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PiB Kundenbefragung Kindertagespflege (PDF 856 kB)

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hervorgebrachte überschattende Hauptergebnis der Befragung, verweist auf ein Missverhältnis<br />

zwischen einem längerfristigen politischen Ziel und der Lebenswirklichkeit der gegenwärtigen Tagespflegepersonen<br />

einerseits, zwischen hohem fachlichen Anspruch und zu geringen Finanzmitteln, um<br />

ihnen Geltung zu verschaffen, andererseits.<br />

Die Tagespflege zu einem gleichrangigen Angebot zur institutionellen Kindertagesbetreuung insbesondere<br />

für Kinder berufstätiger, auf Betreuungsleistungen angewiesener Mütter auszubauen, ist<br />

gewiss ein politisch sinnvolles Ziel, sinnvoll auch die damit verbundene Erwartung, allen Kindern<br />

neben verlässlicher Versorgung und Zuwendung auch soziale Erfahrungen zu ermöglichen und – der<br />

Sinn frühkindlicher Bildung – ihrer Neugier auf die Welt Nahrung zu geben. Man kann einen solchen<br />

Auftrag auch durch beruflich ausgebildete Fachkräfte für die frühkindliche Betreuung ausüben lassen<br />

und muss es, wenn man das Wohl von kleinen Kindern nur dann erfüllt sieht, wenn sie professionellen<br />

Normen für Erziehungs- und Bildungsprozesse unterworfen werden. Wenn man dies will, muss<br />

man – wie in skandinavischen Ländern üblich – Tagespflegefachkräfte (diesem Begriff schlägt eine<br />

mit dem bürokratischen Begriff ‚Tagespflegeperson‘ nicht einverstandene Frau vor) ausbilden, anstellen,<br />

wie Fachkräfte bezahlen. Da die Politik nur das Ziel entworfen, nicht aber die Voraussetzungen<br />

zu seiner Erreichung geschaffen hat, sind Unzufriedenheit und Halbherzigkeit vorprogrammiert.<br />

Zurückgegriffen hat man in der praktischen Politik vielmehr auf Frauen, die nur in ihrer Minderheit<br />

ihre Hoffnung darauf setzen, Tagespflege eines Tages als vollgültigen Beruf ausüben zu können. An<br />

der Anzahl der betreuten Kinder bemessen – ein Drittel betreut nur ein Kind, ein Drittel zwei oder<br />

drei Kinder und nur das letzte Drittel vier und mehr Kinder – gilt dies faktisch aber, bislang jedenfalls,<br />

nur für eine Minderheit. Diese Gruppe als Fachkraft anzusprechen und entsprechend zu behandeln,<br />

entspräche deren Bedürfnis und Interesse, sie als Kinderpflegerin mit einer 0,58 % Stelle anzusprechen,<br />

nicht. Auf der anderen Seite stehen aber eben auch viele – jene, die nur ein Kind, nicht selten<br />

ein verwandtes Kind, betreuen, die gar keine professionelle Tätigkeit ausüben wollen –, die eigentlich<br />

nichts anderes wollen, als ihre Tochter oder den Sohn entlasten, ein „Taschengeld“ dazu verdienen<br />

oder eine kleine zusätzliche Aufgabe zur Bereicherung des Alltags aufnehmen; in Ausübung dessen,<br />

was sie können und was Generationen vor ihnen getan haben. Man hat auch sie zur<br />

0,58 %-Kinderpflegerin gemacht und ihnen für Berufstätige geltende Normen unterstellt. Für alle hat<br />

man zusätzlich noch beschlossen, sie in eine Art Scheinselbstständigkeit zu pressen; die „Oma“ als<br />

Ich-AG. Sinnvoller wäre es gewesen, die unterschiedlichen Motive und Voraussetzungen auch in der<br />

Gestaltung der Rahmenbedingungen zu beachten: Die einen bräuchten mehr, um ihren Beruf zum<br />

Beruf machen zu können, die anderen weniger an Regulierung.<br />

Dass es die beiden Gruppen – und wohl auch Zwischenformen – gibt, zeigen auch die Ergebnisse der<br />

<strong>Kundenbefragung</strong>. Es gibt Tagespflegepersonen, die unter den mit der Selbstständigkeit verbundenen<br />

Problemen leiden und zumindest mehr Beratung und Unterstützung für den Umgang mit ihnen<br />

anfordern. Andere kümmern sie gar nicht, weil der geringe Umfang ihrer Tätigkeit die Einnahmen<br />

ohnehin unter der Grenze der gesetzlichen Rahmenbedingungen für eine nebenberufliche Selbstständigkeit<br />

hält. Ein Teil von ihnen will mehr fachliche Unterstützung, mehr Beratung in pädagogischen<br />

Fragen, mehr Qualifikation, für einen anderen Teil ist das belanglos. Ein Teil braucht den<br />

häufigen Kontakt zu den Fachberaterinnen, ein anderer Teil kommt mit viel weniger aus. Auch dazu<br />

gehört, dass eine der Fachberaterinnen dem Berichterstatter von Anrufen anlässlich der Erhebung<br />

mit dem Inhalt „Sie sind immer so nett, ich geb mal überall eine 1“ erzählte, auf der anderen Seite<br />

eine Tagespflegefachkraft in den Fragebogen schrieb, „natürlich verlange ich von den Eltern ein<br />

zusätzliches Entgelt, zumal sie ohne meine Forderung an meiner Qualifikation zweifeln würden.“<br />

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