Jahresbericht 2012 - PiB
Jahresbericht 2012 - PiB
Jahresbericht 2012 - PiB
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<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
© Mirko Raatz - Fotolia.com<br />
Die Kinder stehen im Mittelpunkt<br />
Kindertagespflege<br />
Kurzzeitpflege<br />
Patenschaften<br />
Übergangspflege<br />
Vollzeitpflege<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
1
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen gemeinnützige GmbH<br />
Bahnhofstraße 28 - 31 • 28195 Bremen<br />
Telefon: 0421/ 95 88 200 • Telefax: 0421/ 95 88 20 - 45<br />
E-Mail: info@pib-bremen.de • www.pib-bremen.de<br />
Geschäftsführerin:<br />
Monika Krumbholz<br />
Amtsgericht Bremen<br />
HBR 20483<br />
Steuer-Nr. 71-608/10739<br />
Konzeption und Redaktion:<br />
<strong>PiB</strong>-Öffentlichkeitsarbeit<br />
Stand:<br />
04.2013<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort 5<br />
Höhepunkte des Jahres <strong>2012</strong> 6<br />
<strong>PiB</strong> startet ins zweite Jahrzehnt 7<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit 12<br />
Spenden und andere Hilfen für Pflegekinder 14<br />
Die <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule 16<br />
Die Kindertagespflege 21<br />
Eignungsüberprüfung in der Kindertagespflege 27<br />
Fort- und Weiterbildung für Tagespflegepersonen 29<br />
Externe Kindertagespflege 30<br />
Kindertagespflege als Hilfe zur Erziehung 32<br />
Kindertagespflege in den Regionen 34<br />
Region Nord 34<br />
Region Nord-Ost 36<br />
Region Ost 38<br />
Region Mitte 39<br />
Region West 40<br />
Region Süd 42<br />
Die Vollzeitpflege 45<br />
Kinder in Familien vermitteln 51<br />
Leibliche Eltern von Pflegekindern beraten 53<br />
Allgemeine und heilpädagogische Vollzeitpflege 56<br />
Kinder im Exil 61<br />
Sonderpädagogische Vollzeitpflege 63<br />
Verwandtenpflege / Vollzeitpflege im sozialen Netz 69<br />
Die Kurzzeitpflege 72<br />
Die Patenschaften 76<br />
Die Übergangspflege 80<br />
Anhang85<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
3
Vorwort<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
weiterhin stabil und zusätzlich feierlich – das war das vergangene Jahr. Und<br />
natürlich bewegt. Denn bei 700 Familien und über 330 Tagespflegepersonen, die<br />
fortlaufend mit uns zusammenarbeiten, ist der menschliche Faktor entscheidend.<br />
Diese Bewegung im Miteinander macht unsere Arbeit aus und sie macht auch<br />
Freude.<br />
Neu war, dass wir in <strong>2012</strong> mit Pflegefamilien, Paten, Kindertagespflegepersonen<br />
und anderen Trägern zum ersten Mal nicht nur gearbeitet, sondern auch ein<br />
wenig gefeiert haben. Denn <strong>PiB</strong> ist zehn Jahre geworden. Das war ein Anlass<br />
zur Rückschau – und zum Dank. Ohne die Unterstützung, die wir über die Jahre<br />
erfahren haben, stünden wir nicht, wo wir heute stehen.<br />
Wie es bei <strong>PiB</strong> genau ausschaute und welche Veränderungen es im vergangenen<br />
Jahr gab, das lesen Sie im folgenden Bericht. Er zeichnet die feinen Linien nach, an<br />
denen wir Verbesserungen erreicht haben, er weist die Stolpersteine aus, die wir<br />
aus dem Weg schaffen möchten und er leuchtet die Highlights aus: Dass die Kindertagespflege<br />
im kommenden Jahr 2013 mit anderen Kinder-Betreuungsformen<br />
gesetzlich gleichgestellt wird, hat uns schon in <strong>2012</strong> bewegt und wird uns auch in<br />
diesem Jahr beschäftigen. Seien Sie mit uns gespannt.<br />
Monika Krumbholz<br />
Geschäftsführerin
Höhepunkte des Jahres<br />
Dritter öffentlicher Infotag Kindertagespflege<br />
und Fachtag Kindertagespflege<br />
„Mit allen Sinnen die Welt entdecken“ für<br />
335 Tagespflegepersonen.<br />
Die Konzeption für den neuen<br />
Arbeitsschwerpunkt Netzwerkerkundung wird<br />
fertig und ins Internet gestellt.<br />
Januar<br />
Februar<br />
März<br />
Die erste konstituierende Sitzung der<br />
Gesellschafterversammlung legt die<br />
zukünftige Geschäftsordnung fest.<br />
<strong>PiB</strong>-MitarbeiterInnen, Gesellschaftter und<br />
befreundete Träger feiern gemeinsam das<br />
zehnjährige Bestehen von <strong>PiB</strong>.<br />
April<br />
Die Sozialsentorin lädt zur Zukunftswerkstatt<br />
Ausbau Kinderbetreuung ein. <strong>PiB</strong> ist vertreten.<br />
Erstes Treffen des neuen Fachbeirats der<br />
Gesellschaft <strong>PiB</strong> mit Vorstellung unserer<br />
Leistungsangebote.<br />
Der Fachtag „Kinder stark machen“ für<br />
alle Pflegefamilien und Paten findet in der<br />
Gesamtschule Ost statt.<br />
Mai<br />
Juni<br />
Sozialsenatorin Anja Stahmann lädt Bremer<br />
Kindertagespflegepersonen zu einem<br />
Empfang ins Bremer Rathaus. Anlass ist das<br />
zehnjährige Bestehen von <strong>PiB</strong>.<br />
Die Arbeit im zweiten <strong>PiB</strong>-Familiencafé<br />
beginnt im Familienquartierszentrum in der<br />
Vahr. Erste Begegnungen finden statt.<br />
Juli<br />
August<br />
Das Kompetenzzentrum der<br />
Handwerkskammer und <strong>PiB</strong> geben auf einer<br />
Pressekonferenz ihre Zusammenarbeit für<br />
betriebsnahe Kindertagespflege bekannt.<br />
Der Landesbetriebssportverband LBSV<br />
macht <strong>PiB</strong> zum Empfänger von Spenden des<br />
großen Bremer Kindertages. Es gibt über<br />
3.000 Euro für die Pflegekindergruppen.<br />
Vier Praktikantinnen werden anhand eines<br />
speziell entwickelten Curriculums in ihr<br />
Praxissemester eingeführt.<br />
September<br />
Oktober<br />
Die bremische Kindertagespflege wird<br />
erstmalig an der Ablaufplanung zum neuen<br />
Kindergartenjahr beteiligt.<br />
Die Gruppenangebote für Pflegekinder<br />
erhalten eine eigene Konzeption, die auf<br />
www.bremen.de veröffentlicht wird.<br />
Ein weiteres Familiencafé entsteht<br />
im TiQ (Treffpunkt im Quartier) des<br />
Gemeindeverbundes Aumund-Vegesack.<br />
November<br />
Das Literaturkontor, die Stadtbibliothek<br />
Bremen und <strong>PiB</strong> richten eine öffentliche<br />
Lesung über berühmte Pflegekinder aus.<br />
Die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege wird im Radio<br />
beworben. Das hat es noch nie gegeben.<br />
Viele Eltern wünschen Informationen über die<br />
Kindertagespflege.<br />
Dezember<br />
Erstmals geht ein Fortbildungsprogramm für<br />
alle aktiven Kindertagespflegepersonen in<br />
den Druck – außerdem erscheint eine neue<br />
Informationsbroschüre Kindertagespflege.<br />
6
<strong>PiB</strong> startet ins zweite Jahrzehnt<br />
Neuer Kooperationsvertrag und neue Ansprechpartner<br />
Der zum Jahresbeginn <strong>2012</strong> in Kraft getretene Kooperationsfolgevertrag mit der<br />
Stadt Bremen definiert die Arbeit von <strong>PiB</strong>. In ihm sind, zusätzlich zu den verschiedenen<br />
Leistungsangeboten der Vollzeit- und der Kindertagespflege, erstmals auch die<br />
Übergangspflege, Patenschaften und Kurzzeitpflege als verbindliche Leistungsangebote<br />
mit einem Ausbauauftrag enthalten. Damit ist die Arbeit von <strong>PiB</strong> zukunftsweisend<br />
und transparent beschrieben.<br />
War der Abschluss dieses neuen Kooperationsvertrages auf Seiten der Stadt durch<br />
Herbert Holakovsky, bis 2011 Referatsleiter „Erzieherische Hilfen“ im Amt für Soziale<br />
Dienste der Stadt Bremen, zwar noch federführend vorbereitet worden, so brachte<br />
das Jahr <strong>2012</strong> insgesamt doch viele Abschiede. Insbesondere auf der Seite des städtischen<br />
Partners, aber auch durch eine neue Gesellschafterstruktur bei <strong>PiB</strong>, gab es<br />
auf allen Ebenen neue Ansprechpersonen und Verbindungen. Unterdessen wurden<br />
bewährte Arbeitsstrukturen wie die AG Messwert – ein von der Stadt und von <strong>PiB</strong><br />
paritätisch und auch durch die Wissenschaft besetztes Gremium, das die fachliche<br />
Weiterentwicklung der Leistungsangebote begleitete – vorläufig ausgesetzt.<br />
Neuer Gesellschaftervertrag wird mit Leben erfüllt<br />
Mit einem zum Jahresbeginn <strong>2012</strong> in Kraft getretenen neuen Gesellschaftervertrag<br />
wurden auch das Deutsche Rote Kreuz, Kreisverband Bremen e. V. und der Caritasverband<br />
Bremen e. V. Gesellschafter der <strong>PiB</strong> gemeinnützige GmbH. Sie erweitern<br />
den Kreis der bisherigen Gesellschafter aus Diakonischer Jugendhilfe Bremen (jub)<br />
und dem Verein Bremer Säuglingsheime. Die Gesellschafter halten zu gleichen Teilen<br />
Anteile an der <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen gemeinnützige GmbH, die mit dem<br />
neuen Eintrag ins Handelsregister zugleich ihre Gemeinnützigkeit ausdrücklich in<br />
den Namen aufnahm. Nunmehr tragen vier große Wohlfahrtsverbände in Bremen<br />
das System der Familienpflege.<br />
Neben der konstituierenden Sitzung am 15. März hielten die Gesellschafter in <strong>2012</strong><br />
eine weitere Gesellschafterversammlung ab. Zusätzlich wurde ein Fachbeirat ins<br />
Leben gerufen. Besetzt mit fachlichen Ansprechpersonen aus den Leitungsebenen<br />
der Gesellschafter hat der Fachbeirat die Aufgabe, die Kooperation zwischen der<br />
gemeinnützigen Gesellschaft <strong>PiB</strong> und ihren Gesellschaftern auszuloten und damit<br />
Impulse und Synergien für alle Beteiligten zu generieren.<br />
Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen von <strong>PiB</strong><br />
Eine Serie von fachöffentlichen und öffentlichen Veranstaltungen hat das zehnjährige<br />
Bestehen der <strong>PiB</strong> gemeinnützige GmbH im Jahr <strong>2012</strong> begleitet. Den Auftakt<br />
machte die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege mit einem öffentlichen Infotag Kindertagespflege<br />
und einem an aktive Tagespflegepersonen gerichteten Fachtag im Januar. Es<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
7
folgte im März der erstmalige Empfang von bremischen Kindertagespflegepersonen<br />
durch die Senatorin. Nach einer <strong>PiB</strong>-Mitarbeiterfeier, zu der auch Vertreter befreundeter<br />
Bremer Träger eingeladen waren, wurde im Juni ein Fachtag Vollzeitpflege<br />
für aktive Pflege- und Patenfamilien mit einem umfangreichen Kinderbetreuungsprogramm<br />
veranstaltet. Die Feierlichkeiten endeten Anfang September mit einem<br />
Auftritt beim Bremer Kindertag. Dort überreichte der Landesbetriebssportverband<br />
anlässlich des zehnten Geburtstages auch eine Spende zur Förderung der Pflegekindergruppen<br />
an <strong>PiB</strong>.<br />
Personalentwicklung und -gewinnung<br />
Personell war das Jahr <strong>2012</strong> ein Jahr der Verstetigung. Nachdem deutliche Personalzuwächse<br />
den Beschäftigtenstamm in den Vorjahren kontinuierlich auf 63<br />
Personen plus vier Minijob-Arbeitsverhältnisse erweitert hatten, konnten in <strong>2012</strong><br />
die damit verbundenen Arbeits- und Integrationsprozesse abgeschlossen werden.<br />
Es wurden zwei Leitfäden entwickelt: zur Personalgewinnung und zur Einarbeitung<br />
speziell junger Fachkräfte und im Zuge der Nachwuchsorientierung nahmen außerdem<br />
vier Studentinnen der Hochschule Bremen im Rahmen eines mehrmonatigen<br />
Praktikums an einem internen Curriculum teil. Alle genannten Maßnahmen wurden<br />
von den Beteiligten sehr positiv bewertet.<br />
Bemerkenswert war in <strong>2012</strong> die hohe Beteiligung der Fachkräfte an Fortbildungen.<br />
Dies geht unter anderem auf eine Strategie zur Personalgewinnung zurück, die<br />
Fortbildung als ein Instrument nutzt, das auch jüngeren Fachkräften den Einstieg<br />
bei <strong>PiB</strong> ermöglicht. Dank der großen Motivation der Beschäftigten verfügen in der<br />
Abteilung Vollzeitpflege inzwischen (oder in absehbarer Zeit) alle FachberaterInnen<br />
über eine Ausbildung als systemischer Familienberater. Insgesamt haben im Jahr<br />
<strong>2012</strong> über die Hälfte aller MitarbeiterInnen mehr als 50 Fortbildungen besucht, von<br />
denen zwei als Inhouse-Veranstaltungen organisiert wurden. Das Leitbild von <strong>PiB</strong><br />
als lernende Organisation wird erfolgreich gelebt.<br />
Ein weiterer Bestandteil der Strategie zur Personalgewinnung ist es, Beschäftigten<br />
bedarfsorientierte und flexible Teilzeitmodelle anzubieten. Über die Hälfte der Beschäftigten<br />
bei <strong>PiB</strong> arbeiteten in Teilzeit. Ab 2013 gibt es für Angestellte außerdem<br />
die Option auf ein befristetes Sabbatical (drei Monate). Die Geschäftsführerin nutzte<br />
diese Möglichkeit bereits in <strong>2012</strong>.<br />
Evaluationen<br />
Zwei Evaluationsaufträge wurden gemeinsam mit der Gesellschaft für Innovative<br />
Sozialforschung und Sozialplanung e. V., GISS, bearbeitet. So wurde die in 2011<br />
eingerichtete Zentrale Einheit Vermittlung (für Fremdpflege in der allgemeinen<br />
und heilpädagogischen Vollzeitpflege) auf ihre Wirkung hin bewertet. Zwar fiel das<br />
Ergebnis insgesamt positiv aus, doch ist es nur begrenzt aussagekräftig, da sich<br />
während des laufenden Bewertungszeitraumes zugleich eine Änderung in der An-<br />
8
fragenstruktur vollzog, die zu weniger Vermittlungen in der Fremdpflege führte. Da<br />
die Umstrukturierung außerdem zu Lasten der Fachberatung gegangen war, deren<br />
Fallzahl sich dadurch erhöht hatte, werden bei weiterhin niedrigen Vermittlungszahlen<br />
in 2013 erneut Veränderungen notwendig.<br />
Ein weiterer Auswertungsauftrag betraf die Zufriedenheit der NutzerInnen der <strong>PiB</strong>-<br />
Pflegeelternschule. Dies geht auch auf die Kundenbefragung von 2010 zurück. Die<br />
bisherige Planung sieht eine systematische Zufriedenheitsabfrage der Kurs- und<br />
GruppenteilnehmerInnen ab 2013 vor. Neue Impulse und Kritik im Sinne der bedarfsorientierten<br />
Qualitätsentwicklung können so aufgegriffen werden.<br />
Kindertagespflege im Umbruch<br />
Für die bremische Kindertagespflege war das Jahr <strong>2012</strong> ein Jahr des Umbruchs.<br />
Dafür waren insbesondere politische Faktoren maßgeblich. So wurde im Zuge des<br />
Bürokratieabbaus die Reform der bislang sehr komplizierten Abrechnung des Pflegegeldes<br />
angekündigt. Ein Teil dieser Leistung gegenüber Tagespflegepersonen soll<br />
künftig vereinfacht werden und durch <strong>PiB</strong> erfolgen. In die Verhandlungen über die<br />
Ausgestaltung dieser Dienstleistung sind neben der <strong>PiB</strong>-Geschäftsführung auch die<br />
Abteilungsleitung und die Gesellschafter einbezogen.<br />
Wesentlich beeinflusst wurde die Dynamik in der Kindertagespflege zudem durch<br />
die Ausweitung des Rechtsanspruches auf Betreuung für Kinder ab dem ersten<br />
Lebensjahr ab Mitte 2013. Hier ist die Kindertagespflege als familiennahes und<br />
kleinräumiges Angebot von besonderer Bedeutung. Im Zuge der Vorbereitungen<br />
auf den Stichtag wurde die Kindertagespflege als gleichwertiges Angebot auch in<br />
alle neuen städtischen Instrumente integriert, die Eltern den Zugang zu Betreuung<br />
sichern. Der Verwaltungs- und Abstimmungsaufwand war hier erheblich, zumal<br />
sich die flexiblen Angebotseigenschaften der Kindertagespflege nicht 1:1 in die Darstellungen<br />
der institutionellen Kinderbetreuungsangebote einfügen lässt.<br />
Veränderungen in der Vollzeitpflege<br />
In <strong>2012</strong> zeigten sich deutliche Veränderungen im Anfrageverhalten des Amtes für<br />
Soziale Dienste in Bezug auf die Vermittlung von Pflegekindern in Fremdpflege:<br />
Es gab eine Zunahme von Vermittlungen innerhalb der Sparte<br />
Verwandtenpflege/soziales Netz um 7 Prozent (12 Fälle) in Vergleich zu<br />
2011. Dieser in der Sache positive Trend hatte in den Vorjahren bereits<br />
begonnen. In <strong>2012</strong> hat er erstmals dazu geführt, dass 68 Prozent aller<br />
Neuvermittlungen in der Verwandtenpflege stattfanden (48 Fälle vs.<br />
22 Fälle in Fremdpflege 1 ). Mit Blick auf Vorkommnisse in anderen Städten,<br />
aber auch wegen des speziellen Bedarfes von Pflegefamilien, die ein<br />
Pflegekind aus dem eigenen Familiensystem aufnehmen, erfordert die<br />
1 Die besondere Pflegeform für Kinder im Exil ist hier ausgenommen.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
9
vorstehend beschriebene Entwicklung im bremischen Pflegekinderwesen<br />
neue fachliche Antworten. Diese sollten innerhalb von <strong>PiB</strong> und im Dialog<br />
mit dem Amt für Soziale Dienste als Auftraggeber entwickelt und reflektiert<br />
werden.<br />
Bemerkenswert war in <strong>2012</strong> auch das dem Vermittlungsverfahren vorausgehende<br />
Anfrageverhalten seitens des Auftraggebers. So entsprach zwar<br />
die Zahl der Vermittlungsanfragen (117) genau der des Vorjahres, doch<br />
kamen über ein Drittel (42) dieser Anfragen nie zur Vermittlung; Anfragen<br />
wurden zurückgezogen, verschiedentlich wurden sogar bereits<br />
angebahnte Vermittlungen abgebrochen. Dies wirft Fragen zur Vorklärung<br />
von Anfragen und Vermittlungen auf, die mit allen Beteiligten in- und<br />
außerhalb von <strong>PiB</strong> besprochen werden sollten.<br />
Trotz der gleichbleibenden Zahl von Anfragen (117) wurden in <strong>2012</strong><br />
insgesamt 16 Kinder weniger in Pflegefamilien vermittelt als im Vorjahr.<br />
Dieser Vermittlungsrückgang um 17 Prozent hat seine Ursache in zwei<br />
unabhängigen Entwicklungen, die sich gegenseitig verstärken, weil sie<br />
trotz hohen Arbeitsaufwandes seltener in Vermittlungen mündeten:<br />
Während in der Fremdpflege vergleichsweise viele Vermittlungsaufträge<br />
abgebrochen wurden, vollzog sich in der Verwandtenpflege ein anderer,<br />
ebenfalls bedenklicher Prozess. Wenn die Eignungsüberprüfung hinsichtlich<br />
der Unterbringung eines Kindes bei Verwandten nicht positiv ausfiel, dann<br />
erteilte das Casemanagement seltener den Auftrag, das Kind in eine<br />
Fremdpflege zu vermitteln, als dies in der Vergangenheit der Fall war. Dies<br />
ist eine neue Erfahrung. In beiden Fällen wurde die qualifizierte Dienstleistung<br />
von <strong>PiB</strong> zwar in Anspruch genommen. Allerdings mündete sie seltener<br />
in die Vermittlung eines Kindes in eine Pflegefamilie.<br />
Erfolgreich etabliert hat sich in <strong>2012</strong> die Kooperation der verschiedenen<br />
Sparten in der Vollzeitpflege mit dem Bereich Elternberatung, die als Querschnittsaufgabe<br />
den Beratungsbedarf und die Anliegen der leiblichen<br />
Eltern von Pflegekindern aufgreift.<br />
Zugleich zeichnet sich ab, dass die von <strong>PiB</strong> angebotenen Gruppenaktivitäten<br />
für Pflegekinder ein fester Bestandteil der Arbeit sind und von Kindern<br />
und Familien stetig nachgefragt werden. Verschiedene Themenfelder<br />
wurden in <strong>2012</strong> neu aufgenommen und erprobt. Dabei folgt <strong>PiB</strong> einer<br />
fachlichen pädagogischen Konzeption 1 , wie sie in Deutschland<br />
einzigartig ist. Die Gruppenangebote für Pflegekinder werden in großen<br />
Teilen durch private und Firmenspenden gefördert.<br />
1 Die Konzeption ist einsehbar unter dem Menüpunkt Pflegeelternschule auf der Internetseite www.pib-bremen.de.<br />
10
Kooperation mit dem Kompetenz-Zentrum Pflegekinder<br />
Die Kooperation mit dem Kompetenz-Zentrum Pflegekinder wurde in <strong>2012</strong> erfolgreich<br />
fortgesetzt. <strong>PiB</strong> war dabei an zwei bundesweiten Expertengesprächen beteiligt<br />
und stellte u. a. zum Pflegekinder-Fachtag der Universität Siegen ReferentInnen für<br />
die Themen Elternarbeit, Verwandtenpflege und Eignungsüberprüfung. <strong>PiB</strong> kooperiert<br />
außerdem bei der Entwicklung eines bundesweiten Qualifizierungsangebotes<br />
für MitarbeiterInnen von Fachdiensten im Pflegekinderwesen, das die Universität<br />
Siegen und das Kompetenz-Zentrum gemeinsam planen. Ebenso kooperiert <strong>PiB</strong> bei<br />
der Entwicklung einer neuen Fachzeitschrift „Familienbande“ für Pflegeeltern, die<br />
das Kompetenz-Zentrum in 2013 erstmals deutschlandweit herausgeben will.<br />
Ausblick<br />
Die strategische Weiterentwicklung insbesondere der Kindertagespflege<br />
wird in 2013 weitere Kräfte binden, wenn zugleich die Auszahlung des<br />
Pflegegeldes in die Verantwortung von <strong>PiB</strong> übergehen soll.<br />
Neue Arbeitsstrukturen mit der Behörde und dem Amt für Soziale Dienste<br />
sollten geschaffen werden, die die Weiterentwicklung der Angebote von<br />
<strong>PiB</strong> und die flexible Reaktion auf die Bedarfe der Stadt ermöglichen sollen.<br />
In diesem Zusammenhang wird die Ausrichtung der <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege in<br />
fachlicher Auseinandersetzung mit der Stadt Bremen erneut überprüft<br />
werden müssen.<br />
Innerhalb des <strong>PiB</strong>-internen Qualitätsmanagementprozesses soll das<br />
Auditierungsverfahren in 2013 beginnen.<br />
Die <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege beteiligt sich an einem Forschungsprojekt der<br />
Universität Siegen, das die Rückkehr von Pflegekindern zu den leiblichen<br />
Eltern untersucht.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
11
Die Öffentlichkeitsarbeit<br />
Die Stabsstelle <strong>PiB</strong>-Öffentlichkeitsarbeit wirbt zentral und systematisch für die verschiedenen<br />
Geschäftsbereiche der gemeinnützigen Gesellschaft <strong>PiB</strong> und initiiert und<br />
begleitet Kooperationen mit Medien und Partnern. Regelmäßig veröffentlicht sie<br />
den Newsletter <strong>PiB</strong>-TiPPS für Bremer Kindertagespflegepersonen und den Newsletter<br />
<strong>PiB</strong>-POST für Paten und Pflegeeltern aus allen Bereichen. Die <strong>PiB</strong>-Öffentlichkeitsarbeit<br />
entwickelt zudem die Webseite www.pib-bremen.de weiter, auf der aktuelle Informationen<br />
und alle im Haus erstellten Flyer und Publikationen für die Öffentlichkeit<br />
abrufbar sind. Zudem koordiniert die Stabsstelle die Teilnahme von <strong>PiB</strong> an öffentlichen<br />
Veranstaltungen zu Informations- und Imagezwecken.<br />
Daten und Fakten<br />
53 kurze bis lange Berichte erschienen über <strong>PiB</strong> in den Medien, davon<br />
einer in überregionalen Medien und vier im Fernsehen.<br />
2 Mal war <strong>PiB</strong> an Pressekonferenzen beteiligt.<br />
9 Kindertagespflegepersonen und Paten kooperierten für Medienarbeit.<br />
24 Mal beteiligte <strong>PiB</strong> sich an Veranstaltungen und Festen in Stadtteilen,<br />
Gemeindezentren oder Einrichtungen.<br />
1 Mal organisierte <strong>PiB</strong> den Infotag Kindertagespflege.<br />
1 Mal begleitete <strong>PiB</strong> den Empfang der bremischen Kindertagespflegepersonen<br />
durch die Sozialsenatorin.<br />
68 Veranstaltungen zur Erstinformation aller Abteilungen wurden beworben.<br />
600 Personen wurden regelmäßig direkt durch den Newsletter <strong>PiB</strong>-POST für die<br />
<strong>PiB</strong>-Vollzeitpflegefamilien erreicht, der in <strong>2012</strong> dreimal erschien.<br />
400 Personen wurden regelmäßig direkt durch den Newsletter <strong>PiB</strong>-TiPPS für die<br />
Kindertagespflege erreicht, der sechs Mal erschien.<br />
2 Mal erschien das Programmheft der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule.<br />
Die <strong>PiB</strong>-Öffentlichkeitsarbeit im Raffer<br />
Ihr zehnjähriges Bestehen beging <strong>PiB</strong> in <strong>2012</strong> mit zahlreichen öffentlichen und<br />
fachöffentlichen Veranstaltungen, die die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit organisatorisch<br />
und medientechnisch begleitete. In der ersten Jahreshälfte bis August<br />
fanden statt: der Infotag Kindertagespflege, der Fachtag Kindertagespflege, der<br />
Empfang der bremischen Kindertagespflegepersonen durch die Sozialsenatorin,<br />
eine Feier für Mitarbeiter, Gesellschafter und befreundete Fachorganisationen, der<br />
Fachtag Vollzeitpflege sowie der Auftritt „Pflegekinder stark machen“ beim Bremer<br />
Kindertag.<br />
Im Zuge des zehnjährigen Bestehens wurde außerdem der öffentliche Auftritt von<br />
<strong>PiB</strong> im Rahmen der Corporate Identity überarbeitet. Dies erfolgte hinsichtlich der<br />
12
Gestaltung von Werbeauftritten, Flyern, Broschüren, Fensterwerbung sowie Formularen<br />
etc. Auch wurden sämtliche Werbematerialien im Zuge der Neufassung des<br />
Kooperationsvertrages mit der Stadt Bremen umgearbeitet. Dies war erforderlich,<br />
da der Kreis der Gesellschafter erweitert worden war und zugleich der gemeinnützige<br />
Status der Gesellschaft <strong>PiB</strong> ausdrücklich in die Namensnennung aufgenommen<br />
wurde. <strong>PiB</strong> firmiert nun als <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen gemeinnützige GmbH. Zum<br />
Jahresende wurden diese Arbeiten mit dem Neudruck sämtlicher Werbeflyer im<br />
veränderten Layout und mit neuem Logo abgeschlossen.<br />
Die größte Medienresonanz von insgesamt 53 Berichten hatte in <strong>2012</strong> die <strong>PiB</strong>-<br />
Kindertagespflege mit 37 Nennungen (2011: 16). Dabei fanden insbesondere zum<br />
Jahresende <strong>2012</strong> die politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen der Kindertagespflege<br />
mehrfach auch kritischen Widerhall in der Presse. Über <strong>PiB</strong> als Jugendhilfeträger<br />
wurde sechs Mal berichtet, vier Veröffentlichungen betrafen die Patenschaften<br />
(2011: 2), die Übergangspflege und die Vollzeitpflege bzw. Anliegen von<br />
Pflegekindern und -familien waren je drei Mal Thema.<br />
In der zweiten Jahreshälfte startete <strong>PiB</strong> eine Imagekampagne für die bremische<br />
Kindertagespflege. Dies geschah im Hinblick auf die neue Rechtslage ab August<br />
2013. Danach haben Kinder ab ihrem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf<br />
einen Betreuungsplatz. Zudem hatte die Stadt mit der Planung für einen Kinderbetreuungskompass<br />
im Internet begonnen, der in Zukunft offene und vorhandene<br />
Betreuungsplätze im Stadtgebiet ausweist. Die Kindertagespflege ist darin als eine<br />
gleichwertige Betreuungsform verzeichnet. Im Zuge der Imagekampagne entwickelte<br />
<strong>PiB</strong> einen Radiospot, der zum Jahresende <strong>2012</strong> erstmals ausgestrahlt wurde.<br />
Außerdem wurden eine neue Informations- und Imagebroschüre sowie eine hauseigene<br />
Fortbildungsbroschüre für aktive Kindertagespflegepersonen erstellt. Letztere<br />
macht das Fortbildungsangebot Tagespflegepersonen deutlich und beantwortet<br />
damit wichtige Fragen von Eltern, Politik und Öffentlichkeit nach den Qualifikationen<br />
von Kindertagespflegepersonen.<br />
Das Engagement von <strong>PiB</strong> für Kinder und deren zwei Familien wird von den Beschäftigten<br />
bei <strong>PiB</strong> aktiv nach außen getragen. Sie verleihen <strong>PiB</strong> in der Öffentlichkeit<br />
ein Gesicht und machen die Organisation und ihre Angebote leicht erreichbar.<br />
In <strong>2012</strong> war <strong>PiB</strong> bei 24 öffentlichen Kinder-, Informations- oder Fachveranstaltungen<br />
präsent. Ein Höhepunkt war der „Bremer Kindertag“ im Bürgerpark. Hier hatte der<br />
Landesbetriebssportverband <strong>PiB</strong> als Spendenempfänger ausgewählt und die Veranstaltung<br />
unter dem Motto „Kinder stark machen“ beworben. Alle 24 Einsätze wurden<br />
von der <strong>PiB</strong>-Öffentlichkeitsarbeit koordiniert und ausgestattet.<br />
Die Stabsstelle war in <strong>2012</strong> besetzt mit einer Referentin (Vollzeit) und einer Verwaltungskraft<br />
(Teilzeit). Zeitweise wurde sie durch eine Mitarbeiterin auf Honorarbasis<br />
und eine über die Agentur für Arbeit vermittelte Personalkraft verstärkt.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
13
Kooperationen<br />
Bei der Suche, insbesondere nach Pflegefamilien, unterstützten unsere Kooperationspartner,<br />
Gesellschafter und viele Bremer Einrichtungen <strong>PiB</strong> auch in <strong>2012</strong>. Außerdem<br />
kooperierten das Bremer Literaturkonto, <strong>PiB</strong> und die Stadtbibliothek für eine Lesung<br />
zum Thema Pflegekinder in der Literatur. Zahlreiche öffentliche Aktionen wurden<br />
durch Pflegeeltern, Paten und Tagesmütter und -väter getragen. Sie setzten Zeit und<br />
Engagement unentgeltlich ein, um <strong>PiB</strong> in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.<br />
Ausblick<br />
Die Kindertagespflege muss bei Eltern weiter bekannt gemacht werden.<br />
Zusätzliche Werbung wird für die Bereiche Übergangspflege und „Kinder im<br />
Exil“ aufgrund steigender Nachfrage notwendig.<br />
Technische und verwaltungsinterne Abläufe erfordern Neuerungen:<br />
Geplant ist die Erstellung einer Bilderdatenbank zur Verwaltung von<br />
Bildrechten und Materialien, die technische Weiterentwicklung der<br />
Newsletter, der Webseite sowie der für Informationsabende eingesetzten<br />
Materialien.<br />
Spenden und andere Hilfen für Pflegekinder<br />
In der Zusammenarbeit mit Pflegefamilien und -kindern entstehen wichtige erzieherische<br />
Anliegen und manchmal auch Notlagen, die aus staatlichen Zuwendungen<br />
nicht finanziert werden können. Die gemeinnützige Gesellschaft <strong>PiB</strong> – Pflegekinder<br />
in Bremen sieht es als Auftrag, solche Engpässe mit Hilfe von Spenden zu überbrücken<br />
und Familien und Kindern in besonderen Lagen unbürokratisch zu helfen.<br />
Außerdem werden mit Spenden spezielle Gruppenangebote finanziert, die Pflegekinder<br />
in schwierigen Lebenslagen stabilisieren und fördern: Sie stärken die Kinder<br />
in ihrer Identität als Kinder mit zwei Familien. Die seit 2010 systematisch entwickelten<br />
Gruppenangebote wurden in <strong>2012</strong> in einer fachlichen Konzeption zusammengefasst,<br />
die die Arbeitsgrundlage für die weitere Entwicklung dieses weitgehend mit<br />
Spenden finanzierten Angebotes ist 1 .<br />
<strong>PiB</strong> ist bundesweit der einzige Fachdienst für Pflegekinder, der neben der Beratung<br />
und Begleitung von Pflegeverhältnissen den Pflegekindern Gruppen anbietet, die<br />
sie stärken, indem sie im Kreis gleich betroffener Kinder wichtige Themen ihres Pflegekinderlebens<br />
besprechen und aufarbeiten können.<br />
Hilfe hat viele Formen<br />
Zahlreiche Partner, Einrichtungen und Einzelpersonen haben <strong>PiB</strong> mit Geldspenden<br />
unterstützt oder indem sie besondere Ressourcen zur Verfügung stellten.<br />
1 Die Konzeption ist einsehbar unter dem Menüpunkt Pflegeelternschule auf www.pib-bremen.de.<br />
14
Geldspenden<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> gingen insgesamt 8.545,90 Euro an Spenden ein, für die Einzelpersonen<br />
und Firmen sich entschieden haben. Dafür danken wir.<br />
In <strong>2012</strong> ist eine dreijährige Förderung durch die Sparkasse in Bremen<br />
ausgelaufen. Die verlässlichen Zuwendungen haben die Entwicklung<br />
modellhafter Kinderangebote ermöglicht. Zuletzt wurde durch die Spende<br />
die Kinderbetreuung für rund 120 Pflege- und Geschwisterkinder beim<br />
Fachtag Vollzeitpflege finanziert.<br />
Zum wiederholten Mal förderte auch die swb-Bildungsinitiative Pflegekinder.<br />
Im „Lebenskoffer-Projekt“ von <strong>2012</strong> bearbeiteten die Kinder ihre<br />
Lebensgeschichte künstlerisch-kreativ.<br />
Eine Spende der Bremer Firma Stulz-Planaqua, Mitglied der SH+E Group,<br />
ermöglichte Pflegekindern und Pflegegeschwistern eine „elektrisierende<br />
Entdeckungstour“ in Begleitung eines pädagogisch-ergotherapeutischen<br />
Teams.<br />
Die Adventskalenderspende der DIS AG förderte in <strong>2012</strong> das Babyturnen für<br />
ganz kleine Pflegekinder und deren neue Pflegeeltern und<br />
verschiedene Privatspender unterstützten die „Kinder im Exil“ darin, Bremen<br />
als neue Heimat zu erkunden und sich als Gruppe zu finden.<br />
Weitere Zuwendungen, wie die erneute Förderung durch die Firma Stulz-<br />
Planaqua, eine Spende des Landesbetriebssportverbandes und eine Weihnachtsspende<br />
des Weyher „Gastro-Mobils“, werden in 2013 eingesetzt.<br />
Kooperationen<br />
Viel Unterstützung erfährt <strong>PiB</strong>, indem Pflegekinder direkt gefördert werden. Diese<br />
Hilfe entspringt zumeist Arbeitszusammenhängen, die den Schutz von Kindern, ihre<br />
Entwicklung und ihr Wohlbefinden zum Ziel haben und sie hat großen Wert. Wir<br />
danken dem Sportverein Bremen 1860, der in <strong>2012</strong> erneut mehr als 1.300 Mitglieder<br />
von Pflegefamilien ins „Feuerwerk der Turnkunst” einlud und Kindern von Pflegefamilien<br />
als ein Partner von <strong>PiB</strong> fortlaufend vergünstigte Konditionen für die Teilnahme<br />
an den Ferienprogrammen des Vereins anbietet.<br />
Einen besonderen und langfristigen Beitrag zur Förderung eines Pflegekindes leistet<br />
auch die International School Bremen (ISB), die einer jungen Frau, die als Flüchtling<br />
nach Bremen kam, seit 2011 ein großzügiges Schulstipendium gewährt.<br />
Wir danken auch der Stadtbibliothek Bremen für ihre Unterstützung beim Kinderprogramm<br />
beim Fachtag Vollzeitpflege und dem SV Werder Bremen, der <strong>PiB</strong>-MitarbeiterInnen<br />
zu kostenfreien Fortbildungen zuließ und immer wieder Pflegefamilien<br />
kostenlos zum Bundeligaspiel ins Stadion und zu vergünstigten Wuseums-Besuchen<br />
einlädt, denn <strong>PiB</strong> ist ein 100 % -Werder Partner.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
15
Die <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
Die <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule ist die zentrale Fort- und Weiterbildungseinrichtung für Familien,<br />
die ein fremdes Kind betreuen oder mit ihm leben. Schwerpunkte der Arbeit<br />
sind die Planung und Durchführung aller Grundqualifizierungen und Aufbaukurse,<br />
die die Familien oder Pflegestellen vor der Aufnahme eines Pflegekindes und begleitend<br />
zum Pflegeverhältnis durchlaufen. In der Regel ist die Pflegelternschule auch<br />
die erste Anlaufstelle für Interessierte und BewerberInnen, die Informationen über<br />
die verschiedenen Pflegeformen suchen.<br />
Die Pflegeelternschule koordiniert zudem die Gruppen- und Supervisionsangebote<br />
für alle Vollzeitpflegeformen an den verschiedenen Bremer <strong>PiB</strong>-Standorten und<br />
Fortbildungsangebote für bremische Kindertagespflegepersonen. Für alle Angebote<br />
kooperiert sie mit insgesamt rund 40 ReferentInnen aus den unterschiedlichsten<br />
Themenfeldern. Alle Kurse, Seminare und Gruppenangebote der Pflegeelternschule<br />
sind in einem halbjährlichen Programm zusammengefasst, das aktiven Pflege- und<br />
Patenfamilien sowie BewerberInnen automatisch zugeht 1 .<br />
Seit 2006 organisiert die Pflegeelternschule außerdem auch Freizeit- und Bildungsangebote<br />
für Pflegekinder und Pflegefamilien.<br />
Daten und Fakten<br />
9 Informationsabende fanden mit 123 TeilnehmerInnen statt.<br />
3 Grundkurse für Vollzeitpflege wurden von 52 Personen besucht.<br />
1 Grundkurs Übergangspflege wurde von 10 Personen besucht.<br />
4 Qualifizierungen Verwandtenpflege gab es für 56 Haushalte.<br />
3 Qualifizierungen Patenschaften fanden mit 23 Personen statt.<br />
2 Qualifizierungen gab es für Vertretungspersonen in der Kindertagespflege.<br />
25 Seminare fanden im Rahmen des Aufbaukurses für alle Pflegeformen statt,<br />
an ihnen nahmen insgesamt 391 Personen teil.<br />
24 fortlaufende Gruppen- und Supervisionsangebote gab es für aktive<br />
Pflegefamilien.<br />
72 verschiedene Weiterbildungsseminare fanden in <strong>2012</strong> insgesamt statt.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Die Zunahme von Verwandtenpflegestellen erforderte in <strong>2012</strong> zusätzliche<br />
Qualifizierungsangebote in diesem Bereich. Wegen des hohen Beratungsbedarfes<br />
dieser Gruppe von Pflegefamilien hat sich die vergleichsweise<br />
kleine Gruppengröße von bis zu zwölf Personen als ideal bewährt. Auf die<br />
besondere Situation von Pflegeeltern in der Verwandtenpflege bzw. im<br />
sozialen Netz wurde in <strong>2012</strong> erstmalig auch ein Aufbaukurs speziell<br />
1 Das aktuelle Programm ist einsehbar unter www.pib-bremen.de.<br />
16
abgestimmt. Dieser spezielle Aufbaukurs für die Verwandtenpflege und das<br />
soziale Netz soll auch künftig stattfinden<br />
Insgesamt wurde das Angebot an monatlichen beratenden Gruppen für<br />
aktive Pflegeeltern weiter ausgebaut und differenziert. In <strong>2012</strong> standen den<br />
Pflegeeltern über 20 Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zur<br />
Beratung und Begleitung zur Wahl.<br />
Die Pflegeelternschule im Raffer<br />
Mit dem Ausbau der Gruppenangebote für Pflegeeltern ging zugleich eine intensivere<br />
Zusammenarbeit mit den dafür zuständigen rund 20 GruppenleiterInnen (auf<br />
Honorarbasis) einher. Der verbesserte fachliche Informationsfluss und Austausch<br />
wurde notwendig, weil die fortlaufenden Gruppenangebote für Pflegeeltern über<br />
die Jahre an Bedeutung gewonnen haben. Sie sind neben der individuellen Fachberatung<br />
inzwischen ein wichtiges Instrument zur beratenden Begleitung von Pflegeverhältnissen.<br />
Die regelmäßigen Treffen des Kollegiums der Pflegeelternschule<br />
werden durch anlassbezogene Einzeltreffen mit den ReferentInnen ergänzt.<br />
Die engere fachliche Anbindung der HonorardozentInnen ging einher mit der Entwicklung<br />
eines Konzeptes zur Evaluierung der Gruppen- und Seminararbeit der Pflegeelternschule.<br />
Hier beriet die Gesellschaft für Innovative Sozialforschung und Sozialplanung<br />
e. V., GISS. Ab 2013 soll demnach die Zufriedenheit der Gruppen- und<br />
SeminarteilnehmerInnen mittels telefonischer Abfragen ermittelt werden. Es können<br />
Impulse für mögliche Veränderungsprozesse im Rahmen der Qualitätsentwicklung<br />
entstehen. Sie könnten sich beispielsweise auf die Erweiterung des Angebotes, auf<br />
neue fachliche Schwerpunkte und auf die damit verbundene Anwerbung weiterer<br />
DozentInnen auswirken.<br />
Das elektronische Anmeldesystem (online) für Kurse und Gruppen wurde in <strong>2012</strong><br />
von einem erweiterten Personenkreis benutzt. Daneben suchen nach wie vor rund<br />
zehn Prozent der Kurs- und GruppenteilnehmerInnen eine persönliche Beratung und<br />
melden sich in Verbindung damit dann telefonisch an.<br />
Auch in <strong>2012</strong> wurde der große Seminarraum in der zentralen <strong>PiB</strong>-Geschäftsstelle<br />
durch Kunstschaffende gestaltet. Neben einer abwechslungsreichen Ausstellung<br />
durch die Malerinnen „Donnerstagsfrauen“ bot die Eröffnung einen schönen Rahmen,<br />
um mit ansonsten <strong>PiB</strong>-fernen Kunstschaffenden, Interessierten und Pflegeeltern<br />
über „Kunst, Familie und Pflegefamilien“ ins Gespräch zu kommen. Entsprechend<br />
positiv äußern sich Besucher und SeminarteilnehmerInnen.<br />
Seminarangebote für aktive Pflegeeltern und Bewerber<br />
Insgesamt ist die Nachfrage nach den Bildungsangeboten der Pflegeelternschule<br />
weiterhin hoch. Es musste kein Kurs mangels Nachfrage ausfallen; viele Pflegefamilien<br />
wählen sogar mehr Kurse an, als im Rahmen der Weiterbildungsverabredungen<br />
erforderlich wäre. Dies macht deutlich, dass die Veranstaltungen als Hilfe-<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
17
stellung für eine gute Bewältigung des Familienalltags geschätzt sind. Sie werden<br />
als Möglichkeit gesehen, mit anderen Pflegeeltern Fragen zum Pflegekinderwesen<br />
zu diskutieren und sich mit dem eigenen familiären System zu beschäftigen. Diese<br />
Entwicklung ist ein Erfolg der <strong>PiB</strong>-Bildungsarbeit, insofern als Pflegeeltern die an sie<br />
gerichteten erzieherischen Anforderungen sehr ernst nehmen. Schon früh in der<br />
Qualifizierungsphase thematisiert <strong>PiB</strong>, dass eine systematische und aufbauende<br />
Fortbildung ein festes Element im Alltag von Pflegeeltern sein sollte.<br />
Besonders interessierten sich aktive Pflegeeltern und Bewerber für Angebote, bei<br />
denen sie praktische und neue Erziehungsideen im Blick auf die Familie und die<br />
eigene Rolle als Eltern reflektieren konnten. Auch waren Wertschätzung und Konsequenz<br />
in der Beziehung zu Pflegekindern von besonderer Bedeutung. Hoch im<br />
Kurs standen außerdem Veranstaltungen, die die kindliche Entwicklung, das Lernen<br />
von Kindern sowie die Themen Bindung und Trauma behandeln. Unter dem<br />
Schwerpunkt Gesundheitsmanagement für Pflegeeltern bot die Pflegeelternschule<br />
Seminare zu Stressmanagement und Selbstfürsorge an, die mit großem Interesse<br />
aufgenommen wurden.<br />
Besonders nachgefragte Veranstaltungen waren in <strong>2012</strong>:<br />
Kinder, Konflikte, Konsequenzen – oder das Gute des „Nein“ 26 TeilnehmerInnen<br />
Gewaltfreie Erziehung<br />
21 TeilnehmerInnen<br />
Erste seelische Hilfe für traumatisierte Kinder<br />
20 TeilnehmerInnen<br />
Wie Kinder besser lernen<br />
20 TeilnehmerInnen<br />
Das Familienpuzzle<br />
18 TeilnehmerInnen<br />
Vom Trotzkind zum Schulkind<br />
18 TeilnehmerInnen<br />
Kindliche Bindungsentwicklung<br />
18 TeilnehmerInnen<br />
Arbeit mit der Biografie<br />
18 TeilnehmerInnen<br />
Lebensweltorientierung<br />
17 TeilnehmerInnen<br />
Wahrnehmungsstörung oder Konzentrationsschwäche 17 TeilnehmerInnen<br />
Frühkindliches Trauma<br />
16 TeilnehmerInnen<br />
Bücher, die Kinder stark machen<br />
16 TeilnehmerInnen<br />
Gruppenangebote für Pflegekinder und Pflegefamilien<br />
7 fortlaufende Gruppen für Kinder und Jugendliche wurden angeleitet.<br />
3 Aktionstage mit kreativen Bildungsangeboten für Pflegekinder fanden statt.<br />
1 mehrtägiges kreatives und biografisches Kinderprojekt „Mit einem bunten<br />
Koffer durch das Leben“.<br />
Die Gruppenangebote für Pflegekinder wurden in <strong>2012</strong> weiter verstetigt und erstmals<br />
mit einer fachlichen Konzeption 1 unterlegt. Dadurch wurden die Veranstaltungen<br />
aus einer anfänglich stärker versuchsorientierten Phase in ein festes päda-<br />
1 Die Konzeption ist einsehbar unter Pflegeelternschule auf der Internetseite www.pib-bremen.de.<br />
18
gogisches Angebot mit klaren Rahmenbedingungen übergeleitet. Die Konzeption<br />
führt die pädagogische Bedeutung und Ziele der verschiedenen Angebote aus und<br />
unterlegt sie mit fachlichen Standards für die Durchführung.<br />
<strong>PiB</strong> betritt mit dieser Form der Kinder- und Jugendarbeit, die sich gezielt an Pflegekinder<br />
richtet und auf ihre biografische Erfahrung eingeht, bundesweit Neuland.<br />
Ein vergleichbares Angebot ist nicht bekannt. Insofern gilt es in den kommenden<br />
Jahren, die Erfahrungen weiter zu bewerten, aus ihnen zu lernen und sie zu einem<br />
Modell zu entwickeln, dass die Kinder stärkt und ihnen im Sinne der Partizipation<br />
als Pflegekinder Mitsprache und Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.<br />
Soweit die Angebote die gesamte Pflegefamilie betreffen, fördern sie insbesondere<br />
frisch gegründete Pflegefamilien mit ganz kleinen Pflegekindern und bieten auch<br />
Kontakt zu anderen Pflegefamilien (Babyturnangebote und Krabbelgruppen). Im<br />
Weiteren werden Kindergarten- und Spielkreis(pflege)kinder durch begleitende<br />
Familienangebote oder Psychomotorik gezielt gefördert. Für ältere Pflegekinder wurden<br />
mehrtägige Veranstaltungsreihen angeboten, die gemeinsame Erfahrungen<br />
und Interessen in den Vordergrund stellen – wie eine Ferienfreizeit nach Norderney<br />
(in Kooperation mit der AWO, unterstützt von der Wilhelm-Kaisen-Bürgerstiftung)<br />
und das Projekt „Mit einem bunten Koffer durch das Leben – kreative Biografiearbeit<br />
mit Pflegekindern“, das die swb-Bildungsinitiative förderte. Alle Kurse 1 waren in<br />
<strong>2012</strong> gut belegt. Ein vergleichbares Kursprogramm wird für 2013 geplant.<br />
Ausblick<br />
Mit der erstmaligen Herausgabe eines Programmheftes „Fortbildung in der<br />
Kindertagespflege“ Anfang 2013 wird das Fortbildungsangebot für Tagesmütter<br />
und -väter ausgebaut und das Anmeldeverfahren angepasst.<br />
Im Rahmen der Kinderangebote soll erstmals ein Kurs konzipiert werden,<br />
der kleine Pflegekinder während der oft krisenreichen Phase der Einschulung<br />
begleitet und stabilisiert.<br />
Für Übergangspflegestellen mit Erstvertrag wird ein unterstützendes Begleitprogramm<br />
eingerichtet: An vier Terminen werden Themen behandelt,<br />
die besonders in der Anfangsphase der Arbeit von Bedeutung sind:<br />
Ankunft und Abschied von Kindern in der Übergangspflege, Aufgaben des<br />
Casemanagements, Kooperationen und Entlastung.<br />
Verschiedene Fach- und Informationsveranstaltungen werden mit Honorarkräften<br />
stattfinden, die die Gruppenarbeit mit Pflegefamilien begleiten.<br />
Auch soll das begleitende Gruppenangebot für Pflegefamilien aller Pflegeformen<br />
stärker in die Regionen verlagert werden.<br />
Das Seminarangebot für Pflegefamilien im sozialen Netz und der<br />
Verwandtenpflege soll thematisch weiter differenziert werden.<br />
1 Aktuelle Kursangebote erscheinen im Programm der Pflegeelternschule auf www.pib-bremen.de.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
19
Die Kindertagespflege in Zahlen<br />
Von 338<br />
Tagespflegepersonen<br />
sind<br />
324 ♀<br />
♂14<br />
Es kommen immer mehr Kinder unter drei<br />
in die Kindertagespflege.<br />
53%<br />
686<br />
364<br />
2008<br />
65%<br />
703<br />
455<br />
844<br />
71%<br />
2010<br />
598<br />
72%<br />
967 694<br />
2009<br />
Kinder in Tagespflege insgesamt<br />
davon Kinder unter drei Jahren<br />
2011<br />
74%<br />
948 700<br />
<strong>2012</strong><br />
Kinder<br />
885<br />
948<br />
Tagespflegepersonen<br />
652<br />
598<br />
452<br />
360<br />
522 338<br />
<strong>2012</strong> 2010 2005 2002 2002 2005 2010 <strong>2012</strong><br />
Der Trend: Weniger Tagespflegepersonen betreuen mehr Kinder.<br />
Qualifikation = Qualität<br />
Unsere Tagespflegepersonen besitzen unterschiedliche Berufsabschlüssen<br />
bei einer zusätzlichen <strong>PiB</strong>-Qaulifizierung mit Tagespflegeerlaubnis.<br />
Qualifikation = Qualität<br />
Tagespflegepersonen haben unterschiedliche Berufsabschlüsse,<br />
absolvieren eine extra Qualifizierung und erhalten erst dann eine<br />
Tagespflegeerlaubnis.<br />
8%<br />
12%<br />
Qualifikation = Qualität<br />
Unsere Tagespflegepersonen besitzen unterschiedliche Berufsabschlüssen<br />
bei einer zusätzlichen <strong>PiB</strong>-Qaulifizierung mit 10% Tagespflegeerlaubnis.<br />
25% Dipl. Pädagogik/ Erzieher<br />
12%<br />
8%<br />
17% Kaufmännisch/ Wirtschaftlich<br />
13% Handwerklich<br />
25%<br />
10%<br />
13%<br />
12% Medizinisch/ Pflegerisch<br />
10% Hauswirtschaftlich/ Hausfrau<br />
9% 25% Verwalterisch Dipl. Pädagogik/ Erzieher<br />
8% 17% Sonstige Kaufmännisch/ Wirtschaftlich<br />
6% 13% Studium Handwerklich<br />
25%<br />
6%<br />
6%<br />
1 3<br />
§ % @<br />
9%<br />
1 3<br />
§ % @<br />
9%<br />
17%<br />
17%<br />
13%<br />
12% Medizinisch/ Pflegerisch<br />
2,8 Kinder<br />
pro Kindertagespflegeperson<br />
wurden am 31.12.<strong>2012</strong> betreut.<br />
10% Hauswirtschaftlich/ Hausfrau<br />
9% Verwalterisch<br />
8% Sonstige<br />
6% Studium<br />
20
Die Kindertagespflege<br />
Kindertagespflege ist ein familiennahes Betreuungsangebot besonders für Kleinkinder<br />
im Alter unter drei Jahren. Es berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse und<br />
Förderansprüche von Kindern und hilft deren Eltern, Beruf und Familie zu vereinen.<br />
Die Kindertagespflege hat den Auftrag zu betreuen, zu erziehen, zu fördern und zu<br />
bilden. Darin, und in der Finanzierung, ist sie der Betreuung in der Krippe gleichrangig.<br />
Herausragende Merkmale der Kindertagespflege sind die Flexibilität im Angebot,<br />
die Individualität der Betreuung sowie verbindliche Bindungsbeziehungen<br />
und ihr Bildungsanspruch. Die selbstständigen Kindertagespflegepersonen können<br />
sich dem einzelnen Kind intensiv zuwenden und ermöglichen Kindern zugleich die<br />
Ersterfahrung in einer kleinen Gruppe, entweder in der eigenen Wohnung, in angemieteten<br />
externen Räumen oder im Haushalt der Eltern. Für diese verantwortungsvolle<br />
Aufgabe sind Fachkompetenz und eine fachliche Haltung notwendig. Die<br />
zumeist in einem anderen Beruf ausgebildeten Tagespflegepersonen durchlaufen<br />
dafür eine spezielle Qualifizierung. Dem gehen eine Eignungsprüfung durch die <strong>PiB</strong><br />
gemeinnützige GmbH und es schließt sich eine Pflegeerlaubnis des Amtes für Soziale<br />
Dienste der Stadt an.<br />
Die Abteilung <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege<br />
Die Abteilung <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege ist für den Ausbau und die Qualitätssicherung<br />
der stadtbremischen Kindertagespflege im Rahmen der Vorgaben des SGB VIII<br />
zuständig. Dies umfasst neben der fachlichen Beratung von Eltern und Tagespflegepersonen<br />
auch die Anwerbung und Eignungsüberprüfung von zukünftigen Kindertagespflegepersonen<br />
und die Fachaufsicht über alle aktiven Pflegepersonen. Auch<br />
vermittelt <strong>PiB</strong> Kinder zur Tagesbetreuung an geprüfte Kindertagespflegestellen. Dies<br />
geschieht auf Grundlage eines Kooperationsvertrages mit der Stadt Bremen.<br />
Zur Umsetzung ihres Auftrags kooperiert die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege nach außen eng<br />
mit dem Amt für Soziale Dienste und dem Paritätischen Bildungswerk als Träger der<br />
Erstqualifizierungen für neue Kindertagespflegepersonen. Intern bietet die Abteilung,<br />
zusammen mit der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule und dem Paritätischen Bildungswerk,<br />
fortlaufende Weiterbildung für Tagespflegepersonen an.<br />
Die Abteilung bündelt vier Leistungsangebote, die die Arbeit der Kindertagespflegepersonen<br />
und die Betreuung der Kinder wesentlich bestimmen: die allgemeine<br />
Kindertagespflege im Haushalt der Kindertagespflegeperson, die mobile Kindertagespflege<br />
im Haushalt der Eltern, die externe Kindertagespflege in angemieteten<br />
Räumen und mit einer Kleingruppe, die von zwei Kindertagespflegepersonen betreut<br />
wird; daneben setzt das Amt für Soziale Dienste Kindertagespflege im Rahmen<br />
von Hilfe zur Erziehung in der Regel für Kinder aus instabilen Familiensituationen<br />
zur Entlastung der Eltern ein.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
21
Daten und Fakten<br />
1.834 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zugänge und Abgänge).<br />
1.473 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
995 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
849 Neuvermittlungen von Kindern gab es.<br />
20 <strong>PiB</strong>-MitarbeiterInnen waren mit unterschiedlicher Wochenarbeitszeit tätig.<br />
338 Kindertagespflegepersonen gab es am 31.12. des Jahres.<br />
948 Kinder waren zum Stichtag in Betreuung, davon 700 (73 %) unter drei<br />
Jahre.<br />
1.230 Betreuungsplätze* gab es am Stichtag 31.12. des Jahres.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Die Nachfrage nach Kindertagespflege war in verschiedenen Regionen<br />
instabil. In der Kindertagespflege blieben durchgängig Plätze frei. Diese<br />
Veränderung im Vergleich zu den Vorjahren widerspricht Medienberichten,<br />
wonach es einen großen Mangel an Betreuungsplätzen gebe. Sie weist<br />
vielmehr aus, dass dort, wo institutionelle Kinderbetreuung ausgebaut<br />
wurde, Kindertagespflege weniger nachgefragt ist. Zugleich war vielen<br />
Eltern die Rechtslage nicht klar – wodurch sich eine ungewöhnlich hohe<br />
Nachfrage zum Jahresende <strong>2012</strong> erklärt. Viele Eltern versuchten, sich mit<br />
einer frühzeitigen Anfrage einen Betreuungsplatz zu sichern.<br />
Die Zahl der ausgeschiedenen und neu eingetretenen Tagespflegepersonen<br />
war in <strong>2012</strong> ausgeglichen. Zwar wurden mehr Personen qualifiziert als ausschieden,<br />
doch nahmen sie entweder die Tätigkeit nicht auf oder werden<br />
dies erst 2013 tun.<br />
Im Zuge des ab August 2013 geltenden Rechtsanspruches auf Förderung<br />
auch für Kinder ab dem ersten Geburtstag und der damit verbundenen<br />
rechtlichen Gleichrangigkeit der Kindertagespflege als Betreuungsangebot<br />
wurde die Kindertagespflege in städtische Verwaltungs- und Planungsabläufe<br />
eingebunden. Diese Umstellungen waren zeitintensiv.<br />
Die Kindertagespflege im o. g. Sinne als wettbewerbsfähiges Dienstleistungsangebot<br />
für Eltern stärker bekannt zu machen und dabei auch<br />
die über 330 selbstständigen Kindertagespflegepersonen einzubeziehen,<br />
war ein Schwerpunkt im Herbst/Winter <strong>2012</strong>.<br />
Zusagen der Senatorin, wonach Zahlungsverzögerungen für Leistungen<br />
in der Kindertagespflege durch grundlegend neue Strukturen verändert<br />
werden sollen, sowie eine Zusage zur Erhöhung der Stundenzuwendungen<br />
insgesamt und besonders für Fachkräfte (ErzieherInnen und SozialpädagogInnen)<br />
haben bei Kindertagespflegepersonen die Zuversicht genährt,<br />
dass ihre Tätigkeit Anerkennung findet und Zukunft haben kann. Damit<br />
22
wuchs der professionelle Anspruch an sich selbst, mit dem neue BewerberInnen<br />
in die Kindertagespflege eintraten. Insgesamt hat sich der Zeitraum<br />
von der Bewerbung bis zur Eröffnung einer Kindertagespflegestelle in <strong>2012</strong><br />
verlängert.<br />
Erstmals wurde in <strong>2012</strong> eine Fortbildungsbroschüre für die stadtbremische<br />
Kindertagespflege erstellt. Sie enthält alle Angebote der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
und des Bildungsträgers Paritätisches Bildungswerk. Im Zuge der<br />
Aufwertung der Kindertagespflege wird erwartet, dass die politischen<br />
Gremien bremischen Kindertagespflegepersonen künftig drei bezahlte<br />
Fortbildungstage pro Jahr bewilligen.<br />
Die Abteilung Kindertagespflege im Raffer<br />
Ein großer Fachtag „Mit allen Sinnen die Welt entdecken“ für aktive Kindertagespflegepersonen<br />
setzte im Januar einen fachlich-pädagogischen Impuls für das Jahr<br />
<strong>2012</strong>. Im Mai folgte ihm ein erster öffentlicher Empfang der Sozialsenatorin für alle<br />
bremischen Kindertagespflegepersonen. Die beiden Veranstaltungen anlässlich<br />
des zehnjährigen Bestehens von <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen waren nur der Beginn<br />
eines Jahres voller Neuerungen und Herausforderungen. Die Arbeit in <strong>2012</strong> war<br />
insgesamt bereits stark geprägt von den ab Mitte 2013 erwarteten gesetzlichen<br />
Änderungen. Die durch die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege getragenen Aufgaben des Ausbaus<br />
von Qualität und Quantität der Kindertagespflege werden dann erstmals im<br />
Rahmen der gesetzlichen Gleichrangigkeit erfolgen. Zugleich bedeutet der gesetzlich<br />
verbriefte Betreuungsanspruch auch für Kinder ab dem ersten Geburtstag (ab<br />
August 2013) eine Verpflichtung für die stadtbremische Jugendhilfe- und Ausbauplanung.<br />
<strong>PiB</strong> ist deshalb als Vertreterin der Kindertagespflege seit Oktober <strong>2012</strong> an<br />
den Planungskonferenzen beteiligt. Diese sind ein Steuerungs- und Monitoring-Instrument,<br />
um die regionale Nachfrage und Aufnahmekapazitäten sowie den Ausbau<br />
zu steuern. Beteiligt sind unter Federführung der Stadt alle Träger der Kindertagesbetreuung.<br />
Darüber hinaus bedingt die Gleichrangigkeit, dass die Unterbringung in der Kindertagespflege,<br />
etwa analog zu der in Krippen, angepasst werden musste. Dafür<br />
wurden in <strong>2012</strong> die Voraussetzungen auch unter Beteiligung von aktiven Tagespflegepersonen<br />
geschaffen: Einerseits werden rechtliche Zugangsvoraussetzungen<br />
in 2013, analog zur Krippe, auch in der Kindertagespflege freizügiger gestaltet. Der<br />
Wegfall der strikten Anforderung von Berufstätigkeit der Eltern (Vereinbarkeit von<br />
Beruf und Familie) entfällt mit dem neuen Rechtsanspruch und wurde bereits <strong>2012</strong><br />
gelockert. Abrechnungen von Betreuungszeiten werden künftig pauschaliert und<br />
analog zu denen in Krippen weniger bürokratisch abgewickelt.<br />
Für Kindertagespflegepersonen bedeuten die o. g. Neuerungen unter anderem,<br />
dass ihr Betreuungsangebot künftig mit dem von Einrichtungen verglichen wird.<br />
Die sehr vielfältige Gruppe aus über 330 selbstständigen Kindertagespflegeperso-<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
23
nen musste auf diesen Wandel im Sinne einer Wettbewerbssituation eingestimmt<br />
werden. Dies begann im Herbst <strong>2012</strong> mit einer Image- und Werbekampagne, die<br />
sich in 2013 fortsetzen wird. Nach außen stellte sie die Alleinstellungsmerkmale der<br />
Kindertagespflege heraus – wie Anmeldung und Aufnahme während des gesamten<br />
Jahres, flexible Betreuungszeiten und eine klare Bindung zwischen einer Kindertagespflegeperson<br />
und maximal fünf Kindern. Nach innen, im Dialog mit den<br />
Kindertagespflegepersonen, liegt hierin zugleich der Auftrag, ihr besonderes Betreuungs-<br />
und Förderungsprofil herauszustellen und es Eltern und Kind konsequent<br />
anzubieten.<br />
Mit den Vorbereitungen für ein serviceorientiertes Anmeldetelefon während der<br />
Anmeldezeiten für Einrichtungen im Januar 2013, wurde die Anfragenannahme<br />
bei <strong>PiB</strong> erstmals befristet zentralisiert. Damit soll der erwartete Ansturm von Elternanfragen<br />
schnell bedient werden können. Da Anmeldungen in der Kindertagespflege<br />
weiterhin flexibel und ganzjährig erfolgen, wird das Servicetelefon lediglich<br />
ein Entgegenkommen an Eltern sein, damit sie eine fundierte Entscheidung für die<br />
Kindertagespflege treffen können.<br />
Weiterentwicklung der Abteilung Kindertagespflege<br />
Das Jahr <strong>2012</strong> brachte <strong>PiB</strong>-Fachkräften und Tagespflegepersonen neue Strukturen in<br />
der Zusammenarbeit, da die Zuständigkeiten für Regionen zu Jahresbeginn wechselten.<br />
Anlass war eine verschieden starke Auslastung der Fachkräfte, da Regionen<br />
unterschiedlich stark wuchsen. Im Zuge veränderter regionaler Fallzuständigkeiten<br />
wurde verstärkt auch an einer Angleichung qualitativer Standards für das gesamte<br />
Stadtgebiet gearbeitet. Dies entspricht dem gesetzlichen Auftrag der Kindertagespflege,<br />
aber auch den Erwartungen von Eltern. Insofern war die Neustrukturierung<br />
erfolgreich.<br />
Es ist zudem anzunehmen, dass Ausbau und Nachfrage die Kindertagespflege<br />
weiter fordern werden. In diesem Zusammenhang gilt es, die Bedeutung der Arbeitsbeziehungen<br />
zwischen <strong>PiB</strong>-Fachkräften und Kindertagespflegepersonen neu<br />
zu tarieren, um schnelle Übergaben zu ermöglichen. Zwar wird die beraterische<br />
und insofern sorgende Komponente in der Begegnung mit den selbstständigen und<br />
in der Mehrzahl individuell tätigen Kindertagespflegepersonen immer eine große<br />
Bedeutung haben. Andererseits ist die Zusammenarbeit an Standards und den Auftrag<br />
der Fachaufsicht gebunden.<br />
Die bevorstehende rechtliche Gleichstellung von Kindertagespflege mit anderen Betreuungsangeboten<br />
bewirkte schon in <strong>2012</strong> die Veränderung eingespielter Arbeitsabläufe.<br />
So boomte schon zum Jahresende die Nachfrage nach Kindertagespflege<br />
– mutmaßlich, weil Eltern sich im Rahmen der Anmeldefristen bei Institutionen<br />
informieren und entscheiden wollten. Weitere Entwicklungen werden die Kindertagespflege<br />
verändern: Die Anforderungen an Umfang und Qualität der Kindertagespflege<br />
werden weiter steigen. Die Einbeziehung der Kindertagespflege in die stadt-<br />
24
weite Planung wird an Bedeutung gewinnen. Der Rechtsanspruch der Eltern und<br />
der Wettbewerb mit anderen Betreuungsangeboten wird die Grundausstattung der<br />
Kindertagespflege und ihre Öffnungszeiten beeinflussen. Auf diese Prozesse muss<br />
die Fachberatung sich selbst und die selbstständigen Kindertagespflegepersonen<br />
einstimmen und sie in der Bewältigung fachlich begleiten.<br />
Elternberatung als Arbeitsschwerpunkt<br />
Mit der Neustrukturierung regionaler Zuständigkeiten wurden zwei Fachberaterinnen<br />
für die Weiterentwicklung des zentralen Aufgabenfeldes der Elternberatung<br />
zuständig. Zugleich erforderte das Gebot der Gleichrangigkeit, die Beratung von<br />
Eltern stärker zu standardisieren. In der Folge wurden Qualitätsstandards überprüft<br />
und vereinheitlicht. Eltern wurden, neben der klassischen Einzelberatung, die<br />
telefonisch oder persönlich erfolgt, verstärkt Gruppen-Informationsveranstaltungen<br />
angeboten. Im Stadtteilbüro Süd fanden in unregelmäßigen Abständen fünf Informationsveranstaltungen<br />
statt. So konnte auch eine hohe Anfragendichte schnell<br />
bedient werden. Zugleich wird die individuelle Beratung weniger zeitaufwändig<br />
und doch können informierte Eltern sich auf dieser Grundlage bewusst für das Angebot<br />
Kindertagespflege entscheiden. Dies ist die Voraussetzung dafür, Abbrüche<br />
der Betreuungsverhältnisse und Konflikte oder enttäuschte Erwartungen zu vermeiden.<br />
Um die Elternberatung weiter zu entwickeln, wurde eine <strong>PiB</strong>-interne Zuständigkeit<br />
festgelegt und spezielles Informationsmaterial erstellt.<br />
Fluktuation und Ausbau in der Kindertagespflege<br />
Insgesamt hat sich das Berufsbild der Kindertagespflegeperson weiter professionalisiert.<br />
Neueinsteigerinnen strebten eine längerfristige Tätigkeit an und nahmen<br />
mehr Kinder auf. In <strong>2012</strong> gab es zahlreiche WiedereinsteigerInnen, etwa nach einer<br />
Elternzeit oder Babypause.<br />
Die Fluktuation von ausscheidenden und neuen Tagespflegepersonen ist fast ausgeglichen.<br />
Dennoch steigt die Zahl der Betreuungsplätze. Das heißt, dass bestehende<br />
oder neu beginnende Tagespflegepersonen mehr Betreuungsplätze anbieten. Auch<br />
hier ist das professionelle Verständnis zu erkennen.<br />
Aufgrund der zu Jahresbeginn <strong>2012</strong> in Kraft getretenen Regelung, wonach für<br />
66 ALG II-BezieherInnen die Einnahmen aus der Kindertagespflege angerechnet<br />
wurden, haben rund ein Drittel der betroffenen Tagespflegepersonen die Tätigkeit<br />
beendet; dies betraf wenige aber sehr flexible Betreuungsplätze. Andere Personen<br />
aus dieser Gruppe sind vollberuflich in die Kindertagespflege eingestiegen.<br />
Projekt Flexible Kinderbetreuung<br />
Die Koordinierungsstelle Flexible Kinderbetreuung flankierte für 14 Monate als unterstützendes<br />
Projekt das ESF-Programm „Gute Arbeit für Alleinerziehende“ (GAfA).<br />
Die Koordinierungsstelle war bundesweit einzigartig. Zwischen November 2011 bis<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
25
Dezember <strong>2012</strong> entwickelte eine Mitarbeiterin (30 h/Woche) die Rahmenbedingungen<br />
für ein sehr flexibles Betreuungsangebot außerhalb der Kindertagespflege. Es<br />
sollte die Bedarfe von Alleinerziehenden decken, die in den ersten Arbeitsmarkt<br />
zurückkehren würden. Für verschiedene Betreuungsformen – Wegebegleitung oder<br />
kurzfristige Betreuung bei Fortbildungen – wurden Betreuungskräfte gesucht, qualifiziert<br />
und eingesetzt. Jedoch war die Zielgruppe der Alleinerziehenden, die über das<br />
Programm der Koordinierungsstelle zugewiesen werden mussten, so klein, dass es<br />
nur wenige Anfragen gab. Dennoch war das Projekt durchgehend erfolgreich, so<br />
dass alle Anfragen mit einer Betreuungslösung bedient werden konnten.<br />
Personalentwicklung<br />
In der Fachberatung der Abteilung Kindertagespflege waren 15 pädagogische<br />
Fachkräfte tätig, darunter drei Halbtagskräfte, von denen eine ihre Beratungstätigkeit<br />
für die externe Kindertagespflege zu Jahresbeginn aufnahm. Diese Stelle war<br />
aufgrund der erhöhten Nachfrage neu entstanden. Zudem gab es eine befristete<br />
Anstellung für das Projekt Flexible Kinderbetreuung im Rahmen des ESF-Programmes<br />
„Gute Arbeit für Alleinerziehende“. Vier Verwaltungskräfte standen zur Verfügung,<br />
davon eine in Vollzeit, zwei in Teilzeit und eine geringfügig Beschäftigte. Eine<br />
weitere Verwaltungskraft mit geringem Zeitvolumen war im Mutterschaftsurlaub<br />
und wurde nicht vertreten. Im Herbst bereicherte eine Praktikantin den Schwerpunkt<br />
Elternberatung für vier Monate. Praktika sollen künftig verstärkt gewährt<br />
werden; die Zulassung als Anerkennungsjahresstelle steht noch aus.<br />
Qualitätsmanagement<br />
Die Eignungsüberprüfung und die Abläufe für Kindertagespflege im Rahmen der<br />
Hilfe zur Erziehung wurden überarbeitet. Ein Audit steht im kommenden Jahr an.<br />
Ausblick<br />
Die Angebote der Kindertagespflege sollen ab 2013 vollständig im Internet<br />
unter www.kinderbetreuungskompass.de einsehbar sein.<br />
Die Kindertagespflege und ihre Belegplätze sollen im Datenerfassungs- und<br />
Übermittlungstool KION (Kindergartenonline) zugänglich sein und Doppelanmeldungen<br />
vermeiden. Dafür müssen neue Arbeitsprozesse intern<br />
und mit Kooperationspartnern entwickelt werden. Ein wesentlicher Beitrag<br />
der <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege muss es sein, die flexiblen Anmelde- und Abmeldevorgänge<br />
und den Stand so abrufbar zu machen, dass Prognosen über<br />
die Auslastung getroffen werden können. Hier hat die Abteilung den Auftrag,<br />
die Kindertagespflege als flexibles System in das Gesamtsystem KION<br />
zu integrieren – bei aller Unterschiedlichkeit, die sich durch die flexiblen<br />
Abläufe seitens der selbstständig tätigen Tagespflegepersonen und der<br />
Eltern ergeben.<br />
26
Da Eltern die Kindertagespflege verstärkt für die Betreuung ihrer unter<br />
einjähriger Kinder anfragen, muss die Kindertagespflege gemeinsam mit<br />
ihren Partnern Antworten finden, die den Wünschen und Nöten der Eltern<br />
entsprechen.<br />
Es ist geplant, auf der Homepage von <strong>PiB</strong> einen Zugang für Tagespflegepersonen<br />
zu schaffen, um Formulare und Informationen als Download<br />
zugänglich zu machen. Diese Systemerweiterung würde die Verwaltung<br />
und Fachkräfte entlasten.<br />
Um die Qualität der Kindertagespflege zu steigern, laufen ab 2013 an drei<br />
Fortbildungstagen pro Jahr die Leistungen für Tagespflegepersonen weiter.<br />
Inhalte der Fortbildungen müssen pädagogischer Natur sein. Damit ist die<br />
Teilnahme an Fortbildungen von Erzieherinnen nicht nur formal, sondern<br />
auch organisatorisch möglich. Es wäre erfreulich, wenn Fortbildungen den<br />
Austausch und die Kooperation zwischen Kindertagespflege und Einrichtungen<br />
verbessern.<br />
Die eigenständige Interessenvertretung von Kindertagespflegepersonen soll<br />
thematisch begleitet werden. Sie ist angesichts der Neuerungen in der<br />
Kindertagespflege sinnvoll.<br />
Eignungsüberprüfung in der Kindertagespflege<br />
Zentrales Kriterium bei der Eignungsfeststellung für die Kindertagespflege ist das<br />
Vorliegen persönlicher sowie fachlicher Kompetenz. Kindertagespflegepersonen sollen<br />
die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen<br />
Persönlichkeit fördern und die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen<br />
und ergänzen. Kindertagespflegepersonen müssen in der Lage sein, diesem<br />
Förderauftrag aufgrund ihrer Persönlichkeit und auf Basis ihrer pädagogischen<br />
Haltungen nachzukommen. Darüber hinaus sollte die Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern und anderen Kindertagespflegepersonen vorliegen. Letztlich<br />
muss gewährleistet sein, dass das angebotene räumliche Betreuungsumfeld kindgemäß<br />
ausgestaltet und gesichert ist. Die Bewertung der o. g. Faktoren ist die Voraussetzung<br />
dafür, dass BewerberInnen sich zur Tagespflegeperson qualifizieren können<br />
und dass der Fachdienst <strong>PiB</strong> sie nach bestandener Qualifizierung für eine Pflegeerlaubnis<br />
empfiehlt. Diese erteilt das Amt für Soziale Dienste.<br />
Daten und Fakten<br />
259 Interessierte kamen zu 20 Informationsveranstaltungen.<br />
222 Interessierte haben sich in 15 Orientierungsphasen weiter informiert.<br />
85 BewerberInnen wurden für 4 Qualifizierungskurse überprüft.<br />
15 Überprüfungen wurden durch BewerberInnen abgebrochen.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
27
Qualitätsentwicklung<br />
Um eine bedarfsgerechte Anzahl gut ausgebildeter, motivierter und gesellschaftlich<br />
anerkannter Fachkräfte für die Kindertagespflege zu gewinnen, ist die sorgfältige<br />
Prüfung der Eignung von Tagespflegepersonen eine zentrale und unabdingbare<br />
Qualitätsmaßnahme in der Kindertagespflege. Der standardisierte Kernprozess<br />
„Eignungsüberprüfung für Tagespflegepersonen“ wird bei PIB mithilfe des elektronischen<br />
Qualitätsmanagement-Handbuches prozesshaft weiterentwickelt und transparent<br />
durch die klare Zuständigkeit einer Fachkraft für den Bereich der Eignungsüberprüfung<br />
kommuniziert.<br />
Der Zugang zur Grundqualifizierung (Modul 1 und 2 mit 170 Stunden) beim Paritätischen<br />
Bildungswerk wird durch die Eignungsüberprüfung gesichert und beinhaltet<br />
die Verfahrensschritte:<br />
Erstberatung von Bewerbern und Bewerberinnen am Telefon<br />
Informationsveranstaltungen im 14-tägigen Rhythmus bei <strong>PiB</strong> und auf<br />
besonderen Veranstaltungen<br />
Orientierungsphase zur Entscheidungsfindung und persönliches<br />
Einzelgespräch<br />
Hausbesuch und Einschätzung der Eignung und Zulassung zum<br />
Qualifizierungsmodul 1 beim Paritätischen Bildungswerk.<br />
Kooperation mit anderen Partnern<br />
Im Netzwerk zur Qualifizierung von Kindertagespflegepersonen sind das Paritätische<br />
Bildungswerk, das Amt für Soziale Dienste und die <strong>PiB</strong> gemeinnützige GmbH gut<br />
aufeinander abgestimmt, um die Angebote zur Qualifizierung von Tagespflegepersonen<br />
optimal anzupassen, Qualität zu sichern und weiterzuentwickeln.<br />
Ausblick<br />
Ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt wird die bedarfsgerechte Akquise in<br />
solchen Stadtteilen sein, in denen noch keine ausreichenden Kindertagesplätze<br />
vorhanden sind. Daran geknüpft sind Informationsveranstaltungen<br />
sowie die weitere Vernetzung und Kooperation mit anderen Trägern.<br />
Ein besonderes Anliegen ist es, verstärkt auf Frauen und Männer zuzugehen,<br />
die sich bislang mit der Kindertagespflege weniger auseinander<br />
gesetzt haben – weil die Fremdbetreuung von Kindern ihren gesellschaftlichen<br />
oder kulturell geprägten Vorstellungen nicht entsprach. Es gilt, Eltern<br />
die Kindertagespflege als Instrument zur Frühförderung aktiv bekannt zu<br />
machen und in diesem Zusammenhang auch neue Tagespflegepersonen<br />
zu gewinnen.<br />
28
Fort- und Weiterbildung für Tagespflegepersonen<br />
Dieser Bereich innerhalb der Abteilung <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege ist mit einer Fachkraft<br />
besetzt. Sie konzipiert und koordiniert Weiterbildungsangebote für aktive Tagespflegepersonen<br />
in Absprache mit der Abteilung und der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule. Dies<br />
entspricht dem Kooperationsvertrag mit der Stadt Bremen, der den qualitativen<br />
Ausbau der Kindertagespflege festschreibt.<br />
Die Weiterbildungsangebote haben zwei Ausprägungen: (1.) Die vierwöchentliche<br />
Beratungsgruppe begleitet den pädagogischen Alltag im Sinne der Information<br />
und des kollegialen Austausches; sie wird in der Regel von der Fachkraft für diesen<br />
Bereich geleitet und ist verpflichtend. Darüber hinaus gibt es (2.) eine Auswahl<br />
an zwei- bis mehrstündigen Fortbildungsveranstaltungen, in Einzelfällen auch<br />
Veranstaltungsreihen. Diese Seminare werden zumeist auf den Bedarf von Tagespflegepersonen<br />
ausgerichtet und von externen ReferentInnen in der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
geleitet. Beide Angebote sind in einer eigenen Fortbildungsbroschüre für<br />
die bremische Kindertagespflege zusammengefasst und auf www.pib-bremen.de<br />
einsehbar.<br />
Daten und Fakten<br />
22 Beratungsgruppen arbeiteten fortlaufend, vier davon wurden neu<br />
gegründet.<br />
250 Tagespflegepersonen nahmen an Gruppen teil.<br />
71 Tagespflegepersonen besuchten mehr als eine Gruppe.<br />
1.126 Gruppenkontakte gab es insgesamt.<br />
Die Teilnahme an den regionalen Gruppenangeboten, die an elf Standorten stattfinden,<br />
hat sich weiter erhöht. Auch ist die Zahl der Gruppenangebote gestiegen. Dies<br />
gilt für regionale Beratungsgruppen und für thematische Beratungsgruppen, die zu<br />
den Arbeitsbereichen wie beispielsweise Hilfe zur Erziehung und externe Kindertagespflege<br />
existieren. Neu ist dabei ein Angebot für die mobile Kindertagespflege.<br />
Ausblick<br />
Insbesondere die Beratungsgruppen sollen inhaltlich so weiter entwickelt<br />
werden, dass sie stärker auf die unterschiedlichen Tagespflegepersonen<br />
ausgerichtet sind und ihren Betreuungsprofilen und Niveaus entsprechen.<br />
Die Bildung selbstverantwortlicher Beratungsgruppen sollte stärker unterstützt<br />
werden. Dabei muss eine inhaltliche Bereitstellung von Information<br />
und Knowhow gewährleistet sein.<br />
Problematisch bleiben Beratungsgruppen tagsüber, da die im Nebenraum<br />
betreuten Kinder immer wieder Aufmerksamkeit brauchen.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
29
Externe Kindertagespflege<br />
Die Kindertagespflege in externen Räumen gibt es in Bremen seit 2009. Für das<br />
Betreuungsangebot schließen sich zwei Kindertagespflegepersonen zusammen und<br />
mieten Räume, in denen sie eine Tagespflegestelle gründen. In diesen ehemaligen<br />
Ladenlokalen oder auch großen Wohnungen werden zwischen acht und zehn unter<br />
dreijährige Kinder betreut. Die Zahl der Betreuungsplätze ist abhängig von der<br />
Qualifikation der Kindertagespflegepersonen und der Größe der Räume. Für Eltern<br />
und Kinder gibt es eine vertragliche und pädagogische Zuordnung zu einer der<br />
beiden Kindertagespflegepersonen. In der Öffentlichkeit ist die externe Kindertagespflege<br />
ein Sympathieträger: Leicht als Kindertagespflegestelle erkennbar besticht sie<br />
zudem durch moderne, kindgerechte Ausstattung.<br />
Die externe Kindertagespflege im Raffer<br />
Schwerpunkte der Kindertagespflege in externen Räumen lagen auf dem weiteren<br />
Ausbau, auf der Verstetigung bestehender Tagespflegestellen, auf Findungsprozessen<br />
für Teams bei der Neugründung oder bei Nachfolgelösungen.<br />
Neue externe Kindertagespflegestellen entstanden in den Stadtteilen Walle, Neustadt<br />
und Mitte/östliche Vorstadt für insgesamt 26 Kinder.<br />
Für Interessierte wurde eine passgenaue Informationsveranstaltung mit dazu gehörigen<br />
Bewerbungsunterlagen konzipiert; der Aufbau eines Pools von Vertretungskräften<br />
wurde fortgeführt und es wurden entsprechend der Arbeitsaufgaben in der<br />
externen Kindertagespflege Verfahren, Leitfäden und Formulare entwickelt.<br />
In zwei externen Kindertagepflege-Teams wurde für jeweils eine ausscheidende<br />
Person eine Nachfolge gefunden und eingearbeitet. Mit gleich zwei Nachfolgelösungen<br />
in einem Jahr ist die externe Kindertagespflege in ein neues Stadium der<br />
Verstetigung getreten, nachdem bislang vor allem der Neuausbau vorangetrieben<br />
worden war. Insgesamt konnten so 18 Betreuungsplätze erhalten werden. Einen<br />
Teamwechsel bei laufendem Betrieb durchzuführen, ist für alle Beteiligten eine große<br />
Herausforderung.<br />
Anfragen, Beratung und Vermittlung<br />
Eltern und Öffentlichkeit nehmen die externe Kindertagespflege als eine Betreuung<br />
mit dem Profil ähnlich einer Kindergruppe oder eines Elternvereins wahr. Dies<br />
und die Kooperationen mit Betrieben, Institutionen oder Kitas stellt an Personen in<br />
der externen Kindertagespflege besondere Anforderungen, denn sie agieren als<br />
qualifizierte BetreuerInnen einerseits und als Chefin und Betriebsleiterin andererseits.<br />
Die Transparenz ihrer Arbeit und die Außendarstellung ihrer Fachlichkeit,<br />
aber auch ihres Angebotes, sind in einem höheren Maß gefragt. Dies gilt ebenso<br />
für Kommunikation und Flexibilität, etwa bei der Anpassung ihres Angebotes und<br />
der Betreuungsinhalte in Kooperationen beispielsweise mit Betrieben. Die kontinu-<br />
30
ierliche Vorberatung sowie die fortlaufende fachliche Beratung hebt darauf ab. Die<br />
Schärfung dieser Fähigkeiten sowie die Teamfindung und -entwicklung werden<br />
durch die Fachberatung mit Gruppenangeboten und Einzelberatung begleitet und<br />
unterstützt.<br />
Kooperationen<br />
Im September <strong>2012</strong> wurde das Projekt „Kindertagespflege in Kooperation mit der<br />
Handwerkskammer Bremen“ im Kompetenzzentrum der Handwerkskammer im<br />
Stadtteil Walle realisiert. Zwei ehemalige Hausmeisterwohnungen des Kompetenzzentrums<br />
wurden von der Handwerkskammer in zwei externe Kindertagespflegestellen<br />
umgebaut. Je Gruppe können zehn Kinder gleichzeitig betreut werden. Die<br />
erste Gruppe der „Handwerkszwerge“ eröffnete im September. Zwei Tagespflegepersonen<br />
bieten Betreuung für zehn Kinder von Mitarbeitern, Umschülern und für<br />
Eltern aus dem Stadtteil Walle an. Eine zweite Gruppe eröffnet zum Januar 2013 mit<br />
weiteren zehn Plätzen.<br />
Die Umsetzung einer zweiten Kindertagespflegestelle in Kooperation mit der Universität<br />
Bremen für Promovierende konnte leider nicht realisiert werden. Zum einen<br />
wäre der Umbau der Räume mit hohen Kosten für die Universität verbunden und<br />
zum anderen waren viele Promovenden in anderen Bundesländern gemeldet, so<br />
dass die Finanzierung für die Kindertagespflege im Einzelfall nicht geklärt werden<br />
konnte.<br />
Ein fachlicher Austausch besteht mit dem „Impulsgeber Zukunft“ des Bremer Verbundprojekts<br />
Beruf und Familie. Auch hat <strong>PiB</strong> sich an einer fachlichen Debatte zum<br />
Thema Wiedereinstiegsmanagement für berufstätige Eltern in der Arbeitnehmerkammer<br />
beteiligt. Dabei wurde das flexible Angebot der externen Kindertagespflege<br />
auch mit seinen pädagogischen Grenzen vorgestellt. Denn Kindertagespflege ist<br />
dem Wohl des Kindes verpflichtet. Dies deckt sich nicht immer mit den Erwartungen<br />
von Arbeitgebern hinsichtlich der beruflichen Verfügbarkeit von Eltern kleiner Kinder.<br />
Ausblick<br />
Die durchgehende Auslastung von Betreuungsplätzen in der externen<br />
Kindertagespflege wird ein Thema. Hier unterstützt <strong>PiB</strong> die Tagespflegestellen<br />
u. a. mit einem Kursangebot zum Thema „Werbung und öffentliche<br />
Wirkung“ in der Pflegeelternschule.<br />
Eine weitere sinnvolle Ausbauplanung in der externen Kindertagespflege<br />
bedingt belastbare Prognosen über den Betreuungsbedarf im Bereich der<br />
unter Dreijährigen Kinder.<br />
In Kooperation mit zwei Firmen soll es einen weiteren Ausbau der externen<br />
Kindertagespflege in 2013 geben.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
31
Kindertagespflege als Hilfe zur Erziehung<br />
Heilpädagogische Kindertagespflege wird (1.) als Eingliederungshilfe gemäß § 35 a<br />
SGB VIII gewährt bei Kindern und Jugendlichen mit gravierenden Entwicklungsdefiziten<br />
und bei behinderten Kindern gemäß § 2 SGB IX oder (2.) als Hilfe zur Erziehung<br />
gemäß § 27 Abs. 2 SGB VIII und bei Eltern, die aufgrund ihrer Lebenssituation<br />
mit der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind. Es handelt sich um eine hilfeplanpflichtige<br />
Maßnahme. Die Prüfung auf Notwendigkeit liegt beim Sozialdienst Junge<br />
Menschen des Amtes für Soziale Dienste. Diese besondere Hilfeform innerhalb<br />
der Kindertagespflege wird genutzt, um Eltern vor allem kleinerer Kinder bei ihren<br />
Erziehungsaufgaben zu unterstützen, den Verbleib des Kindes oder Jugendlichen in<br />
seiner Familie zu sichern und eine Fremdunterbringung zu vermeiden.<br />
Daten und Fakten<br />
68 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
31 Neuvermittlungen von Kindern gab es.<br />
37 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
40 Tagespflegepersonen boten Betreuungsplätze im fachlichen Rahmen.<br />
30 Kinder befanden sich zum Stichtag 31.12. d. J. in Betreuung, davon waren<br />
21 unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Die Zahl der betreuten Kinder und der Neuvermittlungen ging zurück.<br />
Weniger Tagespflegepersonen, die die Zusatzqualifikation haben,<br />
stellten Betreuungsplätze für dieses Leistungsangebot zur Verfügung.<br />
Besondere Anforderungen an Kindertagespflegepersonen<br />
Kindertagespflegepersonen, die heilpädagogische Kindertagespflege in Form von<br />
Hilfe zur Erziehung anbieten, verfügen entweder über eine entsprechende pädagogische<br />
Ausbildung (z. B. als ErzieherIn) oder haben die Anerkennung in der allgemeinen<br />
Kindertagespflege mit einer weiteren spezifischen Qualifikation. <strong>2012</strong> fand<br />
kein Förderlehrgang statt. Es gab keine Neuqualifizierungen.<br />
Die Maßnahme soll die Entwicklung und Erziehung der Kinder fördern und Benachteiligungen<br />
und Entwicklungsstörungen früh entgegen wirken. Eine Herausforderung<br />
für Tagespflegepersonen ist die Gestaltung einer Erziehungspartnerschaft.<br />
Eltern dieser Zielgruppe benötigen in der Regel besondere Unterstützung, um die<br />
Struktur der Tagespflege zu verstehen und zu kooperieren. Zudem bedarf die Betreuung<br />
von Kindern aus Multiproblemfamilien einer sehr engmaschigen Begleitung<br />
seitens der Fachberatung. Der Austausch mit allen Beteiligten im Helfersystem ist für<br />
das Gelingen einer Tagespflege als Hilfe zur Erziehung unverzichtbar.<br />
32
Anfragen, Beratung und Vermittlung<br />
Die Bündelung aller Angebote aus den Bereichen Hilfe zur Erziehung und heilpädagogische<br />
Kindertagespflege bei einer <strong>PiB</strong>-Fachkraft führte zu einer Weiterentwicklung<br />
der Fachberatung und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Tagespflegepersonen.<br />
Ein überarbeitetes Verfahren sieht nun die gemeinsame Prognose<br />
zur geplanten Maßnahme in Kooperation mit dem Casemanagement vor. Auch<br />
sind Eltern, <strong>PiB</strong>-Fachkraft, Tagespflegeperson und ggf. sozialpädagogische Familienhilfen<br />
an Hilfeplangesprächen beteiligt. Die klare Benennung von Auftrag, Ziel und<br />
Maßnahmen schafft Klarheit: Eltern und Tagespflegepersonen wissen, worauf sie<br />
sich einlassen. Allerdings ist der Koordinierungs- und Organisationsaufwand hoch.<br />
In <strong>2012</strong> hat sich das Anfrageverhalten seitens des Amtes für Soziale Dienste verändert:<br />
Es gab viele Vorklärungen, die aber nicht zu Vermittlungen führten. Rücknahmen<br />
von Anfragen, Inobhutnahme während der Anbahnung oder andere<br />
komplexe Betreuungssituationen (Vollzeit- oder Übergangspflege kombiniert mit<br />
Kindertagespflege) kamen gehäuft vor.<br />
Qualifizierende Gruppenarbeit für Kindertagespflegepersonen<br />
Auch im Jahr <strong>2012</strong> gab es drei Beratungsgruppen für Tagespflegepersonen jeweils<br />
in den Regionen Ost, West und Nord. Daran beteiligte sich knapp die Hälfte der<br />
aktiven und angehenden Betreuungspersonen. Im Vordergrund der Gruppenarbeit<br />
standen der pädagogische Austausch und die Reflexion der Arbeit. Die intensive<br />
Elternarbeit, Umgang bei Kindeswohlgefährdung, Zusammenarbeit mit dem Casemanagement<br />
und FamilienhelferInnen, Vernetzung, sowie spezielle Themen wie<br />
Umgang mit Aggressionen beim Kind oder auffällige Verhaltensweisen waren weitere<br />
Schwerpunkte. Darüber hinaus wurden die Tagespflegepersonen im Rahmen<br />
der Gruppenangebote an die Methode der kollegialen Beratung herangeführt.<br />
Ausblick<br />
Die heilpädagogische Kindertagespflege muss vor dem Hintergrund der<br />
Inklusion auch für die Kindertagespflege genauer beleuchtet werden.<br />
Dafür ist eine inhaltliche Anpassung des Förderlehrgangs notwendig. Die<br />
Bewertung eines Kindes, das im Rahmen der Hilfe zur Erziehung betreut<br />
wird, und damit laut Landesrichtlinie rechnerisch zwei Plätze besetzt, muss<br />
überprüft werden. Diese Doppelbelegung erschwert die Geschwisterbetreuung.<br />
Zudem ist die finanzielle Ausstattung für Tagespflegepersonen uninteressant,<br />
bis die steuerliche Freistellung in Anlehnung an § 32 SGB VIII<br />
einheitlich festgelegt wird.<br />
Für die Weiterentwicklung des Leistungsangebotes gab es keinen zuständigen<br />
Ansprechpartner in der Behörde, so dass die Qualitätsentwicklung nur<br />
einseitig vorangetrieben werden konnte. Ein Fachaustausch im Rahmen<br />
von Qualitätsdialogen ist dringend nötig.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
33
Kindertagespflege in den Regionen<br />
Die bremische Kindertagespflege ist in sechs Regionen aufgeteilt. Aus den Regionalbüros<br />
heraus findet die fachliche Betreuung der insgesamt 338 aktiven Kindertagespflegepersonen<br />
statt. Die Bereiche Hilfe zur Erziehung und die externe<br />
Kindertagespflege unterhalten eigene Arbeitstrukturen und beraten entsprechende<br />
Tagespflegepersonen. Die folgenden Regionalberichte geben einen Überblick über<br />
die unterschiedlichen Strukturen und Anfordernisse der Arbeit, die <strong>PiB</strong> – für und<br />
gemeinsam mit den Tagespflegepersonen vor Ort – für Eltern und Kinder so strukturiert,<br />
dass den Anforderungen von Familien möglichst gut entsprochen wird.<br />
Region Nord<br />
Blumenthal, Vegesack, Burglesum<br />
Daten und Fakten<br />
229 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
115 Neuvermittlungen von Kindern in Kindertagespflege gab es.<br />
193 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
114 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
50 Tagespflegepersonen boten 192 Betreuungsplätze.<br />
121 Kinder befanden sich zum Stichtag 31.12. d. J. in Kindertagespflege, davon<br />
62 (51 %) unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Vergleich zum Vorjahr<br />
stieg die Zahl der 193 Anfragen um 9,6 % (2011:176).<br />
sank die Zahl der 115 Neuvermittlungen um 8,7 % (2011: 126).<br />
verblieben 114 Kinder in Kindertagespflege (2011: 97).<br />
stieg die Zahl der Tagespflegepersonen auf 50 (2011: 47).<br />
stieg die Zahl von 178 Betreuungsplätzen um 31 % (2011: 136).<br />
Viele Eltern nutzten das Regionalbüro Nord in Vegesack für persönliche Beratungsgespräche.<br />
Die Anfragen waren über das ganze Jahr verteilt. Eine höhere Anfragendichte<br />
herrschte zu Jahresbeginn und zum Beginn des Kindergartenjahres nach<br />
den Sommerferien. Zum Jahresende waren die Betreuungsplätze fast durchgängig<br />
belegt, so dass Anfragen kaum vermittelt werden konnten.<br />
Nach wie vor sind Anfragen der Eltern, die im Schichtdienst oder auch am Wochenende<br />
arbeiten, schwierig oder gar nicht zu vermitteln. Die ergänzende Betreuung<br />
von Kindern, die bereits in einer Einrichtung sind, ist durch mobile Tagespflegepersonen,<br />
die in die Familie gehen, möglich – aber auch dieser Personenkreis ist sehr<br />
34
klein. Ein wichtiges Hindernis für Randzeitenbetreuung ist oft, dass das Kind aus<br />
beispielsweise der Schule nicht zur Kindertagespflegestelle gelangen kann, selbst<br />
wenn dort ein Platz frei wäre.<br />
Die Beratung der Eltern, auch während der Aufnahme ihrer Kinder in der Tagespflegestelle,<br />
wird mehr in Anspruch genommen. Tagespflegepersonen erhalten<br />
eine enge Begleitung, wenn es gewünscht wird. Die monatliche Beratungsgruppe<br />
wird von Tagespflegepersonen in hohem Maße wahrgenommen.<br />
Die Beratung von Tagespflegepersonen, die Kinder im Rahmen der Erziehungshilfe<br />
betreuen, ist sehr engmaschig. Sie sind durch eine zusätzliche Qualifikation für diese<br />
vielschichtige Aufgabe vermehrt tätig. Anfragen des Jugendamtes konnten aber<br />
nicht immer vermittelt werden. Hier arbeitete die Fachberaterin mit der Kollegin für<br />
diesen Arbeitsschwerpunkt eng zusammen.<br />
In der Kindertagespflege bleibt die Vernetzung der Tagespflegestellen mit Blick auf<br />
Urlaubs- und Krankheitsvertreteung eine vorrangige Aufgabe. Im letzten Jahr gab<br />
es nur vereinzelte Vertretungssituationen, in denen die Hilfe von Eltern angefragt<br />
werden musste. Tagespflegepersonen und Eltern sind hier aufgefordert, bereits<br />
während der Vermittlung entsprechende Regelungen zu treffen.<br />
Kooperation mit dem Sozialzentrum und anderen Partnern<br />
Im vergangenen Jahr gab es für SchülerInnen der Schule Eggestedter Straße Praktikumsplätze<br />
in der Kindertagespflege.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftlichen Jugendhilfe im Sozialzentrum 1 hat in<br />
der Regel zu zeitnahen Kostenreglungen für die Kindertagespflege geführt. Es gab<br />
nur in Einzelfällen leichte Verzögerungen.<br />
Durch eine Einladung des Vegesacker Marketing waren <strong>PiB</strong> und Kindertagespflegepersonen<br />
beim Adventsmarkt werbewirksam vertreten.<br />
Ausblick<br />
Die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege und die selbstständigen Kindertagespflegepersonen<br />
werden in Zukunft entschiedener in die Öffentlichkeit treten, um<br />
die Vielfalt der Tagespflege und ihre Qualitäten gegenüber suchenden<br />
Eltern transparenter zu machen.<br />
Die Tagespflegepersonen müssen ihre Position im System bremischer Kindertagesbetreuung<br />
finden und ihre Angebote in dem Kanon der Einrichtungsangebote<br />
verdeutlichen. Bedarfsgerechte Angebote werden in den kommenden<br />
Jahren ein Hauptthema sein – besonders vor dem Hintergrund der<br />
gut ausgebauten Krippenplätze im Norden.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
35
Region Nord-Ost<br />
Schwachhausen, Horn-Lehe, Borgfeld, Oberneuland<br />
Daten und Fakten<br />
337 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
185 Neuvermittlungen von Kindern in Kindertagespflege gab es.<br />
351 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
152 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
56 Tagespflegepersonen boten 194 Betreuungsplätze.<br />
159 Kinder waren zum 31.12. des Jahres in Betreuung, davon waren<br />
134 (84,3 %) unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Vergleich zum Vorjahr<br />
stieg die Zahl der 337 Kinder in Kindertagespflege um 32 % (2011: 256).<br />
sank die Zahl der 351 Anfragen um 10 % (2011: 388).<br />
stieg die Zahl der 185 Neuvermittlungen um 27 % (2011: 146) , zudem<br />
verblieben mit 152 Kindern 17 % mehr in Kindertagespflege (2011: 130).<br />
stieg die Zahl von 56 Tagespflegepersonen um 17 % (2011: 48).<br />
stieg die Zahl von 194 Betreuungsplätzen um 19 % (2011: 157).<br />
Wie in den Vorjahren fehlte es im Nordosten der Stadt an Betreuungsplätzen für<br />
Kinder unter drei Jahren. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Trend in den nächsten<br />
Jahren anhält, obwohl es einen stetigen Zuwachs an Plätzen in der Kindertagespflege<br />
gibt.<br />
Die hohe Nachfrage liegt u. a. an der Sozialstruktur des Einzugsgebietes und der<br />
Nähe zum Stadtzentrum mit einer hohen Einwohnerdichte. Der Anteil an akademisch<br />
ausgebildeten Frauen ist hoch. Viele kehren nach kurzer Elternzeit in den<br />
Beruf zurück. Die mobile Kindertagespflege, die Kinder im Haushalt der Eltern<br />
betreut, könnte Potenziale bieten, wenn auch familienfremde Kinder im Haushalt<br />
eines Kindes betreut werden dürfen. Dadurch würde diese Art der Betreuung auch<br />
für zukünftige Tagespflegepersonen finanziell attraktiver werden, denn erst ab der<br />
Betreuung von drei Kindern ist der offizielle Mindeststundenlohn knapp erreicht.<br />
War diese Form der Betreuung in <strong>2012</strong> nicht erlaubt, ist sie ab 2013 auf Antrag als<br />
Ausnahmeregelung möglich.<br />
In persönlichen Gesprächen oder am Telefon wurden Tagespflegepersonen zu<br />
unterschiedlichen Themen beraten, die vor allem die Verwaltung, die Selbstständigkeit<br />
und die erzieherischen Anforderungen betrafen. Diese vielfältigen Themenbereiche<br />
erfordern in Teilen auch den Rat von Spezialisten, wie z. B. von Steuerberatern,<br />
Krankenkassen u. a.; auch empfehlen Fachberaterinnen Fortbildungen.<br />
Besonders anspruchsvoll war in <strong>2012</strong> die Begleitung von Tagespflegepersonen, die<br />
36
wegen Zahlungsverzögerungen durch das Amt für Soziale Dienste die Aufgabe der<br />
Tätigkeit erwogen. Das Ausbleiben der Zahlungen kann Tagespflegepersonen in<br />
existenzielle Not bringen.<br />
Die Vermittlung in die Kindertagespflege im Nord-Osten kommt häufig durch Mundzu-Mund-Propaganda<br />
zustande. Neuvermittlungen werden nur zu einem Teil über<br />
das zuständige <strong>PiB</strong>-Regionalbüro angebahnt, denn die Kindertagespflege ist im<br />
Alltag der Region präsent und bekannt. Die Wirtschaftlichkeit der Tagespflegepersonen<br />
ist durch die durchgehend gute Auslastung der Plätze gegeben. Dies ist eine<br />
gute Grundlage dafür, dass der Ausbau fortschreiten kann.<br />
Ausblick<br />
Der Umfang, in dem Beschwerden über ausstehende Zahlungen die<br />
Beratungsleistungen der Fachkräfte beanspruchen, muss reduziert<br />
werden. Neue Tagespflegepersonen knüpfen ihre Entscheidung für ein<br />
Engagement in der Kindertagespflege in der Regel an die Aussicht auf<br />
einen gesicherten Verdienst. Insofern wird eine geplante Umstrukturierung<br />
der Antragsbearbeitung in 2013 dringend erwartet. Sie ist eine wesentliche<br />
Voraussetzung dafür, dass Werbemaßnahmen Erfolg haben, zumal der<br />
gesetzliche Anspruch auf einen Betreuungsplatz auch für Kinder ab zwölf<br />
Monate (ab August 2013) neue Herausforderungen birgt.<br />
Viele Tagespflegepersonen fordern Zusatzbeiträge von Eltern. Das stößt<br />
auch in Schwachhausen und Horn auf Kritik. Wenn ab 2013 eine Genehmigung<br />
von Zusatzbeiträgen notwendig würde, wie vom Gesetzgeber<br />
angedacht, würde die Kostenstruktur transparent. Das ist wünschenswert.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
37
Region Ost<br />
Vahr, Osterholz, Hemelingen<br />
Daten und Fakten<br />
254 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
77 Neuvermittlungen von Kindern in Kindertagespflege gab es.<br />
207 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
174 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
59 Tagespflegepersonen boten 198 Betreuungsplätze*.<br />
149 Kinder befanden sich zum Stichtag 31.12. des Jahres in Betreuung, davon<br />
waren 90 (60 %) unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Vergleich zum Vorjahr<br />
ging die Zahl der 251 betreuten Kinder um 17 % ging zurück (2011: 304).<br />
sank die Zahl der 77 Neuvermittlungen um 42 % (2011: 134).<br />
sank die Zahl der 59 Tagespflegepersonen um 17 % (2011: 71).<br />
sank die Zahl der 198 Plätze um 13 % (2011: 227).<br />
In der Region arbeiten zwei Fachberaterinnen in zwei unterschiedlichen Regionalbüros.<br />
Beide Büros bieten gute Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Nutzern wie<br />
der Stadtteilstiftung Hemelingen, dem DRK, der St. Petri Kinder- und Jugendhilfe<br />
und Alten Eichen. Die Region ist geprägt von einer großen Interkulturalität und<br />
sozialen Brennpunkten. Die Eltern, die oft kurzfristig durch Maßnahmen des Jobcenters<br />
eine Kinderbetreuung suchen, sind oft verunsichert und brauchen eine engmaschige<br />
Begleitung durch die Fachberatung. Eine nicht geringe Gruppe von Eltern<br />
nutzen die Kindertagespflege aus Entlastungsgründen. Diese Betreuungsverhältnisse<br />
sind oft geprägt von erweiterten Anforderungen an die Tagespflegepersonen, da<br />
die Eltern in ihrer Überforderung die allgemeinen Absprachen und Vertragsregularien<br />
schwer einhalten können. Pünktliches Bringen und Holen der Kinder oder auch<br />
die Ausstattung mit jahreszeitlicher Wechselkleidung können schon ein Problem<br />
sein. Durch die gesetzlichen Änderungen für BezieherInnen von Arbeitslosengeld II<br />
waren im vergangenen Jahr einige Tagespflegepersonen in der Region aus wirtschaftlichen<br />
Gründen gezwungen, ihre Tätigkeit aufzugeben. Zwar sind dadurch<br />
nur ein oder zwei Betreuungsplätze pro Person entfallen – doch boten diese sehr<br />
flexible Betreuungszeiten an. Dieser Wegfall ist im Osten spürbar.<br />
In der Region, die eine sehr entwickelte Krippenlandschaft vorweist, fehlen Betreuungsplätze<br />
zu Randzeiten. Dies erweist sich als große Herausforderung.<br />
38
Kooperation mit dem Sozialzentrum und anderen Partnern<br />
Eine enge Kooperation mit dem Sozialzentrum 6 und dem Haus der Familie ermöglicht<br />
zusätzlich mobile Sprechzeiten in den Häusern beider Partner. Dieses bürgernahe<br />
Angebot wird von Eltern, die sich Hilfe suchend an das Jugendamt wenden,<br />
gerne angenommen und bietet auch dem Casemanagement schnellen Austausch<br />
für die gezielte Vermittlung in Kindertagespflege.<br />
Ausblick<br />
In Hemelingen waren über das gesamte Jahr Betreuungsplätze frei. Die<br />
offenen Betreuungszeiten entsprachen nicht dem Bedarf. Mit dem Rechtsanspruch<br />
auf Förderung ab dem ersten Lebensjahr müssen sich Tagespflegepersonen<br />
an den Bedarfen der Eltern und der institutionellen Angebote<br />
orientieren, um weiterhin wirtschaftlich ausgelastet zu sein. Dieser Paradigmenwechsel<br />
muss durch den Fachdienst vorangetrieben werden.<br />
Region Mitte<br />
Mitte und Östliche Vorstadt<br />
Daten und Fakten<br />
236 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
109 Neuvermittlungen von Kindern in Kindertagespflege gab es.<br />
159 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
127 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
41 Tagespflegepersonen boten 154 Betreuungsplätze.<br />
125 Kinder befanden sich zum Stichtag 31.12. des Jahres in Betreuung, davon<br />
waren 104 (83 %) unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Vergleich zum Vorjahr<br />
nahm die Zahl von 159 Anfragen um 9,1 % ab (2011: 175).<br />
stieg die Zahl der 109 Neuvermittlungen um 2,8 % (2011: 106).<br />
wurden insgesamt 21 Kinder mehr als im Vorjahr betreut.<br />
blieb die Zahl der 104 betreuten Kinder unter drei Jahren fast gleich<br />
(2011: 105).<br />
stieg die Zahl der Betreuungsplätze, während die Zahl der Tagespflegepersonen<br />
abnahm.<br />
Ein Zuständigkeitswechsel seitens der <strong>PiB</strong>-Fachberatung zu Jahresbeginn erforderte<br />
das Kennenlernen der Tagespflegepersonen mit ihren Profilen und Angeboten, um<br />
schnellstmöglich eine passgenaue Vermittlung für anfragende Eltern zu erreichen.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
39
Die monatliche Beratungsgruppe in Mitte war dafür hilfreich und wurde zeitweise<br />
von der zuständigen Fachberaterin für die Region geleitet. Hauptthemen der Beratung<br />
waren: die selbstständige Tätigkeit, verspätete Zahlungen durch die Wirtschaftliche<br />
Jugendhilfe, pädagogische Fragen.<br />
Kooperation mit dem Sozialzentrum<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> suchte PIB regelmäßig den Kontakt zu SachbearbeiterInnen der Wirtschaftlichen<br />
Jugendhilfe. <strong>2012</strong> wurden zwei Treffen zwischen Sachbearbeitern und<br />
Referatsleitung, sowie PIB mit Fachberaterinnen und Leitung realisiert, um Absprachen<br />
und Kooperation für beide Seiten zu erleichtern.<br />
In der östlichen Vorstadt wurden weniger Betreuungsplätze als im Vorjahr angeboten.<br />
Vor allem der Umzug von zwei externen Tagespflegepersonen in Räume<br />
in anderen Stadtteilen brachte den Verlust von zehn Betreuungsplätzen, der nicht<br />
ausgeglichen werden konnte.<br />
Es wurden vermehrt jüngere Kinder betreut, wobei auffiel, dass Gruppengrößen<br />
von vier bis fünf Kindern, die Kleinen leicht überfordern. In einigen Fällen kam es<br />
zu einem Betreuungsabbruch oder Wechsel in eine kleinere Tagespflegestelle.<br />
Ausblick<br />
Die Mieten in der Region bleiben eine Hürde für Tagespflegestellen. Um der<br />
stetig hohen Nachfrage nach Tagespflege besser zu entsprechen, muss <strong>PiB</strong><br />
verstärkt Kooperationen ausloten – mit Menschen, die Immobilien haben<br />
und auch ein Interesse an Kindertagespflege.<br />
Region West<br />
Findorff, Walle, Gröpelingen<br />
Daten und Fakten<br />
293 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
157 Neuvermittlungen von Kindern in Kindertagespflege gab es.<br />
178 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
136 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
54 Tagespflegepersonen boten 192 Betreuungsplätze.<br />
152 Kinder befanden sich zum Stichtag 31.12. des Jahres in Betreuung, davon<br />
waren 116 (76 %) unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Vergleich zum Vorjahr<br />
nahm die Zahl von 178 Anfragen um ca. 23 % ab (2011: 232).<br />
40
standen 161 Plätze 178 Anfragen gegenüber.<br />
sank die Zahl der 157 Neuvermittlungen um 10 % (2011: 174).<br />
sank die Zahl der insgesamt betreuten Kinder um ca. 2 % geringfügig.<br />
stieg die Zahl der Betreuungsplätze um ca. 7 %.<br />
In der gesamten Region fehlten Betreuungsplätze für unübliche Betreuungszeiten. In<br />
Gröpelingen suchten viele Eltern Tagesbetreuung in Ergänzung zum gut ausgebauten<br />
Krippensystem und zu Randzeiten, etwa sehr früh morgens oder über Nacht, da<br />
sie im Schichtdienst arbeiteten. In Walle und Findorff wurden dagegen neben Vollund<br />
Teilzeitplätzen zwischen 7.00 und 17.00 Uhr eher Betreuungen im Anschluss an<br />
die Öffnungszeiten der Kita angefragt.<br />
Flexible und ausgedehnte Betreuungszeiten wurden vergleichsweise selten angeboten;<br />
etwa die Hälfte aller Tagespflegestellen bot Betreuung im Umfang von rund<br />
sieben Stunden werktäglich oder weniger an. Ergänzende Betreuungen von unter<br />
zehn Stunden pro Woche oder Ferien- und Wochenendbetreuungen gab es kaum.<br />
Einige Plätze blieben ganzjährig bzw. über Monate unbesetzt. Diese Angebote entsprachen<br />
nicht in vollem Umfang den Bedarfen oder Wünschen der anfragenden<br />
Eltern.<br />
Wiederholt kam es zu Betreuungsabbrüchen, wenn Eltern einen Krippenplatz erhielten.<br />
Manche Eltern fürchteten, ihren daran anknüpfenden Kindergartenplatz<br />
im Falle einer Absage zu verlieren; so kündigten sie kurzfristig den Platz in der Kindertagespflege.<br />
13 Personen beendeten ihre Tätigkeit oder nahmen nach der Qualifizierung die<br />
Arbeit gar nicht erst auf, weil sich ihnen die Kindertagespflege nicht als die gewünschte<br />
berufliche Perspektive mit ausreichender Existenzsicherung darstellte.<br />
Trotzdem stieg die Zahl der Betreuungsplätze an, da die verbleibenden oder neuen<br />
Tagespflegestellen jeweils höhere Platzkapazitäten vorhielten.<br />
Viele Findorffer Eltern wichen auf Walle aus, da dort mehr Betreuungsmöglichkeiten<br />
zur Verfügung standen.<br />
Anfragende Eltern wurden nach Möglichkeit in einem ausführlichen persönlichen<br />
Gespräch vorberaten. Beratung wurde oft auch während der laufenden Tagespflege<br />
nachgefragt.<br />
Rund 75 Prozent der aktiven Tagespflegepersonen nahmen die Gruppenangebote<br />
regelmäßig und in Ergänzung zur Einzelberatung wahr und schätzten sie als Gelegenheit<br />
zur Vernetzung und zum Austausch.<br />
Kooperation mit dem Sozialzentrum und anderen Partnern<br />
Unter der Stadtteilleitung Walle des Amtes für Soziale Dienste fand ein erstes Kooperationstreffen<br />
für die Einrichtungen mit einem Betreuungsangebot für unter Dreijährige<br />
statt.<br />
Eine Zusammenarbeit mit Kitas in der Region fand statt, wenn Kinder dort und<br />
ergänzend in der Kindertagespflege betreut wurden. Eine Kooperation bestand mit<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
41
dem Evangelischen Gemeinschaftszentrum in Walle. Dort konnten Räume für Gruppentreffen<br />
genutzt werden.<br />
In der Wirtschaftlichen Jugendhilfe verzögerte sich die Antragsbearbeitung immer<br />
wieder, was die Kindertagespflegepersonen, die ihre Existenz mit der Kinderbetreuung<br />
sichern, in finanzielle Nöte brachte. Daraus ergab sich ein erhöhter Beratungsbedarf<br />
für <strong>PiB</strong>, denn Kindertagespflegepersonen erwarteten Hilfe und Vermittlung,<br />
wenn das Pflegegeld oder die hälftige Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge<br />
trotz längeren Wartens ausblieben. Um die Zusammenarbeit zu verbessern, wurden<br />
monatliche Kooperationstreffen eingerichtet.<br />
Ausblick<br />
Jeder Ausbau der Kindertagespflege in der Region West wird durch den<br />
Ausbau von Krippenplätzen tangiert. Ein bedarfsgerechter Ausbau wäre<br />
nach aktueller Lage ausschließlich in der Randzeitenbetreuung in allen drei<br />
Stadtteilen und der Ganztagsbetreuung in Findorff sinnvoll. Der Ausbau der<br />
Randzeitenbetreuung ist schwierig umzusetzen, da sie nur ein begrenztes<br />
Einkommen bietet.<br />
Die enge Vernetzung der Kindertagespflegepersonen in Walle zeigt Ansätze<br />
einer regionalen Interessenvertretung in der Kindertagespflege. Eine solche<br />
Entwicklung wäre sinnvoll.<br />
Region Süd<br />
Neustadt, Woltmershausen, Huchting, Obervieland<br />
Daten und Fakten<br />
488 Kinder wurden insgesamt betreut (inkl. Zu- und Abgänge).<br />
236 Neuvermittlungen von Kindern in Kindertagespflege gab es.<br />
385 Anfragen von suchenden Eltern gab es.<br />
252 Betreuungsverhältnisse* wurden fortgesetzt.<br />
78 Tagespflegepersonen boten 314 Betreuungsplätze.<br />
242 Kinder befanden sich am 31.12. des Jahres in Betreuung, davon waren 194<br />
(80,2 %) unter drei Jahre alt.<br />
*Ein Betreuungsverhältnis/-platz kann auch in Teilzeit bestehen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Vergleich zum Vorjahr<br />
erhöhte sich die Zahl der Anfragen um 27 % auf 385.<br />
etablierte sich die Kindertagespflege deutlich als eigenständige, professionelle<br />
Betreuungsform für Kinder unter drei Jahren; dies wird sichtbar an<br />
längeren Verweildauern.<br />
42
konnten Anfragen nach kurzfristiger Betreuung kaum bedient werden.<br />
betreut eine Tagespflegeperson nunmehr durchschnittlich vier Kinder.<br />
In den Bereichen Neustadt, Woltmershausen und Huchting sank die Anzahl von<br />
interessierten Männern und Frauen, die eine Tätigkeit in der allgemeinen Tagespflege<br />
ausüben wollten. Gründe liegen in begrenzten Verdienstmöglichkeiten, dem<br />
Mangel an Sozialleistungen (wie Erziehungsurlaub) oder den hohen Anforderungen<br />
der erwarteten beruflichen Selbstständigkeit.<br />
<strong>2012</strong> waren gut zehn Prozent der Tagespflegepersonen im Bremer Süden schwanger.<br />
Dadurch ergaben sich Umzüge, Änderungen von Betreuungszeiten, längere<br />
Arbeitspausen, eine Reduzierung der Platzzahl, Vertretungsfälle, Neugründungen<br />
und Beendigungen. Vertretungen bei Urlaub und Krankheit unter den Tagespflegepersonen<br />
funktionieren in der gesamten Region weitgehend reibungslos. Dies ist<br />
das Ergebnis guter Vernetzung – auch durch die Teilnahme der Tagespflegepersonen<br />
an Beratungsgruppen.<br />
Tagespflegepersonen, die mehrere Kinder betreuen, sollten nicht mehr als zwei Kinder<br />
unter einem Jahr aufnehmen. Jedoch wächst die Zahl der Anfragen für diesen<br />
Bereich, weil es in Bremen außer der Kindertagespflege keine andere Betreuungsmöglichkeit<br />
gibt.<br />
Kooperation mit dem Sozialzentrum und anderen Partnern<br />
Regelmäßige Kooperationstreffen mit der Wirtschaftlichen Jugendhilfe des Amtes<br />
für Soziale Dienste haben auch dieses Jahr zu grundsätzlichen, teils sehr individuellen<br />
Lösungen auch bei komplizierten Einzelfällen geführt. Gerüchte über Veränderungen<br />
in der Wirtschaftlichen Jugendhilfe führten zweitweise zu Irritationen auf<br />
beiden Seiten, doch wurde die grundsätzlich positive Zusammenarbeit zwischen<br />
Wirtschaftlicher Jugendhilfe und <strong>PiB</strong> dadurch nicht beeinträchtigt.<br />
Ausblick<br />
Für die Weiterentwicklung der Kindertagespflege in der Region Süd soll die<br />
Kompetenzentwicklung und Vernetzung von Tagespflegepersonen weiter<br />
gestärkt werden.<br />
Neue Optionen, wie etwa die Betreuung von Kindern unterschiedlicher<br />
Familien im elterlichen Haushalt eines Kindes durch eine mobile Tagespflegeperson<br />
sind erforderlich, um den Ausbau insgesamt voran zu bringen<br />
und den Bedürfnissen von Familien besser und flexibler entsprechen zu<br />
können. Dies ist eine Aufgabe für das kommende Jahr.<br />
Die Kooperationen zwischen Kindertagespflege und Einrichtungen sollen<br />
verbessert werden, um Kindern Übergänge zu erleichtern.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
43
Die Vollzeitpflege in Zahlen<br />
76<br />
Kinder wurden <strong>2012</strong> in<br />
Vollzeitpflege vermittelt.<br />
Mehr Kinder konnten über die Jahre<br />
in Pflegefamilien<br />
vermittelt werden.<br />
600<br />
574<br />
550<br />
38%<br />
aller Kinder waren bei der<br />
Vermittlung unter 3 Jahre alt.<br />
500<br />
450<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
2010<br />
2011<br />
<strong>2012</strong><br />
400<br />
Vermitllungsdauer<br />
Jedes<br />
in Fremdpflege<br />
2.<br />
(Vollzeitpflege<br />
Kind<br />
<strong>2012</strong>)<br />
konnte innerhalb von acht<br />
Wochen in eine Pflegefamilie vermittelt werden.<br />
14%<br />
3%<br />
11%<br />
11%<br />
11%<br />
14%<br />
36%<br />
unter 4 Wochen (36%)<br />
4 bis < 8 Wochen (14%)<br />
8 bis < 12 Wochen (11%)<br />
12 bis < 16 Wochen (11%)<br />
16 bis < 20 Wochen (11%)<br />
20 bis < 24 Wochen (3%)<br />
mehr als 24 Wochen (14%)<br />
egeverhältnisse nach Pflegeformen in <strong>2012</strong><br />
71 Kinder<br />
SZ<br />
12%<br />
er<br />
%<br />
r<br />
der<br />
X<br />
111 Kinder<br />
AP19,3%<br />
225 Kinder<br />
HP39%<br />
44<br />
574<br />
Vermittlungsdauer in Fremdpflege in (Vollzeitpflege) Fremdpflege<br />
<strong>2012</strong><br />
Kinder befanden sich am<br />
(Vollzeitpflege)<br />
<strong>2012</strong><br />
31.12.<strong>2012</strong> bei<br />
440<br />
unter 4 Wochen<br />
3% 14%<br />
Familien in Vollzeitpflege.<br />
36%<br />
11%<br />
11%<br />
11% 14%<br />
<strong>PiB</strong>-Pflegeformen<br />
entsprechen dem Bedarf der Kinder<br />
Allgemeine Vollzeitpflege AP (21 %)<br />
Heilpädagogische Vollzeitpflege HP (39 %)<br />
Kinder im Exil KiEX (1,4 %)<br />
Sonderpäd. Vollzeitpflege SoP (7,8 %)<br />
Verwandtenpflege VP (19,8 %)<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz SZ (12 %)<br />
4 bis < 8 Wochen<br />
8 bis < 12 Wochen<br />
12 bis < 16 Wochen<br />
16 bis < 20 Wochen<br />
20 bis < 24 Wochen 71 Kinder<br />
mehr als 24 Wochen12%<br />
114 Kinder<br />
Das Sorgerecht blieb in<br />
68%<br />
aller Fälle bei der Familie<br />
der Pflegekinder.<br />
Vollzeitpflegeverhältnisse nach Pflegeformen in <strong>2012</strong><br />
VP19,8%<br />
45 Kinder<br />
SoP<br />
7,8%<br />
SZ<br />
8 Kinder<br />
KiEX<br />
1,4%<br />
111 Kinder<br />
AP19,3%<br />
225 Kinder<br />
HP39%<br />
Allgemeine Vollzeitpflege AP (21 %)<br />
Heilpädagogische Vollzeitpflege HP<br />
Kinder im Exil KiEX (1,4 %)<br />
Sonderpäd. Vollzeitpflege SoP (7,8 %<br />
Verwandtenpflege VP (19,8 %)<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz SZ (1
Die Vollzeitpflege<br />
„Mit Kindern leben – ihnen neue Chancen geben“, unter dieser Überschrift wirbt <strong>PiB</strong><br />
Pflegefamilien für Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht<br />
mehr bei ihren Eltern leben können. Für manche Kinder oder Jugendliche ist es<br />
eine gute Lösung, auf Dauer oder zeitlich befristet in einer Pflegefamilie zu leben, die<br />
neben Zuwendung und Förderung auch stabile Strukturen bietet.<br />
Pflegeeltern können fremde Menschen und Verwandte oder Personen aus dem<br />
sozialen Umkreis des Kindes oder Jugendlichen werden. Sie alle werden zuvor von<br />
<strong>PiB</strong> qualifiziert, eignungsüberprüft und nach der Vermittlung weiter begleitet und<br />
beraten. Stets gilt dabei der Grundsatz: Pflegekinder sind Kinder mit zwei Familien.<br />
Er berücksichtigt, dass es für alle Pflegekinder wichtig ist, sich mit ihrer Herkunftsfamilie<br />
auseinanderzusetzen. Zudem haben Eltern und Kind in den meisten Fällen<br />
das Interesse und das Recht, miteinander in Kontakt zu sein.<br />
In 2011 wurde dafür der Bereich <strong>PiB</strong>-Elternberatung gegründet. Er begleitet verstärkt<br />
Besuchskontakte zwischen Kind und Eltern. Für beteiligte Eltern soll erlebbar<br />
werden, wie sich das Kind in der Pflegefamilie entwickelt: In einer kind- und elterngerechten<br />
Umgebung werden Begegnungen so gestaltet, dass sie gegenseitiges<br />
Wahrnehmen und gemeinsames Tun ermöglichen. Darüber hinaus bietet die<br />
<strong>PiB</strong>-Elternberatung individuelle Unterstützung und Reflexion für Eltern(teile) und<br />
Elterngruppen an. Ziel ist es, dass die Eltern und ihr Kind ihre besondere Situation<br />
akzeptieren lernen. Dann können die Kinder das Pflegeverhältnis weniger belastet<br />
erleben.<br />
Daten und Fakten<br />
649 Pflegeverhältnisse wurden begleitet (inkl. neue und beendete) (2011: 660).<br />
76 neue Pflegeverhältnisse wurden in den vier Sparten eingerichtet (2011: 92),<br />
davon 48 in der Verwandtenpflege/soziales Netz, 22 in der allgemeinen<br />
und heilpädagogischen Vollzeitpflege/Fremdpflege, 6 in der Sparte Kinder<br />
im Exil.<br />
75 Pflegeverhältnisse wurden beendet (2011: 80).<br />
574 Pflegeverhältnisse bestanden am Stichtag 31.12. des Jahres (2011: 580).<br />
21 MitarbeiterInnen (2011: 20) mit unterschiedlicher Wochenarbeitszeit<br />
arbeiten in der Abteilung.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
45
Die Abteilung <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege<br />
Die Abteilung <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege bündelt vier Pflegeformen für Kinder, die im Auftrag<br />
des Amtes für Soziale Dienste in Fremd- oder in die Verwandtenpflege/das soziale<br />
Netz des Kindes vermittelt wurden. Grundlage der Arbeit ist der am 1.1.<strong>2012</strong> in<br />
Kraft getretene Kooperationsfolgevertrag mit der Stadt Bremen.<br />
Neben der Gewinnung und Qualifizierung von Pflegefamilien bzw. -personen trägt<br />
die <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege die Eignungsüberprüfung, Anbahnung und Vermittlung von<br />
Pflegeverhältnissen sowie deren weitere Begleitung und Beratung. Die Beratung<br />
hat dabei zwei Standbeine: Einerseits findet sie als individuelle Fachberatung und<br />
andererseits in Form von fortlaufenden Themenseminaren, Gruppensupervisionen<br />
und Beratungsgruppen statt, die die Pflegeelternschule begleitet und koordiniert.<br />
Beide Beratungselemente bilden eine stabile Basis für die Zusammenarbeit mit<br />
Pflegeeltern und -kindern und tragen damit zum Gelingen von Pflegeverhältnissen<br />
bei. In <strong>2012</strong> wurden die Angebote von Beratungsgruppen für Pflegeeltern deutlich<br />
erweitert.<br />
Herausforderungen für die Abteilung<br />
Bereits seit Jahren vollzieht sich ein kontinuierlicher Anstieg in der Verwandtenpflege<br />
bzw. der Vollzeitpflege im sozialen Netz. Dieser Trend setzte sich in <strong>2012</strong> fort:<br />
Während die Vermittlungen in Fremdpflege um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahr<br />
abnahmen, verzeichnete die Sparte Verwandtenpflege/soziales Netz in derselben<br />
Zeit einen Zuwachs von rund 60 Prozent an neuen Pflegeverhältnissen.<br />
Diese Verschiebung hin zur Verwandtenpflege bedeutet für einen Träger wie die <strong>PiB</strong><br />
gemeinnützige GmbH hohe Verantwortung: So entlastend es für ein Kind sein kann,<br />
im vertrauten sozialen Netz oder in der Verwandtschaft zu verbleiben, liegt hier<br />
doch ein großer Bedarf an Beratung und Begleitung. Die Tatsache, dass die Eltern<br />
ihr Kind nicht erziehen, aber weiterhin Zugang zum Familiensystem von Kind und<br />
Pflegeeltern haben, kann eine Belastung darstellen. Diese durchaus konfliktträchtige<br />
Situation in einer Familie gilt es umso enger zu begleiten, wo Suchtkrankheiten,<br />
Gewalt oder psychische Erkrankungen eine Rolle spielen. Insbesondere wenn,<br />
wie dies häufig der Fall ist, ältere Verwandte oder Großeltern das Pflegeverhältnis<br />
tragen, sind zudem pädagogische Fragen zum Umgang mit der Enkelgeneration<br />
ein Thema für Beratung. Eine besondere Herausforderung ist es, Grenzen im Zusammenleben<br />
mit dem lieb gewordenen Kind aus der eigenen Familie zu erkennen.<br />
Der drastische und unerwartete Rückgang von Vermittlungen in der allgemeinen<br />
und heilpädagogischen Vollzeitpflege/Fremdpflege – hier gab es im gesamten Jahr<br />
nur 22 Vermittlungen (2011: 39) – stellte im Verlauf des Jahres <strong>2012</strong> die in erst 2011<br />
begonnene Reform des Vermittlungsverfahrens 1 in Frage. Im Zuge der Reform war<br />
eine ständig besetzte, zentrale Vermittlungseinheit gegründet worden, die ohne<br />
1 Die Restrukturierung ergab sich aus der 2010 beauftragten Gesamtevaluation von <strong>PiB</strong>, auch einsehbar unter Broschüren<br />
auf www.pib-bremen.de.<br />
46
Rücksicht auf interne Urlaubs- und Krankheitszeiten Vermittlungen kontinuierlich<br />
durchführen kann. Dies sollte dem Amt für Soziale Dienste und den Pflegeeltern ein<br />
einheitliches und schnelleres Verfahren bieten. Zuvor war die Verantwortung für<br />
Vermittlungen aus der Zuständigkeit aller Fachkräfte der Abteilung herausgelöst<br />
worden; die dafür erforderlichen Personalressourcen wurden innerhalb der Sparte<br />
erbracht, wo die Fallzahl dadurch um zehn auf 60 (pro Vollzeit-Fachkraft) stieg.<br />
Rechnerisch entsprach dies der durchschnittlichen Arbeitsbelastung durch die Vermittlungstätigkeit<br />
– die allerdings in den Vorjahren deutlich höher lag.<br />
Eine weitere Problematik entstand in <strong>2012</strong> durch die 117 Vermittlungsanfragen,<br />
von denen 42 (36 Prozent) wieder zurückgezogen wurden, sobald spätere Gerichtsentscheidungen<br />
und/oder eine veränderte Hilfeplanung dies erforderten. Dieses<br />
Vorgehen erwies sich als unbefriedigend. Es band die Kräfte sowohl der Zentralen<br />
Auftragsannahme als auch der Zentralen Vermittlungsstelle in der Fremdpflege zu<br />
häufig ohne eine Vermittlung. Jedoch bemisst sich die Personalzumessung für <strong>PiB</strong><br />
durch den städtischen Auftraggeber an der Zahl der begleiteten Pflegeverhältnisse.<br />
Aus den o. g. Entwicklungen folgte, dass zum Jahresende <strong>2012</strong> die interne Reform<br />
des Vermittlungsprozesses in Teilen zurückgenommen werden musste. Zugleich begann<br />
eine Analyse möglicher interner und externer Ursachen, die den genannten<br />
Veränderungen zugrunde liegen. Auch wurde das Gespräch mit der senatorischen<br />
Behörde gesucht, um (1.) das Verfahren der Vergabe von Vermittlungsaufträgen<br />
an <strong>PiB</strong> zu besprechen und (2.) zu klären, wie sichergestellt werden kann, dass die<br />
Familienpflege in Bremen auch künftig Vorrang hat, wie dies seit 2002 gilt. Dies<br />
scheint bedeutend, da die Zahl der Inhobhutnahmen zumindest in Übergangspflege<br />
stetig angestiegen ist.<br />
Eine stark erhöhte Nachfrage gab es in <strong>2012</strong> für das Programm „Kinder im Exil“: Hier<br />
wurden sechs neue Pflegeverhältnisse eingerichtet, so dass am Jahresende acht<br />
„Kinder im Exil“ in Pflegefamilien lebten. Dieses Programm für minderjährige Flüchtlinge<br />
soll in 2013 weiter ausgebaut werden.<br />
Das Angebot „Befristete-Fünf-Tage-Vollzeitpflege“, das von Beginn der Maßnahme<br />
an die Rückkehr der Kinder zu ihren Eltern zum Ziel hat, wurde nicht angefragt.<br />
Auch in der sonderpädagogischen Vollzeitpflege gab es keine nennenswerten Vermittlungsaufträge.<br />
Die Weiterentwicklung der Abteilung<br />
Der Querschnittsbereich <strong>PiB</strong>-Elternarbeit, für die Eltern von Pflegekindern, hat in<br />
<strong>2012</strong> ein stabiles Beratungsangebot aufgebaut. Zeitgleich wurden Kooperationswege<br />
mit den verschiedenen Sparten innerhalb der Abteilung Vollzeitpflege eingeführt<br />
und die fachliche Ausrichtung kommuniziert.<br />
Die Interne Fachberatung hat in <strong>2012</strong> ein Verfahren zur systematischen Aufarbeitung<br />
von belasteten Pflegeverhältnissen entwickelt. Gemeinsam haben alle<br />
Sparten der Vollzeitpflege eine Methodik erarbeitet, die es einzelnen FachberaterIn-<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
47
nen erlaubt, eine sachlich standardisierte Lagebeschreibung von einer möglichen<br />
Belastungssituation in einer Pflegefamilie zu erstellen und – je nach Ergebnis – weitere,<br />
ebenfalls vorgegebene Verfahrensschritte einzuleiten. Das Instrument soll ab<br />
2013 konsequent eingesetzt werden. Dann sollen die Erfahrungen im Umgang mit<br />
diesem neuen Instrument auch mit anderen Abteilungen von <strong>PiB</strong> bewertet werden,<br />
um dort eine ähnliche Methodik nutzbar zu machen. Innerhalb des Teilzeitdeputats<br />
von 20 Stunden/Woche entwickelte die Interne Fachberatung neben kollegialer<br />
Beratung und Konfliktmoderation in <strong>2012</strong> insbesondere die fachliche Fortbildung für<br />
das Kollegium der FachberaterInnen.<br />
Die Kooperation mit der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule wurde deutlich aufgewertet. Damit<br />
wurde die Entwicklung der Vorjahre abgeschlossen: Die Pflegeelternschule hat sich<br />
vom Dienstleister für Pflegeeltern, etwa durch ihr Angebot von Qualifizierungs- und<br />
Weiterbildungskurse, hin zum zweiten Standbein der <strong>PiB</strong>-internen Beratung und<br />
Begleitung weiter entwickelt. Dazu gehört, dass Pflegeeltern heute auch vertraglich<br />
verpflichtet sind, fortlaufende Beratungsgruppen in der Pflegeelternschule zu besuchen.<br />
Diese Gruppen wurden fachlich enger mit der Arbeit in den Sparten verzahnt.<br />
Es fanden Absprachen zur Zusammenarbeit und zur Qualitätsentwicklung<br />
statt.<br />
Die Gruppenangebote für Pflegekinder wurden inhaltlich stärker an den Beratungszusammenhang<br />
der Fachberatung gekoppelt. Die fachliche Förderung der Pflegekinder<br />
– in ihrer Identität als Kinder mit zwei Familien – wurde enger an die Arbeit<br />
der Sparten angebunden.<br />
Fachtag für Pflegeeltern und Fachöffentlichkeit<br />
Der zweijährliche Fachtag für Pflegeeltern der Vollzeit- und der Übergangspflege<br />
sowie für Patenfamilien hatte in <strong>2012</strong> einen feierlichen Rahmen. Aus Anlass des<br />
zehnjährigen Bestehens von <strong>PiB</strong> würdigte Sozialsenatorin Anja Stahmann die Leistung<br />
der Pflegefamilien und die Entwicklung von <strong>PiB</strong>. Einen Rückblick gab Herbert<br />
Holakovsky, der die Gründung der Gesellschaft <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen von<br />
Seiten der Stadt begleitet hatte, und ein nachdenkliches Grußwort trug Alexandra<br />
Szylowicki, Geschäftsführerin des Hamburger Pflegekinderdienstes Pfiff e. V., für das<br />
Kompetenz-Zentrum Pflegekinder e. V. vor. Über „Aufwachsen in Pflegefamilien“<br />
berichtete Daniela Reimer aus dem Forschungsschwerpunkt der Universität Siegen.<br />
Eine Umfrage unter den TeilnehmerInnen des Fachtages ergab eine große Zufriedenheit<br />
mit den inhaltlichen Impulsen und der Kinderbetreuung. Jedoch wünschten<br />
Pflegeeltern sich mehr Raum für Austausch und Kontakte. Dies wird in die<br />
Planung des nächsten Pflegeelterntages eingehen.<br />
Personal und Organisationsentwicklung<br />
Die Neueinstellungen der vergangenen Jahre haben zu einer Verjüngung des Altersdurchschnitts<br />
in der Abteilung geführt. Zugleich stieg der Anteil der männlichen<br />
48
Fachkräfte auf fünf von 21 Fachkräften insgesamt. Zwei MitarbeiterInnen, die ca.<br />
30 Jahre im Bereich der Pflegekinderhilfe gearbeitet haben, verließen <strong>PiB</strong> in den<br />
Ruhestand. Nur noch drei Fachkräfte sind amtsüberlassen. Die frei gewordenen<br />
Stellen wurden aufgrund gesunkener Fallzahlen nur anteilig wieder besetzt.<br />
Qualitätsmanagement<br />
Das <strong>PiB</strong>-interne Qualitätsmanagement erfolgte in <strong>2012</strong> verstärkt auch in der Abteilung<br />
Vollzeitpflege. Ein Mitarbeiter dieser Abteilung ist mit einem festgelegten Stundenkontingent<br />
beauftragt, diesen Prozess als Qualitätsmanagementbeauftrager zu<br />
begleiten. Die Ergebnisse werden in unserem Qualitätshandbuch dokumentiert.<br />
Gemeinsam mit VertreterInnen der unterschiedlichen Sparten werden dafür Arbeitsprozesse<br />
in einzelne Schritte gegliedert und beschrieben, um ein einheitliches,<br />
überprüfbares und vereinbartes Verfahren festzuschreiben. Ziel ist, auf diesem Weg<br />
alle wesentlichen Verfahren kleinschrittig zu definieren und sie als jeweils standardisierten<br />
Prozess dem Handeln der MitarbeiterInnen zu Grunde zu legen, so dass<br />
neben Qualität ein hohes Maß an Vergleichbarkeit erreicht wird. Ab 2013 werden<br />
Auditoren für die fortlaufende Anpassung der Managementprozesse sorgen.<br />
Kooperation mit dem Casemanagement<br />
Der in 2009 abgeschlossene Prozess zur Optimierung der Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen und dem Casemanagement des Amtes für Soziale<br />
Dienste sah regionale Qualitätsdialoge vor, die in 2011 begannen und regional bis<br />
in das zurückliegende Jahr fortgesetzt wurden. Eine strukturierte Auswertung aller<br />
Dialoge soll in 2013 folgen. Bereits jetzt ist deutlich, dass der ausgedehnte Zeitraum,<br />
über den die Dialoge sich erstreckten, deren Auswertung erschwert: Themen, die<br />
im Frühjahr 2011 schwierig waren, hatten im Herbst <strong>2012</strong> keine Brisanz mehr. Bei einer<br />
Wiederholung sollten die Qualitätsdialoge deshalb innerhalb eines überschaubaren<br />
Rahmens stattfinden.<br />
Die in 2011 gegründete <strong>PiB</strong>-Arbeitsgruppe „Pflegeeltern sprechen mit“ tagte in <strong>2012</strong><br />
drei Mal. Dabei wurden verschiedene Schwerpunkte erörtert – wie die Kooperation<br />
zwischen Pflegeeltern und Amt oder auch die Begegnung zwischen Amtsvormund<br />
und Mündel. Aus dieser Arbeitsgruppe bei <strong>PiB</strong> entstand ein „Runder Tisch“ unter<br />
Federführung des Amtes für Soziale Dienste, an dem neben den Pflegeeltern auch<br />
VertreterInnen der Abteilung Vollzeitpflege und die <strong>PiB</strong>-Geschäftsführung beteiligt<br />
sind. Der „Runde Tisch“ tagte im zweiten Halbjahr <strong>2012</strong> zwei Mal. Ziel ist es, das Verständnis<br />
für die unterschiedlichen Aufgaben und Entscheidungen aller Beteiligten<br />
zu vergrößern und im Sinne der Partizipation auch Verfahren und Entscheidungswege<br />
zu verbessern.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
49
Weitere Kooperationen<br />
Die gute Zusammenarbeit mit Procura Kids vom Deutschen Roten Kreuz (Kreisverband<br />
Bremen e. V.) ist im Bereich der Schulung von Einzelvormündern fortgesetzt<br />
worden. Das DRK wirbt, schult und begleitet ehrenamtliche Vormünder für Kinder<br />
und Jugendliche. Da einige Einzelvormünder Vormundschaften für Pflegekinder<br />
annehmen, erbringt <strong>PiB</strong> regelmäßig einen kleinen Beitrag zum Qualifizierungsprogramm<br />
des DRK. Pflegeeltern bzw. Pflegekinder und Einzelvormünder schätzen<br />
diese Kooperation.<br />
Zur Begleitung besonderer Umgangskontakte kooperiert <strong>PiB</strong> u. a. mit der Reisenden<br />
Werkschule Scholen. Dies betrifft in der Regel solche Kontakte, für die ein besonderer<br />
Schutz, besondere Zeiten oder eine besondere Begleitungsdichte erforderlich<br />
sind. In manchen Fällen gilt dies auch für hoch strittige Konstellationen. Um die mit<br />
einer solchen ausgelagerten Dienstleistung verbundenen Reibungspunkte zu minimieren,<br />
wurde ein Verfahren abgestimmt, das im Frühjahr 2013 mit dem öffentlichen<br />
Träger kommuniziert und möglichst beschlossen werden sollte.<br />
Ausblick<br />
Zurückgenommene Vermittlungsaufträge und der Rückgang in der Fremdpflege<br />
werden eine gemeinsame fachliche Begleitung der Entwicklung<br />
durch das Amt für Soziale Dienste, die Behörde und <strong>PiB</strong> erfordern.<br />
Die Schnittstellen und Übergänge zur Querschnittsaufgabe Elternarbeit<br />
sollen innerhalb der Abteilung weiter überprüft und angepasst werden.<br />
Die Gruppenangebote für Pflegekinder sollen inhaltlich/fachlich und im<br />
Rahmen der Partizipation von Pflegekindern und -jugendlichen stärker an<br />
die Sparten der Abteilung Vollzeitpflege angekoppelt werden.<br />
Das Angebot der Fünf-Tage-Befristete-Vollzeitpflege bedarf einer verstärkten<br />
Werbung beim Amt für Soziale Dienste.<br />
50
Kinder in Familien vermitteln<br />
Zentrale Annahme von Vermittlungsaufträgen<br />
Für die Bearbeitung von Vermittlungsaufträgen, die das Casemanagement des<br />
Amtes für Soziale Dienste erteilt, unterhält die Abteilung <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege die zentrale<br />
Auftragsannahme. Sie bietet dem Casemanagement die Gelegenheit, schon<br />
im Vorfeld eines schriftlichen Vermittlungsauftrages fachliche Fragen und Einschätzungen<br />
zur Vollzeitpflege zu besprechen. Dieses Angebot wurde in <strong>2012</strong> aufgrund<br />
vieler Neueinstellungen im Casemanagement verstärkt wahrgenommen. Darüber<br />
hinaus werden im engen Austausch mit Casemanagement, Eltern oder Vormund<br />
abschließende Fragen zur gewünschten Hilfeplanung für das Kind geklärt und notwendige<br />
Daten und Informationen eingeholt (z. B. Angaben zur Familiengeschichte<br />
des Kindes, erforderliche Berichte und Gutachten). Spätestens hier entscheidet sich<br />
auch die bedarfsgerechte Zuordnung des Kindes in eine <strong>PiB</strong>-Pflegeform bzw. Sparte<br />
oder in die Netzwerkerkundung zur Suche einer Pflegefamilie. Der vermittlungsorientierte<br />
Kontakt zum Kind und zu dessen Betreuungspersonen in der Notaufnahme<br />
oder in der Übergangspflege findet erstmals in dieser Phase statt.<br />
Die Netzwerkerkundung als Querschnittsaufgabe bei <strong>PiB</strong><br />
Das Leistungsangebot der <strong>PiB</strong>-Netzwerkerkundung wurde in <strong>2012</strong> kaum angefragt.<br />
Gleichwohl stiegen die Vermittlungszahlen in der Sparte Verwandtenpflege/soziales<br />
Netz durch entsprechende Vermittlungsaufträge des Casemanagements, so<br />
dass die fachliche Intention des Leistungsangebotes – Kindern eine Pflegefamilie in<br />
einem vertrauten Milieu zu erschließen und so Belastungen für das Kind zu reduzieren<br />
– durchaus zum Tragen kam. Die Fachkraft, die für die Netzwerkerkundung<br />
zuständig ist, leistete auch die fortlaufende Beratung und Begleitung von Pflegeverhältnissen.<br />
Daten und Fakten<br />
117 Vermittlungsaufträge richtete das Amt für Soziale Dienste an <strong>PiB</strong> (2011: 117).<br />
42 Aufträge davon endeten ohne Vermittlung (29 für Fremdpflege,<br />
11 Verwandtenpflege, 2 für das soziale Netz).<br />
17 Vermittlungsaufträge waren zum 31.12. des Jahres noch in Bearbeitung.<br />
d. h. 42 % aller Vermittlungsaufträge in <strong>2012</strong> endeten ohne Vermittlung<br />
(2011: 30,4%).<br />
7,89 Jahre betrug das durchschnittliche Alter der Kinder bei Auftragseingang.<br />
76 Kinder kamen insgesamt in Vollzeitpflege, darunter zwei Geschwisterpaare.<br />
58 Vermittlungsaufträge wurden erfolgreich umgesetzt (22 in Fremdpflege,<br />
48 in Verwandtenpflege/soziales Netz, 6 in „Kinder im Exil“)*.<br />
18 Vermittlungsaufträge aus 2011 wurden umgesetzt.<br />
* S. a. Berichte der Sparten bzw. Pflegeformen.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
51
Eignungsüberprüfung, Anbahnung und Vermittlung<br />
Die Anbahnung und Vermittlung von Pflegeverhältnissen kann beginnen, sobald<br />
ein abgestimmter Vermittlungsauftrag seitens des Casemanagements vorliegt. Dabei<br />
gibt es ein spartenspezifisches Vorgehen:<br />
In den Sparten Verwandtenpflege/soziales Netz, sonderpädagogische<br />
Vollzeitpflege und Kinder im Exil liegen die Eignungsüberprüfung,<br />
Anbahnung und Vermittlung in der Verantwortung der jeweiligen Sparte.<br />
Im Bereich der allgemeinen und heilpädagogischen Fremdpflege ist die<br />
„Zentrale Einheit Vermittlung” mit zwei Fachkräften zuständig.<br />
Familien für Kinder finden<br />
Der Vermittlungsprozess von Pflegekindern in der <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege<br />
Der Vermittlungsprozess in der <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege<br />
Amt für Soziale Dienste<br />
Casemanagement<br />
erteilt Vermittlungsauftrag<br />
Familien und<br />
interessierte BewerberInnen<br />
<strong>PiB</strong> Auftragsannahme<br />
Vollzeitpflege<br />
Abstimmung mit AfSD<br />
Weiterleitung Auftrag Info<br />
Netzwerkerkundung<br />
erschließt<br />
Vermittlungsoptionen<br />
im<br />
sozialen Netz<br />
des Kindes<br />
Infoabend<br />
Grundkurs für<br />
InteressentInnen bei der<br />
<strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
----------------------------------------------<br />
Aufbauqualifizierung<br />
----------------------------------------------<br />
Einzelgespräch<br />
Sparte<br />
Sonderpädagogi -<br />
sche Vollzeitpflege<br />
Sparte<br />
Kinder im Exil<br />
Sparte<br />
Verwandtenpflege/<br />
Soziales Netz<br />
Zentrale Einheit<br />
Vermittlung<br />
Sparte<br />
Allgemeine und<br />
heilpädagogische<br />
Vollzeitpflege<br />
Bewerbungsschreiben<br />
Eignungsüberprüfung<br />
Anbahnung, Vermittlung<br />
Nach der Eignungsüberprüfung<br />
Aufnahme in den Kreis der<br />
wartenden Familien<br />
bereit zur Vermittlung<br />
Fortlaufende Qualifizierung aktiver Pflegeeltern<br />
Vermittlungsdauer in Fremdpflege<br />
(Vollzeitpflege) 2011<br />
unter 4 Wochen<br />
Vermittlungsdauer in Fremdpflege in (Vollzeitpflege) Fremdpflege<br />
<strong>2012</strong><br />
(Vollzeitpflege) <strong>2012</strong><br />
unter 4 Wochen<br />
23%<br />
6%<br />
6%<br />
13%<br />
28%<br />
15%<br />
9%<br />
4 bis < 8 Wochen<br />
8 bis < 12 Wochen<br />
12 bis < 16 Wochen<br />
16 bis < 20 Wochen<br />
20 bis < 24 Wochen<br />
14%<br />
3%<br />
11%<br />
11%<br />
11%<br />
14%<br />
36%<br />
4 bis < 8 Wochen<br />
8 bis < 12 Wochen<br />
12 bis < 16 Wochen<br />
16 bis < 20 Wochen<br />
20 bis < 24 Wochen<br />
mehr als 24 Wochen<br />
mehr als 24 Wochen<br />
52
Alter der Pflegekinder bei Vermittlung in <strong>2012</strong><br />
>13<br />
4<br />
6 bis
Daten und Fakten<br />
65 Elternteile haben Einzelberatung in Anspruch genommen,<br />
11 Elternteile haben an Gruppenangeboten teilgenommen,<br />
13 Elternteile wurden bei Besuchskontakten 1:1 begleitet,<br />
29 Elternteile wurden im Familiencafé begleitet.<br />
82 Vollzeitpflegeverhältnisse waren von einem Beratungswunsch der Eltern<br />
betroffen, davon 22 Pflegeverhältnisse in der Verwandtenpflege/im<br />
sozialen Netz und 60 in der Fremdpflege.<br />
20 von 76 neu begonnenen Pflegeverhältnisse wurden durch die Elternberatung<br />
begleitet.<br />
574 Vollzeitpflegeverhältnisse bestanden am 31.12. des Jahres.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Im Fokus des Arbeitsbereiches <strong>PiB</strong>-Elternberatung standen vorrangig<br />
der Ausbau der Familiencafés als einer Möglichkeit, den Eltern-Kind<br />
Umgang in einer begleiteten, aber zugleich halböffentlichen Atmosphäre<br />
angenehm zu gestalten,<br />
der Aufbau eines Angebotes zur individuellen Beratung von Eltern(teilen)<br />
sowie<br />
die Initiierung von ersten begleiteten Elterngruppen, die u. a. der Reflexion<br />
der Elternrolle dienen und Handlungsoptionen für die Gestaltung des<br />
Verhältnisses zum Kind eröffnen sollen.<br />
Die <strong>PiB</strong>-Elternberatung im Raffer<br />
Die Besuchskontakte im Rahmen eines Familiencafés wurden von den meisten<br />
leiblichen, und auch von Pflegeeltern überwiegend positiv aufgenommen. Der<br />
Eröffnung des ersten Familiencafés für begleitete Umgangskontakte in 2011 in der<br />
Bremer Neustadt, folgten in <strong>2012</strong> zwei neue Familiencafés in der Vahr und in Bremen<br />
Nord.<br />
Im Zuge der systematischen Kontaktaufnahme zu Eltern, während oder kurz nach<br />
der Inpflegegabe des Kindes, wurde sehr deutlich, dass Eltern, die früh von der<br />
<strong>PiB</strong>-Elternberatung angesprochen wurden, leichter für eine Kooperation gewonnen<br />
werden können als Eltern, die ihre Kinder bereits vor Jahren in Pflege gegeben<br />
haben. So haben im Jahr <strong>2012</strong> im Fall von 76 neu begonnen Pflegeverhältnissen 20<br />
beteiligte Eltern eine Beratung in Anspruch genommen; dabei war nicht relevant,<br />
ob das Kind bei Verwandten bzw. im sozialen Netz unterkam (elf Beratungen) oder<br />
in der Fremdpflege (neun Beratungen).<br />
Der übers Jahr dennoch hohe Anteil an Beratungen für Eltern, deren Kind in<br />
Fremdpflege lebt (60 von 82 Beratungen insgesamt), begründet sich in einem Beratungsbedarf,<br />
der über die zurückliegenden Jahre entstanden ist, in denen es keine<br />
spezielle Elternberatung gab. Viele dieser Eltern konnten zuvor keinen Ansprech-<br />
54
partner für ihre Anliegen erkennen. Gegenüber der <strong>PiB</strong>-Elternberatung begrüßten<br />
sie ausdrücklich, dass die Beratung nur für sie und nicht zugleich für Pflegeeltern<br />
zuständig ist. Dies entspricht der Konzeption der Elternberatung, die den Eltern eine<br />
offene Reflexion ihrer Elternrolle in einer vertraulichen Beratungssituation ermöglichen<br />
soll.<br />
Beginn, Begleitung und Beendigung der Beratung<br />
Zu welchem Zeitpunkt im Ablauf einer Inpflegegabe die <strong>PiB</strong>-Elternberatung auf<br />
Eltern(teile) zugeht und ein Beratungsangebot macht, wird in 2013 zu klären sein.<br />
Zu bedenken ist, dass Eltern nicht zu viele personelle Wechsel erleben sollten, zugleich<br />
hat sich ein möglichst frühes Kennenlernen zwischen Elternberatung und Eltern<br />
als günstig erwiesen: Fühlen Eltern sich beteiligt, gehört und begleitet, können<br />
Differenzen frühzeitig ausgeräumt werden und Konflikte und familiengerichtliche<br />
Auseinandersetzungen auch im Interesse des Kindes reduziert werden. Zudem werden<br />
Loyalitätskonflikte minimiert, in die das Kind sonst leicht gerät. Der Fortbestand<br />
von Kontakten zwischen Eltern und Kind auch bei Beginn des Pflegeverhältnisses<br />
gewährleistet Beziehungskontinuität für die Kinder und reduziert große emotionale<br />
Verwirrung, die immer dann auftritt, wenn wichtige Bezugspersonen im Leben<br />
eines Kindes plötzlich auftauchen oder verschwinden. Ein regelmäßiger Kontakt<br />
ermöglicht dem Kind, ein realistisches Bild von seinen Eltern zu entwickeln, das von<br />
Abwertung oder Idealisierung weitgehend frei ist. Dies fördert eine gesunde Identitäts-<br />
und Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.<br />
Grundsätzlich kann Elternberatung zu jedem Zeitpunkt des Pflegeverhältnisses in<br />
Anspruch genommen werden. Insofern endet die Beratung von Eltern erst mit dem<br />
Abschluss des Pflegeverhältnisses ihres Kindes. Jedoch zeigte sich in <strong>2012</strong>, dass der<br />
Beratungsprozess einer deutlicheren Strukturierung bedarf, die nach innen und<br />
nach außen transparent sein muss. <strong>PiB</strong>-intern betrifft dies die Schnittstellen der<br />
Kooperation innerhalb der Abteilung Vollzeitpflege mit der Pflegeelternschule, dem<br />
Bereich Vermittlung und den verschiedenen Sparten. Für ratsuchende Eltern betrifft<br />
dies insbesondere den Rahmen und den Umfang des Beratungsangebotes.<br />
Partner und Kooperationen<br />
Externe Kooperationen waren insbesondere für die Durchführung der Familiencafés<br />
wichtig. Sie betrafen das SOS-Kinderdorf-Zentrum, das Familienquartierszentrum in<br />
der Vahr (FQZ), das Haus der Familie in Bockhorn, in Vegesack, in der Vahr und im<br />
Aumunder Gemeindezentrum (TIQ).<br />
Darüber hinaus ist die <strong>PiB</strong>-Elternarbeit gemeinsam mit anderen freien Jugendhilfeträgern<br />
und Vertretern des Amtes für Soziale Dienste an einem fortlaufenden<br />
Arbeitskreis „Eltern- und Familienarbeit“ beteiligt. Er erarbeitet Standards, die die<br />
Zusammenarbeit von Trägern mit dem Herkunftssystem fremd untergebrachter<br />
Kinder beschreiben sollen. Ein weiterer Arbeitskreis „Bremer Netzwerk für den be-<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
55
gleiteten Umgang“ entwickelt unter der Beteiligung der <strong>PiB</strong>-Elternberatung ebenfalls<br />
Standards, die für beteiligte Träger bei der Begleitung von Besuchskontakten<br />
bindend sein sollen.<br />
Beratung und Qualifizierung<br />
In <strong>2012</strong> fanden drei Veranstaltungen für Pflegeeltern statt, die über die Elternberatung<br />
und damit verbundene Neuerungen informierten. In einer gesonderten Veranstaltung<br />
wurden alle Honorarkräfte der Pflegeelternschule über Ziele, Konzeption<br />
und Vorgehen der <strong>PiB</strong>-Elternberatung informiert. Beides wird in 2013 fortgesetzt, um<br />
eine Einbindung der Elternarbeit in alle Schulungsprozesse zu gewährleisten.<br />
Seminare zum Thema „Besuchskontakte und Zusammenarbeit mit dem Herkunftssystem“<br />
sind verpflichtender Bestandteil des Programms der Pflegeelternschule.<br />
Ausblick<br />
Da das Angebot der Elternberatung sehr nachgefragt wird und auch die<br />
FachberaterInnen das Angebot des begleiteten Kontaktes durch die Elternberatung<br />
zur Entlastung nutzen, soll die Elternberatung im kommenden<br />
Jahr personell verstärkt werden. Alleine im Januar 2013 sind acht zeitintensive<br />
1:1 begleitete Kontakte sowie vier weitere Begleitungen im<br />
Familiencafé geplant. Dies zeigt, dass das Angebot angenommen wird,<br />
zugleich sind solche Begleitungen sehr zeitintensiv.<br />
<strong>PiB</strong>-interne Prozesse im Kontext der Elternarbeit sollen klar definiert und auf<br />
interne Schnittstellen abgestimmt werden.<br />
Die in <strong>2012</strong> sehr erfolgreichen Gruppenangebote für Eltern werden<br />
erweitert: Die Eltern unterstützen und begleiten einander im gegebenen<br />
Rahmen konstruktiv und kritisch.<br />
Im März 2013 wird ein interner Fachtag zum Thema <strong>PiB</strong>-Elternberatung für<br />
alle Fachkräfte der <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege stattfinden.<br />
Allgemeine und heilpädagogische Vollzeitpflege<br />
Die Mehrzahl aller Pflegekinder in Vollzeitpflege wird auf der Grundlage der §§ 27,<br />
33, 35 a, 39, 41 SGB VIII den Pflegeformen der allgemeinen und heilpädagogischen<br />
Vollzeitpflege/Fremdpflege zugeordnet. Sie entsprechen dem jeweiligen Bedarf der<br />
Kinder oder Jugendlichen:<br />
Kinder, die in allgemeine Fremdpflege vermittelt werden, sind solche, die nur geringfügig<br />
belastenden Situationen ausgesetzt waren und leichte Entwicklungsverzögerungen<br />
zeigen; Pflegeeltern mit angemessenen erzieherischen und persönlichen<br />
Kompetenzen können diese Kinder in ihren Familien fördern und begleiten.<br />
56
Der heilpädagogischen Fremdpflege werden Kinder zugeordnet, die sehr belastende<br />
Erfahrungen wie Vernachlässigung oder Beziehungsabbrüche gemacht haben<br />
und/oder in ihrer Entwicklung auffallend verzögert sind. Pflegeeltern müssen<br />
neben ihren persönlichen Kompetenzen entweder professionelle bzw. semiprofessionelle<br />
pädagogische Erfahrungen mitbringen oder sich über die Pflegeelternschule<br />
in einer umfangreichen Schulung zu heilpädagogischen Pflegeeltern qualifizieren.<br />
Daten und Fakten<br />
374 Pflegeverhältnisse bestanden (inkl. neue und beendete).<br />
22 Kinder kamen neu in allgemeine und heilpädagogische Fremdpflege.<br />
38 Pflegeverhältnisse wurden beendet.<br />
336 allgemeine und heilpädagogische Pflegeverhältnisse gab es für Kinder oder<br />
Jugendliche in Fremdpflege zum Stichtag am 31.12. Das sind 4,5 % weniger<br />
als im Vorjahr (2011: 352).<br />
Die Sparte im Raffer<br />
Die Sparte betreut 58 Prozent (336 von 574) aller bremischen Pflegekinder in Fremdpflege,<br />
d. h. bei Personen, die mit dem Kind nicht verwandt oder bekannt waren.<br />
Seit 2010 übersteigt die Zahl der beendeten Pflegeverhältnisse in der Sparte die der<br />
neu begonnenen. Eine in 2011 eingeleitete Umstrukturierung des Vermittlungsverfahrens<br />
hin zu einer Zentralen Einheit Vermittlungen innerhalb der Sparte führte<br />
zu einer Mehrbelastung innerhalb der Sparte: Neue Arbeitsverfahren mussten<br />
abgestimmt und Schnittstellen angepasst werden. Zugleich brachte die Erhöhung<br />
der Fallzahl (auf 60 pro Vollzeit-Fachkraft) für viele Pflegeverhältnisse eine neue<br />
Fallzuständigkeit und für die Fachberatung, durch den Wegfall der gesamten Vermittlungstätigkeit,<br />
eine um zehn Fälle erhöhte Zuständigkeit. Positiv war, dass die<br />
erforderlichen Verschiebungen so vorgenommen wurden, dass Pflegeverhältnisse<br />
nur noch innerhalb der zuständigen Sparte betreut werden.<br />
Die Fachkraft im neuen Angebot <strong>PiB</strong>-Elternberatung koordinierte und begleitete<br />
in <strong>2012</strong> vermehrt die Umgangskontakte zwischen Pflegekind und Eltern. Dabei<br />
werden neue Pflegeverhältnisse anfangs durch die zuständigen FachberaterInnen<br />
eingeleitet. Nach drei bis vier Sitzungen gehen diese Kontakte jedoch in die Verantwortung<br />
der Elternberatung über. Langfristiges Ziel bleibt es, Besuchskontakte auch<br />
ohne Begleitung zu ermöglichen.<br />
Das neue Kooperationsverfahren mit der Elternberatung wurde in den Familiencafés<br />
umgesetzt, die nun auch solchen Umgangskontakten einen Rahmen bieten, die<br />
zum Teil seit vielen Jahren individuell bei <strong>PiB</strong> begleitet werden mussten. Nach wie<br />
vor gibt das Casemanagement begleitete Besuchskontakte und die dazugehörigen<br />
Elterngespräche an externe Träger ab, wenn es um geschützte Kontakte und hoch<br />
strittige Verfahren geht.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
57
Anbahnungen und Vermittlungen von Pflegeverhältnissen<br />
Die „Zentrale Einheit Vermittlung” in der allgemeinen und heilpädagogischen<br />
Fremdpflege existiert seit Mitte 2011. Sie bündelt den Vermittlungsprozess und<br />
kommuniziert nach innen und außen. Dadurch hat sich die Transparenz und Einheitlichkeit<br />
des Vermittlungsprozesses und Eignungsüberprüfung für alle Beteiligten<br />
erhöht. Die klare personelle Anbindung erleichterte die Kontakte mit wartenden BewerberInnen<br />
und die rasche und passgenaue Auswahl geeigneter Pflegepersonen<br />
im Vier-Augen-Prinzip. Auch konnten <strong>PiB</strong>-intern fachliche Abläufe an den Schnittstellen<br />
der Kooperation mit dem Qualitätsmanagement, der Pflegeelternschule<br />
und den Sparten abgestimmt werden. Um die Kooperation mit dem Amt für Soziale<br />
Dienste zu erleichtern, wurde ein anonymisiertes Verfahren zur Meldung freier Plätze<br />
eingerichtet. Außerdem wurden die in 2011 begonnenen regelmäßigen Treffen<br />
mit qualifizierten Familien im Wartestand an drei Terminen durchgeführt.<br />
Daten und Fakten<br />
55 Bewerberfamilien gab es in <strong>2012</strong>, 26 davon waren bereits im Vorjahr überprüft<br />
worden.<br />
29 zusätzliche BewerberInnen wurden in <strong>2012</strong> erfolgreich eignungsüberprüft.<br />
22 Bewerberfamilien nahmen in <strong>2012</strong> ein Pflegekind auf.<br />
15 Bewerberfamilien entschieden sich für andere <strong>PiB</strong>-Aufgabenbereiche, zo<br />
gen weg, trafen eine persönliche Entscheidung gegen die Aufnahme eines<br />
Pflegekindes oder nahmen ein Pflegekind aus dem Landkreis auf.<br />
18 offene Pflegeplätze bestanden am 31.12. des Jahres.<br />
Warum Kinder nicht vermittelt werden konnten<br />
Die häufigsten Gründe für das Nichtzustandekommen von Vermittlungen in die<br />
allgemeine und heilpädagogische Fremdpflege 1 waren<br />
eine durch das Casemanagement veränderte Hilfeplanung nach der Auftragserteilung<br />
und in mehreren Fällen nach Vermittlungsbeginn. Zumeist<br />
hatten sorgeberechtigte Eltern ihr Einverständnis zurückgezogen oder ein<br />
Gericht hatte – anders als vom Casemanagement erwartet – den Eltern die<br />
Erziehungsfähigkeit zugestanden. Dies betraf insgesamt neun Kinder/<br />
Jugendliche.<br />
eine Zuständigkeit für das jeweilige Kind außerhalb Bremens. Dies zeigte<br />
sich bei sechs Aufträgen während der Bearbeitung durch <strong>PiB</strong>.<br />
eine veränderte Hilfeplanung seitens des Casemanagements nach gerichtsbzw.<br />
kinderpsychologischen Gutachten. Entsprechend der Vorgaben erfolgte<br />
dann zumeist eine Unterbringung in Erziehungsstellen (nach<br />
§ 34 SGB VIII). Dies betraf vier Kinder zwischen zwei und zehn Jahren.<br />
1 Die Listung bezieht sich auf Aufträge aus <strong>2012</strong> sowie auf Aufträge, die aus dem Vorjahr übernommen wurden<br />
58
die Rücknahme des Vermittlungsauftrages in Fremdpflege seitens des<br />
Casemanagements. In vier Fällen erfolgte eine Unterbringung in der<br />
Verwandtenpflege.<br />
dass sorgeberechtigte Mütter oder Väter neue Entscheidungen fällten: In<br />
zwei Fällen zogen Mütter in eine Mutter-Kind Einrichtung; ein Fall kam<br />
nach einem Abbruch doch zur Vermittlung. Ein Vater nahm ein Kind zu<br />
sich.<br />
Ablehnungen: zwei Jugendliche lehnen die für sie gesuchten Vermittlungsoptionen<br />
ab.<br />
keine Vermittlungsoption für zwei Jugendliche mangels geeigneter Familie.<br />
Dissens über die Pflegeform: Für zwei Babys konnte keine geeignete Pflegefamilie<br />
gefunden werden, weil es keine heilpädagogische Pflegefamilie<br />
gab, die den medizinisch-pflegerischen Bedarf hätte decken können. In<br />
beiden Fällen lehnte das Casemanagement eine sonderpädagogische<br />
Pflegeform ab. Die Kinder wurden über <strong>PiB</strong> nicht in Familienpflege<br />
vermittelt.<br />
Positiv abgeschlossene Vermittlungen<br />
Das Gros der 22 erfolgten Vermittlungen gelang zeitnah und unter Berücksichtigung<br />
oft komplexer Familienbeziehungen und Bindungen. Dies betraf die Vermittlung<br />
ganz kleiner wie auch älterer Kinder:<br />
Vier Säuglinge konnten kurz nach der Geburt, direkt aus der Klinik heraus,<br />
in eine Pflegefamilie vermittelt werden.<br />
Zwei Kleinkinder wurden so schnell in eine Pflegefamilie übergeben, dass<br />
keine Inobhutnahme in Übergangspflege nötig war.<br />
Zwei Kinder konnten nach dem Tod eines Pflegeeltern- bzw. Elternteils<br />
behutsam in eine neue Pflegefamilie vermittelt werden.<br />
Anfragen für Geschwisterkinder gab es in <strong>2012</strong> keine. Zu einer verzögerten Anbahnung<br />
von über 16 Wochen kam es in <strong>2012</strong> ein Mal, da die passende und vom<br />
Jugendlichen gewünschte Pflegefamilie nicht eher zur Verfügung stand. In dieser<br />
Wartezeit fanden bereits fachlich begleitete Kontakte zwischen dem Jugendlichen<br />
und der Pflegefamilie statt.<br />
Beendigungen von Pflegeverhältnissen<br />
Bereits 2011 wurden mehr Pflegeverhältnisse beendet (39) als neu vermittelt (37).<br />
<strong>2012</strong> wurden 38 Pflegeverhältnisse in der allgemeinen und heilpädagogischen Vollzeitpflege<br />
beendet und 22 Pflegeverhältnisse wurden neu vermittelt. Die beendeten<br />
Pflegeverhältnisse lagen damit deutlich über der Zahl der Neuvermittlungen.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
59
Pflegeverhältnisse werden aus verschiedenen Gründen beendet<br />
Bei 13 der insgesamt 38 Beendigungen wurden die jungen, erwachsenen Pflegekinder<br />
volljährig und gingen in die Selbstständigkeit. Drei Kinder wurden von ihren<br />
Pflegeeltern adoptiert, bei vier Pflegeverhältnissen wechselte die Fallzuständigkeit<br />
in den Landkreis, was bedeutet, dass das Pflegeverhältnis weiter besteht, jedoch<br />
aus der Beratungszuständigkeit von <strong>PiB</strong> fällt. Für zehn Pflegekinder und -familien<br />
endete die Familienpflege, weil für das Kind oder den Jugendlichen eine andere<br />
Form der Hilfe nötig wurde oder prozesshafte Entwicklungen zeigten, dass die familienbezogene<br />
Pflege dem Bedarf der zumeist jugendlichen Pflegekinder nicht länger<br />
entsprechen konnte. Darüber hinaus gab es fünf vorzeitig beendete Pflegeverhältnisse:<br />
In einem Fall verkürzte eine leibliche Mutter den vereinbarten Zeitraum der<br />
Befristung, in den weiteren Fällen ließen sich krisenhafte Entwicklungen nur durch<br />
Trennungen lösen.<br />
Beratung und Qualifizierung<br />
Die <strong>PiB</strong>-Qualitätsstandards geben vierteljährliche Kontakte zwischen der Fachberatung<br />
und jeder Pflegefamilie vor. Darüber hinaus gibt es in Bedarfsfällen persönliche<br />
Kontakte, um die Pflegeverhältnisse adäquat und fachlich zu begleiten. Die<br />
Teilnahme des Fachberaters an Hilfeplangesprächen mit Jugendamt, Kooperationsgesprächen<br />
mit Schulen und anderen Institution ist obligatorisch, soweit es im<br />
Rahmen des Pflegeverhältnisses zweckdienlich ist. Daneben bietet die Pflegeelternschule<br />
als zweites Standbein der Beratung, Seminare und fortlaufende Beratungsgruppen<br />
für Pflegeeltern an. Die Inhalte der Angebote werden in der Regel an den<br />
Wünschen von Pflegeeltern ausgerichtet. Diese können spezielle Themen zudem in<br />
fachlich begleiteten Supervisionsgruppen intensiver bearbeiten. Seit 2011 ist für alle<br />
neuen Pflegefamilien die Teilnahme an einer Beratungsgruppe bindend und Bestandteil<br />
der Betreuungsvereinbarung.<br />
Ausblick<br />
Die Schnittstellen zwischen den Arbeitsbereichen Elternberatung, Vermittlung,<br />
Fachberatung und Pflegeelternschule werden auch im kommenden<br />
Jahr weiter bearbeitet und verbessert. Ziel muss es sein, die Verfahren und<br />
die Kommunikation intern und extern einheitlich und klar zu gestalten.<br />
Die derzeitige Form, Kinder und Jugendliche in Kommunikation und<br />
Beratung einzubeziehen und wichtig zu nehmen, muss reflektiert und zu<br />
einem geregelten Partizipationsverfahren entwickelt werden. Der innerhalb<br />
der Jugendhilfe bestehende Anspruch, Kindern eine geschützte Beschwerdemöglichkeit<br />
anzubieten, muss aufgenommen und für Pflegekinder<br />
entwickelt werden.<br />
60
Kinder im Exil<br />
In Bremen werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge seit 2010 in Pflegefamilien<br />
vermittelt. Dies geschieht im Rahmen der heilpädagogischen Vollzeitpflege<br />
nach §§ 33 und 42 SGB VIII und auf der Grundlage eines fachlichen Konzeptes für<br />
das Leistungsangebot „Kinder im Exil“. Danach hat die Stadt Bremen die gemeinnützige<br />
Gesellschaft <strong>PiB</strong> mit der Suche nach Familien und mit deren Begleitung und<br />
Beratung beauftragt. Eine <strong>PiB</strong>-Fachkraft gewährleistet das Homefinding sowie die<br />
Eignungsfeststellung und Beratung von Pflegestellen für die zumeist jugendlichen<br />
Flüchtlinge.<br />
Daten und Fakten im Überblick<br />
8 Pflegeverhältnisse gab es (inkl. neue und beendete).<br />
6 minderjährige Flüchtlinge kamen <strong>2012</strong> neu in eine Pflegefamilie.<br />
0 Pflegeverhältnisse wurden beendet.<br />
15 Jahre ist das durchschnittliche Alter bei Aufnahme.<br />
3 offene Pflegestellen gab es am 31.12. diesen Jahres.<br />
8 junge Flüchtlinge lebten am 31.12. diesen Jahres in einer Pflegefamilie.<br />
Die Sparte im Raffer<br />
Das Jahr war der praktischen Weiterentwicklung des Leistungsangebotes gewidmet.<br />
Priorität hatte hierbei die Suche nach neuen Pflegefamilien, sowie deren Qualifizierung<br />
und Fortbildung. Da in <strong>2012</strong> sechs Jugendliche neu in eine Pflegefamilie<br />
aufgenommen worden sind, stand die intensive Begleitung der Pflegeverhältnisse<br />
im Vordergrund der Arbeit. Darüber hinaus wurde ein Gruppenangebot für die<br />
jugendlichen Flüchtlinge neu entwickelt. Dies umfasste zunächst verschiedenste<br />
spendenfinanzierte Freizeitaktivitäten, um den Gruppenprozess zu fördern und die<br />
Jugendlichen mit ihren von Flucht und Fremdheit geprägten Erfahrungen in ihrem<br />
deutschen Umfeld zu orientieren und zu stärken. Die Jugendlichen haben das Angebot<br />
mit Interesse und Freude angenommen.<br />
Alle Jugendlichen besuchen eine Schule und bewältigen ihre Schulausbildung in<br />
Regelschulen, Berufsfachschulen sowie in besonderen Fällen auch an der Internationalen<br />
Schule erfolgreich. Jugendliche ohne Sprachvorkenntnisse haben zuvor<br />
zumeist Vorklassen mit dem Schwerpunkt „deutscher Spracherwerb“ besucht.<br />
Partner und Kooperationen<br />
Das Leistungsangebot „Kinder im Exil“ hat seit der Startphase in 2009 einen sehr<br />
guten Bekanntheitsgrad erreicht. Bei freien Trägern und in den Fachkreisen, die<br />
thematisch mit den Arbeitsbereichen Flucht, Vollzeitpflege und junge Menschen<br />
beschäftigt sind, ist es über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
61
Die Zusammenarbeit mit dem Casemanagement des Amtes für Soziale Dienste sowie<br />
mit der Amtsvormundschaft wurde in <strong>2012</strong> ausgebaut, Prozesse und Schnittstellen<br />
wurden abgestimmt, so dass eine gute Zusammenarbeit gewährleistet ist. Das<br />
Casemanagement sowie die Vormünder sind die ersten Kontaktpersonen für die<br />
betroffenen Jugendlichen. Sie entscheiden über die Familienunterbringung.<br />
Der Bremer Arbeitskreis für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge trifft sich seit<br />
Mitte <strong>2012</strong> zum fachlichen Austausch regelmäßig in den Räumen der <strong>PiB</strong>-Geschäftsstelle.<br />
Beteiligt sind die Kriseneinrichtung des Bremer Mädchenhauses, die<br />
Notaufnahmestelle der Jugendhilfe und Soziale Arbeit gGmbH, die Notaufnahmestelle<br />
der Hans-Wendt-Stiftung, die Gesellschaft für Zuwandererbetreuung des<br />
Arbeiter-Samariter-Bundes, die St. Petri Kinder- und Jugendhilfe, die Innere Mission,<br />
die Notaufnahmestelle des St. Theresienhauses, die Notaufnahmestelle St. Johannes<br />
Kinder- und Jugendhilfe der Caritas Erziehungshilfe gGmbH, Refugio dem Behandlungszentrum<br />
für Flüchtlinge und Folterüberlebende, Effect gGmbH, dem Jugendpsychiatrischen<br />
Dienst des Klinikums Bremen-Ost und Fluchtraum e. V..<br />
Die Partnerschaft zwischen <strong>PiB</strong> und der International School Bremen ist weiterhin<br />
von Bestand. Die Privatschule fördert seit 2011eine junge Afrikanerin durch ein<br />
Stipendium, das zu einem Internationalen Schulabschluss führt. Die Kooperation ist<br />
für fremdsprachliche Jugendliche mit einer entsprechenden schulischen Vorbildung<br />
von großer Bedeutung.<br />
In Kooperation mit der Hochschule Bremen fand eine Veranstaltung unter dem<br />
Themenschwerpunkt „Migration und Soziale Arbeit – Sonderbereich oder Querschnittsaufgabe?“<br />
über das Angebot „Kinder im Exil“ statt. Dies eröffnete den jungen<br />
Studierenden Einblicke in die Praxis. Zugleich erhöht <strong>PiB</strong> als Fachdienst seinen<br />
Bekanntheitsgrad und erschließt sich fachliche Kontakte.<br />
Beratung und Qualifizierung<br />
Jeder Vermittlung geht idealerweise eine Grundqualifizierung der Pflegestelle voraus.<br />
Erst nach Teilnahme an der Qualifizierung Vollzeitpflege fällt die Entscheidung<br />
für eine Pflegeform – wie beispielsweise für „Kinder im Exil“. In zwei Fällen fand in<br />
<strong>2012</strong> die Qualifizierung während des bereits laufenden Vermittlungsprozesses statt.<br />
Es handelte sich dabei um Familien aus dem sozialen Netz des Jugendlichen. Vier<br />
weitere Familien absolvierten die Grundqualifizierung und nahmen anschließend<br />
einen Jugendlichen auf.<br />
Die vielfältigen Anforderungen an die neuen Pflegefamilien erforderten intensive<br />
regelmäßige Beratungen. Diese wurden durch thematische Fortbildungen der Pflegeelternschule<br />
ergänzt, die die Pflegefamilien wahrnahmen.<br />
Individuelle Beratungskontakte zu den Jugendlichen fanden vor allem dann statt,<br />
wenn spezifische Hilfen wie Therapie, Rechtsberatung und schulische Förderung<br />
erforderlich waren. Regelmäßige Kontakte bestehen zu den Jugendlichen auch<br />
durch das vorgenannte Gruppenangebot.<br />
62
Einmal monatlich treffen sich die Pflegepersonen in einer beratenden Supervisionsgruppe.<br />
Wichtige Themen waren dabei der rechtlich unsichere Aufenthaltsstatus<br />
und die daraus resultierenden Unwägbarkeiten für Jugendliche und Pflegefamilien<br />
sowie seelische Belastungen aufgrund von Erlebnissen vor oder während der<br />
Flucht. Die sehr unterschiedlichen Beratungsbedarfe der Familien werden in 2013<br />
zu einer Neustrukturierung des Beratungsangebotes führen: Die Zuordnung der<br />
Pflegepersonen zu Angeboten der Pflegeelternschule und zu einer thematischen Supervisionsgruppe<br />
soll sich stärker an den aktuellen Fragen der Familien orientieren.<br />
Es hat sich gezeigt, dass neben Fragen zur Flüchtlingsthematik auch allgemeine<br />
Erziehungsfragen durchaus eine große Rolle spielen. Dafür stehen künftig die allgemeinen<br />
Angebote der Pflegeelternschule verstärkt zur Wahl. In Krisensituationen<br />
wird auch weiterhin eine Einzelsupervison zur Verfügung stehen.<br />
Ausblick<br />
Die Suche nach weiteren Pflegepersonen sowie deren Qualifizierung wird<br />
ein Schwerpunkt für das kommende Jahr bleiben. Minderjährige Flüchtlinge<br />
äußern gegenüber Casemanagement sowie Amtsvormundschaft<br />
zunehmend den Wunsch, in einer Pflegefamilie leben zu wollen. Somit ist<br />
ein weiteres Ansteigen der Anfragen zu erwarten. Bei der Suche nach<br />
neuen Pflegefamilien soll der Fokus verstärkt auf in Bremen integrierten<br />
Familien mit Migrationshintergrund liegen. Sie sollen in Zusammenarbeit<br />
mit verschiedenen Communities und Organisationen in Bremen angesprochen<br />
werden.<br />
Zudem muss der Übergang in die Selbstständigkeit nach Vollendung des<br />
18. Lebensjahres einen Rahmen finden, der die besondere Situation der<br />
Jugendlichen berücksichtigt. Da viele Jugendliche in ihren Heimatländern<br />
erst nach dem 21. Lebensjahr die Volljährigkeit erreichen, sollten sie über<br />
das 18. Lebensjahr hinaus im deutschen Jugendhilfesystem verbleiben.<br />
Sonderpädagogische Vollzeitpflege<br />
Die sonderpädagogische Vollzeitpflege ist eine Sparte der Abteilung Vollzeitpflege<br />
nach §§ 27, 33, 35 a, 39, 41 SGB VIII und §§ 53, 54 SGB XII. Sie arbeitet gezielt für<br />
Kinder und Jugendliche mit wesentlichen körperlichen und/oder geistigen Behinderungen,<br />
schweren Mehrfachbehinderungen, vorgeburtlichen oder frühkindlichen<br />
Schädigungen unklarer Genese, schwersten Erkrankungen sowie frühkindlichen<br />
Erfahrungen der Überwältigung oder lebensbedrohlichen Unterversorgung,<br />
der Gewalt oder des sexuellen Missbrauchs. Die Kinder oder Jugendlichen haben<br />
meist schwere Traumata, Verlusterfahrungen bzw. viele Bezugspersonenwechsel<br />
erlebt.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
63
Die sonderpädagogische Vollzeitpflege soll Kindern und Jugendlichen die Chance<br />
auf das Leben in einer Familie bieten. Sie wird von geeigneten Einzelpersonen,<br />
Paaren oder Lebensgemeinschaften mit einer sozialpädagogischen, sonderpädagogischen<br />
oder psychologischen und/oder medizinisch-pflegerischen Qualifikation<br />
ausgeführt. Die sonderpädagogische Vollzeitpflege besteht seit September 2004.<br />
Daten und Fakten<br />
49 sonderpädagogische Pflegeverhältnisse bestanden in <strong>2012</strong> (2011: 47)*,<br />
davon<br />
13 Pflegeverhältnisse für Kinder und Jugendliche mit wesentlichen<br />
körperlichen und/oder geistigen Behinderungen und<br />
32 für Kinder und Jugendliche mit einer seelischen Behinderung und<br />
erheblichen Verhaltensauffälligkeiten.<br />
0 neue Pflegeverhältnisse wurden vermittelt.<br />
2 Pflegeverhältnisse wurden gleichgestellt*.<br />
4 Pflegeverhältnisse wurden beendet.<br />
45 Pflegeverhältnisse bestanden zum 31.12. des Jahres.<br />
* Inkl. solcher Pflegeverhältnisse, die aus anderen Pflegeformen in die sonderpädagogische Vollzeitpflege übernommen<br />
wurden, sogenannten Gleichstellungen.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Es gab erstmals keine genuine Neuvermittlung in der sonderpädagogischen<br />
Vollzeitpflege (2011: zwei plus zwei Gleichstellungen). Ein bereits<br />
erteilter Vermittlungsauftrag musste während der Anbahnung abgebrochen<br />
werden, da das Kind per Gerichtsbeschluss in die Obhut der Mutter<br />
zurückgeführt wurde.<br />
Die regionale Begrenzung für die sonderpädagogische Vollzeitpflege auf das<br />
Stadtgebiet Bremen bleibt ein Problem, zumal aus den umliegenden Landkreisen<br />
regelmäßig qualifizierte Bewerbungen eintreffen.<br />
Die Sparte im Raffer<br />
Die sonderpädagogische Vollzeitpflege ist mit 45 bestehenden Pflegeverhältnissen<br />
und rund zweieinhalb Vollzeitstellen eine kleine und spezialisierte Sparte der <strong>PiB</strong>-<br />
Vollzeitpflege. Besonders belastet sind in der Regel die Entwicklungsphasen der<br />
Pubertät und biografische Übergange – wie etwa die Einschulung oder der Eintritt<br />
in ein Kindertagesheim. Die können große Verunsicherung und somit innere Instabilität<br />
hervorrufen.<br />
Hohe Anforderungen an die Pflegeeltern liegen in der Entwicklungsförderung allgemein<br />
sowie in der Pflege und der medizinischen Versorgung des Pflegekindes. Bei<br />
allen körperlich und/oder geistig behinderten Pflegekindern war der Entwicklungsverlauf<br />
insgesamt ausgesprochen positiv. Auch bei ungünstigen medizinischen<br />
64
Prognosen konnten die Kinder im Laufe der Pflegeverhältnisse ihre Fähigkeiten<br />
erheblich erweitern und gute Handlungskompetenzen entwickeln. Insbesondere in<br />
der Sprache und in der Motorik wurden entgegen den ursprünglichen Erwartungen<br />
sehr positive Verläufe deutlich, so dass alle Kinder, auch im Jahr <strong>2012</strong>, kleinschrittig<br />
aber beständig ihre Kompetenzen erweitern konnten.<br />
Alle Pflegekinder erhalten ergänzende Fördermaßnahmen, wie krankengymnastische<br />
Behandlung, Frühförderung, Ergotherapie oder Logopädie. Die Pflegeeltern<br />
der körperlich und/oder geistig behinderten Kinder haben bei entsprechender Begutachtung<br />
durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen Anspruch auf eine<br />
Pflegestufe. Die Fachberaterinnen beraten über diese Förderungsmöglichkeiten,<br />
den Verfahrensweg und nehmen Stellung zu einem Antrag. Die erfolgte Einstufung<br />
in eine Pflegestufe beinhaltet die Möglichkeit, dass Pflegeeltern Unterstützung und<br />
Entlastung wie konkrete Betreuungsleistungen finanzieren können.<br />
Die Pflegeeltern von Pflegekindern mit seelischer Behinderung haben für die eigene<br />
Entlastung verstärkt die Möglichkeit der niedrigschwelligen Betreuung nach<br />
dem Pflegeleistungsergänzungsgesetz (§ 45 b SGB XI bei Pflegestufe 0) in Anspruch<br />
genommen. Voraussetzung für diese Sachleistung der Pflegekassen ist eine entsprechende<br />
Begutachtung und Genehmigung durch den Medizinischen Dienst der<br />
Krankenkassen. Die Fachberaterinnen beraten über die Möglichkeiten der Leistung,<br />
den Verfahrensweg und nehmen Stellung zur Unterstützung des Antrages. Für die<br />
kompetente Betreuung der Kinder und Jugendlichen hat sich die Kooperation mit<br />
dem Arbeiter-Samariter-Bund bewährt.<br />
Die Pflegeverhältnisse für Kinder und Jugendliche mit körperlichen und/oder<br />
geistigen Behinderungen sind stabil verlaufen. Zwei Krisensituationen wurden<br />
ausschließlich durch gravierende, d. h. behinderungsbedingte, zum Teil allerdings<br />
lebensbedrohliche gesundheitliche Störungen verursacht. Hier folgten häufige und<br />
lange Klinikaufenthalte der schwerbehinderten Kinder.<br />
Probleme ergaben sich bei vielen Kindern und Jugendlichen der sonderpädagogischen<br />
Vollzeitpflege bei der Bewilligung von Hilfen (Eingliederungshilfe) in Einrichtungen<br />
– heißt zum Beispiel in der Kita, dem Spielkreis.<br />
Für die Kinder und Jugendlichen mit körperlicher Behinderung gibt es eindeutige<br />
Regelungen, d. h. es besteht der gesetzliche Anspruch auf Eingliederungshilfe. Dieser<br />
Anspruch wurde im Kindertagesheim und in der Schule für fast alle Kinder mit<br />
körperlicher Behinderung in Form einer persönlichen Assistenz (spezifischer Mehrbedarf)<br />
umgesetzt. Für einen zehnjährigen Jungen wurde der spezifische Mehrbedarf<br />
in der Schule erst nach einem schriftlichen Widerspruch der Sorgeberechtigten<br />
weiterbewilligt. Die Fachberaterinnen berieten auch hier, führten Gespräche mit an<br />
der Entscheidung beteiligten Personen und schrieben unterstützende Stellungnahmen.<br />
Problematisch war die Bewilligung des spezifischen Mehrbedarfes für geistig behinderte<br />
Kinder mit erheblichen Entwicklungsverzögerungen. Bei vorliegendem Gut-<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
65
achten ist die Bewilligung für einige Kinder erst nach langwierigen Widerspruchsverfahren<br />
mit ausführlichen Begründungen und Stellungnahmen erfolgt. So ergab<br />
sich eine besondere Schwierigkeit für ein schwer mehrfach behindertes zweijähriges<br />
Mädchen bei der Bewilligung einer persönlichen Assistenz in einem Spielkreis. Erst<br />
aufgrund eines Neuantrages nach einem erfolglosen Widerspruchsverfahren wurde<br />
eine mündliche Zusage für die Bewilligung erteilt, ein schriftlicher Bescheid steht<br />
weiterhin aus.<br />
Sehr schwierig und im Antrags- und Bewilligungsverfahren wenig transparent sind<br />
die individuellen Hilfen in Form einer persönlichen Assistenz für Kinder und Jugendliche<br />
mit einer seelischen Behinderung. Dies gilt sowohl für Hilfen im Kindertagesheim<br />
als auch in der Schule. Aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten der Kinder<br />
besteht für die jeweiligen Einrichtungen eine große Problematik in der Integration<br />
bzw. Inklusion der Kinder, die häufig auch mit entsprechender Unterstützung durch<br />
z. B. eine ambulante Assistenz eine große Anforderung darstellt.<br />
Insbesondere der Schulbesuch mit seinen Anforderungen kann von mehreren<br />
seelisch behinderten Kindern und Jugendlichen nur mit individueller Hilfe in Form<br />
einer persönlichen Assistenz bewältigt werden. Diese sollte mit hoher personeller<br />
Kontinuität sowie geeigneten räumlichen Möglichkeiten für Differenzierungsunterricht<br />
erfolgen können. Es gibt Einzelfälle, in denen trotz der in Bremen umgesetzten<br />
Inklusion, diesem Bedarf nicht entsprochen werden kann. Um über das Wissen zu<br />
den besonderen Bedarfslagen von Pflegekindern in einen gemeinsamen Austausch<br />
mit Bildungs- und Sozialbehörde sowie Pflegeeltern und <strong>PiB</strong> zu gehen, wurde beschlossen,<br />
die seit längerem ruhende Arbeitsgruppe „Pflegekinder und Schule“ zu<br />
reaktivieren.<br />
Beginn und Beendigung von Pflegeverhältnissen<br />
Eine begonnene Anbahnung wurde nach einer richterlichen Entscheidung abgebrochen,<br />
so dass es in <strong>2012</strong> keine genuine Neuvermittlung gab. Die Sparte hatte<br />
dennoch zwei Zugänge, weil zwei bislang heilpädagogische Pflegeverhältnisse<br />
nach entsprechender Diagnostik in die Zuständigkeit der sonderpädagogischen<br />
Vollzeitpflege wechselten.<br />
Es gab insgesamt vier Beendigungen von Pflegeverhältnissen mit verschiedenen<br />
Gründen, darunter zwei vorzeitige Beendigungen, die langjährige Pflegeverhältnisse<br />
betrafen: Zwei 14-jährige Jungen mit seelischer Behinderung benötigten einen<br />
Jugendhilferahmen außerhalb eines familiären Systems und wechselten in therapeutische<br />
Einrichtungen. Ein weiteres Pflegeverhältnis wurde nach drei Jahren<br />
beendet, da der familiäre Rahmen der sonderpädagogischen Vollzeitpflege für<br />
dieses fünfjährige Mädchen keine geeignete Maßnahme mehr war. Entsprechend<br />
der gutachterlichen Empfehlung lebt das Kind jetzt in einer therapeutischen Einrichtung.<br />
Eine junge Frau zog mit Erreichen der Volljährigkeit auf eigenen Wunsch und<br />
ohne weitere Unterstützung zu ihrem leiblichen Bruder.<br />
66
Seit August ruht darüber hinaus ein Pflegeverhältnis. Der 14-jährige Junge wurde in<br />
einer Einrichtung aufgenommen, die Pflegeeltern stehen jedoch für die Fortführung<br />
des Pflegeverhältnisses zur Verfügung. Durch den Einsatz eines sogenannten Clearings<br />
wird der Bedarf dieses Jungen überprüft. Nach Abschluss des Clearings wird<br />
die weitere Hilfeplanung erfolgen.<br />
Auffallend war, dass drei Beendigungen seelisch behinderte 14-Jährige betrafen,<br />
die in stabilen Pflegeverhältnissen gelebt hatten. Es wird zu bewerten sein, ob es<br />
bei diesen Beendigungen Vergleichbarkeiten gibt – und ob sich daraus die Aufgabe<br />
ableiten muss, für seelisch behinderte Jugendliche in der Pubertät innerhalb der<br />
Beratungsstandards für Pflegekinder und -eltern zusätzlich Raum zu schaffen.<br />
Beratung und Qualifizierung<br />
Erstinformationsgespräche fanden mit vier interessierten Elternpaaren statt, darunter<br />
war ein gleichgeschlechtliches Paar. Von den vier Paaren haben sich zwei<br />
professionell kompetente Paare gegen die Aufnahme eines Kindes mit sonderpädagogischem<br />
Bedarf entschieden, sind aber an anderen <strong>PiB</strong>-Pflegeformen interessiert.<br />
Für ein Bewerberpaar sind die Bewerbergespräche noch nicht abgeschlossen. Ein<br />
Paar ist nach einer abgebrochenen Anbahnung zurückgetreten.<br />
Da aufgrund der Problematiken der Kinder und Jugendlichen in der Sparte alle<br />
Pflegepersonen konstant hoch gefordert sind, leistet die <strong>PiB</strong>-Fachberatung eine<br />
intensive Beratungs- und Betreuungsarbeit; dem entspricht die erhöhte Personalzumessung<br />
in der sonderpädagogischen Vollzeitpflege. Insgesamt verfügen die<br />
Pflegepersonen durch eigene berufliche Vorbildung und Fachkenntnisse über<br />
fundiertes Wissen zu den Problemlagen ihrer Pflegekinder. Ergänzend zu einer<br />
engmaschigen Einzelberatung durch <strong>PiB</strong>-Fachkräfte bestehen vier fortlaufende<br />
Beratungsgruppen. Pflegepersonen schätzen dabei den theoretischen Input zu fachspezifischen<br />
Fragen und die Gelegenheit zum persönlichen Kontakt. Der fachlich<br />
begleitete kollegiale Austausch, die Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns,<br />
sowie das Entwickeln von Entlastungsstrategien für psychische Belastungssituationen<br />
werden als stärkend erfahren. In Zusammenarbeit mit der Pflegeelternschule<br />
wurden für die Pflegeeltern der sonderpädagogischen Vollzeitpflege in <strong>2012</strong><br />
eine Veranstaltungsreihe für Pflegepersonen von behinderten Kindern und Jugendlichen<br />
zum Thema „Sexualität und Menschen mit Behinderungen“ in Zusammenarbeit<br />
mit Pro Familia durchgeführt. Eine weitere Veranstaltung befasste sich mit dem<br />
Thema „Fetales Alkoholsyndrom“.<br />
Nach gravierenden frühkindlichen Vernachlässigungs-, Missbrauchs- oder Gewalterfahrungen<br />
treten bei allen betroffenen Pflegekindern Verhaltensauffälligkeiten<br />
auf. Daraus ergeben sich für die Pflegefamilien Themen, die den Umgang mit verstärktem<br />
Einnässen und Einkoten auch bei älteren Kindern betreffen, ebenso übermäßiges<br />
Essen und Horten von Lebensmitteln, Schlafstörungen, aggressives und/<br />
oder hyperaktives Verhalten, das Erstarren in bestimmten Situationen, Diebstähle<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
67
innerhalb und außerhalb der Pflegefamilie und gravierende Probleme im Umgang<br />
mit Nähe und Distanz. Die Anforderungen an die Pflegeeltern liegen in der Bewältigung<br />
von hohen Belastungssituationen auf der emotionalen und auch der konkreten<br />
Handlungsebene, in der Reflexion der psychischen Entwicklungsprozesse der<br />
Kinder und der Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns. In allen Pflegeverhältnissen<br />
sind begleitende psychotherapeutische oder entwicklungsbegleitende<br />
Maßnahmen mit ganzheitlichem Ansatz eingerichtet oder zukünftig vorgesehen.<br />
Ein weiterer Bestandteil der Arbeit der FachberaterInnen ist die Zusammenarbeit<br />
mit der leiblichen Familie des Kindes. Sie umfasst die Zusammenarbeit innerhalb<br />
der Hilfeplanung und die Klärung sowie Begleitung von Besuchskontakten, sofern<br />
diese für die schwer traumatisierten und/oder misshandelten oder missbrauchten<br />
Kinder oder Jugendlichen Besuchskontakte unter besonderer Berücksichtigung<br />
des Schutzaspektes fachlich vertreten werden können. Im Fall von stattfindenden<br />
persönlichen Kontakten erfolgt eine entsprechende Vor- und Nachbereitung aller<br />
Beteiligten, natürlich auch der leiblichen Eltern, auf die Begegnungen.<br />
Ausblick<br />
Fortgesetzt wird die konzeptionelle Arbeit an der Entwicklung eines Time-<br />
Out-Konzeptes in Kooperation mit einem Träger der stationären Kinder- und<br />
Jugendhilfe. Ziel ist es, belastete Pflegefamilien und Pflegekinder in einer<br />
Extremsituation durch eine räumliche Trennung zu entlasten – als Voraussetzung<br />
für eine Reflektion des Pflegeverhältnisses und seines Fortbestandes.<br />
Es gilt, die Finanzierung eines solchen Modells zu sichern.<br />
Bearbeitet wird auch die Gestaltung guter Übergänge aus der Pflegefamilie<br />
in betreute Wohnformen für junge Volljährige mit Behinderung. Ziel ist<br />
u. a. die Entwicklung einer Kooperation mit verschiedenen Trägern.<br />
Es ist geplant, die Fortbildung von Pflegepersonen in der sonderpädagogischen<br />
Vollzeitpflege durch Informationsveranstaltungen in Kooperation mit<br />
einem Pflegestützpunkt zu ergänzen. Thema sollen Veränderungen in der<br />
Pflegeversicherung, insbesondere das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz, sein.<br />
68
Verwandtenpflege/Vollzeitpflege im sozialen Netz<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz bezeichnet Pflegeverhältnisse nach §§ 27, 33, 35 a,<br />
36, 37, 39, 40, 41 SBG VIII, die sich aus dem familiären oder sozialen Umfeld des<br />
Kindes oder Jugendlichen entwickelt haben. Neben Pflegeverhältnissen in der Verwandtschaft<br />
umfasst die Sparte oft Pflegeverhältnisse, bei denen sich ein Kind oder<br />
Jugendlicher und die Pflegeperson bereits kennen. Die Entscheidung von 2006, Pflegeverhältnisse<br />
im sozialen Netz und innerhalb der Verwandtschaft in einer eigenen<br />
Sparte zu bündeln, hat sich unter fachlichen und methodischen Gesichtspunkten<br />
bewährt.<br />
Daten und Fakten<br />
218 Pflegeverhältnisse (2011: 210) bestanden (inkl. neue und beendete).<br />
48 Pflegeverhältnisse wurden neu begonnen.<br />
33 Pflegeverhältnisse wurden beendet, dabei sind<br />
9 Kinder/Jugendliche zu den Eltern zurückgekehrt,<br />
1 junge Erwachsene bei der Pflegefamilie verblieben,<br />
7 junge Erwachsene in die Verselbstständigung gegangen,<br />
7 Kinder/Jugendliche in andere Jugendhilfemaßnahmen gewechselt und<br />
1 Kind in eine andere Pflegefamilie gezogen.<br />
6 Mal wurde die Hilfeplanung verändert, da das eingerichtete<br />
Pflegeverhältnis dem Kind langfristig nicht gerecht wurde und<br />
2 Pflegeverhältnisse wechselten in die Zuständigkeit des Landkreises.<br />
185 Kinder/Jugendliche lebten am Stichtag 31.12. diesen Jahres in Pflegefamilien<br />
aus dem sozialen Netz oder der Verwandtschaft (2011: 173).<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Die Anzahl von Vollzeitpflegeverhältnissen im sozialen Netz stieg um zwölf Fälle<br />
(7 Prozent) leicht an. Von insgesamt 574 Vollzeitpflegeverhältnissen am 31.12. des<br />
Jahres wurden 185 (32 Prozent) vom sozialen Netz getragen. Bezogen auf die insgesamt<br />
76 Neuvermittlungen trug die Sparte Verwandtenpflege und soziales Netz mit<br />
48 neuen Pflegeverhältnissen den Löwenanteil von 63 Prozent.<br />
Die Sparte im Raffer<br />
Für die Aufnahme eines Kindes oder Jugendlichen durch einen Verwandten bis<br />
zum dritten Grad (Großeltern, Tante, Onkel oder Geschwister, Nichte, Neffen) bedarf<br />
es grundsätzlich keiner Pflegeerlaubnis oder behördlicher Genehmigung. Als<br />
private Arrangements ist lediglich die Zustimmung der sorgeberechtigten Personen<br />
notwendig. Deshalb wird nicht jedes bremische Verwandtenpflegeverhältnis von<br />
<strong>PiB</strong> begleitet. Erst wenn die Sorgeberechtigten einen Antrag auf Hilfe zur Erziehung<br />
nach § 27 SGB VIII stellen, können diese bisher privaten Konstellationen nach er-<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
69
folgter Eignungsüberprüfung der gewünschten Pflegepersonen in eine Jugendhilfemaßnahme<br />
(Vollzeitpflege §§ 33, 27 SGB VIII) umgewandelt werden. Die Eignungsfeststellung<br />
von Pflegeeltern im sozialen Netz oder der Verwandtenpflege erfolgt<br />
anhand folgender Kriterien: Es muss eine Bereitschaft zur persönlichen Qualifizierung<br />
und zur Kooperation mit <strong>PiB</strong>, dem Amt für Soziale Dienste und anderen Institutionen<br />
vorliegen. Grundsätzlich sind Beratungsoffenheit, erzieherische Kompetenzen<br />
und Ressourcen sowie ausreichender Wohnraum notwendig. Darüber hinaus wird<br />
eine wertschätzende Haltung und Kontaktbereitschaft zur Ursprungsfamilie des<br />
Kindes erwartet. Auch müssen ein erweitertes Führungszeugnis und ein ärztliches<br />
Attest vorgelegt werden.<br />
Die o. g. Kriterien gelten nicht bundesweit. In Bremen wird die Eignungsüberprüfung<br />
durch <strong>PiB</strong> vorgenommen. Sie erfordert von den <strong>PiB</strong>-Fachkräften, die Chancen<br />
und die Grenzen der Unterbringung eines Kindes bei verwandten oder bekannten<br />
Pflegeeltern genau zu betrachten. Das Ziel ist es, wenigstens regional eine Angleichung<br />
der Standards zu erreichen.<br />
Im Zuge des neuen Angebotes der <strong>PiB</strong>-Elternberatung wurde in <strong>2012</strong> die Begleitung<br />
einiger Umgangskontakte dorthin abgegeben. Auch nutzten einige Eltern das Beratungsangebot.<br />
Nach wie vor gibt das Casemanagement begleitete Besuchskontakte<br />
und die dazugehörigen Elterngespräche an externe Träger ab, wenn es um<br />
geschützte Kontakte und hoch strittige Verfahren geht.<br />
Beginn und Beendigungen<br />
81 der insgesamt 218 Pflegeverhältnisse in der Verwandtschaft oder im sozialen<br />
Netz wurden <strong>2012</strong> neu begründet oder beendet. Damit befand sich innerhalb des<br />
Beratungsjahres 37 Prozent aller Pflegeverhältnisse entweder in ihrer Anfangs- oder<br />
Endphase. Diese Phasen erfordern eine hohe Beratungsintensität.<br />
Das Engagement und die Selbstverständlichkeit, mit der Personen aus der Verwandtschaft<br />
und dem sozialen Netz sich für die Aufnahme eines Kindes entscheiden,<br />
ist immer wieder bemerkenswert. Oft stellen Pflegepersonen ihre Lebensplanung<br />
zu Gunsten des Kindes sehr kurzfristig um. Vielfach ist dies jedoch an die<br />
Hoffnung gebunden, die leiblichen Eltern könnten die Versorgung und Erziehung<br />
des Kindes nach einer gewissen Frist wieder selbst übernehmen. Trifft dies nicht<br />
zu, zeigt sich die dadurch entstandene hohe Belastung oder Überforderung der<br />
Pflegepersonen mitunter erst später. Dies erklärt die Anzahl von sechs veränderten<br />
Hilfeplanungen, denen eine Überforderung der Pflegefamilie zugrunde lag. Insbesondere<br />
solche Entscheidungen sind emotional belastet und bedürfen oft intensiver<br />
Beratung.<br />
Bereits bei der Eignungsüberprüfung wird erörtert, wie bedeutsam es ist, dem Kind<br />
einerseits die familiären Beziehungen und das soziale Umfeld zu erhalten und andererseits<br />
auch den Pflegeeltern gerecht zu werden, die diese Situation absehbar stark<br />
beanspruchen wird. Zur Unterstützung in besonders belasteten Konstellationen kön-<br />
70
nen gleich zu Beginn des Pflegeverhältnisses zusätzliche ambulante Maßnahmen<br />
wie Erziehungsbeistandsschaften oder sozialpädagogische Familienhilfen eingerichtet<br />
werden. Sie sollen den Entwicklungsrahmen für das Kind sicherstellen. Seit <strong>2012</strong><br />
ist die Einrichtung einer Patenschaft auch für belastete Pflegefamilien möglich und<br />
wurde in drei Fällen genutzt, um vor allem Kindern in ihrer Großeltern-Pflegefamilie<br />
auch generationengerechte Kontakte zu ermöglichen.<br />
Neun Pflegeverhältnisse wurden in <strong>2012</strong> vorzeitig beendet. Dabei wurde in vier Fällen<br />
eine Kindeswohlgefährdung festgestellt; drei dieser Feststellungen gingen auf<br />
drogenbelastete Haaranalysen zurück. In fünf weiteren Fällen fand ein Wechsel in<br />
andere Jugendhilfemaßnahmen oder eine Rückführung ins Herkunftssystem statt.<br />
Beratung und Qualifizierung<br />
An die verbindliche Grundqualifizierung von Pflegepersonen durch die Pflegeelternschule<br />
schließen sich verschiedene Beratungsformen an: Zwischen den Pflegeeltern<br />
und der <strong>PiB</strong>-Fachberatung finden regelmäßige telefonische Kontakte sowie kontinuierliche,<br />
persönliche Beratungsgespräche statt. Dazu bietet die Pflegeelternschule<br />
Beratungs- und Fortbildungsangebote. Auch ist die Teilnahme an einem monatlichen,<br />
fortlaufenden Gruppenangebot verpflichtend. Außerdem finden gesellige<br />
Sommer-und Weihnachtstreffen statt.<br />
Ausblick<br />
Die Sparte wird in Kooperation mit Pflegekinderdiensten bzw. Jugendämtern<br />
anderer Landkreise weiter an einer Angleichung der fachlichen<br />
Standards für die Eignungsüberprüfung in der Verwandtenpflege bzw. im<br />
sozialen Netz arbeiten.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
71
Die Abteilung Kurzzeitpflege<br />
Kurzzeitpflege ist eine befristete Versorgungsform für Kinder außerhalb der eigenen<br />
Familie, wenn es in Notsituationen keine Betreuung im familiären Umfeld<br />
gibt. Kurzzeitpflege erfolgt gemäß § 20 Abs. 2 SGB VIII immer in Abstimmung mit<br />
den leiblichen Eltern. Häufige Gründe sind Klinikaufenthalte, Kuren oder Rehabilitationsmaßnahmen.<br />
In wenigen Fällen wird Kurzzeitpflege auch bei beruflicher<br />
oder ausbildungsbedingter Abwesenheit genutzt. Die Kinder leben dann für einen<br />
geplanten Zeitraum Tag und Nacht in einer hierfür qualifizierten Pflegefamilie, idealerweise<br />
im direkten oder nahen Umfeld des Wohnortes des Kindes. Kurzzeitpflege<br />
währt je nach Anlass wenige Tage bis maximal drei Monate. Sie wird zu etwa 70<br />
Prozent über das Amt für Soziale Dienste veranlasst, aber auch über Sozialdienste<br />
von Kliniken, Verwandte oder Bekannte, Psychotherapeuten und Kita-Personal. Die<br />
Finanzierung übernehmen gesetzliche Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung<br />
oder das Amt für Soziale Dienste. Seit 2008 ist das Angebot Kurzzeitpflege<br />
für Kinder bei <strong>PiB</strong> konzeptionell hinterlegt und wird stetig weiter entwickelt.<br />
Daten und Fakten<br />
47 Kinder wurden vermittelt (2011: 53), davon vier Kinder je zwei Mal und vier<br />
Kinder je drei Mal in <strong>2012</strong> sowie acht Geschwisterreihen mit bis zu vier<br />
Kindern.<br />
41 Kinder kehrten nach der Maßnahme in den elterlichen Haushalt zurück,<br />
in sechs Fällen entschieden das Casemanagement oder die sorgeberechtigte<br />
Mutter über die weitere Unterbringung.<br />
8 Mal wurden Kurzzeitpflegen vorzeitig beendet. Drei Mal geschah dies auf<br />
Wunsch einer/eines Sorgeberechtigten, der/die eine private Unterbringung<br />
veranlasste, fünf Mal auf Wunsch der Kurzzeitpflegestelle.<br />
40 Mal wurde eine Anbahnung beendet, ohne dass es zu einer Vermittlung<br />
kam. Zumeist wurden Behandlungen verschoben, ausgesetzt oder<br />
abgebrochen oder das Kind kam privat unter.<br />
30 Kurzzeitpflegen finanzierten die gesetzlichen Krankenkassen.<br />
21 Antragstellerinnen benötigten Hilfe bei der Antragstellung bei<br />
Krankenkassen oder Rentenversicherung.<br />
8 Kurzzeitpflegen finanzierte die Wirtschaftliche Jugendhilfe.<br />
6 Kurzzeitpflegen finanzierte die Deutsche Rentenversicherung.<br />
3 Kurzzeitpflegen finanzierten Wirtschaftl. Jugendhilfe und Krankenkassen.<br />
36,5 Tage dauerte die durchschnittliche Betreuung in Kurzzeitpflege* (2011: 26,5 T.).<br />
129 Beratungskontakte fanden statt (2011: 119).<br />
3 neue Kurzzeitpflegestellen wurden angeworben und qualifiziert.<br />
2 Kurzzeitpflegestellen gab es am 31.12. des Jahres.<br />
72<br />
* Darunter eine einjährige Kurzzeitpflege aufgrund unerwartet langer Krankheit des allein erziehenden Vaters.
Trends und Entwicklungen<br />
Im Berichtszeitraum wurde Kurzzeitpflege ungewöhnlich oft für Geschwister<br />
angefragt. Bis auf eine vierköpfige Geschwisterreihe kamen alle<br />
Geschwister gemeinsam unter.<br />
Rund 60 Prozent der Kinder, die eine Kurzzeitpflege benötigten, kamen aus<br />
einem Haushalt, in dem ein meist allein erziehender Elternteil psychisch<br />
krank ist. Hier verstärkten Casemanagement sowie die Abteilungen <strong>PiB</strong>-<br />
Kurzzeitpflege und <strong>PiB</strong>-Patenschaften die Kooperation, um die Anschlussversorgung<br />
des Kindes durch Paten besser zu gewährleisten.<br />
Der überwiegende Teil der Kinder kehrte nach Ende der Maßnahme in den<br />
elterlichen Haushalt zurück. Für diese Kinder war der vorübergehende<br />
Aufenthalt in einer Kurzzeitpflegefamilie das richtige Angebot.<br />
In zwei Fällen überführte das Casemanagement Kinder in eine Vollzeitbzw.<br />
Übergangspflegestelle. Aus diesem Anlass verbesserten die betroffenen<br />
Abteilungen bei <strong>PiB</strong> die Verfahrensabläufe zwischen den spezialisierten<br />
Abteilungen.<br />
Die Betreuungsbedarfe der Kinder waren im Berichtszeitraum erneut sehr<br />
hoch. Von 47 vermittelten Kindern zeigten 23 Kinder starke Verhaltensauffälligkeiten<br />
in ihrem Sozialverhalten oder in ihrer emotional-kognitiven<br />
Entwicklung. Mindestens zehn Prozent der Kinder befanden sich bei<br />
Anbahnung und wähend der laufenden Kurzzeitpflege in ambulanter<br />
psychotherapeutischer Behandlung.<br />
Seit <strong>2012</strong> können Kurzzeitpflegepersonen bei Eignung auch in der Übergangspflege<br />
tätig sein. Dies war in zwei Fällen gegeben. Die internen<br />
Schnittstellen für die Zuständigkeit und die Kooperation zwischen den<br />
Pflegeformen wurden durch neue Verfahrensabsprachen angepasst.<br />
Die Abteilung im Raffer<br />
Verschiedene Veränderungen bei der Anbahnung einer Kurzzeitpflege brachten in<br />
<strong>2012</strong> deutliche Verbesserungen: Der als Standard eingeführte persönliche Besuch<br />
der Eltern in der <strong>PiB</strong>-Geschäftsstelle vor Beginn einer Kurzzeitpflege brachte allen<br />
Seiten Klarheit über den Umfang der möglichen Leistung. Zugleich erhielten Eltern<br />
Unterstützung bei der für sie oft komplizierten Antragstellung an die Kostenträger. In<br />
der Folge wurde der überwiegende Teil der Kurzzeitpflegen von den Krankenkassen<br />
oder der Deutschen Rentenversicherung finanziert. Lediglich in acht Fällen bestand<br />
für die allein erziehende Mutter während eines Krankenhausaufenthaltes kein Leistungsanspruch<br />
an die Krankenkassen, weil die Kinder das 12. Lebensjahr vollendet<br />
hatten. Die Wirtschaftliche Jugendhilfe trug hier die Kosten alleine, 17 Prozent der<br />
Fälle wurden somit ausschließlich durch die Wirtschaftliche Jugendhilfe finanziert<br />
(2011: 26 Prozent).<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
73
Qualifizierung der Kurzzeitpflegestellen<br />
Pflegepersonen in Kurzzeitpflegestellen<br />
verfügen über eine reflektierte Motivation, Pflegekinder in der Familie<br />
aufzunehmen und erkennen persönliche Grenzen und Möglichkeiten im<br />
Zusammenleben mit Pflegekindern.<br />
kennen die Regeln und Rollen von allen an dieser Pflegeform Beteiligten,<br />
sind erfahren im Umgang mit Kindern und offen für eine partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit mit den Eltern der Kinder,<br />
kooperieren mit dem ggf. eingebundenen ambulanten Hilfesystem,<br />
haben eine mehrtägige spezifische Grundqualifizierung und<br />
Wahlpflichtseminare in der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule absolviert.<br />
Beratung<br />
Pflegefamilien entscheiden sich aus den unterschiedlichsten Motiven für die Kurzzeitpflege.<br />
Einige Interessierte erwägen, später ein Pflegekind in Vollzeitpflege aufzunehmen.<br />
Sie suchen Erfahrung im Umgang mit der Aufnahme eines fremden<br />
Kindes. Andere möchten Familien in Not helfen und wiederum andere interessieren<br />
sich sowohl für die Kurzzeitpflege wie auch für die Übergangspflege. Diese Anliegen<br />
sind Inhalt der intensiven persönlichen Beratung während der Erstinformationsgespräche.<br />
Kurzzeitpflegefamilien beanspruchten in <strong>2012</strong> erhebliche Beratung und Begleitung<br />
in zahlreichen krisenhaften Situationen. Dies galt insbesondere dort, wo Pflegeverhältnisse<br />
auf Wunsch der Pflegeeltern oder Eltern vorzeitig endeten. Im Falle der<br />
Beendigungen durch die Pflegepersonen war dies meist dann der Fall, wenn das<br />
Pflegeverhältnis deutllich länger dauerte als erwartet und/oder wenn die Auffälligkeiten<br />
der Kinder durch beispielsweise aggressives Verhalten oder starken Rückzug<br />
den familiären Betreuungsrahmen sprengte. In die intensive Nachberatung<br />
wurden die Kinder der Pflegefamilien einbezogen, um ihren Fragen angesichts des<br />
erlebten Beziehungsabbruchs gerecht zu werden. Wo sorgeberechtigte Mütter das<br />
Pflegeverhältnis unversehens abbrachen, wurde zudem das zuständige Casemanagement<br />
über die in der Regel privat zustande gekommene Anschlussbetreuung<br />
informiert.<br />
Neben der Beratung zu pädagogischen Fragestellungen war intensive Aufklärung<br />
über alle Fragen rund um das Pflegegeld notwendig. In Folge der Zunahme von<br />
gemeinschaftlicher Kostenträgerschaft durch Rentenversicherung und Wirtschaftlicher<br />
Jugendhilfe wurde der Verwaltungsablauf für die Pflegestellen komplexer. <strong>PiB</strong><br />
beriet Pflegestellen auch, wenn sie in Vorleistung für das fremde Kind treten mussten,<br />
weil die Bearbeitung der Pflegegeldanträge durch die Wirtschaftliche Jugendhilfe<br />
mehr als vier Wochen dauerte.<br />
74
Kooperationspartner<br />
Die Kooperation mit den unterschiedlich Beteiligten in der Kurzzeitpflege ist eine<br />
Kernaufgabe. Je kürzer die Aufenthaltsdauer des Kindes in Kurzzeitpflege, umso<br />
dichter ist die Kontaktfrequenz mit den beteiligten Eltern, dem Casemanagement<br />
sowie vielfach tätigen ambulanten Familienhilfen oder Erziehungsbeistandsschaften.<br />
Kooperationen finden zudem statt mit dem Bezugssystem der Kinder wie<br />
Kindergärten, Schulen, Ärzten und Therapeuten. Die Abrechnung aller Kosten<br />
wiederum geschieht mit den gesetzlichen Krankenkassen, der Deutschen Rentenversicherung<br />
und der Wirtschaftlichen Jugendhilfe.<br />
Eine Werbemaßnahme der <strong>PiB</strong>-Kurzzeitpflege bei Trägern der sozialpädagogischen<br />
Familienhilfe hatte positive Wirkung: Durch die gestiegene Bekanntheit der Kurzzeitpflege<br />
konnte das Fachpersonal der Träger die meist allein erziehenden Mütter<br />
bei der Entscheidung und der Antragsstellung für eine Kurzzeitpflege besser begleiten.<br />
Außerdem verstärkte die Kurzzeitpflege ihre Informationsarbeit gegenüber den<br />
Beratungsstellen des Sozialpsychiatrischen Dienstes in verschiedenen Kliniken für<br />
erwachsene psychisch kranke Menschen. Damit soll das Angebot hilfesuchende<br />
Mütter verstärkt erreichen, die vielfach an die Beratungsstellen gebunden sind.<br />
Ausblick<br />
In zwei Einzelfällen lehnten Krankenkassen die Kostenübernahme zur<br />
Unterbringung zweier unter 12-jähriger Kinder in Kurzzeitpflege ab. In<br />
beiden Fällen waren die erkrankten Mütter nicht im Stande, ein Widerspruchsverfahren<br />
einzuleiten. In einem Fall fand sich eine private Unterbringung,<br />
in dem zweiten ein anderer Kostenträger. Hier ist ein Verfahren<br />
wünschenswert, dass im Falle einer strittigen Kostenübernahme nicht<br />
alleine die meist kranke Mutter belastet.<br />
In 2013 soll die Kooperation insbesondere mit den Kliniken der Erwachsenenpsychiatrie<br />
weiter fortgesetzt werden, um kranken Erziehungsberechtigten<br />
den Zugang zur Hilfeleistung Kurzzeitpflege zu gewähren.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
75
Die Abteilung Patenschaften<br />
Patenschaften sind ein professionell begleitetes, niedrigschwelliges Angebot für<br />
Kinder bis zum 14. Lebensjahr, die bei ihren (psychisch) belasteten oder kranken<br />
Müttern, Vätern oder seltener bei beiden Elternteilen aufwachsen. Patenschaften<br />
bieten ein befristetes, ergänzendes Angebot für Kinder zur Entlastung und Stabilisierung<br />
des Familiensystems im Rahmen der Hilfe zur Erziehung nach dem Kinderund<br />
Jugendhilfegesetz, § 27 SGB VIII. Über die Gewährung dieser Hilfe entscheidet<br />
das Amt für Soziale Dienste. Die <strong>PiB</strong> gemeinnützige GmbH vermittelt und begleitet<br />
Patenschaften in Kooperation mit dem Amt für Soziale Dienste und den freien Trägern<br />
der Jugendhilfe. Paten, die Kinder in Patenschaften begleiten, verfügen über<br />
eine Qualifizierung durch die <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule.<br />
Daten und Fakten<br />
37 Patenschaften für Kinder bestanden (2011: 22) (inkl. neue und beendete).<br />
53 Patenfamilien gab es in <strong>2012</strong> (inkl. neue, beendete und nicht belegte).<br />
21 Kinder kamen neu zu Paten, davon 7 Mädchen und 14 Jungen.<br />
11 Kinder verließen das Patenschaftenprogramm.<br />
7,5 Jahre betrug der Altersdurchschnitt bei Beginn einer Patenschaft.<br />
1,5 Jahre beträgt die durchschnittliche Dauer einer Patenschaft.<br />
33 Vermittlungsanfragen führten nicht zu einer Patenschaft (2011: 48);<br />
drei Mal wurde keine passende Patenfamilie gefunden, in 12 Fällen wurde<br />
der Hilfeplan geändert, drei Eltern zogen weg, ein Kind war stark verhaltensauffällig,<br />
eine Mutter hatte keine therapeutische Begleitperson.<br />
16 Anfragen waren zum Jahreswechsel noch in Bearbeitung.<br />
26 Patenschaften bestanden am 31.12. des Jahres.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Die Zahl der Patenschaften hat sich im Jahresvergleich um 68 Prozent erhöht.<br />
Seit Erweiterung der Patenschaften-Konzeption in 2011 entscheiden sich<br />
interessierte Menschen eher für eine zeitlich weniger umfangreiche Patenschaft.<br />
Es blieb schwierig, Patenschaften zu begründen, die auch die<br />
Versorgung des Kindes in Krisenzeiten gewährleisten können.<br />
Der Altersdurchschnitt der Kinder zu Beginn einer Patenschaft hat sich im<br />
letzten Jahr von fünf auf siebeneinhalb Jahre erhöht. Dies geht darauf<br />
zurück, dass – zahlreiche – Patenschaften mit geringerem Zeitumfang eher<br />
für ältere Kinder angefragt und eingerichtet wurden.<br />
Die Vermittlung von Patenschaften für kleine Kinder (unter drei Jahren)<br />
blieb weiterhin eine Herausforderung: Die räumlichen und die persönlichen<br />
Erfordernisse an Paten erschweren die Vermittlung, obwohl es einen<br />
anhaltend hohen Bedarf auf Seiten der Kinder gibt.<br />
76
Das Patenschaftenprogramm im Raffer<br />
Von den insgesamt 21 neuen Patenschaften in <strong>2012</strong> betrafen lediglich neun ein<br />
Kind psychisch kranker Eltern. Bei vielen Neuvermittlungen spielte eine psychische<br />
Erkrankung (mindestens eines Elternteils) dennoch oft eine Rolle. In neun von zwölf<br />
Fällen jedoch insofern eine Rolle, als das jeweilige Kind aufgrund einer psychischen<br />
Krankheit der Eltern im Haushalt der Großeltern als Pflegekind aufwuchs. Hier war<br />
auffällig, dass nur wenige dieser Kinder Kontakt zu ihren Eltern wünschten. Im<br />
Sinne der Partizipation erhalten betroffene Eltern dennoch Informationen zur Hilfeplanung<br />
über die Maßnahme Patenschaften, wenn sie mit der Fachberatung<br />
Patenschaften und dem bei <strong>PiB</strong> neu entstandenen Schwerpunkt Elternberatung 1 in<br />
Kontakt stehen.<br />
Die Ausweitung des <strong>PiB</strong>-Patenschaftenmodells auf die zusätzliche Zielgruppe der<br />
belasteten Familien, darunter auch Kinder, die bei ihren Großeltern in Pflege leben,<br />
hat die Nachfrage nach dem Angebot im Jahr <strong>2012</strong> insgesamt erhöht und Kindern<br />
den Zugang zu einer Patenschaft erleichtert. Beispielsweise entstanden Patenschaften<br />
für zwei Pflegekinder, die bei den Großeltern leben und für ein Kind einer körperlich<br />
chronisch kranken Mutter. Zugleich finden sich für diese weniger umfangreichen<br />
Patenschaften schneller interessierte Paten oder sie können im sozialen Netz<br />
des Kindes erschlossen werden. Dies gelang in Kooperation mit dem Casemanagement<br />
in <strong>2012</strong> elf Mal.<br />
Im Vergleich dazu ist die Anbahnung einer Patenschaft für Kinder psychisch kranker<br />
Eltern, deren soziales Netzwerk oft weniger stabil ist, aufwändiger. Außerdem<br />
spielen spontane Befindlichkeiten und Entscheidungen bei diesen Patenschaften<br />
eine größere Rolle. Hier kommt es trotz eines hohen Einsatzes bei der Anbahnung,<br />
vielfach in Kooperation mit Partnern aus der Familienhilfe, leichter zu Abbrüchen.<br />
Zudem waren in <strong>2012</strong> kurzfristige Umzüge von Müttern zwei Mal der Grund, warum<br />
eine Patenschaft endete.<br />
Bemerkenswert blieb in <strong>2012</strong> ein hohes Informationsinteresse von Institutionen, seitens<br />
der Familienhilfe oder von Einzelpersonen, darunter auch Eltern.<br />
Kooperationen<br />
Kooperationen bestehen mit den Trägern der freien Jugendhilfe und den Häusern<br />
der Familie sowie den sozialen Bezugssystemen der Kinder (wie Kitas und Schulen).<br />
In der Regel betreffen sie den Einzelfall. Darüber hinaus bestehen Kooperationen<br />
zur Netzwerkbildung mit dem Ziel, die Zusammenarbeit der Systeme Kinder- und<br />
Jugendhilfe, Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Erwachsenenpsychiatrie sowie<br />
der sozialpädagogischen Familienhilfe zu optimieren, um den betroffenen Kindern<br />
und ihren Eltern konstruktiv und nachhaltig helfen zu können.<br />
1 S. a. Seite 53, Bericht Leibliche Eltern von Pflegekindern beraten.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
77
Länderübergreifend hinzugekommen ist die Kooperation mit verschiedenen Anbietern<br />
von Patenschaftenmodellen im norddeutschen Raum. Der regelmäßige<br />
Austausch im Rahmen einer „Fachgruppe Nord“ dient der Verbesserung geltender<br />
Standards und dem gegenseitigen Lernen sowie der Unterstützung neuer Patenschaftsprojekte.<br />
Beratung und Qualifizierung<br />
<strong>PiB</strong> berät Paten und bietet im Vorfeld einer Patenschaft eine gemeinsame<br />
Grundqualifizierung für alle Interessierten. Im Anschluss an die Eignungsüberprüfung<br />
findet der zweite Teil der Qualifizierung für Paten statt.<br />
In <strong>2012</strong> wurden an sechs Informationsabenden 39 Haushalte über das Angebot<br />
Patenschaften für Kinder (psychisch) belasteter oder kranker Eltern informiert. Drei<br />
Qualifizierungen mit insgesamt 29 Haushalten fanden statt. Davon bewarben sich<br />
27 Haushalte (93 Prozent) als PatInnen. Zwölf Patenschaften konnten sofort vermittelt<br />
werden, neun weitere Patenschaften wurden mit Patenfamilien eingerichtet,<br />
die sich schon vor <strong>2012</strong> qualifiziert hatten.<br />
Noch nicht vermittelte und bereits aktive Paten besuchen Fortbildungen in der<br />
<strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule. Parallel dazu erfolgt je ein Hausbesuch pro Jahr bei jeder<br />
aktiven Patenfamilie. Außerdem finden Reflexionsgespräche in mehrmonatlichen<br />
Abständen und bei Bedarf statt.<br />
Für aktive sowie für noch nicht vermittelte Paten gibt es regelmäßige Gruppenabende.<br />
Hier geht es sowohl um den offenen Austausch von Informationen und<br />
Erfahrungen untereinander als auch darum, ein Forum zu etablieren, in dem Paten<br />
Wünsche und Anregungen einbringen können, beispielsweise bei der Entwicklung<br />
neuer oder weiterführender Seminarinhalte.<br />
Beginn und Beendigungen von Patenschaften<br />
In <strong>2012</strong> gab es 37 Patenkinder in 36 aktiven Patenfamilien; 17 weitere Patenfamilien<br />
waren nicht belegt. Bei den 37 Kindern handelte es sich um zwei Geschwisterpaare<br />
(eine Zweier- und eine Dreierkonstellation) und um 32 einzeln vermittelte<br />
Kinder. Insgesamt wurden 21 Kinder neu in eine Patenfamilie vermittelt und bei<br />
elf Kindern endete die Patenschaft aus verschiedenen Gründen: sieben Kinder<br />
konnten nicht länger bei ihren Eltern leben; drei von ihnen wurden von ihren<br />
Patenfamilien als Pflegekinder aufgenommen, was den Kindern trotz der Krise eine<br />
Kontinuität bieten konnte. Vier weitere Kinder (drei davon Geschwister) wurden in<br />
stationäre Jugendhilfeeinrichtungen aufgenommen.<br />
Zweimal beendete der Wegzug einer Mutter die Patenschaft, einmal brach eine<br />
Mutter die Patenschaft ab. In einem Fall wurde die Patenschaft im Rahmen der<br />
Hilfeplanung erfolgreich beendet.<br />
78
Blick in die Praxis<br />
Die Erfahrungen mit den neuen Patenschaften mit geringerem Zeitumfang zeigen<br />
bisher, dass sie für die betroffenen Familiensysteme ausgesprochen hilfreich und für<br />
alle Beteiligten gewinnbringend sind, wenn sie Ergänzung und Entlastung für ein<br />
belastetes, aber ansonsten eigenständig funktionierendes Familiensystem bieten.<br />
Dies gilt vielfach für Großeltern, die ihre Enkel in Pflege haben und die das Großziehen<br />
eines Kindes aufgrund ihres Alters oder Gesundheitszustandes als anstrengend<br />
empfinden oder erkennen, dass sie die Rolle der Elterngeneration für das Kind<br />
nicht in allen Bereichen bedienen können. Hier schafft eine Patenschaft, in der das<br />
Kind beispielsweise an einem Nachmittag pro Woche oder alle vier Wochen für ein<br />
Wochenende bei Paten ist, einerseits Erholungsräume für die Großeltern. Andererseits<br />
können die Paten das Kind gezielt in bestimmten Bereichen unterstützen und<br />
ermuntern.<br />
Ausblick<br />
Kinder psychisch kranker Eltern durch eine Patenschaft zu stärken, bleibt<br />
das erklärte fachliche Anliegen und der Schwerpunkt der Arbeit der Abteilung<br />
<strong>PiB</strong>-Patenschaften. Jedoch zeigen die Erfahrungen seit der Erweiterung<br />
des Konzeptes um eine weniger umfangreiche Form von Patenschaft, dass<br />
Patenschaften auch für andere Zielgruppen im Rahmen einer Hilfe zur Erziehung<br />
großes Potenzial bieten. Dies wird weiterhin berücksichtigt, vertieft<br />
und reflektiert.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
79
Die Abteilung Übergangspflege<br />
Die <strong>PiB</strong> gemeinnützige GmbH ist mit der Anwerbung, Eignungsprüfung, Fachberatung,<br />
Unterstützung und Schulung von Übergangspflegestellen gemäß §§ 42 und 33<br />
SGB VIII beauftragt. Schwerpunkt ist es, geeignete Personen für die Übergangspflege<br />
als eine familienorientierte Form der Inobhutnahme zu qualifizieren und zu begleiten.<br />
Die Vermittlung der Kinder und Jugendlichen (bis 17 Jahre), die aufgrund<br />
akuter Familienkrisen per Inobhutnahme in Übergangspflege untergebracht werden,<br />
erfolgt durch die Steuerungsstelle Inobhutnahme des Amtes für Soziale Dienste.<br />
Die <strong>PiB</strong>-Übergangspflege besteht seit 1. Juli 2010.<br />
Daten und Fakten<br />
238 Kinder beanspruchten Übergangspflege in <strong>2012</strong>.<br />
41 Kinder davon wurden bereits 2011 untergebracht.<br />
197 Kinder/Jugendliche wurden neu aufgenommen.<br />
187 Kinder/Jugendliche wurden aus der Übergangspflege entlassen.<br />
83 Plätze in Übergangspflege gab es am 31.12. diesen Jahres,<br />
51 Plätze davon waren besetzt, davon waren 20 Plätze vorübergehend<br />
nicht belegbar, meist wegen Urlaub oder Krankheit und<br />
12 Plätze davon waren am Stichtag 31.12. nicht belegt.<br />
55 Übergangspflegestellen gab es (inkl. neue und beendete).<br />
50 Übergangspflegestellen (2011: 43) waren am Stichtag 31.12. tätig.<br />
5 Pflegestellen beendeten die Tätigkeit.<br />
13 neue Übergangspflegestellen nahmen ihre Arbeit auf,<br />
3 davon mit Einzelverträgen*.<br />
41 % der am 31.12. des Jahres in Übergangspflege lebenden Kinder/<br />
Jugendlichen befanden sich länger als drei Monate in Übergangspflege.<br />
44 Besuchskontakte mit Eltern/Verwandten und Kindern wurden begleitet.<br />
195 Besuchskontakte fanden im Familiencafé statt.<br />
* Einzelverträge betreffen ein Pflegeverhältnis/Kind. Diese Pflegestellen stehen i. d. R. nicht kontinuierlich zur Verfügung.<br />
Trends und Entwicklungen<br />
Die Anpassung von Übergängen und Schnittstellen in der Zusammenarbeit<br />
mit dem Amt für Soziale Dienste war in <strong>2012</strong> weiterhin zentrales Thema.<br />
Die Festschreibung von Standards und Konzepten für verschiedene Bereiche<br />
der Übergangspflege wurde weiter entwickelt. Dies betraf beispielsweise die<br />
Rahmenbedingungen von Besuchskontakten während der Zeit der Inobhutnahme.<br />
Übergangspflegestellen nutzten das <strong>PiB</strong>-Familiencafé zunehmend für<br />
begleitete Besuchskontakte.<br />
80
Die Abteilung Übergangspflege wurde im Jahr <strong>2012</strong> in den Qualitätsmanagementprozess<br />
der Gesellschaft einbezogen und arbeitete mit dem<br />
externen Berater und einer internen Prozessbegleiterin zu Themen der<br />
Qualitätssicherung.<br />
Das Frühlings- und Herbstfest wurden feste Bestandteile der Zusammenar<br />
beit mit Übergangspflegestellen. Beide Feste waren gut besucht und<br />
wurden für den informellen Austausch genutzt.<br />
Speziell für die Bedürfnisse neu beginnender Übergangspflegestellen wurde<br />
eine <strong>PiB</strong>-Fortbildungsreihe konzipiert, die im Frühjahr 2013 beginnen wird.<br />
Die Abteilung im Raffer<br />
Die Ausweitung des Angebotes Übergangspflege wurde durch verschiedene Werbeauftritte<br />
(Stellenanzeigen, Beilagen zu den Gehaltsbriefen der Performa Nord)<br />
unterstützt.<br />
Seit Mitte des Jahres <strong>2012</strong> ist eine Austauschdatenbank für die Koordinierungsstelle<br />
Inobhutnahme (ION) im Amt für Soziale Dienste und für <strong>PiB</strong> zugänglich.<br />
Die Aufgabenverteilung zwischen Koordinierungsstelle und <strong>PiB</strong> wurde weiter differenziert.<br />
Die <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule und die Abteilung Übergangspflege passten Fortbildungsschwerpunkte<br />
und -themen verstärkt auf die Bedarfe der in Übergangspflege tätigen<br />
Personen an.<br />
Die Abteilung <strong>PiB</strong>-Übergangspflege wurde im Jahr <strong>2012</strong> stärker in Klärungsprozesse<br />
zwischen Übergangspflegestellen und Casemanagement eingebunden.<br />
Im Herbst <strong>2012</strong> absolvierte erstmals eine Praktikantin der Hochschule Bremen ein<br />
dreimonatiges Praktikum in der Abteilung.<br />
Partner und Kooperationen<br />
Die Abteilung <strong>PiB</strong>-Übergangspflege arbeitet in enger Kooperation mit der Koordinierungsstelle<br />
Inobhutnahme (ION) des vermittelnden Amtes für Soziale Dienste und<br />
den Pflegestellen. Diese wiederum kooperieren eng mit dem Casemanagement,<br />
dem Vormund und ggf. weiteren Facheinrichtungen, um die für das Kind erforderliche<br />
Hilfen einzuleiten und zu begleiten. Die Arbeit der <strong>PiB</strong>-Übergangspflege liegt<br />
vorrangig auf der fachlichen Beratung und Qualifizierung der Übergangspflegepersonen.<br />
Um die Kooperation zwischen <strong>PiB</strong> und der Koordinierungsstelle ION zu<br />
verbessern und Verantwortungsbereiche klarer zu gestalten, gab es einen gemeinsamen<br />
Klausurtag. Auch wurden die unterschiedlichen Aufgaben der jeweiligen<br />
Kooperationspartner beschrieben und entsprechend in eine Darstellung aufgenommen.<br />
In Kooperation mit dem Casemanagement wurden die <strong>PiB</strong>-Fachberatung<br />
und die Übergangspflegestellen zunehmend gemeinsam in Helferkonferenzen und<br />
Hilfeplangespräche eingebunden.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
81
Seit Herbst <strong>2012</strong> steht dem Casemanagement ein Aufnahmebogen für Kinder in<br />
Übergangspflege zur Verfügung. Er enthält die für die Übergangspflegestelle wichtigsten<br />
Daten und Angaben zum Kind und soll der Übergangspflegestelle bei Unterbringung<br />
eines Kindes ausgehändigt werden. Die Nutzung dieses Aufnahmebogens<br />
muss sich noch etablieren.<br />
Drei Kooperationssitzungen mit dem Sprecherrat, der Koordinierungsstelle Inobhutnahme<br />
und zwei Mitarbeiterinnen der <strong>PiB</strong>-Fachberatung haben zu jeweils aktuellen<br />
Themen stattgefunden.<br />
Akquise und Qualifizierung<br />
Um dem hohen Bedarf an Notaufnahmeplätzen in Übergangspflege gerecht zu<br />
werden, arbeitet eine Fachberaterin 20 Stunden pro Woche im Bereich Akquise und<br />
Qualifizierung. Für Erstinformation, Qualifizierung und Supervision von Übergangspflegepersonen<br />
kooperiert die <strong>PiB</strong>-Übergangspflege eng mit der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule.<br />
Dort finden die meisten Fortbildungs- und Supervisionsveranstaltungen für<br />
langjährige Übergangspflegestellen sowie Erstinformation und Qualifizierungskurse<br />
für interessierte bzw. neu angeworbene Übergangspflegepersonen statt. Übergangspflegepersonen<br />
steht die Teilnahme an allen Kursen der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
offen.<br />
Für die Übergangspflege gab es in der <strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
14 Gruppenveranstaltungen zur Erstinformation mit 35 Teilnehmenden, sowie<br />
10 Einzelgespräche zur Erstinformation mit 12 Teilnehmenden und<br />
1 Qualifizierung (drei Module à 21, 9 und 24 Std.) mit 7 Haushalten.<br />
5 Haushalte entschieden sich für Übergangspflege.<br />
2 Teilnehmenden musste <strong>PiB</strong> absagen.<br />
8 in 2011 qualifizierte Haushalte begannen neu als Übergangspflegestelle.<br />
13 Übergangspflegestellen insgesamt nahmen ihre Tätigkeit auf*,<br />
3 davon mit Einzelverträgen**.<br />
10 Haushalte werden sich im Januar 2013 qualifizieren.<br />
* Eine der neuen Übergangspflegestellen hat ihren Vertrag wieder beendet. In der Abschlussstatistik sind nur elf neue<br />
Übergangspflegestellen gezählt. Eine Übergangspflegestelle wurde nicht gezählt weil ihre Tätigkeit im gleichen Jahr wieder<br />
beendet wurde. Bei der zweiten war kein Vertragsbeginn angegeben, so dass sie nicht gezählt werden konnte.<br />
** Einzelverträge betreffen ein Pflegeverhältnis/Kind. Diese Übergangspflegestellen stehen i. d. R. nicht kontinuierlich zur<br />
Verfügung.<br />
Begleitung und Beratung<br />
Neue Übergangspflegestellen werden auf Eignung überprüft und fachlich qualifiziert.<br />
Auch entwickeln sie ein Angebotsprofil für ihre Belegung. Die Begleitung von<br />
dreizehn neu angeworbenen Übergangspflegestellen erforderte intensive Beratung.<br />
In Kooperation mit der Pflegeelternschule wurde deshalb eine vierteilige Fortbildungsreihe<br />
für Neueinsteiger konzipiert, die im Frühjahr 2013 startet.<br />
82
Das verpflichtende Fortbildungsangebot und die Supervisionsgruppen wurden vor<br />
allem von neuen Übergangspflegestellen gut angenommen. Übergangspflegestellen,<br />
die aus dem städtischen System übernommen wurden, nehmen die Qualifizierungsangebote<br />
und die Supervision in Teilen wahr.<br />
In der fortlaufenden Fachberatung von Übergangspflegestellen wurden die Angebotsprofile<br />
bei Bedarf überarbeitet, pädagogische Beratung zum Umgang mit den<br />
aufgenommenen Kindern/Jugendlichen geleistet, Sicherheitsvorkehrungen im<br />
Haushalt besprochen und Unterstützung bei der Durchführung von Besuchskontakten<br />
geboten. Übergangspflegestellen wurden bei Fragen zur Kooperation mit dem<br />
Casemanagement beraten und zu Helferkonferenzen und Hilfeplangesprächen<br />
begleitet. Darüber hinaus übernahm <strong>PiB</strong> bei Differenzen die Klärung zwischen dem<br />
Casemanagement und den Übergangspflegestellen.<br />
Besondere Aufmerksamkeit erforderte im Jahr <strong>2012</strong> der Bedarf von Kindern, die<br />
länger als drei Monate in Übergangspflege lebten, denn lange Verweildauern<br />
stellen Übergangspflegefamilien vor besondere Herausforderungen: Es gilt, die<br />
Spannung zwischen Beziehungs- und Bindungsvertiefung in dem Bewusstsein einer<br />
jederzeit möglichen Beendigung der Unterbringung auszuhalten. Die bisherigen<br />
Erfahrungen machten deutlich, dass eine länger als drei Monate andauernde Unterbringung<br />
der Kinder eine Zäsur erfordert. Nach dieser Frist sollten Beteiligte des<br />
Helfersystems zusammentreten, um den Bedarf des Kindes gemeinsam (u. a. Förderung,<br />
Diagnostik, Kindergarten- und Schulanmeldungen) zu erörtern und weitere<br />
Kooperationsabsprachen zu treffen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf<br />
einer sorgfältig geplanten Rückführung oder Überleitung in Anschlussmaßnahmen<br />
liegen. Diese sollten den Beziehungen und den Bindungen der Kinder an die Übergangspflegepersonen<br />
Rechnung tragen, wie sie während einer langen Unterbringungszeit<br />
unvermeidlich entstehen.<br />
Ausblick<br />
Die Abteilung plant die Erstellung eines Handbuchs A – Z, das alle<br />
rechtlichen, finanziellen und wichtigen fachlichen Grundlagen für die<br />
Pflegestellen bündelt.<br />
Die Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle ION wird weiter ausgebaut<br />
und Verfahrensabläufe und Schnittstellen sollen gemeinsam entwickelt<br />
werden (z. B. für ein Beschwerdemanagement). Es ist geplant, den<br />
Sozialzentren eine Darstellung der Aufgabenverteilung und Verfahrensabläufe<br />
zwischen der Koordinierungsstelle ION und der <strong>PiB</strong>-Übergangspflege<br />
vorzustellen.<br />
Zur Verbesserung der Kooperation sollen regelmäßige Klausurtage mit der<br />
Koordinierungsstelle ION stattfinden.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
83
Da viele Kinder und Jugendliche länger als drei Monate in Übergangspflege<br />
verbleiben, ist es notwendig, dass diese Situation gemeinsam mit<br />
dem Amt für Soziale Dienste begleitet wird. Es sollen Handlungsschritte zur<br />
Unterstützung und Förderung der Entwicklung von Kindern in verlängerter<br />
Inobhutnahme erarbeitet werden.<br />
Familiencafés sollen künftig auch in Bremen Nord stattfinden.<br />
84
Anhang<br />
Teil 1: Die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege <strong>2012</strong>, Grafiken und Tabellen<br />
86 Anzahl der betreuten Kinder in Kindertagespflege<br />
86 Anzahl der monatlich betreuten Kinder in Kindertagespflege im Jahresvergleich<br />
87 Entwicklung der Kindertagespflege im Vergleich der Jahre (2002-<strong>2012</strong>)<br />
87 Neuvermittlungen und Beendigungen im Laufe des Jahres <strong>2012</strong> <br />
88 Neuvermittlungen und Beendigungen von Betreuungsverhältnissen im Jahr <strong>2012</strong><br />
88 Entwicklung der Altersstruktur in der Kindertagespflege <br />
89 Betreuungszeiten der Kinder unter 3 Jahre <br />
89 Ausbau der Kindertagespflege im Verhältnis Tagespflegepersonen zu Kindern<br />
90 Die Entwicklung der externen Kindertagespflege<br />
90 Ausbau der externen Kindertagespflege<br />
90 Kinder in Kindertagespflege in den Stadtteilen <strong>2012</strong><br />
Teil 2: Die <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege <strong>2012</strong>, Grafiken und Tabellen<br />
91 Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege im Vergleich der Jahre<br />
91 Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege im Vergleich der Monate<br />
92 Neuvermittlungen und Beendigungen von Vollzeitpflegeverhältnissen je Monat<br />
92 Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege nach Sparte in <strong>2012</strong><br />
92 Neuvermittlungen im Vergleich der Jahre, nach Pflegeform<br />
93 Monatsübersicht der Neuvermittlungen in Vollzeitpflege <strong>2012</strong><br />
93 Indikation für Neuvermittlungen in Vollzeitpflege <strong>2012</strong><br />
93 Gründe, warum Kinder nicht vermittelt werden konnten<br />
94 Die Altersstruktur von Kindern und Jugendlichen bei Auftragseingang<br />
94 Alter der Pflegekinder bei Vermittlung in <strong>2012</strong><br />
95 Sorgerechtsverteilung bei neuen Pflegeverhältnissen in <strong>2012</strong> <br />
95 Neuvermittlungen (Vollzeitpflege) je nach Sozialzentrum dargestellt<br />
96 Vollzeitpflegeverhältnisse je nach Sozialzentrum in <strong>2012</strong><br />
97 Vermittlungsdauer in Fremdpflege (Vollzeitpflege) 2011 und <strong>2012</strong><br />
97 Beendigungsgründe von Pflegeverhältnissen<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
85
Anhang<br />
Teil1: Die <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege <strong>2012</strong>, Grafiken und Tabellen<br />
Die folgende Aufstellung enthält Grafiken und Tabellen zur bremischen Kindertagespflege.<br />
Sie geben Auskunft über die Entwicklung der Kindertagespflege im<br />
gesamten Stadtgebiet Bremens sowie über die mit der Tagespflege verbundenen<br />
Aufgaben und Herausforderungen. Diese Darstellungen ergänzen den Bericht über<br />
die Arbeit der Abteilung <strong>PiB</strong>-Kindertagespflege im voranstehenden <strong>Jahresbericht</strong>.<br />
Abb. K1<br />
Anzahl der betreuten Kinder in Kindertagespflege <strong>2012</strong><br />
1100<br />
1050<br />
1000<br />
950<br />
964<br />
987<br />
1006<br />
1018<br />
1037 1041<br />
1033<br />
938<br />
948<br />
900<br />
896<br />
901<br />
850<br />
839<br />
800<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats.<br />
Abb. K2<br />
Anzahl der monatlich betreuten Kinder in Kindertagespflege im Jahresvergleich<br />
1050<br />
1000<br />
950<br />
900<br />
850<br />
800<br />
987<br />
964<br />
928<br />
898<br />
823<br />
799<br />
1006<br />
954<br />
818<br />
1018<br />
967<br />
858<br />
1037 1041<br />
993 991<br />
900<br />
907<br />
1033<br />
975<br />
921<br />
896<br />
869<br />
826<br />
927<br />
862<br />
839<br />
952<br />
901<br />
871<br />
966 967<br />
948<br />
938<br />
910<br />
895<br />
Jahr 2010<br />
Jahr 2011<br />
Jahr <strong>2012</strong><br />
750<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats.<br />
86
Abb. K3<br />
Entwicklung der Kindertagespflege im Vergleich der Jahre (2002-<strong>2012</strong>)<br />
1000<br />
900<br />
910<br />
967<br />
948<br />
800<br />
700<br />
686<br />
702<br />
760<br />
720<br />
647<br />
760<br />
812<br />
600<br />
500<br />
452<br />
Kinder in Tagespflege<br />
400<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Abb. K4<br />
Neuvermittlungen und Beendigungen im Laufe des Jahres <strong>2012</strong><br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
964 987 1006 1018 1037 1041 1033<br />
896<br />
839<br />
901<br />
938 948<br />
Kinder in Tagespflege<br />
gesamt<br />
600<br />
Neuvermittlungen<br />
gesamt: 849<br />
400<br />
Beendigungen<br />
gesamt: 852<br />
200<br />
<strong>PiB</strong> begleitete 1.834 KTP-<br />
Verhältnisse im Jahr <strong>2012</strong><br />
insgesamt.<br />
0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
87
Abb. K5<br />
Neuvermittlungen und Beendigungen von Betreuungsverhältnissen im Jahr <strong>2012</strong><br />
350<br />
300<br />
310<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
59<br />
77<br />
61<br />
55<br />
37 31 44<br />
173<br />
137<br />
83<br />
57<br />
35<br />
Neuvermittlungen<br />
gesamt: 849<br />
Beendigungen<br />
gesamt: 852<br />
<strong>PiB</strong> begleitete 1.834 KTP-<br />
Verhältnisse im Jahr <strong>2012</strong><br />
insgesamt.<br />
0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats.<br />
Abb. K6<br />
Entwicklung der Altersstruktur in der Kindertagespflege<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
686 702<br />
760<br />
720<br />
647<br />
760<br />
812<br />
910<br />
967<br />
948<br />
KTP gesamt<br />
600<br />
535<br />
0 bis < 3 Jahre<br />
500<br />
3 bis < 6 Jahre<br />
400<br />
300<br />
200<br />
6 bis < 9 Jahre<br />
9 bis < 12 Jahre<br />
100<br />
0<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum 31.12. des Jahres.<br />
88
Abb. K7<br />
Betreuungszeiten der Kinder unter 3 Jahre<br />
300<br />
275<br />
250<br />
219<br />
200<br />
150<br />
100<br />
94<br />
112<br />
50<br />
19%<br />
0<br />
bis < 20<br />
Wochenstunden<br />
20 bis < 30<br />
Wochenstunden<br />
30 bis < 40<br />
Wochenstunden<br />
40 und mehr<br />
Wochenstunden<br />
Die Zahlen zeigen den Stand zum 31.12. des Jahres.<br />
Abb. K8<br />
Ausbau der Kindertagespflege im Verhältnis Tagespflegepersonen zu Kindern<br />
1200<br />
1000<br />
885<br />
967<br />
948<br />
800<br />
600<br />
452<br />
400<br />
200<br />
652<br />
522 598<br />
360<br />
335<br />
338<br />
Kinder<br />
Tagespflegepersonen<br />
0<br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum 31.12. des Jahres.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
89
Abb. K9<br />
Die Entwicklung der externen Kindertagespflege<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
812<br />
910<br />
967 948<br />
Kindertagespflege gesamt<br />
Externe Kindertagespflege<br />
400<br />
200<br />
104<br />
158 171 191<br />
= 12,8% = 17,4% = 17,7%<br />
= 20,2%<br />
0<br />
2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum 31.12. des Jahres.<br />
Abb. K10<br />
Ausbau der externen Kindertagespflege<br />
Region<br />
Verteilung auf Stadtteile<br />
Tagespflegestellen<br />
<strong>2012</strong><br />
Tagespflegestellen<br />
2011<br />
Tagespflegestellen<br />
2010<br />
Tagespflegestellen<br />
2009<br />
Nord Burglesum (1), Lesum (2) 2 3 3 2<br />
Nord-Ost<br />
Horn (2), Schwachhausen (2),<br />
Oberneuland (1)<br />
5 5 3 2<br />
Ost Hastedt (2) 2 2 2 0<br />
West Walle (1) 2 1 1 1<br />
Mitte/ Östl. Vorstadt Östliche Vorstadt (1) 1 0 0 0<br />
Süd<br />
Neustadt (5), Obervieland (1),<br />
Huckelriede (1)<br />
8 7 6 4<br />
Gesamt 20 18 15 9<br />
Abb. K11<br />
Kinder in Kindertagespflege in den Stadtteilen <strong>2012</strong><br />
140<br />
120<br />
100<br />
120<br />
87<br />
100<br />
Gesamt: 948<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2<br />
36<br />
20<br />
41 44 41<br />
53<br />
64<br />
32 31<br />
28<br />
68<br />
23<br />
1 1<br />
23<br />
29<br />
36<br />
47<br />
21<br />
Die Zahlen bilden den Stand jeweils zum 31.12. des Jahres ab.<br />
90
Teil 2: Die <strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege <strong>2012</strong>, Grafiken und Tabellen<br />
Die folgende Aufstellung enthält Grafiken und Tabellen zu allen vier Sparten der<br />
<strong>PiB</strong>-Vollzeitpflege. Die Darstellungen machen die Arbeit der Abteilung im Überblick<br />
anschaulich und zeigen Entwicklungen und Veränderungen in der Vollzeitpflege<br />
im Vergleich der Jahre. Somit ergänzt dieser Teil die Berichterstattung der Abteilung<br />
und ihrer Sparten im voranstehenden <strong>Jahresbericht</strong>.<br />
Abb. V1<br />
Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege im Vergleich der Jahre<br />
Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege im Vergleich der Jahre<br />
600<br />
600<br />
551<br />
550<br />
550<br />
527<br />
512<br />
527<br />
512<br />
500<br />
489<br />
500<br />
489 478<br />
478<br />
454<br />
445<br />
454<br />
450<br />
450<br />
445<br />
551<br />
566<br />
566<br />
580<br />
580<br />
574<br />
405<br />
405<br />
400<br />
4002002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum 31.12. des Jahres. Sie umfassen alle fünf Pflegeformen (allgemeine und heilpädagogische<br />
Die Zahlen zeigen Vollzeitpflege, den StandVollzeitpflege jeweils zum 31.12. im sozialen des Jahres. Netz, sonderpädagogische Sie umfassen alle fünf Vollzeitpflege, Pflegeformen befristete (allgemeine Vollzeitpflege und heilpädagogische<br />
Kinder im Exil). Vollzeitpflege, Vollzeitpflege im sozialen Netz, sonderpädagogische Vollzeitpflege, befristete Vollzeitpflege<br />
und<br />
und Kinder im Exil).<br />
Abb. V2<br />
Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege im Vergleich der Monate<br />
590<br />
585<br />
580<br />
583<br />
585<br />
587<br />
585<br />
580<br />
584<br />
580<br />
575<br />
574<br />
572<br />
575<br />
576<br />
574<br />
570<br />
565<br />
560<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats für alle Pflegeformen in der Vollzeitpflege.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
91
Abb. V3<br />
Neuvermittlungen und Beendigungen von Vollzeitpflegeverhältnissen je Monat<br />
14<br />
12<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
9<br />
7<br />
6<br />
3<br />
4<br />
8<br />
6<br />
8<br />
10<br />
9<br />
7<br />
4<br />
10<br />
6 6<br />
2<br />
8<br />
4<br />
3<br />
Neuvermittlungen<br />
<strong>2012</strong>, insgesamt 76<br />
Beendigungen <strong>2012</strong>,<br />
insgesamt: 75<br />
0<br />
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats. Sie umfassen alle Pflegeformen (allgemeine und<br />
heilpädagogische Vollzeitpflege, Vollzeitpflege im sozialen Netz, sonderpädagogische Vollzeitpflege, befristete<br />
Vollzeitpflege und Kinder im Exil). Jedes Kind in Vollzeitpflege wird als je ein Pflegeverhältnis betrachtet.<br />
Abb. V4<br />
Anzahl von Kindern in Vollzeitpflege nach Sparte in <strong>2012</strong><br />
Allgemeine und heilpädagogische Vollzeitpflege / Fremdpflege 336<br />
Verwandtenpflege / soziales Netz 184<br />
Sonderpädagogische Vollzeitpflege 45<br />
Kinder im Exil 8<br />
Sonderform 1<br />
Gesamt 574<br />
Abb. V5<br />
Neuvermittlungen im Vergleich der Jahre, nach Pflegeform<br />
Pflegeform 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Allgemeine Vollzeitpflege 20 20 6 15 17 7 23 11 7<br />
Jugendliche 1 13 8 4 6 5 1 4 0 0<br />
Befristete Vollzeitpflege 2 7 0 6 3 4 4 2 0<br />
Heilpädagogische Vollzeitpflege, allg. 16 15 26 32 38 27 16 23 15<br />
Jugendliche 1 8 11 11 4 6 5 6 3 0<br />
Kinder im Exil 0 0 0 0 0 2 2 3 6<br />
Sonderpäd. Vollzeitpflege 0 7 5 4 7 4 3 5 0<br />
Verwandtenpflege, allgemein 0 0 0 0 0 8 12 16 14<br />
heilpägagogisch 0 0 0 0 0 5 5 5 13<br />
Jugendliche 1 0 0 0 0 0 2 5 3 2<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz, allg. 3 9 7 18 14 3 5 7 9<br />
heilpädagogisch 1 3 0 0 2 1 4 7 4<br />
Jugendliche 1 0 0 0 0 6 7 10 5 6<br />
Sonderform 0 0 0 0 0 0 0 2 0<br />
Gesamt, Stand 31.12. d. Jahres 63 80 59 85 98 76 99 92 76<br />
1<br />
Ältere Kinder ab 13 und i. d. R. bis 18 Jahre<br />
92
Abb. V6<br />
Monatsübersicht der Neuvermittlungen in Vollzeitpflege <strong>2012</strong><br />
Neuvermittlungen<br />
Beendigungen<br />
Monat <strong>2012</strong> 2011 <strong>2012</strong> 2011<br />
Januar 3 6 2 5<br />
Februar 7 10 9 6<br />
März 6 12 3 6<br />
April 12 11 4 8<br />
Mai 8 11 6 7<br />
Juni 10 6 8 7<br />
Juli 7 9 9 17<br />
August 4 3 9 3<br />
September 10 3 6 4<br />
Oktober 2 7 6 4<br />
November 4 8 8 7<br />
Dezember 3 6 5 6<br />
Gesamt 76 92 75 80<br />
Die Zahlen zeigen den Stand jeweils zum Ende des Monats für alle Pflegeformen in der Vollzeitpflege. Jedes Kind in<br />
Vollzeitpflege wird als je ein Pflegeverhältnis betrachtet.<br />
Abb. V7<br />
Indikationen für Neuvermittlungen in Vollzeitpflege <strong>2012</strong><br />
Mehrfachnennungen Gesamt Fremdpflege<br />
VP im<br />
sozialen Netz<br />
Verwandtenpflege<br />
Allgemeine Erziehungsunfähigkeit 26 14 7 5<br />
Überforderung der Eltern/ eines Elternteils 25 6 10 9<br />
Suchterkrankung der Eltern/ eines Elternteils 19 5 4 10<br />
Psychische Erkrankung der Eltern/ eines Elternteils 18 4 5 9<br />
Vernachlässigung des Kindes 8 6 1 1<br />
gestörte Mutter-Kind-Beziehung 5 2 0 3<br />
Unbegleitet in die BRD eingereist 7 6 0 1<br />
Tod der Eltern/ eines Elternteils 7 2 3 2<br />
Wechsel aus einer Jugendhilfeeinrichtung 3 0 2 1<br />
Behinderung der Eltern/ eines Elternteils 2 0 2 0<br />
Misshandlung 1 1 0 0<br />
Eltern(-teil) in Haft 1 1 0 0<br />
Tod der Pflegeeltern/ eines Pflegeelternteils 1 1 0 0<br />
Abb. V8<br />
Gründe, warum Kinder nicht vermittelt werden konnten<br />
Casemanagement entscheidet andere Hilfemaßnahme 18<br />
von Casemanagement erwünschte Option nicht realisierbar 8<br />
Es gab keine adäquate Pflegefamilie. 4<br />
Kind/Jugendlicher lehnt Pflegefamilie ab. 4<br />
Die Einverständniserklärung wurde von den Eltern der Kinder zurückgenommen. 4<br />
Anfrage ruht 3<br />
Ein familiärer Kontext war für das Kind nicht geeignet. 1<br />
Gesamt 42<br />
Anzahl<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
93
Abb. V9<br />
Die Altersstruktur von Kindern und Jugendlichen bei Auftragseingang<br />
Alter des Kindes<br />
Aufträge in <strong>2012</strong><br />
eingegangen und<br />
vermittelt<br />
Aufträge aus <strong>2012</strong>,<br />
nicht beendet<br />
Aufträge beendet<br />
Aufträge aus 2011,<br />
vermittelt in <strong>2012</strong><br />
0 bis < 1 8 3 8 3<br />
1 bis < 3 14 3 3 2<br />
3 bis < 6 10 2 7 3<br />
6 bis < 10 6 0 10 3<br />
10 bis < 13 4 0 4 3<br />
13 und älter 16 9 10 4<br />
Gesamt 58 17 42 18<br />
Abb. V10<br />
Alter der Pflegekinder bei Vermittlung in <strong>2012</strong><br />
>13<br />
4<br />
6 bis
Abb. V11<br />
Sorgerechtsverteilung bei neuen Pflegeverhältnissen in <strong>2012</strong><br />
Das Sorgerecht liegt bei<br />
Gesamt<br />
Kinder in<br />
Fremdpflege<br />
Vollzeitpflege im<br />
sozialen Netz<br />
Kinder in<br />
Verwandtenpflege<br />
der Familie der Kinder 50 15 13 22<br />
der Amtsvormundschaft 14 10 2 2<br />
der Pflegschaft für Aufenthalt, Gesundheit,<br />
Hilfe zur Erziehung<br />
6 2 2 2<br />
den Pflegeeltern 3 1 1 1<br />
anderen Verwandten 2 0 0 2<br />
einer Einzelvormundschaft 1 0 1 0<br />
Gesamt 76 28 19 29<br />
Abb. V12<br />
Neuvermittlungen (Vollzeitpflege) je nach<br />
Sozialzentrum dargestellt<br />
Neuvermittlungen<br />
in <strong>2012</strong>, gesamt: 76<br />
SZ 5<br />
10 Neu<br />
(13%)<br />
SZ 6<br />
5 Neu<br />
(7%)<br />
SZ 1<br />
18 Neu<br />
(24%)<br />
Neuvermittlungen<br />
in <strong>2012</strong>, gesamt: 76<br />
SZ 4<br />
16 Neu<br />
(21%)<br />
SZ 3<br />
7 Neu<br />
(9%)<br />
SZ 2<br />
20 Neu<br />
(26%)<br />
Neuvermittlungen (Vollzeitpflege) detailliert gelistet nach Sozialzentrum<br />
Pflegeform<br />
Sozialzentrum<br />
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 6 Auswärtig Gesamt<br />
Allgemeine Vollzeitpflege 1 4 0 1 1 0 0 7<br />
Jugendliche 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Befristete Vollzeitpflege 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Heilpädagogische Vollzeitpflege, allg. 6 2 2 3 1 1 0 15<br />
Jugendliche 1 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Kinder im Exil 2 4 0 0 0 0 0 6<br />
Sonderpäd. Vollzeitpflege 0 0 0 0 0 0 0 0<br />
Verwandtenpflege, allgemein 3 6 0 4 1 0 0 14<br />
heilpägagogisch 1 1 4 1 5 0 0 13<br />
Jugendliche 1 1 1 0 0 1 0 0 2<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz, allgemein 3 1 0 4 1 0 0 9<br />
heilpädagogisch 1 0 1 2 0 0 0 4<br />
Jugendliche 1 0 1 0 1 0 4 0 6<br />
Gesamt, Stand 31.12.<strong>2012</strong> 18 20 7 16 10 5 0 76<br />
1<br />
Ältere Kinder ab 13 und i. d. R. bis 18 Jahre.<br />
Sozialzentrum 1: Blumenthal, Burglesum, Vegesack; Sozialzentrum 2: Gröpelingen, Walle; Sozialzentrum 3: Mitte,<br />
Östl. Vorstadt, Findorff; Sozialzentrum 4: Neustadt, Obervieland, Woltmerhausen, Huchting; Sozialzentrum 5: Vahr,<br />
Schwachhausen, Horn-Lehe, Borgfeld, Oberneuland; Sozialzentrum 6: Osterholz, Hemelingen, Auswärtig: Auswärtige<br />
Kostenträger.<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
95
Abb. V13<br />
Vollzeitpflegeverhältnisse je Sozialzentrum in <strong>2012</strong><br />
Jedes Kind in Vollzeitpflege wird als je ein Pflegeverhältnis<br />
betrachtet. Die Zahlen zeigen den Stand jeweils<br />
zum 31.12. des Jahres. Gesamt: 574.<br />
SZ 5<br />
36 Pflegev.<br />
(6%)<br />
SZ 6<br />
79 Pflegev.<br />
(14%)<br />
Auswärtig<br />
5 Pflegev.<br />
(1%)<br />
SZ 1<br />
133 Pflegev.<br />
(23%)<br />
Vollzeitpflegeverhältnisse (Pfl<br />
am 31.12.<strong>2012</strong> gesamt: 5<br />
SZ 4<br />
113 Pflegev.<br />
(20%)<br />
SZ 3<br />
69 Pflegev.<br />
(12%)<br />
SZ 2<br />
139 Pflegev.<br />
(24%)<br />
Vollzeitpflegeverhältnisse je Sozialzentrum in <strong>2012</strong><br />
Pflegeform<br />
Sozialzentrum<br />
Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5 Nr. 6 Auswärtig Gesamt<br />
Allgemeine Vollzeitpflege 21 35 10 22 6 16 1 111<br />
Sonderform 1 0 0 0 0 0 0 1<br />
Heilpädagogische Vollzeitpflege 54 45 30 49 14 32 1 225<br />
Kinder im Exil 3 4 0 0 0 1 0 8<br />
Sonderpäd. Vollzeitpflege 10 8 6 6 4 9 2 45<br />
Verwandtenpflege 20 35 17 17 9 11 1 110<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz 24 12 6 19 3 10 0 74<br />
Gesamt, Stand 31.12.<strong>2012</strong> 133 139 69 113 36 79 5 574<br />
Sozialzentrum 1: Blumenthal, Burglesum, Vegesack; Sozialzentrum 2: Gröpelingen, Walle; Sozialzentrum 3: Mitte,<br />
Östl. Vorstadt, Findorff; Sozialzentrum 4: Neustadt, Obervieland, Woltmerhausen, Huchting; Sozialzentrum 5: Vahr,<br />
Schwachhausen, Horn-Lehe, Borgfeld, Oberneuland; Sozialzentrum 6: Osterholz, Hemelingen, Auswärtig: Auswärtige<br />
Kostenträger.<br />
96
Abb. V14<br />
Vermittlungsdauer in Fremdpflege<br />
(Vollzeitpflege) 2011<br />
unter 4 Wochen<br />
Vermittlungsdauer in Fremdpflege in (Vollzeitpflege) Fremdpflege<br />
<strong>2012</strong><br />
(Vollzeitpflege) <strong>2012</strong><br />
unter 4 Wochen<br />
23%<br />
6%<br />
6%<br />
13%<br />
28%<br />
15%<br />
9%<br />
4 bis < 8 Wochen<br />
8 bis < 12 Wochen<br />
12 bis < 16 Wochen<br />
16 bis < 20 Wochen<br />
20 bis < 24 Wochen<br />
14%<br />
3%<br />
11%<br />
11%<br />
11%<br />
14%<br />
36%<br />
4 bis < 8 Wochen<br />
8 bis < 12 Wochen<br />
12 bis < 16 Wochen<br />
16 bis < 20 Wochen<br />
20 bis < 24 Wochen<br />
mehr als 24 Wochen<br />
mehr als 24 Wochen<br />
Dauer der Vermittlung in Fremdpflege 2011 <strong>2012</strong><br />
unter 4 Wochen 13 10<br />
4 bis < 8 Wochen 4 4<br />
8 bis < 12 Wochen 7 3<br />
12 bis < 16 Wochen 6 3<br />
16 bis < 20 Wochen 3 3<br />
20 bis < 24 Wochen 3 1<br />
mehr als 24 Wochen 11 4<br />
Gesamt 47 28<br />
Abb. V15<br />
Beendigungsgründe von Pflegeverhältnissen<br />
Verselbstständigung mit und ohne Nachbetreuung, Maßnahme endet nach § 41 SGB VIII 25<br />
verändete Hilfeplanung nach SGB VIII / XII 23<br />
vorzeitige Beendigung außerhalb des veränderten Hilfeplans 13<br />
Zuständigkeitswechsel nach § 86 Abs. 6 SGB VIII 6<br />
Wechsel in andere Pflegefamilie 3<br />
Adoption durch Pflegefamilie 3<br />
Ablauf der Befristung laut Hilfeplan 2<br />
Gesamt 75<br />
Anzahl<br />
<strong>PiB</strong> <strong>Jahresbericht</strong> <strong>2012</strong><br />
97
<strong>PiB</strong> – eine wachsende Organisation<br />
<strong>2012</strong><br />
2011<br />
2010<br />
2009<br />
2008<br />
2007<br />
2006<br />
2005<br />
2004<br />
2003<br />
2002<br />
2001<br />
<strong>PiB</strong> und die Stadt unterzeichnen einen Kooperationsfolgevertrag.<br />
<strong>PiB</strong> und Partner feiern das zehnjährige Bestehen u. a. mit Fachtagen.<br />
Koordinierungsstelle flexible Kindertagespflege<br />
organisiert flexible Kinderbetreuung für alleinerziehende Berufstätige.<br />
Netzwerkerkundung<br />
sucht im Nahfeld von Kindern und Familie nach einer Pflegefamilie.<br />
Elternberatung<br />
nimmt die Lage abgebender Eltern ernst und bietet Begleitung an.<br />
Übergangspflege<br />
wirbt und begleitet Familien, die Kinder in Not befristet aufnehmen.<br />
Kinder im Exil<br />
vermittelt junge Flüchtlinge in Pflegefamilien und begleitet das Verhältnis.<br />
Kindertagespflege in externen Räumen<br />
betreut Kinder unter drei Jahren tagsüber in kindgerechten eigens<br />
angemieteten Räumen. Dabei arbeiten zwei selbstständige Kindertagespflegepersonen<br />
im Team. Jede ist für vier bis fünf Kinder fest zuständig.<br />
Kurzzeitpflege<br />
vermittelt Kinder in qualifizierte Familien, wenn Mutter oder Vater wegen<br />
eines Klinikaufenthaltes oder anderer Notfälle befristet ausfallen, und am<br />
Wohnort sonst niemand für das Kind da sein kann.<br />
Betrieblich unterstützte Kindertagespflege<br />
suchte als Vorläuferin der externen Kindertagespflege den Kontakt zu<br />
Firmen, die mit engagierten Kindertagespflegepersonen die Kinderbetreuung<br />
ihrer Beschäftigten in den Räumen des Betriebes wünschten.<br />
Krabbelgruppen<br />
für Pflegekinder und -familien sind die ersten <strong>PiB</strong>-Kinderangebote überhaupt.<br />
Vollzeitpflege im sozialen Netz<br />
begleitet Kinder, deren Verwandte oder Bekannte ihre Pflegefamilie werden.<br />
<strong>PiB</strong>-Pflegeelternschule<br />
veranstaltet nun alle Infoabende und Qualifizierungen für Pflegefamilien.<br />
Patenschaften für Kinder<br />
schenken Kindern unbeschwerte Momente und deren Eltern Entlastung.<br />
Sonderpädagogische Vollzeitpflege<br />
bietet schwer mehrfach behinderten Kindern die Förderung durch eine besonders<br />
qualifizierte Pflegefamilie, die von <strong>PiB</strong> besonders begleitet wird.<br />
Heilpädagogische Kindertagespflege<br />
soll die Entwicklung und Erziehung von Kindern fördern, Benachteiligungen und<br />
Entwicklungsstörungen frühzeitig entgegenwirken und Eltern bei der Erziehung helfen.<br />
Allgemeine und heilpädagogische Vollzeitpflege<br />
war beim Auftakt von <strong>PiB</strong> die klassische Pflegeform für Vollzeitpflegekinder.<br />
Allgemeine Kindertagespflege<br />
ist die Grundform der Kindertagespflege bis heute.<br />
Gründung<br />
Die Stiftungen Alten Eichen von 1592 und St. Petri Waisenhaus und der Verein Bremer<br />
Säuglingsheime gründen die gemeinnützige Gesellschaft <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen.<br />
Im April 2002 nimmt sie die Arbeit auf, in der neuen <strong>PiB</strong>-Zentrale in der Bahnhofstraße.<br />
98
<strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen gemeinnützige GmbH<br />
Bahnhofstraße 28 - 31 • 28195 Bremen<br />
Telefon: 0421/ 9588200 • Telefax: 0421/ 958820 - 45<br />
E-Mail: info@pib-bremen.de • www.pib-bremen.de<br />
Spendenkonto:<br />
Sparkasse Bremen BLZ 290 501 01 • Kto 164 4418<br />
Gesellschafter:<br />
Caritasverband Bremen e. V.<br />
Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Bremen e. V.<br />
Diakonische Jugendhilfe Bremen gemeinnützige GmbH (jub)<br />
Verein Bremer Säuglingsheime<br />
100