Herbert Holakovsky - PiB
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Gleichzeitig mit dem Fachtag sollen auch zehn Jahre <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen<br />
gebührend gefeiert werden. Als in den Jahren 1999/2000 – also bereits im letzten<br />
Jahrhundert – die Idee entstand, den Pflegekinderdienst aus dem Amt<br />
auszugliedern, in freie Trägerschaft zu übergeben und zu einem gesamtstädtischen<br />
Fachdienst weiterzuentwickeln, gab es viele Widerstände und Bedenkenträger in<br />
allen Bereichen. Man sprach vom „Ausverkauf des Amtes“, von „ausschließlich<br />
fiskalisch bestimmten Überlegungen und nicht fachlichen Argumenten“. Nach<br />
zweieinhalbjähriger Verhandlungs- und Überzeugungsarbeit konnte dann mit<br />
Wirkung zum 01.04.2002 der erste Vertrag zur Übertragung der Vollzeit- und<br />
Tagespflege auf den gemeinnützigen Träger <strong>PiB</strong> GmbH unterschrieben werden.<br />
Durch die vertraglich ausgehandelten Rahmenbedingungen war es auch möglich,<br />
dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bisher im Amt für Soziale Dienste im<br />
Pflegekinderdienst tätig waren, zum Träger wechselten.<br />
In zehn Jahren ist es gemeinsam und mit großen Kraftanstrengungen auf beiden<br />
Seiten gelungen, den bei Übernahme durch den Träger <strong>PiB</strong> sehr unterschiedlich<br />
ausgeprägten kommunalen Pflegekinderdienst zu einem qualifizierten,<br />
gesamtstädtischen Fachdienst auf- und auszubauen: Akquise,<br />
Eingangsqualifizierung, Vermittlung, verbindliche fachliche Begleitung, Supervision,<br />
prozessbegleitende Qualifizierung, Homefinding, Netzwerkarbeit und dazu ein<br />
ausdifferenziertes System der Familienpflege mit den unterschiedlichsten<br />
Leistungsangebotstypen, einschließlich der Kurzzeit- und Übergangspflege sowie der<br />
Patenschaften unter einem Dach, mit einer ausgehandelten Fallzahl, das sind die<br />
Eckpfeiler Ihrer Arbeit. Dass dieses mehr und effektiver ist, als ausschließlich<br />
Kontrolle, versteht sich meines Erachtens von selbst. Dazu kommt noch der sich<br />
ständig ausweitende Bereich der Kindertagespflege, die unter Berücksichtigung der<br />
politischen Vorgaben zunehmend an Bedeutung gewinnt.<br />
Von entscheidender Bedeutung bei der Ausgestaltung der Familienpflege war, dass<br />
diese nicht als Ersatzfamilie gesehen wird, sondern als Ergänzungsfamilie, und dass<br />
die Herkunftseltern weiterhin im Leben der Pflegekinder eine Rolle spielen.<br />
Herkunftseltern und Pflegekinder müssen weiterhin eine Chance für eine<br />
gemeinsame Basis haben. Das richtige Verhältnis zu finden, ist nicht immer leicht<br />
und fordert ein großes Maß an Professionalität und menschlicher sowie persönlicher<br />
Stärke auf allen Seiten.<br />
Sie haben sich als Träger dieser Aufgabe gestellt und systematisch die Elternarbeit<br />
qualifiziert und damit auch bei den Herkunftseltern eine zunehmende Akzeptanz für<br />
diese Form der Erziehungshilfe erreicht. Ich wünsche mir diese Akzeptanz auch bei<br />
den Fachkräften des öffentlichen Trägers und der freien Träger. Meines Erachtens<br />
wird die Chance, die in dieser Form der Erziehungshilfe liegt, noch zu wenig<br />
gewürdigt. Es handelt sich eben um eine andere Qualität der Beziehung zwischen<br />
Pflegeeltern und Pflegekindern, als die im Kontext Heimerziehung.