Neutrino-Oszillationen und der MSW-Effekt - Physikalisches Institut ...
Neutrino-Oszillationen und der MSW-Effekt - Physikalisches Institut ...
Neutrino-Oszillationen und der MSW-Effekt - Physikalisches Institut ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Eberhard Karls Universität Tübingen<br />
<strong>Physikalisches</strong> <strong>Institut</strong><br />
<strong>Neutrino</strong> Seminar<br />
Betreuung: Prof. Dr. Jochum<br />
<strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
Handout<br />
Sebastian Bölzle<br />
19.06.2006<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einleitung 2<br />
1.1 Was sind <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.2 Gründe für <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
2 Theorie <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> im Vakuum 2<br />
2.1 Annahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
2.2 Formalisums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
2.3 Oszillation für drei Flavorzustände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
3 <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> in Materie: <strong>der</strong> <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong> 8<br />
3.1 Formalismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
3.2 Ergebnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
4 Das solare <strong>Neutrino</strong>-Problem <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong> 11
1 Einleitung<br />
1.1 Was sind <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong>?<br />
Im Standard-Modell sind <strong>Neutrino</strong>s Elementarteilchen <strong>und</strong> gehören zur Gruppe <strong>der</strong> Leptonen.<br />
Innerhalb des Modells besitzen sie keine Ladung <strong>und</strong> keine Masse, weshalb sie nur<br />
an <strong>der</strong> schwachen Wechselwirkung teilnehmen. Zu je<strong>der</strong> <strong>der</strong> drei Leptonfamilien existiert<br />
ein <strong>Neutrino</strong>, d.h es gibt drei <strong>Neutrino</strong>sorten, nämlich das Elektron-, das Myon- <strong>und</strong> das<br />
Tauon-<strong>Neutrino</strong>, kurz ν e , ν µ , <strong>und</strong> ν τ . Diese so genannten Flavors sind Eigenzustände <strong>der</strong><br />
schwachen Wechselwirkung, da sie allein über diese erzeugt <strong>und</strong> vernichtet werden. Im<br />
Standard-Modell gilt die Leptonenzahlerhaltung, wonach Übergänge nur innerhalb <strong>der</strong> Leptonfamilien<br />
möglich sind.<br />
Unter <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> versteht man nun die Umwandlung eines <strong>Neutrino</strong>s einer bestimmten<br />
Sorte in ein <strong>Neutrino</strong> einer an<strong>der</strong>en Sorte. Das bedeutet, dass man z.B. bei einem<br />
reinen ν µ -Strahl nach einer Flugstrecke x eine von Null verschiedene Wahrscheinlichkeit dafür<br />
findet, ein ν e nachzuweisen. Diese zeitlich oszillierenden Übergänge einer Teilchensorte<br />
in eine an<strong>der</strong>e sind typisch quantenmechanische <strong>Effekt</strong>e <strong>und</strong> beispielsweise bei den Quarks<br />
schon bekannt. Da <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> innerhalb des Standard-Modells nicht möglich<br />
sind, wäre ein Nachweis ein guter Hinweis auf eine Physik jenseits des Standard-Modells.<br />
1.2 Gründe für <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong><br />
Die Existenz von <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> könnte sowohl das solare als auch das atmosphärische<br />
<strong>Neutrino</strong>-Problem erklären. Unter dem solaren <strong>Neutrino</strong>-Problem versteht man das im<br />
Experiment gemessene Defizit an Elektron-<strong>Neutrino</strong>s, die in <strong>der</strong> Sonne bei thermonuklearen<br />
Reaktionen entstehen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Fluß im Standard-Sonnen-Modell (SSM) vorhergesagt<br />
wird. Hierbei sollte eine ν e → ν µ -Umwandlung stattfinden. Hervorzuheben ist hier vor allem<br />
das Homestake-Experiment.<br />
Auch bei Experimenten zum Nachweis <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Atmosphäre durch kosmische Strahlung<br />
erzeugten Myon-<strong>Neutrino</strong>s wurden Defizite beobachtet (vgl. Kamiokande-Experiment), wobei<br />
hier ν µ → ν τ -Umwandlungen stattfinden sollten.<br />
Darüber hinaus zeigen neueste Experimente, dass <strong>Neutrino</strong>s nicht masselos <strong>und</strong> damit<br />
<strong>Oszillationen</strong> nahezu erwartbar sind (vgl. SNO-Experiment).<br />
2 Theorie <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> im Vakuum<br />
2.1 Annahmen<br />
Im Folgenden werden nur stabile, ultrarelativistische <strong>Neutrino</strong>s, die sich im Vakuum befinden,<br />
betrachtet. Bei instabilen <strong>Neutrino</strong>s müßte man noch die Zerfallsbreite mittels eines<br />
Faktors e −Γt/2 berücksichtigen, was am Ergebnis jedoch nichts än<strong>der</strong>n würde. Darüber<br />
hinaus werden entwe<strong>der</strong> reine Dirac- o<strong>der</strong> reine Majorana-Charakter vorausgesetzt, d.h.<br />
entwe<strong>der</strong> existiert zu den jeweiligen <strong>Neutrino</strong>s je ein Antiteilchen o<strong>der</strong> sie sind identisch<br />
2
mit ihren Antiteilchen. Für die <strong>Oszillationen</strong> würde dies keinen messbaren Unterschied ergeben.<br />
Weiterhin wird angenommen, dass mindestens ein <strong>Neutrino</strong> eine von Null verschiedene<br />
Ruhemasse besitzt. Damit bekommt <strong>der</strong> Hamilton-Operator <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>s zusätzlich zum<br />
Term <strong>der</strong> schwachen Wechselwirkung einen Massenterm, <strong>der</strong> die freie Bewegung beschreibt.<br />
Dies hat zur Folge, dass Flavor- <strong>und</strong> Masseneigenzustände existieren, die im Allgemeinen<br />
nicht identisch sind.<br />
Darüber hinaus soll eine Mischung <strong>der</strong> Flavorzustände möglich sein, womit die Leptonenzahlerhaltung<br />
verletzt ist. Das bedeutet, dass z.B. ein Übergang ν µ → ν e stattfinden kann.<br />
Zuletzt soll außerdem die CP -Erhaltung gelten.<br />
2.2 Formalisums<br />
Um das Gr<strong>und</strong>prinzip <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> zu verdeutlichen, wird hier nur eine Zweizustands-Mischung,<br />
die ν µ ν e -Mischung, betrachtet. Im Folgenden wird zu Gunsten <strong>der</strong><br />
Übersichtlichkeit <strong>der</strong> Gleichungen nicht das SI-Einheitensystem verwendet, son<strong>der</strong>n wie in<br />
<strong>der</strong> Fachliteratur meist üblich = c = 1 gesetzt. Zur Beschreibung <strong>der</strong> <strong>Oszillationen</strong> geht<br />
man von zwei verschiedenen Basissystemen für den zweidimensionalen Hilbertraum aus:<br />
Flavoreigenzustände: |ν α 〉 mit α = e, µ<br />
Masseneigenzustände: |ν j 〉 mit j = 1, 2,<br />
wobei |ν α 〉 Eigenzustände <strong>der</strong> schwachen Wechselwirkung sind <strong>und</strong> |ν j 〉 Eigenzustände des<br />
Massenoperators M mit M|ν j 〉 = m j |ν j 〉, j = 1, 2 sind. Es muss außerdem m 1 ≠ m 2<br />
gelten. Diese Eigenzustände bilden jeweils eine Orthonormalbasis, da die Operatoren hermitesch<br />
sind. Nun gibt es eine unitäre Transformation, die die eine Basis in die an<strong>der</strong>e<br />
überführt. In diesem zweidimensionalen Fall ist das gerade die Drehung in <strong>der</strong> Ebene um<br />
einen Winkel θ :<br />
( )<br />
cos θ sin θ<br />
U =<br />
(1)<br />
− sin θ cos θ<br />
Damit kann man jetzt die Flavoreigenzustände in <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Masseneigenzustände darstellen:<br />
( ) ( ) ( )<br />
νe cos θ sin θ ν1<br />
=<br />
(2)<br />
ν µ − sin θ cos θ ν 2<br />
also<br />
|ν e 〉 = cos θ|ν 1 〉 + sin θ|ν 2 〉<br />
|ν µ 〉 = − sin θ|ν 1 〉 + cos θ|ν 2 〉 (3)<br />
Man nennt θ den Mischungswinkel, <strong>der</strong> mit dem so genannten Cabibbo-Mischungswinkel<br />
für Quarks zu vergleichen ist. Wäre θ sehr klein, so wäre cos θ nahezu 1 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Elektron-<br />
<strong>Neutrino</strong> Zustand würde fast ausschließlich aus dem Zustand zu m 1 bestehen, ebenso <strong>der</strong><br />
3
Myon-<strong>Neutrino</strong>-Zustand ausschließlich aus dem zu m 2 zugehörigen. Wäre <strong>der</strong> Mischungswinkel<br />
maximal (θ = π/4), so würde je<strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-Zustand gleichermaßen aus den Masseneigenzuständen<br />
bestehen (vgl. Abb. 1).<br />
Abbildung 1: Flavor- <strong>und</strong> Masseneigenzustände [1]<br />
Die Zeitentwicklung √<br />
<strong>der</strong> Masseneigenzustände hängt von <strong>der</strong>en relativistischer Energie<br />
E j = p 2 j + m2 j ab, wobei p j <strong>der</strong> zugehörige Impuls ist. Sie läßt sich mit Hilfe des Zeitentwicklungsoperators<br />
e −iE jt darstellen:<br />
|ν j (t)〉 = e −iE jt |ν j 〉<br />
Betrachtet man jetzt z.B. zur Zeit t = 0 = ein über die schwache Wechselwirkung erzeugtes<br />
Myon-<strong>Neutrino</strong> |ν µ 〉 <strong>und</strong> drückt seine Entwicklung in <strong>der</strong> Zeit in <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong><br />
Masseneigenzustände aus, so ergibt sich:<br />
|ν µ (t)〉 = − sin θ e −iE 1t |ν 1 〉 + cos θ e −iE 2t |ν 2 〉<br />
Abbildung 2: Zeitentwicklung <strong>der</strong> Myon-<strong>Neutrino</strong>s [1]<br />
4
Die Zeitentwicklung stellt also eine zusätzliche Phase in <strong>der</strong> Mischung <strong>der</strong> Massenzustände<br />
dar. Zur Zeit t = 0 addieren sich die Masseneigenzustände gerade zu einem reinen |ν µ 〉-<br />
Zustand <strong>und</strong> die relative Phase beträgt π. In <strong>der</strong> fortschreitenden Bewegung in <strong>der</strong> Zeit<br />
än<strong>der</strong>t sich aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> unterschiedlichen Massen die relative Phase <strong>und</strong> es entsteht ein<br />
Überlagerungszustand aus Myon-<strong>Neutrino</strong> |ν µ 〉 <strong>und</strong> Elektron-<strong>Neutrino</strong> |ν e 〉. Bei 2π entsteht<br />
dabei gerade wie<strong>der</strong> ein reiner |ν µ 〉-Zustand (vgl. Abb. 2).<br />
Noch deutlicher sieht man diese Oszillations-Verhalten, wenn man die Übergangswahrscheinlichkeit<br />
P(ν µ → ν e ) = |〈ν e |ν µ (t)〉| 2 eines Myon-<strong>Neutrino</strong> |ν µ 〉 in ein Elektron-<strong>Neutrino</strong><br />
|ν e 〉 berechnet:<br />
P(ν µ → ν e ) = |〈ν e |ν µ (t)〉| 2 (4)<br />
∣<br />
= ∣(cos θ〈ν 1 | + sin θ〈ν 2 |)(− sin θe −iE1t |ν 1 〉 + cos θe −iE2t |ν 2 〉) ∣ 2<br />
〈ν j |ν k 〉=δ jk<br />
=<br />
∣ ∣sin θ cos θ(−e<br />
−iE 1 t + e −iE 2t ) ∣ ∣ 2<br />
= sin 2 θ cos 2 θ(−e −iE 1t + e −iE 2t )(−e iE 1t + e iE 2t )<br />
= sin 2 θ cos 2 θ(2 − e i(E 1−E 2 )t − e −i(E 1−E 2 )t )<br />
= sin 2 θ cos 2 θ(2 − (e i(E 1−E 2 )t + e −i(E 1−E 2 )t<br />
} {{ }<br />
))<br />
=2 cos((E 1 −E 2 )t)<br />
= 2 sin 2 θ cos 2 θ(1 − cos(E 1 − E 2 )t) (5)<br />
Die Übergangswahrscheinlichkeit P(ν µ → ν e ) (4) variiert also periodisch in <strong>der</strong> Zeit in<br />
Abhängigkeit <strong>der</strong> Energiedifferenz. Nun kann man die letzte Zeile (5) noch mit Hilfe<br />
<strong>der</strong> trigonometrischer Beziehungen cos α = cos 2 α − 2 sin2 α, 2 cos2 α = 1 − sin 2 α <strong>und</strong><br />
2 2<br />
2 sin α cos α = sin 2α vereinfachen:<br />
P(ν µ → ν e ) = 2 sin 2 θ cos 2 θ(1 − cos(E 1 − E 2 )t)<br />
= 2 sin 2 θ cos 2 θ(1 − (cos 2 (E 1 − E 2 )<br />
2<br />
= 2 sin 2 θ cos 2 θ 2 sin 2 (E 1 − E 2 )<br />
t<br />
2<br />
t − sin 2 (E 1 − E 2 )<br />
t))<br />
2<br />
= sin 2 2θ sin 2 (E 1 − E 2 )<br />
t (6)<br />
2<br />
Um nun die Abhängigkeit von den Massen zu verdeutlichen, nutzt man die Tatsache aus,<br />
dass die <strong>Neutrino</strong>s sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Dabei gilt folgende<br />
Näherung für die Energie <strong>der</strong> Masseneigenzustände, wobei man davon ausgeht, dass sie<br />
den gleichen Impuls besitzen:<br />
√<br />
E j = p 2 j + m2 j ≈ p + m2 j/2p mit p j = p (7)<br />
Setzt man dies in P(ν µ → ν e ) (6) ein <strong>und</strong> benutzt, dass für ultrarelativistische Teilchen<br />
t = x/c = x <strong>und</strong> p ≃ E ν gilt, so bekommt man die Wahrscheinlichkeit ein bei x = 0 im<br />
5
Myon-Zustand |ν µ 〉 emittiertes <strong>Neutrino</strong> mit <strong>der</strong> Energie E ν im Abstand x als ein Elektron-<br />
<strong>Neutrino</strong> |ν e 〉 zu detektieren:<br />
P(ν µ → ν e ) = sin 2 2θ sin 2 m2 1 − m 2 2<br />
x<br />
4E ν<br />
= sin 2 2θ sin 2 ∆m2<br />
4E ν<br />
x (8)<br />
mit ∆m 2 = m 2 1 − m 2 2. Im Gegenzug ist die Wahrscheinlichkeit kein Elektron-<strong>Neutrino</strong> |ν e 〉<br />
zu detektieren gerade die Gegenwahrscheinlichkeit:<br />
P(ν µ → ν µ ) = 1 − sin 2 2θ sin 2 ∆m2<br />
4E ν<br />
x (9)<br />
Oft ist es nützlich eine so genannte Oszillationslänge λ osc einzuführen, die wie folgt definiert<br />
wird:<br />
∆m 2 !<br />
λ osc = π ⇒ λ osc = 4πE ν ·c<br />
≈ 2.5 E ν/ MeV<br />
4E ν ∆m 2 ∆m 2 / eV 2 m (10)<br />
Sie drückt gerade den Abstand zweier Wahrscheinlichkeitsmaxima (bzw. -minima) aus,<br />
wobei zu beachten ist, dass die räumliche Periode von sin 2 x genau die Hälfte <strong>der</strong> von<br />
sin x ist. Setzt man λ osc (13) in (8) <strong>und</strong> (9) ein, so bekommen die Gleichungen für die<br />
Wahrscheinlichkeit von <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> die nützliche Form:<br />
P(ν µ → ν e ) = sin 2 2θ sin 2 πx<br />
λ osc<br />
P(ν µ → ν µ ) = 1 − sin 2 2θ sin 2 πx<br />
λ osc<br />
. (11)<br />
Die Wahrscheinlichkeiten oszillieren mit <strong>der</strong> Oszillationslänge λ osc <strong>und</strong> die Amplitude<br />
sin 2 2θ <strong>der</strong> <strong>Oszillationen</strong> hängt vom Mischungswinkel θ ab, die für θ = π/4 am größten<br />
wird (maximale Mischung, vgl. Abb. 3).<br />
Hier zeigt sich auch, dass <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> nur auftreten können, falls mindestens<br />
ein <strong>Neutrino</strong> eine von Null verschiedene Ruhemasse besitzt <strong>und</strong> Flavormischungen möglich<br />
sind. Wären alle Massen identisch o<strong>der</strong> gleich Null, so gäbe es keine <strong>Oszillationen</strong>, da<br />
λ osc → ∞. Das ist ebenso <strong>der</strong> Fall, wenn sich das <strong>Neutrino</strong> bei x = 0 bzw. t = 0 schon in<br />
einem Masseneigenzustand befände (|ν α 〉 = |ν j 〉).<br />
Mittels Experimenten zum Nachweis von <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> kann also den <strong>Neutrino</strong>s<br />
Masse zugewiesen werden. Wobei beachtet werden muss, dass eigentlich nur Massendifferenzen<br />
bestimmt werden können, da nur ∆m 2 als Parameter eingeht. Außerdem kann<br />
<strong>der</strong> Mischungswinkel θ bestimmt werden, <strong>der</strong> angibt wie stark die Mischung ist. Ist dieser<br />
recht groß, so kann man nicht mehr von einer Masse des ν e o<strong>der</strong> des ν µ sprechen, da die<br />
Flavoreigenzustände dann keine definierte Masse mehr besitzen, son<strong>der</strong>n Überlagerungen<br />
von verschiedenen Massenzuständen sind.<br />
Für z.B. E ν = 7 MeV <strong>und</strong> ∆m 2 ≈ 8·10 −5 eV 2 , was realistischen Werten für solare <strong>Neutrino</strong>s<br />
entspricht, bekommt man ein Oszillationslänge von λ osc ≈ 220 km. Der Mischungswinkel<br />
6
eträgt dabei θ ≈ 34 ◦ (Daten: SNO-Experiment [4]). Das heißt, dass solare <strong>Neutrino</strong>s ein<br />
Vielfaches ihrer Oszillationslänge zurücklegen <strong>und</strong> die Chance ihr Flavor zu än<strong>der</strong>n damit<br />
sehr groß ist.<br />
Abbildung 3: <strong>Neutrino</strong>-Oszillation [1]<br />
2.3 Oszillation für drei Flavorzustände<br />
Die vollständige Beschreibung <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> berücksichtigt alle drei <strong>Neutrino</strong>-<br />
Flavors <strong>und</strong> Massenzustände sowie die Möglichkeit des Majorana-Charakters. Man erhält<br />
nun eine unitäre 3 × 3-Mischungsmatrix U, die in vier Teile getrennt werden kann:<br />
⎛ ⎞ ⎛{ ⎞ ⎛<br />
}} ⎞ ⎛<br />
⎞ ⎛<br />
⎞{<br />
⎛ ⎞<br />
ν e 1 0 0 c 13 0 s 13 e −iδ c 12 s 12 0 1 0 0 ν 1<br />
⎝ν µ<br />
⎠ = ⎝0 c 23 c 23<br />
⎠ ⎝ 0 1 0 ⎠ ⎝−s 12 c 12 0⎠<br />
⎝0 e iφ 1<br />
0 ⎠ ⎝ν 2<br />
⎠<br />
ν τ 0 −s 23 c 23 −s 13 e −iδ 0 c 13 0 0 1 0 0 e iφ 2<br />
ν 3<br />
} {{ } } {{ } } {{ } } {{ }<br />
atm. θ 23<br />
cross-link θ 13<br />
solar θ 12<br />
Majorana<br />
mit s ij = sin θ ij <strong>und</strong> c ij = cos θ ij , i = 1, 2; j = 2, 3. Hier bekommt man 9 verschiedene<br />
Parameter:<br />
• 3 Massenparameter m 1 , ∆m 2 21, ∆m 2 32,<br />
• 3 Mischungswinkel θ 12 , θ 13 , θ 23 ,<br />
• 1 CP -verletzende Dirac-Phase δ<br />
U<br />
• <strong>und</strong> evtl. 2 Majorana-Phasen φ 1 , φ 2<br />
7
Hierauf soll aber im Weiteren nicht eingegangen werden, da die Rechnungen etwas aufwändig<br />
sind, jedoch zum gr<strong>und</strong>sätzlichen Verständnis <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> nichts weiter<br />
beitragen. Erwähnt sei nur, dass in diesem Fall die Wahrscheinlichkeit für die Oszillation<br />
eines ν µ -<strong>Neutrino</strong>s nun sowohl den Übergang in ein ν e - als auch in ein ν τ -<strong>Neutrino</strong><br />
berücksichtigt <strong>und</strong> hierbei Schwebungen entstehen (vgl. Abb. 4).<br />
Abbildung 4: <strong>Neutrino</strong>-Oszillation für drei Zustände<br />
3 <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> in Materie: <strong>der</strong> <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
3.1 Formalismus<br />
Die Anwesenheit von Materie beeinflusst entscheidend die <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong>, wie M ikheyev<br />
<strong>und</strong> Smirnow auf Gr<strong>und</strong>lage theoretischer Vorarbeit von W olfenstein herausfanden. Aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> kohärenten, elastischen Vorwärtsstreuung von <strong>Neutrino</strong>s in Materie ist das Ergebnis<br />
für den Mischungswinkel <strong>und</strong> die Oszillationslänge abhängig von <strong>der</strong> Elektronendichte<br />
<strong>und</strong> damit unterschiedlich zu den Vakuum-<strong>Oszillationen</strong>.<br />
Im Folgenden werden dieselben Annahmen wie in Kapitel 2 gemacht sowie wie<strong>der</strong> die ν µ ν e -<br />
Mischung untersucht. Betrachtet man zunächst noch einmal die Massenmatrix M 0 fürs<br />
Vakuum, die in <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Masseneigenzustände diagonal ist mit den Eigenwerten m 1<br />
<strong>und</strong> m 2 . Auch die für den Hamilton-Operator entscheidende Matrix <strong>der</strong> Massenquadrate<br />
M 2 0 ist in dieser Basis diagonal <strong>und</strong> es gilt für die Darstellung in <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Flavoreigenzustände<br />
mit Hilfe <strong>der</strong> unitären Transformation U (1):<br />
( ) ( )<br />
( ) ( )<br />
(ν 1, † ν 2)<br />
† m<br />
2<br />
1 0 ν1<br />
m<br />
0 m 2 = (ν †<br />
2 ν 2<br />
e, ν µ) † 2<br />
U 1 0<br />
0 m 2 U † νe<br />
. (12)<br />
2 ν µ<br />
8
Dies kann man nun noch weiter umformen:<br />
( ) m<br />
2<br />
U 1 0<br />
0 m 2 U † = 1 ( ) 1 0<br />
2 2 (m2 1 + m 2 2) U U †<br />
0 1<br />
+ 1 ( ) 1 0<br />
2 (m2 1 − m 2 2) U U †<br />
0 −1<br />
= 1 ( ) 1 0<br />
2 (m2 1 + m 2 2)<br />
0 1<br />
+ 1 (<br />
)<br />
2 (m2 1 − m 2 cos<br />
2)<br />
2 θ −2 sin θ cos θ<br />
−2 sin θ cos θ − cos 2 θ + sin 2 θ<br />
= 1 ( ) 1 0<br />
2 (m2 1 + m 2 2)<br />
0 1<br />
+ 1 ( )<br />
− cos 2θ sin 2θ<br />
2 (m2 1 − m 2 2)<br />
.<br />
sin 2θ cos 2θ<br />
Also erhält man im Vakuum:<br />
M 2 0 = 1 ( ) 1 0<br />
2 (m2 1 + m 2 2)<br />
0 1<br />
+ 1 ( )<br />
− cos 2θ sin 2θ<br />
2 (m2 1 − m 2 2)<br />
. (13)<br />
sin 2θ cos 2θ<br />
Bei <strong>der</strong> Bewegung <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>s durch Materie wechselwirken diese jedoch mit den enthaltenen<br />
Quarks <strong>und</strong> Elektronen <strong>und</strong> werden dadurch gestreut. Die Streuung <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>s<br />
an Quarks ist für alle Sorten dieselbe <strong>und</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> nicht von Belang. Mit<br />
<strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-Elektron-Streuung sieht das aber ein wenig an<strong>der</strong>s aus. Hier tauschen alle<br />
<strong>Neutrino</strong>-Flavors mit den Elektronen die Z 0 -Austauschteilchen <strong>der</strong> schwachen Wechselwirkung<br />
aus. Die Elektron-<strong>Neutrino</strong>s ν e können aber mit den Elektronen auch über einen<br />
W ± -Austausch wechselwirken (vgl. Abb. 5).<br />
Abbildung 5: Feynmangraphen für die ν e e − -Streuung <strong>und</strong> die ν µ e − -Streuung [2]<br />
9
Dabei liefern die Elektronen für die Elektron-<strong>Neutrino</strong>s ein zusätzliches Potential V =<br />
√<br />
2GF N e , worin G F die Fermikonstante <strong>und</strong> N e die Elektronendichte ist. Dies hat direkte<br />
Auswirkungen auf die Energie E <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>s in Materie, die sich nun wie folgt än<strong>der</strong>t:<br />
p 2 + m 2 = E 2<br />
→ p 2 + m 2 = (E − V ) 2 ≈ E 2 − 2EV,<br />
wobei <strong>der</strong> quadratische Term V 2 vernachlässigt wurde. Das Potential ist somit gleichbedeutend<br />
mit einer Än<strong>der</strong>ung des Massenquadrates m 2 zu<br />
mit<br />
m 2 → m 2 + A<br />
A = 2EV = 2 √ 2G F N e E. (14)<br />
Die muss in <strong>der</strong> quadratischen Massenmatrix M 2 für die Bewegung von ν e <strong>und</strong> ν µ in<br />
Materie berücksichtigt werden, die einen zusätzliche Term bekommt:<br />
mit ∆ = m 2 2 − m 2 1.<br />
3.2 Ergebnis<br />
M 2 = M 2 0 + M 2 mat<br />
( ) A 0<br />
= M 2 0 +<br />
0 0<br />
= 1 ( ) 1 0<br />
2 (m2 1 + m 2 2 + A)<br />
0 1<br />
+ 1 ( )<br />
A − ∆ cos 2θ ∆ sin 2θ<br />
, (15)<br />
2 ∆ sin 2θ −A + ∆ cos 2θ<br />
Benutzt man nun diese neue quadratische Massenmatrix (15), um den Hamilton-Operator<br />
für die Bewegung <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>s in Materie aufzustellen <strong>und</strong> diagonalisiert diesen dann,<br />
so bekommt man neue Masseneigenzustände |ν 1,mat 〉 <strong>und</strong> |ν 2,mat 〉. Die Eigenwerte von M 2<br />
lauten<br />
m 2 ν 1,2<br />
= 1 2 (m2 1 + m 2 2 + A) ± 1 √<br />
(∆ cos 2θ − A)<br />
2<br />
2 + ∆ 2 sin 2 2θ. (16)<br />
Dies sind die neuen Massen zu den nun bei <strong>der</strong> Oszillation zu berücksichtigenden Masseneigenzustände<br />
|ν 1,mat 〉 <strong>und</strong> |ν 2,mat 〉. Sie hängen explizit von A (14), also <strong>der</strong> Elektronendichte<br />
N e ab. Setzt man für den Fall <strong>der</strong> Bewegung im Vakuum hier die Elektronendichte N e = 0,<br />
also A = 0, so nehmen diese neuen Masseneigenwerte (16) wie<strong>der</strong> die Werte m 1 bzw. m 2 an.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> neuen Masseneigenzustände bekommt man auch einen neuen Mischungswinkel<br />
θ mat , da die Transformationsmatrix U (1) sich durch die Ersetzung m 2 → m 2 +A in (12)<br />
auch än<strong>der</strong>t. Der neue Mischungswinkel hängt wie folgt vom Vakuumsmischungswinkel θ<br />
ab:<br />
sin 2θ<br />
tan 2θ mat =<br />
(17)<br />
cos 2θ + λosc<br />
λ e<br />
10
mit <strong>der</strong> Vakuumsoszillationslänge λ osc (13). Die <strong>Neutrino</strong>-Elektron-Wechselwirkungslänge<br />
λ e ist gegeben durch<br />
2π<br />
λ e = √ . (18)<br />
2GF N e<br />
Damit erhält man eine effektive Oszillationslänge in Materie:<br />
λ mat = λ osc<br />
sin 2θ mat<br />
sin 2θ , (19)<br />
die nun zusammen mit θ mat anstatt den Größen fürs Vakuum in den Wahrscheinlichkeiten<br />
<strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> vorkommen. Unter <strong>der</strong> Annahme konstanter Elektronendichte<br />
N e sehen diese so aus:<br />
P(ν µ → ν e ) = sin 2 2θ mat sin 2 πx<br />
λ mat<br />
P(ν µ → ν µ ) = 1 − sin 2 2θ mat sin 2 πx<br />
λ mat<br />
. (20)<br />
Hierbei gibt es für m 2 > m 1 ein Resonanzphänomen, welches von Mikheyev <strong>und</strong> Smirnow<br />
festgestellt wurde. Hierbei sind drei Spezialfälle zu unterscheiden, vgl. (17):<br />
|λ osc|<br />
λ e<br />
≪ cos 2θ<br />
Dies entspricht einer kleinen Elektronendichte N e <strong>und</strong> die Materie hat nur einen<br />
geringen Einfluss auf die <strong>Oszillationen</strong>. Geht die Elektronendichte gegen Null<br />
so erhält man die Ergebnisse für die Vakuumsoszillationen (11).<br />
|λ osc|<br />
λ e<br />
∣<br />
∣ λosc<br />
λ e<br />
≫ cos 2θ<br />
In diesem Fall liegt eine sehr hohen Elektronendichte N e vor <strong>und</strong> θ mat ≈ π/2.<br />
Die ursprüngliche Massenhierarchie ist vertauscht <strong>und</strong> das im Vakuum leichtere<br />
Elektron-<strong>Neutrino</strong> entspricht nun dem schwereren Masseneigenzustand. Die<br />
Oszillations-Amplitude <strong>und</strong> -Länge werden gedämpft. Geht die Elektronendichte<br />
gegen unendlich, so finden keine <strong>Oszillationen</strong> mehr statt.<br />
∣ ∣∣ ≈ cos 2θ<br />
Hier liegt ein Resonanzfall vor, d.h. die <strong>Oszillationen</strong> werden verstärkt <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Mischungswinkel hat unabhängig vom ursprünglichen Wert den Maximalwert<br />
θ mat = π/4.<br />
4 Das solare <strong>Neutrino</strong>-Problem <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong><br />
Das solare <strong>Neutrino</strong>-Defizit läßt sich mit Hilfe <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>-<strong>Oszillationen</strong> <strong>und</strong> des <strong>MSW</strong><br />
<strong>Effekt</strong>s erklären. Dies soll im Folgenden in einem kurzen Überblick dargestellt werden. Hierbei<br />
bedient man sich des Adiabatentheorems aus <strong>der</strong> Quantenmechanik, wonach sich bei<br />
11
einer langsamen Variation des Hamiltonoperators die Eigenzustände zwar än<strong>der</strong>n, jedoch<br />
keine Übergänge zwischen den Zuständen stattfinden. Innerhalb <strong>der</strong> Sonne gilt, dass sich<br />
die Elektronendichte N e nicht sprunghaft son<strong>der</strong>n langsam stetig än<strong>der</strong>t. Damit sind die<br />
Vorraussetzungen für das Adiabatentheorem erfüllt. Im Kern <strong>der</strong> Sonne, bei hoher Elektronendichte<br />
N e , wird ein Elektron-<strong>Neutrino</strong> ν e erzeugt <strong>und</strong> entspricht nahezu dem größeren<br />
Massenzustand |ν 2,mat 〉. Nun bewegt es sich nach außen. Dabei nimmt die Elektronendichte<br />
ab <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mischungswinkel θ mat zwischen den Flavor- <strong>und</strong> Masseneigenzuständen än<strong>der</strong>t<br />
sich. Dies bedeutet aber, dass sich die Transformationsmatrix än<strong>der</strong>t <strong>und</strong> die Basis <strong>der</strong><br />
Massenzustände <strong>und</strong> die Basis <strong>der</strong> Flavorzustände relativ zueinan<strong>der</strong> gedreht werden. In<br />
diesem Fall dreht sich <strong>der</strong> <strong>Neutrino</strong>zustand in Richtung |ν µ 〉. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> langsamen Dichteän<strong>der</strong>ung<br />
bleibt das <strong>Neutrino</strong> aber im Zustand <strong>der</strong> größeren Masse <strong>und</strong> verläßt die Sonne<br />
als Myon-<strong>Neutrino</strong> ν µ . Da sich das <strong>Neutrino</strong> nach dem Verlassen <strong>der</strong> Sonne ins Vakuum<br />
in einem Masseneigenzustand befindet, gibt es keine weiteren <strong>Oszillationen</strong>. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
es als Myon-<strong>Neutrino</strong> im Detektor nachzuweisen ist durch die Projektion<br />
von |ν 2,mat 〉 auf |ν µ 〉 gegeben. Man erhält:<br />
P(ν µ ) = cos 2 θ<br />
P(ν e ) = sin 2 θ<br />
In Abbildung 6 sieht man die <strong>MSW</strong>-Überlebenswahrscheinlichkeit eines Elektron-<strong>Neutrino</strong>s<br />
Abbildung 6: Überlebenswahrscheinlichkeit eines solaren ν e -<strong>Neutrino</strong>s<br />
ν e in Abhängigkeit von λ osc ∝ E ν /∆m 2 aufgetragen. Im Bereich zwischen 10 5 −10 6 MeV / eV 2<br />
12
ist diese sehr gering <strong>und</strong> das Elektron-<strong>Neutrino</strong> wird innerhalb <strong>der</strong> Sonne zu einem Myon-<br />
<strong>Neutrino</strong>. Der <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong> für das solare <strong>Neutrino</strong>-Problem kann im Parameterbereich<br />
∆m 2 = 10 −4 −10 −8 eV 2 <strong>und</strong> sin 2 θ > 10 −4 herangezogen werden. Die aktuellen SNO-Daten<br />
ergeben ∆m 2 ≈ 8 · 10 −5 eV 2 <strong>und</strong> θ ≈ 34 ◦ <strong>und</strong> wären demnach innerhalb des gültigen Bereiches,<br />
auch wenn <strong>der</strong> tatsächliche Mischungswinkel sehr groß ist. Voraussichtlich finden<br />
deshalb sowohl Vakuum-<strong>Oszillationen</strong> als auch <strong>der</strong> <strong>MSW</strong>-<strong>Effekt</strong> bei solaren <strong>Neutrino</strong>s statt.<br />
Literatur<br />
[1] Los Alamos Science: Celebrating the <strong>Neutrino</strong>, Number 25, 1997<br />
[2] Klapdor-Kleingrothaus, H.V <strong>und</strong> Staudt,A.: Teilchenphysik ohne Beschleuniger, Teubner<br />
Studienbücher 1995<br />
[3] Schmitz, N.: <strong>Neutrino</strong>physik, Vorlesungen auf <strong>der</strong> Herbstschule für Hochenergiephysik,<br />
Maria Laach, 2002<br />
[4] SNO-Collaboration, arXiv:nucl-ex/0502021 v1 25 Feb 2005<br />
[5] Deh, Benjamin: <strong>Neutrino</strong> <strong>Oszillationen</strong>, Astroteilchenseminar, Universität Tübingen,<br />
2003<br />
[6] Marchica, C.: <strong>Neutrino</strong> <strong>Oszillationen</strong> <strong>und</strong> die NSM <strong>Neutrino</strong> Mischungsmatrix, Proseminar<br />
Theoretische Physik, ETH Zürich, 2003/04<br />
[7] webpage: http://www.neutrinooscillation.org<br />
13