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Sonntag 25. August 2013, 11:00 Uhr - Stadt Pirmasens

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Sonntag 25. August 2013, 11:00 Uhr - Stadt Pirmasens

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Rede des Oberbürgermeisters Dr. Bernhard Matheis zum Festakt –<br />

<strong>Sonntag</strong> <strong>25.</strong> <strong>August</strong> <strong>2013</strong>, <strong>11</strong>:<strong>00</strong> <strong>Uhr</strong><br />

Sperrfrist: <strong>Sonntag</strong>, <strong>25.</strong> <strong>August</strong> <strong>2013</strong>, <strong>11</strong>.<strong>00</strong> <strong>Uhr</strong>.<br />

Es gilt das gesprochene Wort.<br />

Begrüßung<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

ich eröffne die feierliche Sitzung des <strong>Stadt</strong>rates der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> heute am<br />

Namenstag von Landgraf Ludwig IX und aus Anlass des 250sten <strong>Stadt</strong>jubiläums.<br />

Ich freue mich sehr, dass uns die Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Frau<br />

Anita Schäfer die Ehre gibt und ich freue mich ebenso über die Anwesenheit der<br />

Landtagsabgeordneten Herrn Weiner und Herrn Fuhr sowie Herrn Emil Wolfgang<br />

Keller und Herr Dr. Klaus-Dieter Uelhoff.<br />

Ein ganz besonderer Willkommensgruß gilt Ihnen, Herr Staatsminister Schweitzer,<br />

der Sie heute an dieser Stelle die Landesregierung repräsentieren. Ich begrüße sehr<br />

herzlich Herrn Barthen, von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier.<br />

Ich freue mich über die Anwesenheit vieler Kolleginnen und Kollegen aus der<br />

kommunalen Familie, an der Spitze, Herrn Landrat Duppré, vom benachbarten<br />

Landkreis Südwestpfalz, Herrn Dr. Wolfgang Neutz, Hauptgeschäftsführer des<br />

Städtetages Rheinland-Pfalz und Frau Oberbürgermeisterin, Dr. Eva Lohse, aus<br />

Ludwigshafen. Es sei für das Sitzungsprotokoll ausdrücklich vermerkt, dass aus<br />

Anlass des 250sten <strong>Stadt</strong>jubiläums der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> nicht nur der Präsident des<br />

Deutschen Landkreistages, Hans-Jörg Duppré, sondern auch die Vizepräsidentin<br />

des Deutschen Städtetages, Frau Eva Lohse, uns die Ehre gibt.<br />

Eine Steigerung der kommunalen Repräsentanz wird bei künftigen <strong>Stadt</strong>jubiläen<br />

kaum möglich sein.<br />

Und damit grüße ich auch die <strong>Stadt</strong>ratsmitglieder, die Ortsvorsteher, Ortsbeiräte und<br />

Mitglieder städtischer Ausschüsse und Gremien, ebenso unsere<br />

<strong>Stadt</strong>ehrenplakettenträger in Gold. Ich freue mich sehr, dass Frau Viktoria Schelp<br />

und unsere Ehrenbürgerin, Frau Dr. Sieghild Mueller, uns die Ehre geben.<br />

Ich freue mich, dass die Kirchen heute durch, Frau Dekanin Zimmermann-Geisert<br />

und Herrn Pfarrer Pioth sowie die Wirtschaft durch, Herrn Alois Kettern, als<br />

Vizepräsident der IHK Pfalz vertreten sind.<br />

Schließlich grüße ich alle Vertreter der Stiftungen, der Behörden, der Verbände und<br />

Vereine sowie sozialer und kultureller Initiativen.<br />

Ich freue mich ganz besonders darüber, dass unsere französische Partnerstadt<br />

Poissy mit einer hochrangigen Delegation an diesem Festwochenende in <strong>Pirmasens</strong><br />

weilt.<br />

1


Aus unserer langjährigen Städtepartnerschaft sind viele persönliche Freundschaften<br />

und Vereinspartnerschaften entstanden, die weit über die offiziellen Anlässe<br />

hinauswirken und den europäischen Gedanken, den Gedanken der deutschfranzösischen<br />

Freundschaft mit Leben erfüllen.<br />

Mit gleicher Herzlichkeit begrüße ich eine Delegation von Bürgermeistern aus dem<br />

benachbarten Bitscher-Land in Lothringen.<br />

Uns verbinden seit Langem viele gute grenzüberschreitende Projekte und eine<br />

vertrauensvolle Zusammenarbeit.<br />

Cher collègue Bernard, maire de Poissy, cher collègue Vogt, président de la<br />

commune de Pays Bitche, bienvenue à <strong>Pirmasens</strong>.<br />

Zugleich grüße ich herzlich eine Delegation unseres Patenbootes Hermelin. Moin,<br />

moin, meine Damen und Herren.<br />

Das Interesse, als Zuhörer an Ratssitzungen teilzunehmen, ist in der Regel nicht<br />

sehr ausgeprägt. Umso mehr freut es mich, dass viele gesellschaftlich, sozial,<br />

kulturell, kirchlich und politisch engagierte <strong>Pirmasens</strong>erinnen und <strong>Pirmasens</strong>er heute<br />

dieser feierlichen Sitzung beiwohnen. Sie alle dokumentieren damit ihre<br />

Verbundenheit mit unserer <strong>Stadt</strong>.<br />

Heute haben wir aber auch einen Querschnitt von Menschen eingeladen, die sich in<br />

diesem Jubiläumsjahr in außergewöhnlicher Weise bei unseren verschiedenen<br />

Großveranstaltungen engagiert haben und insbesondere die Rheinland-Pfalz-Tage<br />

für all unsere Gäste, aber auch für alle <strong>Pirmasens</strong>erinnen und <strong>Pirmasens</strong>er zu einem<br />

fulminanten und unvergesslichen Fest haben werden lassen.<br />

Durch Ihren Einsatz konnte <strong>Pirmasens</strong> die Chance nutzen, sich 250.<strong>00</strong>0 Besuchern<br />

aus ganz Rheinland-Pfalz als herzlicher Gastgeber eines fröhlichen, friedlichen und<br />

sehr gut organisierten Festes zu präsentieren. Und zugleich haben Sie alle dazu<br />

beigetragen, <strong>Pirmasens</strong> als eine <strong>Stadt</strong> mit Charme und vielen bisher unerkannten<br />

Qualitäten zu präsentieren. Dank an Lenkungsgruppe rlp.-Tag.<br />

Motto<br />

Auf einer Glückwunschkarte zu meinem letzten Geburtstag fand ich einen, aus dem<br />

französischen entlehnten Aphorismus, der auch auf Ihrer Einladung abgedruckt ist:<br />

„Leben ist das langsame Ausatmen der Vergangenheit, das tiefe Einatmen der<br />

Gegenwart, um viel Luft für die Zukunft zu haben“.<br />

Sicherlich lässt sich diese Sentenz nicht ohne Weiteres von der Biografie eines<br />

Menschen auf eine <strong>Stadt</strong> übertragen, wenn man denn <strong>Stadt</strong> technokratisch nur als<br />

eine Verwaltungseinheit ansieht.<br />

Begreift man aber <strong>Stadt</strong> als die Summe ihrer Bürger, als Schicksalsgemeinschaft und<br />

Lebensraum, ihre Geschichte als Quintessenz der Geschichten ihrer Einwohner,<br />

lässt sich dieser Aphorismus sicher auch auf eine <strong>Stadt</strong> anwenden.<br />

2


Nun würde man bei einem Vierteljahrtausend-<strong>Stadt</strong>jubiläum eigentlich erwarten, dass<br />

man sich bei einem Festakt ausführlich mit den einzelnen Details der<br />

<strong>Stadt</strong>geschichte beschäftigt.<br />

Diese Geschichte ist sehr facettenreich; sie stellt sich teilweise als Spiegelbild und<br />

teilweise als Kontra-Part großer politischer Prozesse und Umwälzungen dar und sie<br />

zeugt in so vielfältiger Weise von der Schaffenskraft, dem Veränderungswillen und<br />

dem Mut ihrer Bürger, dass dies bei den vergangenen großen Jubiläen der <strong>Stadt</strong><br />

Anlass für Historiker war, in Festreden viele dieser Facetten sehr ausführlich zu<br />

beleuchten.<br />

Wir haben deshalb im 250sten Jubiläumsjahr einen anderen Weg gewählt und hoffen<br />

dafür auf Ihr Verständnis:<br />

Wir haben versucht, die Geschichte der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> für möglichst viele<br />

<strong>Pirmasens</strong>er und Gäste in einer großen Ausstellung, die wir am vorigen Wochenende<br />

eröffnet haben, im wahrsten Sinne des Wortes greifbar zu machen.<br />

Die vielfältigen Exponate, die ausführlich beschrieben, aber auch für Kinder<br />

museumspädagogisch aufbereitet sind, bieten einen neuen Einblick in die<br />

spannende und reiche, rühmliche und bedrückende Geschichte von <strong>Pirmasens</strong>.<br />

Die Ausstellung wird mit hoch interessanten Fotos und historischen Filmaufnahmen<br />

abgerundet, die erst in den letzten Jahren zu unserem Archiv gelangt sind.<br />

Deshalb haben wir im Jubiläumsjahr diese Form der Darstellung der Geschichte<br />

unserer <strong>Stadt</strong> im neuen Kulturforum Alte Post gewählt.<br />

Ich lade alle, die heute vom Oberbürgermeister als Festredner eine ausführliche<br />

geschichtliche Abhandlung erwartet haben, herzlich zum Besuch dieser Ausstellung<br />

ein.<br />

Soweit zum Werbeblock für die Ausstellung „Wald-Schloss-Schuh – Die Geschichte<br />

der Siebenhügelstadt“.<br />

Den Bogen wollen wir aber beim heutigen Festakt über die Gegenwart in die Zukunft<br />

spannen:<br />

Das bedeutet natürlich, sich auch die Erfahrungen unserer <strong>Stadt</strong>geschichte nutzbar<br />

zu machen.<br />

Die <strong>Stadt</strong><br />

Als Landgraf Ludwig der IX. von Hessen-Darmstadt 1763 mit den Bürgern seiner<br />

Garnison <strong>Pirmasens</strong> in Verhandlungen über die Verleihung von <strong>Stadt</strong>privilegien<br />

eintrat (die übrigens erst 1769 abgeschlossen wurden), ging es ebenso um die<br />

zentrale Frage der Befreiung von der Leibeigenschaft, wie um Fragen der<br />

Verwaltungszuständigkeit für die <strong>Stadt</strong>mauer, der Brandbekämpfung und des<br />

Straßenunterhalts; es ging um Weiderechte, Bau-, Kriegs- und Frondienste ebenso<br />

wie um das Selbstverwaltungsrecht mit der Begründung eines eigenen <strong>Stadt</strong>rates<br />

und ein beschränktes Steuerprivileg.<br />

3


Es ist kein Zufall, dass in der Gründung neuer Städte im kleinteiligen, feudalen<br />

System dieser Zeit, die Emanzipation der Bürgerschaft ihren Ursprung hat, die in<br />

ganz Europa zu großen Umwälzungen und der sukzessiven Einführung von<br />

Bürgerrechten und schlussendlich in weiten Bereichen zur Entwicklung<br />

demokratischer Systeme führte.<br />

Dies hat unmittelbar mit der besonderen Eigenschaft von Städten zu tun, Keimzelle<br />

und Kulminationspunkt wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, sozialer und kultureller<br />

Entwicklungen und Prozesse zu sein.<br />

Städte waren von Beginn an Trendsetter gesellschaftlicher und politischer<br />

Entwicklungen.<br />

Sie haben sich durch ihre Zentralfunktion in Versorgung, Wirtschaft, Kultur, Bildung<br />

und Gesundheitswesen, auch in ihrer Bedeutung für ihr Umland, zu unentbehrlichen<br />

Bestandteilen des gesamten Staatsgefüges entwickelt.<br />

Hier verdichten sich gesellschaftliche und politische Entwicklungen in besonderem<br />

Maße. Sie konkurrieren, sie widerstreiten, sie scheitern oder sie setzen sich durch.<br />

Der Druck schnell Lösungen für Konflikte und Probleme zu entwickeln, war immer in<br />

den Städten am größten.<br />

Umbruch als Herausforderung der Gegenwart<br />

Dies zeigt auch die Entwicklung der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong>, die in ihrer Geschichte<br />

mehrere gravierende Umbrüche bewältigen musste und sich auch derzeit in einer,<br />

durch wirtschaftliche, soziale und demografische Veränderungen ausgelösten<br />

Umbruchsituation befindet.<br />

Immer in der Geschichte unserer <strong>Stadt</strong>, so auch heute, fordert dieser Wandel alle<br />

gesellschaftlichen und politischen Kräfte der <strong>Stadt</strong>.<br />

Dieser Prozess des Umbruchs – des „die <strong>Stadt</strong> – Neuerfindens“, fand und findet<br />

derzeit in <strong>Pirmasens</strong> erfolgreich statt.<br />

Unternehmen, die früher ausschließlich der Schuhindustrie zugearbeitet haben,<br />

haben sich mit neuen und anderen Produkten erfolgreich am Markt etabliert. Die<br />

verbliebene Schuhindustrie hat sich stabilisiert, das Schuh Know-how mit Vertriebsund<br />

Modellentwicklung, technischer Konzeptionen und Innovation, flankiert durch das<br />

neu etablierte Internationale Schuhkompetenzzentrum, die Deutsche<br />

Schuhfachschule und Studiengänge der Fachhochschule haben den Status von<br />

<strong>Pirmasens</strong> als Schuhmetropole neu definiert.<br />

Die Zahl der Arbeitsplätze in der <strong>Stadt</strong> ist in den letzten Jahren von knapp über<br />

16.<strong>00</strong>0 auf fast 20.<strong>00</strong>0 angestiegen.<br />

Viele Fabrikbrachen, die über Jahrzehnte das Bild der <strong>Stadt</strong> prägten, sind durch<br />

Initiative von privaten Entwicklern und Investoren sowie der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> in neue<br />

Funktion gekommen.<br />

4


Sie sind architektonische und städtebauliche Symbole dafür geworden, dass<br />

Umbruch nicht zwangsweise Niedergang bedeutet, sondern die Chance zu positiven<br />

Veränderungen bietet.<br />

Mit der Neuschaffung und Aufwertung von Parks und Grünflächen im <strong>Stadt</strong>gebiet<br />

(Alter Friedhof, Eisweihergelände, Strecktalpark usw.), mit unserem umfangreichen<br />

Straßenerneuerungsprogramm, sind Impulse gesetzt, die die <strong>Stadt</strong>funktionen und<br />

das <strong>Stadt</strong>bild ständig verbessern.<br />

Innerhalb von 10 Jahren ist neues, wichtiges <strong>Stadt</strong>quartier mit <strong>11</strong>0 Betrieben und<br />

2.3<strong>00</strong> Arbeitsplätzen auf dem ehemaligen Militärgelände Husterhöhe entstanden;<br />

zusammen mit einem Stadion und Sportpark, der im engeren und weiteren Umfeld<br />

seinesgleichen sucht.<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> folgt dabei einem strukturierten, in intensiver Bürgerbeteiligung<br />

entwickelten <strong>Stadt</strong>leitbild und <strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept.<br />

Dieses <strong>Stadt</strong>entwicklungskonzept verfolgt eine klare Strategie der Stärkung der<br />

mittelstädtischen Funktionen, der Anpassungsprozesse durch die veränderte<br />

Bevölkerungsentwicklung wie der Stimulation der städtischen Wirtschaft.<br />

Durch diese Strategie ist <strong>Pirmasens</strong>, wie die letzten Jahre zeigen, zur Bewältigung<br />

der tief greifenden Veränderungsprozesse gut aufgestellt.<br />

Diese Veränderungsprozesse erfordern aber den solidarischen Einsatz aller<br />

gesellschaftlichen Kräfte.<br />

Gerade das Jubiläumsjahr hat mir gezeigt, dass dazu in allen Bereichen der <strong>Stadt</strong><br />

eine herausragende Bereitschaft besteht. Viele haben sich in diesem Jubiläumsjahr<br />

eingebracht mit großzügigen Präsenten an die <strong>Stadt</strong>, Spenden oder persönlichem<br />

Einsatz. Sie haben dadurch ihre <strong>Stadt</strong> reich beschenkt.<br />

Das Engagement von Wirtschaftsunternehmen, privaten Investoren, vielen<br />

Ehrenamtlichen, aber auch von Sozialinitiativen und Kirchen für die <strong>Stadt</strong> weist aber<br />

weit über dieses Jubiläumsjahr hinaus, und ist beispielgebend und in vielen<br />

Bereichen bundesweit mehrfach ausgezeichnet.<br />

Die Zukunft – Strukturwandel als Chance<br />

Es sollte uns den Mut geben, auch den weiteren Strukturwandel – die Zukunft - mit<br />

Zuversicht anzugehen.<br />

Wie aber kann diese Zukunft für eine Mittelstadt im Umbruch aussehen?<br />

Deutschland wird – das steht fest – in den nächsten Jahrzehnten einen erheblichen<br />

Bevölkerungsschwund zu verzeichnen haben.<br />

Aufgrund der Strukturwandelprozesse, der geografischen Lage und Anbindung trifft<br />

dies die <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> in besonderem Maße.<br />

5


Das wird weitere Anpassungsprozesse unserer <strong>Stadt</strong> erfordern und neue Fragen<br />

aufwerfen:<br />

Wie soll die bestehende auf 60.<strong>00</strong>0 Einwohner ausgelegte Infrastruktur der Ver- und<br />

Entsorgungseinrichtungen (Wasser, Strom, Abwasser usw.), die bestehenden<br />

städtischen Gebäude (Verwaltungsgebäude, Schulen usw.), und von wem, finanziert<br />

werden?<br />

An einem Rückbau führt – wenn man nicht in Vogel-Strauß-Manier den Kopf in den<br />

Sand stecken will – kein Weg vorbei.<br />

Die <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> handelt hier schon jetzt z. B. bei Schulen und Kläranlagen.<br />

Dies muss aber nicht Kahlschlag und Brachen zur Folge haben, sondern durch diese<br />

Veränderungsprozesse lassen sich, z. B durch pflegeleichte Grünflächen und neue<br />

Funktionen (wie z. B. neue generationenübergreifende Wohnprojekte), auch neue<br />

<strong>Stadt</strong>qualitäten entwickeln.<br />

Anderseits führt die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland zu sehr<br />

unterschiedlichen regionalen Effekten.<br />

Wie jeder den aktuellen Berichterstattungen entnehmen kann, verdichten sich die<br />

Bevölkerungszahlen in Groß- und Metropolregionen teilweise dramatisch. Dies führt<br />

dort bereits jetzt zu erheblichen Problemen wie Mietpreisexplosion, Wohnungsnot,<br />

Konflikten bei Verkehrsinfrastruktur, Versorgungsproblemen im Bereich<br />

Kinderbetreuung, Schulen usw.<br />

Was bedeutet dies für Mittelstädte wie <strong>Pirmasens</strong> im Umfeld solcher<br />

Ballungszentren?<br />

Es steht außer Frage, dass bei diesen weder kurz- noch mittelfristig zu verändernden<br />

Problemlagen auch wieder Gegenbewegungen einsetzen werden.<br />

Wenn Wohnraum unbezahlbar wird, aber in vertretbarer Entfernung und<br />

Verkehrsanbindung, bei niedrigen Lebenshaltungskosten und hohem Freizeitwert, in<br />

attraktivem Naturumfeld, ein Alternativangebot, die naturnahe Mittelstadt mit hoher<br />

Lebensqualität vorhanden ist, wird diese Gegenbewegung einsetzen.<br />

Dazu kommt, dass die bereits seit längerer Zeit andauernde<br />

Bevölkerungsentwicklung im dörflich-ländlichen Raum dazu führt, dass dort wichtige<br />

Infrastruktureinrichtungen (Geschäfte, Apotheken, Ärzte, Krankenhäuser,<br />

Kindergärten, Schulen usw.) auf Dauer nicht gehalten werden können.<br />

Diese Entwicklung bietet meines Erachtens eine große Chance für Mittelstädte wie<br />

<strong>Pirmasens</strong>, die über eine gute und intakte Infrastruktur mit eben diesen Einrichtungen<br />

verfügen.<br />

Diese neuen Chancen entstehen jedoch nicht von selbst und ohne eigenes Zutun,<br />

sondern Sie setzen voraus, dass <strong>Pirmasens</strong> bei seinen Veränderungs- und auch<br />

Rückbauprozessen, einen hohen Wert auf einen qualitativen Umbau legt.<br />

6


Ich glaube, dass dieser Anspruch in vielen Bereichen, wie die Beispiele des<br />

Strecktalparks, des Rheinbergers, des Sportparks, vieler Platz- und<br />

Parkgestaltungen zeigen, bereits jetzt im <strong>Stadt</strong>bild erkennbar wird.<br />

Dies symbolisiert optisch den Wandel, von einer reinen Industriestadt zu einer <strong>Stadt</strong>,<br />

die auch einen hohen Wohn- und Freizeitwert hat.<br />

Diese behutsame mittel- und langfristige, qualitative Entwicklung im <strong>Stadt</strong>bild ist auch<br />

erforderlich, wenn <strong>Pirmasens</strong> als Tourismusdestination punkten will.<br />

Aber die Veränderungsprozesse betreffen nicht nur das architektonische <strong>Stadt</strong>bild<br />

und erfordern, nicht nur dort eine qualitative Fortentwicklung, sondern dies betrifft<br />

selbstverständlich auch die Veränderung der gesellschaftlichen, sozialen und<br />

kulturellen Strukturen.<br />

Wie gastfreundlich, wie solidarisch, wie integrativ eine <strong>Stadt</strong> ist, lässt sich nicht<br />

unbedingt an der <strong>Stadt</strong>architektur ablesen, aber selbstverständlich sind diese<br />

Faktoren für die Entscheidung, ob man in einer <strong>Stadt</strong> zu Hause ist oder nur zu Gast<br />

sein möchte, von genauso großer Bedeutung.<br />

Auf eine Integrations- und Willkommenskultur und sozial verantwortliche Strukturen,<br />

müssen wir deshalb genauso sorgfältig achten, wie auf unser <strong>Stadt</strong>bild, unser Kultur-,<br />

Bildungs- und Freizeitangebot. Ich stelle fest, dass wir uns auch auf den Weg zu<br />

einer solchen solidarischen, integrativen <strong>Stadt</strong>gesellschaft gemacht haben: Durch<br />

unterschiedlichste Initiativen der letzten Jahre, ich will als Beispiel nur die<br />

Hospizbewegung, die vielfältigen Jugend- und Bildungsinitiativen und neue Initiativen<br />

der Lebenswegbegleitung und der beruflichen Bildungsintegration nennen, die alle<br />

aufzuzählen im Einzelnen den Rahmen dieser Rede deutlich sprengen würden.<br />

Im wahrsten Sinne des Wortes, Hunderte von Ehrenamtlichen engagieren sich hier<br />

für eine solidarische <strong>Stadt</strong>gesellschaft.<br />

Ein Weiteres will ich aber deutlich hervorheben.<br />

Die Zukunft einer Gesellschaft, natürlich insbesondere einer <strong>Stadt</strong>gesellschaft,<br />

entscheidet sich auch an der Fähigkeit, Menschen unterschiedlicher Kulturkreise<br />

willkommen zu heißen und zu integrieren.<br />

Nur diese Toleranz und Integrationsfähigkeit sind die Basis, dass unsere<br />

<strong>Stadt</strong>gesellschaft nie mehr den Nährboden für politische Strömungen bietet, die in<br />

der NS-Zeit dafür gesorgt haben, dass Menschen jüdischen Glaubens und die reiche<br />

jüdische Kultur in <strong>Pirmasens</strong> ausgemerzt wurden.<br />

In <strong>Pirmasens</strong> leben mittlerweile Menschen aus 97 Nationen. Die Allermeisten, die in<br />

den 60er Jahren als Gastarbeiter nach <strong>Pirmasens</strong> gekommen sind, die allermeisten<br />

Russlandsdeutschen, die als Aussiedler in den 80er und 90er Jahren in unsere <strong>Stadt</strong><br />

kamen, sind längst in jeder Hinsicht integriert. Es ist eben keine Parallelgesellschaft<br />

entstanden, sondern diese Menschen sind über ihr privates Umfeld, ihren<br />

Arbeitsplatz, Teil unserer <strong>Stadt</strong>gesellschaft geworden.<br />

7


Viele Menschen ausländischer Herkunft kenne ich persönlich. Viele habe ich<br />

eingebürgert. Aus vielen Gesprächen kann ich mir das Urteil erlauben, dass die<br />

weitaus Meisten schnell das Gefühl hatten, ein akzeptierter Teil unserer <strong>Stadt</strong> zu<br />

sein.<br />

Bei den Schulabschlussfeiern wird deutlich, wie stark diese Integration mittlerweile<br />

fortgeschritten ist.<br />

Und in dieser Beziehung war der Ursprung der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> mit dem Anwerben<br />

einer großen Anzahl von Soldaten und deren Familien aus aller Herren Länder für<br />

die Regimenter des Landgrafen schon eine beispiellose Integrationsleistung, weil<br />

innerhalb kürzester Zeit, <strong>Pirmasens</strong> aus weit mehr Migranten als Einheimischen<br />

bestand.<br />

Da kann man sich heute nicht mehr sicher sein, wer damals, wen integriert hat.<br />

Aus dieser Tradition kann Integration und Solidarität im weitesten Sinne den<br />

<strong>Pirmasens</strong>ern auch heute nicht schwerfallen.<br />

Dass die Pfälzer allgemein und die <strong>Pirmasens</strong>er im Besondern eine hohe<br />

Willkommenskultur für Gäste haben, ist durch unterschiedlichste Untersuchungen<br />

längst belegt und gehört im Übrigen zum unerschütterlichen Selbstbild von uns allen.<br />

Auch selbstverständlich ist, dass zu dieser Willkommenskultur eine überaus direkte<br />

Art der Ansprache zählt. „Vun de Lung uff die Zung“, fasst diese <strong>Pirmasens</strong>er<br />

Kommunikationsstrategie am besten zusammen und daran wollen und sollen wir<br />

auch nichts ändern.<br />

Aus vielen Porträts und Kolumnen von Wahlpirmasensern in diesem Jahr wird auch<br />

deutlich, dass diese besondere <strong>Pirmasens</strong>er Eigenart durchaus geschätzt wird und<br />

an dem Gefühl „Willkommen zu sein“ keineswegs etwas ändert.<br />

Wenn es uns also gelingt, die wichtigen mittelstädtischen Funktionen, wie<br />

Infrastruktur, <strong>Stadt</strong>bild und bürgerschaftliches Engagement in den anhaltenden<br />

Veränderungsprozessen qualitativ gut weiterzuentwickeln, aber auch uns unsere<br />

liebenswerten Eigenarten und unseren besonderen Charme, Andere für uns zu<br />

gewinnen, zu erhalten, wird <strong>Pirmasens</strong> als Mittelstadt in Zukunft seine guten<br />

Chancen auch im Wettbewerb der Städte und Regionen wahren.<br />

Dabei geht es im Kontext des ländlichen Raumes der Südwestpfalz und der<br />

Westpfalz nicht um Konkurrenz, sondern um Kooperation.<br />

Die Stärken des Landkreises sind Stärken der <strong>Stadt</strong>.<br />

Die Vorteile der <strong>Stadt</strong> sind Vorteile des Landkreises.<br />

Die grandiose Kultur- und Naturlandschaft der Landkreise der Westpfalz, ihre<br />

ausgeprägten Stärken im Tourismus, ihr Freizeitwert einerseits, großartige<br />

Kultureinrichtungen, exzellente Industrie- und Technologieunternehmen,<br />

Forschungsinstitute und ein enges Netz an affinen Hochschulen der Städte der<br />

Westpfalz andererseits, führen in der Region zu einer hochattraktiven Symbiose, die<br />

wir noch viel mehr bekannt machen müssen.<br />

8


Die Standortinitiative Südwestpfalz im lokalen Umfeld und die ZukunftsRegion<br />

Westpfalz im regionalen Kontext beschäftigen sich unter Beteiligung von Politik,<br />

Wirtschaftsunternehmen und Verbänden derzeit in vielversprechender Weise genau<br />

damit und es wird meines Erachtens wichtig sein, vorhandene Konzepte, zu einer<br />

gemeinsamen Initiative zu führen, die diese Alleinstellungsmerkmale der Westpfalz in<br />

großem Kontext und mit entsprechender Durchschlagskraft bündelt.<br />

Der Weg für eine Kooperation unserer Region Westpfalz, liebe Eva Lohse, mit der<br />

Metropolregion Rhein-Neckar, wird derzeit geebnet.<br />

Wir sollten uns – als kleine Anregung – nur überlegen, ob wir den sperrigen und<br />

spröden Begriff einer „ZukunftsRegion Westpfalz“ nicht um einen etwas griffigeren<br />

Slogan nach innen und außen populärer und greifbarer erweitern sollten.<br />

Ich könnte mir gut den Slogan „Technologie liegt in unserer Natur“ vorstellen.<br />

Im Kontext dieser Entwicklungen muss die <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> durch eine nachhaltig<br />

angelegte strategische <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik ihre Chancen nutzen.<br />

In Wettbewerben sind die städtebaulichen, sozialen und wirtschaftlichen Konzepte<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> bundes- und landesweit mehrfach ausgezeichnet worden. Dies<br />

zeigt, dass wir auch im Umbruch auf dem richtigen Wege sind.<br />

Bei der Bewältigung der bisherigen, tief greifenden Veränderungsprozesse ist die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong> bereits seit vielen Jahren in hervorragender Weise durch das Land<br />

Rheinland-Pfalz finanziell, planerisch und ideell unterstützt worden. Ebenso wie<br />

durch den Bund und die EU.<br />

Viele dieser Veränderungsprozesse, Herr Staatsminister Schweitzer, hätten auch im<br />

sozialen Bereich, durch die <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong>, ohne diese Unterstützung nicht<br />

bewältigt werden können. Deshalb ist dies auch Anlass, uns dafür herzlich zu<br />

bedanken und der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass uns diese Unterstützung auch<br />

weiterhin erhalten bleibt.<br />

Um keine allzu große Erwartungshaltung aufzubauen, möchte ich es, sehr geehrter<br />

Herr Staatsminister Schweitzer, allerdings im Hinblick auf Ihr folgendes Grußwort mit<br />

meinem hochverehrten Amtsvorgänger, Karl Rheinwalt halten, der anlässlich des<br />

225sten Jahrestags der Verleihung der <strong>Stadt</strong>rechte am 6. November 1988 an die<br />

damals nicht anwesenden offiziellen Vertreter von Bund und Land gerichtet<br />

ausführte:<br />

„Wir entheben Sie hiermit der Verlegenheit, aus Höflichkeit vielleicht etwas<br />

versprechen zu müssen, was Sie morgen nicht halten können“.<br />

Meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

Voraussetzungen für erfolgreichen Wandel<br />

Eine populäre Definition von <strong>Stadt</strong> lautet:<br />

9


„Eine <strong>Stadt</strong> ist eine größere zentralisierte, abgegrenzte Siedlung mit eigener<br />

Verwaltungs- und Versorgungsstruktur im Schnittpunkt größerer Verkehrswege“.<br />

(wikipedia.org/wiki/stadt)<br />

Aus dieser <strong>Stadt</strong>definition leiten sich zwei Voraussetzungen ab, die <strong>Pirmasens</strong> nicht<br />

beeinflussen kann, die mir allerdings im Hinblick auf die von mir aufgezeigten<br />

Chancen und Herausforderungen große Sorgen bereiten und deshalb auch zu einem<br />

solchen Anlass angesprochen werden müssen:<br />

- Finanzausstattung<br />

Zum einen die Voraussetzung, dass Städten – wollen sie ihre Funktion erfüllen - nicht<br />

nur nach allgemeinem Verständnis, sondern durch Grundgesetz und<br />

Landesverfassung zugesprochen wird, ihre Angelegenheiten selbst zu regeln und<br />

dass ihnen deshalb eine angemessene Finanzausstattung zur Verfügung stehen<br />

muss.<br />

Nun wurden die Städte und Gemeinden in langjähriger Übung von Bund und Land<br />

immer mehr in die Pflicht genommen, Aufgaben zu übernehmen, auszuführen und zu<br />

finanzieren, die ihre Grundlage in Bundes- und Landesgesetzen haben und<br />

gesamtstaatliche Aufgabenfelder, insbesondere im sozialen Bereich, betreffen.<br />

Die Finanzierung dieser, auf die Kommunen übertragenen gesetzlichen Aufgaben ist<br />

seit vielen Jahren nicht mehr ausreichend. Im sozialen Bereich hat die <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Pirmasens</strong> beispielsweise bundes- und landesgesetzlich geregelte Ausgaben von ca.<br />

56 Mio. € im Jahr zu leisten, denen lediglich Einnahmen in Höhe von ca. 26 Mio. €<br />

gegenüberstehen. Die Differenz macht das jeweilige jährliche Defizit der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Pirmasens</strong> aus.<br />

Dies führt zu einer untragbaren Überschuldung mit erheblichen Zins- und<br />

Finanzierungsrisiken für die Zukunft und zu einer tief greifenden Aushöhlung des<br />

verfassungsmäßig gesicherten Selbstverwaltungsrechts.<br />

Aktuell hat dies die Untersuchung der Bertelsmannstiftung nachdrücklich bestätigt<br />

und auf die besonders prekäre Lage der Städte in Rheinland-Pfalz hingewiesen.<br />

Dies hat auch der rheinland-pfälzische Verfassungsgerichtshof vor einem Jahr<br />

unmissverständlich festgestellt und eine noch weitergehende Entscheidung in<br />

diesem Sinn wurde Anfang diesen Jahres vom Bundesverwaltungsgericht getroffen.<br />

Bundes- und Landesgesetzgeber sind jetzt gefordert, daraus Konsequenzen zu<br />

ziehen, die dem Anspruch der Kommunen sich selbst zu verwalten, gerecht werden.<br />

Dieses Selbstverwaltungsrecht ist dabei kein Selbstzweck, sondern Grundlage dafür,<br />

dass demokratische Prozesse und der in <strong>Sonntag</strong>sreden immer wieder zitierte<br />

Bürgerwille und das bürgerschaftliche Engagement ernst genommen werden und<br />

sich damit überhaupt entfalten können.<br />

Wenn es stimmt, dass Demokratie nie so unmittelbar erlebt wird, wie im kommunalen<br />

Kontext, dann wird dadurch, dass in diesem Bereich die Gestaltungsmöglichkeiten<br />

10


gegen Null gehen, die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger sich zu engagieren,<br />

dauerhaft erheblich gefährdet.<br />

Verkehrsanbindung<br />

Der zweite Gesichtspunkt ist die Tatsache, dass <strong>Stadt</strong> per Definition auch ausmacht,<br />

gut an überregionale Verkehrswege angebunden zu sein.<br />

Ist dies nicht der Fall, lässt sich auf Dauer erfolgreich keine <strong>Stadt</strong> und damit kein<br />

Staat machen.<br />

Dies gilt umso mehr für Städte im peripheren Raum.<br />

Bei jedem <strong>Pirmasens</strong>er <strong>Stadt</strong>jubiläum wurde von Festrednern und<br />

Oberbürgermeistern festgestellt, dass <strong>Pirmasens</strong> eine gute Verkehrsanbindung in<br />

Richtung der bedeutenden Wirtschaftsräume der Rheinschiene braucht.<br />

Diese Anbindung sorgt, um es ganz einfach zu sagen dafür, dass die Menschen zur<br />

Arbeit und die Arbeit zu den Menschen kommt.<br />

Und diese einfache Tatsache lässt sich auch nicht durch noch so komplizierte<br />

Gedankengänge und Argumente verwässern.<br />

1838 erschien das Buch des Reiseschriftstellers und evangelischen Pastors Friedrich<br />

Blaul, mit „Reisebildern aus Rheinbayern und den angrenzenden Ländern“, der in<br />

einem Artikel mit düsteren Bildern die damalige Situation der <strong>Stadt</strong> <strong>Pirmasens</strong><br />

beschreibt.<br />

Der Bericht schließt mit folgenden Worten: „Ich wünsche, die neue Straße, die von<br />

<strong>Pirmasens</strong> nach Landau durch das Annweilertal zieht, möge den armen<br />

<strong>Pirmasens</strong>ern von größerem Nutzen sein, als der Pantoffelhandel“.<br />

Um vor fast 2<strong>00</strong> Jahren zu der Erkenntnis zu gelangen wie wichtig eine gute<br />

Straßenverkehrsanbindung an den Wirtschaftsraum der Rheinschiene ist, benötigte<br />

der gute Pastor Blaul keine zehn Gutachten und zwei Mediationsverfahren; er ließ<br />

einfach den gesunden Menschenverstand walten.<br />

Im Laufe der Jahrhunderte wurde zur Verbesserung der Verkehrsanbindung von<br />

<strong>Pirmasens</strong>, ein Saar-Pfalz-Kanal, eine Bahn-Untertunnelung der <strong>Stadt</strong> und ein<br />

separater Autobahnbau geplant.<br />

Von allen Fachleuten bestätigt, mit einer Vielzahl von Gutachten belegt, ist die<br />

Fertigstellung der B 10, als durchgängig 4-spuriger Ausbau, zu all diesen Planungen<br />

die einzig sinnvolle Alternative.<br />

Es ist eine Illusion anzunehmen, dass die <strong>Pirmasens</strong>er diese, für die gesamte<br />

<strong>Stadt</strong>entwicklung wichtige Forderung nur deshalb aufgeben, weil das Vorhaben<br />

durch eine neue ideologische Luftströmung infrage gestellt wird.<br />

Man sollte, sehr geehrter Herr Staatsminister Schweitzer, die Entschlossenheit und<br />

Hartnäckigkeit der <strong>Pirmasens</strong>er, die in harten Verhandlungen dem Landgrafen ihre<br />

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<strong>Stadt</strong>rechte abgetrotzt haben, schon deshalb nicht unterschätzen, weil sie durch<br />

unser <strong>Stadt</strong>wappen mit einem trutzigen <strong>Stadt</strong>tor und einem wehrhaften und Blitze<br />

schleudernden Löwen unterstrichen wird.<br />

Schluss<br />

Sie sehen, meine Damen und Herren, es liegen noch viele herausfordernde und<br />

spannende Aufgaben vor uns, um den folgenden Generationen eine lebenswerte und<br />

liebenswerte <strong>Stadt</strong> zu übergeben.<br />

Wie in der Gegenwart wurden schon viele Generationen von Bürgerinnen und<br />

Bürgern unserer <strong>Stadt</strong> gefordert, einen Beitrag zu leisten, damit ihre <strong>Stadt</strong> Krisen<br />

übersteht und sich gut entwickelt.<br />

Ich bin sicher, dass unser Festredner, Herr Professor Zellmann, uns nachher aus<br />

seiner Sicht, spezifische, neue und besondere Zukunftsperspektiven eröffnet. Er<br />

bringt viele Erfahrungen mit, wie Zukunft auch in peripheren Mittelstädten gelingen<br />

kann. Ich freue mich sehr auf seinen Vortrag und die anschließende<br />

Gesprächsrunde.<br />

Ich bedanke mich sehr für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit.<br />

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