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von Dr. Judit Falk - Pikler Hengstenberg

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geholfen, der Entwicklungsfähigkeit ihrer Kinder Vertrauen zu schenken und den Eigenrhythmus dieser<br />

Entwicklung zu respektieren.<br />

Die Eltern lernten gleichzeitig, ohne sich in die Spielaktivität ihres Kindes und seine<br />

Bewegungsentwicklung einzumischen, wie sie - selbst in einer kleinen Wohnung - die Umgebung für die<br />

vom Kind selbst ausgehende und ständig zunehmende Aktivität gestalten und verändern konnten. In<br />

Einklang mit den Bedürfnissen des Kindes haben sie ihm einen ruhigen und ausgewogenen Lebensstil<br />

ermöglicht, seinen Wach- und Schlafrhythmus respektiert und seinen Appetit mit einfacher und<br />

ausgewogener Kost gestillt. Jeden Tag, im Sommer wie im Winter, konnte das Kind an der frischen Luft<br />

sein. Gelegenheit für ein regelmäßiges, spielerisches und gelöstes Zusammensein bot sich auf natürliche<br />

Weise vor allem bei den Mahlzeiten, dem Wechseln der Windeln, dem Baden und Anziehen. Die Pflege<br />

wurde ruhig und ohne Hast ausgeführt, die Bedürfnisse und Reaktionen des Kindes respektiert. Immer<br />

wieder ließ man es "helfen", auch wenn dies Zeit brauchte, und alle Beteiligten hatten ihre Freude daran.<br />

Das Dokument dieser Jahre ist Emmi <strong>Pikler</strong>s erstes Buch Mit tud mär a baba? Neben dem Ungarischen<br />

erschien es in neun weiteren Sprachen - zuletzt auf Deutsch im Jahre 1982 unter dem Titel: Friedliche<br />

Babys - zufriedene Mütter. Emmi <strong>Pikler</strong> konnte feststellen, dass die Kinder im allgemeinen heiter,<br />

interessiert und sehr rege und aktiv waren. Sie entwickelten sich harmonisch und hatten eine gute<br />

Beziehung zu ihren Eltern und ihrer Umgebung. Auch die Eltern wurden zunehmend aufgeschlossener und<br />

zufriedener. Sie haben die Ratschläge gerne angenommen und verwirklicht, obwohl die <strong>von</strong> Emmi <strong>Pikler</strong><br />

empfohlene Vorgehensweise hohe Ansprüche an sie stellte, denn sie erforderte eine viel eingehendere<br />

Organisation des Lebens und der Umgebung als üblich. Schon bald erlebten die Eltern, dass ihr Kind durch<br />

seine selbstständigen Aktivitäten wertvolle Erfahrungen sammelte. Die mit ihren eigenen Aktivitäten und<br />

Versuchen beschäftigten Kinder beanspruchten nicht die ständige Anwesenheit und Hilfe oder gar<br />

„Animation“ ihrer EItern. Wenn diese ihre heiteren und ausgeglichenen Kinder sahen und sich des Wertes<br />

ihrer unabhängigen Aktivität bewusst waren, konnten sie sich ohne Gewissensbisse ihrer übrigen Arbeit, ja<br />

sogar einer Freizeitbeschäftigung widmen - vorausgesetzt, sie blieben in Seh- oder Hörweite. Auf diese<br />

Weise fühlten sie sich nicht als Gefangene ihres Kindes und betrachteten auch das Kind nicht als ihr<br />

Spielzeug, sondern freuten sich an seiner Aktivität und Entwicklung. Gerne erwarteten und verbrachten sie<br />

die Zeit ihres Zusammenseins bei der Pflege und wurden nicht ungeduldig, wenn das Kind die ihm<br />

zugedachte Zeit schelmisch spielend verlängern wollte.<br />

Die damals <strong>von</strong> Emmi <strong>Pikler</strong> betreuten Kinder sind heute schon längst erwachsen und haben mit ihrem<br />

Leben, ihrer Arbeit und der Erziehung ihrer eigenen Kinder bewiesen, dass ihren Eltern seinerzeit gute<br />

Unterstützung zuteil geworden ist.

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