Die Brügger-Therapie und das Neue Denkmodell in der ...
Die Brügger-Therapie und das Neue Denkmodell in der ...
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MAGAZIN<br />
im Stoffwechsel <strong>und</strong> somit unter<br />
Umständen den Beg<strong>in</strong>n von Krankheit<br />
mit entsprechen<strong>der</strong> Symptomatologie.<br />
Sehr genaue Kenntnis <strong>der</strong> Anatomie <strong>und</strong><br />
Physiologie aller Gewebestrukturen ist<br />
die Voraussetzung für die osteopathische<br />
Annäherung, um auf <strong>der</strong> Basis des<br />
»Zuhörens« den Körper zur »Eigenarbeit«<br />
anzuregen. Der wohl entscheidende<br />
Unterschied zwischen Brügger-<strong>Therapie</strong><br />
<strong>und</strong> Osteopathie ist die »Beschränkung«<br />
auf <strong>das</strong> Bewegungssystem bei<br />
Brügger, während die Osteopathie alle<br />
Organsysteme <strong>in</strong> Untersuchung <strong>und</strong><br />
Behandlung <strong>in</strong>tegriert.<br />
Dr. med. Ralf Dehler, Husum, r<strong>und</strong>ete<br />
<strong>das</strong> Vortragsprogramm ab mit e<strong>in</strong>er<br />
»Standortbestimmung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Brügger-<br />
<strong>Therapie</strong>«.<br />
Besteht an e<strong>in</strong>er Stelle des Organismus<br />
e<strong>in</strong> Schaden (muskuläre Verkürzung,<br />
mechanisches Überlastungsödem o.a.),<br />
werden Störungssignale aktiviert, die im<br />
ZNS Schutzprogramme auslösen<br />
(Schmerz, Ausweichbewegung, Bewegungsblockierung,<br />
Parästhesien u.a.).<br />
Ziel <strong>der</strong> Schutzprogramme ist es, die<br />
Ausweitung des Schadens zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
<strong>und</strong> die geschädigte Struktur zu<br />
schonen. Bee<strong>in</strong>druckend ist, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />
reaktiv entstandene Schutzprogramm<br />
häufig an e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Ort des Körpers<br />
auftritt als an <strong>der</strong> eigentlichen Schadenstelle.<br />
<strong>Die</strong>se Zusammenhänge – von<br />
Dr. Brügger als NSB = nozizeptiver<br />
somatomotorischer Blockierungseffekt<br />
beschrieben – s<strong>in</strong>d zentraler Bestandteil<br />
des Behandlungskonzepts bei Funktionsstörungen<br />
des Bewegungssystems.<br />
Für den Therapeuten bedeutet <strong>das</strong>, <strong>das</strong>s<br />
er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr exakten Funktionsanalyse<br />
herausf<strong>in</strong>den muss, welche Struktur<br />
geschädigt ist. <strong>Die</strong> <strong>Therapie</strong> richtet sich<br />
dann nicht nur nach dem Ort, son<strong>der</strong>n<br />
auch nach <strong>der</strong> Art des Schadens (Biegespannung<br />
<strong>in</strong> den Knochen durch e<strong>in</strong>seitig<br />
belastende Körperhaltungen, Muskelverkürzungen,<br />
mechanisch überlastete<br />
Muskeln <strong>und</strong> Sehnenübergänge bzw.<br />
Zerrungen o<strong>der</strong> Stauchungen kle<strong>in</strong>erer<br />
gelenkiger Verb<strong>in</strong>dungen). <strong>Die</strong>se Kernpunkte<br />
<strong>der</strong> Brügger-<strong>Therapie</strong> werden<br />
seit vielen Jahren unbestritten erfolgreich<br />
<strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong> Praxis umgesetz.<br />
Der Referent monierte lediglich, <strong>das</strong>s es<br />
bisher – wie bei den meisten Behandlungsmethoden<br />
<strong>der</strong> physikalischen <strong>und</strong><br />
rehabilitativen Mediz<strong>in</strong> – noch ke<strong>in</strong>e<br />
ausreichenden wissenschaftlichen Effektivitätsstudien<br />
gibt. <strong>Die</strong>ses Manko<br />
erklärt sich aus <strong>der</strong> Tatsache, <strong>das</strong>s die<br />
Universitäts<strong>in</strong>stitute <strong>und</strong> auch <strong>der</strong>en<br />
F<strong>in</strong>anziers (Stichwort: Drittmittel überwiegend<br />
aus <strong>der</strong> Pharma<strong>in</strong>dustrie)<br />
wenig <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d an den Wirkmöglichkeiten<br />
<strong>der</strong> konservativen Orthopädie.<br />
Dehler ermutigte die Theapeut<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Therapeuten, neue Wege zu suchen,<br />
den e<strong>in</strong>deutigen Nutzen <strong>der</strong> Brüggerschen<br />
Lehre von den Funktionskrankheiten<br />
deutlicher <strong>in</strong> den Fokus <strong>der</strong> Aufmerksamkeit<br />
von Fach- <strong>und</strong> Laienöffentlichkeit<br />
zu rücken.<br />
In dem abschließenden Podiumsgespräch<br />
konnten E<strong>in</strong>zelheiten <strong>der</strong> Vortragsthemen<br />
anhand <strong>der</strong> Fragen aus<br />
dem Publikum vertieft werden. <strong>Die</strong> zahlreichen<br />
Workshops »Praktische Umsetzung<br />
des <strong>Neue</strong>n <strong>Denkmodell</strong>s«, »Der<br />
Präventionsgedanke: Was macht Menschen<br />
krank, was hält sie ges<strong>und</strong>?«,<br />
»Infiltration <strong>in</strong> <strong>der</strong> ärztlichen Praxis«,<br />
»Patientenvorstellungen – Funktionsanalyse<br />
<strong>und</strong> Behandlung«, »Nordic Walk<strong>in</strong>g<br />
– Prävention unter beson<strong>der</strong>er<br />
Berücksichtigung des NSB«, »MBT-<br />
Schuhe unter dem Aspekt des Bewegungsmusters«,<br />
»Prävention nach Musik«,<br />
»Motivierte Patienten – Zufriedene<br />
Therapeuten«, »Erfolgreiche Brügger-<br />
<strong>Therapie</strong> im 20-M<strong>in</strong>uten-Takt?« sowie<br />
»Strategische Behandlungsplanung –<br />
Stagnation im <strong>Therapie</strong>fortschritt,was<br />
tun?« boten Gelegenheit, <strong>in</strong> Theorie <strong>und</strong><br />
Praxis wesentliche Facetten <strong>der</strong> Gesamtthematik<br />
ausführlicher zu beleuchten.<br />
Fazit: E<strong>in</strong>e gelungene Veranstaltung<br />
auf anspruchsvollem Niveau <strong>in</strong> den<br />
dazu bestens geeigneten Räumen <strong>der</strong><br />
Albert<strong>in</strong>en-Akademie. Auf e<strong>in</strong>e Fortsetzung<br />
dürfen wir gespannt se<strong>in</strong>!<br />
Vertiefende Literatur zum <strong>Denkmodell</strong><br />
<strong>und</strong> zur Brügger-<strong>Therapie</strong>:<br />
Hüter-Becker, A. (1997), E<strong>in</strong> neues<br />
<strong>Denkmodell</strong> für die Physiotherapie. Z. f.<br />
Physiotherapeuten 49, 4, 565-569<br />
Hüter-Becker, A. (2003), Integrative<br />
Physiotherapie – Was ist <strong>das</strong> eigentlich?<br />
Z. f. Physiotherapeuten 55, 12, 2118-2121<br />
Kubalek-Schrö<strong>der</strong>, S., F. Dehler (2004)<br />
Funktionsabhängige Beschwerdebil<strong>der</strong><br />
des Bewegungssystems. Spr<strong>in</strong>ger, Heidelberg<br />
Anschrift <strong>der</strong> Verfasser<strong>in</strong>:<br />
Antje Hüter-Becker<br />
Hollmuthstraße 20<br />
69151 Neckargemünd<br />
pt_Zeitschrift für Physiotherapeuten_60 [2008] 8 3