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Physik III, Optik

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<strong>Physik</strong> <strong>III</strong>, <strong>Optik</strong><br />

Claus Zimmermann<br />

January 14, 2009


Contents<br />

1. Geometrische <strong>Optik</strong> ................................. 3<br />

1.1AusbreitungvonLichtunddasFermatschePrinzip ............ 3<br />

1.2AusbreitungvonLichtunddasHuygenschePrinzip............ 11<br />

1.3Linsen ..................................... 15<br />

1.4AbbildungvonObjekteninparaxialerNäherung. ............. 19<br />

1.5 Lupe und Fernrohr .............................. 23<br />

1.6 ABCD-Matrizen. ............................... 24<br />

1.7 Abbildungsfehler ............................... 29<br />

1.8 Pupillen .................................... 31<br />

1.9Prismen .................................... 33<br />

2.Wellen ........................................ 37<br />

2.1EindimensionaleWellengleichung ...................... 37<br />

2.2 Harmonische Wellen ............................. 39<br />

2.3DreidimensionaleWellen........................... 43<br />

2.4BeipielemechanischerWellen ........................ 46<br />

2.5 Dispersionsrelationen............................. 50<br />

2.6RandbedingungenundStationäreWellen.................. 53<br />

3.Lichtwellen...................................... 62<br />

3.1WellengleichungfürelektromagnetischeWellen............... 62<br />

3.2FresnellscheGleichungenfürdieFelder ................... 67<br />

3.3IntensitäteinerLichtwelle .......................... 74<br />

3.4 Reflexion und Transmission an einer Grenzfläche.............. 76<br />

3.5HerleitungderFresnellschenGleichungen.................. 80<br />

4. Licht in Materie ................................... 84<br />

4.1 Lorentz-Modell . ............................... 84<br />

4.2DispersionsrelationundWellenpakete.................... 91<br />

4.3Metalle..................................... 96<br />

5. Polarisation des Lichts ............................... 98<br />

5.1BeschreibungderPolarisation ........................ 98<br />

5.2Verzögerungsplättchen ............................ 100<br />

5.3Polarisatoren ................................. 103<br />

5.4Photonen ................................... 106<br />

6. Überlagerungen von Wellen............................. 110<br />

1


6.1FeldeinerÜberlagerungvonPunktquellen ................. 110<br />

6.2Antennenarrays................................ 111<br />

6.3 Beugung am Spalt .............................. 116<br />

6.3 Beugung am Gitter .............................. 120<br />

6.4 Unschärferelationen.............................. 122<br />

7. Optische Resonatoren ................................ 127<br />

7.1 Stehwellenresonator.............................. 127<br />

7.2 Andere Resonatoren ............................. 131<br />

Für den Menschen ist Licht ist eines der spektakulärsten und faszinierensten physikalischen<br />

Phänomene. Ohne Licht kein Sonneuntergang über der Wüste aber auch keine schnelle<br />

transatlantische Glasfaserverbindung für Internet und Telefon. Über die Jahrtausende hat<br />

sich die Vorstellung über die Natur des Lichts immer wieder gewandelt und es gab erbitterte<br />

Diskussionen darüber ob man Licht nun als ein Strom aus Teilchen auffassen müsste<br />

oder als ein Wellenphänomen. Seit weniger als hundert Jahren sind wir nun in der privilegierten<br />

Situation, ziemliche genau sagen zu können was Licht ist, nämlich ein relativistisches<br />

Quantenphänomen. Dass sich ein Bogen schlagen lässt von einfachen Vorstellungen<br />

der geometrischen <strong>Optik</strong> bis hin zu Licht als Prototyp einer eichinvarianten Quantenfeldtheorie,<br />

ist in sofern sensationell als man das Gefühl bekommt man könne eine fundamentale<br />

und höchst abstrakte physikalische Theorie sozusagen mit den eigenen Augen sehen, z.B bei<br />

einem Sonnenuntergang. Im optischen Teil der Vorlesung <strong>Physik</strong> <strong>III</strong> können wir natürlich<br />

nicht das vollständige Bild dessen entwerfen, was Licht ist, aber wir können einen Anfang<br />

machen, der uns immerhin schon sehr nahe an die Grundlagen der Quantenmechanik führt<br />

und uns außerdem eine Menge Einsichten vermittelt, wie man Licht, sozusagen im Alltag<br />

beschreiben kann.<br />

Dieser Text enthält die Argumente und Rechungen des Teils der Vorlesung <strong>Physik</strong> <strong>III</strong>,<br />

der sich mit <strong>Optik</strong> befasst. Er nimmt innerhalb der gesamten Vorlesung (6SWS) etwa ein<br />

Drittel ein (2 SWS). Inhalt ist zunächst ein etwas längeres Kapitel über die geometrische<br />

<strong>Optik</strong>, gefolgt von zwei Kapiteln über Wellen im allgemeinen (Kapitel 2) und Lichtwellen im<br />

besonderen (Kapitel 3). Kapitel 4 beschreibt im Rahmen des klassischen Lorentz-Modells<br />

die Wirkung von Licht auf dielektrische Materialien und Metalle als auch umgekehrt die<br />

Wirkung der Materie auf das Licht. Neben der Wellenlänge kann auch die Polarisation des<br />

Lichts verändert werden, was einerseits zur Polarisationsoptik führt, andererseits Licht und<br />

Drehimpuls in Verbindung bringt (Kapitel 5). Das Kapitel schließt mit den Photonen als<br />

teilchenartige Träger der Lichtenergie. Damit sind die wesentlichen Eigenschaften von Licht<br />

eingeführt. Das letzte Kapitel betrachtet Effekte, die auftreten, wenn man Licht räumlich<br />

oder zeitlich einschränkt. Ebene Wellen sind dann keine gute Beschreibung mehr und man<br />

muss zu Überlagerungen von ebenen Wellen übergehen. Mit Hilfe von Unschärferelationen<br />

lassen sich grundlegende Eigenschaften solcher Überlagerungen erfassen.<br />

2


1. Geometrische <strong>Optik</strong><br />

1.1 Ausbreitung von Licht und das Fermatsche Prinzip<br />

Wir gehen davon aus, dass sich Licht entlang von Bahnen mit einer bestimmten Geschwindigkeit<br />

bewegt. Die Bahnen ergeben sich aus dem Fermatschen Prinzip. Die Geschwindigkeit kann<br />

je nach Medium, in dem sich das Licht bewegt, verschieden sein. Dies führt zu dem Begriff<br />

des Brechungsindex.<br />

• Messung der Lichtgeschwindigkeit nach Fizzeau:<br />

Zwischen Zahnrad und Spiegel liegt eine möglichst große Wegstrecke, die das Licht um<br />

eine möglichst große Laufzeit verzögert. Die Quelle wird gerade verdeckt, wenn sich das<br />

Zahnrad während der Lichtlaufzeit um einen halben Zahn weiterdreht. Es gibt also eine<br />

bestimmte Rotationsgeschwindigkeit, bei der die Quelle für den Betrachter unsichtbar<br />

wird. Aus dieser Winkelgeschwindigkeit und der Wegstrecke zwischen Zahnrad und<br />

Spiegel lässt sich die Lichtgeschwindigkeit bestimmen. (Zahlenbeispiel als Übung)<br />

Fizzeaus Ergebnis:<br />

c ' 3 · 10 8 m s<br />

Heute wird die Lichtgeschwindigkeit definiert als<br />

c := 299792458 m s<br />

Über die Realisierung der Sekunde durch Messen der Hyperfeinstruktur von Cäsium ist<br />

damit auch das Meter definiert. Die Lichtgeschwindigkeit ist in jedem Inertialsystem<br />

die gleiche. Der Wert der Naturkonstante c entspricht der Lichtgeschwindigkeit im<br />

Vakuum.<br />

3


• Brechungsindex<br />

Die Lichtgeschwindigkeit hängt vom Medium ab.<br />

V Licht = c n<br />

n ist der Brechungsindex. Er ist dimensionslos. In Glas beträgt er typischerweise n<br />

≈ 1.5. Das Licht ist in Glas also um den Faktor 1.5 langsamer als im Vakuum.<br />

• Das Fermatsches Prinzip<br />

lautet: Das Licht nimmt von allen benachbarten Wegen denjenigen, der zeitlich am<br />

kürzesten dauert.<br />

z. B. Luftspiegelung:<br />

Der räumlich längere Weg ist wegen der höheren Geschwindigkeit in heißer Luft der<br />

zeitlich kürzere. Die Quelle erscheint dem Betrachter gespiegelt.<br />

z. B. Sonnenuntergang:<br />

In den oberen Luftschichten ist der Brechungsindex kleiner, da der Atmosphärendruck<br />

noch oben hin abnimmt und damit die Lichtgeschwindigkeit zu. Die Sonne scheint<br />

noch über dem Horizont zu stehen obwohl sie bereits untergegangen ist. Es ist wichtig,<br />

dass die Wege benachbart sind: Gibt es eine direkte Sichtverbindung zwischen zwei<br />

4


Punkten kann es außerdem noch ein Verbindung über einen Spiegel geben, obwohl sie<br />

die längere ist. Beide Wege sind nicht benachbart, d.h. sie können nicht ohne Sprung<br />

ineinander überführt werden.<br />

• Brechung und Fermatsches Prinzip<br />

Im homogenen Medium breitet sich das Licht entlang einer Geraden aus. An der<br />

Grenzfläche zwischen zwei Medien kann es also höchstens einen Knick machen. Wie<br />

lässt sich der Ablenkwinkel mit dem Fermatschen Prinzip berechnen?<br />

Das Licht soll von Punkt S nach Punkt P auf dem schnellsten Weg. Die Laufzeit wird<br />

durch die Lage von Punkt O verändert. Gesucht wird also der Abstand x, beidemdie<br />

Laufzeit am kleinsten ist.<br />

Die Laufzeit beträgt:<br />

t = SO + OP<br />

und ist minimal für:<br />

also<br />

=<br />

v i<br />

v t<br />

√<br />

h2 + x 2<br />

v i<br />

+<br />

d<br />

t(x) =0,<br />

dx<br />

p<br />

b2 +(a − x) 2<br />

dt<br />

dx = x<br />

√<br />

v i h2 + x + −a + x<br />

p 2 v t b2 +(a − x) =0 2<br />

= 1 x<br />

√ − 1 a − x<br />

p =0.<br />

v i<br />

| h2<br />

{z<br />

+ x<br />

}<br />

2 v t b2 +(a − x)<br />

| {z }<br />

2<br />

sin θ i sin θ t<br />

5<br />

v t


Die Brüche mit den Wurzeln sind gerade der sinus des Einfallswinkel und des Winkels<br />

des transmittierten Strahls.<br />

sin θ i<br />

v i<br />

= sin θ t<br />

v t<br />

oder<br />

sin θ i<br />

= n t<br />

sin θ t n i<br />

Dies ist das Snelliussches Brechungsgesetz. Es beendet eine lange Debatte angefangen<br />

bei Ptolomäus in der Antike über Witelo im Mittelalter (1270), Kepler (1604) in der<br />

Renaissance und Descartes und Snell in der Neuzeit.<br />

• Totalreflexion<br />

Das Snelliussche Gesetz beschreibt auch die Situation für θ i > 90 ◦ richtig. Beide<br />

Strahlen laufen dann im selben Medium und es gilt also<br />

Mit Snellius folgt<br />

n i = n t .<br />

sin θ i<br />

= n t<br />

=1<br />

sin θ t n i<br />

sin θ i = sinθ t .<br />

Außerdem gilt<br />

Also<br />

sin θ i =sin(180 ◦ − θ i )=sinθ r .<br />

sin θ r = sinθ t<br />

θ r = θ t .<br />

Bei θ i > 90 ◦ erhält man totale interne Reflexion wie an einer Spiegelfläche.<br />

6


• Optische Weglänge.<br />

Die Überlegung lässt sich auf Medien mit kontinuierlich veränderlichen Brechungsindex<br />

erweitern. Dazu betrachten wir Licht, das einen Stapel verschiedener Materialien mit<br />

unterschiedlichem Brechungsindizes n i durchläuft.<br />

Die gesamte Laufzeit beträgt:<br />

t = s 1<br />

v 1<br />

+ s 2<br />

v 2<br />

... = X i<br />

s i<br />

= 1 X<br />

n i s i<br />

v i c<br />

i<br />

Für kontinuierliche Brechungsindexvariation n(s) kann man die Summe durch ein Intergral<br />

ersetzen.<br />

t = 1 c ·<br />

Z p<br />

s<br />

n(s)ds<br />

| {z }<br />

optische Weglänge<br />

Das Licht wählt sich aus benachbarten Bahnen diejenige, mit der kürzesten optischen<br />

Weglänge aus. Technisch wichtige Beispiele sind optische Glasfasern zu Datenübertragung<br />

und so genannte GRID Linsen (graded index lenses).<br />

• Abbildung von Punkten<br />

Für Anwendungen wichtig ist der Begriff der Abbildung, den wir hier zunächst einmal<br />

nur für einzelne Punkte einführen: Werden alle Lichtstrahlen, die von einem Punkt<br />

ausgehen an einem anderen Punkt wieder zusammengeführt, hat man den ersten auf<br />

den zweiten Punkt abgebildet. Beispielsweise werden die beiden Brennpunkte eines<br />

Ellipsoids aufeinander abgebildet.<br />

7


Eine Ellipse entsteht durch Verwendung eines Fadens, den man locker zwischen S und<br />

P einspannt und als Zirkel verwendet. Der Weg von Punkt S nach Punkt P über<br />

einen beliebigen Punkt der Ellipse ist eine Konstante. Alle diese Wege sind also gleich<br />

schnell und werden daher alle vom Licht gegangen.<br />

Schiebt man den Punkt P nach unendlich, erhält man einen Parabolscheinwerfer:<br />

• Abbildung durch Brechung<br />

Mit einer gekrümmten Grenzfläche erreicht man ebenfalls eine Abbildung.<br />

8


Damit die Grenzfläche eine Abbildung erzeugt, muß der Weg SAP für beliebige Punkte<br />

A gleich sein, also:<br />

l 0 n 1 + l i u 2 = s 0 n 1 + s i n<br />

DierechteSeiteisteineKonstante,dieunabhängigvonderLagevonA ist. Man erhält<br />

die Definitionsgleichung für ein Kartesisches Oval:<br />

l 0 · n 1 + l i · n 2 = konstant<br />

• Hyperbolische Plankonvexlinse<br />

Schiebt man P nach + ∞, so werden die Stahlen, die von S kommen kollimiert, d.h.<br />

parallelisiert.<br />

Das kartesiche Oval wird zur Hyperbel (hier ohne Begründung). Aus der planen Rückseite<br />

treten die Strahlen ohne Brechung aus.<br />

• Hyperbolische Bikonvexlinse<br />

Zwei plankonvexe Linsen Rücken an Rücken ergeben eine abbildende Linse:<br />

9


• Brechende Ellipse<br />

Schiebt man den Punkt S des kartesischen Ovals nach −∞, so erhält man eine Ellipse<br />

(hier ohne Begründung).<br />

• Konkav-Konvexlinse<br />

Soll der Punkt P im selben Medium liegen wie der Startpunkt S, sokannmaneinen<br />

Teil der Ellipse kugelförmig wegschneiden:<br />

Die Kugelschale lässt die von P kommenden Strahlen ungebrochen.<br />

• Streulinsen<br />

Analoges gilt für Streulinsen, z. B. hyperbolische Plankonkavlinse<br />

10


Soweit die geometrischen Spielereien von Descartes. Wie lässt sich das Fermatschen<br />

Prinzip genauer begründen?<br />

1.2 Ausbreitung von Licht und das Huygensche Prinzip<br />

Nach einer zweiten Vorstellung breitet sich Licht als Welle aus. Das steht nicht im Widerspruch<br />

zur geometrischen <strong>Optik</strong> sondern konkretisiert und begründet diese. Dazu brauchen<br />

wir jetzt das Huygensche Prinzip.<br />

• Huygensche Prinzip<br />

Nach Huyges ist Licht eine Welle. An jedem Punkt einer Wellenfront wird auch im<br />

Vakuum eine Kugelwelle ausgelöst, die sich mit allen anderen Kugelwellen, die bis<br />

dahin ausgelöst wurden, überlagern.<br />

• Ebene Wellen nach Huygens<br />

In diesem Bild bleibt eine ebene Welle eine ebene Welle, was man in drei Schritten<br />

sehen kann:<br />

Konstruktive Überlagerung in Vorwärtsrichtung:<br />

a) Die an einem Punkt von einer Phasenfront ausgelöste Welle überlagert sich mit der<br />

auslösenden Wellenfront in Vorwärtsrichting konstruktiv.<br />

11


) Alle weiteren von der Phasenfront entlang der Ausbreitungsrichting ausgelösten<br />

Wellen überlagern sich ebenfalls in Vorwärtsrichtung konstruktiv. In alle anderen Richtungen<br />

löschen sich die Kugelwellen aus.<br />

c) Alle Kugelwellen die entlang einer Front ausgelöst werden überlagern sich in Vorwärtsrichtung<br />

konstruktiv und bilden ebenfalls eine Phasenfront.<br />

Nach Huygens breitet sich Licht entlang der konstruktiven Interferenz aus. Eine ebene<br />

Welle bleibt also einfach eine ebene Welle, da sich alle ausgelösten Kugelwellen ”richtig”<br />

12


überlagern. Dieses Bild wird erst interessant wenn man geometrische Beschränkungen<br />

einführt wie z.B. Blenden. Außerdem bildet es den gedanklichen Vorläufer zum<br />

Lorentzmodell des Brechungsindex, der weiter hinten behandelt wird. Dort werden die<br />

Kugelwellen von Atomen ausgelöst und entstehen nicht einfach im Vakuum.<br />

• Snelliussches Brechungsgesetz im Wellenbild<br />

Reflexion: Wir haben oben vernachlässigt, dass auch eine Teil des Lichts an der<br />

Grenzfläche zum Medium reflektiert wird. Das erklärt sich nach Huygens so, dass<br />

im Medium die Kugelwellen eine andere Amplitude als im Vakuum haben. Dieser<br />

Extraanteil an Kugelwellen in der Grenzschicht überlagert sich zu einer reflektierten<br />

Wellenfront.<br />

Der Reflektionswinkel ergibt sich folgendermaßen. Punkt 2 feuert um die Laufzeit für<br />

a später als Punkt 1. Wenn Punkt 2 feuert, hat sich also um Punkt 1 eine Kugelwelle<br />

13


mit Radius a p = a entwickelt. Sie bildet mit der Kugelwelle, die gerade bei Punkt 2<br />

entsteht eine gemeinsame Phasenfront P r . Aus der Geometrie wird ohne Rechnung<br />

klar, dass Einfallswinkel und Ausfallswinkel gleich sein müssen.<br />

Brechung: Für die gebrochene Welle liefert das analoge Argument für die Laufzeiten τ<br />

und τ 0 :<br />

τ 0 = n t<br />

c ap = n i<br />

c a = τ<br />

Mit<br />

und<br />

folgt<br />

oder<br />

a p<br />

d =sinθ t<br />

a<br />

d =sinθ i<br />

n t · d · sin θ t = n i · d · sin θ i<br />

sin θ t<br />

sin θ i<br />

= n i<br />

n t<br />

.<br />

• Fermatsches Prinzip als Interferenzphänomen<br />

Alle Wege finden einen Partner, mit dem sie destruktiv interferieren. Einzige Ausnahme<br />

ist der direkte Weg. Analoges gilt für alle Beispiele von Brechung und Spiegelung.<br />

Der extremale Weg ist einzigartig und ungepaart. Er überlebt als einziger. Siehe<br />

auch: Euler-Lagrange-Gleichung, Feynman´sche Pfadintegrale, Prinzip der kleinsten<br />

Wirkung.<br />

14


1.3 Linsen<br />

Technisch ist es nicht einfach eliptische oder hyperbolische Grenzflächen herzustellen. Kugelförmig<br />

gekrümmte Flächen kann man dagegen mit großer Genauigkeit schleifen und polieren.<br />

Das war zumindest in der Vergangenheit so. Heute kann man auch sehr gute Kunstofflinse<br />

durch pressen herstellen. Die Pressform darf dann auch kompliziert und teuer sein.<br />

Bestform-Linsen werden dadurch kommerziell sinnvoll und können für spezielle AnwendungenmitdemComputeroptimiertwerden.<br />

TrotzdemwerdengeradeauchinderLaseroptik<br />

immer noch Glaslinsen verwendet, die bessere Oberflächen haben und größere Leistungen<br />

vertragen. Solche Linsen haben in der Regel kugelförmige Oberflächen. Es stellt sich also<br />

dieFrageinwieweitsichsolcheGrenzflächen für eine Abbildung eignen.<br />

• Brechende Kugel<br />

Für sphärische Grenzflächen ist die Lage der Punkte A festgelegt und man muss<br />

zunächst überprüfen, ob es ein Objektweite s 0 und eine Bildweite s i gibt, so dass<br />

alle Strahlen, die von S ausgehen auch an P ankommen. Dafür müssen alle Wege<br />

SAP , optisch gleich lang sein.<br />

DieoptischeWeglängeist<br />

OPL = n 1 l 0 + n 2 l i<br />

• Berechnen von l o .<br />

Wir betrachten die Objektseite noch mal genauer und erweiteren das Dreick SCA zu<br />

einem rechtwinkligen Dreieeck.<br />

15


Man erhält für die Länge b<br />

b + R<br />

s o + R =cosϕ<br />

b =cosϕ · (s 0 + R) − R<br />

und für a<br />

a<br />

s 0 + R =sinϕ<br />

a =sinϕ · (s 0 + R)<br />

Die Länge l o = SA ergibt sich dann aus dem Pythagoras<br />

l0 2 = a 2 + b 2 =sin 2 ϕ · (s 0 + R) 2 +cos 2 ϕ · (s 0 + R) 2 + R 2 − 2R(s 0 + R) · cos ϕ<br />

l 0 = p (s 0 + R) 2 + R 2 − 2R(s 0 + R) · cos ϕ<br />

Berechnen von l i geht völlig analog<br />

l i = p R 2 +(s i − R) 2 +2R(s i − R) · cos ϕ<br />

Fermatsches Prinzip verlangt, dass der optische Weg minimal ist, also dass:<br />

wir brauchen also die Ableitungen<br />

und entsprechend<br />

d<br />

dϕ (OPL) =n dl 0<br />

1<br />

dϕ + n dl i<br />

2<br />

dϕ =0<br />

dl 0<br />

dϕ = 1 2 ·<br />

1<br />

p<br />

(s0 + R) 2 + R 2 − 2R(s 0 + R) · cos ϕ · 2R(s 0 + R)sinϕ<br />

= R(s 0 + R)<br />

sin ϕ<br />

l 0<br />

dl i<br />

dϕ = −r(s i − R)sinϕ<br />

.<br />

l i<br />

16


Damiterhältman<br />

d<br />

dϕ (OPL) =n R(s 0 + R)<br />

1 sin ϕ + n 2 − r(s i − R)sinϕ<br />

=0<br />

l 0<br />

l i<br />

oder<br />

n 1 (s 0 + R)<br />

− n 2(s i − R)<br />

=0.<br />

l 0 l i<br />

Es gibt also kein Paar s o ,s i das diese Bedingung für beliebige Wege l o , l i erfüllt. So<br />

geht es also nicht.<br />

• Näherung achsnaher Strahlen<br />

Wir beschränken uns daher auf kleine Winkel ϕ undentwickelndencosinus<br />

Damit erhalten wir<br />

cos ϕ =1− ϕ2<br />

2! + ϕ4<br />

4! ...<br />

∼ 1<br />

l 0 ' p R 2 +(s 0 + R) 2 − 2R(s 0 + R)<br />

' p (R − s 0 − R) 2 = s 0<br />

und entsprechend<br />

l i ' s i .<br />

Aus der Fermatschen Bedingung<br />

n 1 (s 0 + R)<br />

− n 2(s i − R)<br />

=0<br />

s 0 s i<br />

wird jetzt<br />

n 1<br />

+ n 2<br />

= n 2 − n 1<br />

s 0 s i R .<br />

Die Längen l o und l i tauchen nicht mehr explizit auf. Genügen die Objektweite s 0 und<br />

die Bildweite s i dieser Gleichung, erhält man also eine Abbildung, d. h. die optische<br />

Weglänge ist für alle achsnahen Strahlen zwischen s und p gleich.<br />

• Linse<br />

Kombiniert man zwei kugelförmige Grenzflächen erhält man die traditionelle Linse<br />

17


Für die erste Grenzfläche gilt:<br />

n 1<br />

s 0<br />

+ n 2<br />

s i1<br />

= n 2 − n 1<br />

R 1<br />

Für die zweite Grenzfläche beträgt die Objektweite −s i1 + d. Das negative Vorzeichen<br />

kommt daher, dass das Bild links von der ersten Fläche liegt. Daher ist s i1 < 0, was<br />

durch das negative Vorzeichen kompensiert wird. Damit erhält man für die zweite<br />

Grenzfläche<br />

n 2<br />

+ n 1<br />

= n 2 − n 1<br />

.<br />

d − s i1 s i2 R 2<br />

Addiert man die Gleichungen für die beide Grenzflächen, erhält man:<br />

n 1<br />

s 0<br />

+ n 2<br />

s i1<br />

+ n 2<br />

d − s i1<br />

+ n 1<br />

s i2<br />

= n 2 − n 1<br />

R 1<br />

+ n 1 − n 2<br />

R 2<br />

n 1<br />

+ n 1<br />

= n 2 − n 1<br />

+ n 1 − n 2<br />

− n 2<br />

+<br />

s 0 s i2 R 1 R 2 s i1 −d + s i1<br />

n 1<br />

+ n µ<br />

1<br />

1<br />

=(n 2 − n 1 ) − 1 <br />

n 2 · d<br />

+<br />

s 0 s i2 R 1 R 2 (s i1 − d)s i1<br />

• Dünne Linsen<br />

Dieser Ausdruck wird durch die wichtige Näherung dünner Linsen stark vereinfacht.<br />

Für d → 0 und in Vakuum mit n 1 ' 1 und n 2 =: n erhält man die so genannte<br />

Linsenmachergleichung :<br />

1<br />

+ 1 µ 1<br />

=(n − 1) − 1 <br />

s 0 s i2 R 1 R 2<br />

• Brennweite<br />

Wir führen noch den Begriff der Brennweite ein. Die Brennweite f ist hier einfach die<br />

Abkürzung für die rechte Seite der Gleichung<br />

µ<br />

1<br />

1<br />

f := (n − 1) − 1 <br />

,<br />

R 1 R 2<br />

wodurch man die Linsengleichung schreiben kann als:<br />

1<br />

S 0<br />

+ 1 S i<br />

= 1 f<br />

Die anschauliche Bedeutung für die Brennweite ergibt sich, wenn man den Objektpunt<br />

S nach unendlich schiebt: s 0 →−∞.<br />

18<br />

n 2


1<br />

∞ + 1 s i<br />

= 1 f<br />

s i = f.<br />

Die aus dem Unendlichen kommende Strahlen sind offensichtlich parallel. Solche parallelen<br />

Strahlen werden gemäß der Linsenmachergleichung im so genannten Brennpunkt<br />

F gebündelt, der im Abstand der Brennweite f von der Linse entfernt liegt. (Demonstration<br />

mit dem Plexiglasmodell)<br />

1.4 Abbildung von Objekten in paraxialer Näherung.<br />

Bisher haben wir nur einen Objektpunkt S auf der optischen Achse auf den Bildpunkt P<br />

abgebildet. Benachbarte Objektpunkte einer Objektebene, die normal zur optischen Achse<br />

liegt werden auf benachbarte Bildpunkte innerhalb einer Bildebene abgebildet. Dadurch<br />

entsteht in der Bildebene ein Bild, dessen was in der Objektebene leuchtet. Das Abbild<br />

ist in der Regel nicht perfekt sondern durch Abbildungsfehler verzerrt. Die Kunst bei der<br />

Konstruktion guter abbildender Linsensysteme besteht darin solche Fehler möglichst zu minimieren.<br />

Dazu später mehr.<br />

19


• Konstruktion von Bildern.<br />

Die Größe und Lage des Abbilds lässt sich geometrisch konstruieren. Zunächst legt<br />

man die optische Achse fest, die sich aus der Rotationssymmetrie der Linse ergibt. Ein<br />

Objektpunkt, der auf der optischen Achse liegt wird auf einen Bildpunkt abgebildet,<br />

der ebenfalls auf der optischen Achse liegt. Um eine Vorstellung von der Abbildung zu<br />

bekommen wählt man daher ein aussagekräftiges Objekt, z. B. einen Pfeil, der auf der<br />

optischen Achse steht. Um dessen Bild zu konstruieren muss man jetzt nur noch wissen,<br />

wo sich die Lichtstrahlen bündeln, die von der Pfeilspitze ausgehen. Man kennt<br />

aber den Verlauf von mindesten zwei dieser Strahlen. Der eine ist der so genannte<br />

Mittelpunktsstrahl, der durch das Zentrum der Linse geht. An den Schnittpunkten<br />

der beiden Linsenoberflächen mit der optischen Achse sind die zwei planen Tangentialflächen,<br />

die sich an die gekrümmten Obeflächen anschmiegen, gerade parallel. Der<br />

Mittelpunktsstrahl ”sieht” also näherungsweise eine planparallel Glasscheibe und wird<br />

daher nicht abgelenkt. In der Näherung dünner Linsen geht er ohne Versatz ungebrochen<br />

durch die Linse. Der zweite Pfeil ist der Brennpunktstrahl. Objektseitig verläuft<br />

er parallel zur optischen Achse und wird daher von der Linse in den Brennpunkt<br />

gebrochen. Dort wo sich Mittelpunkt- und Brennstrahl treffen muss das Abbild der<br />

Pfeilspitze entstehen. Dort liegt also auch die Bildebene und an deren Schnittpunkt<br />

mit der optischen Achse auch der Pfeilanfang. Ein Linse erzeugt ein an der optischen<br />

Achse punktgespiegeltes Abbild.<br />

(Als Übung kann man sich mal einen Diaprojektor oder einen Overheadprojektor<br />

genauer anschauen)<br />

• Virtuelle Bilder<br />

Neben Sammellinsen gibt es auch Streulinsen mit konkaven Krümmungen. Sie erzuegen<br />

so genannte virtuelle Bilder. Die Strahlen, die von einem Objektpunkt ausgehen,<br />

scheinen auf der Bildseite alle von einem bestimmten Bildpunkt auszugehen, der ebenfalls<br />

auf der Objektseite der Linse liegt. Anders als bei der Sammellinse entsteht kein<br />

reeles Bild, das auf einem Schirm sichtbar wäre, sondern eine scheinbares Objekt, deren<br />

Lage und Größe durch die Linse gegenüber dem Original verändert wird. Wieder lässt<br />

20


sich das Bild geometrisch unter Zuhilfenahme von Brenn- und Mittelpunktsstrahlen<br />

konstruieren. Den Brennpunkt einer Streulinse erhält man wieder aus dem Verhaltenen<br />

von Strahlen, die parallel zur optischen Achse einfallen. Sie werden von der optischen<br />

Achse weg gebrochen, können aber rückwärtig verlängert werden. Der Schnittpunkt<br />

dieser Verlängerung mit der optischen Achse ist der Brennpunkt.<br />

Virtuelle Bilder erhält man auch mit Sammellinsen, wenn das Objekt innerhalb der<br />

Brennweite liegt also s 0


Betrachtet man das rechtwinklige Dreieck links von der Linse so erkennt man, dass der<br />

Winkel ε durch die Länge des Pfeils g und die Brennweite f gegeben ist:<br />

tan ε = g f .<br />

• Objekt im Unendlichen<br />

Umgekehrt kann man das Objekt auch ins Unendliche schieben. Je entfernter das<br />

Objekt ist, umso paralleler treffen dessen Stahlen auf der Linse auf. Die Position der<br />

Objektpunkte macht sich im Winkel ε bemerkbar. Die Strahlen der Pfeilspitze treffen<br />

unter einem anderen Winkel auf der Linse auf wie die Strahlen des Pfeilfußes. Die Größe<br />

des Objekts (z. B. Länge des Pfeils) wird durch den Winkel gegeben, unter dem seine<br />

Randstrahlen auftreffen. Das erkennt man am einfachsten, wenn man das unendlich<br />

weit entfernte Objekt abbildet. Die gestrichelten Linien kommen vom Pfeilfuß, die<br />

durchgezogenen von der Pfeilspitze. Je größer der Winkel ε umso größer ist auch das<br />

Bild b.<br />

Die Größe des Bildes erhält man aus dem Mittelpunktstrahl (selber einzeichenen):<br />

b = f · tan ε ' f · ε<br />

Die Bildgröße b und der Winkel ε sind also proportional.<br />

22


1.5 Lupe und Fernrohr<br />

• Lupe<br />

Bei einer Lupe befindet sich der Gegenstand im Brennpunkt einer Sammellinse. Oben<br />

haben wir gesehen, dass alle Strahlen, die beipielsweise von einer Pfeilspitze im Abstand<br />

g von der optischen Achse ausgehen, dann hinter der Linse parallel sind und mit der<br />

optischen Achse den Winkel ε einschließen, wobei<br />

tan ε = g f .<br />

Das muss man mit dem Winkel vergleichen, den man mit dem unbewaffneten Auge<br />

erreicht<br />

tan ε 0 = g s o<br />

,<br />

wobei s o der kleinste Abstand ist, bei dem man ein Objekt mit bloßem Auge gerade<br />

noch scharf sieht, also etwa s o =15cm. Die Vergrößerung der Lupe ist also durch das<br />

Winkelverhältnis gegeben:<br />

V = ε ∼ tan ε = g/f = s o<br />

ε o tan ε o g/s o f<br />

Eine Vergrößerung von 3 erreicht man also mit einer Linse der Brennweite 5 cm.<br />

• Keppler Fernrohr<br />

Das Kepler-Fernrohr besteht aus zwei Sammellinsen im Abstand d = f 1 + f 2 . Das<br />

Objektiv erzeugt ein reelles Zwischenbild, das man mit dem Okular wie mit einer Lupe<br />

betrachtet. (Strahlengang Übungen). Das Bild wird im Keppler Fernrohr invertiert.<br />

Beim Beobachten von Sternen schadet das nicht. Das Keppler-Fernrohr heißt manchmal<br />

auch Astronomisches Fernrohr.<br />

• Gallilei Fernrohr<br />

Beim Galilei-Fernrohr ist das Okular eine Streulinse deren beobachterseitiger Brennpunkt<br />

mit dem des Objektivs zusammenfällt. Parallel einfallende Strahlen verlassen<br />

das Fernrohr dann auch wieder parallel aber unter einem steileren Winkel relativ zur<br />

optischen Achse. Der links einfallende Brennpunktstrahl des Objektivs verläuft zwischen<br />

den Linsen parallel zur optischen Achse und wird vom Okular von der Achse so<br />

23


weggebrochen, dass die rückwärtige Verlängerung die optische Achse im Brennpunkt<br />

des Okulars schneidet. Einen zweiten Strahl erhält man mit dem Mittelpunktstrahl<br />

des Okulars, den man so wählt, dass er die Brennebene recht vom Okular im Abstand<br />

d schneidet. Dieser Strahl ist dann dort parallel zum ersten Strahl. Am selben Punkt<br />

würde aber auch der erste Strahl die Brennebene schneiden wenn das Okular nicht da<br />

wäre. Strahlen, die die Brennebene im selben Punkt scheiden, müssen aber dann links<br />

von Objektiv parallel sein, was zu zeigen war.<br />

Die Vergrößerung erhält man, wenn man die Winkel ausrechnet:<br />

tan ε 1 = d<br />

f ob<br />

und damit<br />

tan ε 2 = d<br />

f ok<br />

V = ε 2<br />

ε 1<br />

∼ tan ε 2<br />

tan ε 1<br />

= f ob<br />

f ok<br />

.<br />

1.6 ABCD-Matrizen.<br />

• ABCD Formalismus<br />

Für die Berechnung komplizierterer Linsensysteme gibt es einen einfachen Formalismus,<br />

der sogenannte ABCD-Matrizen verwendet. Der Strahl an einem bestimmten Punkt<br />

der optischen Achse wird durch einen Vektor<br />

µ x<br />

~x =<br />

x p<br />

24


eschrieben, dessen erste Komponente den Abstand zur optischen Achse, x, und dessen<br />

zweite Komponente die Steigung x p des Strahls angibt. Ein optisches Element wird<br />

durcheine Matrix beschrieben. Die Matrix für die Ausbreitung über eine Entfernung d<br />

lautet<br />

µ 1 d<br />

M d = .<br />

0 1<br />

Den neuen Strahlvektor erhält man durch<br />

µ µ µ <br />

1 d x x + d · x<br />

p<br />

~x out = M d · ~x in =<br />

0 1 x p =<br />

x p .<br />

Die Steigung bleibt also unverändert und der Achsenabstand wächst um d · x p<br />

• Abstände und Linsen<br />

Im Fall einer Linse beschreibt die Matrix, wie sich der Strahl unmittelbar vor der Linse<br />

in den Strahl unmittelbar nach der Linse umwandelt. Die Matrix lautet<br />

µ 1 0<br />

M f =<br />

− 1 .<br />

1<br />

f<br />

Man erhält dann<br />

µ µ <br />

1 0<br />

xin<br />

~x out =<br />

− 1 ~x<br />

1 in =<br />

− x + x f f in<br />

Der Achsenabstand bleibt unverändert. Die Steigung ändert sich gemäß:<br />

x 0 out = − x in<br />

f + xp in .<br />

Dies entspricht der Linsengleichung was man sieht, wenn man die Strahlen vor und<br />

hinter der Linse so weit verlängert bis sie die optische Ache schneiden.<br />

25


Objektweite s o und Bildweite s i gehorchen den Zusammenhängen<br />

x in<br />

= x p in<br />

s o<br />

und<br />

x in<br />

= −x p<br />

s<br />

out.<br />

i<br />

Aus<br />

x 0 out = − x in<br />

f<br />

+ xp in<br />

wird dann<br />

− x in<br />

= − x in<br />

s i f<br />

+ x in<br />

s o<br />

bzw. die Linsengleichung<br />

1<br />

+ 1 = 1 s i s 0 f ,<br />

was den Ansatz für die Matrix rechtfertigt. Analog kann man weitere Matrizen aufstellen:<br />

Brechung an einer ebenen Fläche<br />

µ 1 0<br />

M B =<br />

0 n 1<br />

n 2<br />

Brechung an einer gekrümmten Fläche mit Radius R<br />

à 1 ³ ´ 0<br />

M R =<br />

n 1<br />

n r −1<br />

1<br />

R<br />

!<br />

n 1<br />

.<br />

n 2<br />

• Zusammengesetzte Systeme<br />

Eine Abfolge optischer Elemente berechnet man, indem man die Matrizen der einzelnen<br />

Elemente in der Reihenfolge ihres Duchlaufens von rechts nach links multipliziert. Ein<br />

dicke Linse z.B. wird durch<br />

~x out = M R2 M d M R1 ~x in<br />

beschrieben.<br />

26


Ein System aus zwei Linsen<br />

führt zur Gleichung<br />

~x out = M f2 M d M f1 ~x in<br />

Übung: Berechne die Vergrößerung des Kepler-Fernrohrs mit Hilfe der ABCD-Methode.<br />

• Brechkraft<br />

Schließlich können wir noch den Begriff der Brechkraft einführen. Die Brechkraft ist der<br />

Kehrwert der Brennweite und hat daher die Einheit 1/m, die in diesem Zusammenhang<br />

auch Dioptrie gennant wird.<br />

D = 1 f<br />

Eine Linse mit 10 cm Brennweite hat also 10 Dioptrien. Brillenträger kennen die<br />

Einheit von ihrem <strong>Optik</strong>er. Kurzsichtigkeit wird mit Streulinsen korrigiert.<br />

Weitsichtige brauchen Sammellinsen.<br />

• Newtonsche Abbildungsgleichung.<br />

Man kann die Linsengleichung auch noch anders formulieren.<br />

27


Rechts der Linse erhält man zwei rechtwinklige Dreiecke. Eines oberhalb der optischen<br />

Achse mit den Hypothenusen y o und f sowie eines weiter rechts unterhalb der optischen<br />

Achse mit den Hypothenusen y i und x i . Die Dreiecke sind kongruent und es gilt:<br />

y o<br />

f<br />

y o<br />

|y i |<br />

= |y i|<br />

x i<br />

= f x i<br />

.<br />

Genauso gilt für die entsprechenden Dreiecke auf der linken Seite<br />

Das Produkt beider Ausdrücke<br />

|y i |<br />

= y o<br />

f x 0<br />

|y i |<br />

= f .<br />

y o x 0<br />

y 0<br />

|y i | · |y i|<br />

= f 2<br />

y 0 x i · x 0<br />

führt zur Newtonschen Abbildungsgleichung<br />

x 0 · x i = f 2<br />

Mit dieser Gleichung kann man den Begriff der Vergrößerung noch besser fasssen:<br />

• Transversale und longitudinale Vergrößerung<br />

Die transversale Vergrößerung ist definiert als<br />

M T = y i<br />

y o<br />

28


Mit Newtons Linsengleichung gilt:<br />

M T = x i<br />

f = f x o<br />

Die longitudinale Vergrößerung beschreibt das Verhältnis kleiner Verschiebungen in der<br />

Objektebene dx 0 und der daraus resultierenden Verschiebung in der Bildebene dx i :<br />

M L := dx i<br />

dx o<br />

= − f 2<br />

x 2 o<br />

= −M 2 T<br />

Die linsenzugewandte Seite des Objekts wird zur linsenabgewandten Seite des Bildes!<br />

Bewegt man den Schirm von der Linse weg, so sieht man die näherliegenden Objekte.<br />

1.7 Abbildungsfehler<br />

In der paraxialen <strong>Optik</strong> wurde genähert sin ϕ ' ϕ und cos ϕ ' 1 wobei ϕ der Winkel<br />

des Strahls zur optischen Achse ist. Nimmt man die nächsten Näherungen mit, also sin<br />

ϕ ' ϕ− 1 6 ϕ3 und cos ϕ ' 1− 1 2 ϕ2 , so erhält man Abweichungen von einer idealen Abbildung,<br />

die so genannten Abbildungsfehler 3. Ordnung. Wir werden die Fehler hier nur kurz<br />

ansprechen ohne sie im Detail zu behandeln.<br />

• Sphärische Aberration.<br />

Achsferne Strahlen schneiden die optische Achse vor dem Brennpunkt.<br />

verschwindet für achsnahe Strahlen quadratisch.<br />

Der Fehler<br />

29


Man unterscheidet die sphärische Längsaberration (L-SA) und die sphärische Queraberration´(T-<br />

SA). Die Kaustik ist die Einhüllende der gebrochenen Strahlen<br />

Parallel einfallende Strahlen werden also nicht in einem Brennpunkt sondern in einem<br />

Brennfleck gebündelt. Er wird kleiner, wenn man den Schirm aus der Brennebene<br />

näher an die Linse heranschiebt. Die optimale Position ist da, wo die Randstrahlen<br />

die Kaustik berührt. Je nach Blendenstellung muss man also die Schärfe nachziehen.<br />

Benutzt man plankonvexe Linsen ist es günstig die plane Seite zum Fokus zu drehen.<br />

Wie bei einem Prisma wird jetzt bei symmetrischerem Strahlengang der Ablenkwinkel<br />

kleiner. Man kann die sphärische Aberration mit einer Miniskuslinse kompensieren.<br />

Im folgenden Spezialfall<br />

30


ist die virtuelle Abbildung von S nach P frei von sphärischer Aberation. Eine praktikableLinsewirddaraus,wennmaninnennocheinenzweitenRadiusR<br />

p anschleift,<br />

durch den die Strahlen ungebrochen S erreichen.<br />

• Weitere Linsenfehler<br />

Fehler 3. Ordnung ist die Koma, der Astigmatismus, die Bildfeldkrümmung, und die<br />

Verzerrung. (Wer genaueres wisssen will schaut im Hecht nach.)<br />

1.8 Pupillen<br />

• Blenden.<br />

Jedes Abbildungssystem ist begrenzt. Betrachtet man z.B. eine einfache CCD-Kamera<br />

so schränkt der Durchmesser des Objektivs die Menge der eintretenden Sichtstrahlen<br />

ein und wirkt wie eine Blende. Diese Blende ist die so genannte Aperturblende. Außerdem<br />

ist der CCD-Chip endlich und wirkt daher ebenfalls wie eine Blende. Sie heißt<br />

Feldblende.<br />

31


Man kann auch eine extra Aperturblende verwenden, um Strahlen auszublenden, die<br />

nicht achsnah sind und damit die Abbildung stören.<br />

• Pupillen<br />

Pupillen sind die Bilder der Blenden. Die Eintrittspupille ist das Bild der Aperturblende<br />

wie sie in der Objektebene gesehen wird. Die Austrittspupille ist das Bild der<br />

Aperturblende wie sie in der Bildebene gesehen wird. Ein- und Austrittspupille am<br />

Beispiel des Keplerfernrohrs<br />

Der Bildrand erzeugt für den Betrachter objektivseitig ein virtuelles Bild. Der Durchmesser<br />

des Bildes ist die Eintrittspupille. Ihre Querschnittsfläche bestimmt die Lichtmenge,<br />

die in das Fernrohr eintritt.<br />

• Blendenzahl<br />

Die Lichtmenge, die vom Objekt auf den Schirm (Film, CCD-chip etc.) gelangt, wird<br />

nicht durch die Aperturblende, sondern durch die Eintrittspupille und deren Fläche<br />

32


estimmt. Sie ist proportional zum Durchmesser D 2 der Pupille. Diese Lichtmenge<br />

verteilt sich auf das Bild, das die Fläche proportional zu yi<br />

2 ausfüllt.<br />

Da<br />

y i = M T · y o = f · y 0 = f · yo ' f,<br />

x o x o<br />

f<br />

ist eine sinnvolle Kennzahl für die Helligkeit des Bildes die Blendenzahl , deren<br />

D<br />

Quadrat invers proportional zur Helligkeit ist. Beispielsweise hat eine Linse mit 25<br />

mm Durchmesser und einer Brennweite 50 mm die Blendenzahl 2. Oft findet man die<br />

Blendenzahl als Quotient der Form 1:(f/D) angegeben. In unserem Beispiel wäre<br />

das 1:2. Eine Kamera mit ”50 mm, 1:1.4” hat also eine Brennweite von 50 mm,<br />

eine Blendzahl von 1,4 und eine Eintrittpupille von D = 50 mm =35, 7mm. Kamerablenden<br />

sind in Stufen eingeteilt, die die Lichtmenge jeweils halbieren. Die Blenden-<br />

1,4<br />

zahlen variieren also in Stufen von √ 2:1, 1.4, 2, 2.8, 4, 5.6, 8, 11, 16, 22. Eine Stufe<br />

entspricht also der Verdopplung der Belichtungszeit. Die Objektive von Teleskopen<br />

kann man auch durch Blendenzahlen charakterisieren. Das Yerkes Observatory hat<br />

beispielsweise eine Blendenzahl von 18.9 (f =19, 202m, D =1, 016m), das Mount<br />

Palomar eine Blendenzahl von 3.33 (f =16, 92m, D =5.08m)<br />

1.9 Prismen<br />

werden verwendet um weißes Licht spektral zu zerlegen und um Strahlen abzulenken.<br />

• Ablenkwinkel<br />

Der Ablenkwinkel ist abhängig vom Brechungsindex n(λ) und der wiederum von der<br />

Farbe.<br />

Für einen gegebenen Brechungsindex kann man nach dem Ablenkwinkel δ fragen, also<br />

dem Winkel zwischen Eingangs- und Ausgangsstrahl. Für ein 60 ◦ Prisma bekommt<br />

man qualitativ folgenden Verlauf:<br />

33


Der Winkel kleinster Ablenkung entspricht der symmetrischen Situation:<br />

Das muss auch so sein, da der rückwärtslaufende Strahl ein möglicher Einfallsstrahl<br />

wäre. Wären Eintritts- und Austrittsstrahl nicht gleich, hätte man zwei Winkel kleinster<br />

Ablenkung, was nicht sein kann. Für ein gegebenes α kann man durch Messen<br />

von δ m den Brechungsindex bestimmen<br />

n = sin ((δ m + α)/2)<br />

.<br />

sin α/2)<br />

Es gibt eine Reihe verschiedener Bauformen mit bestimmten Eigenschaften.<br />

• Prismen gleicher Ablenkung<br />

Beim Pellin-Broca-Prisma ist der Ablenkungswinkel für eine bestimmte Wellenlänge<br />

gerade 90 ◦ . Andere Wellenlängen werden mit anderen Winkeln abgelenkt. Durch<br />

Drehen des Prismas in der Zeichenebene kann man für jede gegebene Wellenlänge<br />

einen Ablenkwinkel von 90 ◦ erreichen. Stellt man Quelle und Detektor im Winkel<br />

von 90 ◦ auf, so kann man durch Drehen des Prismas die verschiedenen Wellenlängen<br />

nacheinander in den Detektor lenken.<br />

34


Das Abbe-Prisma hat ebenfalls konstanten Ablenkwinkel<br />

• Achromatische Prismen<br />

Achromatische Prismen lenken alle Wellenlängen gleich ab, d.h. der Ablenkwinkel<br />

δ ist unabhängig von λ. Verschiedene Farben erleiden aber einen unterscheidlichen<br />

Strahlversatz.<br />

Man versteht die Funktionsweise des Prismas, wenn man sich die Spiegelung wegdenkt:<br />

35


Der Durchgang durch dicke Platte ist also ebenfalls achromatisch.<br />

• Dove-Prisma<br />

Dies ist ein interessantes Beipiel für ein Umlenkprisma. Es spiegelt das Bild an<br />

der Horizintalebene. Es dreht das Bild doppelt so schell wie das Prisma um seine<br />

Längsachse gedreht wird. Dasselbe gilt für die Polarisation des Lichts also die Schwingungsebene<br />

der Lichtwelle. (optisches Analogon zum Spin)<br />

• Katzenauge<br />

Schließlich gibt es noch das Corner-Cube-Prisma, das die Form eines diagonal zerschnittenen<br />

Würfels hat. Es schickt das Licht immer zum Absender zurück.<br />

Einhundert dieser Prismen auf einer Fläche von 0.25m 2 wurden von Apollo 11 auf dem<br />

Mond plaziert. Seitdem kann man Laserblitze zum Mond schicken und deren Reflexe<br />

beobachten. Aus Laufzeitmessungen kann man die Entfernung Erde-Mond dadurch<br />

sehr genau bestimmen und deren zeitliche Änderung verfolgen.<br />

36


2. Wellen<br />

Seit Maxwell wissen wir, dass Licht auch als elektromagnetische Welle betrachtet werden<br />

kann. In diesem Kapitel besprechen wir zunächst Wellen als allgemeines Phänomen. Als<br />

Beispiele betrachten wir Seilwellen, Schallwellen, Wasserwellen und schließlich Wellen auf<br />

der Membran einer Trommel. Wellen sind eng verknüpft mit Differentialgleichungen, deren<br />

Lösung sie sind. Neben eindimensionalen ebenen Wellen, betrachten wir die 3D Wellengleichung<br />

und deren Lösung und schließlich die Rolle der Randbedingungen, die zu stehenden<br />

Wellen führen.<br />

2.1 Eindimensionale Wellengleichung<br />

• Wir betrachten zunächst nur eindimensionale skalare Wellen. Ein Beispiel wäre ein<br />

Seil, das vom Balkon hängt und das man am unteren Ende kurz in Bewegung versetzt.<br />

Eine Störung läuft dann mit einer konstanten Geschwindigkeit das Seil entlang.<br />

Diese wellenartige Störung kann man durch eine ”Wellenfunktion” ψ(x, t) fassen, die<br />

für jeden Ort und jede Zeit die Auslenkung des Seils aus der Ruhelage angibt. Die<br />

”Wellenfunktion” ψ(x, t) ist ein reelle skalare Funktion. Sie beschreibt die physikalische<br />

Größe, aus der die Welle besteht. Neben der Seilauslenkung kann dies z.B. auch<br />

der Luftdruck bei Schallwellen, der Wasserpegel bei Wasserwellen oder das elektrische<br />

Feld bei Radiowellen sein. Für eine große Klasse von Wellenphänomen gehorcht die<br />

Wellenfunktion einer linearen Wellengleichung der Form<br />

∂ 2 ψ(x, t)<br />

= 1 ∂ 2 ψ(x, t)<br />

.<br />

∂x 2 v 2 ∂t 2<br />

Die Konstante v wird sich als die Geschwindigkeit herausstellen mit der sich die Welle<br />

bewegt. Diese Gleichung ist linear, d.h. die Wellenfunktion und deren Ableitungen<br />

kommen nur linear vor und nicht etwa in Potenzen oder als Argument in anderen<br />

nichtlinearen Funktionen.<br />

• Allgemeine Lösung:<br />

Jede Funktion der Form<br />

ψ(t, x) =f(x − vt)<br />

ist eine Lösung. Das kann man explizit ausrechenen. Wir betrachten zunächst die<br />

Zeitableitung. Das Produkt der äußeren Ableitung mit der inneren Ableitung ergibt<br />

dψ<br />

dt = d d<br />

f(x − vt) =<br />

dt<br />

· f(x − vt) · (−v)<br />

d(x − vt)<br />

37


Die zweite Ableitung bilden wir analog.<br />

d 2 ψ<br />

dt = d µ <br />

df (x − vt)<br />

· (−v)<br />

2 dt d(x − vt)<br />

µ <br />

d df (x − vt)<br />

=<br />

· (−v) · (−v)<br />

d(x − vt) d(x − vt)<br />

= v 2 d 2<br />

f(x − vt).<br />

d(x − vt)<br />

2<br />

Als Zweites benötigen wir die Ortsableitung:<br />

dψ df (x − vt)<br />

= =<br />

dx dx<br />

d 2 ψ<br />

dx = d<br />

2 dx<br />

df (x − vt)<br />

d(x − vt)<br />

df (x − vt)<br />

d(x − vt) = d 2<br />

· f(x − vt)<br />

d(x − vt)<br />

2<br />

Einsetzen in die Wellengleichung ergibt<br />

d 2 ψ<br />

dx = 1 d 2 ψ<br />

2 v 2 dt , 2<br />

was zu zeigen war. Lösungen erhält man also dadurch, dass man eine beliebige (vernünftige)<br />

reelwertige Funktion f(x) mit der Geschwindigkeit v nach rechts bewegt. Da v in<br />

der Wellengleichung quadratisch auftaucht, ist auch f(x + vt) eine Lösung. Die Welle<br />

kann sich auch nach links d.h. in negative x-Richtung bewegen.<br />

• Superpositionsprinzip:<br />

Aus der Linearität der Wellengleichung folgt, dass Linearkombinationen von Lösungen<br />

wiederum Lösungen sind. Das ist sofort klar, denn die Linearkombination der Lösungen<br />

g und f<br />

h(x ± vt) :=α · g(x ± vt)+β · f(x ± vt)<br />

ist auch eine Funktion mit dem Argument x ± vt und damit eine Lösung. Ableitungen<br />

sind eben lineare Operationen so dass h die Wellengleichung erfüllt:<br />

h 00 = αg 00 + βf 00 = 1 v 2 α¨g + 1 v 2 β ¨f = 1 v 2 (α¨g + β ¨f) = 1 v 2 ḧ.<br />

Wellen überlagern sich also, ohne sich zu beeinflussen<br />

38


2.2 Harmonische Wellen<br />

• Harmonische Wellen<br />

Harmonische Wellen sind ein besonders wichtiger Wellentyp. Sie sind idealisierte periodisch<br />

sich wiederholende Wellen, die weder Anfang noch Ende haben sowohl im Ort<br />

als auch in der Zeit. Trotzdem sind sie sehr anschaulich, da man sich periodische<br />

Vorgänge leicht ins Unendliche fortgesetzt denken kann. Sie nehmen eine Sonderrolle<br />

auch deshalb ein, weil man jedes Wellenphänomen aus harmonischen Wellen zusammensetzen<br />

kann. Schließlich erlauben sie die Definition von Frequenz und Wellenzahl,<br />

Begriffe, die in der Quantenmechanik eine entscheidende Rolle spielen werden. Später<br />

dazu mehr. Zunächst schauen wir uns einzelne harmonischen Wellen genauer an. Sie<br />

haben die Form<br />

ψ(x, t) =A · sin (k(x ± vt)) .<br />

A ist die ”Amplitude” der Welle und k ist die ”Wellenzahl”. Sie hat die Einheit [k] = 1 m .<br />

Dies sind vernünftige Funktionen von x ± vt und damit Lösungen der Wellengleichung.<br />

Üblich ist oft eine andere Schreibweise:<br />

ψ(x, t) =A · sin (kx ± kvt) =A · sin (kx ± ωt)) .<br />

Anstelle der Wellengeschwindigkeit v benutzt man als dritten Parameter neben der<br />

Wellenzahl k und der Amplitude A die ”Kreisfrequenz”<br />

ω := k · v.<br />

Für einen festen Ort erhält man eine zeitliche Schwingung mit einer ”Periode” also der<br />

Zeitdauer zwischen zwei Maxima von<br />

T := 2π ω .<br />

Nach dieser Zeit ist das Argument des sinus um T ω =2π größer geworden und der sinus<br />

auf seinen Startwert zurückgeschwungen. Der Kehrwert der Periode heiß Frequenz<br />

ν := ω 2π<br />

39


Hält man die Zeit fest erhält man einen Schnappschuss der Auslenkung ψ(x, t = const)<br />

an den verschiedenen Orten. Der räumliche Abstand zwischen zwei Maxima ist die<br />

”Wellenlänge”<br />

λ = 2π k .<br />

Die Analogie zur Frequenz wäre der Kehrwert der Wellenlänge 1 , der manchmal in der<br />

λ<br />

Spektroskopie verwendet wird und in ”reziproken Zentimetern”, cm −1 , oder ”Kaiser”<br />

gemessen wird. Statt der Sinus-Funktion kann man auch die Kosinusfunktion benutzen.<br />

Dies entspricht einer Verschiebung des Zeitnullpunktes.<br />

ψ(x, t) = A · sin (kx ± ωt)<br />

³<br />

= A · cos kx ± ωt − π ´<br />

³ ³ 2<br />

= A · cos kx ± ω t − π ´´<br />

2ω<br />

= A · cos (kx ± ω (t − t 0 ))<br />

= A · cos (kx ± ωt 0 ) .<br />

wobei die neue Zeit t0 gegenüber der alten Zeit t um t 0 = π nachgeht. Analog kann<br />

2ω<br />

man auch den Ortsnullpunkt um x 0 = π verschieben. Sinus oder Kosinus ist eine<br />

2k<br />

Frage der Wahl des Nullpunkts und liefert nichts grundsätzlich Neues.<br />

• Phase<br />

Das Argument der Sinus bzw. Kosinus-Funktion heißt ”Phase”:<br />

ϕ = kx ± ωt.<br />

Je nach Wahl der Nullpunkte für Ort und Zeit ist die Phase allerdings für die gleiche<br />

Wellenerscheinung unterschiedlich. Daher meint man mit Phase meist die Differenz<br />

zweier Argumente. Typische Sprechweisen sind: ”In 1 ms hat sich die Phase der Welle<br />

um 2π geändert” oder: ”Über die Dicke des Glasplättchens ändert sich die Phase<br />

40


um π.” Oder: Die beiden Wellen überlagern sich mit einer Phase von π ”. (Analog<br />

8 2<br />

verwendet man die Begriffe Ort und Länge ähnlich intuitiv. Ein Ort von 1m macht<br />

keinen Sinn. Eine Länge von 1m ist die Differenz zweier Orte.).<br />

Die Wellenzahl k ist der Gradient der Phase<br />

d<br />

dx ϕ = d (kx ± ωt) =k.<br />

dx<br />

Sie ist das Maß mit dem sich die Phase mit dem Ort ändert. Entsprechend ist die<br />

Kreisfrequenz die Zeitableitung der Phase.<br />

d<br />

dt ϕ = d (kx ± ωt) =±ω<br />

dx<br />

Sie ist die Rate mit der sich die Phase zeitlich ändert.<br />

• Phasengeschwindigkeit<br />

Die Geschwindigkeit, mit der sich eine harmonische Welle bewegt, nennt man Phasengeschwindigkeit.<br />

Sie lässt sich leicht bestimmen wenn man danach fragt, wie sich<br />

z.B. eine Nullstelle bewegt. Eine Sinuswelle hat eine Nullstelle wenn sein Argument<br />

verschwindet:<br />

k · x ± ωt =0.<br />

Nach dem Ort aufgelöst ergibt die Position der Nullstelle für verschiedene Zeiten.<br />

x = ∓ ω k t<br />

und damit die Geschwindigkeit der Nullstelle.<br />

oder die Phasengeschwindigkeit<br />

v ϕ = dx<br />

dt = ∓ω k<br />

|v ϕ | = ω k<br />

v ϕ = v = c.<br />

• Komplexe Darstellung<br />

Stellt man eine Schachfigur auf einen Plattenteller und beleuchtet sie von der Seite, so<br />

bewegt sich der Schatten der Figur an der Wand gemäß einer Sinusfunktion. Man kann<br />

also eine harmonische Funktion formal auch als die Projektion einer Drehung auffassen.<br />

Dazu beutzt man am besten die komplexen Zahlen. Jede komplexe Zahl kann man<br />

schreiben als Produkt einer Amplitude und einer komplexen Exponentialfunktion.<br />

41


z = |z|·e iϕ z<br />

Diese komplexe Zahl entspricht einem Punkt in der Gaußschen Zahlenebene im Absatnd<br />

|z| vom Ursprung. Ersetzt man das Argument der Exponentialfunktion durch<br />

die Phase der Welle<br />

ϕ z = ϕ = k · x ± ωt,<br />

so bewegt sich der Punkt im Kreis um den Ursprung.<br />

z = |z|·e i(k·x±ωt) .<br />

Die Projektion auf die reele Achse entspricht dem Schattenwurf<br />

Re(z) = Re ¡ |z|·e i(k·x±ωt)¢<br />

= |z| Re ¡ e i(k·x±ωt)¢<br />

= |z| 1 ¡<br />

e i(k·x±ωt) + e −i(k·x±ωt)¢<br />

2<br />

= |z| 1 (cos (k · x ± ωt)+i sin (k · x ± ωt)+cos(k · x ± ωt) − i sin (k · x ± ωt))<br />

2<br />

= |z| cos (k · x ± ωt) .<br />

Die Wellenfunktion einer harmonischen Welle kann man also schreiben als<br />

ψ(x, t) =Re(A · e i(k·x±ωt) ).<br />

Die Amplitude A der Welle kann man jetzt auch komplexwertig zulassen. Neben der<br />

Auslenkung beschreibt sie dann auch eine etwaige Phasenverschiebung um ϕ A :<br />

A · e i(kx−ωt) = |A|·e iϕ A · e<br />

i(k·x±ωt)<br />

= |A|·e i(kx−ωt+ϕ A ) .<br />

42


Der Betrag der komplexen Amplitude ist die Amplitude der Welle und ihre komplexe<br />

Phase ist eine Phasenverschiebung der Welle.<br />

ψ(x, t) =Re(A · e ikx−ωt )=|A|·cos(kx − ωt + ϕ A )<br />

DiekomplexeAmplitudeA = i|A| = |A|e i(π/2) macht z.B. aus einer Kosinuswelle eine<br />

Sinuswelle:<br />

ψ(x, t) = Re(A · e i(k·x±ωt) )<br />

= Re(i|A|·e i(k·x±ωt) )<br />

= Re(|A|e i(π/2) · e i(k·x±ωt) )<br />

= Re(|A|·e i(k·x±ωt+π/2) )<br />

= |A|·cos(kx − ωt + π/2)<br />

= −|A|·sin(kx − ωt)<br />

Durch die Einführung der komplexen Amplitude hat man sowohl Sinus als auch Kosinuswellen<br />

erfasst.<br />

Oft betrachtet man Summen von Wellen. Man macht dabei keinen Fehler, wenn man<br />

zuerst die Summe und dann den Realteil bildet:<br />

2.3 Dreidimensionale Wellen<br />

ψ(x, t) =Re(Ae ia )+Re(Be ib )<br />

= 1 2 (Aeia + Ae −ia )+ 1 2 (Beib + Be −ib )<br />

= 1 2 (Aeia + Be ib + Ae −ia + Be −ib )<br />

=Re(Ae ia + Be ib ).<br />

• Ebene Wellen<br />

Betrachten wir z.B. Schallwellen, so können sich die damit verbundenen Druckstörungen<br />

in alle Richtungen ausbreiten. Man muss also für alle drei Raumkoordinaten x, y, z<br />

angeben, wie hoch der Druck zu einem bestimmten Zeitpunkt ist. Die Ortsvariable wird<br />

eine Vektor. Um Begriffe wie Frequenz und Wellenzahl auch in 3D verwenden zu können<br />

betrachten wir wieder einen bestimmten idealisierten Typ Wellen. Dies sind die<br />

ebenen Wellen.<br />

ψ(~r, t) =A · e i(~ k·~r−ωt) = A · e i(k xx+k y y+k i z−ωt)<br />

Die Wellenzahl wird hier zum ”Wellenvektor”<br />

⎛ ⎞<br />

k x<br />

~ k := ⎝ k y<br />

⎠ .<br />

k z<br />

43


Um die Form einer solchen Welle zu verstehen, betrachten wir die Orte konstanter<br />

Phase. Sie markieren z.B. die Lage der Maxima. Für eine feste Zeit t =0erhält man<br />

Maxima an Orten, für die die Phase ein Vielfaches von 2π ist, also<br />

mit m ∈ N. Das kann man umformen in<br />

~ k · ~rM = m · 2π<br />

| ~ k|·|~r M |·cos ϕ = m · 2π<br />

oder<br />

~r M · cos ϕ = m · 2π<br />

| ~ k|<br />

= konstant<br />

Die Ortsvektoren der Maxima ~r M , sind also Vektoren, deren Projektion auf die Richtung<br />

von ~ k alle denselben Wert haben. Diese Ortsvektoren bilden offenbar eine Ebene<br />

senkrecht zu ~ k. Die Welle breitet sich also als unendliche Ebene senkrecht zu ~ k aus.<br />

Diese Ebenen nennt man manchmal Phasenfronten oder Wellenfronten.<br />

Benachbarte Wellenfronten haben den Abstand<br />

(m +1)· 2π<br />

| ~ k|<br />

− m · 2π<br />

| ~ k|<br />

= 2π<br />

| ~ k| = λ<br />

Die Wellenlänge dieser ebenen Welle ist also<br />

λ := 2π<br />

| ~ k|<br />

44


• Wellengleichung<br />

Die Differentialgleichung für dreidimensionale skalare Wellen lautet<br />

∇ 2 ψ(~r, t) = 1 ∂ 2<br />

ψ(~r, t)<br />

v 2 ∂t2 Der Laplace Operator ist definiert als<br />

µ <br />

∇ 2 ψ(~r, t) :=( ∇ ~ · ~∇)ψ(~r, ∂<br />

2<br />

t) =<br />

∂x + ∂2<br />

2 ∂y + ∂2<br />

ψ(~r, t).<br />

2 ∂z 2<br />

Als Test setzen wir die ebene Wellen in die Wellengleichung ein.<br />

Ableitungen erhält man:<br />

d 2 ψ<br />

dx = 2 −k2 xA · e i(~ k·~r−ωt)<br />

d 2 ψ<br />

dy = 2 −k2 yA · e i(~ k·~r−ωt)<br />

Also<br />

d 2 ψ<br />

dz 2 = −k2 zA · e i(~ k·~r−ωt) .<br />

Für die zweiten<br />

∇ 2 ψ(~r, t) = −kxA 2 · e i(~ k·~r−ωt) − kzA 2 · e i(~ k·~r−ωt) − kyA 2 · e i(~ k·~r−ωt)<br />

= −A ¡ ¢<br />

kx 2 + ky 2 + kz<br />

2 · e<br />

i( ~ k·~r−ωt)<br />

= −A · ~k 2 · e i(~ k·~r−ωt) .<br />

Die zweite Zeitableitung liefert<br />

d 2 ψ<br />

dt 2<br />

= −ω2 A · e i(~ k·~r−ωt)<br />

45


Einsetzen in Wellengleichung:<br />

∇ 2 ψ = 1 ∂ 2<br />

v 2 ∂t ψ 2<br />

−A · ~k 2 · e i(~ k·~r−ωt) = 1 v 2 (−ω2 )A · e i(~ k·~r−ωt)<br />

~ k 2 = ω2<br />

v 2<br />

Die Geschwindigkeit der ebenen Wellen ist wie bei der eindimensionalen Welle<br />

v = ω<br />

¯<br />

¯~k ¯<br />

• Kugel und Zylinderwellen<br />

Schreibt man die Wellengleichung in Kugelkoordinaten, kann man zeigen, dass es auch<br />

kugelförmige Lösungen gibt. Die allgemeine Form lautet:<br />

ψ(r, t) = A f(r ± vt),<br />

r<br />

wobei r = |~r|. Im Abstand r vom Ursprung ist die Wellenfunktion für alle Orte gleich,<br />

d. h. die Wellenfronten bilden Kugelschalen um den Ursprung. Die Amplitude nimmt<br />

mit r −1 also umgekehrt proportional zum Abstand vom Ursprung ab. Entsprechendes<br />

gilt für Zylinderkoordinaten. Die allgemeine Lösung lautet dann:<br />

ψ(r, t) = A √ r<br />

f(r ± vt),<br />

wobei r = √ x 2 + y 2 . Die Wellenfronten liegen auf Zylindern um die z-Achse.<br />

2.4 Beipiele mechanischer Wellen<br />

• Schallwelle<br />

Eine Druckstörung breitet sich im Raum aus. Damit verbunden ist eine Störung der<br />

lokalen Geschwindigkeit der Luftmoleküle. Eine erhöhte Geschwindigkeit führt in der<br />

Nachbarschaft zu einem ”Stau”, der dort wiederum den Druck erhöht etc.<br />

Als Modell einer ebenen Druckwelle betrachten wir ein kleines rechteckiges Volumen<br />

innerhalb der Schallwelle mit der Querschnittfläche S und der Dicke ∆x. Die<br />

Schallwelle breitet sich als ebene Welle in horizontaler Richtung (x-Richtung) aus.Wir<br />

leiten zunächst zwei verschiedene Zusammenhänge für den Druckgradient und die<br />

Geschwindigkeitänderung der Moleküle ab.<br />

46


Die Druckdifferenz zwischen beiden Flächen beschleunigt das Luftvolumen V = S · ∆x<br />

durch die Kraft, die durch eine Druckdifferenz ∆p = p(x + ∆x) − p(x) an den Orten x<br />

und x + ∆x zustande kommt.<br />

F = S · p(x) − S · p(x + ∆x)<br />

= −∆p · S = − dp<br />

dx · ∆x · S<br />

Die Masse des im Volumen eingeschlossenen Gases der Dichte ρ ist<br />

m = ρ · V = ρ · S · ∆x.<br />

Die Beschleunigung des Volumens ist die Ableitung der Geschwindigkeit v des Volumens<br />

nach der Zeit<br />

a = dv<br />

dt .<br />

Wendet man Newtons Bewegungsgleichung auf das Volumen an erhält man<br />

oder<br />

F = m · a<br />

− dp · ∆x · S<br />

dx<br />

= dv<br />

∆x · S · ϕ ·<br />

dt .<br />

dv<br />

dt = − 1 ϕ · dp<br />

dx .<br />

Dies ist die erste Gleichung. Einen zweiten Zusammenhang zwischen p und v erhält<br />

man mit Hilfe der Kompressibilität κ: Ändert sich der Druck, so ändert sich das<br />

Gasvolumen um einen bestimmten Faktor. Die relative Volumenänderung ist proportional<br />

zum Druck:<br />

∆V<br />

V<br />

= −κ · ∆p<br />

47


oder differenziell<br />

dp = − 1 dV<br />

κ V .<br />

Die Volumenänderung kann man durch eine einfache geometrische Überlegung auf<br />

einen Geschwindigleitsgradient dv zurückführen: Bewegen sich die beiden Begrenzungsflächen<br />

verschieden schnell, ist damit folgende Volumenänderung<br />

dx<br />

verbunden<br />

dV = S · dv · ∆x · dt.<br />

dx<br />

Teilt man diese Gleichung durch das Volumen erhält man<br />

dV<br />

V<br />

= 1 V · S · dv · ∆x · dt<br />

dx<br />

= S∆x<br />

V<br />

= dv<br />

dx · dt.<br />

· dv<br />

dx · dt<br />

Zusammen mit der Definition der Kompressbilität bekommt man<br />

dp = − 1 dV<br />

κ V<br />

dp = − 1 dv<br />

κ dx · dt<br />

dp<br />

= − 1 dv<br />

dt κ dx<br />

Dies ist die zweite Gleichung. Beide Gleichungen werden kombiniert, indem man die<br />

erste Gleichung nach dem Ort ableitet,<br />

und die zweite Gleichung nach der Zeit,<br />

d dv<br />

dx dt = −1 ρ<br />

d 2 p<br />

dx , 2<br />

d dp<br />

dt dt = − 1 d dv<br />

κ dt dx .<br />

Eliminiert man die Geschwindigkeitsableitungen erhält man<br />

− 1 d 2<br />

ρ dx = −κ d2 p<br />

2 dt 2<br />

oder<br />

d 2 p<br />

dx = 1 2 v · d2 p<br />

2 dt 2<br />

48


mit<br />

v = 1 √ κ · ρ<br />

.<br />

Helium hat höhere Schallgeschwindigkeit als Luft da die Dichte kleiner ist. Metall hat<br />

ebenfalls höhere Schallgeschwindigkeit als Luft da die Kompressibilität höher ist. In<br />

Metallen muss man κ durch 1 ersetzen wobie E das Elastizitätsmodul ist.<br />

E<br />

• Seilwellen<br />

Entlang eines Seils kompensieren sich die Kraft, die ein kleines Seilstück tangential<br />

entlang des Seils nach links zieht mit der Kraft, die das Seilstück tangential entlang des<br />

Seils nach rechts zieht. Andernfalls würde das Seilstück sich entlang des Seils bewegen<br />

und man bekäme eine longitudinale Druckwelle entlang des Seils. Hier betrachten<br />

wir aber nur transversale Auslenkungen aus der Ruhelage. Die Beträge F der beiden<br />

Kräfte die am Seilstück ziehen sind also gleich, nicht aber die Richtungen. Sie werden<br />

durch die Winkel ϕ und ϕ + dϕ gegeben. Dadurch entsteht eine Kraft quer zum<br />

Seil (in y-Richtung), die einer Auslenkung entgegenwirkt und das Seil in die Ruhelage<br />

zurücktreibt. Für kleine Auslenkungen eines horizontalen Seils kann man die Richtung<br />

der rücktreibenden Kraft näherungsweise als vertikal annehmen also in y-Richtung.<br />

Die Projektion der beiden am Seil ziehenden Kräfte auf die y-Richtung liefert dann<br />

eine Neto-Rückstellkraft von:<br />

F · sin(ϕ + dϕ) − F · sin ϕ<br />

Für kleine Auslenkungen ist sin ϕ ∼ ϕ und man bekommt.<br />

F · (ϕ + dϕ) − F ϕ = F · dϕ.<br />

Diese rücktreibende Kraft wirkt auf die Masse m = ρ · S · dx, wobeiρ die Dichte,<br />

S der Seilquerschnitt und dx sie Länge des Seilstückchens ist. Für die transversale<br />

Beschleunigung erhält man mit der Newtonschen Bewegungsgleichung<br />

F · dϕ = ρ · S · dx · d2 y<br />

dt 2<br />

49


Der Winkel ϕ ist aber auch gegeben durch<br />

Ableiten nach x liefert<br />

tan ϕ = dy<br />

dx ∼ ϕ.<br />

dϕ<br />

dx = d2 y<br />

dx 2<br />

dϕ = d2 y<br />

dx · dx, 2<br />

und Einsetzen in die Bewegungsgleichung ergibt<br />

und schließlich:<br />

F · d2 y<br />

dx 2 · dx = ρ · S · dx · d2 y<br />

dt 2 .<br />

d 2 y<br />

dx = 1 d 2 y<br />

2 v<br />

s<br />

2 dt<br />

F<br />

v :=<br />

ρ · S<br />

Für größere Spanungen wächst die Kraft F und damit die Schallgeschwindigkeit (z.B.<br />

Gitarrensaite). Bei schweren Seilen mit großer Dichte oder großem Querschnitt sind<br />

die Wellen langsamer (z.B. Kletterseil).<br />

2.5 Dispersionsrelationen<br />

• Variable Phasengeschwindigkeiten<br />

Bei manchen Wellen ist die Phasengeschwindigkeit nicht konstant sondern hängt von<br />

der Wellenzahl k ab. Wir betrachten als Beispiel Wasserwellen. Bei so genannten<br />

Schwerewellen ist die rücktreibende Kraft die Schwerkraft. Für solche Wellen lautet<br />

die Schallgeschwindigkeit<br />

v = v(k) =r g<br />

k ,<br />

wobei g die Erdbeschleunigung ist und k der Wellenvektor. Die Geschwindigkeit hängt<br />

hier von der Wellenzahl ab. Lange Wellen laufen schneller als kurze. Medien, in denen<br />

harmonische Wellen eine wellenzahlabhängige Geschwindigkeit haben, heißen dispersiv.<br />

Wasser ist offenbar so ein Medium. Dispersive Medien führen zu komplizierteren<br />

Wellengleichungen als die einfache Wellengleichung,vonderwirbisherausgegangen<br />

sind. Entsprechend sind die Lösungen nicht mehr beliebige Funktionen von (x − vt).<br />

Eine wellenzahlabhängiger Geschwindigkeit v(k) macht nur Sinn, wenn die Wellenzahl<br />

50


auch definiert ist. Damit werden bereits harmonische Wellen vorausgesetzt. Dispersive<br />

Medien sind typischerweis immer noch linear, d.h. man kann aus harmonischen Wellen<br />

neue beliebige Wellenformen zusammensetzen. Diese verändern dann aber im Lauf der<br />

Zeit ihre Form. Dazu später mehr.<br />

Dispersion erfasst man mit der Dispersionsrelation v(k). Oftgibtmanaberauchdie<br />

Funktion ω(k) an. Unter Benutzung von<br />

ω = k · v<br />

erhält man in unserem Beispiel<br />

ω(k) = p k · g<br />

Die Kreisfrequenz und die Wellenlänge sind nicht mehr proportional.<br />

Die Funktion ω(k) oder andere äquivalente Formen (ω(v), v(ω) etc.) laufen ebenfalls<br />

unter dem Begriff Dispersionsrelation. Für nicht dispersive Wellen ist die Dispersionsrelation<br />

ω(k) einfach eine Gerade. Das Verhältnis aus ω/k ist für alle Frequenzen<br />

gleich, d.h, alle Wellen sind gleich schnell. Für Schwerewellen mit ω(k) = √ k · g<br />

nimmt die Phasengeschwindigkeit ω für steigende Wellenzahlen k ab. Lange Wellen<br />

k<br />

sind also schneller als kurze. Dieses Verhalten heißt ”Normale Dispersion”. Neben<br />

den Schwerewellen gibt es auch die Kapillarwellen. Besonders bei kurzen Wellenlängen<br />

wird die Oberflächenspannung σ als rücktreibende Kraft wichtiger als die Schwerkraft.<br />

Die entsprechende Theorie liefert für die Phasengeschwindigkeit<br />

v =<br />

r σ<br />

ρ · k<br />

Hier nimmt die Phasengeschwindigkeit mit der Wellenzahl zu. Kurze Wellen sind<br />

schneller als lange. Dies ist die ”anomale Dispersion”. Die Frequenz ist eine positiv<br />

gekümmte Funktion der Wellenzahl.<br />

r r σ σ<br />

ω = v · k =<br />

ρ · k · k = ρ k3/2<br />

51


Licht hat nur im Vakuum eine lineare Dispersionsrelation<br />

ω = v(k) · k = c · k<br />

In Glas zeigt Licht dispersives Verhalten. Die Lichtgeschwindigkeit<br />

v = c n<br />

hängt vom Brechungsindex ab und der ist wellenlängenabhängig (siehe Prisma).<br />

v(k) =<br />

c<br />

n(k)<br />

Im sichtbaren Bereich sind transparente Medien (Luft, Wasser, Glas, Kristalle) normal<br />

dispersiv, d. h. kurze Wellen sind langsamer.<br />

Beispiele werden im Kapitel ”Licht in Materie” genauer betrachtet. Teilchen werden in<br />

der Quantenmechanik ebenfalls durch eine Wellengleichung beschrieben, die allerdings<br />

eine etwas andere Form hat und komplexwertige Wellen als Lösung. Auch hier gibt es<br />

52


eine Dispersionsrelation mit normaler Dispersion.Wie wir später sehen, kann man die<br />

Energie mit der Frequenz verbinden<br />

E = ~ω<br />

und den Impuls des Teilchens mit der Wellenzahl<br />

~p = ~ ~ k.<br />

Für ein freies Teilchen gilt<br />

E = ~p2<br />

2m .<br />

Man erhält also eine quadratische Dispersionsrelation<br />

~ω = ~2 ~ k<br />

2<br />

2m<br />

ω = ~<br />

2m · k2<br />

mit anomaler Dispersion. Zur Interpretation von Wellen und Teilchen später mehr.<br />

2.6 Randbedingungen und Stationäre Wellen<br />

• Reflektion am festen Seilende<br />

Wenn wir Dämpfung ausschließen, muss die Welle am Seilende reflektiert werden. Es<br />

gibt dann auf dem Seil eine Überlagerung von zwei Wellen, der einfallenden und der<br />

reflektierten. Ist das Seilende fest eingespannt, muss die Auslenkung für alle Zeiten Null<br />

sein, d.h. die einfallende und die reflektierte Welle müssen sich dort auslöschen. Die<br />

reflektierte Wellenfunktion läuft der einfallenden Welle entgegen, hat also Kreisfrequenz<br />

mit umgekehrtem Vorzeichen. Für eine einfallende harmonische Welle<br />

ψ inc (x, t) =A sin(kx − ωt)<br />

53


und der reflektierten Welle mit beliebiger Amplitude B und Relativphase ϕ<br />

lautet die Überlagerung<br />

ψ ref (x, t) =B sin(kx + ωt + ϕ)<br />

ψ(x, t) =A sin(kx − ωt)+B sin(kx + ωt + ϕ).<br />

Am Seilende bei x =0solle die Gesamtwelle immer Null sein,<br />

ψ(x =0,t)=A sin(−ωt)+B sin(ωt + ϕ) =0.<br />

Das lässt sich machen, wenn A = B, undϕ =0:<br />

A sin(−ωt)+B sin(ωt + ϕ) =−A sin(ωt)+A sin(ωt) =0.<br />

Die Gesamtwellenfunktion lautet also:<br />

ψ(x, t) = A (sin(kx − ωt)+sin(kx + ωt))<br />

= A (sin(kx)cos(ωt) − cos(ωt)sin(kx)+sin(kx)cos(ωt)+cos(ωt)sin(kx))<br />

= 2A sin(kx)cos(ωt).<br />

Orts- und zeitabhängiger Teil faktorisieren. Der ortsabhängige Teil hat bei x =0einen<br />

Knoten aber es gibt keine Einschränkung für die Wellenzahl oder die Wellenlänge.<br />

• Reflektion am offenen Seilende.<br />

Das Seilende oszilliert in der Zeit mit maximaler Amplitude und hat daher dort einen<br />

Bauch. Im Bauch verschwindet die Ableitung der Wellenfunktion<br />

d<br />

ψ(x =0,t)=0.<br />

dx<br />

Wir verwenden den selben Ansatz wie oben,<br />

d<br />

d<br />

ψ(x, t) = A sin(kx − ωt)+B sin(kx + ωt + ϕ)<br />

dx dx<br />

= kA cos(kx − ωt)+kB cos(kx + ωt + ϕ),<br />

54


und setzten die Ableitung für x =0Null:<br />

kA cos(−ωt)+kB cos(ωt + ϕ) = 0<br />

A cos(ωt)+B cos(ωt + ϕ) = 0<br />

was mit A = −B und ϕ =0erfüllt wird. Damit lautet die Gesamtwellenfunktion<br />

ψ(x, t) = A (sin(kx − ωt) − sin(kx + ωt))<br />

= A (sin(kx)cos(ωt) − sin(ωt)cos(kx) − (sin(kx)cos(ωt)+sin(ωt)cos(kx)))<br />

= −2A cos(kx)sin(ωt).<br />

Die Lösung faktorisiert ebenfalls.<br />

• Endliche Seillänge und Spektrum<br />

Bei endlichen Seillängen muss man beide Enden behandeln. Bei zwei festen Enden<br />

müssen dort Knoten sein. Man nimmt also die Lösung für ein Seil mit einem festen<br />

Ende<br />

ψ(x, t) =2A sin(kx)cos(ωt)<br />

und fordert, dass auch am anderen Ende des Seils bei x = L ein Knoten sitzt:<br />

ψ(x = L, t) =0=2A sin(kL)cos(ωt)<br />

sin(kL) = 0<br />

kL = nπ<br />

wobei n eine natürliche Zahl ist. Diesmal kann es nur bestimmte Werte für k geben<br />

k n = n · π<br />

L .<br />

Mit Hilfe der Schallgeschwindigkeit v = ω/k erhält man die Frequenz, mit der das Seil<br />

oderdieSaiteeinesMusikinstrumentsschwingt.<br />

ω n = n · ω 0<br />

55


wobei die Grundfrequenz ω 0 definiert ist als<br />

v<br />

ω 0 := 2π ·<br />

2L .<br />

Aus der gemessenen Länge einer Saite für den Kammerton a =440Hz kann man z.B.<br />

die Schallgeschwindigkeit der Saite bestimmen. Man trägt oft die möglichen Frequenzen<br />

entlang eines vertikalen Zahlenstrahls auf und nennt das dann das Spektrum der<br />

Wellen:<br />

Für zwei offene Enden erhält man analog<br />

ψ(x = L, t) =0=−2A cos(kL)sin(ωt)<br />

cos(kL) = 0<br />

kL = nπ + π/2.<br />

Das ergibt dasselben Spektrum wie zwei offene Enden jedoch um eine halbe Grundfrequenz<br />

zu tieferen Frequenzen hin vergeschoben. Blasinstrumente und Orgelpfeifen<br />

haben ein offenes und ein festes Ende. Das Spektrum rechnet sich leicht als Übung.<br />

56


• Laufende Wellen und Stehende Wellen.<br />

So wie sich laufende Wellen zu stehenden Wellen überlagern (siehe oben), so können<br />

sich auch zwei stehende Wellen zu laufenden Wellen überlagern:<br />

ψ(x, t) = A sin(kx)cos(ωt)+B cos(kx)sin(ωt)<br />

= A 2 (sin(kx − ωt)+sin(kx + ωt)) + B 2<br />

(sin(kx + ωt) − sin(kx − ωt))<br />

Mit A = B erhält man eine linkslaufende Welle<br />

ψ(x, t) = A (sin(kx − ωt)+sin(kx + ωt)+sin(kx + ωt) − sin(kx − ωt))<br />

2<br />

= A sin(kx + ωt)<br />

und mit A = −B eine rechtslaufende Welle.<br />

ψ(x, t) = A (sin(kx − ωt)+sin(kx + ωt) − sin(kx + ωt)+sin(kx − ωt))<br />

2<br />

= A sin(kx − ωt).<br />

Bei einem Seil mit festen oder losen Ende erhält man Stehwellen mit entweder B =0<br />

(Bauch am Ende bei x =0)oderA =0(Knoten am Ende bei x =0). Laufende<br />

Wellen können daher als stationäre Lösung auf einem Seilstück nicht existieren. Bei<br />

laufenden Pulsen muss man stationäre Lösungen mit verschiedenen Frequenzen überlagern.<br />

Damit lassen sich dann beliebige laufende Wellen erzeugen. Sie haben dann<br />

aber keine festgelegte Frequenz mehr (später dazu mehr). Wie sieht die Sache für eine<br />

Seilschleife aus, also einen Ring bei dem Anfang und Ende verbunden sind? Hier gibt<br />

es zwar auch nur eine abzählbare Menge von Lösungen mit äquidistantem Spektrum.<br />

Sie können aber sowohl zu laufenden als auch zu stehenden Wellen kombiniert werden.<br />

(als Übung).<br />

• Separationsansatz.<br />

Allgemeine Lösungen der Wellengleichung erhält man durch einen Separationsansatz<br />

für die Wellenfunktion,<br />

ψ(x, t) =u(x)χ(t).<br />

mit den komplexwertigen Funktionen u(r) für den ortsabhänigen und κ(t) für den<br />

zeitabhängigen Teil der Wellenfunktion. Setzt man den Ansatz in die Wellengleichung<br />

∂ 2 ψ(x, t)<br />

= 1 ∂ 2 ψ(x, t)<br />

∂x 2 v 2 ∂t 2<br />

ein und dividiert dann durch u(x)χ(t) erhält man<br />

χ(t) ∂2 u(x)<br />

= 1 χ(t)<br />

∂x 2 v 2 u(x)∂2 ∂t 2<br />

1 ∂ 2 u(x)<br />

= 1 1 ∂ 2 χ(t)<br />

.<br />

u(x) ∂x 2 v 2 χ(t) ∂t 2<br />

57


Der linke Teil hängt nur vom Ort und der rechte Teil nur von der Zeit ab. Die Gleichung<br />

lässt sich für alle Orte und alle Zeiten nur erfüllen, wenn beide Teile konstant sind.<br />

Wir nennen die Konstante E und erhalten die beiden Gleichungen:<br />

1 ∂ 2 u(x)<br />

= E<br />

u(x) ∂x 2 = E.<br />

1 1 ∂ 2 χ(t)<br />

v 2 χ(t) ∂t 2<br />

Die erste Gleichung<br />

∂ 2 u(x)<br />

= Eu(x)<br />

∂x 2<br />

nennt man stationäre Wellengleichung. Die Lösungen heißen stationäre Lösungen und<br />

haben die allgemeine Form<br />

wobei<br />

u(x) =Ae ikx + Be −ikx ,<br />

k 2 := −E.<br />

Die zweite Gleichung beschreibt die Zeitabhängigkeit und hat die allgemeine Lösung<br />

mit<br />

oder:<br />

χ(t) =αe iωt + βe −iωt .<br />

ω 2 : = −Ev 2 = k 2 v 2<br />

|ω| : = |v||k| ,<br />

|ω| := |v||k| .<br />

Frequenz und Wellenzahl hängen also wie gehabt über die Schallgeschwindigkeit v<br />

zusammen, können aber beliebige Vorzeichen haben. Je nach Wahl der Koeffizienten<br />

A,B, α und β kann die Lösung<br />

eine Stehwelle sein (z.B. A = B = α = β)<br />

ψ(x, t) = ¡ Ae ikx + Be −ikx¢¡ αe iωt + βe −iωt¢ ,<br />

ψ(x, t) =A ¡ e ikx + e −ikx¢¡ e iωt + e −iωt¢ =4A cos(kx)cos(ωt),<br />

oder eine laufende Welle (z.B. B =0und β =0)<br />

ψ(x, t) =Ae ikx αe iωt = Ae ikx+ωt .<br />

58


• Trommel<br />

Schließlich betrachten wir noch eine Membran, die in einen kreisförmigen Rahmen<br />

eingespannt ist. Wenn wir annehmen, dass die Membran gleichmäßig gespannt ist und<br />

die Schallgeschwindigkeit in alle Richtungen gleich ist, können wir die Wellengleichung<br />

auf zwei Dimensionen erweitern.<br />

∂ 2 ψ(x, y, t)<br />

+ ∂2 ψ(x, y, t)<br />

= 1 ∂ 2 ψ(x, y, t)<br />

∂x 2 ∂y 2 v 2 ∂t 2<br />

Wir machen wieder den Separationsansatz<br />

ψ(x, y, t) =u(x, y)χ(t)<br />

und erhalten die Stationäre Wellengleichung<br />

∂ 2 u(x, y)<br />

+ ∂2 u(x, y)<br />

= E · u(x, y).<br />

∂x 2 ∂y 2<br />

Die Zeitabhänigkeit und damit die Frequenz ist wie oben durch die Konstante E<br />

gegeben ω 2 := −Ev 2 , die wir erst kennen wenn wir die stationäre Gleichung gelöst<br />

haben. Aufgrund der kreisförmigen Symmetrie des Problems benutzen wir Polarkoordinaten<br />

x = r cos(ϕ)<br />

y = r sin(ϕ).<br />

Der 2D Laplace-Operator lautet in Polarkoordinaten<br />

∂ 2 u(x, y)<br />

+ ∂2 u(x, y)<br />

= ∂2<br />

∂x 2 ∂y 2 ∂r + 1 ∂<br />

2 r ∂r + 1 ∂ 2<br />

r 2 ∂ϕ , 2<br />

was die Wellengleichung jetzt so aussehen lässt<br />

µ ∂<br />

2<br />

∂r + 1 ∂<br />

2 r ∂r + 1 <br />

∂ 2<br />

u(r, ϕ) =E · u(r, ϕ).<br />

r 2 ∂ϕ 2<br />

Wir suchen Lösungen bei denen Winkel und Radius separieren als vom Typ<br />

u(r, ϕ) =R(r)Ψ(ϕ)<br />

und spielen dasselbe Spiel wie bei der Zeitseparation.<br />

µ <br />

∂<br />

2<br />

Ψ(ϕ)<br />

∂r R(r)+1 ∂<br />

2 r ∂r R(r) + R(r) 1 ∂ 2<br />

Ψ(ϕ) = E · R(r)Ψ(ϕ)<br />

r 2 ∂ϕ2 1<br />

µr 2 ∂2<br />

R(r) ∂r R(r)+r ∂ <br />

2 ∂r R(r) + 1 ∂ 2<br />

Ψ(ϕ) = Er2<br />

Ψ(ϕ) ∂ϕ2 1<br />

µr 2 ∂2<br />

R(r) ∂r R(r)+r ∂ <br />

2 ∂r R(r) − Er 2 = − 1 ∂ 2<br />

Ψ(ϕ) =m2<br />

Ψ(ϕ) ∂ϕ2 59


wobei m 2 eine Konstante ist. Für den Winkel erhält man die DGL<br />

mit der Lösung<br />

∂ 2<br />

∂ϕ 2 Ψ(ϕ) =−m2 Ψ(ϕ)<br />

Ψ(ϕ) =Ψ 0 e imϕ .<br />

Da die Lösung periodisch bezüglich eines Umlaufs sein muss gilt<br />

Ψ(ϕ +2π) = Ψ(ϕ)<br />

Ψ 0 e im(ϕ+2π) = Ψ 0 e imϕ<br />

e im·2π = 1<br />

m · 2π = q · 2π<br />

wobei q eine ganze Zahl ist. Damit ist auch m eine ganze Zahl. Es bleibt noch die<br />

Radialgleichung<br />

1<br />

µr 2 ∂2<br />

R(r) ∂r R(r)+r ∂ <br />

2 ∂r R(r) − Er 2 = m 2<br />

µ <br />

∂ 2<br />

∂r R(r)+1 ∂<br />

2 r ∂r R(r)+ −E − m2<br />

R(r) = 0<br />

r 2<br />

Mit der Substitution<br />

und<br />

k 2 := −E,<br />

z := kr<br />

R(r) =R(z/k) =:Z(z)<br />

erhält man die Besselsche Differentialgleichung<br />

∙ ∂<br />

2<br />

∂z + 1 µ ¸<br />

∂<br />

2 z ∂z + 1 − m2<br />

Z<br />

z 2 m (z) =0<br />

Die Lösungen dieser Gleichung sind die Besselfunktionen.<br />

Z m (z) =J |m| (kr)<br />

Man kann sie nicht als geschlossenen Ausdruck hinschreiben, sie sind aber tabelliert<br />

und man kann sie plotten.<br />

60


Die Besselfunktionen sind oszillierende Funktionen mit jeweils unendlich vielen Nullstellen.<br />

(siehe auch http://mathworld.wolfram.com/BesselFunctionoftheFirstKind.html)<br />

DiemöglichenWertefürk ergeben sich aus der Randbedingung, wonach die Wellenfunktion<br />

am Trommelrand verschwinden muss.<br />

J |m| (kR) =0<br />

Die Nullstellen der m-ten Besselfunktion kann man abzählen und mit n indizieren. Die<br />

möglichen Werte von k und damit die möglichen Frequenzen der Trommeltöne sind<br />

also mit zwei Indizes, n und m, gekennzeichnet<br />

Die Gesamtlösung lautet jetzt<br />

k = k n,m<br />

ω n,m = v · k n,m .<br />

ψ n,m (r, ϕ,t)=A · J |m| (k n,m r) · e imϕ · e iω n,mt .<br />

Dies sind die stationären Lösungen der Trommel. Das Auslenkungsmuster der Membran<br />

ist der Realteil der Wellenfunktion<br />

Re(ψ n,m (r, ϕ,t)) = A · J |m| (k n,m r) · cos mϕ · cos ω n,m t<br />

Je nach dem, wo der Trommler das Fell auslenkt, entstehen nur Töne, die dort keinen<br />

Knoten haben. (Simulation)<br />

61


3. Lichtwellen<br />

Licht kann als elektromagnetische Welle interpretiert werden. Die dazugehörige Wellengleichung<br />

lässt sich aus den Maxwellgleichungen ableiten. Sie beschreibt dreidimensionale<br />

Lichtwellen und hat eine Vektorstruktur, d.h. die Wellenfunktion ist ein Vektor. Wir betrachten<br />

außerdem die Intensität und die Lösungen an einer Grenzfläche. Man erhält die<br />

Fresnellschen Formeln für die Stärke der Reflektion und der Transmission an einer Grenzfläche.<br />

3.1 Wellengleichung für elektromagnetische Wellen<br />

• Die Maxwellgleichungen lauten<br />

~∇ · ~E = 1 ε 0<br />

· ρ<br />

~∇ × ~ E = − d dt ~ B<br />

~∇ · ~B =0<br />

~∇ × ~B = µ 0 · ~j + µ 0 · ε 0 · d E<br />

dt ~<br />

Die Felder B, ~ E, ~ sowie die Ladungsdichte ρ und die Stromdichte ~j sind reelwertige<br />

orts- und zeitabhängige Funktionen. Die Konstante ε 0 =8.8542 × 10 −12 As/V m ist die<br />

Influenzkonstante und µ 0 =1.2566 × 10 −6 Vs/Amist die Induktionskonstante.<br />

• Nablakalkül zur Wiederholung.<br />

Die Divergenz eines Vektors ~A ist ein Skalar:<br />

⎛<br />

~∇ · ~A := ⎝<br />

∂/∂x<br />

∂/∂y<br />

∂/∂z<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ · ⎝<br />

A x<br />

A y<br />

A z<br />

⎞<br />

⎠<br />

= ∂A x<br />

∂x + ∂A y<br />

∂y + ∂A z<br />

∂z<br />

Die Rotation eines Vektors ~A ist ein Vektor:<br />

⎛ ⎞ ⎛<br />

∂/∂x A x<br />

~∇ × ~A := ⎝ ∂/∂y ⎠ × ⎝ A y<br />

∂/∂z A z<br />

⎞<br />

⎠ =<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

∂A y<br />

∂z<br />

∂A z<br />

∂x<br />

∂A x<br />

∂y<br />

− ∂A z<br />

∂y<br />

− ∂A x<br />

∂z<br />

− ∂A y<br />

∂x<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠ .<br />

Außerdem kann man ausrechnen, dass für einen beliebigen Vektor ~A<br />

~∇ × (~∇ × ~A) =~∇(~∇ · ~A) −∇ 2 ~A,<br />

62


wobei ∇ 2 A ~ ein Vektor ist:<br />

µ <br />

∂<br />

∇ 2 2<br />

~A := (~∇ · ~∇) ~A =<br />

∂x + ∂2<br />

2 ∂y + ∂2 ~A.<br />

2 ∂z 2<br />

Den Operator ∇ 2 kann man auch auf einen Skalar anwenden:<br />

∇ 2 ist der so genannte Laplace-Operator.<br />

∇ 2 φ = ∂2 φ<br />

∂x 2 + ∂2 φ<br />

∂y 2 + ∂2 φ<br />

∂z 2 .<br />

• Gleichung für das Magnetfeld ~B<br />

Die Maxwellgleichungen lassen sich folgendermaßen umformen:<br />

Wir bilden die Rotation der 4. Gleichung:<br />

~∇ × (~∇ × ~B) =~∇(~∇ · ~B) − ~∇ 2 ~B = µ 0 · ~∇ ×~j + µ 0 ε 0<br />

~∇ × d dt ~ E<br />

Unter Verwendung von<br />

und<br />

erhält man<br />

~∇ · ~B =0<br />

~∇ × ~E = − d dt ~ B<br />

−∇ 2 ~B = µ 0<br />

~∇ × ~j − µ 0 ε 0<br />

d 2<br />

dt 2 ~ B<br />

• Gleichung für das elektrische Feld E ~<br />

Ganz analog erhält man durch Rotation der 3. Gleichung<br />

also:<br />

~∇ × (~∇ × ~E) = −~∇ × d dt ~ B<br />

~∇( ~ ∇ · ~E) − ~ ∇ 2 ~ E =<br />

d<br />

dt (µ 0 · *<br />

j + µ 0 ε 0 · d<br />

dt ~ E)<br />

−∇ 2 ~ E = −µ0 · ε 0 · d2<br />

dt 2 ~ E − µ · d<br />

dt ~ j − 1 ε 0<br />

~ ∇ϕ<br />

• Behandlung der Quellen<br />

Wir nehmen an, dass das Ohmschen Gesetzes gültig ist (σ ist die Leistfähigkeit)<br />

~j = σ · ~E<br />

63


und dass die Ladungsträgerdichte homogen ist:<br />

~∇ρ =0.<br />

Dies gilt im Vakuum aber nicht zwangsläufig auch in Materie. Die Gleichungen vereinfachen<br />

sich zu<br />

∇ 2 ~ B = −µ0 σ · ~∇ × ~ E + µ 0 ε 0<br />

d 2<br />

dt 2 ~ B<br />

und unter nochmaliger Verwendung der zweiten Maxwellgleichungerhält man<br />

∇ 2 ~B = µ 0 σ d B<br />

dt ~ d 2<br />

+ µ 0 ε 0 B.<br />

dt ~ 2<br />

Für das elektrische Feld erhält man analog:<br />

• Skalare Wellengleichung im Vakuum<br />

∇ 2 E ~ = µ0 σ d E<br />

dt ~ d 2<br />

+ µ 0 ε 0 E.<br />

dt ~ 2<br />

Im Vakuum ist die Leitfähigkeit σ =0und man erhält für die 3 Komponenten von ~E<br />

die drei Gleichungen:<br />

d 2 E i<br />

dx 2<br />

+ d2 E i<br />

dy 2<br />

+ d2 E i<br />

dz 2<br />

= µ 0ε 0<br />

d 2 E i<br />

dt 2<br />

mit i = x, y, z. Dieselben drei Gleichungen erhält man für die 3 Komponenten von * B.<br />

Jede Komponente der beiden Felder erfüllt also eine Gleichung der Form:<br />

∂ 2 ψ<br />

∂x + ∂2 ψ<br />

2 ∂y + ∂2 ψ<br />

2 ∂z = µ ∂ 2<br />

0ε 2 0<br />

∂t ψ 2<br />

Allerdings sind nicht alle Komponenten unabhängig von einander. Die Maxwellgleichungen<br />

erzwingen eine bestimmte Vektorstruktur, die wir später besprechen. Zunächst<br />

betrachten wir lediglich die skalare Wellennatur der Maxwelltheorie, also die Lösungen<br />

ψ der skalaren Wellengleichung.<br />

• Eindimensionale Wellengleichung<br />

Die 3D-Wellengleichung reduziert sich zur 1D-Wellengleichung, wenn man den Spezialfall<br />

ebener Wellen betrachtet. Für ebene Wellen, also Wellen mit unendlich ausgedehnten<br />

planen Wellenfronten, ändert sich das Feld innerhalb einer Front nicht. Die Lösung<br />

hängt also nur von einer Raumrichtung ab. Liegen die Wellenfromten in der y-z-Ebene<br />

ist das Feld ψ unabhängig von y und z und die skalare Wellengleichung reduziert sich<br />

zu.<br />

∂ 2 ψ<br />

∂x = 1 ∂ 2<br />

2 v 2 ∂t ψ. 2<br />

64


Die Konstante<br />

v :=<br />

1<br />

√<br />

µ0 · ε 0<br />

= c =299792, 458 km/s ˜ 3× 10 8 m/s<br />

ist die Geschwindigkeit mit der sich die Wellenfronten bewegen. Im Vakuum ist das<br />

die Geschwindigkeit, die in das Fermatsche Prinzip der geometrischen <strong>Optik</strong> eingeht.<br />

Im Medium änder sich die Lichtgeschwindigkeit und beträgt<br />

v =<br />

1<br />

√<br />

µ0 · ε 0 · µ · ε =<br />

c √ µ · ε<br />

.<br />

Die elektrische Suzteptibilität ε und die magnetische Permeabilität µ sind dimensionslose<br />

Konstanten, die angeben um wie viel größer die Kapazität einer Ladungsverteilung<br />

und die Induktivität einer Stromverteilung im Medium ist als im Vakuum. Der Vergleich<br />

mit<br />

v = c n<br />

liefert den Brechungsindex<br />

n = √ µ · ε.<br />

(Achtung: Die elektrische Suzteptibilität ε und die magnetische Permeabilität µ werden<br />

im Buch von E. Hecht mit K e und K m bezeichnet. Die Symbole ε und µ bezeichnen<br />

bei Hecht das Produkt K e ε 0 und K m µ 0 , sind daher nicht dimensionslos sondern heben<br />

dieselbe Einheit wie µ 0 bzw. ε 0 .)<br />

• Vektorstruktur der elektromagnetischen Wellen<br />

Die drei Komponenten des E-Feldes sowie die drei Komponenten des B-Feldes gehorchen<br />

je einer 3D-Wellengleichung. Diese 6 Größen sind aber nicht unabhängig. Ebene Wellen<br />

sind transversal, d.h. sowohl der elektrische also auch der magnetische Feldstärkevektor<br />

hat keine Komponente in Ausbreitungsrichtung. Dies ergibt sich aus den Maxwellgleichungen<br />

wenn man die Ansätze für ebene Wellen<br />

~E = ~ E 0 · e i(~ k·~r−ωt)<br />

~B = ~ B 0 · e i(~ k·~r−ωt)<br />

in die Maxwellgleichung<br />

einsetzt. Mit<br />

und<br />

~∇ × ~E = − d dt ~ B<br />

~∇ × ~E = i ~ k × ~E 0 · e i(~ k·~r−ωt)<br />

d<br />

dt ~ B = −iω · ~B 0 · e i(~ k·~r−ωt)<br />

65


ergibt sich dann<br />

~ k × E0 ~ · e i(~ k·~r−ωt)<br />

= ω · ~B 0 · e i(~ k·~r−ωt)<br />

~ k<br />

| ~ k| × ~E 0 = ω<br />

|k| · ~B 0 .<br />

Mit dem Einheitsvektor in k-Richtung ˆk schreibt sich das Ergebnis kompakter:<br />

ˆk × ~ E 0 = c · ~B 0 .<br />

~B steht senkrecht zu E ~ und ~ k. DieFrontenebenerWellenstehensenkrechtzum ~ k-<br />

Vektor, der somit die Ausbreitungsrichtung vorgibt. Dass auch E ~ und ~ k senkrecht<br />

zueinander stehen, ergibt sich durch einsetzen der ebenen Wellen in die Rotation von<br />

~B:<br />

~∇ × ~B = 1 c · d E.<br />

2 dt ~<br />

Man erhält analog zu oben<br />

~ k<br />

| ~ k| × ~B 0 = − 1<br />

|k|<br />

ˆk × ~B 0 = − 1 c ~ E 0 .<br />

ω<br />

E<br />

c ~ 2 0<br />

~E steht also senkrecht auf ~ B und ~ k. Für die Feldbeträge gilt<br />

| ~ E| = c ·| ~ B|<br />

In SI-Einheiten ist das E-Feld c-mal stärker als das B-Feld. Die Amplituden ~ E 0 und<br />

~B 0 sind beide reel und haben dasselbe Vorzeichen. E-Feld und B-Feld schwingen also<br />

synchron in Phase. An einem bestimmten Ort gibt es also Zeitpunkte an denen beide<br />

Felder gleichzeitig verschwinden. Die Energie verschwindet dann ebenfalls und ist zu<br />

den Stellen gewandert, an denen die Felder zu diesem Zeitpunkt nicht verschwunden<br />

sind. In der Nähe von Materie also z.B. im Nahfeld einer Antenne kann das anders sein.<br />

Dort schwingen E-Feld und B-Feld um 90 ◦ phasenversetzt zueinander. Im Fernfeld<br />

verschwindet die Phasenverschiebung aber dann. Überlagert man zwei laufende Wellen<br />

zu einer Stehwelle schwingen die beiden Felder zeitlich um 90 ◦ phasenversetzt (als<br />

Übung). Wären die Felder immer noch noch synchron, so gäbe es Zeitpunkte, an denen<br />

E- und B-Stehwelle gleichzeitig an allen Orten verschwinden. Die Gesamtenergie wäre<br />

dann nicht mehr erhalten sondern würde zeitlich oszillieren, was im Widerspruch zur<br />

Energieerhaltung steht.<br />

66


3.2 Fresnellsche Gleichungen für die Felder<br />

• Reflektierte und transmittierte Felder.<br />

Die geometrische <strong>Optik</strong> ist nicht in der Lage die Stärke des transmittierten und reflektierten<br />

Lichts an einer Grenzfläche zu berechnen. Dazu benötigt man die Wellentheorie<br />

des Lichts. Tatsächlich liefern die Maxwellgleichungen nicht nur das Snellius-<br />

Gesetz sondern auch die Stärken der reflektierten und transmittierten Felder und deren<br />

Phasenbeziehungen. Daraus lassen sich dann die Lichtintensitäten berechnen. Bevor<br />

wir die entsprechenden Ausdrücke ableiten schauen wir uns die Ergebnisse an. Wir betrachten<br />

zunächst nur ein linear polarisiertes Licht also Licht dessen elektrisches Feld<br />

in einer Ebene schwingt und das am optisch dichteren Medium reflektiert wird. Wir<br />

müssen zunächst festlegen, wie diese Schwingungsebene relativ zur Grenzfläche orientiert<br />

ist. Üblicherweise verwendet man dazu die Einfallsebene, also die Ebene, in der<br />

die k-Vektoren des einfallenden, des reflektierten und des transmittierten Lichts liegen.<br />

Man kann zwei Fälle unterscheiden.<br />

a) Schwingungsebene des E-Feldes liegt parallel zur Grenzschicht und damit senkrecht<br />

zur Einfallebene. Der Reflektionskoeffizient und Transmissionskoeffizient für die elektrische<br />

Feldstärke ist dann<br />

E r<br />

E i<br />

= r ⊥ = n i cos θ i − n t cos θ t<br />

n i cos θ i + n t cos θ t<br />

E t<br />

E i<br />

= t ⊥ =<br />

2n i cos θ i<br />

n i cos θ i + n t cos θ t<br />

.<br />

67


) Schwingungsebene des E-Feldes liegt senkrecht zur Grenzschicht und damit parallel<br />

zur Einfallsebene. Der Reflektionskoeffizient und Transmissionskoeffizient für die<br />

elektrische Feldstärke ist dann<br />

E r<br />

= r k = n t · cos θ i − n i · cos θ t<br />

E i n t · cos θ i + n i · cos θ t<br />

E t<br />

2n i cos θ i<br />

= t k =<br />

E i n i · cos θ t + n t · cos θ i<br />

Die Koeffizienten kann man in einem Diagramm zeichnen. Für Glas mit einem Brechungsindex<br />

von n =1.5 sieht das so aus:<br />

68


Die Transmissionskoeffizienten starten für senkrechten Einfall beim gleichen Wert und<br />

sinken dann mit zunehmenden Einfallswinkel um bei 90 ◦ zu verschwinden. Die Vorzeichen<br />

von r ⊥ und t ⊥ beziehen sich auf die Orientierungen der Feldvektoren wie in der<br />

Zeichnung. Für r ⊥ > 0 z.B. bleibt die Orientierung von ~ E r gegenüber ~ E in erhalten<br />

wohingegen für r k > 0 die Orientierung von ~E r wechselt.<br />

• Senkrechter Einfall<br />

Für senkrechten Einfall auf ein optisch dichteres Medium, also n t >n i und θ i = θ t =0<br />

vereinfachen sich die Gleichungen zu<br />

r k = n t − n i<br />

n i + n t<br />

t k = 2n i<br />

n i + n t<br />

r ⊥ = n i − n t<br />

t ⊥ = 2n i<br />

.<br />

n i + n t n i + n t<br />

Bei senkrechtem Einfall macht eine Unterscheidung der beiden Einfallsebenen keinen<br />

Sinn, da die Einfallsebene nicht mehr definiert ist. Die Koeffizienten werden daher<br />

identisch bis auf das unterschiedliche Vorzeichen zwischen r k und r ⊥ , das durch die<br />

Definition der E-Felder in beiden Fällen entsteht (siehe Zeichnung). In beiden Fällen<br />

entsteht bei bei Reflexion am dichten Medium ein Phasensprung von π (Seilanalogie:<br />

fixes Seilende). Das transmittierte Licht durchläuft die Grenzfläche ohne Phasensprung.<br />

Da r ⊥ + t ⊥ 6=1ist die Gesamtstärke der beiden auslaufenden Felder nicht<br />

gleich der Stärke des einlaufenden Feld, d.h. es gibt hier keinen Erhaltungssatz für<br />

Felder! Wie wir später sehen, sind die Intensitäten allerdings erhalten.<br />

69


• Phasensprung und Zeitumkehrinvarianz<br />

Der Phasensprung bei Reflexion am optisch dichteren Medium ist prinzipieller Natur<br />

und gilt für beliebige Einfallswinkel. Er ist Folge der Zeitumkehrinvarianz. In einfachen<br />

Worten kann man diese Forderung so ausdrücken: Filmt man einen physikalischen<br />

Vorgang und betrachtet dann den rückwärtslaufenden Film, muss das, was man da<br />

sieht immer noch ein physikalisch möglicher Vorgang sein, also den Naturgesetzen<br />

gehorchen.<br />

Wir betrachten eine einlaufende Welle, die an einer Grenzschicht reflektiert wird.<br />

Die Pfeile markieren die Ausbreitungsrichtung, die Symbole sind die Feldamplituden.<br />

Filmt man den Vorgang und spult den Film rückwärts ab so erhält man zwei einlaufende<br />

Wellen, die sich zu einer auslaufenden vereinen.<br />

Gemäß dem Prinzip der Zeitumkehrvarianz muss der rückwärtslaufende Film einen<br />

physikalisch möglichen Vorgang zeigen. Wenn also nach unten kein Licht austritt dann<br />

müssen sich die Felder, die sich nach unten ausbreiten wegheben:<br />

r 0 E t + t 0 E r =0<br />

Die gestrichenen Größen r 0 und t 0 beziehen sich auf die Reflektion am optisch dünneren<br />

Medium. Da<br />

E r = r · E in<br />

und<br />

E t = t · E in<br />

70


folgt<br />

r 0 t · E in + t 0 r · E in = 0<br />

r 0 · t = −t 0 · r<br />

r 0 · t<br />

t 0 = −r<br />

Das im rückwärtlaufenden Film nach links austretende Feld setzt sich ebenfalls aus<br />

den beiden im rückwärtslaufenden Film einfallenden Feldern zusammen:<br />

E in = t 0 · E t + r · E r<br />

E in = t 0 · t · E in + r · r · E in<br />

t · t 0 = 1− r 2<br />

Da r


Man kann Snellius-Gesetz und Fresnellgleichungen kombinieren und erhält<br />

tan(θ B )= n t<br />

n i<br />

Einfallendes Licht, mit beiden Schwingungskomponenten kann polarisiert werden. Im<br />

Brewsterwinkel θ B ist das reflektierte Licht parallel zur Einfallsebene polarisiert (orientiert).<br />

• Phasensprung und Brewsterwinkel<br />

Dass der Reflektionskoeffizient einen Nulldurchgang machen muss, ergibt sich notwendig<br />

auch aus dem Phasensprung bei Reflektion am optisch dichten Medium: Wenn bei<br />

senkrechtem Einfall ~E i und ~E r antiparallel stehen, geht ihr Relativwinkel mit wachsendem<br />

Einfallswinkel von 180 ◦ nach 0 ◦ über, so dass sie bei streifendem Einfall parallel<br />

stehen und der Phasensprung verschwunden wäre. Tatsächlich verschwindet das Feld<br />

aber, um mit umgekehrten Vorzeichen wieder aufzutauchen. So bleibt der Phasenspung<br />

von 180 ◦ immer erhalten.<br />

• Reflexion am dünneren Medium<br />

Für n i >n t erhält man die Kurven:<br />

Der Brewsterwinkel θ B ist jetzt kleiner und es taucht bei θ c Totalreflektion auf. Bei<br />

diesem Winkel wird θ t = π/2 und damit<br />

r k = n t · cos θ i − n i · cos π 2<br />

n i · cos π 2 + n t cos θ i<br />

=1<br />

72


Ebenso wird<br />

r ⊥ = n i cos θ i − n t cos π/2<br />

n i cos θ i + n t cos π/2 = cos θ i<br />

=1<br />

cos θ i<br />

Der dazu gehörige Einfallswinkel ergibt sich aus dem Snelliusschen Gesetz für θ t = π/2,<br />

also<br />

sin θ i<br />

sin π/2 = n t<br />

n i<br />

was zum Totalreflektionswinkel führt:<br />

sin θ i = n t<br />

n i<br />

• Phase bei Totalreflektion<br />

Für θ i > θ c wird der Reflektionskoeffizient eins, es ändert sich jedoch die Phase des reflektierten<br />

Lichts. Sie berechnet sich aus den Reflektionskoeffizienten, die oberhalb des<br />

kritischen Winkels für Totalreflektion komplex werden. Ein komplexer Reflektionskoeffizient<br />

führt zu einer komplexen Amplitude der reflektierten Welle, deren Phasefaktor<br />

eine Phasenverschiebung des Feldes beschreibt.<br />

µ Im(rk )<br />

φ k = arctan<br />

Re(r k )<br />

µ Im(r⊥ )<br />

φ ⊥ = arctan .<br />

Re(r ⊥<br />

)<br />

Diese Phasen kann man leicht mit dem Rechner plotten:<br />

Die Relativphase für Wellen in den beiden Polarisationsrichtungen wächst bei etwa<br />

50 ◦ Einfallswinkel auf einen maximalen Wert von 45 ◦ an. Damit eignet sich totale interne<br />

Reflektion als Phasenverzögerungselement zur Herstellung zirkularer Polarisation<br />

(siehe unten).<br />

73


3.3 Intensität einer Lichtwelle<br />

• Intensität.<br />

Aus den jetzt bekannten Feldern können wir die Intensitäten berechnen. Die Intensität<br />

ergibt sich aus der Energiedichte des elektrischen Feldes<br />

und der des magnetischen Feldes<br />

U E = ε o<br />

2 E2<br />

Mit |E| = c ·|B| folgt<br />

Die Gesamtenergiedichte<br />

ist daher<br />

U B = 1<br />

2µ 0<br />

· B 2 .<br />

U E = c 2 · ε0<br />

2 · B2 = 1<br />

2µ 0<br />

B 2 = U B<br />

U = U E + U B<br />

U = ε 0 E 2 = 1 µ 0<br />

B 2 = 1 2 (ε 0E 2 + 1 µ 0<br />

B 2 ).<br />

Die Energie, die in einer Zeit ∆t durch eine Fläche A fließt, füllt ein Volumen c · A · ∆t<br />

mit der Energiedichte U und ist daher U · c · A · ∆t. DieLeistungP ist die Energie pro<br />

Zeit und damit<br />

P = U · c · A · ∆t = U · c · A.<br />

∆t<br />

Die Intensität S ist die Leistung pro Fläche<br />

S = U · c · A = U · c<br />

A<br />

S = cε 0 E 2 1<br />

= c = 1 E · B<br />

µ 0 B 2 µ 0<br />

Die Intenstität S ist gerade der Betrag des Poyntingvektors<br />

~S = c 2 ε 0<br />

~E × ~B,<br />

der außerdem noch die Flussrichtung angibt. Formal kann man auch direkt aus den<br />

Maxwell-Gleichungen den Poyntingschen Satz herleiten:<br />

|<br />

~∇ {z · ~S } = c2 ε 0<br />

~∇( ~E × ~B) =ε 0<br />

~E · d E<br />

dt ~ + 1 ~B · d B<br />

µ 0 dt ~ = d dt · U<br />

| {z | {z }<br />

Kontinuitätsgleichung für die Energiedichte.<br />

74


• Mittlere Intensität ebener Wellen<br />

Der Ansatz für ebene Wellen<br />

ergibt für den Poynting-Vektor<br />

~E = ~E 0 · cos( ~ k~r − ωt)<br />

~B = ~B 0 · cos( ~ k~r − ωt)<br />

~S = c 2 ε 0<br />

~E 0 × ~B 0 cos 2 ( ~ k~r − ωt).<br />

Die Intensität oszilliert zeitlich mit der optischen Frequenz ω. Gemessen an fast allen<br />

beobachtbaren physikalischen Vorgängen ist diese Frequenz sehr schnell. Die dazu<br />

gehörige Periode beträgt typischerweise nur wenige Femtosekunden.<br />

T = 1 ν = 2π ω ∼ 10−16 s<br />

Daher betrachtet man oft das zeitliche Mittel:<br />

D<br />

~ SE<br />

: = 1 T<br />

TZ<br />

0<br />

~S(t) =c 2 ε 0<br />

~E 0 × ~B 0<br />

Dcos 2 ( ~ E<br />

k~r − ωt)<br />

= 1 2 c2 ε 0 E0 ~ × B ~ 0 .<br />

D<br />

(Der zeitliche Mittelwert von cos 2 ( ~ E<br />

k~r − ωt) ist 1/2.) Die mittlere Intensität oder<br />

”Bestrahlungsstärke” einer ebenen Welle ist also<br />

D<br />

I := | S| ~ E<br />

= c 2 ε 0<br />

2 | E ~ 0 × B ~ 0 | = 1 2 cε 0E0.<br />

2<br />

Im Medium sieht die Sache ähnlich aus. Man muss lediglich folgende Ersetzungen<br />

machen ε 0 → εε 0 , µ 0 → µµ 0 und c → c/n. Der Brechungsindex ist in Medien durch<br />

die Dielektrizitätskonstante ε und die Permeabilität µ des Mediums gegeben:<br />

n = √ µε.<br />

Die Intensität lautet dann<br />

I = 1 c<br />

2 n εε 0E0 2 = 1 ε<br />

√ cε 0 E 2<br />

2 εµ<br />

0 = 1 1 µεcε0 E =<br />

2 µ√ 1 1<br />

2 µ ncε 0E0.<br />

2<br />

Da im Dielektrikum die Magnetisierbarkeit keine Rolle spielt, ist µ =1und daher<br />

I = 1 2 n · cε 0E 2 0 = n · I vac .<br />

Damit haben wir den Zusammenhang zwischen Feld und Intensität.<br />

75


3.4 Reflexion und Transmission an einer Grenzfläche<br />

• Leistung und Intensität bei schrägem Einfall<br />

Um die reflektierte und transmittierte Lichtleistung zu bestimmen müssen, wir uns<br />

noch über die beteiligten Flächen klar werden. Die Lichtstrahlen treffen schräg auf die<br />

Grenzfläche auf. Die Leistung ist die Intensität mal der Querschnittsfläche des Strahl<br />

die senkrecht zur Ausbreitungsrichtung steht.<br />

Die drei Strahlen treffen sich in der Grenzschicht und beleuchten dort eine gemeinsame<br />

Fläche A. Die QuerschnittsflächendereinzelnenStrahlensindumdenKosinus<br />

des betreffenden Winkels kleiner. Für die einfallende, reflektierte und transmittierte<br />

Leistung erhält man daher<br />

P i = I i · A · cos θ i<br />

P r = I r · A · cos θ r<br />

P t = I t · A · cos θ t .<br />

Der Reflexionsgrad ist als das Leistungverhältnis definiert<br />

Der Transmissionsgrad lautet<br />

R := P r<br />

= I r cos θ r<br />

P i I i cos θ i<br />

=<br />

n i<br />

q<br />

ε0<br />

µ 0<br />

E 2 r<br />

n i<br />

q<br />

ε0<br />

µ 0<br />

E 2 i<br />

=<br />

= I r<br />

I i<br />

µ<br />

Er<br />

E i<br />

2<br />

= r 2<br />

T := P t<br />

P i<br />

= I t cos θ t<br />

I i cos θ i<br />

= n t cos θ t E 2 t<br />

n i cos θ i E 2 i<br />

= n t cos θ t<br />

n i cos θ i<br />

· t 2<br />

76


Jetzt gilt auch die Energieerhaltung R + T =1(Übung)<br />

• Senkrechter Einfall<br />

Für θ i = θ t = θ r =0erhält man<br />

R = R k = R ⊥ =<br />

µ 2 nt − n i<br />

n t + n i<br />

und<br />

T = T k = T ⊥ =<br />

4n tn i<br />

(n t + n i ) 2<br />

Glas reflektiert etwa 4%. Galliumarsenid, ein Halleitermaterial aus dem Laserdioden<br />

hergestellt werden, hat einen sehr hohen Brechungsindex von 3.66. Entsprechend hoch<br />

ist die Reflektion an der Grenzfläche.<br />

• Evaneszente Wellen<br />

77


Bei Reflexion am optisch dünnen Medium wird das Licht ab dem kritischen Winkel θ c<br />

total reflektiert. Bei θ i = θ c =arcsinn t /n i wirddieLaufzeitvonPunktA nach Punkt<br />

B gerade so groß wie die Laufzeit von Punkt C nach Punkt B, denn<br />

sin θ c = v i · t<br />

v t · t = v i<br />

= n t<br />

v t n i<br />

Die in Luft erzeugten Kugelwellen an A und B interferieren also konstruktiv in Richtung<br />

entlang der Oberfläche. Es entsteht eine parallel zur Oberfläche laufende Welle,<br />

die mit dem Abstand zur Oberfläche schnell abklingen muss, denn in nicht parallele<br />

Richtungen ist die Interferenz nicht mehr konstruktiv.<br />

Auch formal erhält man dasselbe Verhalten. Die transmittierte ebene Welle<br />

breitet sich entlang dem k-Vektor<br />

⎛<br />

~ kt = ⎝<br />

~E t = ~E 0t · e i(~ k t·~r−ωt)<br />

k tx<br />

k ty<br />

k tz<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

k t · sin θ t<br />

k t · cos θ t<br />

0<br />

aus wobei der Transmissionswinkel θ t mit dem Einfallswinkel θ i durch Snelliussche<br />

Gesetz gegeben ist. Man erhält also<br />

k tx = k t · sin θ t = k t · ni · sin θ i<br />

n t<br />

und<br />

k ty = k t · cos θ t = ±k t · p1 r<br />

− sin 2 θ t = ±k t · 1 − ( n i<br />

)<br />

n 2 sin 2 θ i .<br />

t<br />

Oberhalb des kritischen Winkels, also für θ i > θ c , wird die Wurzel negativ:<br />

r<br />

k ty = ±ik t ( n i<br />

)<br />

n 2 sin 2 θ i − 1:=±iβ.<br />

t<br />

78<br />

⎞<br />


Die transmittierte Welle erhält dann die Form<br />

~E t = ~ E t0 · e −βy · e i(k t n i<br />

n t<br />

sin θ i x−ωt) .<br />

Dies entspricht einer Welle die in x-Richtung entlang der Oberfläche läuft und in y-<br />

Richtung exponentiell abklingt. Der exponentiell anwachsende Term ist unphysikalisch<br />

und bleibt unberücksichtigt. Die Eindringtiefe<br />

λ := 1/β =<br />

1<br />

k t<br />

q( n i<br />

n t<br />

) 2 sin 2 θ i − 1<br />

1<br />

= λ t · q<br />

2π ( n i<br />

n t<br />

) 2 sin 2 θ i − 1<br />

ist genau beim kritischen Winkel unendlich, fällt aber mit wachsendem Einfallswinkel<br />

schnell ab.<br />

• Frustrierte Totalreflexion<br />

Befindet sich innerhalb der Eindringtiefe wieder eine Grenzfläche, so kann die Welle<br />

im neuen Medium weiterlaufen. Die Totalreflektion ist ”frustriert”.<br />

79


Das Licht tunnelt durch das Hindernis, das der Luftspalt bildet. Dieses Tunneln ist ein<br />

ganz allgemeines Wellenphänomen und tritt bei akustischen, seismischen und quantenmechanischen<br />

Wellen genauso auf. Anwendungen gibt es in der Geologie und der<br />

Tunnelmikroskopie.<br />

→ Prismaexperiment<br />

→ Geologie<br />

→ Fingerabdruck<br />

→ Quantentunneln<br />

→ Tunnelmikroskop<br />

3.5 Herleitung der Fresnellschen Gleichungen<br />

• Stetigkeit der elektrischen und Magnetischen Felder<br />

Die Tangentialkomponente von E ~ ist an einer Grenzfläche stetig d. h. auf beiden Seiten<br />

der Grenzfläche gleich. Das erkennt man durch Verwendung der Maxwellgleichung<br />

~∇ × ~E = − d dt ~ B<br />

in der Form nach Anwendung des Stockesschen Satzes<br />

I Z d<br />

~Ed~s = − Bd<br />

dt ~ A ~ = − d Z<br />

dt<br />

~Bd ~ A<br />

Den Weg des Ringintergrals wählt man so:<br />

Für den Grenzwert d → 0 verschwindet die Fläche A und damit das Integral R ~Bd ~A.<br />

Es bleibt das Wegintegral:<br />

I<br />

~Ed~s = L · E I − L · E II =0<br />

E I = E II<br />

80


wobei E I bzw E II die tangentialen Komponenten ~ E an der Grenzfläche in Region I<br />

bzw. II sind. Ganz analog folgt aus der Maxwellgleichung<br />

~∇ × ~H = − d dt ~ D,<br />

dass auch auch die Tangentialkomponenten des Magnetfeldes ~H stetig sind<br />

H I = H II .<br />

Da optische Materialien nicht diamagnetisch sind, ist die Permeabilität in beiden Regionen<br />

gleich µ = 1 wodurch auch die Tangentialkomponenten der B-Felder stetig<br />

sind,<br />

B I = B II .<br />

Für ebene Wellen<br />

~E i = ~E 0i cos( ~ k i ~r − ω i t),<br />

~E r = ~E 0r cos( ~ k r ~r − ω r t + ε r ),<br />

~E t = E ~ 0t cos( ~ k t ~r − ω t t + ε t ),<br />

kann man die Stetigkeitsbedingung für die Tangentialkomponente unter Verwendung<br />

des Einheitsvektor Û senkrecht zur Grenzfläche formulieren. Man bildet den Vektor<br />

Û × ~E, der in der Grenzfläche liegt, senkrecht zum Feld steht und dessen Länge dem<br />

Betrag der Tangentialkomponente entspricht. Die Stetigkeitsbedingung lautet dann<br />

oder<br />

Û × ~E i + Û × ~E r = Û × ~E t<br />

Û × ~E 0i cos( ~ k i ~r − ω i t)+Û × ~E 0r cos( ~ k r ~r − ω r t + ε r )=Û × ~E 0t cos( ~ k t ~r − ω t t + ε t ).<br />

Diese Bedingung muss für alle Orte ~r an der Oberfläche und alle Zeiten t gelten.<br />

• Bedingung für die Phasen, Snelliusgesetz<br />

Um die Grenzbedingung zu erfüllen, müssen zunächst die Argumente der Kosinus-<br />

Funktionen gleich sein. Für beliebige Zeiten klappt das nur, wenn die Frequenzen alle<br />

gleich sind, also:<br />

ω i = ω r = ω t .<br />

Alle drei Wellen haben also dieselbe Frequenz. Außerdem müssen die Ortphasen in<br />

der Grenzschicht gleich sein. Insbesondere gilt für die einfallende und die reflektierte<br />

Welle<br />

~ ki ~r = ~ k r ~r + ε r<br />

81


oder ³<br />

~ki − ~ k r´<br />

~r = ε r .<br />

Da ~r in der Grenzschicht liegt, ist dies nur erfüllt, wenn der Vektor ~ k i − ~ k r senkrecht zur<br />

Grenzschicht steht, denn, wie bei der Diskussion der Wellenfronten bei ebenen Wellen,<br />

liegen Orte, die die Bedingung ~a · ~r = konstant erfüllen, in einer Ebene senkrecht zum<br />

Vektor ~a. Damit ist ³<br />

~ki − ~ k r´<br />

kÛ<br />

oder<br />

³<br />

~ki − ~ k r´<br />

× Û = 0<br />

~ ki × Û = ~ k r × Û.<br />

Für die Beträge der beiden Vektoren erhält man<br />

¯ ¯<br />

¯~k i¯¯¯ sin θi = ¯~k r¯¯¯ sin θr<br />

und da<br />

¯<br />

¯~k i¯¯¯ =<br />

¯¯¯~ kr¯¯¯folgt<br />

θ i = θ r .<br />

Man erhält also das Reflexionsgesetz.<br />

Fordert man Gleichheit für die Phasen der einfallenden und der transmittierten Welle,<br />

~ ki ~r = ~ k t ~r + ε t<br />

erhält man analog, dass ³<br />

~ki − ~ k t´<br />

kÛ,<br />

also ³<br />

~ki − ~ k t´<br />

× Û =0,<br />

und für die Beträge ¯¯¯~ ¯<br />

ki¯¯¯ sin θi = ¯~k t¯¯¯ sin θt .<br />

¯<br />

¯<br />

Da jetzt ¯~k i¯¯¯ = ni · ω/c, und¯~k t¯¯¯ = nt · ω/c ergibt sich jetzt das Snelliusgesetz<br />

n i sin θ i = n t sin θ t .<br />

• Bedingungen für die Amplituden, Fresnell-Gleichungen<br />

Neben den Phasen müssen auch die Amplituden an der Grenzfläche stimmen. Hier<br />

unterscheiden wir jetzt den Fall mit E ⊥ zur Einfallsebene und E k zur Einfallsebene.<br />

1. Fall: E senkrecht zur Einfallsebene<br />

82


Die E-Felder aller 3 Strahlen stehen dann parallel zur Grenzfläche und müssen daher<br />

stetig sein und für die Beträge der Felder gilt:<br />

E 0i + E 0r = E 0t<br />

Jetzt kommt außerdem noch die Stetigkeit der B-Felder ins Spiel, die in der Einfallsebene<br />

liegen. Die Tangentialkompenenten entstehen durch Projektion auf die Grenzfläche:<br />

B 0i cos θ i − B 0r cos θ r = B 0t cos θ t .<br />

Das negative Vorzeichen ergibt sich aus der Definition der Orientierung von B r (siehe<br />

vorne bei Diskussion der Fresnellgleichungen).Wir verwenden den Zusammenhang zwischen<br />

E und B für ebene Wellen in Materie<br />

E 0i = c n i<br />

· B 0i<br />

E 0r = c n r<br />

· B 0r<br />

E 0t = c n t<br />

· B 0t<br />

sowie das Reflexionsgesetz θ i = θ r und erhalten aus der Stetigkeit des Magnetfeldes<br />

die Gleichung<br />

n i E 0i · cos θ i − n i E 0r cos θ i = n t E 0t cos θ t .<br />

Die Stetigkeit der E-Felder wird benutzt um E 0t zu eliminieren:<br />

n i cos θ i (E 0i − E 0r )=n t cos θ t (E 0i + E 0r )<br />

oder<br />

E 0i (n i cos θ i − n t cos θ t )=E 0r (n t cos θ t + n i cos θ i )<br />

Eliminiert man dagegen E 0r ergibt sich:<br />

E 0r<br />

E 0i<br />

= n i cos θ i − n t cos θ t<br />

n i cos θ i + n t cos θ t<br />

:= r ⊥<br />

E 0t<br />

E 0i<br />

=<br />

2n i cos θ t<br />

n i cos θ i + n t cos θ t<br />

:= t ⊥<br />

2. Fall: E parallel zur Einfallsebene<br />

Nun erzwingt die Stetigkeit der tangentialen Komponente des E-Feldes den Zusammenhang<br />

E 0i cos θ i − E 0r cos θ r = E 0t cos θ t<br />

und die Stetigkeit der tangentialen Komponente des B-Feldes:<br />

B 0i + B 0r = B 0t .<br />

83


Wie oben kann man die Magnetfeldamplituden durch die E-Feldamplituden ausdrücken:<br />

Eliminieren von E 0t ergibt:<br />

n i E 0i + n i E 0r = n t E 0t<br />

cos θ i (E 0i − E 0r )=cosθ t · ni (E 0i + E 0r )<br />

n t<br />

E 0i (n t cos θ i − n i cos θ t )=E 0r (n i cos θ t + n t cos θ i )<br />

E 0r<br />

= n t cos θ i − n t cos θ t<br />

:= r k .<br />

E 0i n i cos θ t + n t cos θ i<br />

Entsprechend führt Eliminieren von E 0r zu<br />

4. Licht in Materie<br />

E 0t<br />

E 0i<br />

=<br />

2n i cos θ i<br />

n i cos θ t + n t cos θ i<br />

:= t k .<br />

In optisch transparenten Materialien wird das Licht kaum absorbiert, aber seine Wellenlänge<br />

durch den Brechungsindex verändert. In bestimmten Medien ist der Brechungsindex<br />

zusätzlich abhängig von der Polarisation des Lichts, also der Richtung des elektrischen Feldstärkevektors.<br />

In solchen doppelbrechenden Medien kann auch die Polarisation durch den<br />

Brechungsindex beeinflusst werden. Um den zentralen Begriff des Brechungsindex also der<br />

Phasengeschwindigkeit im Medium besser zu verstehen, wird hier ein einfaches mikroskopisches<br />

Modell, das Lorentzmodell eingeführt. Es liefert eine gute Vorstellung der physikalischen<br />

Vorgänge, die in ähnlicher Form auch bei einer quantenmechanischen Behandlung seine<br />

Gültigkeit behält. Das Modell ist in jedem Fall ein wichtiger Ausgangspunkt beim Verständnis<br />

der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie.<br />

4.1 Lorentz-Modell<br />

Das Lorentz-Modell beschreibt zunächst nur Dielektrika also transparante, nicht magnetisierbare<br />

Materialien, die von einem elektrischen Feld polarisiert werden können. Im Lorentz-<br />

Modell werden die Elektronen im Dielektrikum als klassische geladene Punktteilchen behandelt.<br />

Das elektrische Feld des Lichts übt auf die geladenen Elektronen im Material eine<br />

Kraft aus und setzt sie in Bewegung. Sobald die Ladungen beschleunigt werden, strahlen<br />

sie selber Licht ab. Die Lichtanteile der beschleunigten Ladungen überlagern sich mit dem<br />

einfallenden Licht zu einem Gesamtfeld. Sind die Ladungen homogen verteilt, bleibt eine einfallende<br />

ebene Welle erhalten allerdings mit veränderter Ausbreitungsgeschwindigkeit. Auf<br />

diese Weise erhält man ein mikroskopisches Modell für den Brechungsindex. Ein Teil des<br />

Lichts kann aber auch absorbiert werden. Im Fall inhomogener Ladungsverteilungen wird es<br />

dabei aus dem Lichtstrahl herausgestreut. Sind die beschleunigten Ladungsträger in ihrer<br />

Bewegung gedämpft, kann die Energie des Lichts auch in Wärme umgewandelt werden.<br />

84


• Modell für Elektronen im Medium<br />

Die Elektronen sind gleichmäßig über das Material verteilt. Dichteschwankungen<br />

sollen, wenn überhaupt, auf räumlichen Skalen stattfinden, die kleiner sind als die<br />

Wellenlänge des Lichts. Im Gleichgewichtszustand befindet sich jedes Elektronen in<br />

seinem Potentialminimum, aus dem es durch das Licht ausgelenkt werden kann. Das<br />

Potential kann eine beliebige glatte Form haben. Bei kleinen Lichtstärken wird das<br />

Elektron nur wenig ausgelenkt und man kann das Potential durch den ersten nichtverschwindenen<br />

Term einer Taylor-Entwicklung nähern.<br />

U = 1 2 mω2 0x 2 + ....<br />

Die ”Resonanzfrequenz” ω 0 gibt die Krümmung des Potentials an. Man spricht in<br />

diesem Fall von der Linearen <strong>Optik</strong>. Für Laserlicht mit Leistungen im Watt-Bereich<br />

muss man höhere Terme hinzunehmen. Das ist das Spezialgebiet der Nichtlinearen<br />

<strong>Optik</strong>, die wir hier nicht besprechen. In linearer Näherung lautet die rücktreibende<br />

Kraft:<br />

F = − dU<br />

dx = −mω2 0x<br />

Sie entspricht dem Hookschen Gesetz. Wir können uns die Elektronen also wie mit Federn<br />

an ihre Gleichgewichtslage angeheftet denken. Außerdem können die Elektronen<br />

noch durch eine Reibungskraft gedämpft werden<br />

F r = −γ · m · ẋ,<br />

die proportional zur Geschwindigkeit ist und deren Stärke durch die Dämpfungskonstante<br />

γ gegeben ist. Außerdem haben wir noch das Lichtfeld als periodisch antreibende<br />

Kraft auf die Ladung q des Elektrons.<br />

F L = q · E 0 e −iωt .<br />

• Bewegungsgleichung<br />

Die Kraftbilanz führt zur Differentialgleichung für den getriebenen gedämpften harmonischen<br />

Oszillator:<br />

mẍ + mω 2 0x + γmẋ = q · E 0 e −iωt<br />

85


mit der Lösung:<br />

x(t) =E 0 · D(ω) · e −iωt<br />

D(ω) = q 1<br />

m ω 2 0 − ω 2 − iγω<br />

Die komplexe Resonanzfunktion D(ω) kann man in Real und Imaginärteil zerlegen:<br />

Re(D) = q ω 2 0 − ω 2<br />

m (ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω 2<br />

Im(D) = q γ · ω<br />

m (ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω . 2<br />

Die Auslenkung x des Elektrons aus der Ruhelage ist dann<br />

Re(x) =Re ¡ E 0 · D · e −iωt¢<br />

= E 0 · Re {(Re(D)+i Im(D))(cos ωt − i sin ωt)}<br />

= E 0 Re(D)cosωt + E 0 Im(D)sinωt.<br />

Die Schwingung des Elektrons ist also eine Überlagerung einer Kosinusschwingung und<br />

einer Sinusschwingung. Da das elektrische Feld proportional zum Kosinus schwingt<br />

(Re(E) =E 0 · cos ωt), bewegt sich das Elektron mit einer Amplitude E 0 Re(D) in<br />

Phase mit dem Lichtfeld und mit einer Amplitude E 0 Im(D) um 90 ◦ phasenversetzt<br />

dem Feld hinterher. Die phasensynchrone Amplitude heißt dispersive Amplitude und<br />

die phasenverzögerte ist die absorptive Amplitude. Die absorptive Amplitude zeigt bei<br />

der Resonanzfrequenz ω 0 ein Maximum. Die dispersive Amplitude verschwindet dort.<br />

Man kann auch die Relativphase zwischen Licht und Elektron direkt ausrechnen:<br />

tan ϕ = Im(D)<br />

Re(D) =<br />

γ · ω<br />

ω 2 0 − ω 2<br />

cot ϕ = ω2 0 − ω 2<br />

γ · ω =tan(π 2 − ϕ)<br />

86


ϕ = arctan( ω2 − ω 2 0<br />

γ · ω )+π 2<br />

DieRelativphasewächstmitderFrequenz an, durchläuft in Resonanz π/2 und wird<br />

für hohe Frequenzen maximal π. Die Resonanzfrequenz liegt für optisch transparente<br />

Materialien oberhalb der Lichtfrequenz also ω < ω 0 . In diesem Bereich ist die absorptive<br />

Amplitude deutlich kleiner als die dispersive. Die Elektrone schwingen also<br />

weitgehend in Phase mit dem Lichtfeld.<br />

• Dipolfläche.<br />

Die Elektronen strahlen jedes wie ein Herz ‘scher Dipol annähernd phasengleich mit<br />

dem anregenden Primärfeld ein Dipolfeld ab. Wir fassen die Elektronen in einer Ebene<br />

senkrecht zur Ausbreitungsrichtung des Lichts zusammen. Das Feld an einem Punkt P<br />

ist dann die Überlagerung der von den schwingenden Elektronen abgestrahlten Felder.<br />

Eine etwas längere Rechung zeigt (siehe z.B. ”Laser Physics” von M. Sargent, M.<br />

Scully und W. Lamb, Addison Wesly 1974, Anhang A), dass synchron schwingende<br />

Elektronen einer unendlich ausgedehnten Ebene ihre abgestrahlten Dipolfelder zu einer<br />

87


ebenen Welle überlagern, die in Vorwärtsrichtung läuft und gegenüber der erzeugenden<br />

Schwingung um 90 ◦ hinterher hinkt:<br />

∆E(x, t) = 1 N a kqx 0<br />

· e i(kx−ωt−π/2) ,<br />

2 ε 0<br />

wobei N a die Flächendichte der Dipole und damit der Atome bezeichnet und x 0 die<br />

Amplitude der Elektronenschwingung. Schwingen die Elektronen mit der absorptive<br />

Amplitude, also um 90 ◦ verzögert zum einfallenden Lichtfeld, so erzeugen die Elektronen<br />

eine Sekundärwelle, die gegenüber der anregenden Primärwelle um 180 ◦ verschoben<br />

ist und diese daher teilweise auslöscht. Das Licht wird vom Medium ”absorbiert”. Die<br />

dispersive Amplitude, bei der die einzelnen Elektronen synchron mit der Primärwelle<br />

schwingen, erzeugt eine um −90 ◦ phasenverschoben ebene Welle. Sie überlagert sich<br />

mit der Primärwelle und ergibt eine Gesamtwelle mit gegenüber der Primärwelle verschobener<br />

Phase. Das sieht man mit Hilfe des allgemeinen Zusammenhangs (Bronstein)<br />

q<br />

E 0 cos kx + ∆E sin kx = E0 2 + ∆E 2 cos (kx − ϕ)<br />

∆ϕ : = arctan(∆E/E 0 ).<br />

Eine Primärwelle der Amplitude E 0 und eine durch die dispersive Schwingung erzeugte<br />

Welle mit Amplitude ∆E überlagern sich zu einer neuen Welle, die gegenüber der<br />

Primärwelle um ∆ϕ verschoben ist. Da üblicherweise ∆E


• Berechnung von ∆ϕ<br />

Dazu benötigen wir die Amplitude der Sekundärwelle<br />

1 ω<br />

∆E = N a qx 0 ,<br />

2 cε 0<br />

diedurchdiedispersiveSchwingungerzeugtwird(sieheoben). Fürx 0 setzen wir die<br />

dispersive Amplitude ein<br />

q ω 2 0 − ω 2<br />

x 0 = E 0<br />

m (ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω 2<br />

und erhalten<br />

∆E 1 q 2 ω ω 2 0 − ω 2<br />

= N a<br />

E 0 2 mcε 0 (ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω . 2<br />

Der Phasenversatz pro Dipolfläche ist damit<br />

∆ϕ = arctan(∆E/E 0 )<br />

' ∆E/E 0 = N a<br />

1<br />

2 k q2<br />

mε 0<br />

ω 2 0 − ω 2<br />

(ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω 2 .<br />

Damit erhält man schließlich für den Brechungsindex:<br />

n = 1+ ∆ϕ<br />

ka<br />

= 1+ 1<br />

ka N 1<br />

a<br />

2 k q2 ω 2 0 − ω 2<br />

mε 0 (ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω 2<br />

= 1+ 1 2<br />

Nq 2<br />

ε 0 m · ω 2 0 − ω 2<br />

(ω 2 0 − ω 2 ) 2 + γ 2 ω , 2<br />

wobei N = N a /a die Dipoldichte im Material also die Anzahl der Atome pro Volumen<br />

ist. Für verschwindende Dämpfung in transparenten Medien wird γ = 0 und der<br />

Brechungsindex vereinfacht sich zu<br />

n =1+ 1 Nq 2<br />

2 ε 0 m · 1<br />

ω 2 0 − ω . 2<br />

• Komplexer Brechungsindex<br />

Eine kürzere aber physikalisch weniger anschauliche Herleitung verwendet die Grundlagen<br />

der Elektrodynamik in Medien, bei der für nichtmagnetische Materialien vor allem<br />

die elektrische Polarisation ~P ins Spiel kommt. Sie ist die Dipoldichte im Medium,<br />

also:<br />

~P = q · ~x · N = q · N · D(ω) · ~E 0<br />

89


wobei N die Elektronendichte im Medium ist, q die Ladung eines Elektrons und ~x<br />

die Auslenkung der Elektronen aus der Ruhelage, wie wir sie oben berechnet haben.<br />

Die Resonanzfunktion D(ω) behalten wir als komplexe Funktion und erwarten daher<br />

zunächst einen komplexen Ausdruck für den Brechungsindex, dessen Realteil dann<br />

der übliche reele Brechungsindex ist. Auslenkung und Feldrichtung sind parallel und<br />

daher sind auch Polarisation und Feld parallel. Die Stärke der Polarisation ist offenbar<br />

proportional zum Feld<br />

~P = χ · ε 0 · ~E 0<br />

wobei die Proportionalitätskonstante<br />

χ := q ε 0<br />

· N · D(ω)<br />

gerade die aus der Elektrodynamik bekannte elektrische Suzeptibilität ist. Diese hängt<br />

auf einfache Weise mit der Dielektrizitätskonstanten ε zusammen<br />

χ = ε − 1<br />

Die Dielektrizitätskonstante ergibt dann den Brechungsindex:<br />

n 2 = ε =1+χ<br />

= 1+ q · N · D(ω).<br />

ε 0<br />

' 1+ 1 q<br />

· N · D(ω)<br />

2 ε 0<br />

Für kleine Brechungsindizes kann man die Wurzel durch eine Taylorreihe nähern und<br />

nach dem zweiten Term abbrechen.<br />

r<br />

n = 1+ q · N · D(ω)<br />

ε 0<br />

' 1+ 1 q<br />

· N · D(ω)<br />

2 ε 0<br />

n ∼ 1+ 1 Nq 2 1<br />

2 ε 0 m ω 2 0 − ω 2 − iγω<br />

Der Brechungindex ist im Allgemeinen also eine komplexe Zahl. Falls die Dämpfungskonstante<br />

klein ist, wie es in transparanten Materialien der Fall sein muss (keine<br />

Dämpfung der Elektronen), also γω ¿ ω 2 0 − ω 2 , wird der Brechungsindex reell:<br />

n ∼ 1+ 1 Nq 2 1<br />

2 ε 0 m ω 2 0 − ω . 2<br />

Dies ist genau der Ausdruck von oben. Der Imaginärteil des Brechungsindex lässt sich<br />

ebenfalls physikalisch interpretieren. Er beschreibt die Absorption vom Licht, was vor<br />

allem bei Metallen wichtig wird und im nächsten Abschnitt weiter unten besprochen<br />

wird.<br />

90


• Optisches Verhalten von Dielektrika<br />

Für Dielektrika beobachtet man etwa folgenden typischen Verlauf von n:<br />

ManerhältKurven,mitdispersiverForm,wiees das Lorentzmodell vorhersagt. Allerdings<br />

gibt es mehrere dispersive Resonanzen. Dies sind im Lorentzmodell nicht zu<br />

verstehen. Die quantenmechanische Beschreibung der Atome führt interessanterweise<br />

wieder auf Dipolschwingungen mit absorptiver und dispersiver Amplitude, sodass das<br />

Lorentzmodell sich als bereits ziemlich gutes Modell herausstellt. Allerdings hat ein<br />

Atom ein Vielzahl von Resonanzen in fast allen Wellenlängenbereichen. Im Festkörper<br />

bilden diese Resonanzen sogenannte Energiebänder, die ähnlich wie im Lorentzmodell<br />

zu einem komplexen Brechungsindex mit dispersiven und absorptiven Resonanzstruktur<br />

fühern. In den schraffierten Bereichen sind die absorptiven Schwingungen dominant<br />

und die Strahlung wird stark absorbiert. Dazwischen gibt es transparente Bereiche,<br />

in denen man <strong>Optik</strong> machen kann. Im sichtbaren und infraroten Bereich ist n meist<br />

größer als 1. Im UV- und vor allem im Röntgenbereich ist n


Anomale Dispersion, bei der n mit wachsendem ω sinkt, findet man nur in den absorbierenden<br />

Bereichen. Mit Hilfe von<br />

ω =<br />

c<br />

n(ω) · k<br />

kann man die Dispersion auch als Funktion ω(k) angeben, die im Vakuum eine Gerade<br />

ist, in Materie aber gekrümmt sein kann.<br />

Die Tatsache, dass ω(k) nicht linear ist (bzw. n nichtkonstantist),bezeichnetman<br />

auch als ”Dispersion”. Optische Materialien zeigen im allgemeinen Dispersion.<br />

• Wellenpakete<br />

Realistische Wellen sind räumlich und zeitlich begrenzt. Solche Wellenpakete lassen<br />

sich wie fast alle Funktionen per Fouriertransformation als Überlagerung harmonischer<br />

Wellen bilden.<br />

Ψ(x, t) =<br />

Z ∞<br />

−∞<br />

C(k) · e i(kx−ω(k)t) · dk<br />

92


Jede Welle dieser Überlagerung wird durch seine Wellenzahl k und seine Amplitude<br />

C(k) charakterisiert. Die Frequenzen der einzelnen Wellen ergeben sich aus der Wellenzahl<br />

mittels der Dispersionsrelation ω(k). Für Medien mit linearer Dispersionsrelation,<br />

ω = vk, gilt<br />

Ψ(x, t) =<br />

Z ∞<br />

−∞<br />

C(k) · e ik(x−vt) · dk = Ψ(x − vt).<br />

Das Wellenpaket breitet sich also mit der Phasengeschwindigkeit v = ω/k aus, ohne<br />

seine Form zu verändern. Anders sieht die Sache aus, wenn die Phasengeschwindigkeit<br />

von k abhängt. In Medien mit Dispersion hat jede Welle der Linearkombination eine<br />

andere Ausbreitungsgeschwindigkeit. Damit verändert sich die Zusammensetzung der<br />

harmonischen Funktionen und damit auch die Form des Wellenpakets. (Animation,<br />

Springer).<br />

• Gruppengeschwindigkeit.<br />

In dispersiven Medien treten vor allem zwei wichtige Effekte auf. Zum einen kann<br />

sich die Breite eines Pakets ändern. Zum anderen kann sich das Maximum des Wellenpakets<br />

mit einer Geschwindigkeit bewegen, die drastisch von der Phasengeschwindigkeit<br />

abweicht. Letzteres betrachten wir am Beispiel eines Rechteckpulses genauer. Die Linearkombination<br />

enthält nur Wellen mit k-Vektoren in einem bestimmten Bereich. All<br />

diese Wellen tragen zu gleichen Teilen bei. Die Funktion C(k) soll also folgende Form<br />

haben.<br />

Außerdem entwickeln wir die Dispersionsrelation bis zur ersten Ordnung:<br />

ω(k) =ω 0 + dω<br />

dk | k 0<br />

· (k − k 0 )+...<br />

93


Einsetzen ergibt:<br />

mit der Abkürzung<br />

k 0 +4k/2<br />

Z<br />

Ψ(x, t) = C 0 e ikx−i(ω 0+ dω<br />

dk | k 0· (k−k 0 )+...)t dk<br />

k 0 −4k/2<br />

= C 0 · e i(k 0x−ω 0 t) ·<br />

Z<br />

K = k − k 0 .<br />

Das Integral kann man lösen und man erhält:<br />

+4k/2<br />

−4k/2<br />

e iK dK<br />

Ψ(x, t) =A(x, t) · e i(k 0x−ω 0 t)<br />

mit der Einhüllenden<br />

A(x, t) =2C 0 · sin(u∆k/2) .<br />

u<br />

Die Variable<br />

u := x − dω<br />

dk | k o<br />

· t<br />

hat die Form u = x − v g · t. Die Einhüllende A(x, t) breitet sich daher mit der ”Gruppengeschwindigkeit”<br />

v g := dω<br />

dk<br />

aus. Während die Phasengeschwindigkeit größer sein kann als c ist v g


Wir setzen die Amplitudenverteilung und die Dispersionsrelation in das Wellenpaket<br />

ein:<br />

+∞ Z<br />

Ψ(x, t) = C 0 e ikx−i(ω 0+v g· (k−k 0 )+ 1 2 β(k−k 0) 2 )t dk<br />

−∞<br />

Z<br />

= Ψ 0 · e i(k 0x−ω 0 t) ·<br />

+∞<br />

−∞<br />

Z<br />

= Ψ 0 · e i(k 0x−ω 0 t) ·<br />

+∞<br />

−∞<br />

e i(k−k 0)(x−v g t) · e −(α+iβt)(k−k 0) 2 dk.<br />

e ik(x−vg t) · e −(α+iβt)k2 dk.<br />

Auch dieses Integral kann man lösen (etwas längliche Rechung als Tüftelaufgabe zur<br />

Übung). Das Betragsquadrat der Lösung beschreibt die räumliche Energieverteilung<br />

des Pakets:<br />

¯<br />

¯Ψ(x, t) 2¯¯ π<br />

= Ψ 0 · p · exp<br />

µ− (x − v <br />

g t) 2<br />

α/2 · x0<br />

wobei<br />

x 0 := √ 2α · 1+ β2<br />

α 2 t2 .<br />

Der Puls ist gaußförmig mit einer Breite x 0 (t), die mit der Zeit anwächst.<br />

s<br />

x 2 0<br />

Für große Zeiten zerfließt der Puls mit einer konstanten Geschwindigkeit:<br />

v ∆ := dx r r<br />

0 2 2<br />

dt = α · β = d 2 ω<br />

α dk | 2 k=k 0<br />

.<br />

Die Konstante α hängt mit der Startbreite des Pulses zusammen: x 0 (t =0)= √ 2α.<br />

Ein anfänglich schmales Paket läuft schneller auseinander. Die Steigung der Dispersionsrelation<br />

liefert also die Gruppengeschwindigkeit während die Krümmung der Dispersionsrelation<br />

die Geschwindigkeit angibt mit der der Puls auseinanderläuft (dispergiert).<br />

95


4.3 Metalle<br />

• Dispersionsrelation in Metallen<br />

Im Metall gibt es zusätzlich zu den gebundenen Elektronen auch freie Elektronen ohne<br />

rücktreibende Kraft. Für diese ist also ω 0 =0. Für den Brechungsindex kann man den<br />

allgemeinen Ansatz machen:<br />

⎛<br />

⎞<br />

n 2 (ω) =1+ Nq2<br />

f e<br />

⎜<br />

+ X ε 0 m ⎝−ω 2 − iγ e ω<br />

| {z } j<br />

freie Elektronen<br />

f j<br />

ω 2 0j − ⎟<br />

ω2 − iγ j ω ⎠<br />

| {z }<br />

gebundene Elektronen<br />

Die Faktoren f e und f j sind dimensionslose Korrekturfaktoren der Größenordnung 1.<br />

Sie heißen Oszillatorstärken und erfassen die quantenmechanischen Korrekturen zum<br />

klassischen Modell.<br />

• Plasmafrequenz<br />

Wir betrachten nur die freien Elektronen und vernachlässigen deren Dämpfung, ω À γ.<br />

Das kann man machen, da die Dämpfungskonstante nicht mit der Frequenz steigt und<br />

für große Lichtfrequenzen ω (sichtbarer Bereich und höher) vergleichweise klein wird.<br />

Außerdem setzen wir f e = 1. Für den Brechungsindex erhält man den einfachen<br />

Ausdruck<br />

n 2 (ω) ' 1+ Nq2 1<br />

³<br />

ε 0 m ω =1− ωP<br />

´2<br />

2 ω<br />

mit der ”Plasmafrequenz”<br />

s<br />

Nq<br />

ω P :=<br />

2<br />

ε 0 m .<br />

Für Metalle ist die Plasmafrequenz größer als die Lcihtfrequenz im sichtbaren Bereich.<br />

Für ω < ω P wird der Brechungsindex dann komplex!<br />

r ³ωP ´2<br />

n = i − 1<br />

ω<br />

Ähnlich wie im Fall der evaneszenten Welle oszilliert das Feld nicht mehr räumlich<br />

sondern klingt nach Eintritt ins Medium exponentiell ab.<br />

E(ω) = E 0 · e i(kx−ωt)<br />

= E 0 · e i(n ω c x−ωt)<br />

√<br />

(<br />

ω Pω<br />

= E 0 · e −iωt e − ω c<br />

= E 0 · e −iωt e −x/λ s<br />

) 2 −1·x<br />

96


Mit der Eindringtiefe<br />

µ r ω<br />

λ s := ( ω −1<br />

P<br />

c ω )2 − 1 .<br />

Für Strahlungsfrequenzen unterhalb der Plasmafrequenz ω ¿ ω p ist die Eindringtiefe<br />

kleiner als die Wellenlänge:<br />

µ r ω<br />

λ s = ( ω −1<br />

P<br />

c ω )2 − 1<br />

'<br />

c < c ω P ω = 1 k = λ<br />

2π .<br />

Die Eindringtiefe ist also kleiner als eine Wellenlänge.<br />

λ s < λ<br />

2π<br />

• Reflektion bei imaginärem Brechungsindex<br />

Aufgrund der geringen Eindringtiefe kann das Feld auch nicht im Material absorbiert<br />

werden. Metalle reflektieren im sichtbaren (ω < ω P ).<br />

Im Röntgenbereich, für ω > ω P ist n reell und das Metall wird transparent. Am<br />

Übergang Luft-Metall ist n i ∼ 1 und n t = n R +in I komplex. Die Fresnellschen Formeln<br />

bleiben auch bei komplexen Brechungsindizes gültig und man erhält für senkrechten<br />

Einfall einen komplexen Reflektionsgrad.<br />

µ <br />

nt − 1<br />

r = .<br />

n t +1<br />

Die reflektierte Intensität ist das Betragsquadrat des Feldes:<br />

I r = E r · E ∗ r = r · E i · (r · E i ) ∗ = E i E ∗ i · r · r ∗ = R · I i<br />

Die Reflektion R ist also das Betragsquadrat des komplexen Reflektionsgrads r. Einsetzen<br />

ergibt<br />

µ µ ∗<br />

R = r · r ∗ nt − 1 nt − 1<br />

=<br />

= (n R − 1) 2 + n 2 I<br />

,<br />

n t +1 n t +1 (n R +1) 2 + n 2 I<br />

wobei<br />

n R : = Re(n t ),<br />

n I : = Im(n t ).<br />

Die Reflektion wird nicht nur groß, wenn der reele Brechungsindex n R groß ist, sondern<br />

auch, wenn der Imaginärteil n I groß ist. Für Metalle in der Näherung γ =0wird der<br />

Brechungsindex rein imaginär (n R =0)und man erhält vollständige Reflektion:<br />

R = (−1)2 + n 2 I<br />

(+1) 2 + n 2 I<br />

=1,<br />

97


• Absorption<br />

Nimmt man die Dämpfung der freien Elektronen dazu, also γ 6= 0,bekommtman<br />

auch einen nicht verschwindenden Realteil n R . Die Reflektion ist dann kleiner als<br />

1, d.h. ein kleiner Teil des Lichts wird innerhalb der Eindringtiefe absorbiert. Dies<br />

führt zur Erwärmung des Metalls. Die Farbe der Metalle entsteht allerdings durch die<br />

Absorption durch die gebundenen Elektronen.<br />

5. Polarisation des Lichts<br />

Neben der Wellenlänge können optische Medien auch die Ebene beeinflussen, in der Feld<br />

schwingt, d. h. seine Polarisation.<br />

5.1BeschreibungderPolarisation<br />

• Koordinatensystem<br />

Die möglichen elektrischen Feldvektoren einer Lichtwelle liegen in einer Ebene senkrecht<br />

zum Wellenvektor. Sie bilden einen zweidimensionaler Raum mit den Basisvektoren î<br />

und ĵ parallel zu ˆx bzw. ŷ-Richtung. Der k-Vektor soll parallel zur z-Achse stehen.<br />

Bei allem folgenden betrachtet man das Licht also von vorne. Die allgemeine Lösung<br />

einer Lichtwelle mit fester Frequenz und Wellenzahl ist die Linearkombination<br />

~E(t) =î · E 0x · e iϕ x e i(kz−ωt) +ĵ · E 0y · e iϕ y e<br />

i(kz−ωt)<br />

=(îE 0x +ĵE 0y e iε )e i(kz−ωt+ϕ x )<br />

mit den zwei reellen Amplituden E 0x und E 0y , der Relativphase ε = ϕ y − ϕ x ,unddem<br />

üblichen orts- und zeitabhängigen Phasenfaktor e i(kz−ωt+ϕ x ) .<br />

• lineare Polarisation<br />

Verschwindet die Relativphase (ε =0) schwingen die beiden Felder an einem gegeben<br />

Ortsynchronundmanerhälteine”linearePolarisation”.DieSchwingungsebenewird<br />

durch die Feldstärken E 0y und E 0x bestimmt: tan θ = E ox<br />

E 0y<br />

.<br />

98


• zirkulare Polarisation<br />

Bei einer Relativphase von 90 ◦ (|ε| = π) und gleichen Amplituden, E 2 0x = E 0y ,erhält<br />

man vollständig ”zirkular” polarisiertes Licht. Für ε = − π läuft die x-Komponente<br />

2<br />

der y-Komponente voraus und der Feldstärkevektor dreht im Gegenuhrzeigersinn. Das<br />

Licht ist links zirkular polarisiert.<br />

E x (t) =Re(îE 0x e i(kx−ωt+ϕ x ) )=îE 0x cos(kx − ωt + ϕ x )<br />

E y (t) =Re(ĵE 0y e i(kx−ωt+ϕ x − π 2 ) )=ĵE 0y sin(kx − ωt + ϕ x ).<br />

Zu einer festen Zeit bildet der Feldstärkevektor also eine Rechtsschraube in Ausbreitungsrichtung.<br />

Für ε =+ π läuft der Vektor im 2D-Koordinatensystem im Uhrzeigersinn und bildet<br />

2<br />

eine Linksschraube. Das Licht heißt dann rechtszirkular polarisiert.<br />

99


Für ε 6= 0und E 0x 6= E 0y erhält man allgemein eine ”elliptische” Polarisation, die<br />

durch die Länge der Halbachsen und den Kippwinkel charakterisiert werden kann.<br />

• Basiswechsel<br />

Man kann lineares Licht als Überlagerung von zirkular rechts und zirkular links polarisiertem<br />

Licht auffassen. Je nach Phase, mit der die beiden zirkularen Polarisationen<br />

überlagert werden, erhält man verschiedene Polarisationswinkel des resultierenden<br />

linearen Lichts. Umgekehrt haben wir gesehen, dass man zirkulares Licht als Überlagerung<br />

von linearem Licht auffassen kann. Man kann sich also aussuchen, welche der<br />

beiden Grundtypen von Schwingung man zur Beschreibung der Polarisation verwendet.<br />

Die lineare und die zirkulare Basis sind äquivalent.<br />

5.2 Verzögerungsplättchen<br />

Die Polarisation des Licht kann mit optischen Elementen eingestellt und nachgewiesen werden.<br />

Man verwendet so genannte Verzögerungsplättchen, die aus doppelbrechenden Materialien<br />

hergestellt werden.<br />

100


• Doppelbrechung<br />

Bei bestimmten Kristallen hängt der Brechungsindex von der Polarisation des Lichts<br />

ab. Wir betrachten dazu das Licht in der linearen Basis wie oben. Man unterscheidet<br />

zwei Typen von Lichtstrahlen, die unter bestimmten Winkeln durch den Kristall fallen.<br />

So findet man z.B. immer einen Strahlrichtung, bei der der Brechungsindex unabhängig<br />

von der Polarisation ist. Diese Strahlrichtung heißt optische Achse des Kristalls. Es<br />

gibt Kristalle mit ein oder zwei optischen Achsen. Hier betrachten wir nur uniaxiale<br />

Kristalle mit einer optischen Achse. Alle Strahlen, deren Polarisation in einer Ebene<br />

senkrecht zur optischen Achse liegen heißen ordentliche Strahlen. Sie haben alle den selben<br />

Brechungsindex, den so genannten ordentlichen Brechungsindex n 0 . Alle anderen<br />

Strahlen sind die außerordentlichen Strahlen mit außerordentlichen Brechungsindizes<br />

n e , die verschieden Werte haben könne und von der Polarisationsrichtung abhängen.<br />

Als Beispiel betrachten wir einen Kristall bei, dem die Resonanzfrequenz der Elektronen<br />

bei Schwingungen in x- undy-Richtung gleich sind, bei Schwingungen in z-<br />

Richtung aber einen anderen Wert haben. Alle Strahlen mit Polarisation in der x-<br />

y-Ebene sind ordentliche Strahlen. Die Optische Achse liegt entlang der z-Richtung.<br />

Strahlen mit einer Polarisationskomponente in z-Richtung sind außerordentliche Strahlen.<br />

Man kann sie sich als Überlagerung aus einem Strahl mit ordentlicher Polarisationsrichtung<br />

in der x-y-Ebene und einem Strahl mit einer Polarisation nur in z-Richtung<br />

vorstellen. Die beide Teilstrahlen spüren einen unterschiedlichen Brechungsindex, der<br />

sich z.B. an der Grenzfläche in einer unterschiedlichen Brechung bemerkbar macht.<br />

Diese Phänomen nennt man Doppelbrechung.<br />

101


• λ/4-Plättchen<br />

Man schneidet aus einem doppelbrechenden Material eine Scheibe heraus, deren Frontflächen<br />

parallel zur optischen Achse liegen. Das einfallende Licht kann man in eine<br />

ordentliche Polarisation senkrecht zur optischen Achse mit Index n o zerlegen und eine<br />

zur optischen Achse parallele rein außerordentliche Polarisation mit Index n e .<br />

Die Dicke d der Platte wird so gewählt, dass sich beim Durchgang ein Phasenunterschied<br />

∆ϕ zwischen ordentlichen und außerdordentliche Strahl von π/2 einstellt<br />

(modulo 2π).<br />

∆ϕ = k · n e · d − k · n 0 · d = π 2 + m · 2π<br />

mit einer natürlichen Zahl m. Je nach Einstellwinkel α bleibt lineares Licht erhalten<br />

(für α =0und α =90 ◦ ) oder wird zu zirkular links- bzw. rechtsdrehendem Licht<br />

(α ± 45 ◦ ) umgewandelt. Das geht natürlich auch rückwärts so dass zirkulares Licht in<br />

lineares verwandelt werden kann.<br />

• λ/2-Plättchen<br />

Die Dicke ist hier so gewählt dass die Phasenverschiebung gerade π ist (modulo 2π).<br />

∆ϕ = k · n e · d − k · n 0 · d = π + m · 2π<br />

Die Polarisation von linear polarisiertem Licht bleibt linear wird aber um den Winkel<br />

2α gedreht. Bei α = ±45 ◦ wird die Polarisation um ±90 ◦ gedreht. Für zirkulares Licht<br />

wird die Rotationsrichtung umgekehrt (unabhängig vom Winkel α)<br />

102


5.3 Polarisatoren<br />

• Polarisationsfilter<br />

Es gibt optische Elemente, die aus beliebig polarisiertem Licht die lineare Komponente<br />

entlang einer bestimmten Achse herausfiltern. Ein solcher Polarisator definiert<br />

ein Achsenkreuz, gemäß dem das Licht in eine transmittierte und eine absorbierte<br />

Komponente zerlegt wird. Das einfallendes Licht wird durch das Polfilter auf die<br />

transmittierende Richtung projeziert.<br />

Das transmittierte Feld lautet also<br />

~E t =î · cos α ·|~E in |,<br />

und für die Transmission erhält man<br />

I t<br />

I in<br />

=<br />

¯ ~E t¯¯¯2<br />

¯ ~E in¯¯¯2 =cos2 α.<br />

Dies ist das Gesetz von Malus. (Flüssigkristallanzeige)<br />

• Drahtpolarisator<br />

Für lange Wellenlängen im Radiowellenbereich kann man Drahtgitter verwenden.<br />

103


Die Strahlung mit Feld senkrecht zu den Drähten wird durchgelassen. Die parallele<br />

Polarisation erzeugt in den Drähten Schwingungen, die ihrerseits ein Feld abstrahlen,<br />

das mit dem erzeugenden Feld destruktiv interferiert. Außerdem werden die<br />

Ladungsträgerschwingungen in den Drähten gedämpft, was Energie und damit Licht<br />

verbraucht. Licht kann man so nicht polarisieren, da die Drähte zu dünn sein müssten.<br />

• Polaroidfilter<br />

Man kann aber statt der Drähte langkettige Moleküle nehmen. Dazu wird eine Polymerfolie<br />

langgezogen und mit Jod dotiert. Dadurch entstehen frei bewegliche Elektronen<br />

die entlang der längsgezogenen Moleküle wie in Drähten fließen. Man erhält einen<br />

molekularen ”Drahtpolarisator”. Solche Folien sind billig und praktisch, absorbieren<br />

aber auch einen Teil des Lichts und halten daher keine hohen Leistungen aus.<br />

• Polarisationsstrahlteilerwürfel<br />

In der Laseroptik sind polarisierende Strahlteilerwürfel gängig. Sie bestehen aus zwei<br />

zu einem Würfel zusammengefügten Prismen. An der Grenzschicht wird vor dem<br />

Zusammenkleben ein spezielles dielektrisches Schichtensystem aufgedampft. Durch<br />

Vielstrahlinterferenz erreicht man stark unterschiedliche Transmission und Reflektion<br />

für die beiden Polarisationskomponenten. Details führen hier zu weit.<br />

• Polarisation durch Streuung<br />

Die Atome sind im Medium nie exakt homogen verteilt. Das Lorenzmodells, gemäß dem<br />

es nur in Vorwärtsrichtung konstruktive Interferenz gibt und in alle anderen Richtungen<br />

sich die Felder der einzelnen Dipole exakt aufheben, ist ein daher Idealisierung. Es wird<br />

immer einzelne Dipole geben, deren Feld nicht weginterferiert. Dieses Dipolfeld hat eine<br />

definiertePolarisation,diedurchdasPrimärfeldgegebenistundimFernfelddieForm<br />

hat<br />

~E(~r, t) =− k2 d 0 e i(kr−ωt)<br />

sin θ · ê θ ,<br />

4πε 0 r<br />

wobei ê θ der Einheitsvektor entlang θ ist, also parallel zu den Längengraden auf einer<br />

gedachten Kugel um den Dipol herum steht.<br />

104


Die Amplitude der Dipolschwingung d 0 ist das Produkt aus Elektronenladung und<br />

Maximalauslenkung des Elektrons. Um die Intensität der Welle zu bestimmen benötigen<br />

wir<br />

E · E ∗ = k4 d 2 0 sin 2 θ<br />

4πε 0 r 2<br />

was dann zur Intensität<br />

I = cε 0 |E| 2 = 1 ck 4 d 0 sin 2 θ<br />

4π ε 0 r 2<br />

führt.<br />

Sie ist stark wellenzahlabhängig, I ∼ k 4 . Blaues Licht wird also wesentlich stärker<br />

gestreut als rotes, was den Himmel blau erscheinen lässt und die untergehende Sonne<br />

rot (weil Rot übrigbleibt).<br />

Die Intensität ist richtungsabhängig, I ∼ sin 2 θ. Die Streuung wird maximal für θ =<br />

90 ◦ d.h. senkrecht zu Richtung der Schwingung (am ”Äquator”).<br />

Das aus dem Medium rechtwinklig zum Lichtstrahl herausgestreute Licht ist somit<br />

senkrecht zum Lichtstrahl polarisiert. (siehe Experiment mit der Milchwanne)<br />

105


• Die wirkliche Welt<br />

Bisher haben wir Licht nur in Medien mit räumlich konstantem Brechungsindex betrachtet<br />

oder Grenzflächen zwischen solchen Medien. Die Welt ist natürlich voll von<br />

verschiedenen optischen Medien. Beim Übergang zwischen den Medien macht der<br />

Brechungsindex Sprünge aber auch innerhalb eines Medium kann der Brechungsindex<br />

fluktuieren. Dichteschwankungen in Gasen, Einschlüsse oder Störungen des Kristallgitters<br />

in Festkörpern, Gemische von Flüssigkeiten wie z.B. Öl und Wasser sind selber<br />

schon bereits physikalische Idealisierungen all dessen, was uns umgibt und durch die<br />

Wechselwirkung mit Licht sichtbar wird. Regenbogen, Nebel, Dunst, Farbe und Glanz<br />

von Oberflächen etc. sind nur einige Beispiele. Dazu kommt die Abhängigkeit des<br />

Brechungsindex von der Richtung des Feldes, die aus der dem Brechungsindex zugrundeliegenden<br />

dielektrischen Funktion einen komplexwertigen Tensor macht. Dieser<br />

komplexwertige, dielektrische Tensor ε(ω,~r, t) der wirklichen Welt enthält letztlich<br />

alle optischen Phänomen, vom Kinofilm bis zum Sonnenuntergang. Ihn wenigstens in<br />

winzigen Ausschnitten zu untersuchen ist Gegenstand der klassischen <strong>Optik</strong>.<br />

5.4 Photonen<br />

Licht kann man sich als eine Ansammlung von Teilchen vorstellen, den Photonen. Diese<br />

Teilchen sind punktförmig und haben keine Masse. Sie tragen aber sowohl Energie als auch<br />

Impuls und Drehimpuls. Jede der drei Eigenschaften sind mit einer bestimmten Welleneigenschaft<br />

verbunden.<br />

• de Broglie-Beziehungen<br />

Die Energie des Photons ist proportional zur Kreisfrequenz und der Impuls proportional<br />

zum Wellenvektor.<br />

ε = ~ω<br />

~p = ~ ~ k.<br />

Die Proportionalitätskonstante ist das so gennante Plancksche Wirkungsquantum,<br />

~ =1.05457266 × 10 −34 J s .<br />

Die sind die berühmten de Broglie-Beziehungen (sprich Brolie). Sie verknüpfen die<br />

charakteristischen Eigenschaften von Wellen mit den charakteristischen Eigenschaften<br />

von Teilchen. Die de Broglie-Beziehungen wurden zunächst auf Elektronen bezogen,<br />

die dadurch überraschenderweise mit neuartigen, noch unbekannten Materiewellen in<br />

Verbindung gebracht werden konnten. In der <strong>Optik</strong> waren die Wellen zuerst da. Sie<br />

kann man durch die de Broglie Beziehungen mit neuartigen Teilchen in Verbindung<br />

bringen, den Photonen.<br />

106


• Drehimpuls von Photonen.<br />

Zirkular links und rechts polarisiertes Licht übertragen entgegengesetzten Drehimpuls.<br />

Mit dem elektrischen Feld rotiert die Kraft, die das Licht auf eine Ladung ausübt und<br />

treibt die Ladung auf eine Kreisbahn. Die Leistung, die von einem Drehmoment T auf<br />

eine mit ω rotierende Ladung übertragen wird ist:<br />

P = ω · T<br />

Außerdem gilt allgemein für Drehimpuls L und Drehmoment T :<br />

dL<br />

dt = T.<br />

Leistung und Drehimpulsänderung hängen also über ω zusammen:<br />

P = ω · dL<br />

dt .<br />

WirdalseineEnergiemengeε aufgenommen, ist damit auch ein Drehimpuls<br />

L = ± ε ω<br />

übertragen worden. Das Vorzeichen ist vom Drehsinn abhängig.<br />

Da Photonen eine Energie<br />

ε = ~ω<br />

transportieren, tragen sie offenbar auch einen Drehimpuls der Größe<br />

L = ±~.<br />

Eine zirkulare Lichtquelle besteht aus Photonen, von denen jedes einen Drehimpuls<br />

±~ trägt.<br />

• ExperimentvonR.Beth(1936)<br />

Den Drehimpuls von Licht kann man mit einer Torsionswaage messen.<br />

107


Das erste λ -Plättchen transformiert das einfallende, linear polarisierte Licht in zirkular<br />

4<br />

polarisiertes Licht. Das an einem Torsionsfaden aufgehängte λ -Plättchen invertiert<br />

2<br />

die Rotationsrichtung des Lichts und nimmt dabei pro Photon einen Drehimpuls von<br />

+2~ auf. Das Licht durchläuft dann das obere λ -Plättchen zweimal, einmal vor und<br />

4<br />

einmal nach der Reflektion am Spiegel. Es wirkt also wie ein λ -Plättchen, das die<br />

2<br />

Drehrichtung umkehrt bevor das rücklaufende Licht das bewegliche λ -Plättchen zum<br />

2<br />

zweiten Mal durchläuft und wieder eine Drehimpuls von +2~ überträgt. In der Zeit,<br />

in der ein Photon die Anordnung durchläuft überträgt es einen Drehimpuls von +4~<br />

und damit wirkt bei einem konstanten Photonenfluss ein konstantes Drehmoment auf<br />

das Torsionspendel, dess Auslenkung im Gleichgewicht ein Maß für den Drehimpuls<br />

des Lichtfelds ist. Je nach Einstellungswinkel des unteren λ -Plättchen ist das Licht<br />

4<br />

danach entweder rechtszirkular oder linkszurkular oder linear polarisiert. Das Pendel<br />

schlägt dann entweder in die eine oder die ander Richtung oder gar nicht aus. Das ist<br />

es auch was man beobachtet.<br />

108


Die Größe des Drehmoments entspricht gerade dem von den Photonen übertragenen<br />

Drehimpuls wobei sich die Photonenzahl aus der Lichtleistung errechnet, also dem<br />

Energiefluss durch die Apparatur.<br />

• Lineares Licht im Photonenbild<br />

Ein linear polarisiertes Photon gehört zu einer linear polarisierten Welle, die eine Superposition<br />

aus links und rechtszirkularem Licht ist<br />

E lin (t) = 1 √<br />

2<br />

(E + (t)ê + + E − (t)ê − ).<br />

wobei sich die Einheitsvektoren des zirkularen Lichts aus den linearen Komponenten<br />

zusammensetzen,<br />

ê ± := î ± i · ĵ.<br />

Die Energie eines linearen Photons ist also zu gleichen Teilen auf beide zirkulare Polarisationen<br />

aufgeteilt,<br />

|E lin (t)| 2 = 1 2 |E r| 2 + 1 2 |E l| 2 +(ê + · ê − ) E r (t)E l (t)<br />

= 1 2 |E r| 2 + 1 2 |E l| 2 .<br />

Der letzte Term verschwindet da î und ĵ und damit auch ê + und ê − orthogonal sind.<br />

Ein Photon soll aber ein Elementarteilchen sein und ist damit nicht in ein halbes<br />

linkszirkulares und ein halbes rechtszirkulares Photon teilbar. Um hier Welle und<br />

Teilchen zusammenzubringen, braucht es eine neue Idee. Sie besteht darin, nicht das<br />

Photon zu teilen, sondern die Wahrscheinlichkeit, mit der man das Photon in der<br />

einen oder der anderen Polarisation antrifft. Ein linear polarisiertes Photon befindet<br />

sich also mit halber Wahrscheinlichkeit im zirkular rechten Zustand und mit halber<br />

Wahrscheinlichkeit im zirkular linken Zustand.<br />

• Zirkulares Photon am Strahlteiler<br />

Zum analogen Schluss für zirkulare Photonen kommt man, wenn man folgenden Aufbau<br />

betrachtet:<br />

109


Der Polarisationsstrahlteiler trennt die beiden linearen Polarisationen, aus denen sich<br />

das einfallende zirkulare Licht zusammensetzt in eine vertikal linear polarisierte Komponente<br />

und ein horizontal linear polarisierte Komponente auf und verteilt es je nach<br />

Polarisationsrichtung auf die beiden Ausgänge. Ein einfallendes (zirkulares) Photon<br />

weiß am Strahlteiler nicht was es machen soll. Es gibt kein Argument das entscheidet,<br />

ob es nach links oder geradeaus gehen soll. Wieder hilft die Einführung einer<br />

Wahrscheinlichkeit, die sich dann teilen lässt. Mit halber Wahrscheinlichkeit verlässt<br />

das Photon den Strahlteiler entweder am Ausgang 1 oder am Ausgang 2.<br />

Bis hierher waren Experimente in der <strong>Physik</strong> immer streng reproduzierbar und vorbestimmt<br />

(determiniert). Dies ist hier nicht mehr der Fall. Hier endet die klassische<br />

<strong>Physik</strong> und die Quantenmechanik beginnt.<br />

6. Überlagerungen von Wellen<br />

Bisher hatten wir es hauptsächlich mit ebenen Wellen zu tun. Diese sind räumlich und<br />

zeitlich unendlich ausgedehnt und damit Idealisierungen. In der wirklichen Welt wird dagegen<br />

jedes Licht irgendwann einmal an und ausgeschaltet. Genauso ist die räumliche Ausdehnung<br />

des Lichts begrenzt. Solche realistischen Lichtfelder lassen sich als Überlagerungen<br />

ebener Wellen verstehen. Überlagerungen haben aber ganz bestimmte Eigenschaften, die<br />

wir an einigen Beispielen zunächst illustrieren. Mit Hilfe der Fouriertransformation lassen<br />

sich dann Unschärferelationen für Ort und Wellenzahl sowie für Zeit und Frequenz ableiten,<br />

mit denen die Eigenschaften realistischer Felder charakterisiert werden können.<br />

6.1 Feld einer Überlagerung von Punktquellen<br />

• Das Feld, das eine Anordnung von Punktquellen an einem bestimmten Beobachtungspunkt<br />

erzeugt, ist laut Superpositionsprinzip die Summe der Felder, die die einzelnen Quellen<br />

am Beobachtungspunkt erzeugen.<br />

~E gesamt = X n<br />

= X n<br />

" X<br />

= Re<br />

n<br />

~E n cos (ω n t + θ n )<br />

h i<br />

Re A ~ n exp (iω n t)<br />

#<br />

~A n exp (iω n t) ,<br />

wobei<br />

~A n := ~E n · e iθ n<br />

die komplexe Amplitude des Feldes ist, das die n-te Quelle am Beobachtungspunkt<br />

erzeugt. Sie setzt sich aus der reelen Amplitude ~ E n und der Phase θ n zusammen. Die<br />

110


Phase wird vom Lichts entlang des Wegs von der Quelle zum Beobachtungspunkt bei<br />

~r a aufgesammelt.<br />

Z ~ra<br />

θ n = Re(m(~r, ω n )) ω n<br />

~r n<br />

c d~r<br />

Die n-teQuellesitztamOrt~r n und hat die Frequenz ω n . Der komplexe Brechungsindex<br />

m(~r, ω) kann in Prinzip frequenzabhängig sein und sich mit dem Ort ändern.<br />

Ändert sich der Brechungsindex auch noch mit der Zeit, kann man den Ansatz so<br />

nicht mehr machen, da das Feld am Beobachtungspunkt nicht mehr notwendigerweise<br />

harmonisch mit der Frequenz der Quelle schwingt. Außerdem muss man wissen wie<br />

sich die Feldamplitude auf dem Weg von der Quelle zum Beobachtungspunkt verändert.<br />

Dazu benötigt man dann den Imaginärteil des Brechungsindex. In Feld und<br />

Phase stecken also ein Menge Detailinformation, was das Problem ziemlich kompliziert<br />

machen kann. In den folgenden Beispielen nehmen wir den einfachsten Fall an: Der<br />

Brechungsindex ist konstant, die Quellen haben alle dieselbe Frequenz und erzeugen<br />

am Beobachtungspunkt alle die gleiche Amplitude. Die Phase vereinfacht sich dann zu<br />

θ n = m ω c x n = kx n ,<br />

wobei x n die Weglänge von der n-ten Quelle zum Beobachtungspunkt ist und k die<br />

Wellenzahl im Medium.<br />

6.2 Antennenarrays<br />

• Phasenempfindliche Radioastronomie<br />

Als Beispiel betrachten wir Radioantennen im Abstand d entlang einer Basislinie. Sie<br />

strahlen elektromagnetische Dipolwellen ab, die wir hier aber der Einfachheit halber<br />

durch Kugelwellen ersetzen.<br />

111


Ein Sender mit einem zeitlich sinusförmigen Signal der Kreisfrequenz ω erzeugt in<br />

den Antennen eine Schwingung mit gleicher Frequenz in allen Antennen. Zusätzlich<br />

wird elektronisch eine zeitlichen Verzögerung ∆t eingeführten die Phasenverschiebung<br />

zwischen benachbarten Antennen bewirkt:<br />

¯ϕ = ω · ∆t.<br />

Gesucht ist das elektrische Feld in einem großem Abstand im Vergleich zur Länge der<br />

Antennenreihe.<br />

• Abstrahlrichtung qualitativ<br />

Im großen Abstand überlagern sich die Kugelwellen näherungsweise zu ebenen Wellenfronten,<br />

die unter einem bestimmten Winkel zur Basislinie abgestrahlt werden. Von<br />

oben sieht das dann so aus:<br />

Der Abstrahlwinkel, den die Wellenfronten mit der Basislinie bilden, ist durch die<br />

Phasenverzögerung einstellbar. Umgekehrt ist auch richtungsempfindlicher Empfang<br />

möglich. Es entsteht ein Radioteleskop, dessen Beobachtungsrichtung man einfach<br />

durch Einstellen der Relativphase ¯ϕ zwischen den Antennen verändern kann, ohne<br />

etwas mechanisch bewegen zu müssen.<br />

• Abstrahlrichtung quantitativ.<br />

Wie ist der Zusammenhang aus Abstrahl/Beobachtungsrichtung und Relativphase?<br />

Wenn die erste Antenne synchron mit dem Sender schwingt, ist die Phasenverschiebung<br />

der zweiten Antenne<br />

ϕ 2 = ϕ +¯ϕ.<br />

Sie enthält den elektronischen Anteil ¯ϕ, der frei eingestellt werden kann und den<br />

geometrischen Anteil ϕ, der von der Abstrahlrichtung abhängt und damit vom Winkel<br />

θ zwischen den Phasenfronten und der Basislinie<br />

θ<br />

112


ϕ = d · k · sin θ.<br />

Die Phasenverschiebung der dritten Antenne ist gerade doppelt so groß. Allgemein gilt<br />

ϕ n =(n − 1) ∆ϕ,<br />

mit der Abkürzung<br />

∆ϕ := ϕ +¯ϕ = d · k · sin θ +¯ϕ<br />

Wenn wir annehmen, dass die Felder aller Antennen am Beobachtungspunkt parallel<br />

stehen, lautet die Amplitude des Gesamtfeldes von N Antennen damit:<br />

NX<br />

X N<br />

E gesamt = A n e iωt = E 0 e iωt e iϕ n .<br />

Die Summe kann man auswerten:<br />

NX<br />

e iϕ n<br />

=<br />

n=1<br />

=<br />

n=1<br />

NX<br />

n=1<br />

e i(n−1)∆ϕ<br />

N−1<br />

X ¡ ¢ e<br />

i∆ϕ n<br />

n=0<br />

n=1<br />

= eiN∆ϕ − 1<br />

e i∆ϕ −<br />

³<br />

1<br />

∆ϕ´<br />

e i N 2 ∆ϕ e i N 2 ∆ϕ − e −i N 2<br />

= ³<br />

∆ϕ´<br />

e i 1 2 ∆ϕ e i 1 2 ∆ϕ − e −i 1 2<br />

= e −iα · sin ¡ 1<br />

N∆ϕ¢ 2<br />

sin ¡ 1<br />

∆ϕ¢ ,<br />

2<br />

mit der Phase<br />

α := 1 (N − 1) ∆ϕ.<br />

2<br />

Der Realteil des komplexen Feldes liefert das tatsächliche elektrische Feld.<br />

"<br />

Re E 0 e iωt e −iα · sin ¡ 1<br />

N∆ϕ¢<br />

#<br />

2<br />

sin ¡ 1<br />

∆ϕ¢ = E · cos (ωt − α)<br />

2<br />

Die Amplitude<br />

sin ¡ 1<br />

E = E N∆ϕ¢ 2<br />

0<br />

sin ¡ 1<br />

∆ϕ¢ 2<br />

ist eine Funktion der Relativphase ∆ϕ zwischen den Antennen und damit richtungsabhängig.<br />

Für 10 Antennen (N =10) sieht das Feld so aus:<br />

113


Man erhält ausgeprägte Hauptextrema in bestimmte Richtungen. Dazwischen liegen<br />

kleinere Nebenextrema.<br />

• Verhalten für kleine Abstrahlwinkel<br />

Wir betrachten das zentrale Hauptmaximum etwas genauer. Für kleine Relativphasen<br />

∆ϕ kann man den Nenner durch sein Argument nähern:<br />

sin ¡ 1<br />

E ' E N∆ϕ¢ 2<br />

0 1<br />

∆ϕ 2<br />

' E 0 N sin ¡ 1<br />

N∆ϕ¢ 2<br />

N 1∆ϕ<br />

2<br />

' E 0 N · sin u<br />

u ,<br />

wobei<br />

u := 1 2 N∆ϕ = 1 N (d · k · sin θ +¯ϕ) .<br />

2<br />

Die Variable u enthält den Abstrahlwinkel θ. Die abgestrahlte Amplitude variiert mit<br />

u gemäß der Sinc-Function (Sinus Cardinalis) sin (u) /u.<br />

114


• Hauptmaximum<br />

Das Hauptmaximum bei u =0entspricht einer Phase ∆ϕ =0und damit einer Abstrahlrichtung:<br />

∆ϕ = d · k · sin θ max +¯ϕ =0<br />

oder<br />

sin θ max = −¯ϕ<br />

d · k .<br />

Die Abstrahlrichtung kann man durch Verändern der elektronischen Phasenverschiebung<br />

einstellen. Die Maximalamplitude in diese Richtung ist<br />

so dass die Intensität<br />

E max = E 0 N,<br />

I max = I 0 N 2 .<br />

Die abgestrahlte Intensität ist N mal größer als die Summe der einzeln abgestrahlten<br />

Intensiäten! Kohärente Abstrahlung führt zu höherer Effizienz. Der Sender zieht mehr<br />

Strom wenn die Antennen in einer Reihe stehen anstatt statistisch verteilt.<br />

• Richtungsselektivität<br />

Wir suchen die Winkelauflösung, definiert durch Lage der zum Hauptmaximum benachbarten<br />

Nullstelle. Diese liegt bei<br />

sin u 0 =0<br />

bzw.<br />

Mit der Definition von u erhält man<br />

u 0 = ±π.<br />

u 0 = 1 2 N∆ϕ 0 = N 2 (¯ϕ + d · k · sin θ 0)=±π,<br />

Die elektronische Phase ¯ϕ erhalten wir durch deren Beziehung zum Abstrahlwinkel des<br />

Maximums:<br />

¯ϕ = −d · k · sin θ max .<br />

Einsetzen ergibt<br />

N<br />

2 (−d · k · sin θ max + d · k · sin θ 0 ) = ±π<br />

sin θ max − sin θ 0 = ∓ 2π<br />

d · k · N .<br />

115


Diesen Ausdruck kann man umschreiben in<br />

µ µ <br />

θmax + θ 0 θmax − θ 0<br />

2cos<br />

· sin<br />

2<br />

2<br />

= ∓ 2π<br />

d · k · N .<br />

Bei guter Winkelauflösung sind die Winkel θ max und θ 0 nicht sehr verschieden und man<br />

kann nähern:<br />

θ max ' θ 0 .<br />

und damit<br />

Für die Winkelauflösung<br />

ergibt sich dann der Ausdruck<br />

θ max + θ 0 ' 2 · θ max .<br />

∆θ := θ max − θ 0<br />

sin (∆θ/2) ' ∓<br />

π<br />

d · k · N · 1<br />

cos (θ max ) .<br />

Die Auflösung ist in Vorwärtsrichung am besten (θ max =0) und verschlechtert sich<br />

für seitliche Winkel. Nähern des Sinus durch sein Argument führt schließlich zu dem<br />

einfachen Ausdruck<br />

∆θ '±<br />

λ<br />

d · N · 1<br />

cos (θ max ) .<br />

mit der Lichtwellenlänge λ und dem Abstand zwischen der ersten und der letzten<br />

Antenne d · N. DerAuflösungswinkel in rad ist in Vorwärtsrichtung also ungefähr dem<br />

Verhältnis von Wellenlänge zur Länge der Antennenreihe. Wenn man alle Antennen<br />

zwischen der ersten und der letzten entfernt, bleibt die Auflösung zwar erhalten, die<br />

Signalstärke veringert sich jedoch proportional zur Anzahl der entfernten Antennen.<br />

Man kann dieses Spiel auch mit Licht, also mit Wellenlängen im Bereich einiger 100nm<br />

spielen.<br />

6.3 Beugung am Spalt<br />

• Einzelspalt<br />

Ein Schirm mit Spalt der Breite d wird von links mit einem gleichmäßigen Lichtfeld<br />

angeleuchtet. In großem Abstand hinter dem Spalt steht eine weiterer Schirm auf den<br />

das Licht fällt, das den Spalt passiert hat. Wie ist dort die Helligkeitsverteilung? Wir<br />

nehmen an, dass jeder Punkt in der Ebene der Spaltöffnung Quelle einer Kugelwelle<br />

ist. Alle diese Wellen überlagern sich hinter dem Spalt zu einem Interferenzmuster. Es<br />

wird Minima und Maxima geben: Man kann die Menge der Quellen in Paare zerlegen,<br />

die sich gegenseitig auslöschen:<br />

116


α<br />

α<br />

Die Strahlen vom Rand und vom Mittelpunkt löschen sich aus falls die Phase<br />

k · x = π<br />

oder<br />

oder<br />

2π<br />

λ · d<br />

2 sin α = π<br />

sin α = λ d .<br />

Die restlichen Strahlen kann man analog zu Paaren zusammenfassen, die sich in Richtung<br />

α gegenseitig auslöschen. Damit gibt es in diese Richtung kein Licht. Wie sieht<br />

das komplette Intensitätsmuster aus?<br />

• Kontinuierliche Überlagerung<br />

Statt wie bei der Antennenreihe mit einer diskreten Anzahl von Quellen haben wir es<br />

jetzt mit einer kontinuierlichen Reihe von Quellen also einer Quelldichte zu tun. Jede<br />

Quelle ist streng genommen eine Quelllinie parallel zum Spalt. Tatsächlich kann man<br />

diese Linie zu einer Punktquelle zusammenziehen, so dass wir von einer kontinuierlichen<br />

Verteilung von Punktquellen entlang der Verbindungslinie zwischen den beiden<br />

Spaltkanten ausgehen kann (siehe Buch von Hecht). Der Quellpunkt im Abstand z von<br />

der einen Spaltkante erzeugt am Beobachtungspunkt eine Feldamplitude a(z). Auf dem<br />

Schirm weit hinter dem Spalt addieren sich die Wellen mit einer Relativphase<br />

ϕ(z) =k · x = k · z · sin α = k ⊥ · z.<br />

Die Abkürzung<br />

k ⊥ := k sin α<br />

117


entspricht gerade der Komponente des Wellenvektors des gebeugten Lichts, die parallel<br />

zum Schirm orientiert ist. Die Summe der Antennenreihe wird jetzt zum Integral:<br />

E 0<br />

N<br />

X<br />

n=1<br />

e iϕ n<br />

→<br />

=<br />

Z ∞<br />

−∞<br />

Z ∞<br />

−∞<br />

= : F (k ⊥ )<br />

a(z)exp(iϕ(z)) dz<br />

a(z)exp(ik ⊥ · z) dz<br />

Das Integral F (k ⊥ ) ist aber gerade die Fouriertransformierte von a(z). Die Intensität<br />

ist dann<br />

I = cε 0 |F (k ⊥ )| 2<br />

• Beugung am Spalt<br />

Das Beugungsmuster eines Spalts lässt sich jetzt einfach berechnen, wenn wir annehmen,<br />

dass der Beitrag zum Gesamtfeld für jeden Quellpunkt gleich groß ist:<br />

Einsetzen in das Integral liefert:<br />

Die Intensität ist dann<br />

a(z) =a 0 für 0


mit der Abkürzung<br />

u : = k ⊥ d/2<br />

= k · d/2sinα<br />

= π · d<br />

λ sin α<br />

Die Intensität ist wieder das Quadrat einer Sinc-Funktion mit einem zentralen Maximum<br />

in Vorwärtsrichtung.<br />

Die Breite des Maximums schätzen wir wieder durch die Lage der ersten Minima ab,<br />

u = ±π,<br />

bzw.<br />

sin α = ± λ d .<br />

Die Breite des zentralen Beugungsmaximums schrumpft also mit wachsender Breite d<br />

des Spalts wie oben die Winkelauflösung mit der Anzahl der Antennen.<br />

• Transversaler Impuls<br />

Im ersten Minimum also für u = π ist<br />

π = u = k ⊥ d/2<br />

bzw.<br />

k ⊥ d =2π.<br />

119


Je schmaler der Spalt umso größer der mittlere transversale Impuls hinter dem Spalt<br />

und umso breiter das Beugungsmuster. Durch die Einschränkung des Lichts auf die<br />

Breite des Spalts entsteht eine transversaler Impuls. Schränkt man das Licht auf<br />

einen Bereich der Größe d ein, so verteilt sich sein Wellenvektor, d.h. der Impuls der<br />

beteiligten Photonen in dieser Richtung über einen Bereich, dessen Größe umgekehrt<br />

proportional zu d ist. Dies ist eine erste Version der Ort-Impuls-Unschärfe.<br />

6.3 Beugung am Gitter<br />

• Beugungsgitter<br />

können verschiedene Formen haben: Spiegel mit parallelen Kerben oder modulierten<br />

Oberflächen (wellblechförmig, sägezahnförmig). Es gibt Reflexionsgitter und Transmissionsgitter.<br />

Ein Gitter hat typischerweise einige tausend Striche pro Millimeter. Die<br />

Abstände zwischen den Strichen betragen wenige hundert Nanometer. Gitter kosten<br />

je nach Größe und Qualität zwischen 100 Euro -10000 Euro.<br />

• Gitterspektrograph<br />

dient zur Messung von optischen Wellenlängen in <strong>Physik</strong>, Chemie und Biologie. Die<br />

Anwendungen reichen von der spektralen Analyse von Sternenlicht bis zur Absorption<br />

biologischer Proben. Die Auflösung geht hinunter bis zu etwa 10 −4 der Wellenlänge.<br />

• Beugung am Gitter<br />

Wir können die Rechnung für das Antennenarray direkt übernehmen, wenn wir die<br />

elektronische Phasenverzögerung ¯ϕ richtig wählen. Sie ist natürlich nicht mehr elektronisch<br />

vorgegeben, sondern durch den Winkel des einfallenden Lichts bestimmt. Je<br />

nach Einfallswinkel werden die einzelnen Gitterstäbe durch die einfallende Welle um<br />

die Phase<br />

¯ϕ = a · k = d · k · sin θ ein<br />

verzögert relativ zum Nachbarstab angeregt.<br />

120


Einsetzen in die exakte Lösung des Antennarrays ergibt eine Amplitude<br />

sin ¡ 1<br />

E = E N∆ϕ¢ 2<br />

0<br />

sin ¡ 1<br />

∆ϕ¢ ,<br />

2<br />

wobei die Relativphase jetzt lautet:<br />

∆ϕ = ϕ − ϕ<br />

= d · k · sin θ ein − d · k · sin θ m<br />

= d · k · (sin θ ein − sin θ m ) .<br />

Wie im Falle des Antennenarrays erhält man Haupt und Nebenmaxima.<br />

• Hauptmaxima.<br />

Die Hauptmaxima liegen in Richtungen für die der Nenner verschwindet.<br />

µ 1<br />

sin<br />

2 ∆ϕ 0 = 0<br />

∆ϕ 0 = m · 2π<br />

Damit bekommt man die sogenannte Gittergleichung für die Lage der Hauptmaxima:<br />

(sin θ ein − sin θ m )= m · 2π<br />

d · k = mλ d .<br />

In nullter Odnung (m =0)erhält man<br />

sin θ max =sinθ ein<br />

bzw.<br />

θ max = θ ein .<br />

Das Gitter verhält sich in nullter Ordnung wie ein Spiegel und reflektiert wellenlängenunabhängig.<br />

In einem Gitterspektrograph verwendet man deshalb das Hauptmaximum<br />

der ersten Ordnung (m =1):<br />

(sin θ ein − sin θ m )= λ d .<br />

121


• Auflösung eines Gitters<br />

Für kleine Ein- und Ausfallswinkel, (d.h. in der Näherung sin θ = θ und cos θ =1)<br />

liegt das erste Beugungsmaximum bei<br />

sin θ 1 = − λ d ' θ 1.<br />

Vergleicht man das mit der Richtungsselektivität, die wir für das Antennearray bestimmt<br />

haben<br />

∆θ '<br />

λ<br />

d · N · 1<br />

cos (θ max ) ' λ<br />

d · N .<br />

so erhält man für die Auflösung<br />

¯<br />

∆θ<br />

θ 1<br />

¯¯¯¯ '<br />

λ<br />

d · N · d<br />

λ = 1 N .<br />

Die relative Wellenlängenauflösung ist etwa gerade der Kehrwert der Anzahl der beleuchteten<br />

Gitterstäbe. Große Gitter liefern große Auflösung.<br />

6.4 Unschärferelationen<br />

Bisher hatten die Quellen alle dieselbe Frequenz und dieselbe Wellenzahl. Man kann natürlich<br />

auch Quellen unterschiedlicher Frequenzen und Wellenzahlen überlagern. Man erhält<br />

dann räumlich und zeitlich begrenzte Wellenzüge. Derartige Überlagerungen beschreibt man<br />

am Besten mit Hilfe des Fourierschen Theorems. Es liefert den Zusammenhang zwischen<br />

der Frequenzverteilung der Quellen und der zeitlichen Form der Welle bzw. der Wellenzahlverteilung<br />

und der räumlichen Ausdehnung der Welle.<br />

• Fourier Theorem<br />

Die Bedeutung harmonischer Wellen besteht vor allem darin, dass sie eine vollständige<br />

Funktionenbasis bilden, also eine Satz von Funktionen, aus denen sich jede beliebige<br />

andere Funktion zusammensetzen lässt. Wellen beliebiger Form kann man so als Überlagerung<br />

harmonischer Wellen auffassen. Welche harmonische Wellen mit welcher Amplitude<br />

beitragen, sagt uns das Fouriersche Theorem. Wir betrachten zunächst einen<br />

beliebigen zeitlichen Vorgang mit dem Verlauf f(t). Als Beispiel können wir uns eine<br />

Gitarrensaite vorstellen, deren oszillierende Auslenkung nach dem Anschlag langsam<br />

abklingt. Eine solche ”vernünftig” integrierbare Funktion f (t) kann man als ”Linearkombination”<br />

aus harmonischen Schwingungen auffassen:<br />

f (t) =<br />

∞Z<br />

0<br />

[a (ω)cos(ωt) +b (ω)sin(ωt)] dω .<br />

122


Die Koeffizienten a (ω) und b (ω) berechnensichnachdenGleichungen<br />

a (ω) = 2 ∞Z<br />

f (t)cos(ωt) dt<br />

π<br />

und<br />

0<br />

b (ω) = 2 ∞Z<br />

f (t)sin(ωt) dt.<br />

π<br />

0<br />

Diese Funktionen sind die Spektren der Funktion f (t). Oft verwendet man nicht das<br />

Sinus- und das Kosinus-Spektrum sondern das Amplitudenspektrum zusammen mit<br />

dem Phasenspektrum. Wir verwenden dazu den allgemeinen Zusammenhang für die<br />

Summe aus Sinus und Kosinus:<br />

mit dem Amplitudenspektrum<br />

a (ω)cos(ωt) +b (ω)sin(ωt) =A (ω)cos(ωt + ϕ (ω))<br />

A (ω) =<br />

q<br />

a (ω) 2 + b (ω) 2<br />

und dem Phasenspektrum<br />

ϕ (ω) = arctan<br />

µ b (ω)<br />

.<br />

a (ω)<br />

Als Leistungsspektrum bezeichnet man das Quadrat des Amplitudenspektrums.<br />

P (ω) =A (ω) 2 = a (ω) 2 + b (ω) 2<br />

• Exponentieller Zerfall und Lorentz-Spektrum<br />

Die Amplitude der Gitarrensaite klingt exponentiell ab, so dass die Schwingung der<br />

Frequenz ω 0 eine zeitabhängige Amplitude bekommt,<br />

f(t) =A 0 exp(−γ · t)cos(ω 0 t).<br />

Wie sieht das Spektrum aus? Für einen zeitlichen Verlauf berechnet sich das Spektrum<br />

zu:<br />

∞Z<br />

2<br />

a (ω) = A 0 exp(−γ · t)cos(ω 0 t)cos(ωt) dt<br />

π<br />

= A 0<br />

2<br />

π<br />

= A 0<br />

1<br />

π<br />

0<br />

∞Z<br />

0<br />

µ 1<br />

exp(−γ · t)<br />

2 cos (ω 0t + ωt)+ 1 <br />

2 cos (ω 0t − ωt) dt<br />

γ<br />

γ 2 +(ω 0 − ω) 2 + A 1<br />

0<br />

π<br />

123<br />

γ<br />

γ 2 +(ω 0 + ω) 2


∞Z<br />

2<br />

b (ω) = A 0<br />

π<br />

= A 0<br />

2<br />

π<br />

= A 0<br />

1<br />

π<br />

0<br />

∞Z<br />

0<br />

exp(−γ · t)cos(ω 0 t)sin(ωt) dt<br />

µ 1<br />

exp(−γ · t)<br />

2 sin ((ω 0 + ω) t) − 1 <br />

2 sin ((ω 0 − ω) t) dt<br />

ω 0 − ω<br />

γ 2 +(ω 0 − ω) 2 − A 1<br />

0<br />

π<br />

ω 0 − ω<br />

γ 2 +(ω 0 + ω) 2<br />

Da die Dämpfung typischerweise wesentlich kleiner ist als die Frequenz, wird in der<br />

Nähe der Resonanz, also für ω ' ω 0 , der erste Term viel größer als der zweite Term, den<br />

man deshalb vernachlässigen kann. Dies gilt für a und für b. Das Amplitudenspektrum<br />

A (ω) eines exponentiellen Zerfalls lautet also:<br />

A (ω) =<br />

q<br />

a (ω) 2 + b (ω) 2 = A 0<br />

s µ 2<br />

π<br />

2 1<br />

= A 0 p<br />

π γ2 + δ . 2<br />

Üblicherweise verwendet man hier die ”Verstimmung”<br />

δ := ω 0 − ω.<br />

γ<br />

γ 2 + δ 2 2<br />

+<br />

µ 2<br />

π<br />

2<br />

δ<br />

γ 2 + δ 2<br />

Aus der Mechanik übernehmen wir, dass die Leistung, die die Saite bei seiner Schwingung<br />

abgibt, proportional zum Quadrat der Amplitude ist. Die akustische Leistungsabgabe<br />

ist also proportional zum Leistungsspektrum<br />

µ 2<br />

P (ω) =A (ω) 2 2A0 1<br />

=<br />

π γ 2 + δ 2 .<br />

Dies ist eine Lorentzsche Resonanzkurve.<br />

124


Die Gitarrensaite verliert seine Energie exponentiell und strahlt dabei ein Lorentzspektrum<br />

ab. Die Halbwertsbreite ∆ω des Spektrums ist gerade die doppelte Zerfallsrate,<br />

∆ω =2γ<br />

Mit der Zerfallsrate ist die Lebensdauer verbunden. In der Zeit 1/γ fällt die Amplitude<br />

der Saite auf e −1 seiner Anfangsamplitude ab. Die Energie geht quadratisch mit der<br />

Amplitude und zerfällt daher doppelt so schnell. Die Energiezerfallszeit τ ist daher<br />

1/ (2γ) und man erhält<br />

τ · ∆ω =1.<br />

Dies ist die Frequenz Zeit-Ünschärfe eines exponentiell gedämpften Oszillators.<br />

Wenn man den Kammerton a (440Hz) mit einer Frequenzgenauigkeit von 1% erzeugen<br />

will, muss der Ton mindestens ein viertel Sekunde lang klingen (unabhängig vom<br />

Instrument). Notenpartituren, bei denen Dauer und Höhe des Tons exakt angegeben<br />

werden, bergen einen prinzipiellen Widerspruch. Um einen Ton mit einer Halbtongenauigkeit<br />

spielen zu können, muss er eine Mindestlänge haben. Gerade für tiefe Töne<br />

darf die Tonfolge nicht zu schnell sein (Beispiel als Übung).<br />

• Frequenz-Zeit-Unschärfe<br />

Mit der, für den betreffenden Vorgang charakteristischen Zeitspanne ∆t (in unserem<br />

Beispiel ist das die Lebensdauer τ der Saitenschwingung) ist eine Frequenzunschärfe<br />

∆ω verbunden, die sich aus der Tasache ergibt, dass eine zeitlich begrenzte Funktion<br />

aus mehrerer Schwingungen verschiedener Frequenzen zusammensetzt. Allgemein gilt<br />

die Unschärferelation<br />

∆ω · ∆t > 1 2 .<br />

Wenn wir daran festhalten, dass die Energie eines Photons<br />

E = ~ω<br />

wird damit auch die Energie eines Photons zu einer in endlichen Zeiten nicht exakt<br />

bestimmbaren Größe.<br />

• Orts-Impuls-Unschärfe<br />

Analog zur Frequenz-Zeit-Unschärfe gibt es auch die Orts- und Wellenvektor-Unschärfe:<br />

∆x · ∆k ' 1.<br />

Mit der de Broglie-Beziehung für den Impuls des Photons<br />

~p = ~ ~ k<br />

125


erhält man:<br />

∆x · ∆p x ' ~,<br />

∆y · ∆p y ' ~,<br />

∆z · ∆p z ' ~.<br />

Dies gilt nicht nur für Licht. Ultragenaue Ortsmessungen, egal mit welchen Wellen,<br />

erfordern ein Spektrum mit großen k-Vektoren und damit großen Impulswerten. Ein<br />

großer Impuls erfordert aber eine hohe kinetische Energie. Um die Struktur kleinster<br />

Teilchen zu untersuchen, benötigt man daher aufwändige Beschleunigeranlagen (z.B.<br />

CERN in Genf). Es werden dort keine Photonen sondern Elektronen als Sondenteilchen<br />

verwendet. Im Vergleich zu Photonen lassen sich Elektronen mit größerer Energie<br />

herstellen.<br />

• Auflösung eines Mikroskops<br />

Man erhält ein fehlerfreies Bild, wenn das komplette Fourierspektrum, d.h. die gesamte<br />

k x -Verteilung in das Mikroskop übertragen wird. Die Bandbreite der Übertragung,<br />

also das größte k x , das noch in die <strong>Optik</strong> gelangt, ist aber durch erste Linse begrenzt.<br />

Bezeichnet man diese größte transversale Wellenzahl mit ∆k gilt<br />

∆k = k sin α = k · d<br />

2 · 1<br />

l .<br />

Als zweites Argument bilden wir die Analogie zur Beugung am Spalt. Das Objekt<br />

beugt das Licht mit dem es beleuchtet wird ähnlich wie ein Spalt. Aus der Beugung<br />

am Spalt übernehmen wir die obige Beziehung<br />

k ⊥ d =2π,<br />

126


wobei jetzt der transversale Impuls k ⊥ mit der Bandbreite und die Größe des Objekts<br />

mit der Spaltbreite identifiziert wird d = ∆x<br />

k ⊥ = ∆k<br />

d = ∆x<br />

also<br />

∆k · ∆x =2π.<br />

Mit dieser Gleichung können wir ∆k in der ersten Gleichung eliminieren.<br />

∆k = k sin α = k · d<br />

2 · 1<br />

l = 2π<br />

∆x .<br />

und nach ∆x auflösen.<br />

oder<br />

∆x =2π · 2l<br />

d · 1<br />

k = 2l<br />

d · λ<br />

∆x =2 λ N ,<br />

wobei die numerische Apertur N A definiert ist als<br />

N A := d l .<br />

Sie hängt sehr von der Qualität der Objektivlinse ab und erreicht für gute Objektive<br />

Werte von 0.2 bis 0.9. Das Mikroskop kann also nur Objekte abbilden, die nicht kleiner<br />

sind als etwa die Wellenlänge des Lichts mit dem sie beleuchtet werden.<br />

7. Optische Resonatoren<br />

Dieses Kapitel ist optional.<br />

Resonatoren bestehen aus zwei oder mehreren Spiegeln, die einen Lichtstrahl in sich<br />

zurückspiegeln. Sie sind technisch wichtig beim Bau von Lasern und als Interferometer. Wir<br />

betrachten hauptsächlich Stehwellenresonatoren und besprechen kurz noch einige andere<br />

Typen von Resonatoren und Interferometeren.<br />

7.1 Stehwellenresonator<br />

Wir betrachten den einfachsten Fall eines Stehwellenresonators, der auch manchmal Fabry-<br />

Perot-Etalon genannt wird. Er ist wesentlicher Bestandteil der meisten Laser, wird aber<br />

auch als passives optisches Element zur Analyse von Lichtstrahlen und deren Frequenzen<br />

verwendet.<br />

127


• Resonante Überhöhung<br />

Das Feld zwischen den Spiegeln hängt empfindlich von der Wellenlänge ab. Optimaler<br />

Weise interferiert das Licht nach einem Umlauf konstruktiv mit sich selber. Das<br />

klappt nur, für bestimmte Wellenlängen des eingestrahlten Lichts. Solches resonante<br />

eingestrahlte Licht überlagert sich konstruktiv mit der bereits umlaufenden Welle. Die<br />

Lichtleistung im Resonator steigt. Verluste an den Spiegeln oder durch den Auskoppelspiegel<br />

führen zu einem Gleichgewicht der Intensität im Resonator. Diese kann bis<br />

zu 10 5 mal höher sein als die eingestrahlte Lichtintensität.<br />

• Intensität im Resonator<br />

Wir berechnen die Intensität im Resonator. Im Gleichgewichtszustand muß das Feld<br />

selbstkonsistent sein. Es muß nach den Veränderungen, die es während eines Umlaufs<br />

erfährt, mit sich selber übereinstimmen. Die Veränderungen sind Reflexionanden<br />

Spiegeln, das Ansammeln von Phase und die Überlagerung des eingekoppelten Feldes.<br />

Für die Amplitude A c der rechtslaufenden Welle direkt nach dem Einkoppelspiegel<br />

lautet die Selbstkonsistenzbedingung:<br />

A c = A c · r 1 · r 2 · r l · e iϕ + t 1 · A in .<br />

Der Parameter r l beschreibt mögliche Verluste durch Streuung etc. Die Phase ist durch<br />

ϕ = k · l<br />

gegeben, wobei l die Wegstrecke für einen kompletten Umlauf bezeichnet, also den<br />

doppelten Spiegelabstand. Die Gleichung läßt sich direkt nach A c auflösen:<br />

A c (1 − r 1 · r 2 · r l · e iϕ )=t 1·A in<br />

128


Für die Intensität erhält man:<br />

A c =<br />

t 1·A in<br />

1 − r 1 · r 2 · r l · e iϕ .<br />

I c =<br />

=<br />

=<br />

I in · t 2 1<br />

(1 − r 1 · r 2 · r l · e iϕ )(1 − r 1 · r 2 · r l · e −iϕ )<br />

I in · t 2 1<br />

1+(r 1 · r 2 · r l ) 2 − r 1 · r 2 · r l · (e iϕ + e −iϕ )<br />

| {z }<br />

2cosϕ<br />

I in · T 1<br />

1+R 1 · R 2 · R l − 2 √ .<br />

R 1 · R 2 · R l cos ϕ<br />

| {z }<br />

Airy-Funktion<br />

Die Intensität im Resonator variiert periodisch mit der Phase pro Umlauf. Die Phase<br />

kann man durch Änderung des Spiegelabstands variieren oder durch Ändern der Lichtfrequenz.<br />

Das Intensitätsmaximum liegt bei cos ϕ =1und ist um den Faktor<br />

I c<br />

I in<br />

=<br />

1 − R 1<br />

(1 − √ R 1 · R 2 · R l ) 2 .<br />

größer als die eingestrahlte Intensität. Diese Verhältnis nennt man auch den ”Überhöhungsfaktor”.<br />

• Spektrum eines Resonators<br />

Bei festem Spiegelabstand erhält man ausgeprägte Resonanzspitzen für bestimmte<br />

Wellenzahlen.<br />

Sie liegen bei<br />

ϕ = n · 2π = k · l = ω c · l = 2πν<br />

c<br />

· l.<br />

129


wobei n eine natürliche Zahl ist. Die Resonanzfrequenzen lautet also<br />

ν = c l n.<br />

Oft definiert man den freien Spektralbereich<br />

ν 0 := c l .<br />

Die Resonanzfrequenzen sind dann natürliche Vielfache des freien Spektralbereichs.<br />

ν n = ν 0 · n.<br />

Die natürliche Zahl n ist ein Beispiel für eine ”Quantenzahl”. Sie nummeriert die verschiedenen<br />

Stehwellen, die im Resonator exisitieren können und legt deren Frequenzen<br />

fest. Ein Photon im Resonator kann also nur Energiewerte annehmen die ein Vielfaches<br />

einer Grundfrequenz sind. Man spricht von einem äquidistanten Spektrum.<br />

Die Wellenfunktionen, die in einem Resonator resonant gespeichert sind nennt man<br />

auch ”Moden”.<br />

• Impedanzanpassung.<br />

Unter welchen Bedingungen bekommt man das meiste Licht in den Resonator oder<br />

konkret: Für welche Werte des Einkoppelspiegels ist der Überhöhungsfaktor maximal?<br />

Ableiten von I c /I in nach R 1 bei festem R 2 · R l und dann Nullsetzen ergibt<br />

R 1 = R 2 · R l .<br />

Definiert man als Verlustparameter den Leistungsverlust pro Umlauf<br />

L := 1 − R 2 · R l ,<br />

erhält man den einfachen Zusammenhang für die optimale Einkopplung<br />

T 1 = L.<br />

130


Man muß also soviel Licht über den Einkoppelspiegel zuführen, wie pro Umlauf verloren<br />

geht. Man spricht dann von optimaler Impedanzanpassung. In diesem Fall lautet der<br />

Überhöhungsfaktor<br />

I c<br />

I in<br />

= 1 L .<br />

• Verlustfreier Resonator<br />

Falls das Licht aus dem Resonator nur über die Spiegel entweichen kann und es keine<br />

sonstigen Verluste gibt, also R l =1,gilt<br />

L := 1 − R 2 = T 2<br />

Die Intensität hinter dem Auskoppelspiegel berechnet sich dann zu<br />

I trans = I c · T 2 = I in · 1<br />

T 2<br />

· T 2 = I in .<br />

Im Fall optimaler Impedanzanpassung und bei Abwesenheit sonstiger Verluste wird in<br />

Resonanz alles Licht den Resonator passieren, unabhängig von den Spiegelreflektivitäten.<br />

Das gilt auch für Spiegel mit 100% Reflektivität! In diesem Grenzfall dauert es<br />

allerdings unendlich lange bis sich ein Gleichgewicht eingestellt hat und die Selbstkonsistenz<br />

erfüllt ist. Wird dieses Gleichgewicht nach unendliche langer Zeit schließlich<br />

erreicht, ist die Intensität im Resonator unendlich hoch und selbst wenn davon nur 0%<br />

transmittiert werden, erhält man einen endlichen Wert, der dann identisch ist mit der<br />

eingestrahlten Intensität.<br />

7.2 Andere Resonatoren<br />

• Ringresonatoren<br />

Resonante Wellenfunktionen sind laufende Wellen mit zwei möglichen Umlaufrichtungen.Man<br />

hat zwei verschiedene Wellenfunktionen bei der selben Frequenz,<br />

Beide erfüllen die Resonanzbedingung<br />

ψ ± = E ± cos(±kx − ωt).<br />

k · L = m · 2π,<br />

wobei L die geometrische Länge eines Umlaufs ist. Die Intensität ist bei beiden Wellenfunktionen<br />

räumlich konstant und hat keine Knoten, was für den Bau von Lasern<br />

wichtig sein kann.<br />

131


• Schichtsysteme<br />

Stapelt man dünne dielektrische Schichten übereinander, deren Brechungsindizes zwischen<br />

zwei Werten abwechseln erhält man dielektrische Spiegel. Die Schichten werden<br />

im Vakuum auf ein sorgfältig poliertes Glassubstrat aufgedampft. Einen Spiegel erhält<br />

man, wenn die Dicke einer Schicht gerade einer viertel Wellenlänge entspricht. Das<br />

Licht, das die Schicht nach einem Umlauf in Rückwärtsrichtung verlässt, überlagert<br />

daher konstruktiv mit dem Licht, das direkt an der ersten Grenzfläche der Schicht<br />

reflektiert wurde (Achtung: Phasensprung am optisch dichten Medium berücksichtigen).<br />

Die Transmission durch die Schicht ist dann nimimal. Mit einem Duzend solcher<br />

Schichten übereinander erhält man hochwertige Spezialspiegel die extrem verlustarm<br />

sind. Geringe Restverluste entstehen durch Streuung in den Schichten. Typische Resonatorspiegel<br />

kosten 100 Euro und haben etwa 0.2% Streuverluste. Es gibt auch sehr<br />

teure Superspiegel mit bis zu 5 ppm (0.0005%) Verlusten. Auf ähnliche Weise kann<br />

manauchAntireflexschichten herstellen, bei denen die Reflektion durch Interferenz<br />

verschwindet.<br />

• Gekoppelte Resonatoren<br />

Oft plaziert man in einen Resonator wiederum einen oder mehrere kleine Stehwellenresonator<br />

als frequenzselektive Elemente. Damit lassen sich bestimmte Moden unterdrücken.<br />

132


Alternativ kann man auch einen der Spiegel durch einen Resonator ersetzen wie z.B.<br />

beim Fox-Smith-Resonator. Der dadurch entstehende frequenzabhängige ”Spiegel”<br />

reflektiert nur, wenn der zusätzliche Resonator in Resonanz ist.<br />

133

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