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PiB Kundenbefragung Kindertagespflege (PDF 856 kB)

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1. Zur Einführung<br />

Die <strong>Kindertagespflege</strong> gehört seit langem zum Repertoire der Kinder- und Jugendhilfe. Fast das ganze<br />

20. Jahrhundert über betrachtete man sie allerdings lediglich als relativ unwichtiges Anhängsel des<br />

allgemeinen Pflegekinderwesens, gedacht für die Versorgung von zumeist kleinen Kindern aus sozialen<br />

oder „fürsorgerischen“ Gründen. Wer es sich leisten konnte, übergab sein unversorgtes Kind<br />

nicht der „Jugendwohlfahrt“, sondern suchte sich selbst eine „Kinderfrau“, die das Kind oder die<br />

Kinder in der eigenen Häuslichkeit tagsüber versorgte.<br />

Diskussionen zur Aufwertung und Verbreitung der <strong>Kindertagespflege</strong> gab es in Deutschland erstmals<br />

in den frühen 1970er Jahren im Kontext von politischen Debatten über die Erwerbstätigkeit von<br />

jungen Müttern und über die Barrieren, die der Aufnahme einer Beschäftigung entgegen stehen.<br />

Überwiegend aus arbeitsmarktpolitischen Gründen, bei frauenpolitisch interessierten Personen und<br />

Verbänden, aber auch aus emanzipatorischen Gründen, wurde – forciert vom Tagesmütter-Modell<br />

des Deutschen Jugendinstituts – erst um diese Zeit eine erhebliche Lücke im offiziellen Versorgungssystem<br />

insbesondere für Kleinkinder konstatiert und auf den Ausbau der <strong>Kindertagespflege</strong> gedrängt.<br />

„Etwa 555.000 berufstätige Mütter suchen für ungefähr 590.000 Kinder unter drei Jahren eine verantwortbare<br />

Betreuung“, verkündete der Bundesverband Neue Erziehung noch 1975 1 , zur Verfügung<br />

standen aber kaum Betreuungsplätze, weder Krippen noch Tagesmütter. Noch für 1976 ergab eine<br />

Repräsentativerhebung des zuständigen Bundesministeriums (BMJFG), dass von allen auf Berufstätigkeit<br />

angewiesenen, häufig alleinerziehenden Müttern lediglich 4 % auf einen Krippenplatz und<br />

lediglich 1 % auf eine registrierte Tagespflegestelle zurückgreifen konnten. Alle anderen Kinder<br />

wurden von Großeltern, anderen erwachsenen Verwandten oder älteren Geschwistern (56 % aller),<br />

von einer ins Haus kommenden Hausangestellten oder Kinderpflegerin (7 %), von Nachbarn (4 %)<br />

oder von der (nur teil- oder stundenweise beschäftigten) Mutter selbst betreut. 14 % der Kinder<br />

wurden allein aus Gründen der Berufstätigkeit fremdbetreut 2 .<br />

Trotz aller dringlichen Appelle: Auch in den folgenden Jahrzehnten tat sich zwar etwas – die Nachfrage<br />

nach Versorgungsplätzen in Krippen und vor allem bei Tagesmüttern wuchs nach dem Tagesmütter-Modell<br />

des Deutschen Jugendinstituts erheblich –, aber noch nicht allzu viel. Politiker und<br />

Wissenschaftler verkündeten – trotz diverser gegenteiliger Forschungsergebnisse – gerne weiterhin<br />

ihre Bedenken gegen eine Fremdversorgung von Kleinkindern mit Argumenten wie „kleine Kinder<br />

gehören zur Mutter“, „Doppelbetreuung schadet“ oder auch „die familiäre Solidarität wird untergraben“.<br />

In Bremen war man in dieser Hinsicht besonders zurückhaltend, so dass man hier auch lange<br />

Zeit Schlusslicht beim Aufbau von Einrichtungen für Kleinkinder sowie der Tagespflege war. Amtlichen<br />

Statistiken zufolge stieg die Zahl an registrierten Tagespflegeplätzen in der Stadt nur sehr langsam<br />

von nur 98 so versorgten Kindern im Jahr 1978 auf lediglich 159 im Jahr 1983 3 .<br />

Einen neuerlichen Aufschwung bekam die Diskussion zur Tagespflege erst mit dem Inkrafttreten des<br />

Kinder-und Jugendhilfegesetzes (SGB VIII) zu Beginn der 1990er Jahre. Erst jetzt wurde die Tagespflege<br />

aus dem allgemeinen Regelungsbereich des Pflegekinderschutzes herausgenommen und als eine<br />

eigenständige Leistung der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext der Förderpolitik für Kinder in Tageseinrichtungen<br />

und in Tagespflege ausgestaltet. Von diesem Zeitpunkt an verlor die <strong>Kindertagespflege</strong><br />

ihren Charakter als „Notanker“ und ihren kinderfürsorgerischen Charakter. Dennoch blieben zu-<br />

1 Schulz, W./ Ruelcker, T./ Rheinländer, A. (Hg.): Tagesmütter. Was brauchen unsere Kinder in den ersten Lebensjahren,<br />

Weinheim und Basel 1975, Vorwort.<br />

2 Zit. nach Arbeitsgruppe Tagesmütter: Modellprojekt Tagesmütter, München 1977, S. 44.<br />

3 Zit. nach Born, Claudia u.a.: Berufstätige Mütter. Zwischen Arbeitsplatz und Kinderkrippe. Untersuchungen zur Situation in<br />

der Tagesbetreuung von Kindern zwischen null und drei Jahren. Bremen 1985, S. 49.<br />

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