennweite zu bestimmen, da jeweils ein reelles Bild betrachtet wird.<br />

Man kann jedoch durch Hinzufügen einer stärkeren Sammellinse das virtuelle Bild auf einen<br />

Schirm abbilden. Aus den Ergebnissen für das Linsensystem und den Daten der Sammellinse<br />

kann die gesuchte Brennweite bestimmt werden.<br />

Für dicke Sammellinsen gibt es Verfahren durch Autokollimation und Bessel die Brennweite<br />

und den Abstand der Hauptebenen zu bestimmen.<br />

9


OA<br />

Optische Abbildung mit Linsen<br />

4. Aufgaben<br />

4.1. Messung<br />

Stellen Sie die Experimentierleuchte so weit links wie möglich auf, damit Sie für die folgenden<br />

Versuche ausreichend Platz haben. Das Objekt sind mehrere Lochblenden, die zu<br />

einem L angeordnet sind. Es empfiehlt sich, den horizontalen Abstand des Objekts zur Reitermarkierungen<br />

der Lampe zu notieren. Bevor Sie weitere Elemente auf der optischen Bank<br />

positionieren, bilden Sie die Glühwendel der Experimentierleuchte auf eine möglichst weit<br />

(warum?) entfernte Wand ab. Die Entfernung der Glühwendel vom Kondensorobjektiv kann<br />

an der Leuchte eingestellt werden.<br />

1. Wenden Sie für beide Sammellinsen separat das Autokollimationsverfahren an. Das<br />

Objekt liegt dann in der Brennebene, wenn eine Verschiebung des Spiegels keine<br />

Änderung des Bildes hervorruft. Man muss jeweils die Linse um 180 ◦ drehen, da die<br />

Reitermarkierung nicht notwendig mit der Hauptebene der Linse übereinstimmt.<br />

2. Wenden Sie für beide Sammellinsen separat das Besselsche Verfahren an. Bedenken<br />

Sie, dass der Abstand d zwischen Objekt und Schirm größer sein muss, als das Vierfache<br />

der Brennweite.<br />

3. Realisieren Sie folgende Abbildungen für eine der beiden Sammellinsen:<br />

a) |g| > 2|f| und b) |f| < |g| < 2|f|.<br />

Dabei sind jeweils drei verschiedene Einstellungen vorzunehmen. Bestimmen Sie für<br />

jede Einstellung die Beträge von g, b, β und f. Aus den daraus folgenden Werten für<br />

die Brennweite der Linse bilde man den Mittelwert.<br />

4. Man bilde aus den beiden Sammellinsen ein Linsensystem und bestimme mit dem<br />

Autokollimationsverfahren die Brennweite des Systems. Um einen reproduzierbaren<br />

Abstand zwischen den Linsen zu haben, wählen Sie den Abstand so, dass sich die<br />

Reiter der Linsenhalter berühren.<br />

5. Bestimmen Sie für ein beliebiges optisches Instrument, das Sie selbst mitbringen (Brille,<br />

Photoobjektiv...), die Brennweite und vergleichen das Ergebnis mit der Herstellerangabe.<br />

6. Bestimmen Sie ihren Nahpunkt, also die geringste Entfernung in der Sie einen Gegenstand,<br />

etwa Ihren Stift, scharf sehen können, gegebenenfalls mit und ohne Brille 2 .<br />

Verwenden Sie beide Sammellinsen als Lupe und betrachten Sie den Gegenstand auch<br />

durch die Zerstreuungslinse. Halten Sie dabei die Linsen dicht vors Auge.<br />

2 Falls es Ihre Persönlichkeitsrechte erfordern, muss der Wert nicht im Protokoll auftauchen.<br />

10


Auswertung<br />

OA<br />

5. Auswertung<br />

• Aufgaben 1 bis 3: Stellen Sie alle gemessenen Brennweiten in einer Tabelle dar und<br />

vergleichen Sie sie mit der Herstellerangabe. Begründen Sie welcher Wert Ihnen am<br />

genauesten erscheint. Bilden Sie für jede Linse einen Mittelwert.<br />

• Aufgabe 4: Berechnen Sie für die Linsenkombination mit Gl.OA.5 die Brennweite f<br />

des Systems aus den gemessenen Einzelbrennweiten der beiden Sammellinsen. Nehmen<br />

Sie dabei an, dass die Hauptebenen über der Reitermarkierung sitzen. Vergleichen<br />

Sie das Ergebnis mit der Messung<br />

• Aufgabe 6: Vergleichen Sie qualitativ die Ergebnisse die sich beim direkten Blick<br />

durch die drei Linsen zeigen.<br />

11

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