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Herbert Holakovsky - PiB

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Sehr geehrte Frau Senatorin,<br />

sehr verehrte liebe Frau Krumbholz, Frau Pott-Eisenschmidt,<br />

sehr geehrte Pflegeeltern, liebe Pflegekinder,<br />

meine sehr geehrten Damen und Herren,<br />

„Pflegekinder stark machen“ ist das Motto der<br />

Fachtage und Festveranstaltungen zum 10-<br />

jährigen Bestehen des Trägers „<strong>PiB</strong> – Pflegekinder<br />

in Bremen gemeinnützige GmbH“ – im Sinne eines<br />

Geschenkes an die Bremische Kinder- und<br />

Jugendhilfe, also auch an Sie alle, die heute zu<br />

diesem Tag erschienen sind.<br />

Ich kann nicht nur die Geschäftsführung und die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Trägers zu<br />

diesem Tag beglückwünschen, sondern auch Sie,<br />

sehr geehrte Frau Senatorin zu diesem Träger, mit<br />

dem es Ihren Vorgängerinnen im Amt und Ihnen<br />

gelungen ist, durch die Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen die<br />

Familienpflege in dieser Stadt so zu qualifizieren, dass sie im Rahmen der<br />

Hilfeplanung für Kinder und Jugendliche bei außerfamiliärer Unterbringung als die<br />

fachliche Alternative zur Heimerziehung und zu Erziehungsstellen in Betracht kommt.<br />

Dies gilt auch immer häufiger für Kinder und Jugendliche mit besonders<br />

problematischen Lebensentwürfen.<br />

Dieses alles konnte und kann aber nur gelingen durch Sie, sehr geehrte Pflegeeltern,<br />

durch Ihren unermüdlichen zuverlässigen und engagierten Einsatz. Ohne Sie wäre<br />

diese besondere Art der Erziehungshilfe nicht denkbar. Deshalb gebührt Ihnen ein<br />

besonderer Dank, verbunden mit einer Wertschätzung Ihrer Arbeit.<br />

Ich denke, die Professionellen können oft nicht nachvollziehen, welche hohen<br />

Anforderungen an Sie gestellt werden, aber auch an Ihr Pflegekind. Eine tagtägliche<br />

Gratwanderung: Gelingt uns das Zusammenleben, wie gestaltet sich die Beziehung<br />

zur Herkunftsfamilie? Ist das Kind stark und stabil genug, mit dem Leben in zwei<br />

Familien umgehen zu können? Wie entwickelt es sich in der Schule? Kann ich<br />

gelassen bleiben, wenn ich spüre, dass ich hintergangen werde? Warum kann ich<br />

mich nicht mitfreuen bzw. wie gelingt es mir mich mitzufreuen, wenn mein Pflegekind<br />

von einem Besuch bei seinen leiblichen Eltern begeistert zurück kommt? Eine<br />

Vielzahl von Fragen und Problemen mit denen Sie sich tagtäglich auseinandersetzen<br />

müssen und die Sie bis an die Grenze der Belastbarkeit bringen können.<br />

Insoweit kann man das Motto dieses Fachtages auch erweitern auf „Pflegeeltern<br />

stark machen“.


2<br />

Gleichzeitig mit dem Fachtag sollen auch zehn Jahre <strong>PiB</strong> – Pflegekinder in Bremen<br />

gebührend gefeiert werden. Als in den Jahren 1999/2000 – also bereits im letzten<br />

Jahrhundert – die Idee entstand, den Pflegekinderdienst aus dem Amt<br />

auszugliedern, in freie Trägerschaft zu übergeben und zu einem gesamtstädtischen<br />

Fachdienst weiterzuentwickeln, gab es viele Widerstände und Bedenkenträger in<br />

allen Bereichen. Man sprach vom „Ausverkauf des Amtes“, von „ausschließlich<br />

fiskalisch bestimmten Überlegungen und nicht fachlichen Argumenten“. Nach<br />

zweieinhalbjähriger Verhandlungs- und Überzeugungsarbeit konnte dann mit<br />

Wirkung zum 01.04.2002 der erste Vertrag zur Übertragung der Vollzeit- und<br />

Tagespflege auf den gemeinnützigen Träger <strong>PiB</strong> GmbH unterschrieben werden.<br />

Durch die vertraglich ausgehandelten Rahmenbedingungen war es auch möglich,<br />

dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bisher im Amt für Soziale Dienste im<br />

Pflegekinderdienst tätig waren, zum Träger wechselten.<br />

In zehn Jahren ist es gemeinsam und mit großen Kraftanstrengungen auf beiden<br />

Seiten gelungen, den bei Übernahme durch den Träger <strong>PiB</strong> sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägten kommunalen Pflegekinderdienst zu einem qualifizierten,<br />

gesamtstädtischen Fachdienst auf- und auszubauen: Akquise,<br />

Eingangsqualifizierung, Vermittlung, verbindliche fachliche Begleitung, Supervision,<br />

prozessbegleitende Qualifizierung, Homefinding, Netzwerkarbeit und dazu ein<br />

ausdifferenziertes System der Familienpflege mit den unterschiedlichsten<br />

Leistungsangebotstypen, einschließlich der Kurzzeit- und Übergangspflege sowie der<br />

Patenschaften unter einem Dach, mit einer ausgehandelten Fallzahl, das sind die<br />

Eckpfeiler Ihrer Arbeit. Dass dieses mehr und effektiver ist, als ausschließlich<br />

Kontrolle, versteht sich meines Erachtens von selbst. Dazu kommt noch der sich<br />

ständig ausweitende Bereich der Kindertagespflege, die unter Berücksichtigung der<br />

politischen Vorgaben zunehmend an Bedeutung gewinnt.<br />

Von entscheidender Bedeutung bei der Ausgestaltung der Familienpflege war, dass<br />

diese nicht als Ersatzfamilie gesehen wird, sondern als Ergänzungsfamilie, und dass<br />

die Herkunftseltern weiterhin im Leben der Pflegekinder eine Rolle spielen.<br />

Herkunftseltern und Pflegekinder müssen weiterhin eine Chance für eine<br />

gemeinsame Basis haben. Das richtige Verhältnis zu finden, ist nicht immer leicht<br />

und fordert ein großes Maß an Professionalität und menschlicher sowie persönlicher<br />

Stärke auf allen Seiten.<br />

Sie haben sich als Träger dieser Aufgabe gestellt und systematisch die Elternarbeit<br />

qualifiziert und damit auch bei den Herkunftseltern eine zunehmende Akzeptanz für<br />

diese Form der Erziehungshilfe erreicht. Ich wünsche mir diese Akzeptanz auch bei<br />

den Fachkräften des öffentlichen Trägers und der freien Träger. Meines Erachtens<br />

wird die Chance, die in dieser Form der Erziehungshilfe liegt, noch zu wenig<br />

gewürdigt. Es handelt sich eben um eine andere Qualität der Beziehung zwischen<br />

Pflegeeltern und Pflegekindern, als die im Kontext Heimerziehung.


3<br />

Zehn Jahre <strong>PiB</strong> – zehn Jahre kontinuierlicher Ausbau der Vollzeit- und<br />

Kindertagespflege – ich erspare mir statistische Daten, aber soviel bleibt eindeutig<br />

festzustellen: der Ausbau und die Qualität der Vollzeit- und der Kindertagespflege<br />

wären ohne die Trägerschaft <strong>PiB</strong> in dieser Stadt nicht möglich gewesen.<br />

Daran hat die Politik einen wesentlichen Anteil, weil sie die finanziellen<br />

Rahmenbedingungen geschaffen hat, daran haben die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter des Amtes in den verschiedensten Funktionen ihren Anteil, aber den<br />

wesentlichen Anteil haben Sie als Träger gemeinsam mit den Pflegeeltern. Und da<br />

ein Träger maßgeblich von der Geschäftsführung und Leitung mitgeprägt wird, gilt<br />

natürlich Dank und Anerkennung der Geschäftsführung und stellvertretenden<br />

Leitung, also Ihnen Frau Krumbholz und Frau Pott-Eisenschmidt.<br />

Durch die besondere Rechtsform einer gemeinnützigen Gesellschaft mit den<br />

Gesellschaftern:<br />

- Diakonische Jugendhilfe gGmbH<br />

- Deutsches Rotes Kreuz KV Bremen<br />

- Caritas-Erziehungshilfe<br />

- Hermann Hildebrand Haus<br />

sind Sie gut aufgestellt und verkörpern die Pluralität der Freien Jugendhilfe in dieser<br />

Stadt.<br />

Zehn Jahre <strong>PiB</strong> – eine Erfolgsgeschichte? Wenn Sie mich fragen: uneingeschränkt<br />

JA! Insoweit war es folgerichtig den Vertrag mit Ihnen mit Wirkung zum 01.01.2012<br />

zu verlängern.<br />

Ich wünsche Ihnen zum 10-jährigen Jubiläum weiterhin das erforderliche<br />

Durchhaltevermögen, den mühsam erarbeiteten qualitativen Standard zu halten, die<br />

Kraft zur notwendigen Auseinandersetzung mit Ihren Auftraggebern und<br />

Kooperationspartnerinnen und -partnern und die Anerkennung von allen<br />

gesellschaftlichen Kräften dieser Stadt, die Sie verdienen.<br />

Letztendlich danke ich Ihnen – auch persönlich – für die partnerschaftliche und<br />

konstruktive Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahren mit möglichst geringen<br />

Reibungsverlusten und immer in dem Bemühen und Bewusstsein, für die Kinder und<br />

Jugendlichen dieser Stadt und für deren Familien gute Lebensbedingungen zu<br />

schaffen.<br />

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />

<strong>Herbert</strong> <strong>Holakovsky</strong><br />

Redebeitrag anlässlich des Fachtages „Kinder stark machen!“ von <strong>PiB</strong> – Pflegekinder<br />

in Bremen gemeinnützige GmbH am 02. Juni 2012, Gesamtschule Ost, Walliser<br />

Straße 125, 28325 Bremen.

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